Wachstum schwächt sich weiter ab - Wirtschaftsforscher erwarten Konjunkturbelebung im vierten Quartal
<font size=5>Stagnation in Deutschland</font>
Nach der starken Wachstumsabschwächung mehren sich die Forderungen nach einer Zinssenkung der EZB. Der Wirtschaftsweise Rürup geht von einem deutlichen Zinssignal am 30. August aus.
HANDELSBLATT, 24.8.2001
ari DÜSSELDORF. <font color="#FF0000">Die deutsche Wirtschaft stagniert. Gegenüber dem ersten Vierteljahr wurde im zweiten Quartal überhaupt kein Wachstum erzielt</font>. Im Vergleich zur Vorjahreszeit ist das reale Bruttoinlandsprodukt nur noch um 0,6 % gestiegen. Dies war die <font color="#FF0000">geringste Zunahme seit Anfang 1997</font>. Während sich der private Konsum robuster präsentierte, waren die Investitionen rückläufig. Deutschland dürfte damit <font color="#FF0000">Wachstums-Schlusslicht </font>in der Euro-Zone geblieben sein. Die Opposition forderte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor dem Hintergrund dieser Zahlen auf, seinen zurückhaltenden Umgang mit der Konjunkturflaute aufzugeben. <font color="#FF0000">Die Industrie prognostizierte einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit</font>.
Obwohl die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes im Bereich der Erwartungen liegen, <font color="#FF0000">überprüfen die großen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen, ergab eine Umfrage des Handelsblatts. Eine wesentliche Rolle spielen dabei umfangreiche, rückwirkende Revisionen. So hat die Konjunkturschwäche im vergangenen Jahr früher eingesetzt und ist kräftiger ausgefallen als bisher ausgewiesen. Trotz der Stagnation im zweiten Quartal rechnet aber keines der Institute mit einem Abgleiten der Wirtschaft in eine Rezession</font>.
Eigener Kommentar: Wir werden sehen...
Vor allem das Hamburger HWWA-Institut und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sehen Bedarf zur Korrektur. Schließlich liegen sie mit ihren Vorhersagen von 1,7 % noch relativ hoch. Die neue HWWA-Prognose wird, so Chef-Volkswirt Eckhardt Wohlers, zwischen 1,0 und 1,5 % liegen, die neue IWH-Schätzung nach Institutsangaben"wohl unter 1,5 %". Das Institut für Weltwirtschaft (IfW), das Ifo-Institut und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) waren mit 1,3 % bis 1,0 % schon vor den Sommerferien wesentlich tiefer gegangen. Ifo will von seinen 1,2 % vorerst nicht abgehen. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) behält seine Schätzung für 2001 von 1,5 % bei, rechnet für 2002 aber jetzt nur noch mit 2,1 % (bisher 2,3 %).
Im laufenden dritten Quartal erwarten die Institute, <font color="#FF0000">dass die Stagnation anhält, im Schlussquartal hingegen nach wie vor eine Konjunkturbelebung</font>. Neben dem ersten Signal, dem im Juli gestiegenen Ifo-Geschäftsklima-Index, könnten bessere Nachfragedaten im dritten Quartal dazu ein Baustein sein.
Der Wirtschaftsweise Bert Rürup meinte, das Wirtschaftswachstum werde Ende des Jahres kaum über einem Prozent liegen. Das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung forderte die Europäische Zentralbank (EZB) auf, die Zinsen in der nächsten Sitzung des EZB-Zentralbankrats zu senken: <font color="#FF0000">"Ich gehe von einem deutlichen Zinssignal am 30. August aus."</font>
Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) sagte dagegen, es bestünden Chancen, dass die Auftriebskräfte im weiteren Jahresverlauf die Oberhand gewännen. Er sieht das Wachstum Deutschlands inzwischen bei 1,5 % bis 2 %. Doch wächst der Druck auf die rot-grüne Koalition, angesichts der schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Lage aktiv zu werden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) verlangte die Bereitschaft, <font color="#FF0000">"notfalls" auch zusätzliche Schulden zu machen</font>.
Eigener Kommentar: Das ist das alte Mittel. IMMER und IMMER die Probleme mit Schulden zukleistern. Aber dabei wird vergessen, daß die Schulden irgendwann exorbitant sind und dann genau DIE SCHULDEN selbst DAS PROBLEM sind.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, forderte grundsätzliche Strukturreformen.
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