Sorgen um Emerging Markets und um die US-Konjunktur
<font size=5>Der Euro profitiert von Finanzkrisen</font>
HANDELSBLATT, 12.7.2001 HB FRANKFURT/M. <font color="#FF0000">Getrieben von Sorgen um Argentinien und die Türkei haben Finanzmärkte der Schwellenländer gestern weltweit nachgegeben</font>.
Die Sorgen um Argentinien fegten auch in der Türkei die Hoffnung hinweg, die Hoffnungen auf Fortschritte bei den Verhandlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit Ankara ausgelöst hatten. <font color="#FF0000">Die türkische Lira fiel auf ein neues Rekordtief zum Dollar. Der türkische Aktienindex verlor rund 8 %</font>. Der IWF erklärte, er werde morgen mit der türkischen Regierung über das derzeit blockierte Kreditprogramm sprechen. Der IWF hatte vergangeen Woche die Auszahlung einer Kredittranche an Ankara blockiert, nachdem die Regierung IWF-Auflagen nicht erfüllt hatte.
Die Härte, die der IWF gegenüber der Türkei zeigt, wird an den Finanzmärkten als Signal intepretiert, dass der Fonds auch anderen Ländern gegenüber energischer auftreten wird. Das erklärt zum Teil, warum die Krisen in Argentinien und in der Türkei andere Länder in Mitleidenschaft ziehen.
<font color="#FF0000">Die Zinsen auf argentinische Bonds klettern derweil rapide nach oben</font>. Bei einer Auktion kurzfristiger Schatzbriefe musste die Regierung <font color="#FF0000">fünf Prozentpunkte mehr Zinsen versprechen als noch vor zwei Wochen. Die 91-tägigen Anleihen erzielten Renditen von 14,01 %. Das sind die höchsten Renditen seit 1996</font>.
Zu den Sorgen um die Emerging Markets hat auch die Türkei ihren Beitrag geleistet.
<font color="#FF0000">Die Finanzmärkte treibt die Sorge eines Zahlungsverzugs der Regierung in Buneos Aires um, die sich auf die anderen Emerging Markets ausbreitet. Dies gilt vor allem für die Türkei</font>.
Auch an den Devisenmärkten haben die Sorgen über eine neue Emerging-Market-Krise zu Turbulenzen geführt. Der Dollar verlor gestern gegen die wichtigsten Währungen. Er verlor gegen den Euro an die 0,7 %. Der Schweizer Franken gewann nahezu einen Prozent gegen die US- Währung.
<font color="#FF0000">Die Sorge über eine Finanzkrise in den Emerging Markets hat gestern nicht - wie üblich - dem US-Dollar, sondern dem Euro geholfen</font>. Der Kurs des Euros stieg bis zum späten Nachmittag auf über 86 US-Cent. In der Spitze kostete der Euro drei Cent mehr als noch vor einer Woche.
Devisenhändler begründeten den Euro-Kursanstieg unter anderem mit Anlagekapital, das aus den mittel- und osteuropäischen Ländern nach Europa zurückkehre."Die Sorge um die Emerging Markets hat heute den Euro-Kurs gestärkt", sagt Klaus Näfgen von der BHF-Bank.
<font color="#FF0000">Der polnische Sloty und der ungarische Forint hatten in den vergangenen fünf Tagen über 11 % an Wert verloren</font>. Analysten betonten, dass viele Sloty- und Forint-Positionen gegen den Euro gehalten werden. Damit profitiere der Euro besonders vom Verfall der beiden Währungen.
Auch die Sorge um Argentinien drückt auf den Dollar. <font color="#FF0000">"Eine lateinamerikanische Schuldenkrise würde eine wirtschaftliche Erholung in den USA im zweiten Halbjahr belasten"</font>, sagt Savvas Ladonikolas von ING Barings. Die Exporte der USA nach Lateinamerika addieren sich zu 6,1 % aller US-Exporte.
<font color="#FF0000">Argentinien rutscht derzeit in eine neue Schuldenkrise, die Kreditkosten für die Regierung steigen. Angesichts der schleppenden Konjunktur wachsen die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit des Landes</font>.
Die Gefahr einer Krise der Emerging Markets halten Analysten für gering. Janis Hübner von der DG Bank sagt, lokale Brandherde würden sich nicht zu einem Flächenbrand ausweiten. Neill Dougall von Dresdner Kleinwort Wasserstein hält die Krisen für vorübergehend. Ausnahmen seien die Türkei und Argentinien. In der Türkei hatten Streitigkeiten mit dem Internationalen Währungsfonds zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt.
Manche Volkswirte halten das Argument des sicheren Hafens für ungeeignet, um die derzeitige Euro-Rallye zu erklären. Ulrich Beckmann von Deutsche Bank Global Markets sagt, entscheidender sei eine Neubewertung der US-Wirtschaft an den Devisenmärkten."Bei den großen US-Unternehmen macht sich die Dollar-Stärke über einen schwächeren Export bemerkbar", sagte Beckmann. <font color="#FF0000">Zusammen mit den Ungleichgewichten wie dem hohen US-Leistungsbilanzdefizit belaste das den Dollar</font>.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 12. Juli 2001
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