R.Deutsch
12.08.2001, 18:00 |
Der Streit, den wir hier führen, ist uralt. Thread gesperrt |
Im Mai 1600 gab Elisabeth die I. aus unedlem Metall hergestelltes Münzgeld als offizielles Zahlungsmittel in Irland aus. Alle anderen Münzen wurden für ungültig erklärt und mussten an die Münzstätte zurückgegeben werden. Als ein Ire die 100 Pfund, die er einem Londoner Kaufmann schuldete, mit dem neuen Münzgeld begleichen wollte, verklagte der Kaufmann ihn auf Rückzahlung in Gold- und Silbermünzen. Der Fall wurde auf höchster Ebene verhandelt und dann in dem berühmten"Mixt Moneys of Ireland Case" zugunsten des Iren entschieden. In der Entscheidung heißt es:
"Bei Geld handelt es sich um einen staatlichen Wertmaßstab...., und jeder Staat entwickelt sein eigenes Geldwesen.
Der Herrscher hat das Recht, das Geld seines Einflussbereiches zu schaffen. Erklärt der Herrscher, ein Geldstück sei ein Pfennig, Groat, oder Shilling, so ist das so.
Der Herrscher hat das Recht, die Geldmenge zu erhöhen, oder zu verringern,.... den gesetzlichen Wert des Geldes zu erhöhen, oder zu verringern, bestimmte Münzen für ungültig zu erklären, oder sie zu Barren einzuschmelzen, in welcher Form sie als Zahlungsmittel verboten werden können.... Diese Macht behält sich der Staat zur eigenen Sicherheit und zum eigenen Wohlergehen vor.
Münzen haben immanente und extrinsische Eigenschaften.Immanente Eigenschaften sind Gewicht und Reinheit, extrinsische Eigenschaften sind Benennung und Wert. Immanente Eigenschaften sind naturgegeben, während die extrinsischen Eigenschaften vom Herrscher oder Staat verliehen werden."
Eine ähnliche Entscheidung hat ca. 1924 das Reichsgericht getroffen (Mark gleich Mark) und genau darum geht es auch heute noch. Klarer kann man es kaum sagen. Für die meisten Menschen (inkl. Dottore) ist nur dieses Staatsgeld wirklich Geld. Es ist ganz merkwürdig. Vielen Menschen bereitet es geradezu körperliches Unbehagen, zu akzeptieren, dass Gold und Silber auch Geld sind. Es wäre ja mal ganz interessant, psychologisch zu erklären, woher es kommt, dass viele sich bei uns so vehement gegen die Vorstellung wehren, dass auch Gold und Silber Geld sind. Vielleicht hat Rumpelstielzchen ja eine Erklärung.
Schönen Abend
R.
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Ghandi
12.08.2001, 19:04
@ R.Deutsch
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schöne Beispiele |
Ist wieder ein lehrreicher Beitrag, Reinhard,
und läßt Dein ´Highlight´ von wegen GZ <> Geld
glatt vergessen ;-)
Was sagt das von Dir zitierte Gerichtsurteil
klipp und klar aus?
"Bei Geld handelt es sich um einen staatlichen Wertmaßstab"
Genau so isses.
Ob das Blechmünzen, Kartoffeln, Mondgestein, Gold
oder Silber ist, hat den kleinen Michel zu keiner Zeit
zu kümmern, so lange er nicht selbst zum Tyrannen oder
Clanchef mit eigener Armee und eigener Münzstätte auf-
gestiegen ist und dies selbst bestimmen kann.
Die herausragende Eigenschaft des kleinen Michels sollte
deshalb FLEXIBILITÄT sein, um auf neue Marktbedingungen
rasch reagieren zu können, sobald sie erkennbar werden.
Gold könnte DIE Option werden. - Es wäre Dir zu gönnen.
Nur, wer weiß es?
Wenn der nächste BIG Brother auf Glasperlen setzt und
und alle Goldbesitzer einsperren läßt, kommen wir Dich
jedenfalls besuchen, um weiter über das ideale Geld
zu diskutieren ;-)
Grüsse
G.
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Baldur der Ketzer
12.08.2001, 19:10
@ Ghandi
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Re: alternatives Geld? |
>Wenn der nächste BIG Brother auf Glasperlen setzt und
>und alle Goldbesitzer einsperren läßt, kommen wir Dich
>jedenfalls besuchen, um weiter über das ideale Geld
>zu diskutieren ;-)
Hallo,
also, ich kann mir denken,
- Gerhard Schröder würde sich auf Zigarren einlassen,
- der dicke Adenauer-Enkel hätte Saumagen gelten lassen,
- Trittin würde Sonnenblumen nehmen,
- Stoiber vielleicht Gamsbärte oder Bier,
- Beate Uhse hätte sicher nichts gegen eine Verhüterli-Währung gehabt,
- Bush könnte BigMacs nehmen,
und falls-
Putin der Big-Brother werden sollte, werden wir es im Vodka-Suff nicht ganz so sehr mitkriegen *hicks*
>
>Grüsse
>G.
retour vom Baldur
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Diogenes
12.08.2001, 21:38
@ R.Deutsch
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Re: Der Streit, den wir hier führen, ist uralt. |
Hi Reinhart,
Wenn man schon nicht recht hat, son nimmt man es sich mit Gewalt. Wundert mich nicht, der Staat ist meist selber der größte Schuldner. Trauet nicht Fürsten noch Königen,...
Die Lehre daraus? Spare in Gold&Silber und spare an Kredit, besonders mit Kredit an den Staat.
>Vielen Menschen bereitet es geradezu körperliches Unbehagen, zu akzeptieren, dass Gold und Silber auch Geld sind
Weil dann nimand mehr da ist, der es"schon" richten wird. Angst vor der mit der Freiheit verbundenen Verantwortung?
Aufdaß wir unsere eigene Druckerpresse bekommen, ich wollte schon immer mal eine Tapete aus Dollar/Euro/Yen.
Diogenes ;-)
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Rumpelstilzchen
12.08.2001, 21:53
@ R.Deutsch
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Re: Der Streit, den wir hier führen, ist uralt. |
>"Bei Geld handelt es sich um einen staatlichen Wertmaßstab...., und jeder Staat entwickelt sein eigenes Geldwesen.
>Der Herrscher hat das Recht, das Geld seines Einflussbereiches zu schaffen. Erklärt der Herrscher, ein Geldstück sei ein Pfennig, Groat, oder Shilling, so ist das so.
>Der Herrscher hat das Recht, die Geldmenge zu erhöhen, oder zu verringern,.... den gesetzlichen Wert des Geldes zu erhöhen, oder zu verringern, bestimmte Münzen für ungültig zu erklären, oder sie zu Barren einzuschmelzen, in welcher Form sie als Zahlungsmittel verboten werden können.... Diese Macht behält sich der Staat zur eigenen Sicherheit und zum eigenen Wohlergehen vor.
>Münzen haben immanente und extrinsische Eigenschaften.Immanente Eigenschaften sind Gewicht und Reinheit, extrinsische Eigenschaften sind Benennung und Wert. Immanente Eigenschaften sind naturgegeben, während die extrinsischen Eigenschaften vom Herrscher oder Staat verliehen werden."
>Eine ähnliche Entscheidung hat ca. 1924 das Reichsgericht getroffen (Mark gleich Mark) und genau darum geht es auch heute noch. Klarer kann man es kaum sagen. Für die meisten Menschen (inkl. Dottore) ist nur dieses Staatsgeld wirklich Geld. Es ist ganz merkwürdig. Vielen Menschen bereitet es geradezu körperliches Unbehagen, zu akzeptieren, dass Gold und Silber auch Geld sind. Es wäre ja mal ganz interessant, psychologisch zu erklären, woher es kommt, dass viele sich bei uns so vehement gegen die Vorstellung wehren, dass auch Gold und Silber Geld sind. Vielleicht hat Rumpelstielzchen ja eine Erklärung.
>Schönen Abend
>R.
Die Gelddiskussion hat tatsächlich eine ungewöhnliche Vehemenz.
Ich denke, dass hier insgesamt mehr über Geldtheorie als über jedes andere Thema diskutiert wird.
Zunächst muss ich von vorneherein zugeben, dass ich die Diskussion nicht bis in ihre letzten Details verfolgt habe.
Mir fällt aber schon auf, dass unweigerlich auf eine Phase der Annäherung ein erneutes Auseinanderfallen der Positionen erfolgt und die Diskussion Schritt um Schritt an Härte zunimmt.
Das läßt mich als Unbeteiligten vermuten, dass es hier schon um mehr geht, als um die Gelddefinition.
Wenn Du meine Meinung hören möchtest, so bin ich sehr im Zweifel, ob sich durch rein schriftliche Kommunikation überhaupt ein Konsens erzielen lässt.
Wir sind schon in einem fortgeschrittenerem Stadium der Konflikteskalation, da ist eine rein sachliche Auseinandersetzung kaum mehr möglich.
Entweder sind die Gegensätze tatsächlich unüberbrückbar oder es wird bei geringen Gegensätzen so lange ein Haar in der Argumentationssuppe des anderen gesucht, bis es gefunden ist.
Wie soll auch ein"sachliche" oder"objektive" Diskussion auf einem Gebiet entstehen können, bei dem nicht einmal die Grundlagen (Was ist Geld, welche Macht steht dem Staat bei der Gelddefinition zu) exakt definiert sind?
Da sie in meinen Augen auch nicht exakt zu definieren sind, ist daher auch jede Form von Polemik zulässig.
Ich selbst sehe übrigens (obwohl"goldbug") den natürlichen, von vorneherein gegebenen Zusammenhang von Gold und Geld auch nicht. Gold ist zwar sprachlich und historisch als Wert verankert, aber nicht in allen Kulturkreisen.
In Deinen Augen ist es aber wohl eher so, dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt, also in den"Widerstand" geht.
Du solltest Dich also fragen, was die Motivation für seinen Widerstand ist.
Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz", also der Wille sich selbst treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
Es könnte aber auch eine unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation sein. Oft ist Widerstand einfach nur eine Machtfrage.
Je nachdem, was Du für die wahrscheinlichste Ursache für den Widerstand hältst, solltest Du Deine Strategie wählen.
Ich hoffe, nicht zu weit an der Frage vorbeigeschrieben zu haben.
Ansonsten gerne auf ein neues,
Viele Grüße
R.
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Toni
12.08.2001, 22:15
@ Rumpelstilzchen
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Re: Der Streit, den wir hier führen, ist uralt. |
>... dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt
... Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz",... unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation... Machtfrage.
_ _ _ _ _ _ _ _
Vielleicht ist er einfach überzeugt, dass er recht hat:-)
Manchmal liegt's auch an den Wörtern.
Wir wär's mit dem:
Statt zu behaupten"Gold ist Geld" - - -"Gold kann Geld sein".
Herzliche Grüsse
Toni
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Tobias
12.08.2001, 22:41
@ Rumpelstilzchen
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Re:... uralt, aber spannend! + kleines Contra |
>Die Gelddiskussion hat tatsächlich eine ungewöhnliche Vehemenz.
>Ich denke, dass hier insgesamt mehr über Geldtheorie als über jedes andere Thema diskutiert wird.
>Zunächst muss ich von vorneherein zugeben, dass ich die Diskussion nicht bis in ihre letzten Details verfolgt habe.
>Mir fällt aber schon auf, dass unweigerlich auf eine Phase der Annäherung ein erneutes Auseinanderfallen der Positionen erfolgt und die Diskussion Schritt um Schritt an Härte zunimmt.
>Das läßt mich als Unbeteiligten vermuten, dass es hier schon um mehr geht, als um die Gelddefinition.
>Wenn Du meine Meinung hören möchtest, so bin ich sehr im Zweifel, ob sich durch rein schriftliche Kommunikation überhaupt ein Konsens erzielen lässt.
>Wir sind schon in einem fortgeschrittenerem Stadium der Konflikteskalation, da ist eine rein sachliche Auseinandersetzung kaum mehr möglich.
>Entweder sind die Gegensätze tatsächlich unüberbrückbar oder es wird bei geringen Gegensätzen so lange ein Haar in der Argumentationssuppe des anderen gesucht, bis es gefunden ist.
>Wie soll auch ein"sachliche" oder"objektive" Diskussion auf einem Gebiet entstehen können, bei dem nicht einmal die Grundlagen (Was ist Geld, welche Macht steht dem Staat bei der Gelddefinition zu) exakt definiert sind?
>Da sie in meinen Augen auch nicht exakt zu definieren sind, ist daher auch jede Form von Polemik zulässig.
***Bis hierhin einverstanden.
>Ich selbst sehe übrigens (obwohl"goldbug") den natürlichen, von vorneherein gegebenen Zusammenhang von Gold und Geld auch nicht.
***Ich denke, Du siehst diesen Zusammenhang auch ;-) Die Neigung der Metalleigentümer, sich ihr Metall irgendwie als Geld vorzustellen, ist doch nicht zu übersehen ;-) Und da Du auch einen kleinen Schatz angelegt hast, wird es Dir in dieser Sache ähnlich ergehen, wie Deine Ausführungen belegen:
Gold ist zwar sprachlich und historisch als Wert verankert, aber nicht in allen Kulturkreisen.
>In Deinen Augen ist es aber wohl eher so, dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt, also in den"Widerstand" geht.
>Du solltest Dich also fragen, was die Motivation für seinen Widerstand ist.
>Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz", also der Wille sich selbst treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
>Es könnte aber auch eine unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation sein. Oft ist Widerstand einfach nur eine Machtfrage.
>Je nachdem, was Du für die wahrscheinlichste Ursache für den Widerstand hältst, solltest Du Deine Strategie wählen.
***Liebes Rumpelstilzchen: Du unterstellst dem dottore hier über einen ganz geschickten rhetorischen Umweg, ER wollte etwas nicht sehen und unterliege entweder"Reaktanz" oder"Veränderungsangst". Denkst Du nicht, Du solltest diese Frage evtl. Reinhard stellen oder beiden? Es scheint mir wirklich sehr durchschaubar - auch wenn ich selbst der festen Meinung bin, dass Gold natürlich kein Geld ist (selbst wenn ich davon noch soviel im Keller hätte.)
Hier vielleicht eine weitere Arbeitshypothese für Dich:
"Je größer die Menge der bereits gekauften WAREN Gold und Silber und die damit verbundene Hoffnung auf Steigerungen im Kurs dieser Waren - gemessen in GELDeinheiten - desto mehr die Tendenz dazu, Edelmetallwaren in allen Formen (Unzen, Münzen, Stücke, Barren, etc.) als GELD selbst zu betrachten."
Warum? Möglicherweise liegt's hier dran - dem Gedankengang, der in einem goldbug stattfindet:"Wenn der Kurs fällt, kann ich ja immer noch (irgendwann) damit bezahlen. (!) [Und außerdem bleibt mir die once-in-a-lifetime-chance auf eine Mega-Aufwertung des Metalls ja erhalten und was ich hab' das hab' ich.]" = Ausblendung eines möglicherweise massiven Kursverfalls der Metalle sowie verstärkte emotionale und finanzielle Bindung ans Edelmetall. Ich muss mir als Gold-Spekulant also in keinem Fall eine Fehlspekulation einräumen - ganz egal wie tief die Metallpreise noch rutschen = Kognitive Dissonanz.
Für den Metallkauf aus dem alleinigen Sicherheitsaspekt heraus gilt diese Hypothese natürlich nicht.
>Ich hoffe, nicht zu weit an der Frage vorbeigeschrieben zu haben.
>Ansonsten gerne auf ein neues,
***Try again, please. ;-)
Besten Gruß! + gute Nacht
Tobias
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nereus
12.08.2001, 22:42
@ Rumpelstilzchen
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Re: Der Streit, den wir hier.. - schöner Kommentar zur unendlichen Geschichte (owT) |
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Rumpelstilzchen
12.08.2001, 23:05
@ Tobias
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Re:... uralt, aber spannend! + kleines Contra |
>***Ich denke, Du siehst diesen Zusammenhang auch ;-) Die Neigung der Metalleigentümer, sich ihr Metall irgendwie als Geld vorzustellen, ist doch nicht zu übersehen ;-) Und da Du auch einen kleinen Schatz angelegt hast, wird es Dir in dieser Sache ähnlich ergehen, wie Deine Ausführungen belegen:
>Gold ist zwar sprachlich und historisch als Wert verankert, aber nicht in allen Kulturkreisen.
An dieser Stelle fängt leider schon die spitzfindige Diskussion an.
Es wird mir an dieser Stelle weder ohne weiteres möglich sein die These oder die Antithese zu behaupten, ohne mich ins Gestrüpp zu begeben.
Ich sehe sie tatsächlich nicht als Geld, da sie von heute auf morgen als Zahlungsmittel verboten werden könnten.
Aber unabhängig davon sind sie ein bleibender Wert, da Gold in unserem Kulturkreis viel zu fest verankert ist.
Und selbst wenn hier niemand mehr an Gold glaubt, kann ich es immer noch den Indern verkaufen (z.B. gegen einen Grüne-Karte-Programmierer:) )
>>In Deinen Augen ist es aber wohl eher so, dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt, also in den"Widerstand" geht.
>>Du solltest Dich also fragen, was die Motivation für seinen Widerstand ist.
>>Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz", also der Wille sich selbst treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
>>Es könnte aber auch eine unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation sein. Oft ist Widerstand einfach nur eine Machtfrage.
>>Je nachdem, was Du für die wahrscheinlichste Ursache für den Widerstand hältst, solltest Du Deine Strategie wählen.
>***Liebes Rumpelstilzchen: Du unterstellst dem dottore hier über einen ganz geschickten rhetorischen Umweg, ER wollte etwas nicht sehen und unterliege entweder"Reaktanz" oder"Veränderungsangst". Denkst Du nicht, Du solltest diese Frage evtl. Reinhard stellen oder beiden? Es scheint mir wirklich sehr durchschaubar - auch wenn ich selbst der festen Meinung bin, dass Gold natürlich kein Geld ist (selbst wenn ich davon noch soviel im Keller hätte.)
Ich will dottore eigentlich überhaupt nichts unterstellen.
Dottore hat ja Reinhards These von Warengeld/Kreditgeld bestens verstanden, aber er legt einen ganzen anderen Schwerpunkt.
Aber natürlich kann man sich in jede Richtung fragen, ob und wo Widerstand vorliegt.
Eigentlich ist das auch völlig wurscht.
Produktiv ist allein Tatsache, dass die verhärtete Front auf irgendeiner Stelle aufgebrochen wird, ein neues Moment in die Überlegungen kommt, dann verändert sich die gesamte Diskussion.
>Hier vielleicht eine weitere Arbeitshypothese für Dich:
>"Je größer die Menge der bereits gekauften WAREN Gold und Silber und die damit verbundene Hoffnung auf Steigerungen im Kurs dieser Waren - gemessen in GELDeinheiten - desto mehr die Tendenz dazu, Edelmetallwaren in allen Formen (Unzen, Münzen, Stücke, Barren, etc.) als GELD selbst zu betrachten."
>Warum? Möglicherweise liegt's hier dran - dem Gedankengang, der in einem goldbug stattfindet:"Wenn der Kurs fällt, kann ich ja immer noch (irgendwann) damit bezahlen. (!) [Und außerdem bleibt mir die once-in-a-lifetime-chance auf eine Mega-Aufwertung des Metalls ja erhalten und was ich hab' das hab' ich.]" = Ausblendung eines möglicherweise massiven Kursverfalls der Metalle sowie verstärkte emotionale und finanzielle Bindung ans Edelmetall. Ich muss mir als Gold-Spekulant also in keinem Fall eine Fehlspekulation einräumen - ganz egal wie tief die Metallpreise noch rutschen = Kognitive Dissonanz.
>Für den Metallkauf aus dem alleinigen Sicherheitsaspekt heraus gilt diese Hypothese natürlich nicht.
Das sehe ich nicht so. Natürlich kann man sich mit einem Goldkauf genauso fürchterlich in die Nesseln sezten wie mit Neue Markt Aktien.
Wer zu 800$ die Unze gekauft hat, sitzt real auf Verlusten, egal wie er die Gelddiskussion dreht.
Es gibt übrigens einen äußerst interessanten Indikator:
Wieviel"Stoff" kann man für eine Unze kaufen?
Gold konnte man sich in den 80er mit Kokain aufwiegen lassen, habe ich mir sagen lassen.
Bei den jetzigen Preisen lange es nur für Haschisch.
Wenn das kein Kaufkraftverlust ist!
Grüße
R.
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Euklid
13.08.2001, 09:37
@ Rumpelstilzchen
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Re:... uralt, aber spannend! + kleines Contra |
>
>>***Ich denke, Du siehst diesen Zusammenhang auch ;-) Die Neigung der Metalleigentümer, sich ihr Metall irgendwie als Geld vorzustellen, ist doch nicht zu übersehen ;-) Und da Du auch einen kleinen Schatz angelegt hast, wird es Dir in dieser Sache ähnlich ergehen, wie Deine Ausführungen belegen:
>>Gold ist zwar sprachlich und historisch als Wert verankert, aber nicht in allen Kulturkreisen.
>An dieser Stelle fängt leider schon die spitzfindige Diskussion an.
>Es wird mir an dieser Stelle weder ohne weiteres möglich sein die These oder die Antithese zu behaupten, ohne mich ins Gestrüpp zu begeben.
>Ich sehe sie tatsächlich nicht als Geld, da sie von heute auf morgen als Zahlungsmittel verboten werden könnten.
>Aber unabhängig davon sind sie ein bleibender Wert, da Gold in unserem Kulturkreis viel zu fest verankert ist.
>Und selbst wenn hier niemand mehr an Gold glaubt, kann ich es immer noch den Indern verkaufen (z.B. gegen einen Grüne-Karte-Programmierer:) )
>>>In Deinen Augen ist es aber wohl eher so, dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt, also in den"Widerstand" geht.
>>>Du solltest Dich also fragen, was die Motivation für seinen Widerstand ist.
>>>Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz", also der Wille sich selbst treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
>>>Es könnte aber auch eine unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation sein. Oft ist Widerstand einfach nur eine Machtfrage.
>>>Je nachdem, was Du für die wahrscheinlichste Ursache für den Widerstand hältst, solltest Du Deine Strategie wählen.
>>***Liebes Rumpelstilzchen: Du unterstellst dem dottore hier über einen ganz geschickten rhetorischen Umweg, ER wollte etwas nicht sehen und unterliege entweder"Reaktanz" oder"Veränderungsangst". Denkst Du nicht, Du solltest diese Frage evtl. Reinhard stellen oder beiden? Es scheint mir wirklich sehr durchschaubar - auch wenn ich selbst der festen Meinung bin, dass Gold natürlich kein Geld ist (selbst wenn ich davon noch soviel im Keller hätte.)
>Ich will dottore eigentlich überhaupt nichts unterstellen.
>Dottore hat ja Reinhards These von Warengeld/Kreditgeld bestens verstanden, aber er legt einen ganzen anderen Schwerpunkt.
>Aber natürlich kann man sich in jede Richtung fragen, ob und wo Widerstand vorliegt.
>Eigentlich ist das auch völlig wurscht.
>Produktiv ist allein Tatsache, dass die verhärtete Front auf irgendeiner Stelle aufgebrochen wird, ein neues Moment in die Überlegungen kommt, dann verändert sich die gesamte Diskussion.
>
>>Hier vielleicht eine weitere Arbeitshypothese für Dich:
>>"Je größer die Menge der bereits gekauften WAREN Gold und Silber und die damit verbundene Hoffnung auf Steigerungen im Kurs dieser Waren - gemessen in GELDeinheiten - desto mehr die Tendenz dazu, Edelmetallwaren in allen Formen (Unzen, Münzen, Stücke, Barren, etc.) als GELD selbst zu betrachten."
>>Warum? Möglicherweise liegt's hier dran - dem Gedankengang, der in einem goldbug stattfindet:"Wenn der Kurs fällt, kann ich ja immer noch (irgendwann) damit bezahlen. (!) [Und außerdem bleibt mir die once-in-a-lifetime-chance auf eine Mega-Aufwertung des Metalls ja erhalten und was ich hab' das hab' ich.]" = Ausblendung eines möglicherweise massiven Kursverfalls der Metalle sowie verstärkte emotionale und finanzielle Bindung ans Edelmetall. Ich muss mir als Gold-Spekulant also in keinem Fall eine Fehlspekulation einräumen - ganz egal wie tief die Metallpreise noch rutschen = Kognitive Dissonanz.
>>Für den Metallkauf aus dem alleinigen Sicherheitsaspekt heraus gilt diese Hypothese natürlich nicht.
>
>Das sehe ich nicht so. Natürlich kann man sich mit einem Goldkauf genauso fürchterlich in die Nesseln sezten wie mit Neue Markt Aktien.
>Wer zu 800$ die Unze gekauft hat, sitzt real auf Verlusten, egal wie er die Gelddiskussion dreht.
>Es gibt übrigens einen äußerst interessanten Indikator:
>Wieviel"Stoff" kann man für eine Unze kaufen?
>Gold konnte man sich in den 80er mit Kokain aufwiegen lassen, habe ich mir sagen lassen.
>Bei den jetzigen Preisen lange es nur für Haschisch.
>Wenn das kein Kaufkraftverlust ist!
>Grüße
>R.
Genau der letzte Satz zeigt doch daß Gold billig geworden ist.Soll man also verkaufen wenns billig ist oder kaufen wenns billig ist.
Der Satz beantwortet sich wohl selbst.Die Frage ist höchstens noch wie weit es noch fallen kann.
Da aber das Tief doppelt getestet wurde glaube ich nicht mehr daran.
Im übrigen hat der CRB-Index schon lange wieder nach unten gedreht,Gold aber nicht.Auch in unserer Affenwährung sieht das ganze sehr gut aus,da ist Gold besser als Aktien im letzten Jahr.
Gruß EUKLID
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dottore
13.08.2001, 19:48
@ Rumpelstilzchen
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Re: Der Streit, den wir hier führen, ist uralt. |
>In Deinen Augen ist es aber wohl eher so, dass sich dottore einer offensichtlichen Tatsache verschließt, also in den"Widerstand" geht.
Ich gehe in keinen Widerstand. Die"Tatsache", die angeblich"offensichtlich" zu sein scheint, ist eben beim näheren Hinsehen durchaus nicht so offensichtlich, womit ich übrigens selbst gar nicht gerechnet hatte.
>Du solltest Dich also fragen, was die Motivation für seinen Widerstand ist.
Es gibt überhaupt keine Motivation für mich, außer der herauszufinden, was wirklich hinter den Dingen steckt, die wir für"offensichtlich" oder"selbstverständlich" halten.
Gold & Silber sind mir als solche völlig egal. Mit geht's ausschließlich um Differenzen, Klartext: Um das Halten, möglicherweise sogar Verbessern meiner persönlichen Position in Vermögensangelegenheiten. Ich hatte gepostet, dass ich mit einem Edelmetallverfall rechne, wovon ich nach wie vor ausgehe. Ich hatte des weiteren gepostet, dass ich mit einem Run ins Gold rechne unter konkret beschriebenen Umständen. Timing ist everything. Ich selber habe Gold und trade Gold (dies übrigens ausschließlich à la hausse), wie oft genug gepostet.
Ob Gold & Silber nach einem Kreditkettenzusammenbruch (mit anschließendem wirtschaftlichen Chaos) dazu dienen können, mir Waren zu beschaffen, kann ich nur hoffen. Sicher bin ich keineswegs.
>Der häufigste Grund für Widerstand ist"Reaktanz", also der Wille sich selbst treu zu bleiben und Autonomie zu wahren.
Ich bin mir schon deshalb nicht treu geblieben, weil ich vor Jahren bereits das Buch"Gold schlägt Geld" geschrieben hatte.
Also wenn es einen allerersten Goldbug in Deutschland gegeben hat - dann wohl mich!
>Es könnte aber auch eine unbestimmte Angst vor Veränderung oder eine noch unbekannte Motivation sein. Oft ist Widerstand einfach nur eine Machtfrage.
Ich habe Angst vor den kommenden Veränderungen, richtig. Das hat aber überhaupt nichts mit Geld zu tun (was es dann sein wird, werde ich schon rechtzeitig sehen und versuchen, mich entsprechend zu positionieren). Es geht mir nicht um Geld, und um Macht schon gar nicht. Es geht mir einzig und allein um ein einigermaßen ablaufendes persönlichesDurchkommen durch die von mir inzwischen als höchstwahrscheinlich eingeschätzte, schwerste Wirtschaftskrise aller Zeiten.
Deshalb diskutiere ich hier mit, nicht nur, weil ich eigene Positionen überprüfen möchte, sondern weil ich von anderen lernen kann und darf und im Gegenzug versuche, interessante (und möglicherweise wiederum anderen helfende) Postings zu bringen.
Nur leider muss ich sagen: Die Gleichung Gold = Geld halte ich für viel zu schlicht, um mich damit zufrieden geben zu können. So einfach ist die Sache nämlich nicht.
Gruß und Danke für die Analyse.
d.
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