Ausschnitt aus Geld und Kredit von Dr. Franz Hochstetter (Seite78)
Gründe für die Untauglichkeit des Goldes als Geld.
Man muß auf die Geschichte zurückgreifen, um sich zu erklären, wie das Gold als Währungsstoff trotz seiner tauschwirtschaftlichen Unzulänglichkeit heut noch Anhänger und Verteidiger sogar in nur theoretisch an dieser Frage interessierten Kreisen findet. Denn es läßt sich nicht leugnen, daß bis weit über die Mitte des 19.Jahrhunderts hinaus das Gold in der Welt eine wirklich solide Grundlage für Handelsgeschäfte bot. Arbeitsteilung und Geldwirtschaft waren noch nicht voll entwickelt, die Rechtsverhältnisse in den meisten Ländern Europas, geschweige in den anderen Erdteilen, höchst unsicher. Die Währungen, falls vorhanden, beschränkten sich auf enge Gebiete. Vor allen war das Gold damals und noch bis zum Ausbruch des Weltkrieges in der Welt frei beweglich. (geschrieben 1933) Es wanderte aus Eigennutz dahin, wo der Gewerbefleiß blühte, wo Exportüberschüsse erzielt wurden. Das Gold als wirtschaftspolitische Waffe, als Erzeuger weltwirtschaftlicher Deflationskrisen zu mißbrauchen, dieser Mißbrauch war damals noch nicht gang und gäbe. Ihm hätten die starken, noch leidlich auf das Volkswohl bedachten Militärdynastien Mittel- und Osteuropas Einhalt geboten.
Der Verlauf des Weltkrieges gab dem Gold die Weltherrschaft frei. Auf feindmächtliche Einwirkung hin hat sich durch den Dawes-Vertrag 1924 auch Deutschland unter Mitwirkung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht der Goldmacht unterwerfen müssen, wie fast alle Teilnehmer des Weltkrieges und wie zahlreiche andere Gebiete der Erde.( Man merke die vorsichtige Formulierung, das wurde ja während der Nazizeit in Deutschland veröffentlicht (1936). Ob allerdings der Goldwährungsanhänger Schacht dazu gezwungen worden war, ist mehr als fraglich) Seitdem schleppte sich die deutsche Wirtschaft von Krise zu Krise. Ein Ende der Not war unter diesem System nicht abzusehen.
Schwerwiegende Gründe machen das Gold als Währungsgrundlage für deutsche Verhältnisse wie für alle goldarmen Länder teils höchst unzweckmäßig, größtenteils unmöglich, wenn nicht zu einer chronischen Wirtschaftskatastrophe.
1. Gold ist ein Stoff, dessen Vorrat teils von Zufälligkeiten ( Funden, Ergiebigkeit der Minen, Weltnachfrage u. a.) abhängt, teils vom Gutdünken der seine Produktion bestimmenden Mächte. Beides verträgt sich weder mit dem Interesse noch mit dem Selbstbewußtsein eines auf seine Marktfreiheit stolzen Volkes und Staats.
2. Da Deutschland kein Gold produziert, ist es in seinem Bezug vom Ausland abhängig.
3. Goldwährung ist eine teure Währung, denn jeder Vorrat hieran belastet die Goldbenützer mit Zinsen, die sich durch eine Papierwährung ersparen ließen.
4, Da sich in Goldwährungsländern nach dem Goldwert alle Preise richten, gerät der heimische Preisstand in Abhängigkeit von diesem unkontrollierbaren Fremdstoff.
5. Auswärtige Mächte, die Gold produzieren oder horten, erlangen hierdurch sowie dadurch, daß sie andern Ländern Zahlung in Gold zumuten und hierdurch Einfuhrschwierigkeiten bereiten und durch Schutzzölle deren Warenausfuhr und Golderwerb behindern, Einfluß auf die Goldvorräte jener Länder und dadurch indirekt auch auf die Menge der von der Zentralbank der Wirtschaft zur Verfügung stellbaren Zahlungsmittel, also auch auf deren wirtschaftliche Entwicklung. In auf Goldimporte angewiesenen Goldwährungsländern besteht ein für deren Wirtschaft schädlicher direkter Zusammenhang zwischen der Zahlungsmittelmenge und dem Außenhandel.
6. Eine Tauschwirtschaft, deren Zahlungsmittelmenge nicht nach dem Verkehrsbedarf, sondern nach der Goldeinfuhr, d. h. nach dem Ausfuhrwert bemessen wird, ist krisenanfällig, da die Kaufkraft der heimischen Währungseinheit nach diesem Gesichtspunkt wechselt, selbst wenn der Wechselkurs währt.
7. Da außerdem der Weltmarktpreis des Goldes in keiner Weise stabil ist, schwankt die heimische Kaufkraft des am Gold gemessenen Geldes sowie der vom Gold abhängige Preisstand in zweifacher Abhängigkeit, nach der Goldeinfuhr und nach dem Weltmarktpreis des Goldes. Die Wirtschaft pendelt ständig zwischen Inflation und Deflation. ( und kommt nie zur Ruhe mit einem festen Preisstand - von mir hinzugefügt)
8. Die Gefahr einer willkürlich dehnbaren Versorgung mit Zahlungsmitteln ist unter Goldwährung so groß wie unter der ungesicherten Papierwährung. Während die letztere die Neigung besitzt, zu viel Zahlungsmittel in Umlauf zu setzen, also Inflation zu erzeugen, drängt die Goldwährung zur willkürlichen Verschatzung der Zahlungsmittel, zur Deflation. Deflation schädigt die Volksinteressen ungleich stärker als Inflation.
9. Der heute noch hohe Preis des Goldes entspringt einer Selbsttäuschung, dem Wertwahn, der irrigen Vorstellung, es gäbe einen Stoff, der „den Wert“ enthält, und Gold enthielte diesen Stoff oder dies Fluidum. Die Entmünzung des Goldes würde seinen „Wert“ auf einen Bruchteil des heutigen Preises senken. Die industrielle Verwendungsmöglichkeit des Goldes ist unbedeutend. ( GESCHRIEBEN 1933 beim Goldpreis von U.S.$ 35.- pro Unze)
10. Die für das reibungslose Funktionieren der Goldwährung UNERLÄSSLICHE Freizügigkeit des Goldes besteht mindestens seit 1914 nicht mehr und läßt sich, nachdem einmal die Goldhortung als Tauschverhinderungsmittel erkannt worden ist und angewendet wird, durch noch so feierlich abgeschlossene internationale Verträge nicht zuverlässig wieder herstellen.
11. Mit Hilfe einer durch die Großhandels-Indexwährung mit der Geldzeichensteuer kombinierten Papierwährung lassen sich alle Gebrechen jeder Währung vermeiden und ALLE Bedingungen erfüllen, die an ein gutes Tauschmittel gestellt werden müssen.
Das 1924 von Dr. Schacht mit dem Gold noch einmal unternommene Experiment kam über die Goldkernwährung nicht mehr hinaus. Es umfaßte von Anfang an den allerdings unfreiwilligen Verzicht auf das reine Goldprinzip, den Rückgriff auf papierne Banknoten, die Zufluchtnahme zu knapp und knapper durch Gold und Devisen gedecktem und deshalb bis 1932/33 mengenmäßig vermindertem Papiergeld, tatsächlich die völlige Preisgabe seiner Einlösbarkeit, bald auch die Herabsetzung wenn nicht sogar die Aufhebung der Deckungsgrenzen....
Soweit die Ausführungen Dr. Hochstetters. Ich möchte dazu noch bemerken, daß das von 1928 bis 1933 „mengenmäßig verminderte Papiergeld“ der Weimarer Republik uns die Arbeitslosigkeit und Hitler und damit den zweiten Weltkrieg bescherte und daß das Bretton-Woods Experiment einer weltweiten Goldwährung mit Umweg über den Dollar 1971 gescheitert ist und daß die Verantwortlichen noch immer nichts dazu gelernt haben.
Der Verurteilung der Goldwährung ist nichts hinzuzufügen. Als Hochstetter das schrieb, existierte ja in den meisten Ländern der Welt die Goldwährung noch und die leidgeprüfte Erfahrung war noch frisch - die „nationalen“ Untertöne der Ausführungen muß man der damaligen Zeit zurechnen. Eine Verurteilung der Goldwährung mit einem Goldwährungsanhänger wie Schacht als Leiter der Nationalbank wäre ohne das gefährlich gewesen.
Lustig in diesem Zusammenhang ist es, daß der Goldwährungsanhänger Schacht dann mit der Geldmengenvermehrung keinerlei Skrupel hatte, die Goldwährung zu unterminieren, genau so wie der Goldbug Alan Greenspan es jetzt getan hat.
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