Euwax senkt die Gewinnprognose - Baader verzeichnet Verluste im ersten Halbjahr
<font size=5>Die Aktienkrise trifft die Makler hart</font>
CHRISTIAN POTTHOFF
<font color="#FF0000">Die deutschen Maklergesellschaften leiden unter der Börsenflaute</font>. Die Misere am Aktienmarkt ließ Firmen wie Kling Jelko, MWB und Baader im ersten Halbjahr in <font color="#FF0000">die roten Zahlen rutschen</font>. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. <font color="#FF0000">Erste Entlassungen sind die Folge. Für manche Häuser stellt sich die Frage nach dem Überleben</font>.
FRANKFURT/M. Gleich zwei Maklergesellschaften warteten gestern mit schlechten Neuigkeiten auf. Die zu den Branchengrößen zählende Baader Wertpapierhandelsbank AG gab für das erste Halbjahr einen Verlust von 10,2 Mill. bekannt. Die Stuttgarter Euwax Broker AG strich ihre Gewinnprognose zusammen: Statt 2 je Aktie erwartet das auf Optionsscheine spezialisierte Wertpapierhaus nur noch einen Ertrag von 1,37.
Aufhorchen lassen diese Meldungen nicht zuletzt deshalb, weil beide Firmen in der Finanzwelt einen guten Ruf genießen. Immerhin erzielte die im MDax notierte Baader im zweiten Quartal wenigstens einen kleinen Betriebsgewinn. Insgesamt sind die Perspektiven der Branche, die noch vor Jahresfrist hohe Gewinne einfuhr, aber schlecht. Die rund 15 börsennotierten Makler in Deutschland"werden in diesem Jahr schwache Zahlen liefern," glaubt Andreas Wiederhold, Analyst bei Independent Research. Der Erfolg der Broker steht und fällt mit den Börsenumsätzen. <font color="#FF0000">Da das Handelsvolumen nach dem Kursdebakel am Neuen Markt zur Zeit dünn ist, sinken die Gebühren-Einnahmen (Courtage): Zum einen halten sich die Anleger generell zurück. Zum anderen ist das Volumen der Aufträge, die erteilt werden, kleiner als früher, weil die Titel nach den Kursrückgängen weniger wert sind.</font> <font color="#FF0000">Die Folge: An den deutschen Wertpapierbörsen schrumpfte der Umsatz im ersten Halbjahr um fast 30 %</font>.
Broker stehen mit ihren Problemen nicht allein
Trösten können sich die traditionellen Makler - meist kleinere Firmen mit selten mehr als 100 oder 150 Mitarbeitern - allenfalls damit, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dastehen. <font color="#FF0000">Zu den Leidensgenossen zählen beispielsweise die Online-Broker. So schließt Consors-Chef Karl Matthäus Schmidt nicht aus, dass sein Unternehmen in diesem Jahr erstmals rote Zahlen schreiben wird, falls sich der Markt nicht belebt</font>. Im Ausland sieht es ähnlich düster aus: Der größte Makler an der Nasdaq, Knight Trading, etwa musste seine Gewinnprognose für das zweite Quartal halbieren.
<font color="#FF0000">Doch während die großen Broker die Malaise ohne fremde Hilfe überstehen dürften, könnte es für manchen der etwa 15 börsennotierten Maklerfirmen bald eng werden</font>. Die Aktienkurse sind seit langem auf Talfahrt. Der Börsenwert der meisten Firmen rangiert bei deutlich unter 50 Mill., bei manchen sogar im einstelligen Millionenbereich. <font color="#FF0000">"Wenn das Börsenumfeld auf längere Sicht so schlecht bleibt, stellt sich die Frage, ob die kleinen Gesellschaften das überleben werden"</font>, meint Analyst Wiederhold. Einem kleineren Haus, der nicht börsennotierten Future Securities, droht bereits die Luft auszugehen: <font color="#FF0000">Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen verbot Future im April wegen drohender Zahlungsunfähigkeit das Geschäft mit Kunden</font>. Nach Ansicht von Thomas Posovatz, Vorstandsprecher der MWB Wertpapierhandelshaus AG <font color="#FF0000">könnte sich in Zukunft"die Eigenkapitalproblematik bei dem einen oder anderen Haus verschärfen"</font>. MWB selbst schrieb im ersten Halbjahr rote Zahlen in Höhe von 4 Mill.. Das Münchener Unternehmen ist auf ausländische Aktien fokussiert - doch diese interessieren die Anleger derzeit nicht.
Aufbau neuer Geschäftsfelder
Aus der Flaute herauskommen wollen viele Firmen mit dem Aufbau neuer Geschäftsfelder wie Vermögensverwaltung oder Aktienemissionen. Doch während dies etwa bei Concord Effekten relativ gut zu klappen scheint, tun sich andere Firmen schwer. Alternativ bleibt der Versuch, die Kosten zu senken. Besonders radikal geht der Düsseldorfer Makler Spütz zu Werke, der rund ein Drittel seiner 120 Stellen streichen will. Kling Jelko in Frankfurt will sich nach deutlichen Verlusten im ersten Halbjahr (3,4 Mill. ) jetzt von den defizitären Mandaten als Aktienbetreuer auf Xetra (Designated sponsor) trennen. <font color="#FF0000">In Frankfurter Maklerkreisen zirkulieren hin und wieder Gerüchte, auch andere Börsenfirmen wollten ihr Personal - einen der größten Kostenblöcke - ausdünnen</font>. Nach Ansicht von Wiederhold wäre es aber ein Fehler, wenn jetzt Mitarbeiter entlassen werden, die man bei einer Geschäftsbelebung dann wieder einstellen müsste. Sinken werden die Personalkosten bei den meisten Firmen ohnehin, weil erfolgsabhängige Zulagen wegfallen.
Ansonsten müssen die Makler auf bessere Zeiten warten. Die Hoffnungen auf eine Aufhellung des Börsenklimas werden jedoch immer wieder nach hinten verschoben. <font color="#FF0000">Entgegen den Erwartungen"war das zweite Quartal noch schlechter als das erste"</font>, beklagt Posovatz. Das laufende Jahr hat die Branche mittlerweile abgehakt. Die Düsseldorfer Makler etwa rechnen laut einer Umfrage der Börse frühestens in einem halben Jahr mit einer Erholung der Börsenkonjunktur. Posovatz geht sogar davon aus, dass die Unsicherheit an den Finanzmärkten durchaus noch anderthalb Jahre anhalten dürfte. Er erwartet daher in absehbarer Zeit"eine Selektion" in der Maklerbranche. Nico Baader von Baader gewinnt der derzeitigen Lage dagegen auch etwas Gutes ab: Er geht von einer"Konzentration" in der Branche aus, an der sich sein Haus sich mittels Übernahmen aktiv beteiligen werde.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 19. Juli 2001
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