dottore
24.07.2001, 12:14 |
"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." Thread gesperrt |
Hi,
hatte gerade ein lĂ€ngeres GesprĂ€ch mit einem Herrn aus Luzern, der in einem sehr interessanten ExposĂ©e der Frage nachgegangen war, ob Wirtschaften aus Tausch oder Schuld entstanden ist bzw. wir heute eine Tausch- oder eine Schuldwirtschaft haben. Er hat die Tauschwirtschaft als groben Unfug enttarnt, was mich nicht unfroh macht. (Auf seine Gedanken komme ich noch zurĂŒck, evtl. scanne ich Original-Passagen ein, die ich dann poste).
Das GesprĂ€ch kam dann auf die mainstreamer und die ihnen hörigen Politiker bzw. vice versa. Und auf die Frage, warum es nicht möglich ist, eine so simple Geschichte, wie die Frage ob Tausch oder Schuld, sachlich zu diskutieren. Seine Erfahrung deckt sich mit meiner: Sofort wird man in ĂŒbler Manier beschimpft ("keine Ahnung!""noch Mal das Grundstudium absolvieren!""nicht Mal das kleine Einmaleins beherrschen!""SchwĂ€tzer!""Idiot!" usw.).
Das wĂ€re nicht weiter schlimm - auĂer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche AggressivitĂ€t gegenĂŒber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines LehrgebĂ€udes aufgebaut?
Die Antwort des Autors war verblĂŒffend:
"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
Sapientibus sat.
GruĂ
d.
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Boyplunger
24.07.2001, 14:29
@ dottore
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Fortschritt ist möglich... |
aber nur weil die AutoritÀten sterben. Also niemals die Hoffnung verlieren!!!
GruĂ b.
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Cujo
24.07.2001, 14:42
@ dottore
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Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." |
>Hi,
>hatte gerade ein lĂ€ngeres GesprĂ€ch mit einem Herrn aus Luzern, der in einem sehr interessanten ExposĂ©e der Frage nachgegangen war, ob Wirtschaften aus Tausch oder Schuld entstanden ist bzw. wir heute eine Tausch- oder eine Schuldwirtschaft haben. Er hat die Tauschwirtschaft als groben Unfug enttarnt, was mich nicht unfroh macht. (Auf seine Gedanken komme ich noch zurĂŒck, evtl. scanne ich Original-Passagen ein, die ich dann poste).
>Das GesprĂ€ch kam dann auf die mainstreamer und die ihnen hörigen Politiker bzw. vice versa. Und auf die Frage, warum es nicht möglich ist, eine so simple Geschichte, wie die Frage ob Tausch oder Schuld, sachlich zu diskutieren. Seine Erfahrung deckt sich mit meiner: Sofort wird man in ĂŒbler Manier beschimpft ("keine Ahnung!""noch Mal das Grundstudium absolvieren!""nicht Mal das kleine Einmaleins beherrschen!""SchwĂ€tzer!""Idiot!" usw.).
>Das wĂ€re nicht weiter schlimm - auĂer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
>Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche AggressivitĂ€t gegenĂŒber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines LehrgebĂ€udes aufgebaut?
>Die Antwort des Autors war verblĂŒffend:
>"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
>Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
>Sapientibus sat.
>GruĂ
>d.
das nennt man dann wohl postmoderne ökonomie...
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PuppetMaster
24.07.2001, 14:57
@ Cujo
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Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." |
>>Hi,
>>hatte gerade ein lĂ€ngeres GesprĂ€ch mit einem Herrn aus Luzern, der in einem sehr interessanten ExposĂ©e der Frage nachgegangen war, ob Wirtschaften aus Tausch oder Schuld entstanden ist bzw. wir heute eine Tausch- oder eine Schuldwirtschaft haben. Er hat die Tauschwirtschaft als groben Unfug enttarnt, was mich nicht unfroh macht. (Auf seine Gedanken komme ich noch zurĂŒck, evtl. scanne ich Original-Passagen ein, die ich dann poste).
>>Das GesprĂ€ch kam dann auf die mainstreamer und die ihnen hörigen Politiker bzw. vice versa. Und auf die Frage, warum es nicht möglich ist, eine so simple Geschichte, wie die Frage ob Tausch oder Schuld, sachlich zu diskutieren. Seine Erfahrung deckt sich mit meiner: Sofort wird man in ĂŒbler Manier beschimpft ("keine Ahnung!""noch Mal das Grundstudium absolvieren!""nicht Mal das kleine Einmaleins beherrschen!""SchwĂ€tzer!""Idiot!" usw.).
>>Das wĂ€re nicht weiter schlimm - auĂer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
>>Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche AggressivitĂ€t gegenĂŒber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines LehrgebĂ€udes aufgebaut?
>>Die Antwort des Autors war verblĂŒffend:
>>"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
>>Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
>>Sapientibus sat.
>>GruĂ
>>d.
>das nennt man dann wohl postmoderne ökonomie...
mir fiel eher"hedonistisches fenster" ein.
cujo, du hÀttest die finger von baudrillard lassen sollen ;)
im ernst: kennst du virilio? den fand ich zwar auch etwas deriliös, aber die assoziationen und begriffskreationen sind ganz interessant. sehr empfehlenswert fĂŒr medienfreaks:"krieg und fernsehen" (golfkriegtagebuch).
gruss
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Jochen
24.07.2001, 15:45
@ dottore
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Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." |
>Das wĂ€re nicht weiter schlimm - auĂer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
>Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche AggressivitĂ€t gegenĂŒber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines LehrgebĂ€udes aufgebaut?
>Die Antwort des Autors war verblĂŒffend:
>"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
>Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
Die Diskussionsverweigerung erklÀrt sich mE aus der kollektiven VerdrÀngung der katastrophischen Entstehung des Eigentums. Die Institutionen des VerdrÀngungsapparats (Philosophie, Religion, Wissenschaft, kurz PRW-Kombinat)wurden vom Kollektiv geschaffen, um den katastrophischen Hintergrund der Menschheits- und Naturgeschichte eben zu verdrÀngen.
Die Wirtschafts"wissenschaft" als ein Teil des VerdrĂ€ngungsapparates hilft natĂŒrlich krĂ€ftig bei der Geschichts- und Naturkundeklitterung mit, wie schon das harmoniesĂŒchtelnde und auf ewig gleichen Prinzipien (Hang zum Tausch und dergleichen Unfug)aufbauende ErklĂ€rungsmodell der Wirtschaft zeigt.
Politiker und Wissenschaftler als fĂŒhrende ReprĂ€sentanten der VerdrĂ€ngung mĂŒssen sich in Diskussionsverweigerung flĂŒchten, da sie sonst evtl. gezwungen wĂ€ren, sich mit den Ursachen ihrer Wahngebilde auseinanderzusetzen.
Zur Wirkungsweise verdrĂ€ngter kollektiver Katastrofen: Die Erschaffung der Götter/G. Heinsohn (was du natĂŒrlich bestens kennst).
GruĂ
Jochen
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Cujo
24.07.2001, 15:53
@ PuppetMaster
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Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." |
>>>Hi,
>>>hatte gerade ein lĂ€ngeres GesprĂ€ch mit einem Herrn aus Luzern, der in einem sehr interessanten ExposĂ©e der Frage nachgegangen war, ob Wirtschaften aus Tausch oder Schuld entstanden ist bzw. wir heute eine Tausch- oder eine Schuldwirtschaft haben. Er hat die Tauschwirtschaft als groben Unfug enttarnt, was mich nicht unfroh macht. (Auf seine Gedanken komme ich noch zurĂŒck, evtl. scanne ich Original-Passagen ein, die ich dann poste).
>>>Das GesprĂ€ch kam dann auf die mainstreamer und die ihnen hörigen Politiker bzw. vice versa. Und auf die Frage, warum es nicht möglich ist, eine so simple Geschichte, wie die Frage ob Tausch oder Schuld, sachlich zu diskutieren. Seine Erfahrung deckt sich mit meiner: Sofort wird man in ĂŒbler Manier beschimpft ("keine Ahnung!""noch Mal das Grundstudium absolvieren!""nicht Mal das kleine Einmaleins beherrschen!""SchwĂ€tzer!""Idiot!" usw.).
>>>Das wĂ€re nicht weiter schlimm - auĂer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
>>>Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche AggressivitĂ€t gegenĂŒber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines LehrgebĂ€udes aufgebaut?
>>>Die Antwort des Autors war verblĂŒffend:
>>>"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
>>>Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
>>>Sapientibus sat.
>>>GruĂ
>>>d.
>>das nennt man dann wohl postmoderne ökonomie...
>mir fiel eher"hedonistisches fenster" ein.
>cujo, du hÀttest die finger von baudrillard lassen sollen ;)
>im ernst: kennst du virilio? den fand ich zwar auch etwas deriliös, aber die assoziationen und begriffskreationen sind ganz interessant. sehr empfehlenswert fĂŒr medienfreaks:"krieg und fernsehen" (golfkriegtagebuch).
>gruss
hi puppetmaster,
baudrillard ist doch das beste beispiel fĂŒr den von dottore vermuteten"zwang zur theoretischen illusionierung" (siehe auch terry eagleton, die illusion der postmoderne)
wĂ€hrend die menschliche arbeit in der neuzeit noch von einer zweckbestimmung durchzogen ist, die den referenten fĂŒr den warentausch bildete, hat sich das tauschsystem inzwischen durch die reale dynamik des kapitals verselbststĂ€ndigt.
dadurch sind alle referentiellen bindungen an arbeits- und gebrauchwerte aufgelöst....
konsequenz fĂŒr baudrillard: >> ende der arbeit, ende der produktion, ende der politischen ökonomie und letztlich auch ende der geschichte (vgl. baudrillard, der symbolische tausch und der tod)...
virilio? hat der nicht in diesem zusammenhang ĂŒber"geschwindigkeiten" geschrieben...
ich denke die postmodernen begrifflichkeiten (simulation, hyperrealitÀt, simulakren....) der medientheoretiker (baudrillard, virilio, mcluhan, luhmann....) sind sehr interessante versuche einer"neuen" konstruktion von wirklichkeit....
immer noch besser als spengler sich reinzuziehen...
gruĂ
cujo
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