Josef
24.07.2001, 12:32 |
Debitismus: Bitte um einfache, verstaendliche Erklaerung ohne dottore. Thread gesperrt |
Obwohl ich hier seit ca l Jahr intensiv den Debitismus mitlese,
habe ich ihn immer noch nicht ganz verstanden und falle daher
auch Schalmeienklaengen von Oldy ueber das Freigeld zum
Opfer oder Goldbuggies wie R.Deutsch.
Leider drueckt dottore sich meist so kompliziert und gewunden aus,
dass ich das als Geradeausdenker nicht verstehe.
Es sollte doch moeglich sein den Debitismus auch in einfachen
Worten und Saetzen verstaendlich darzustellen
Sicher gibt es hier im Forum ausser dottore auch Teilnehmer
die den Debitismus verstanden haben und ihn in ihren eigenen
Worten darstellen koennen.
Vielen Dank fuer euere Muehe.
MfG
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McMike
24.07.2001, 12:37
@ Josef
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Re: Wie wäre es mit einer Graphik oder einem Schema? ot |
>Obwohl ich hier seit ca l Jahr intensiv den Debitismus mitlese,
>habe ich ihn immer noch nicht ganz verstanden und falle daher
>auch Schalmeienklaengen von Oldy ueber das Freigeld zum
>Opfer oder Goldbuggies wie R.Deutsch.
>Leider drueckt dottore sich meist so kompliziert und gewunden aus,
>dass ich das als Geradeausdenker nicht verstehe.
>Es sollte doch moeglich sein den Debitismus auch in einfachen
>Worten und Saetzen verstaendlich darzustellen
>Sicher gibt es hier im Forum ausser dottore auch Teilnehmer
>die den Debitismus verstanden haben und ihn in ihren eigenen
>Worten darstellen koennen.
>Vielen Dank fuer euere Muehe.
>MfG
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dottore
24.07.2001, 12:39
@ McMike
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Re: Mache ich sehr gern - am Schluss (bis dahin Psssst!) (owT) |
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PuppetMaster
24.07.2001, 12:52
@ Josef
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debitismus = ökonomischer katholizismus |
unter debitismus versteht man die implementation des katholizismus in die öknomische theorie.
sündenfall = urschuld
unbefleckte empfängnis = geld aus dem nichts
beichte, ablass = offenbarungseid
tag des jüngsten gerichts = der vollcrash (auch: grosse saldierung)
"und vergib uns unsere schuld..."
nicht vollends ernst gemeint ;)
viele grüsse
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Heller
24.07.2001, 16:36
@ Josef
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Es scheint so zu sein: (ich wage mal einen Anfang...) |
Vorsicht, bin kein Geldwissenschaftler. Aber durch´s erklären wird mir´s vielleicht auch noch klarer. Also:
Wenn du meinst, du gibts jemandem ein Guthaben weiter, wenn du ihm einen 100-DM-Schein gibst oder 100 DM won deinem auf sein Konto überweist, dann ist das die gängige Meinung. Die hängt daran, dass du schließlich für die 100 Mark hart geschuftet hast, die 100 Mark sind dein Lohn und die verbindest sie daher gedanklich mit deiner Arbeitsmühe. Der Schein ist quasi Ausdruck eines von dir geleisteten Guthabens, das du nun an jemanden anderen weiterreichst - dafür, dass er für dich eine Mühe unternimmt.
Der Debitismus sieht das anders. Die 100 Mark beinhalten nicht ein Guthaben, das durch deine Arbeit geschaffen wurde. Anstatt dich real zu belohnen, hat dir dein Kunde oder dein Arbeitgeber oder das Sozialamt nämlich kein Guthaben, sondern einen Kreditvertrag über 100 Mark (nichts anderes ist der 100 DM Schein) weitergereicht mit dem Versprechen, dass irgendwer in ferner Zukunft diese Schuld zum Preis von 100 DM abarbeiten werde. An diesem fernen Tage wird dann sowohl die Schuld beglichen als auch der 100 Mark Schein verschwinden.
Bis dahin - unter der stillschweigende Annahme, dass nichts Gravierendes dazwischen kommt - funktioniert natürlich der 100 Mark Schuld-Schein genausogut, als wär es ein 100 Mark Guthaben-Schein. Vor allem weil es ein Gesetz gibt, dass er als Zahlungmittel im Geschäftsverkehr angenommen werden muss.
Nicht wenige hier im Forum nehmen aber an, dass diese Schuld nie beglichen werden wird, der Schein aber dennoch verschwindet: der letzte Halter wird damit seinen Ofen anzünden oder die Wände tapezieren etc. und den Schuldner erlösen.
Das liegt in der Entstehung des Geldscheines begründet: Die Bundesbank gibt Geldscheine nur gegen Wechselversprechen heraus. Z.B. Daimler Benz verspricht, ein Automobilwerk zu bauen und soviel Autos zu verkaufen, dass sie die Kosten des Werkes zurückzahlen kann, z.B. 1 Mrd. DM. Mit solch einem Wechsel geht Daimler Benz zur Hausbank und die wiederum zur Bundesbank. Die Bundesbank rückt für dieses vertrauenswürdige Versprechen 1 Mrd. DM raus. So lagern viele Versprechen bei der Bundesbank und entsprechend viele D-Märker sind im Umlauf. Wenn alle Versprechen eingelöst werden, sind dementsprechend auch alle D-Märker wieder bei der BuBa - und damit aus der Welt.
Der grundlegend Unterschied des Debitismus zum weiß-nicht-wie-sie-heißt-Theorie (vielleicht"Kreditismus") ist m.E., dass das Geld ein Versprechen darstellt, für das die Leistung noch nicht erbracht wurde. Wird die Leistung erbracht und keines neues Leistungs-Projekt in die Welt gesetzt (noch ein Werk für Daimler oder diesmal eines für VW!), verschwindet auch das Geld. Mehr Geld kommt also nur durch Leute und Firmen in die Welt, die bereit sind, mehr zu riskieren als sich in ihrer Portokasse befindet - sprich: sich zu verschulden. Sie sind die diejenigen, die das Geld in die Welt setzen. Wenn diese Leute keine neuen Unternehmungen mehr angehen, ist es kurze Zeit später aus mit dem Geld.
Wo ich etwas unsicher bin, das ist Papa Staat. Er führt das System zum Absturz, da er grundsätzlich seine Schulden nicht bezahlt. Da die D-Mark-Scheine der BuBa gleich aussehen, egal ob der Staat oder eine gesunde Firma dafür bürgen, hat der Bürger keine Chance, die guten von den schlechten Scheinen zu unterscheiden.
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yatri
24.07.2001, 21:29
@ Heller
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Danke für den anschaulichen Beitrag, Heller!! |
>Wenn du meinst, du gibts jemandem ein Guthaben weiter, wenn du ihm einen 100-DM-Schein gibst oder 100 DM won deinem auf sein Konto überweist, dann ist das die gängige Meinung. Die hängt daran, dass du schließlich für die 100 Mark hart geschuftet hast, die 100 Mark sind dein Lohn und die verbindest sie daher gedanklich mit deiner Arbeitsmühe. Der Schein ist quasi Ausdruck eines von dir geleisteten Guthabens, das du nun an jemanden anderen weiterreichst - dafür, dass er für dich eine Mühe unternimmt.
>Der Debitismus sieht das anders. Die 100 Mark beinhalten nicht ein Guthaben, das durch deine Arbeit geschaffen wurde. Anstatt dich real zu belohnen, hat dir dein Kunde oder dein Arbeitgeber oder das Sozialamt nämlich kein Guthaben, sondern einen Kreditvertrag über 100 Mark (nichts anderes ist der 100 DM Schein) weitergereicht mit dem Versprechen, dass irgendwer in ferner Zukunft diese Schuld zum Preis von 100 DM abarbeiten werde. An diesem fernen Tage wird dann sowohl die Schuld beglichen als auch der 100 Mark Schein verschwinden.
>Bis dahin - unter der stillschweigende Annahme, dass nichts Gravierendes dazwischen kommt - funktioniert natürlich der 100 Mark Schuld-Schein genausogut, als wär es ein 100 Mark Guthaben-Schein. Vor allem weil es ein Gesetz gibt, dass er als Zahlungmittel im Geschäftsverkehr angenommen werden muss.
>Nicht wenige hier im Forum nehmen aber an, dass diese Schuld nie beglichen werden wird, der Schein aber dennoch verschwindet: der letzte Halter wird damit seinen Ofen anzünden oder die Wände tapezieren etc. und den Schuldner erlösen.
>Das liegt in der Entstehung des Geldscheines begründet: Die Bundesbank gibt Geldscheine nur gegen Wechselversprechen heraus. Z.B. Daimler Benz verspricht, ein Automobilwerk zu bauen und soviel Autos zu verkaufen, dass sie die Kosten des Werkes zurückzahlen kann, z.B. 1 Mrd. DM. Mit solch einem Wechsel geht Daimler Benz zur Hausbank und die wiederum zur Bundesbank. Die Bundesbank rückt für dieses vertrauenswürdige Versprechen 1 Mrd. DM raus. So lagern viele Versprechen bei der Bundesbank und entsprechend viele D-Märker sind im Umlauf. Wenn alle Versprechen eingelöst werden, sind dementsprechend auch alle D-Märker wieder bei der BuBa - und damit aus der Welt.
>Der grundlegend Unterschied des Debitismus zum weiß-nicht-wie-sie-heißt-Theorie (vielleicht"Kreditismus") ist m.E., dass das Geld ein Versprechen darstellt, für das die Leistung noch nicht erbracht wurde. Wird die Leistung erbracht und keines neues Leistungs-Projekt in die Welt gesetzt (noch ein Werk für Daimler oder diesmal eines für VW!), verschwindet auch das Geld. Mehr Geld kommt also nur durch Leute und Firmen in die Welt, die bereit sind, mehr zu riskieren als sich in ihrer Portokasse befindet - sprich: sich zu verschulden. Sie sind die diejenigen, die das Geld in die Welt setzen. Wenn diese Leute keine neuen Unternehmungen mehr angehen, ist es kurze Zeit später aus mit dem Geld.
>Wo ich etwas unsicher bin, das ist Papa Staat. Er führt das System zum Absturz, da er grundsätzlich seine Schulden nicht bezahlt. Da die D-Mark-Scheine der BuBa gleich aussehen, egal ob der Staat oder eine gesunde Firma dafür bürgen, hat der Bürger keine Chance, die guten von den schlechten Scheinen zu unterscheiden.
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dottore
25.07.2001, 03:38
@ Josef
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Re: Debitismus: Heller hat's auf den Punkt gebracht: Geld = immer -, nie +! |
Hi,
dass alles Wirtschaft aufgrund von irgendeinem"Zwang" besteht, weiß jeder aus seinem Alltag. Immer"müssen" wir irgendetwas: Liefern, Zahlen, Arbeiten.
Über diesen unerfreulichen Zustand - überall nur Minus - trösten wir uns hinweg, indem wir annehmen: Aber schließlich gibt es Geld. Das ist unser Plus. Der Anker, an dem wir uns klammern.
Diesen Anker gibt es nicht!
<font color="FF0000">Auch Geld ist immer ein Minus, niemals ein Plus.</font>
Jeder Geldschein, den wir in Händen halten, ist in der dort aufgedruckten Summe irgendwo ein anderer schuldig. Wir kennen ihn nicht. Er kennt uns nicht. Geld ist anonym.
Aber wenn der Geldschein nicht zu dem zurückkehrt, der ihn schuldig ist, geht der kaputt. An der Schuld selbst und an den Zinsen, die jede Schuld enthält obendrein.
Und mit ihm gehen wir wenig später auch kaputt.
Das war's auch schon.
Das ist der Kern des Debitismus.
Gruß
d.
PS:
Deshalb kämpft Oldy, dem das sehr wohl bewusst ist, der es aber nicht formulieren kann, auch so verbittert gegen das Horten von Geld. Völlig richtig. Denn Horten heißt: Auf Dauer gehen alle kaputt. Deshalb versucht er ja seinen Trick mit der"Umlaufgebühr", die ein"Tauschmittel", wenn's denn eins gäbe, niemals brauchen würde. Man tauscht wann's einem passt. Und fertig. Warum sollte jemand tauschen müssen?
Warum kämpft Reinhard so verbittert um sein Gold? Aus dem selben Grund. Denn die Produktion von Gold ist der sichtbare Beweis dafür, dass wir mit dem Abarbeiten von Schulden vorwärts gekommen sind - wie bei der Produktion von jeder Ware. Das Abarbeiten ist beim Gold in einer Goldwährung sofort und garantiert, weshalb ja der Gold-"Standard" aus der Ware Gold"Geld" macht, ohne dass das Gold lange vermarktet werden müsste wie andere Waren. Es wird automatisch angekauft. Und Vermarkten heißt immer: Schulden werden abgebaut.
Dieses Forum ist der einzige Ort, den ich weltweit kenne, wo die Diskussion um Wirtschaft konkret auf den zentralen Punkt gebracht wurde, auf den es ankommt: Aufs Geld. Daher auch die elende Quälerei.
Denn dass es überall Schulden noch und noch gibt (Schulden = Debita = lat. = das Geschuldete) wird im Ernst niemand bestreiten.
Nur dass Geld leider auch eine Schuld ist, egal, ob als Banknoten, Wechsel oder einfaches Buchen historisch bis zurück in Form von Einkerbungen in einen Walfischknochen, in Form von Kügelchen, Tontafeln, Steingeld usw. dargestellt, wollen wir nicht wahr haben.
Der Gedanke wäre schier unerträglich.
Wer lebt schon gerne mit der Vorstellung, dass selbst das Geld, das wir vor der Nasenspitze haben, nur ein Spiegel ist, in dem wir uns als lebenslang Verschuldete sehen?
Der Debitismus ist keine Theorie, sondern nur die einfache Darstellung der Wirklichkeit des Lebens. Unseres Lebens.
Versuche daher, eine Zeitlang nur zu denken, dass auch Geld nur eine Schuld ist. Wenn es Dir dann immer noch nicht klar ist, worum es beim Wirtschaften geht, dann frage bitte noch Mal nach, und frage,
was Dir nicht klar ist.
Aber ich garantiere Dir: Du wirst sehr schnell merken, dass Dir plötzlich alles klar ist...
Du bist dann endlich am alles entscheidenden Meilenstein vorbei!
Es wird Dich zwar zuerst nicht"glücklich" machen (ging jedem Debitisten so). Aber danach fühlst Du Dich wie befreit. Und Du kannst Dein Leben, das Du leben musst endlich optimal gestalten.
Daran, dass das Leben nun Mal so ist, wie es ist, kannst Du sowieso nichts ändern.
Nochmals herzlichen Gruß
d.
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