Der Dit bricht das branchenweite Schweigen
Preiserhöhung wird offensiv verkündet / Wettbewerber unter Druck
bpb./fz. FRANKFURT, 31. August. Der Deutsche Investment-Trust (Dit) hat das Schweigegelübde der Fondsbranche gebrochen: Statt die zum 1. November vorgesehene Preiserhöhung klammheimlich im Bundesanzeiger zu verkünden, ist der Dit in die Offensive gegangen. In einer Pressemitteilung weist das Investmentunternehmen klipp und klar darauf hin, daß die Konditionen für Aktien- und Rentenfonds zum Teil drastisch erhöht werden. Innerhalb der Aktienfonds sollen künftig für alle Branchen-, Länder- und Regionenfonds einheitliche Verwaltungsvergütungen von 1,25 Prozent jährlich den Kunden in Rechnung gestellt werden. Bislang wurde für einen Großteil der Produkte nur 0,70 Prozent verlangt. Diese Erhöhung um 0,55 Prozentpunkte entspricht einer Steigerung um fast 80 Prozent. Auch bei den Rentenfonds ändern sich die Preise, doch fallen in diesem Bereich die Anhebungen moderater aus, und bei zwei Rentenfonds sinken sogar die Verwaltungshonorare.
Für die Branche bedeutet der Schritt der Bruch eines Tabus, der nicht ohne Folgen bleiben wird."Es wird sich ein Branchenstandard herausbilden des offensiven Umgangs mit Fondsinformationen", prophezeiht Rolf Drees, Sprecher der Union Investment."Insgesamt wird sich die Notwendigkeit stark erhöhen, Preise transparent in die Ã-ffentlichkeit zu bringen", meint auch Josef Wild, Sprecher der Adig, der Fondsgesellschaft der Commerzbank. Beide Gesellschaften zählen zu den Anbietern, die im vorigen Jahr ihre Konditionen in bisher üblicher Manier erhöht hatten. Dabei war aber nie das Preisgefüge über die ganze Angebotspalette hinweg neu berechnet worden. Vielmehr folgten die Gesellschaften in der Regel dem gängigen Weg, nach und nach für einzelne Fonds die Preisschraube anzuziehen. Die von den großen Unternehmen stillschweigend geteilte Vorgehensweise bricht nun auf.
Ein Grund für die Anhebung der Preise ist der zunehmende Druck auf die Fondsanbieter, den Vermittlern ihrer Produkte höhere Bestandsprovisionen zu zahlen. Diese Vergütung wird aus der Verwaltungs- oder Managementgebühr beglichen. Da der Vertrieb der Flaschenhals auf dem Weg zum Fondskäufer ist, locken insbesondere ausländische Anbieter die mächtigen Vermittler mit jährlichen Zuwendungen von 0,50 Prozent und mehr, bezogen auf das Fondsvolumen.
Die alteingesessene Konkurrenz sieht vielfach keinen Ausweg, als ihrerseits die Provisionen zu erhöhen - und die Kosten an die Kunden weiterzureichen. Dem Fondsanleger bleibt folgender Trost: Zum einen wird er künftig wohl nicht mehr vorrangig aus dem peniblen Studium des Geschäftsberichts Details über die Änderung von Konditionen erfahren. Zum anderen sind die deutschen Fondsgesellschaften immer noch vergleichsweise günstig, was die gesamten Kosten in Relation zum Aufwand betrifft.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2001, Nr. 203 / Seite 25
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