McMike
17.07.2001, 08:30 |
dottore´s Aufruf zur Verschuldung? BILD Thread gesperrt |
Könnte man ihren Beitrag in der Bild nicht auch als Aufruf zum Optimismus und zur Verschuldung verstehen?
Von der harschen Kritik, wie hier im Board keine Spur.
Warum gibt´s bei der BILD keine Implosionen?
Sollte man, wenn man über ein Massenmedium seine Meinung publizieren kann, nicht etwas kritischer sein, oder DARF man das bei der Bild nicht?
gruss mcmike
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McMike
17.07.2001, 08:34
@ McMike
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BILD-Text |
Wer gut drauf ist, kauft gern was.
SIE holt sich neue Schuhe, auch wenn der Schuhschrank kaum noch Platz hat. ER bestellt ein neues Auto, auch wenn das alte noch keine 20 000 Kilometer runter hat.
Analyse von Dr. Paul C. Martin
Der Unternehmer ordert modernere Maschinen, der Software-Freak den neuesten PC. Die Familie sucht sich ein Grundstück und verhandelt mit der Bank um einen Kredit fürs Bauen.
Wir sind aber nicht gut drauf, und deshalb lahmt die Wirtschaft.
Warum sind wir nicht gut drauf?
Es fing an mit dem neuen Euro. Er sollte stabil sein und steigen. Aber er ist bös gefallen, in Kurs und Kaufkraft. Was fällt, macht keine Laune.
Dann kam der Börsenknall. Wer Aktien zu 50 gekauft hat und sieht, dass sie inzwischen nur noch 5 wert sind, der hadert mit sich und der Welt.
Dann der Benzinschock! Und der Fleisch-Schock! Wenn die Alltagspreise steigen, verhagelt das die Stimmung mächtig. Zumal keiner ausweichen kann. Der Arbeitnehmer muss zur Arbeit fahren, die Familie muss preiswert zu Abend essen können.
Die Bundesbank sieht im Benzin- und Fleisch-Schock die beiden großen Bremsklötze, die den Aufschwung stoppen.
Und täglich kommen neue Miesepeter-Meldungen: Die Krankenkassen sind marode, die Beiträge steigen. Fürs Alter kann ich offenbar nur gut vorsorgen, indem ich noch eine Versicherung abschließe - die Riester-Rente.
Ich muss in BILD lesen, dass Mitarbeiter großer Firmen schon von sich aus freiwillig ihre Löhne kürzen lassen. Nur damit sie ihren Job behalten. Ich muss lesen, dass die 40-Stunden-Woche wieder kommen soll.
Ich muss lesen, dass die Arbeitslosen einfach nicht weniger werden. Ich muss lesen, dass der Wirtschaftsminister den „Druck auf die Arbeitslosen“ erhöhen will - als ob die nicht schon Sorgen genug hätten.
Macht das alles froh?
Nein. Eine Wirtschaft kann aber nur gedeihen, wenn die Herzen lachen.
Das ewige Gezänk der Politiker geht uns auf die Nerven. Jede Partei will der anderen eins reinwürgen, indem sie groß erklärt, wie falsch die andere alles macht.
Wie es aber alle richtig machen könnten, das sagt keiner.
So drehen wir uns im Kreis und kommen keinen Millimeter weiter.
Und während wir uns immer weiter drehen, verdunkelt sich die Lage der Weltwirtschaft. Japan steckt in schwerer Krise, selbst die ewig optimistischen Amerikaner sprechen schon von Rezession...
Es kann nur ein Heilmittel für die deutsche Krankheit geben: Eine bessere Stimmung muss her. Sind wir wieder gut drauf, läuft’s auch wieder wie geschmiert.
Wer immer nur nach unten in die Tiefe schaut, springt zum Schluss noch selbst.
gruss mcmike
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PuppetMaster
17.07.2001, 08:39
@ McMike
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Re: dottore´s Aufruf zur Verschuldung? BILD |
>Könnte man ihren Beitrag in der Bild nicht auch als Aufruf zum Optimismus und zur Verschuldung verstehen?
>Von der harschen Kritik, wie hier im Board keine Spur.
>Warum gibt´s bei der BILD keine Implosionen?
>Sollte man, wenn man über ein Massenmedium seine Meinung publizieren kann, nicht etwas kritischer sein, oder DARF man das bei der Bild nicht?
>gruss mcmike
das ist wohl ein lehrstück journalistischer verantwortung?
2 interpretationen:
-persönlichkeitsspaltung (hier: implosionen, dort: lachende herzen)
-bild lesern ist die wahrheit (wie sie der autor sieht) nicht zumutbar
gruss
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diadem
17.07.2001, 08:53
@ McMike
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Danke für das Einstellen dieses Textes.... |
.......ich muss schon sagen, der Tenor dieser Aussagen lässt tief blicken.....
Die wichtigste Qualifikation der Zukunft wird es sein, Unterschiede zu merken und zu beurteilen.
Du machst mit Deinen Fragen einen guten Anfang mcmike....
Gruss und guten Morgen
D.
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Bär / + Anmerkung von JüKü
17.07.2001, 10:51
@ McMike
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wes Brot ich ess |
des lied ich sing.
aber ich glaube, hier ist unser dottore übers ziel hinausgeschossen.
auch wenn der normale bild-zeitungsleser hier ein paar probleme hätte,
einfach zu behaupten, wenn die stimmung besser ist, wird alles gut,
fand ich doch des opportunistischen zuviel.
Anmerkung von JüKü: dottore ist NICHT mehr bei BILD, seit Anfang des Jahres.
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Josef
17.07.2001, 11:59
@ McMike
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Re: BILD-Text Diesen Text finde ich in Ordnung, denn er zeigt einen Teil |
der wirtschaftlichen Wirklichkeit, der wahrscheinlich den meisten Bildlesern
nicht so bewusst ist (vor allem nicht den Millionen Rentnern)
Der Aufruf zur GUTEN Laune hat doch nur Alibifunktion. Oder glaubt ihr
ernsthaft irgendein Leser kauft auf Grund dieses Artikels einen neuen
Fernseher oder gar ein neues Auto??
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PuppetMaster
17.07.2001, 12:14
@ Josef
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Re: BILD-Text Diesen Text finde ich in Ordnung, denn er zeigt einen Teil |
>der wirtschaftlichen Wirklichkeit, der wahrscheinlich den meisten Bildlesern
>nicht so bewusst ist (vor allem nicht den Millionen Rentnern)
>Der Aufruf zur GUTEN Laune hat doch nur Alibifunktion. Oder glaubt ihr
>ernsthaft irgendein Leser kauft auf Grund dieses Artikels einen neuen
>Fernseher oder gar ein neues Auto??
alibifunktion für was?
ich muss sagen, ich bin über die diskrepanz der auftritte dottores hier und in BILD empört.
hier wird die wirtschaftliche dynamik so beschrieben, als ob der zusammenbruch a. nahe b. unvermeidbar ist. dort die parole der schönwettermentalität ausgegeben.
gruss
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Shakur
17.07.2001, 14:02
@ PuppetMaster
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Re: BILD-Text Diesen Text finde ich in Ordnung, denn er zeigt einen Teil |
>>der wirtschaftlichen Wirklichkeit, der wahrscheinlich den meisten Bildlesern
>>nicht so bewusst ist (vor allem nicht den Millionen Rentnern)
>>Der Aufruf zur GUTEN Laune hat doch nur Alibifunktion. Oder glaubt ihr
>>ernsthaft irgendein Leser kauft auf Grund dieses Artikels einen neuen
>>Fernseher oder gar ein neues Auto??
>alibifunktion für was?
>ich muss sagen, ich bin über die diskrepanz der auftritte dottores hier und in BILD empört.
>hier wird die wirtschaftliche dynamik so beschrieben, als ob der zusammenbruch a. nahe b. unvermeidbar ist. dort die parole der schönwettermentalität ausgegeben.
>gruss
So sehe ich es - leider - auch.
Warum beteiligt sich der von mir geschätzte Dr. M. an der Verblödung der breiten Masse?
Würden unsere traurigerweise gleichgeschalteten Medien ehrlicher über wahre wirtschaftliche, oder - noch wichtiger - politische Vorgänge berichten, dann wären sehr viele Auswüchse des Monetarismus und des Raubtierkapitalismus in der Wirklichkeit gewordenen Form der letzten Jahrzehnte kaum möglich gewesen, einschließlich der übelsten Auswirkungen des Neokolonialismus, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.
Insofern, wenn der Bericht von Dr. M. ist, finde ich das sehr schade und unehrlich von ihm. Ein wenig Niveau sollte auch in der Bild möglich sein, oder?
Unsere Medien sind Mitschuldige an sehr vielen Ãœbeln dieser Welt, durch ihre den Konzernen und Machthabenden wohlgesonnenen Berichterstattung (um es mal besonnen zu formulieren).
Grüße
Grüße
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Ecki1
17.07.2001, 15:19
@ Shakur
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Re: BILD-Text Diesen Text finde ich in Ordnung! |
Wer Hintergrundwissen will, informiert sich sowieso nicht nur aus der Boulevardpresse. Wer BILD kauft, weiss, was ihn erwartet: Ein Volksmeinungs-Rückkopplungs-Verstärker, der häufig ein gutes Stimmungsbild abgibt. Das ist weder gut noch böse, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil eines pluralistischen Pressespektrums!!! Unter diesem Etikett finde ich den Artikel absolut in Ordnung. Zielgruppendiversifikation findet in allen Sektoren statt, warum also nicht auch in der Presse?
Gruss: Ecki
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dottore
17.07.2001, 15:34
@ McMike
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Re: Grundsätzlich dazu: |
>Könnte man ihren Beitrag in der Bild nicht auch als Aufruf zum Optimismus und zur Verschuldung verstehen?
Ein Aufruf war es nicht. Sondern eine Erklärung für die Konjunktur-Malaise. Das Thema war nicht: Wann ist es vorbei?
Sondern: Wie kommen die Deutschen aus der Krise? Dazu bedarf es zusätzlicher Käufe, was keiner bestreiten wird. Zu zusätzlichen Käufen (Investitionen usw.) führen ausschließlich zusätzliche Kredite.
Um dahin zu kommen, braucht es zusätzliches Vertrauen ("Freude","Gut drauf sein"), vor allem des Kreditnehmers (Konsument) in seine wirtschaftliche Lage bzw. deren Zukunft. Dies allein war darzustellen. Nicht mehr und nicht weniger. Sollten Morgen alle ihre Zukunft rosig sehen, werden sie sich wahrscheinlich zusätzlich verschulden. Und entsprechend zusätzlich kaufen.
>Von der harschen Kritik, wie hier im Board keine Spur.
Da ich als Autor gefragt wurde, habe ich genau das geschrieben, was zum Thema verlangt wurde. Ich bin nicht Chefredakteur dort, noch nicht mal Redakteur und habe keine Möglichkeit, einen Artikel sub Head"Es ist sowieso alles schon zu spät!" ins Blatt zu stellen. Dies würde ich auch nicht machen, da dies eine Analyse wäre, die eine Zukunft behandelt, die wir noch nicht kennen können.
Hier war eine Analyse der Gegenwart gefragt, die ich eben so abgeliefert habe wie sie da steht. Ich glaube, sie reicht weit über das hinaus, was einem von Politik und Wissenschaft gerade angeboten wird ("Es liegt an den zu hohen Löhnen","Es liegt an den zu hohen Zinsen" usw.).
Eine Zeitung kann nicht von sich aus der Behebung aller Konten aufrufen. Sie kann bestenfalls beschreiben, wenn mehr und mehr Konten abgehoben werden und dann aufzeigen, was geschähe, wenn dies weiter ginge. Eine Zeitung ist zunächst der unmittelbaren Nachrichtenlage verpflichtet, sie ist kein Prophezeiungsorgan.
>Warum gibt´s bei der BILD keine Implosionen?
Die gibt's selbstverständlich auch. Die Geschäfte laufen schlecht, vor allem das mit Anzeigen. Keine Firma der Welt, auch keine Bank würde jemals von sich aus sagen, dass sie pleite ist. Das stellen immer andere fest.
>Sollte man, wenn man über ein Massenmedium seine Meinung publizieren kann, nicht etwas kritischer sein, oder DARF man das bei der Bild nicht?
Man darf bei BILD sehr viel. Dabei ist das"Kritische" sehr wohl deutlich geworden, jedenfalls zeigen dass die Mengen von Anrufen und Faxen, die in bejahender Form inzwischen von den Lesern eingelaufen sind. Nicht von den Kritisierten natürlich, vor allem nicht von Politikern.
Wie sollte"etwas kritischer" überhaupt formuliert werden? Dann wären wir wieder beim"Es ist vorbei!"-Artikel, der dem Leser (12 Millionen) höchstens noch suggerieren könnte, er würde einen Vorteil erwischen, wenn er sich als erster in der Schlange anstellt. Die vielen anderen, die dann ins Leere griffen, würden voller Wut die Zeitung stürmen, die es in ihren Augen schließlich verursacht hat, dass sie ins Leere greifen mussten.
Ich habe die Kritik hier sehr wohl gelesen, wofür ich mich auch sehr bedanke. Ich akzeptiere sie selbstverständlich.
Ultra posse nemo tenetur. Immerhin habe ich zum Thema"Konjunkturschwäche" in anderen Blättern bis heute auch nicht annähernd so deutliche Worte gelesen, von der FAZ ("1929 wird sich nie wiederholen") ganz zu schweigen.
Gruß
d.
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Shakur
17.07.2001, 17:06
@ Ecki1
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Ich sehe es etwas anders |
>Wer Hintergrundwissen will, informiert sich sowieso nicht nur aus der Boulevardpresse.
Das ist es ja was ich meine: echtes Hintergrundwissen vermittelt die Presse kaum, weder das Handelsblatt, noch die FAZ oder sonstwer. Unsere Presse, die Medien allgemein, sind gleichgeschaltet, vor allen Dingen dann, wenn es an brisante Themen wie Neokolonialismus, Unterdrückung und Ausbeutung der dritten Welt durch wohlbekannte Konzerne aus hauptsächlich dem angloamerikanischen Bereich (fast mehr anglo als amerikanisch) herangeht.
Um nur wenige Beispiele zu nennen: über Afrika und dessen Situation findet so gut wie keine und wenn dann eine äußerst unehrliche Berichterstattung statt. Ich erinnere an die Situation an den großen Seen und die Völkermorde, die bis heute ungehindert stattfinden durch skrupellose Schergen der Konzerninteressen vor Ort, bewaffnet, ausgebildet, bestochen und finanziert durch die Länder und deren Konzerne (mit Hilfe der Geheimdienste etc.), die die Rohstoffe nicht der Bevölkerung zugute kommen lassen wollen, sondern sich selbst und ihrer unstillbaren Habgier. Da werden demokratisch gewählte Regierungen geputscht, gestürzt und den Konzerninteressen hörige Diktatoren und Volksschlächter eingesetzt, die dann in unseren Medien in Pervertierung der Tatsachen als Demokraten hingestellt werden! Rohstoffe sind ein Naturrecht des Volkes, der Nation, auf der diese vorkommen und gehören nicht irgendwem tausende Meilen entfernt in einem klimatisierten Wolkenkratzer! Trotzdem werden diese Nationen seit langem und ungehindert bis heute um ihr Recht gebracht, mit grausamen Massakern an Millionen von Menschen, wenn es sein muß. Und hier in den Medien werden diese Rohstoff- und Territorialkriege dann als Stammesfehden, als ethnische Unruhen wildgewordener Afrikaner hingestellt, in verleumderischer, menschenverachtender, entwürdigender Weise wird gelogen, und zwar bewußt, daß sich die Balken biegen. Das meine ich mit der schlimmen Mitverantwortung der Medien an solchen Vorgängen!
Und das ist nur ein Beispiel von sehr vielen.
>Wer BILD kauft, weiss, was ihn erwartet: Ein Volksmeinungs-Rückkopplungs-Verstärker, der häufig ein gutes Stimmungsbild abgibt. Das ist weder gut noch böse, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil eines pluralistischen Pressespektrums!!! Unter diesem Etikett finde ich den Artikel absolut in Ordnung. Zielgruppendiversifikation findet in allen Sektoren statt, warum also nicht auch in der Presse?
>Gruss: Ecki
In Anbetracht meiner Darstellung erkennst Du hoffentlich Deine Zeilen als unannehmbar. Medien sollten immer der Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit verpflichtet sein, schon deshalb, weil viele einfachere Zeitgenossen alles für bare Münze nehmen, was sie lesen. Und wie gesagt, in der sog. seriösen Presse findest Du auch so gut wie nie Wahrheit über wirklich brisante Vorgänge sondern meist nur Lügen - ja Lügen.
Insofern bezieht sich das von mir geschriebene kaum mehr auf den Artikel des Dr. M. Der Artikel ist akzeptabel. Die Lügen der Medien nicht.
Gruß
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dottore
17.07.2001, 17:48
@ Shakur
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Re: Wer vermittelt denn noch was? |
>>Wer Hintergrundwissen will, informiert sich sowieso nicht nur aus der Boulevardpresse.
>
>Das ist es ja was ich meine: echtes Hintergrundwissen vermittelt die Presse kaum, weder das Handelsblatt, noch die FAZ oder sonstwer. Unsere Presse, die Medien allgemein, sind gleichgeschaltet, vor allen Dingen dann, wenn es an brisante Themen wie Neokolonialismus, Unterdrückung und Ausbeutung der dritten Welt durch wohlbekannte Konzerne aus hauptsächlich dem angloamerikanischen Bereich (fast mehr anglo als amerikanisch) herangeht.
Das stimmt natürlich. Aber die deutschen Medien unterhalten kaum irgendwo in diesen Gebieten Korrespondenten. Das kommt wiederum daher, dass diese Themen die Leser kaum oder nur am Rande interessieren. Dies wiederum resultiert nicht aus mangelnder Bereitschaft zum Interesse, sondern schlicht daraus, dass bereits die Schulen zu diesen Themen komplett versagen.
Wer gerade noch weiß, wer Bismarck war (auch da habe ich in Fragebogen zu Aufnahmeprüfungen in Journalistenschulen - alles Leute mit Uni-Abschluss! - Unglaubliches entdeckt, bis hin zu"Fussballtrainer" oder"Rockstar") weiß mit Sicherheit nicht, wo Malawi, Burundi oder Togo liegen.
Die Medien stellen nur die gesamte Bildungskatastrophe dar. Selbst die prinzipiell erheblich besseren angelsächsischen Medien (BBC bis New York Times) erreichen mit entsprechenden Berichten bestenfalls Grüppchen am äußersten Rand des Bildungsspektrums. Dies belegen sämtliche Leser- bzw. Nutzer-Analysen.
Wir blicken nur in den Spiegel.
>Um nur wenige Beispiele zu nennen: über Afrika und dessen Situation findet so gut wie keine und wenn dann eine äußerst unehrliche Berichterstattung statt. Ich erinnere an die Situation an den großen Seen und die Völkermorde, die bis heute ungehindert stattfinden durch skrupellose Schergen der Konzerninteressen vor Ort, bewaffnet, ausgebildet, bestochen und finanziert durch die Länder und deren Konzerne (mit Hilfe der Geheimdienste etc.), die die Rohstoffe nicht der Bevölkerung zugute kommen lassen wollen, sondern sich selbst und ihrer unstillbaren Habgier. Da werden demokratisch gewählte Regierungen geputscht, gestürzt und den Konzerninteressen hörige Diktatoren und Volksschlächter eingesetzt, die dann in unseren Medien in Pervertierung der Tatsachen als Demokraten hingestellt werden! Rohstoffe sind ein Naturrecht des Volkes, der Nation, auf der diese vorkommen und gehören nicht irgendwem tausende Meilen entfernt in einem klimatisierten Wolkenkratzer! Trotzdem werden diese Nationen seit langem und ungehindert bis heute um ihr Recht gebracht, mit grausamen Massakern an Millionen von Menschen, wenn es sein muß. Und hier in den Medien werden diese Rohstoff- und Territorialkriege dann als Stammesfehden, als ethnische Unruhen wildgewordener Afrikaner hingestellt, in verleumderischer, menschenverachtender, entwürdigender Weise wird gelogen, und zwar bewußt, daß sich die Balken biegen. Das meine ich mit der schlimmen Mitverantwortung der Medien an solchen Vorgängen!
Die Mitverantwortung kann höchstens einen Bruchteil der Verantwortung umfassen. Die aber liegt im Bildungssystem selbst, das die Medien nicht zu verantworten haben.
>Und das ist nur ein Beispiel von sehr vielen.
>>Wer BILD kauft, weiss, was ihn erwartet: Ein Volksmeinungs-Rückkopplungs-Verstärker, der häufig ein gutes Stimmungsbild abgibt. Das ist weder gut noch böse, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil eines pluralistischen Pressespektrums!!! Unter diesem Etikett finde ich den Artikel absolut in Ordnung. Zielgruppendiversifikation findet in allen Sektoren statt, warum also nicht auch in der Presse?
>>Gruss: Ecki
>
>In Anbetracht meiner Darstellung erkennst Du hoffentlich Deine Zeilen als unannehmbar. Medien sollten immer der Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit verpflichtet sein, schon deshalb, weil viele einfachere Zeitgenossen alles für bare Münze nehmen, was sie lesen. Und wie gesagt, in der sog. seriösen Presse findest Du auch so gut wie nie Wahrheit über wirklich brisante Vorgänge sondern meist nur Lügen - ja Lügen.
Selbst wenn die Wahrheit geschrieben würde: Kaum jemand nähme sie zur Kenntnis. Die allgemeine Wurstigkeit selbst den schrecklichsten Vorgängen gegenüber ("schön weit weg") ist kaum noch steigerungsfähig. Selbst bestens gemachte TV-Journale, also in einem Medium, das sich sehr leicht verkonsumieren lässt, laufen mit Nahe-Null-Einschaltquoten.
Gruß
d.
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Shakur
17.07.2001, 19:26
@ dottore
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Re: Wer vermittelt denn noch was? |
>Dies wiederum resultiert nicht aus mangelnder Bereitschaft zum Interesse, sondern schlicht daraus, dass bereits die Schulen zu diesen Themen komplett versagen.
Da hast Du leider nur allzu Recht. Die Bildung der Bürger ist schlecht und die Schulen versagen. Der Grund für das Versagen der Schulen wäre mal ein interessanter Forschungsgegenstand, da würde einiges zutage gefördert. Ich glaube, die Qualität der Schulbildung hat in den letzten 100 Jahren dramatisch abgenommen.
>Die Medien stellen nur die gesamte Bildungskatastrophe dar. Selbst die prinzipiell erheblich besseren angelsächsischen Medien (BBC bis New York Times) erreichen mit entsprechenden Berichten bestenfalls Grüppchen am äußersten Rand des Bildungsspektrums. Dies belegen sämtliche Leser- bzw. Nutzer-Analysen.
Da weißt Du sicher mehr als ich. Dennoch dürfen Tatsachen nicht vorenthalten werden oder aber Wahrheiten geradezu ins Gegenteil verkehrt werden. Das tun Medien auch. Leugnen ist zwecklos:o)
>>...... Das meine ich mit der schlimmen Mitverantwortung der Medien an solchen Vorgängen!
>Die Mitverantwortung kann höchstens einen Bruchteil der Verantwortung umfassen. Die aber liegt im Bildungssystem selbst, das die Medien nicht zu verantworten haben.
Richtig. Das Bildungssystem verantwortet einen Großteil der Dummheit, des Desinteresses der Leute. Ohne viel mehr Aufwand könnte das Bildungssystem die Kinder und Menschen besser auf das Leben vorbereiten, sie interessieren für die Welt ringsum, für ihre Mitmenschen und dadurch auch den Grad des Verantwortungsgefühls in der Bevölkerung steigern, was dann auch ein geändertes Medienkonsumverhalten zur Folge hätte und eine andere Ausrichtung der Politik allgemein.
Und trotzdem setze ich den von Dir genannten Bruchteil der Verantwortung der Medien hoch an. Denn bewußtes Verschweigen (sehr viele Beispiele vorhanden) oder bewußtes Verdrehen, Lügen (noch mehr Beispiele vorhanden), erhöhen diesen Mitverantwortungsgrad dramatisch. Denn wenn die Menschen echte Informationen erhalten, dann setzt - gleichgültig wie hoch der vorherige Grad der Verdummung durch Schul- und Uni"bildung" der Menschen auch sein mag - irgendwann auch echtes, zielgerichtetes, wahres Handeln ein. Echte Information ist hierzu ein unerläßlicher Baustein, und in diesem Punkt versagen die Medien leider völlig.
Denn sie sind, entgegen aller schönen Sonntagsreden, eben doch nicht die kontrollierende Kraft der"Demokratien", die vierte Macht im Staate, die den Mächtigen Einhalt gebietet, wo sie Unrecht begehen und sich vergaloppieren, sondern nur Scherge des Mainstreams der Meinungsmache - kein kühler, objektiver und ehrlicher Berichterstatter, sondern Verfälscher und Verzerrer im Dienste gieriger, jegliche Menschlichkeit aufgebender Privatinteressen.
>Selbst wenn die Wahrheit geschrieben würde: Kaum jemand nähme sie zur Kenntnis.
Da maßt Du Dir jetzt aber etwas an, was keinem Journalisten zusteht. Immerhin läßt dieser Satz tief blicken und zeigt auch, daß Du ehrlich bist. Denn konkret gibst Du wenigstens zu, daß nicht die Wahrheit geschrieben wird. Gleichgültig wie niedrig der Grad der Zurkenntnisnahme ist, ich dachte immer, die jornalistische Ethik würde immer zu Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichten. Das diese Tugenden in der Praxis nur allzu selten Raum zur Entfaltung finden, ist traurige Tatsache. Nur darf deshalb von vorneherein die Beliebigkeit Handlungsrichtschnur für Journalismus sein?
>Die allgemeine Wurstigkeit selbst den schrecklichsten Vorgängen gegenüber ("schön weit weg") ist kaum noch steigerungsfähig. Selbst bestens gemachte TV-Journale, also in einem Medium, das sich sehr leicht verkonsumieren lässt, laufen mit Nahe-Null-Einschaltquoten.
>Gruß
>d.
Irgendwo muß man doch anfangen, oder? Am besten, jeder an seinem Platz und so gut er kann.
Grüße
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Baldur der Ketzer
17.07.2001, 20:18
@ Shakur
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Re: Was vermitteln unsere Schulen? |
Hallo,
es hat sich ja sicher herauskristallisiert, ich hab ich Bayern Abitur gemacht, also angeblich dieses Super-Luxus-Top-Papier in der Tasche.
Eine Entrümpelung brachte neulich mal hervor, wmoit wir unsere besten Jahre vergeuden mußten:
Mathe: Kurvendiskussion, Matritzenrechnung, ich frage allen Ernstes: WER VON UNS BRAUCHT DAS?
Statt dessen tippt man drei Zahlen dekadent mit dem Rechner, statt zu Fuß zu rechnen.
Deutsch: Probleme suchen, wo keine sind. Intentionen suchen, wo keine waren. Anal-ysen (das kommt mir so bekannt vor - von der Börse?) von Gedichten, Reden, Texten, lauter Schmarrn.
Im Aufsatz: Probleme suchen, problematisieren, problematisieren, probleme suchen, Hinterfragen, erörtern, nachhaken, Probleme suchen und erörtern.
Englisch: Probleme suchen, problematisieren, erörtern, problematisieren.
Physik: Planetenbahnen berechnen, na toll, wie wirklichkeitsnah.
Biologie: Zitronensäurezyklus der Sauerstoffatmung
GeCHichte: oh je, aus meinen heutigen Kenntnissen Hohn und Schmarrn.
Sozialkunde: der Hammer schlechthin, Totalverarsche, die glauben selber nicht, was sie hören wollen
Religion: siehe oben und Probleme suchen, problematisieren, problematisieren und probleme erörtern
Wenn man in einer Stunde geballt die Hefte der jahrgangsstufen 8 bis 13 durchblättert, braucht man einen doppelten Chrütr.
Man kann keinen Mörtel anrühren, keinen Stecker anschließen, keine Bremse einstellen, nicht schweißen, kennt nur die Pflanzen, die man selber mag, und hat dausende Male Schmarrn verzapfen müssen.
Jetzt komme mir keiner damit, wer was praktisches tun will, soll ne Lehre machen.
Ich denke, die Bildung bei uns ist nur eine Durchprüfselektioniermaschine, und vielleicht ist die nicht mal ganz unsinnig - aber, bitte, warum kann man nicht Inhalte vermitteln, die man auch mal brauchen kann, später im Leben?
Statt dessen eine psychoterrorhafte Einbläuung von Demut, Problembewußtsein und Duckmäusertum.
Was hätte man in dieser kreativen zeit alles wecken können an Anlagen, Interessen, meisterhaften Fähigkeiten?
Nein, statt dessen Stumpfsinn, wohin man schaut.
Verlogenheit, Geschichtsbiegung und die versuchte Formung des perfekten schuldbeladenen Untertanen.
Wer wundert sich da, daß nix mehr brauchbares vermittelt wird? Ich nicht.
Beste Grüße vom Baldur
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dottore
17.07.2001, 21:30
@ Shakur
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Re: Der Diamant in Kieselsteinen |
Hi,
sehr gute Anmerkungen.
Vielleicht noch das:
>>Die Medien stellen nur die gesamte Bildungskatastrophe dar. Selbst die prinzipiell erheblich besseren angelsächsischen Medien (BBC bis New York Times) erreichen mit entsprechenden Berichten bestenfalls Grüppchen am äußersten Rand des Bildungsspektrums. Dies belegen sämtliche Leser- bzw. Nutzer-Analysen.
>Da weißt Du sicher mehr als ich. Dennoch dürfen Tatsachen nicht vorenthalten werden oder aber Wahrheiten geradezu ins Gegenteil verkehrt werden. Das tun Medien auch. Leugnen ist zwecklos:o)
Ja, sie tun es. Vor allem, weil die Medien-Bediener selbst nichts darüber wissen. Die berühmte"Bildungsfrage" kann nicht nur auf diesem Berufsstand abgeladen werden. Die Medien sind kein Korrektiv des Gesamtzustands.
>>>...... Das meine ich mit der schlimmen Mitverantwortung der Medien an solchen Vorgängen!
>>Die Mitverantwortung kann höchstens einen Bruchteil der Verantwortung umfassen. Die aber liegt im Bildungssystem selbst, das die Medien nicht zu verantworten haben.
>Richtig. Das Bildungssystem verantwortet einen Großteil der Dummheit, des Desinteresses der Leute. Ohne viel mehr Aufwand könnte das Bildungssystem die Kinder und Menschen besser auf das Leben vorbereiten, sie interessieren für die Welt ringsum, für ihre Mitmenschen und dadurch auch den Grad des Verantwortungsgefühls in der Bevölkerung steigern, was dann auch ein geändertes Medienkonsumverhalten zur Folge hätte und eine andere Ausrichtung der Politik allgemein.
Völlig einverstanden. Nur: Die"andere Ausrichtung" der Politik wirst Du damit nie erreichen. Die Medien sind nur VERSTÄRKER von bereits in der Bevölkerung vorhandenen TRENDS. Damit ist ihr Ende der Fahnenstange erreicht.
>Und trotzdem setze ich den von Dir genannten Bruchteil der Verantwortung der Medien hoch an. Denn bewußtes Verschweigen (sehr viele Beispiele vorhanden) oder bewußtes Verdrehen, Lügen (noch mehr Beispiele vorhanden), erhöhen diesen Mitverantwortungsgrad dramatisch. Denn wenn die Menschen echte Informationen erhalten, dann setzt - gleichgültig wie hoch der vorherige Grad der Verdummung durch Schul- und Uni"bildung" der Menschen auch sein mag - irgendwann auch echtes, zielgerichtetes, wahres Handeln ein. Echte Information ist hierzu ein unerläßlicher Baustein, und in diesem Punkt versagen die Medien leider völlig.
Alles richtig. Die Medien vermögen vieles, leider niemals den Grad an fehlender Bildung aufholen, den es heute gibt.
>Denn sie sind, entgegen aller schönen Sonntagsreden, eben doch nicht die kontrollierende Kraft der"Demokratien", die vierte Macht im Staate, die den Mächtigen Einhalt gebietet, wo sie Unrecht begehen und sich vergaloppieren,
"Kontrolleure" waren sie noch nie. Siehe die Kohl-Affäre. Das waren sie vor allem deshalb nicht, weil das Publikum es niemals kapiert, schon gar nicht akzeptiert hätte. Ich habe noch Dutzende von Briefen, die uns bei BILD beschimpft hatten, weil wir die Spenden-Affäre sehr hoch gegeigt hatten. Was mit ein Grund auch meiner Ablösung war.
>sondern nur Scherge des Mainstreams der Meinungsmache - kein kühler, objektiver und ehrlicher Berichterstatter, sondern Verfälscher und Verzerrer im Dienste gieriger, jegliche Menschlichkeit aufgebender Privatinteressen.
"Kein kühler, objektiver..." usw. akzeptiere ich. Den Rest nicht. Verzerrt in sehr seltenen Fällen, verfälscht = fast immer publizistischer Tod der Betreffenden (auch wenn es selbst da noch Ausnahmen gibt, siehe Trittin-Foto-Montage).
>>Selbst wenn die Wahrheit geschrieben würde: Kaum jemand nähme sie zur Kenntnis.
>Da maßt Du Dir jetzt aber etwas an, was keinem Journalisten zusteht.
Ich spreche nur aus 40 Jahren Berufserfahrung."Anmaßung" ist mir seit sehr, sehr langem fremd. Auch der Reporter in Schwarzafrika hat letztlich nichts als ein weißes, leeres Blatt Papier vor sich. Da vergehen jedem alle Posen...
>Immerhin läßt dieser Satz tief blicken und zeigt auch, daß Du ehrlich bist.
Ich versuche, es nach allen Kräften zu sein. Niemand hat sich hier in JüKüs Forum (außer er selbst) so geoutet wie ich.
>Denn konkret gibst Du wenigstens zu, daß nicht die Wahrheit geschrieben wird.
Ja.
>Gleichgültig wie niedrig der Grad der Zurkenntnisnahme ist, ich dachte immer, die jornalistische Ethik würde immer zu Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichten. Das diese Tugenden in der Praxis nur allzu selten Raum zur Entfaltung finden, ist traurige Tatsache. Nur darf deshalb von vorneherein die Beliebigkeit Handlungsrichtschnur für Journalismus sein?
Sollte sie nicht und dürfte sie auch nicht. Aber HEUTE ist die Beliebigkeit das Maß ALLER Dinge. Das verlangt der Markt. Und der Journalist ist nur ein kleiner Teil davon.
>Irgendwo muß man doch anfangen, oder? Am besten, jeder an seinem Platz und so gut er kann.
Und genau DAS versuchen wir HIER. Deshalb bin ich JüKü auch sehr dankbar dafür, dass er dieses Forum mit so viel Umsicht verwaltet. Es ist ein letzter, kleiner Diamant in einer riesigen Lawine von Kieselbrocken.
Besten Gruß
d.
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Baldur der Ketzer
17.07.2001, 21:43
@ dottore
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Re: dafür ziehe ich meinen Hut, mehrfach, tief, und echt empfunden mfG |
>Hi,
>sehr gute Anmerkungen.
>Vielleicht noch das:
>>>Die Medien stellen nur die gesamte Bildungskatastrophe dar. Selbst die prinzipiell erheblich besseren angelsächsischen Medien (BBC bis New York Times) erreichen mit entsprechenden Berichten bestenfalls Grüppchen am äußersten Rand des Bildungsspektrums. Dies belegen sämtliche Leser- bzw. Nutzer-Analysen.
>>Da weißt Du sicher mehr als ich. Dennoch dürfen Tatsachen nicht vorenthalten werden oder aber Wahrheiten geradezu ins Gegenteil verkehrt werden. Das tun Medien auch. Leugnen ist zwecklos:o)
>Ja, sie tun es. Vor allem, weil die Medien-Bediener selbst nichts darüber wissen. Die berühmte"Bildungsfrage" kann nicht nur auf diesem Berufsstand abgeladen werden. Die Medien sind kein Korrektiv des Gesamtzustands.
>>>>...... Das meine ich mit der schlimmen Mitverantwortung der Medien an solchen Vorgängen!
>>>Die Mitverantwortung kann höchstens einen Bruchteil der Verantwortung umfassen. Die aber liegt im Bildungssystem selbst, das die Medien nicht zu verantworten haben.
>>Richtig. Das Bildungssystem verantwortet einen Großteil der Dummheit, des Desinteresses der Leute. Ohne viel mehr Aufwand könnte das Bildungssystem die Kinder und Menschen besser auf das Leben vorbereiten, sie interessieren für die Welt ringsum, für ihre Mitmenschen und dadurch auch den Grad des Verantwortungsgefühls in der Bevölkerung steigern, was dann auch ein geändertes Medienkonsumverhalten zur Folge hätte und eine andere Ausrichtung der Politik allgemein.
>Völlig einverstanden. Nur: Die"andere Ausrichtung" der Politik wirst Du damit nie erreichen. Die Medien sind nur VERSTÄRKER von bereits in der Bevölkerung vorhandenen TRENDS. Damit ist ihr Ende der Fahnenstange erreicht.
>>Und trotzdem setze ich den von Dir genannten Bruchteil der Verantwortung der Medien hoch an. Denn bewußtes Verschweigen (sehr viele Beispiele vorhanden) oder bewußtes Verdrehen, Lügen (noch mehr Beispiele vorhanden), erhöhen diesen Mitverantwortungsgrad dramatisch. Denn wenn die Menschen echte Informationen erhalten, dann setzt - gleichgültig wie hoch der vorherige Grad der Verdummung durch Schul- und Uni"bildung" der Menschen auch sein mag - irgendwann auch echtes, zielgerichtetes, wahres Handeln ein. Echte Information ist hierzu ein unerläßlicher Baustein, und in diesem Punkt versagen die Medien leider völlig.
>Alles richtig. Die Medien vermögen vieles, leider niemals den Grad an fehlender Bildung aufholen, den es heute gibt.
>>Denn sie sind, entgegen aller schönen Sonntagsreden, eben doch nicht die kontrollierende Kraft der"Demokratien", die vierte Macht im Staate, die den Mächtigen Einhalt gebietet, wo sie Unrecht begehen und sich vergaloppieren,
>"Kontrolleure" waren sie noch nie. Siehe die Kohl-Affäre. Das waren sie vor allem deshalb nicht, weil das Publikum es niemals kapiert, schon gar nicht akzeptiert hätte. Ich habe noch Dutzende von Briefen, die uns bei BILD beschimpft hatten, weil wir die Spenden-Affäre sehr hoch gegeigt hatten. Was mit ein Grund auch meiner Ablösung war.
>>sondern nur Scherge des Mainstreams der Meinungsmache - kein kühler, objektiver und ehrlicher Berichterstatter, sondern Verfälscher und Verzerrer im Dienste gieriger, jegliche Menschlichkeit aufgebender Privatinteressen.
>"Kein kühler, objektiver..." usw. akzeptiere ich. Den Rest nicht. Verzerrt in sehr seltenen Fällen, verfälscht = fast immer publizistischer Tod der Betreffenden (auch wenn es selbst da noch Ausnahmen gibt, siehe Trittin-Foto-Montage).
>>>Selbst wenn die Wahrheit geschrieben würde: Kaum jemand nähme sie zur Kenntnis.
>>Da maßt Du Dir jetzt aber etwas an, was keinem Journalisten zusteht.
>Ich spreche nur aus 40 Jahren Berufserfahrung."Anmaßung" ist mir seit sehr, sehr langem fremd. Auch der Reporter in Schwarzafrika hat letztlich nichts als ein weißes, leeres Blatt Papier vor sich. Da vergehen jedem alle Posen...
>>Immerhin läßt dieser Satz tief blicken und zeigt auch, daß Du ehrlich bist.
>Ich versuche, es nach allen Kräften zu sein. Niemand hat sich hier in JüKüs Forum (außer er selbst) so geoutet wie ich.
>>Denn konkret gibst Du wenigstens zu, daß nicht die Wahrheit geschrieben wird.
>Ja.
>>Gleichgültig wie niedrig der Grad der Zurkenntnisnahme ist, ich dachte immer, die jornalistische Ethik würde immer zu Objektivität und Wahrhaftigkeit verpflichten. Das diese Tugenden in der Praxis nur allzu selten Raum zur Entfaltung finden, ist traurige Tatsache. Nur darf deshalb von vorneherein die Beliebigkeit Handlungsrichtschnur für Journalismus sein?
>Sollte sie nicht und dürfte sie auch nicht. Aber HEUTE ist die Beliebigkeit das Maß ALLER Dinge. Das verlangt der Markt. Und der Journalist ist nur ein kleiner Teil davon.
>>Irgendwo muß man doch anfangen, oder? Am besten, jeder an seinem Platz und so gut er kann.
>Und genau DAS versuchen wir HIER. Deshalb bin ich JüKü auch sehr dankbar dafür, dass er dieses Forum mit so viel Umsicht verwaltet. Es ist ein letzter, kleiner Diamant in einer riesigen Lawine von Kieselbrocken.
>Besten Gruß
>d.
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Baldur der Ketzer
17.07.2001, 21:52
@ dottore
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Re: läuft die Bevölkerung hinterher, oder kauen die Medien vor und vor und vor? |
>Völlig einverstanden. Nur: Die"andere Ausrichtung" der Politik wirst Du damit nie erreichen. Die Medien sind nur VERSTÄRKER von bereits in der Bevölkerung vorhandenen TRENDS. Damit ist ihr Ende der Fahnenstange erreicht.
Hallo, dottore,
das ist die große Frage, die ich entgegengesetzt sehe.
Die Medien sind die brandstiftende Klappmesserschneide im Fleisch des Biedermanns.
meine ich halt.
Im Prinzip ist die Meinung der billig und gerecht Denkenden recht einheitlich, finde ich. Weder auf Medien- noch auf Parteien-Linie.
Aber es dokumentiert sich -noch- nicht.
Zumindest ein jeder von denen, mit denen ich zusammenkomme, aht nur noch Hohn, Spott und verachtung für das ganze Dings übrig.
Vielleicht ist es ja auch mein Umgang (für Rumpel: ich bin bekanntlich recht langhaarig und trage keine Springerstiefel, sondern meist Krawatte und Bally).
Beste Grüße vom Baldur
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dottore
17.07.2001, 22:30
@ Baldur der Ketzer
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Re: Ja, Baldur, aber erst wenn die Zeit"reif" ist, siehe KARL MARX! |
>>Völlig einverstanden. Nur: Die"andere Ausrichtung" der Politik wirst Du damit nie erreichen. Die Medien sind nur VERSTÄRKER von bereits in der Bevölkerung vorhandenen TRENDS. Damit ist ihr Ende der Fahnenstange erreicht.
>Hallo, dottore,
>das ist die große Frage, die ich entgegengesetzt sehe.
>Die Medien sind die brandstiftende Klappmesserschneide im Fleisch des Biedermanns.
>meine ich halt.
DAS ist genau der Punkt! Das Messer funktioniert nämlich leider erst, nachdem das Biedermeier zu Ende geht. Bestes Beispiel:
<font color="FF0000">Der deutsche Vormärz! </font>
30 Jahre lang hatten sich die Spießer mit der Restauration abgefunden. Dann aber bis zum Höhepunkt 1848 hin, brach es mit URGEWALT los (Paulskirche usw.). Beinahe hätten die Medien es damals geschafft.
Was vorher veranstaltet wurde, incl. von KARL MARX, ab 1842 bei der"Rheinischen Zeitung" (täglich), dessen Chefredaktion er schließlich übernahm, war
<font color="FF0000">ABSOLUT SINNLOS.</font>
Marx, der nun wirklich ein brillanter Journalist und Schreiber gewesen ist, schrieb sich die Finger wund über Berliner Mietskasernen und arme Bauern, die beim Holzklauben vom Wald-Herrn erschossen wurden.
Es war, als wäre eine Tüte Reis in Shanghai geplatzt. ABSOLUT SINNLOS.
Die Tragödie von Marx lag darin, dass er als"Medien-Mann" immer zur Unzeit (zu früh) gekommen war.
1859 (!) veröffentlichte der geniale Mann und JOURNALIST sein"Zur
Kritik der politischen Ã-konomie" - das Buch blieb völlig unbeachtet. Selbst nach der ersten Weltwirtschaftskrise von 1857!
Sogar sein Meisterschuss,"Das Kapital", kam 1867 (!) zur komplett falschen Zeit heraus. Und die zweite Auflage 1873 - im letzten Rausch der"Gründerjahre" - machte ihn nur noch mehr zur lächerlichen Figur. Band II und III erschienen nicht mehr zu seinen Lebzeiten...
<font color="FF0000">ALLES ist IMMER eine Zeit des TIMINGS.</font>
Medien also, die zur Unzeit mit irgendwelchen großen"Erkenntnisse" daher kommen, sind völlig für die Katz.
>Im Prinzip ist die Meinung der billig und gerecht Denkenden recht einheitlich, finde ich. Weder auf Medien- noch auf Parteien-Linie.
>Aber es dokumentiert sich -noch- nicht.
>Zumindest ein jeder von denen, mit denen ich zusammenkomme, aht nur noch Hohn, Spott und verachtung für das ganze Dings übrig.
Ja, die Wissenden... ("Beati cognoscentes").
Herzlichen Gruß
d.
Und der weiß wirklich, wovon zu sprechen ist.
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Baldur der Ketzer
17.07.2001, 22:39
@ dottore
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Re: die berühmte Zeitqualität der Astrologen - das stimmt! Bester Gruß von |
>>>Völlig einverstanden. Nur: Die"andere Ausrichtung" der Politik wirst Du damit nie erreichen. Die Medien sind nur VERSTÄRKER von bereits in der Bevölkerung vorhandenen TRENDS. Damit ist ihr Ende der Fahnenstange erreicht.
>>Hallo, dottore,
>>das ist die große Frage, die ich entgegengesetzt sehe.
>>Die Medien sind die brandstiftende Klappmesserschneide im Fleisch des Biedermanns.
>>meine ich halt.
>DAS ist genau der Punkt! Das Messer funktioniert nämlich leider erst, nachdem das Biedermeier zu Ende geht. Bestes Beispiel:
><font color="FF0000">Der deutsche Vormärz! </font>
>30 Jahre lang hatten sich die Spießer mit der Restauration abgefunden. Dann aber bis zum Höhepunkt 1848 hin, brach es mit URGEWALT los (Paulskirche usw.). Beinahe hätten die Medien es damals geschafft.
>Was vorher veranstaltet wurde, incl. von KARL MARX, ab 1842 bei der"Rheinischen Zeitung" (täglich), dessen Chefredaktion er schließlich übernahm, war
><font color="FF0000">ABSOLUT SINNLOS.</font>
>Marx, der nun wirklich ein brillanter Journalist und Schreiber gewesen ist, schrieb sich die Finger wund über Berliner Mietskasernen und arme Bauern, die beim Holzklauben vom Wald-Herrn erschossen wurden.
>Es war, als wäre eine Tüte Reis in Shanghai geplatzt. ABSOLUT SINNLOS.
>Die Tragödie von Marx lag darin, dass er als"Medien-Mann" immer zur Unzeit (zu früh) gekommen war.
>1859 (!) veröffentlichte der geniale Mann und JOURNALIST sein"Zur
>Kritik der politischen Ã-konomie" - das Buch blieb völlig unbeachtet. Selbst nach der ersten Weltwirtschaftskrise von 1857!
>Sogar sein Meisterschuss,"Das Kapital", kam 1867 (!) zur komplett falschen Zeit heraus. Und die zweite Auflage 1873 - im letzten Rausch der"Gründerjahre" - machte ihn nur noch mehr zur lächerlichen Figur. Band II und III erschienen nicht mehr zu seinen Lebzeiten...
><font color="FF0000">ALLES ist IMMER eine Zeit des TIMINGS.</font>
>Medien also, die zur Unzeit mit irgendwelchen großen"Erkenntnisse" daher kommen, sind völlig für die Katz.
>>Im Prinzip ist die Meinung der billig und gerecht Denkenden recht einheitlich, finde ich. Weder auf Medien- noch auf Parteien-Linie.
>>Aber es dokumentiert sich -noch- nicht.
>>Zumindest ein jeder von denen, mit denen ich zusammenkomme, aht nur noch Hohn, Spott und verachtung für das ganze Dings übrig.
>Ja, die Wissenden... ("Beati cognoscentes").
>Herzlichen Gruß
>d.
>Und der weiß wirklich, wovon zu sprechen ist.
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nereus
17.07.2001, 23:08
@ dottore
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.. siehe KARL MARX! - aber Herr Doktor! was müssen wir denn da lesen ;-) |
Hallo dottore!
Sie schreiben: Die Tragödie von Marx lag darin, dass er als"Medien-Mann" immer zur Unzeit (zu früh) gekommen war. 1859 (!) veröffentlichte der geniale Mann und JOURNALIST sein"Zur Kritik der politischen Ã-konomie" - das Buch blieb völlig unbeachtet. Selbst nach der ersten Weltwirtschaftskrise von 1857!
Sogar sein Meisterschuss,"Das Kapital", kam 1867 (!) zur komplett falschen Zeit heraus. Und die zweite Auflage 1873 - im letzten Rausch der"Gründerjahre" - machte ihn nur noch mehr zur lächerlichen Figur. Band II und III erschienen nicht mehr zu seinen Lebzeiten...
Nun weiß ich aus Ihren Büchern das Sie Karl Marx durchaus einen gewissen Respekt zollen.
Aber bei aller Genialität des Herrn Marx sind seine Schlußfolgerungen, die aus einer sicher weitblickenden Analyse des Kapitalismus entstammen, nicht zu unterschätzen. Seine und Lenins Theorien waren Grundlage für die Errichtung einer proletarischen Diktatur.
Das Problem hatte er sicher erkannt.
Die Lösung war jämmerlich - das können Sie mir wirklich glauben
Sein Verstand war zweifellos hell wach, aber leider beweist die Geschichte immer wieder das auch sogenannte Geistesgrößen nicht immer vor abstrusen Schlußfolgerungen gefeit sind.
Das war nur ein kurzer Einschub, um zu verhindern das Ihre nächste Kolumne den Titel trägt:
PROLETARIER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!
mfG
nereus
;-)
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McMike
18.07.2001, 00:16
@ McMike
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Re: @dottore |
Irgenswie verstehe ich nicht den Sinn der Ãœbung!
Zum einen verstehe ich voll und ganz, dass es zu ihrem pers. Einkommen gehört Beiträge, wie oben genant, zu schreiben.
Nun bin ich wirklich ein Rookie in der Komplexität der Wirtschaftswissenschaft.
Aber ich lese hier einiges und"glaube" auch einiges. Da ich nebenher noch einen Beruf habe, kann ich die hier geposteten Meinungen kaum überprüfen.
Da liegt mir ein solcher"BILD"-Artikel doch schwer im Magen.
Ich hab´s mir extra mehrmals durchgelesen, da ich es nicht"glauben" wollte.
Anstatt zur Vorsicht zu mahnen (sie sollten dies doch wissen) ist ihr Artikel nichts anderes als ein Mainstream-Schriftstück zum weiteren Moral-Hazard.
Oft wird hier über Private/Firmen geschimpft, gelästert und gespottet, was der Duden und darüber hinaus hergibt!
Nach dem Motto: Hätte der Depp sich doch nicht verschuldet! Selber schuld!
Deshalb nochmals die Frage:
Warum gegen besseren Wissens die Konjunktur auf"psychische" Basis stellen, anstatt ein paar empirische Daten zu nennen!
Woher kommt der Widerspruch in eigenen Büchern und Diskusionen die Dinge beim Namen zu nennen (und manchmal auch mehr!) und gleichzeitig den Weichspüler in der BILD auszupacken!
gruss mcmike
Der eine hält eine Meinung fest, weil er sich etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein, der andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: beide also aus Eitelkeit.
FRIEDRICH NIETZSCHE
deutscher Philosoph
15.10.1844 - 25.08.1900
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Bär
18.07.2001, 12:21
@ Bär / + Anmerkung von JüKü
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@juekue |
>des lied ich sing.
>aber ich glaube, hier ist unser dottore übers ziel hinausgeschossen.
>auch wenn der normale bild-zeitungsleser hier ein paar probleme hätte,
>einfach zu behaupten, wenn die stimmung besser ist, wird alles gut,
>fand ich doch des opportunistischen zuviel.
>Anmerkung von JüKü: dottore ist NICHT mehr bei BILD, seit Anfang des Jahres.
ja, wer hat denn dann diesen mist verzapft?
bitte nicht falsch verstehn, d. hat es geschafft, mir wirtschaft zu erklären (nach popper).
Das, was zwei gymnasiallehrer, fünf berufsschullehrer (Bänker-Klasse) und drei bwl- und vwl-professoren nicht geschafft haben.
sogar so, dass ich es glaube, weil ich die H/S-Theorie nachvollziehen kann.
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JüKü
18.07.2001, 13:36
@ Bär
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Re: @juekue |
>>des lied ich sing.
>>aber ich glaube, hier ist unser dottore übers ziel hinausgeschossen.
>>auch wenn der normale bild-zeitungsleser hier ein paar probleme hätte,
>>einfach zu behaupten, wenn die stimmung besser ist, wird alles gut,
>>fand ich doch des opportunistischen zuviel.
>>Anmerkung von JüKü: dottore ist NICHT mehr bei BILD, seit Anfang des Jahres.
>ja, wer hat denn dann diesen mist verzapft?
>bitte nicht falsch verstehn, d. hat es geschafft, mir wirtschaft zu erklären (nach popper).
>Das, was zwei gymnasiallehrer, fünf berufsschullehrer (Bänker-Klasse) und drei bwl- und vwl-professoren nicht geschafft haben.
>sogar so, dass ich es glaube, weil ich die H/S-Theorie nachvollziehen kann.
Als ich das schrieb, wusste ich nicht, dass er dort einen Artikel geschrieben hat. Sorry.
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dottore
18.07.2001, 13:57
@ McMike
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Re:"Alles ist eitel und Haschen nach Wind..." |
>Anstatt zur Vorsicht zu mahnen (sie sollten dies doch wissen) ist ihr Artikel nichts anderes als ein Mainstream-Schriftstück zum weiteren Moral-Hazard.
Hi,
ich darf mich wiederholen: Dies war kein Aufruf zu weiterem Moral Hazard, sondern Darstellung und Analyse der gegenwärtigen Lage. Diese ist nicht gut, weil nicht frohen Herzens weiter gekauft wird. Hätte es in dem Artikel darum gehen sollen, ob wir uns eine weitere Verschuldung überhaupt noch leisten können, hätte ich in etwa so geschrieben:
1. Wir sind überschuldet. 2. Wenn wir uns aber nicht zusätzlich verschulden, verschärft sich die Krise. 3. Wir haben also die Wahl: Krise jetzt oder Krise später. Der Sinn von Analysen in Medien ist nicht, zu etwas aufzufordern, sondern dem Leser/Viewer/User aufzuzeigen, was vermutlich passieren wird, wenn. Der Leser muss dann seinen Schluss selbst ziehen. Wer mit belehrendem Finger oder gar der Faust des Zorns eines Propheten vorgeht, ist sofort unglaubwürdig.
Zur Information: Zu diesem Artikel kam bisher das stärkste Leserecho der letzten drei Monate. Viele meinte: Das kann ich doch gar nicht, noch mehr ausgeben, weil ich das Geld gar nicht habe. Damit hat der Leser seinen Schluss bereits gezogen: Da ich nicht mehr ausgeben kann (auf Pump schon gar nicht), wird es mit der Konjunktur wohl kaum aufwärts gehen können.
Hätte ich behauptet, dass es mit der Konjunktur nicht aufwärts gehen kann, hätten die Leser im Chor geantwortet: Das ist eine durch nichts bewiesene Behauptung, bisher ist es noch immer mit der Konjunktur aufwärts gegangen.
Jetzt weiß er aber, wann und wodurch es mit Konjunkturen aufwärts geht, ging und gehen wird. Und je nachdem, was er jetzt in Sachen Konjunktur beobachten wird, sieht er mit ganz anderen Augen als früher.
>Deshalb nochmals die Frage:
>Warum gegen besseren Wissens die Konjunktur auf"psychische" Basis stellen, anstatt ein paar empirische Daten zu nennen!
Man muss keine empirischen Daten nennen, wenn das, was diese Daten mitteilen könnten, offenkundig ist. Jeder sieht und spürt, dass es mit der Konjunktur nicht stimmt. Dazu wurde kurz auf einige Fakten (nicht Daten) hingeweisen (freiwillige Lohnkürzungen, steigende Abgabenlast, steigende Preise usw.).
>Woher kommt der Widerspruch in eigenen Büchern und Diskusionen die Dinge beim Namen zu nennen (und manchmal auch mehr!) und gleichzeitig den Weichspüler in der BILD auszupacken!
Dies war alles andere als ein Weichspüler. Es war ein Eye Opener.
>gruss mcmike
>Der eine hält eine Meinung fest, weil er sich etwas darauf einbildet, von selbst auf sie gekommen zu sein, der andere, weil er sie mit Mühe gelernt hat und stolz darauf ist, sie begriffen zu haben: beide also aus Eitelkeit.
>FRIEDRICH NIETZSCHE
>deutscher Philosoph
>15.10.1844 - 25.08.1900
"Alles ist eitel und Haschen nach Wind..." (Prediger Salomon). So gesehen sollten wir verstummen und hoffen, alsbald in die Grube fahren zu dürfen.
Gruß
d.
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dottore
18.07.2001, 14:19
@ JüKü
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Re: Bin freier Autor für jedermann und demnächst ist das von mir zu lesen: |
Die Aktien nach dem Desaster
Wer, bitte,
trägt die
Schuld?
An der Börse werden Aktien gegen Geld gehandelt. Fürs Geld sind die Notenbanken zuständig. Geben sie zu viel, kommt’s zum Exzess. Und danach zum Kollaps.
Ich weiß, viele von Ihnen können das Wort „Aktie“ nicht mehr hören. Märchenhaftes Geld ging inzwischen weltweit schon verloren. Die Rede ist von 10 bis 12 Billionen Euro. Umso intensiver sollten Sie die folgenden Zeilen lesen. Denn aus einer Katastrophe dieses Ausmaßes müssen alle lernen.
Damit sie sich nicht wiederholt!
Schauen Sie zunächst auf den Chart, den ich Ihnen präsentieren darf. Er zeigt sehr deutlich, dass wir es bei der Manie der 90er Jahre, die von der wichtigsten Aktienbörse der Welt, nämlich Wall Street ausging, mit einer Doublette zu tun haben. Eine Manie gab’s schon einmal, vor 70 Jahren. Ebenfalls in Wall Street.
Die Manie damals katapultierte das in Dollar gemessene Aktienhandelsvolumen auf knapp 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Beim Schluss der Manie der 90er Jahre war es noch grotesker. Das Aktienhandelsvolumen erreichte sogar mehr als 300 Prozent des BIP! Die Manie der 90er ging obendrein weit über die USA hinaus. Nur ein Beispiel: Der Börsenwert des Handyhersteller Nokia, einer einzigen finnischen Firma also, lag in der Spitze sogar höher als das gesamte BIP Finnlands.
Die Manie der 20er Jahre endete in einer Katastrophe ohnegleichen an den Aktienmärkten. Die Kurse fielen um (nicht auf!) 90 Prozent. So etwas haben viele Aktionäre diesmal wieder erleben müssen. Die Kursverläufe an der Nasdaq und am Neuen Markt sind bekannt.
Obendrein kam es damals ebenfalls zunächst zu seiner Rezession, so wie sie sich heute weltweit wieder abzeichnet. Danach gab’s in den 30er Jahren eine schwere Weltwirtschaftskrise. Heute können wir nur hoffen, dass sich dies nicht wiederholt. Aber mehr als hoffen können wir nicht.
Wer ist nun, bitte, Schuld an solchen manischen Exzessen, die dann ungut enden? Die Antwort, es seien „Spekulanten“ gewesen, geht voll daneben. Ein Spekulant, und sei es ein Kleinanleger, der „mal mitmachen“ will, reagiert immer nur auf das, was sich ihm bietet. Er kauft, nachdem die Kurse schon saftig steigen. Er treibt sie damit weiter hoch.
Aber er hat die Manie nicht verursacht, sondern nur verstärkt.
Jede Manie ist letztlich ein Kaufrausch. Doch kaufen kann niemand ohne Geld. Also muss ich fragen: Woher ist das viele Geld gekommen, das die vielen Aktien um teilweise 10.000 Prozent in den Himmel schoss?
Für Geld ist immer nur eine Instanz verantwortlich: Die Notenbank. In Amerika ist das die „Fed“. Jede Notenbank kann den Geldhahn sofort zudrehen, wenn sie nur will. Sie muss dazu nur ihre Sätze, zu denen sie bei ihr geparkte Titel in Bargeld verwandelt, entsprechend hoch setzen (warum nicht auf 10, 15, 20 Prozent?) - und schon ist Schluss mit Lustig.
Alan Greenspan, der Chef der Fed, hatte schon 1996 vor einem „irrationalen Überschwang“ (irrational exuberance) am Aktienmarkt gewarnt (roter Kreis in der Grafik). Und was hat er danach getan? Er hat nicht etwa das Geld solange verteuert, bis aus dem irrationalen Exzess wieder ein rationales Börsengeschäft geworden wäre.
Im Gegenteil: Er hat mit „billigem Geld“ die Manie noch weiter angeheizt. Er hat genau das gleiche gemacht, wie seine Vorgänger in der Fed der 20er Jahre. Alan Greenspan und mit ihm die anderen Notenbanker sind die Schuldigen am Exzess.
Und da jeder Exzess einmal enden muss, sind sie auch schuld an den Folgen des Exzesses: Am Aktiendesaster. An der heraufziehenden Weltrezession. Und - sollte sie denn wirklich kommen - an der nächsten schweren Wirtschaftskrise.
Text zur Grafik:
DIE MANIE IN WALL STREET
Aktienhandelsvolumen im Vergleich zum BIP der USA
1926 - 2001*
Exzesse (Pfeil links und mittlerer Pfeil rechts).
Strich und Kasten darüber: Aktien/BIP in „normalen“ Zeiten
*2001 geschätzt. Quelle: cross-current
BU 1: Der Exzess der 20er Jahre hat sich in den 90er Jahren wiederholt...
(Foto Greenspan)
BU 2:... und am Exzess der 90er war Fed-Chef Alan Greenspan schuld.
_____________________
PS: Ich bitte mir nachzusehen, dass ich das Ganze nicht von einem Exkurs umrahmt habe, was"Geld" ist und was die Notenbanken treiben, usw. Man muss mit der Vorstellungswelt arbeiten, in der die Leser zu Hause sind. Das versteht jeder mit Hilfe seiner Bordmittel.
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McMike
18.07.2001, 15:09
@ dottore
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Re:"Alles ist eitel und Haschen nach Wind..." |
So ist und bleibt so vieles rein subjektive Meinung!
Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.
INGEBORG BACHMANN
österreichische Dichterin
25.06.1926 - 17.10.1973
gruss mcmike
PS
Trotzdem herzlichen Dank für die ausführliche Antwort!
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JÜKÜ
18.07.2001, 17:55
@ dottore
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Re: Bin freier Autor für jedermann... / WO wird das erscheinen? Und wann etwa? |
>Die Aktien nach dem Desaster
>Wer, bitte,
>trägt die
>Schuld?
>An der Börse werden Aktien gegen Geld gehandelt. Fürs Geld sind die Notenbanken zuständig. Geben sie zu viel, kommt’s zum Exzess. Und danach zum Kollaps.
>Ich weiß, viele von Ihnen können das Wort „Aktie“ nicht mehr hören. Märchenhaftes Geld ging inzwischen weltweit schon verloren. Die Rede ist von 10 bis 12 Billionen Euro. Umso intensiver sollten Sie die folgenden Zeilen lesen. Denn aus einer Katastrophe dieses Ausmaßes müssen alle lernen.
>Damit sie sich nicht wiederholt!
>Schauen Sie zunächst auf den Chart, den ich Ihnen präsentieren darf. Er zeigt sehr deutlich, dass wir es bei der Manie der 90er Jahre, die von der wichtigsten Aktienbörse der Welt, nämlich Wall Street ausging, mit einer Doublette zu tun haben. Eine Manie gab’s schon einmal, vor 70 Jahren. Ebenfalls in Wall Street.
>Die Manie damals katapultierte das in Dollar gemessene Aktienhandelsvolumen auf knapp 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Beim Schluss der Manie der 90er Jahre war es noch grotesker. Das Aktienhandelsvolumen erreichte sogar mehr als 300 Prozent des BIP! Die Manie der 90er ging obendrein weit über die USA hinaus. Nur ein Beispiel: Der Börsenwert des Handyhersteller Nokia, einer einzigen finnischen Firma also, lag in der Spitze sogar höher als das gesamte BIP Finnlands.
>Die Manie der 20er Jahre endete in einer Katastrophe ohnegleichen an den Aktienmärkten. Die Kurse fielen um (nicht auf!) 90 Prozent. So etwas haben viele Aktionäre diesmal wieder erleben müssen. Die Kursverläufe an der Nasdaq und am Neuen Markt sind bekannt.
>Obendrein kam es damals ebenfalls zunächst zu seiner Rezession, so wie sie sich heute weltweit wieder abzeichnet. Danach gab’s in den 30er Jahren eine schwere Weltwirtschaftskrise. Heute können wir nur hoffen, dass sich dies nicht wiederholt. Aber mehr als hoffen können wir nicht.
>Wer ist nun, bitte, Schuld an solchen manischen Exzessen, die dann ungut enden? Die Antwort, es seien „Spekulanten“ gewesen, geht voll daneben. Ein Spekulant, und sei es ein Kleinanleger, der „mal mitmachen“ will, reagiert immer nur auf das, was sich ihm bietet. Er kauft, nachdem die Kurse schon saftig steigen. Er treibt sie damit weiter hoch.
>Aber er hat die Manie nicht verursacht, sondern nur verstärkt.
>Jede Manie ist letztlich ein Kaufrausch. Doch kaufen kann niemand ohne Geld. Also muss ich fragen: Woher ist das viele Geld gekommen, das die vielen Aktien um teilweise 10.000 Prozent in den Himmel schoss?
>Für Geld ist immer nur eine Instanz verantwortlich: Die Notenbank. In Amerika ist das die „Fed“. Jede Notenbank kann den Geldhahn sofort zudrehen, wenn sie nur will. Sie muss dazu nur ihre Sätze, zu denen sie bei ihr geparkte Titel in Bargeld verwandelt, entsprechend hoch setzen (warum nicht auf 10, 15, 20 Prozent?) - und schon ist Schluss mit Lustig.
>Alan Greenspan, der Chef der Fed, hatte schon 1996 vor einem „irrationalen Überschwang“ (irrational exuberance) am Aktienmarkt gewarnt (roter Kreis in der Grafik). Und was hat er danach getan? Er hat nicht etwa das Geld solange verteuert, bis aus dem irrationalen Exzess wieder ein rationales Börsengeschäft geworden wäre.
>Im Gegenteil: Er hat mit „billigem Geld“ die Manie noch weiter angeheizt. Er hat genau das gleiche gemacht, wie seine Vorgänger in der Fed der 20er Jahre. Alan Greenspan und mit ihm die anderen Notenbanker sind die Schuldigen am Exzess.
>Und da jeder Exzess einmal enden muss, sind sie auch schuld an den Folgen des Exzesses: Am Aktiendesaster. An der heraufziehenden Weltrezession. Und - sollte sie denn wirklich kommen - an der nächsten schweren Wirtschaftskrise.
>Text zur Grafik:
>DIE MANIE IN WALL STREET
>Aktienhandelsvolumen im Vergleich zum BIP der USA
>1926 - 2001*
>Exzesse (Pfeil links und mittlerer Pfeil rechts).
>Strich und Kasten darüber: Aktien/BIP in „normalen“ Zeiten
>*2001 geschätzt. Quelle: cross-current
>
>BU 1: Der Exzess der 20er Jahre hat sich in den 90er Jahren wiederholt...
>(Foto Greenspan)
>BU 2:... und am Exzess der 90er war Fed-Chef Alan Greenspan schuld.
>_____________________
>PS: Ich bitte mir nachzusehen, dass ich das Ganze nicht von einem Exkurs umrahmt habe, was"Geld" ist und was die Notenbanken treiben, usw. Man muss mit der Vorstellungswelt arbeiten, in der die Leser zu Hause sind. Das versteht jeder mit Hilfe seiner Bordmittel.
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