Hab ich gerade in der Welt gefunden:
Auch als Link:
http://www.welt.de/daten/2001/07/27/0727fi270609.htx
Vermögensverwalter setzen auf Liquidität
Positive Signale kommen aus den USA. Eine Hoffnung auf Trendwende ist aber noch verfrüht. Stock-Picking hat Konjunktur
Montage: DW
Von Annette C. Müller
und Beatrix Wirth
Berlin - Die auf Hochtouren laufende Berichtssaison verheißt wenig Gutes für die Zukunft. Ob Siemens und die Hypo-Vereinsbank in Deutschland oder Lucent und AT & T in den USA - die Mehrheit der Unternehmen gibt düstere Prognosen ab. Und auch die widersprüchlichen makroökonomischen Daten senden keine Signale für eine baldige, durchgreifende Konjunkturerholung aus.
Dennoch hat sich beim Dow Jones der Abwärtssog deutlich abgeschwächt: Während der Dax seit Anfang Juli fast 19 Prozent verloren hat, steht der US-Index nur mit 1,2 Prozent im Minus. Zudem überrascht gerade der US-Markt auch bei negativen Nachrichten immer wieder mit Ausbrüchen nach oben. Einige Experten sehen darin die Vorboten einer Trendwende. Die starken Schwankungen, die grundlosen Aufwärtsbewegungen und der vorherrschende tiefe Pessimismus der Börsianer seien typische Zeichen für eine bevorstehende Richtungsänderung, heißt es. Zeit also für den Anleger, sich neu zu positionieren?
Vermögensverwalter warnen vor allzu großer Euphorie."Dieses Jahr wird keine große Rallye mehr stattfinden", sagt Martina Herzog, Vermögensverwalterin beim Bankhaus Ellwanger & Geiger."Das Geld hat sich in den sicheren Hafen der Renten und in Defensivwerte zurückgezogen - und das wird so bleiben, bis bessere Zahlen kommen." Auch Eberhard Weinberger, Chefanalyst bei der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG, sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels."In den USA ist die längste wirtschaftliche Boomphase in der Geschichte zu Ende gegangen, und eine gigantische Börsenblase ist geplatzt. Das bereinigt sich nicht in einem Jahr." Der Markt reagiere jetzt nach der Psychologie der Anleger, und diese sei stark angeknackst.
Weinberger empfiehlt Investoren daher, weiterhin defensiv zu agieren, dabei aber flexibel zu bleiben. Entsprechend hat er die Anlegergelder zu fast 100 Prozent in Value-Werten angelegt. Außerdem hält er eine hohe Bargeld-Quote von 30 bis 40 Prozent. Auch Vermögensverwalterin Herzog hat die Cash-Quote in dem Depot für risikobereite Anleger deutlich auf 20 Prozent hochgefahren. Im Portfolio für weniger risikobereite Anleger setzt sie auf 50 Prozent Anleihen, 40 Prozent Aktien und zehn Prozent Cash-Anteil."Bei Aktien-Investments ist vor allem eine breite Branchen-Mischung wichtig", sagt sie.
Nach Ansicht von Weinberger bieten insbesondere Mid-Caps Chancen."Viele haben Substanz, überzeugen mit guten Dividendenrenditen und sind zudem sehr preiswert." Zu seinen Favoriten gehören Bilfinger & Berger und K & S.
Einige Anlage-Experten geben sich allerdings auch schon wieder offensiver."Die wirkliche Trendwende wird zwar noch auf sich warten lassen, aber mittlerweile sind die negativen Nachrichten eingepreist", sagt Markus Ross, Vorstand der Ceros Vermögensverwaltung."Momentan haben wir Einstiegskurse." So hat er jüngst mit AT & T und der Deutschen Telekom zwei Werte aus dem geprügelten Telekom-Sektor in das Depot für begrenzt risikobereite Anleger genommen. Dieses ist zu 65 Prozent in Aktien gewichtet. Der Freiburger Vermögensverwalter Matthias Reinhardt setzt ebenfalls wieder auf Technologie."Beim Biotech- und dem Software-Sektor sehen wir derzeit nur eine Delle." An eine Rezession in den USA glaubt er nicht."Neue Tiefstände wird es am Aktienmarkt daher nicht mehr geben." Seiner Ansicht nach könnte der Dow Jones binnen eines Jahres um 20 Prozent und binnen zwei Jahren sogar um 50 Prozent zulegen. Entsprechend schichtet er die Portfolios seiner Kunden um und investiert 50 Prozent der Gelder in den USA."Hier wird es mit der Konjunktur schneller aufwärts gehen als in Europa." Allerdings sollten Anleger auf die Qualität der Titel achten.
Dies empfiehlt auch Chefanalyst Weinberger:"Das Stock-Picking wird immer wichtiger." Als entscheidende Kriterien sieht er eine gute Bonität der Gesellschaften und hohe Gewinnspannen."Unternehmen, die einen niedrigen Kostenapparat haben, sind im Wettbewerb im Vorteil und können sich besser halten, wenn ihnen in schlechten konjunkturellen Zeiten der Wind ins Gesicht bläst."
Tja, wenn jetzt schon die Finanzjongleure offen zum Horten anregen...
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