Ecki1
11.08.2001, 11:20 |
Schuldscheine-Ausgabe in Argentiniens Provinzen Thread gesperrt |
"Patacones" zur Überwindung der Kassenebbe
R.F.L. Buenos Aires, 8. August
Die Provinz Buenos Aires, der wirtscahftlich weitaus wichtigste Landesteil Argentiniens, wird in den nächsten Tagen Schuldscheine emittieren, um dem behördlichen Mangel an fllüssigen Mitteln zu begegnen. Mit den Bonds - zuerst vom Volksmund, indessen auch offiziell als"Patacones" bezeichnet - sollen unaufschiebbare Verbindlichkeiten (vor allem Lohnzahlungen) gedeckt werden. Verspätungen bei der Liquidierung haben in den vergangenen Tagen und Wochen Streiks und Protestdemonstrationen ausgelöst.
Begrenztes Zahlungsmittel
In der Provinzhauptstadt La Plata begründet man die ausserordentliche Massnahme mit dem Hinweis, dasss die zähe Rezession und die vielen sie begleitenden Streiks zu einer krassen Verminderung der provinziellen Steuereinnahmen geführt haben. Diese fielen nach statistischen Angaben im ersten Halbjahr 2001 um 5 % und im vergangenen Jahr gar um 13 % (Jahresvergleich). Künftig soll ein Teil der Löhne und Pensionen der staatlichen Angestellten bzw. der staatlichen Pensionäre - und zwar jener Teil, der 740 Pesos übersteigt - mit"Patacones" geglichen werden. Es handelt sich angeblich um Einkünfte von etwa 180 000 Personen. Doch auch Lieferanten und andere Gläubiger der Provizverwaltung sollen anstelle von Bargeld Schuldscheine erhalten.
Gleichzeitig vernimmt man, dass die Bonds zur Bezahlung von öffentlichen Dienstleistungen in der Provinz (Telefon, Wasser, Gas, Strom u.ä.) sowie zur Begleichung von Provinzsteuern benutzt werden können. Doch dies ist noch keineswegs sicher und dürfte auch nicht überall gelten. So hiess es beispielsweise, Supermärkte würden die Scheine annehmen; inzwischen ist dies aber von einigen Unternehmen dementiert worden. Offen ist vorerst unter anderem auch, ob die"Patacones" frei übertragbar sind, ob bei ihrer Anwendung eine eventuelle Geldrückgabe bar oder ebenfalls in Bonds erfolgen soll, ob beim Bezug von Produkten oder Dienstleistungen der gesamte Rechnungsbetrag mit den Schuldscheinen beglichen werden kann oder nur ein Teil des Betrags.
Vorerst hat nur die"Banco de la Provincia" verbindlich erklärt, Bonds zur Abzahlung oder Rückzahlung von Krediten annehmen zu wollen. Die vielen bisher bestehenden Unklarheiten steigern die Skepsis in jenen Personenkreisen und Unternehmen, die auf das neue Zahlungsmittel angewiesen sein werden. Von potenziellen"Patacones"-Empfängern sind inzwischen auch schon zwecks Vereitelung der Bonds-Ausgabe die Gerichte angerufen worden.
Tendenzen zu einer Parallelwährung?
Einige Provinzen wollen dem Beispiel der Provincia de Buenos Aires folgen und ihrerseits Schuldscheine ausgeben bzw. an der Ausgabe"interprovinzieller" Bonds teilnehmen. In etwa einem Dutzend Provinzen wird die Frage gegenwärtig studiert. Die Bundesregierung hat wochenlang gezögert, ehe sie die Initiative auf Provinzbasis gebilligt hat. Es geht dabei auch darum, dass die Privinzen mit diesen Schuldscheinen u.a. Staatssteuern begleichen wollen. Die argentinische Regierung stimmte dazu bei unter der Voraussetzung, dass die Zentralbehörden zur Beihilfe an die Provinzen ("Coparticipación") ebenso die gleichen Bonds benutzen können. Sie dürfen indessen - so heissst es - nirgendwo zur Defizitdeckung herangezogen werden. Über die grundsätzliche Frage, ob im Blick auf die Verwendung der Schuldscheine nicht eine Art Parallelwährung im Entstehen begriffen ist, wird vorerst nicht diskutiert.
Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2001
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JüKü
11.08.2001, 13:53
@ Ecki1
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Re: Schuldscheine / Der HYPERINFLA in Argentinien steht nichts mehr im Wege!... |
DAS ist ja wohl die Geldmaschine im direkten Zugriff des Staates! Nicht mal der Umweg über die Notenbank. Danke für diese Info!
>"Patacones" zur Überwindung der Kassenebbe
>R.F.L. Buenos Aires, 8. August
>Die Provinz Buenos Aires, der wirtscahftlich weitaus wichtigste Landesteil Argentiniens, wird in den nächsten Tagen Schuldscheine emittieren, um dem behördlichen Mangel an fllüssigen Mitteln zu begegnen. Mit den Bonds - zuerst vom Volksmund, indessen auch offiziell als"Patacones" bezeichnet - sollen unaufschiebbare Verbindlichkeiten (vor allem Lohnzahlungen) gedeckt werden. Verspätungen bei der Liquidierung haben in den vergangenen Tagen und Wochen Streiks und Protestdemonstrationen ausgelöst.
>Begrenztes Zahlungsmittel
>In der Provinzhauptstadt La Plata begründet man die ausserordentliche Massnahme mit dem Hinweis, dasss die zähe Rezession und die vielen sie begleitenden Streiks zu einer krassen Verminderung der provinziellen Steuereinnahmen geführt haben. Diese fielen nach statistischen Angaben im ersten Halbjahr 2001 um 5 % und im vergangenen Jahr gar um 13 % (Jahresvergleich). Künftig soll ein Teil der Löhne und Pensionen der staatlichen Angestellten bzw. der staatlichen Pensionäre - und zwar jener Teil, der 740 Pesos übersteigt - mit"Patacones" geglichen werden. Es handelt sich angeblich um Einkünfte von etwa 180 000 Personen. Doch auch Lieferanten und andere Gläubiger der Provizverwaltung sollen anstelle von Bargeld Schuldscheine erhalten.
>Gleichzeitig vernimmt man, dass die Bonds zur Bezahlung von öffentlichen Dienstleistungen in der Provinz (Telefon, Wasser, Gas, Strom u.ä.) sowie zur Begleichung von Provinzsteuern benutzt werden können. Doch dies ist noch keineswegs sicher und dürfte auch nicht überall gelten. So hiess es beispielsweise, Supermärkte würden die Scheine annehmen; inzwischen ist dies aber von einigen Unternehmen dementiert worden. Offen ist vorerst unter anderem auch, ob die"Patacones" frei übertragbar sind, ob bei ihrer Anwendung eine eventuelle Geldrückgabe bar oder ebenfalls in Bonds erfolgen soll, ob beim Bezug von Produkten oder Dienstleistungen der gesamte Rechnungsbetrag mit den Schuldscheinen beglichen werden kann oder nur ein Teil des Betrags.
>Vorerst hat nur die"Banco de la Provincia" verbindlich erklärt, Bonds zur Abzahlung oder Rückzahlung von Krediten annehmen zu wollen. Die vielen bisher bestehenden Unklarheiten steigern die Skepsis in jenen Personenkreisen und Unternehmen, die auf das neue Zahlungsmittel angewiesen sein werden. Von potenziellen"Patacones"-Empfängern sind inzwischen auch schon zwecks Vereitelung der Bonds-Ausgabe die Gerichte angerufen worden.
>Tendenzen zu einer Parallelwährung?
>Einige Provinzen wollen dem Beispiel der Provincia de Buenos Aires folgen und ihrerseits Schuldscheine ausgeben bzw. an der Ausgabe"interprovinzieller" Bonds teilnehmen. In etwa einem Dutzend Provinzen wird die Frage gegenwärtig studiert. Die Bundesregierung hat wochenlang gezögert, ehe sie die Initiative auf Provinzbasis gebilligt hat. Es geht dabei auch darum, dass die Privinzen mit diesen Schuldscheinen u.a. Staatssteuern begleichen wollen. Die argentinische Regierung stimmte dazu bei unter der Voraussetzung, dass die Zentralbehörden zur Beihilfe an die Provinzen ("Coparticipación") ebenso die gleichen Bonds benutzen können. Sie dürfen indessen - so heissst es - nirgendwo zur Defizitdeckung herangezogen werden. Über die grundsätzliche Frage, ob im Blick auf die Verwendung der Schuldscheine nicht eine Art Parallelwährung im Entstehen begriffen ist, wird vorerst nicht diskutiert.
>Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2001
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