Schwellenländer
<font size=5>Die Säulen weisen Risse auf</font>
Von UDO RETTBERG
<font color="#FF0000">Die Schwellenländer kommen nicht zur Ruhe. Russland, Mexiko, Argentinien, Türkei, Polen - die Liste der von Krisen heimgesuchten Staaten lässt sich beliebig verlängern</font>. Die Länder in Osteuropa, Lateinamerika, Afrika und Südostasien versuchen, dem Begriff"Emerging Markets" Ehre zu machen und sich zu aufstrebenden Volkswirtschaften zu entwickeln. Der Weg dorthin ist steinig. Erschwert wird das Bemühen nicht nur durch einen grundsätzlichen Mangel an Kapital, sondern darüber hinaus auch durch einen oftmals nicht sonderlich stark ausgeprägten Reformwillen und durch das Fehlen demokratischer Strukturen.
Belastend kommt hinzu, dass die Emerging Markets politisch und wirtschaftlich am Tropf der großen Industrienationen hängen. <font color="#FF0000">Zeigt die Weltwirtschaft - wie in der gegenwärtigen Phase - deutliche Schwächezeichen, so macht sich dies zuallererst in den Schwellenländern bemerkbar</font>. Wegen der Einseitigkeit der ökonomischen Strukturen leiden diese meist stark vom Export relativ simpler und billiger Produkte (wie z.B. Rohstoffe) abhängigen Nationen überproportional unter rezessiven Tendenzen in der Weltwirtschaft.
Gerade während der jüngsten Zeit haben jene Säulen, die das Fundament für die Stabilität der Finanzmärkte in diesen Regionen sind, durch die schwachen Weltwirtschaftsdaten zahlreiche neue Risse erhalten. <font color="#FF0000">Die zunehmende Risikoaversion internationaler Anleger hat dazu geführt, dass die Renditen von Emerging-Markets-Anleihen kräftig gestiegen und die Währungen zahlreicher aufstrebender Nationen wie Argentinien, Türkei und zuletzt Polen unter Abwertungsdruck geraten sind. Dadurch hat sich die Finanzierung erheblich verteuert</font>. Die Rufe nach konzertierter globaler Finanzhilfe werden lauter. Am Beispiel Türkei macht der Internationale Währungsfonds deutlich, dass Geld nur dann fließt, wenn notwendige Strukturreformen konsequent umgesetzt werden.
HANDELSBLATT, Dienstag, 10. Juli 2001
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