Japan
<font size=5>Nikkei auf 17-Jahres-Tief</font>
23. Aug. 2001 Nicht viel Neues aus Japan - <font color="#FF0000">außer dass der Nikkei mit 11.126,92 Punkten wieder einmal ein neues Tief markiert, den tiefsten Stand seit Oktober 1984</font>. Vor allem Exportwerte gerieten unter Druck, nachdem die Regierung mitgeteilt hatte, der Exportüberschuss sei im Juli stärker gefallen, als ursprünglich erwartet.
Hatten Marktteilnehmer am Mittwoch noch positiv auf die Mitteilung reagiert, die japanischen Unternehmen müssten ihre Beteiligungen nicht so schnell abbauen, wie zunächst befürchtet, so kam am Donnerstag der Rückschlag. Die Canon-Aktie verlor 5,63 Prozent auf 3.690 Yen. Aber auch andere Exporteure hatten zu leiden, vor allem unter dem Eindruck der globalen Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Starke Verluste hatte jedoch auch NTT Docomo zu verzeichnen. Die Aktie verlor knapp sieben Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit Juni 1999. Es verdichteten sich die Anzeichen, dass der Roll-Out der 3G-Technologie sich immer weiter verzögere und damit werde das Ertragswachstum begrenzt bleiben, sagen Marktteilnehmer.
<font color="#FF0000">Weiterer Absturz denkbar</font>
<font color="#FF0000">Die gesamte Lage dürfte wenig überraschend sein für den, der sich mit der wirtschaftlichen Entwicklung des fernöstlichen Landes befasst</font>. So hat etwa der Chefstratege der Deutsche Securities Ryoji Musha erst kürzlich einen Absturz bis auf 8.000 Zähler vorausgesagt. <font color="#FF0000">Die Probleme sind die alten</font>. Nach einem gigantischen Wirtschaftsboom in den 80er-Jahren und einer riesigen Börsenbubble kam Anfang der neunziger Jahre die große Ernüchterung. Der Nikkei stürzte innerhalb von zwei Jahren von seinem Rekordhoch bei knapp 39.000 Punkten auf 15.000 Zähler ab und pendelte seit dem zwischen 15.000 und 20.000 Punkten seitwärts.
<font color="#FF0000">Deflationäre Entwicklung</font>
Nicht nur sinkende Aktien, sondern auch <font color="#FF0000">drastisch zurück gehende Immobilienpreise führten zu einer deflationären Entwicklung</font>, die die japanische Politik bis heute nicht überwinden konnte. Ein angeschlagenes Bankensystem und unzureichende Restrukturierung der Wirtschaft stehen zusammen mit einer restriktiven Notenbank der gesamtwirtschaftlichen Erholung im Weg. Lediglich gut geführte Einzelunternehmen können dieser Entwicklung entrinnen und zum Teil sogar exzellente Ergebnisse erwirtschaften.
Im Export sehen viele Ã-konomen einen Ausweg. Würde die Notenbank nur für ausreichend Liquidität sorgen, käme mit großer Wahrscheinlich der Yen unter Druck. Davon könnte die Exportwirtschaft profitieren, ihre Aktivitäten verstärken und damit positive Impulse auslösen. Aber mit abflauender Weltwirtschaft gerät dieser Strategie immer mehr ins Hintertreffen. <font color="#FF0000">Denn wie soll die japanische Industrie in einer dahindümpelnden Weltwirtschaft expandieren können</font>?
Technologieflaute belastet zusätzlich
Gerade der Technologiebereich, eine der japanischen Stärken, steht international unter Druck. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Toshiba und andere Unternehmen des Chip-Sektors vor sinkenden Gewinnen warnen und den technologielastigen Nikkei abrutschen lassen. Kyocera und Murata fielen auf die Tiefs des Jahres 1999 zurück."Keiner hat es momentan eilig, in Tech-Werte zu investieren", kommentiert ein Fondsmanager die Lage. Aber auch andere Exporteure wie Fanuc und Honda geraten unter Druck.
Mit Kursgewinnen können höchstens solche Unternehmen rechnen, die sich restrukturieren. Im Kleinen gibt es auch in Japan durchaus Erfolgsgeschichten. Aber das große Gesamtbild hellt sich dadurch wenig auf. Die alten Probleme sind nicht gelöst, auch wenn Koizumi eine gewisse Hoffnung macht. <font color="#FF0000">Zieht man die globale Wirtschaftsschwäche in die Überlegungen mit ein, besteht wenig Anlass zu Optimismus</font>.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
<center>
<HR>
</center> |