Nur die Andenländer erfreuen sich einer einigermaßen stabilen Wirtschaftsentwicklung
<font size=5>Die anhaltenden Probleme Argentiniens belasten die Konjunktur in Südamerika</font>
HANDELSBLATT, 2.8.2001
abu SAO PAULO. <font color="#FF0000">Die anhaltende Krise in Argentinien belastet alle lateinamerikanischen Volkswirtschaften stärker als noch vor kurzem erwartet</font>. Weil in allen Ländern die Zinsen steigen und die Währungen unter Druck kommen, haben die meisten Investmentbanken die Wachstumserwartungen nach unten korrigiert. So rechnet die Dresdner Bank Lateinamerika nur noch mit einem Jahreswachstum der 17 Länder der Region von 1,6 % (zuvor 2 %).
In Argentinien selbst erwarten die Analysten wegen der selbst auferlegten Haushaltsdisziplin keine Erholung der Konjunktur bis zum Jahresende. Die Dresdner Bank rechnet mit einer <font color="#FF0000">anhaltenden Rezession (-1,4 %)</font>. Das trifft die Nachbarstaaten um so härter, als sich schon seit Jahresbeginn die schwächere Weltkonjunktur besonders stark auf die Ã-konomien Lateinamerikas auswirkt. Die Wirtschaften exportieren bis auf die Ausnahme Mexiko vor allem kaum verarbeitete Rohstoffe aus der Landwirtschaft oder Bergbau. Die Preise dieser Rohstoffe reagieren traditionell stark auf die sinkende Nachfrage. Die schwächere Konjunktur wirkt sich dagegen positiv auf die Inflation aus: Im Durchschnitt wird sie dieses Jahr auf 5,5 % sinken. Schlecht dagegen sehen die Leistungsbilanzen und Staatsbudgets aus: <font color="#FF0000">In den meisten Staaten nehmen die Doppeldefizite sowohl im Haushalt als auch in den Außenbeziehungen zu</font>.
Dazu kommt nun die permanente Unsicherheit in Argentinien, die sich auf die Nachbarstaaten unterschiedlich auswirkt. Mexiko ist wegen seiner wirtschaftlichen Anbindung an die USA kaum betroffen, wohl aber der Handelspartner Brasilien. Zwar sind die ausländischen Kapitalmärkte für Brasilien (noch) nicht verschlossen wie für Argentinien. Dennoch zögern brasilianische Konzerne derzeit wegen der gestiegenen Kosten mit der Kreditaufnahme im Ausland. Das bremst die Konjunktur zusätzlich (Prognose: 2,8 %). <font color="#FF0000">Die industrielle Produktion ist bis Mai gegenüber Vorjahr noch um 6 % gestiegen. Doch seither schrumpft sie von Monat zu Monat</font>. Die erwarteten Rekordernten, die weiter fließenden Direktinvestitionen und die wegen des schwachen Reals gebremsten Importe wirken sich jedoch mittelfristig positiv auf die Leistungsbilanz und damit das Länderrisiko Brasiliens aus.
In den Andenländer bremsen die niedrigen Erz- und Metallpreise die Konjunktur. Am besten geht es Chile. Dort registrieren die Ã-konomen eine leichte Besserung des Konsums sowie eine sinkende Arbeitslosigkeit. Wegen seiner soliden Wirtschaftspolitik ist Chile bisher wenig von der Argentinien-Krise berührt worden (Wachstumsprognose: 3,4 %). In Peru erwarten die Institute nach einem rezessiven ersten Halbjahr nach dem Amtsantritt Toledos eine verbesserte Konjunktur, die für 2001 mit einen Nullwachstum abschließen könnte. Vor allem multilaterale Geldgeber könnten den demokratischen Neubeginn nutzen, um Peru Kredite zu geben.
<font color="#FF0000">Venezuela dagegen bildet wegen seiner Ã-lexportwirtschaft weiterhin die Ausnahme auf dem Kontinent: Als einzige Ã-konomie weist das Karibikland einen Leistungsbilanzüberschuss auf</font>. Doch das zunehmende Haushaltsdefizit belastet das Wachstum mittelfristig. Trotz hoher Ã-lpreise erwarten Ã-konomen ein Wachstum von nur 3,3 %.
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