JÜKÜ
25.07.2001, 10:56 |
Frage an die Silberexperten Thread gesperrt |
Aus einer eMail:
Es wird gesagt, daß der Silberpreis mit Derivaten nach unten manipuliert
wird. Aber damit kann man nur Spekulanten befriedigen. Die Industrie aber
braucht physisches Silber. Wenn also ein Defizit an Silber besteht, wie
kommt dann der niedrige Preis in Dollar zustande?
Der Bedarf, so wird weiterhin gesagt, wird notdürfig durch Wiedergewinnung
aus Schrott gestillt, wobei diese Verfahren teuer sind. Das so gewonnene
Silber ist also teurer als das Silber auf dem Spotmarkt und doch bedient
sich die Industrie dieser Techniken und bezahlt. Warum?
Sie haben doch gesagt, einen doppelten Silbermarkt könne es nicht geben, da
Preisunterschiede durch Arbitrage sofort verschwänden.
Was ist aber, wenn der größte Teil des auf dem Spotmarkt gehandelten Silbers
aus Derivaten besteht und somit der Industrie gar nicht zur Verfügung steht.
Wenn eine Fabrik Kabelschuhe herstellt, die elektrolytisch versilbert werden
und die Produktion steht still, weil es kein Silber gibt, wird man doch
jeden Preis bezahlen, wenn nur die Lieferfrist kurz genug ist und die
Produktion wieder anläuft.
Ich bin im Vertrieb für Servomotoren tätig und große Preisunterschiede bei
ein und demselben Motor sind völlig normal, wenn es um das
Ersatzteilgeschäft, Lieferfristen und Produktionsausfälle bei
Maschinenstillstand geht.
Wie groß ist also der Anteil an Silberderivaten auf dem Spotmarkt?
Meine Frage ist also von großer Wichtigkeit und mein Einwand ist es wert, so
denke ich, einmal offiziel in Ihrer Internetseite beantwortet zu werden.
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Rumpelstilzchen
25.07.2001, 11:21
@ JÜKÜ
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Meine Meinung |
Ich kann mir einen"doppelten Silbermarkt" nur schwer vorstellen. Die Aussicht auf einen einfachen Arbitragegewinn wäre zu groß, als dass sich zwei Märkte mit signifikant unterschiedlichen Preisen dauerhaft etablieren könnten.
Das gilt auch für das Geschäft mit Derivaten. Ohne Nachschub an physischem Silber muss jede offene Shortposition über kurz oder lang zusammenbrechen. Auch hier würde sich andernfalls eine risikolose Arbitrage zwischen Derivatpreis und physischem Preis anbieten. Und ein solches"free lunch" gibt es an der Börse eben nicht.
In meinen Augen gibt es nur eine plausible Erklärung für die jahrelange Baisse bei gleichzeitig bestehendem Angebot-Nachfrage-Defizit: Enthortung stiller Reserven.
S. Weigl meint, dass vor allem China noch massiv enthortet. Sobald die Chinesen entweder nicht mehr enthorten wollen oder können (Nachfrage im Land steigt angesichts des hohen Wirtschaftswachstums überproportional), dürfte einem steigenden Silberpreis nichts mehr im Weg stehen.
Gruß
R.
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JÜKÜ
25.07.2001, 11:53
@ JÜKÜ
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Re: Frage an die Silberexperten / Zusatzfrage |
Gleicher Fragesteller:
ein weiteres Mittel um unangenehme Preiserhöhungen zu umgehen, besteht in
der Verlängerung der Lieferfristen. Das ist wie im Sozialismus, das
Schlangestehen ersetzt die Preiserhöhung. So gibt es z.B. nur noch sehr
wenige Hersteller von qualitativ hochwertigen Leiterplatinen. Diese horten
dann auch noch das Rohmaterial.
Lieferfristen übersteigen zum Teil 6 Monate bei weitem. Wer schnell
beliefert werden will, muß zahlen.
Gibt es irgendwo Tabellen oder Daten, die Lieferfristen für physisches
Silber in Beziehung zum Preis setzen? Wenn irgendwo physisches Silber
angeboten wird, verläßt es ja manchmal gar nicht einen Pool, sondern
wechselt nur den Besitzer. Auch dieses physische Silber ist reine
Spekulationsware, wie ein Silberderivat.
Wie groß ist der Anteil an physischem Silber, der täglich am Spotmarkt
umgesetzt wird, der tatsächlich an einen Industrieverbraucher geliefert
wird?
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mangan
25.07.2001, 12:04
@ JÜKÜ
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Re: Frage an die Silberexperten-Kurze müde Antwort |
Mir sind Ag-Anwendungen im 1000Tonnenbereich (z.B. Ag-Legierungsanteile zur besseren Stromleitung) bekannt, die bei höherem Ag-Preis sofort durch größeren Cu-Querschnitt ersetzt würden.
Es ist eine Mär der Gurus, der Silberpreis würde derzeit wegen geringem Wertanteil/Produkt, typisches Beispiel chem. Photografie (0,03DM/Film), in der Nachfrage keine Rolle spielen.
Der Nachfrageüberhang und Enhortung ist richtig.
Aber bei ordentlich höherem Preis geht die Nachfrage sofort zurück.
Ja, leider.
In unserer profitorientierten Wirtschaft muß sich der Silbereinsatz rechnen.
Die Zeit der militärischen Kampfpreise mit 2 Kontrahenten als Nachfrager ist vorbei.
Es werden nun mal nicht mehr soviele Atomschiffreaktoren, usw. gebaut, bei dem allein als Wärmetauschermaterial ca. 15 Tonnen Ag nötig waren. Klar, daß der Preis unter den damaligen Umständen keine Rolle spielte.
Ungewohnt, die Zeit ist aber zum Glück vorbei
Ihr seid doch Wirtschaftler. Warum denkt Ihr nicht wirtschaftlich?
Keine Gurus mit ihren Märchenverkaufsinteressen, einfach selbst denken und nicht nur vom selbst denken reden..
m
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