Erlaube mir das ich das hier ein wenig korrigiere: (auch wenn man sagen muß:
wo Du Recht hast, hast Du Recht):
Du schreibst:
Ich finde schon, daß es eine unterschiedliche Sichtweise ist, ob man sagt, «jedes Angebot sucht sich seine Nachfrage» oder «jede Nachfrage findet ihr Angebot». Richtig problematisch wird es aber erst bei den Konsequenzen: Im einen Fall rollt ein Strom von Gütern auf hinterhältige Konsumenten zu, die partout nicht die hundert Tennisbälle kaufen wollen, die ihnen die Produzenten anbieten, sondern 3 Rollen Toilettepapier; so eben wie in der früheren Sowjetunion.
Zu diesem Thema müßtest Du Dich wohl mit meiner Schwiegerin unterhalten die noch in Lehnungrad (heute Sankt Petersburg - studiert hat). Also es war keineswegs so in den Sozialismus, und zwar in keiner Phase, daß man eben 100 Tennisbälle angeboten hat, der Bedarf aber 3 Rollen Klopapier lautete.
Wenn es jemals so war, dann war das kurz vor dem Ende des Sozialismus,
ist aber ansonsten ist es gern wiederholtes falsches Satz gerade in Kapitalismus. Natürlich verhielt sich es nicht in allen Bereichen so.
Ob es daran liegt, ob die Westbanken keine Kredite gewährt haben, darf ebenfalls bezweifelt werden, die Zeiten 1980-81 waren eben solche Zeiten.
Es gab Mangel an Nahrungsmittel - DIE ALLERDINGS FREI KÄUFLICH WAREN -
unfrei käuflich war alles da, was man brauchte um Primiärbedürfnisse
zu decken. Und wenn Du schon via Bekanntschaften nur eine Ware
bekommen konntest, so mußte man auch zueinander nett sein, und es mußte
sich geschäftlich lohnen. Wie man da"unfreundlich" sein konnte ist mir ein Rätsel.
Übrigens - zur Produkteinführung: es ist keineswegs so, daß jeder Konsument, der etwas Neues findet, es gleich kauft. Diese Kaufspirale dreht sich
erst später auf, wenn es die ersten bereits haben. Die Masse kann sich erst
dann unter einem Produkt was vorstellen, wenn man bereits die Funktionalität
davon kennt. Also: erst muß ein Produkt da sein, damit man es vermarkten kann, der Sozialismus hat in dem Sinne Bedürfnisse nicht wahrgenommen, oder
erst selbst geprüft, ob es nun mal wirklich Sinn macht, den Leuten elektronische Uhr zu geben. Ferner dachte man da sehr wohl daran, wenn eine elektronische Uhr kaputt geht, gibt es keinen Uhrmacher, der es reparieren kann. Und das muß man dem Sozialismus lassen: es war ebenfalls das Sparen von natürlichen Ressourcen. Partybecher - aus Plastik? Wozu so etwas?
Im anderen Fall bemühen sich 5 Autofirmen darum, dem Kunden ein möglichst perfektes Auto zu einem (in seiner Klasse) möglichst fairen Preis zu bieten.
Den Unterschied hat jeder gespürt, der vor dem Zusammenbruch der sozialistischen Länder, etwa in Polen, ins Restaurant ging: Unfreundliches Personal, hohe Preise und schlechte Qualität - das waren die Markenzeichen der Gaststätten im Sozialismus; der Gast war ein"Nachfrager", der von einem Beamten bedient wurde.
Unmittelbar vor dem Zusammenbruch hat sich bereits nicht gelohnt für Falschgeld zu arbeiten, und deswegen war das Personal hauptsächlich stumpf.
Mit der Qualität stimmt es allerdings - das würde ich nicht mal meine Katze
geben, deswegen galt bei uns: bloß nicht in ein Restaurant gehen, und wenn ja dann in ein Gutes. Nun die hatten natürlich ihren Preis - der Danziger Teller
voll mit Bakalien kostete bereits 1988 ein Monatslohn eines durchnittlichen
Menschen.
Die Frage des"Wertes" der angebotenen Bedürfnis-Befriedigung stand überhaupt nicht zu Diskussion. Und da das auf allen Gebieten so war, verbrauchten diese Staaten, um sich selbst am Leben zu erhalten, wesentlich mehr Werte als sie schufen.
Der Zusammenbruch auf der Angbotseite war nur in öffnetlichen Läden spürbar,
wer Kontakte hatte - überhaupt kein Problem. So haben alle Deutschen die ich kenne eher von polnischer Gastfreundschaft geschwärmt - in den Läden war das natürlich was ganz Anderes. Nett sein vom Verkäufer hat gekostet. Am besten Fremdgeld. Keine Zlotys.:) Überhaupt blühte damals der Schwarzhandel
zu bereits ganz anderen Preisen.
Eine Zeitlang kamen sie noch mit Krediten über die Runden,
wobei die Kredite nicht zur Schaffung von Produkten verwendet wurden sondern zur Lohnzahlung, Du weißt ja es gab das Motto: ob man liegt, oder steht - es ist auch eine Leistung, die bezahlt werden muß.
verrotteten dabei aber immer mehr, sowohl moralisch als auch ökonomisch, und schließlich kam das"Aus".
Ich würde es eher bewerten, als eine Art passiven Widerstand - die meisten Länder wollten den Kommunismus gar nicht in Wahrheit - sondern eher Schutz, und deswegen spaltete man sich von Kapitalismus ab.
Die Leute haben im Bereich freie Zeit mehr in einer Stunde geschafft, als den ganzen Tag in legaler Arbeit. Zwischen 1980-88 wurden in Polen die meisten
Wohnhäuser gebaut - mehr als zwischen 1945-80. ;) Man kann es also so bezeichnen: Polen war noch sozialistisch, aber 81 in kapitalistischen Geist.
Ich kann Dir versichern, mit Kontakten und guten Geld, auch Gold war in dieser Zeit alles erreichbar.
Denn anders als in der Biologie ist das Ãœberleben sozialer Organismen an sich kein Selbstzweck!
>Und was befähigt mich oder auch jeden anderen Markteilnehmer ein Angebot nachzufragen? Was kommt zuerst das Angebot oder die Nachfrage?!!!!!
Gute Frage; was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Zweifellos aber kommt zuerst einmal das Bedürfnis eines Menschen; einverstanden?
Wie kann ein Mensch etwas nachfragen, worunter er sich nichts versprechen kann? Also erstens kommt ein Produkt, er wird eingeführt, die Masse akzeptiert es oder auch nicht. Dieses Bild der Selektion sehen wir doch am Neuen Markt
zum Beispiel. Beispiel Metabox: es gibt sehr wohl das Bedürfnis Internet
am Fernsehen und ohne PC zu erleben - doch es wurde eben doch nicht nachgefragt.
Und Bedürfnis-Befriedigung kann man sich nur auf 3 verschiedenen Wegen verschaffen: entweder durch vorherigen Konsumverzicht (das ist die Ochsentour);
oder durch die Aufnahme eines Kredites (das ist der vermeintlich leichte Weg, der oftmals aber ins Verderben führt) oder durch Raub und Diebstahl (das ist der in der bisherigen Geschichte der Menschheit wohl häufigste Weg)!
Na ja - also bisher habe ich angenommen, daß zumindest die primitisten Bedürfnisse auch durch normale Arbeit - standortabhängig - gestillt werden können, was aber natürlich die Deinen Arten nicht ausschließt.
Gruß.
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