Rebell 
         21.09.2001, 17:42   | 
     Die Mysterien des Finanzkapitals (etwas älterer Artikel aber gut) Thread gesperrt | 
    
    
     Dieser Artikel erschien bereits im September 1997 in der Brasilianischen  
Zeitung FOLHA, wohlgemerkt bevor an den asiatischen Boersen ein Crash dem  
naechsten folgte, bevor Waehrungen einbrachen und Banken zusammenbrachen.  
Und bevor hard Business-Maenner weinen lernten. So zeigte der  
Koelner-Stadt-Anzeiger vom 30.12.97 ein Foto mit folgenden Zeilen:"Ein  
Boersenmakler in Tokio wischt sich die Augen: Wie der Nikkei-Index  
geraten auch die uebrigen Wirtschaftsdaten in den Abwaertssog."  
(Vorbemerkung: H.Weinhausen)  
-----------------  
Robert Kurz  
 
Die Mysterien des Finanzkapitals  
 
Wann platzt die Blase des irregulaeren Geldes?  
 
 Seit nahezu fuenfzehn Jahren boomt nun schon der globale  
Kasino-Kapitalismus. Das Verhaeltnis von realer Produktion und  
Finanzoekonomie hat sich verkehrt. Nicht mehr das Wachstum der Maerkte  
fuer Konsum- und Investitionsgueter bestimmt das Wachstum der  
Finanzmaerkte, sondern genau umgekehrt: Die scheinbar verselbstaendigte  
Wucherung des spekulativen Geldkapitals diktiert die Konjunktur von  
Industrie und Dienstleistungen. Waehrend die Weltwirtschaft pro Jahr  
durchschnittlich um zwei bis drei Prozent waechst, steigen die Kurse der  
Aktien um das Zehn- bis Zwanzigfache, und zwar in permanenter Progression.  
 
 Zwar hat es Wellen der Spekulation schon frueher gegeben, aber noch  
niemals in einem derartigen Ausmass und ueber einen derart langen  
Zeitraum hinweg. Stets platzte die spekulativ aufgeblaehte Blase des  
realoekonomisch nicht gedeckten Geldkapitals nach wenigen Jahren mit  
einem grossen Finanzkrach; die groteske"Tulpenspekulation" in Holland  
von 1634-1637 endete ebenso mit einem Desaster wie die Aktien-Hausse der  
industriellen"Gruenderzeit" von 1870-1873 und der spekulative Boom der  
"roaring twenties" von 1924-1929, dessen"schwarzer Freitag" mit einem  
Kurssturz an der Wallstreet bekanntlich die bis dahin groesste  
Weltwirtschaftskrise ausloeste. Aber diesmal scheint der grosse  
Finanzkrach auszubleiben. Der Boersencrash von 1987 konnte die weltweite  
Hausse ebensowenig bremsen wie die Kontraktion des japanischen  
Aktienmarkts um fast 50 Prozent Anfang der 90er Jahre und mehrere  
"Mini-Crashs" seither. Das Wachstum des Geldes hat das industrielle  
Wachstum mehrfach ueberrundet, ohne dass die Strafe der Inflation auf dem  
Fusse folgte. Diese historisch einmalige Konstellation ist in keinem  
Lehrbuch zu finden. Eine"ewige" Hausse ohne inflationaere Tendenz bei  
dauerhaft niedrigen Zinsen verhoehnt jede oekonomische Logik, scheint  
aber trotzdem Realitaet geworden zu sein.  
 
 Die Vorsichtigen unter den Analytikern wollen den neuen  
verheissungsvollen Mysterien des Finanzkapitals nicht so recht trauen.  
Sogar A. Kostolany, der ebenso beruehmte wie erfahrene"Altmeister" der  
Spekulation, hat inzwischen kalte Fuesse bekommen. Aber inmitten einer  
Stampede des Optimismus werden die Vorsichtigen nicht mehr ernst  
genommen. Die abnorm lange Dauer der Hausse spuelt alle theoretischen  
Bedenken hinweg. Nicht nur an den zentralen Boersenplaetzen in den USA  
und Westeuropa jagt ein"Allzeithoch" das andere. Seit Mitte der 90er  
Jahre verdoppelten sich die Aktien-Indizes von New York und Frankfurt;  
der Dow Jones explodierte von 4000 auf knapp 8000 Punkte, der Dax von  
2000 auf ueber 4000 Punkte. Entsprechend sprunghaft stieg das nominale  
Geldvermoegen der Besitzer von Aktien. Ein Gemuetsmensch und Entertainer  
der grossen Boersen-Party wie der aus Deutschland stammende New Yorker  
Fonds-Manager Heiko Thieme rechnet die wundersame Geldvermehrung schon  
mal fuer die naechsten 100 Jahre hoch: Im gesegneten Jahr 2097 sieht er  
den Dow Jones bei 750.000 und den Dax bei 400.000 Punkten.  
 
 Die Kokain-Euphoriker des abgehobenen Finanzkapitalismus verlieren  
alle Massstaebe: Aus dem unerschoepflich sprudelnden Fuellhorn der  
utopischen Geldmaschine, so jubeln sie, liessen sich in Zukunft alle  
Probleme loesen. Die Renten zum Beispiel, die in den Industrielaendern  
wegen der Alterspyramide unbezahlbar zu werden drohen, muessten nicht  
mehr muehsam aus den vom Lohn abgezogenen Versicherungsbeitraegen eines  
"Generationenvertrags" gespeist werden, sondern wuerden sich locker aus  
den Kursgewinnen finanzieren lassen - natuerlich nur zugunsten  
derjenigen, die fuer ihre private Altersvorsorge Geld in Aktien anlegen  
koennen. Aber der Aktionaer wird sowieso der einzig wahre Mensch des 21.  
Jahrhunderts sein, waehrend der Rest der Menschheit sich in einen blossen  
statistischen Schatten verwandelt. Soweit die anheimelnde Science fiction  
der neuen Finanz-Gurus, von denen viele zwar schon einen Namen in der  
Welt des Kommerz haben, aber noch nicht ganz trocken hinter den Ohren sind.  
 
 Die frohe Botschaft von der Erloesung durch das kapitalistische  
Spielkasino hat sich schneller ueber die Erde verbreitet als die Lehre  
Christi. Auch an der Peripherie des Weltmarkts, mitten in den Ozeanen der  
Armut, blueht das Wetten mit Wertpapieren. Trotz des Mexiko-Crashs ist  
wieder"Fresh Money" an die Boersen Lateinamerikas geflossen. Selbst  
dort, wo realoekonomisch kein Gras mehr waechst, finden sich  
finanzkapitalistische"Emerging Markets", die aus der ganzen Welt mit  
nach Anlage suchendem Geldkapital bedient werden. Laengst sind sogar die  
alten Schulden der Dritten Welt in Gestalt der"Brady-Bonds" zu einem  
frivolen Gegenstand der internationalen Zocker-Gemeinschaft geworden. Am  
Ende der Welt, in Ulan Bator, handelt die mongolische Boerse mit  
surrealen Privatisierungs-Zertifikaten einer darniederliegenden  
Wirtschaft. In der Ukraine, in Bulgarien oder Rumaenien werden dubiose  
Papiere nicht selten in ebenso dubiosen Hinterzimmer-Banken mit Erfolg  
plaziert. Auch die offiziellen Boersen Osteuropas boomen ganz unabhaengig  
von der industriellen Ertragskraft mit undurchsichtigen Fonds und  
windigen Privatisierungs-Kupons. Hatte die Warschauer Boerse schon 1994  
einen Weltrekord mit der Steigerung ihres Aktien-Index um mehr als 1300  
Prozent hingelegt, so brachte es der Moskauer MT-Index im Sommer 1997  
trotz anhaltender Talfahrt des Sozialprodukts immerhin noch auf eine  
Steigerung um 180 Prozent.  
 
 Nichts ist unmoeglich: Sogar im Hunger- und Buergerkriegs-Kontinent  
Afrika entsteht eine neue Boerse nach der anderen. In einer Reportage  
ueber den Wertpapiermarkt in Sambia, dessen"liberales Regelwerk lockt",  
schrieb die deutsche Wirtschaftszeitung"Handelsblatt" im August 1997:  
"Der unscheinbare Eingang zur sambischen Boerse, der Lusaka Stock  
Exchange (LuSE), liegt bezeichnenderweise zwischen einem Schlips- und  
Kurzwarenhaendler. Hinter einer Tuer und einem Stufenaufgang tritt der  
Besucher in ein Zimmer mit ein paar Schreibtischen, einem Kopiergeraet  
und einigen Computern. Wer nach dem Boersenparkett fragt, wird verwundert  
angeschaut. Schliesslich steht der Besucher mittendrin. Trotz der  
beschraenkten Raeumlichkeiten besteht kein Grund zum Hochmut. 1996 stieg  
der Umsatz der LuSE um fast das Zehnfache. Seit Jahresbeginn hat sich die  
Marktkapitalisierung mehr als verdoppelt".  
 
 Ob Nordkap oder Aequator: Das Risikospiel um Geld ist zum allgemeinen  
Faszinosum geworden, wenn auch mit hoechst unterschiedlichen Volumina.  
Und ausser den grossen, international operierenden Fonds mischen ueberall  
die demoralisierten Reste der Mittelklasse mit, kurz bevor sie als ultima  
ratio Kaffee und Wuerstchen auf der Strasse verkaufen. Solange noch ein  
paar Extra-Dollars uebrig sind, werden sie mit der Mentalitaet von  
Drogensuechtigen in den Rachen des pulsierenden Kasino-Kapitalismus  
geworfen. Schon im spaeten 19. Jahrhundert schrieb der"Eisenbahnkoenig"  
Bethel Henry Strousberg, der wenig spaeter selber bankrott ging, in  
seinen Memoiren ueber den spekulativen Wahn nach 1870:"Meine Dienstboten  
selbst, die sich mit den Jahren einige hundert Taler erspart hatten,  
waren trotz meiner Warnungen nicht zu halten, und merkwuerdigerweise  
beteiligten sich die armen Leute fast immer an den allerfaulsten  
Unternehmungen". Heute ist diese naerrische Haltung global geworden. Die  
Hoffnung auf Glueck im Spiel hat sich zum uebergreifenden Zeitgeist  
entwickelt. Auch die sozial Ausgegrenzten sind davon infiziert. Wer nicht  
an der Boerse spekulieren kann, beteiligt sich an Gewinnspielen aller  
Art. Nicht nur in Sao Paulo kann man erleben, wie Putzfrauen und  
Tageloehner an Bushaltestellen ihr sauer verdientes Geld in  
"Huetchenspielen" verwetten. Auf der ganzen Welt steigt das Lotto-Fieber  
in demselben Masse, wie die Solidaritaet verfaellt.  
 
 Die Redensart vom"Fieber" an der Boerse und in den Koepfen der von  
Spielleidenschaft besessenen Massen verraet unfreiwillig, dass der  
soziale und oekonomische Koerper der Gesellschaft an einer schweren  
Krankheit leidet. Jeder, dem die Faehigkeit zu logischem Denken nicht  
voellig abhanden gekommen ist, kann sehen, dass der neue  
Finanzkapitalismus keinen Boden unter den Fuessen hat. Auf die Dauer ist  
es unmoeglich, dass nur die"Arbeit" als sozialer Faktor fuer sich allein  
in der Krise ist, waehrend das Geldkapital munter weiter akkumuliert.  
Denn was das Kapital akkumulieren kann, ist letzten Endes nichts anderes  
als in Geld verwandelte"Arbeit". Eine ueberdimensionierte Hausse der  
Aktienmaerkte ist nur dann substantiell gerechtfertigt, wenn sie einen  
grossen historischen Boom der realen Oekonomie vorwegnimmt. Als sich die  
Aktienkurse in Deutschland Anfang der 50er Jahre in kurzer Zeit  
verzehnfachten, wurde diese damalige Expansion durch das wenig spaeter  
folgende"Wirtschaftswunder" gedeckt. Auch die grossen historischen  
Spekulationswellen waren nicht ganz ohne reale Grundlage; zu den  
Finanzkraechen kam es erst, als die Hausse der Aktien der realen  
Expansion irreal weit vorauseilte.  
 
 Heute aber ist von einer grossen historischen Expansion der realen  
Oekonomie weit und breit nichts zu sehen. Die Weltwirtschaft duempelt auf  
einem niedrigen Niveau des Wachstums unter drei Prozent, waehrend der  
Sockel der strukturellen Massenarbeitslosigkeit weiter ansteigt.  
Besonders die grossen Industrielaender, mittlerweile auch Japan, bewegen  
sich langfristig eher in der Naehe der Stagnation. Die industrielle  
Globalisierung und die allgemeine Flucht in den Export legen durch  
transnationale Akquisitionen auf die Dauer mehr Kapazitaeten still als  
sie neue aufbauen. Es ist gerade die mangelnde Rentabilitaet  
zusaetzlicher Realinvestitionen, die immer groessere Massen von  
Geldkapital in das Spielkasino der Finanzmaerkte stroemen laesst. Der  
Kapitalismus hat kein"unbekanntes Terrain" betreten, wie verunsicherte  
Oekonomen vermuten, sondern er ist gewissermassen im obersten Stockwerk  
seines babylonischen Turmes aus dem Fenster gesprungen. Die grosse Frage  
ist, warum der Aufprall auf dem harten Boden der Tatsachen bis jetzt  
nicht stattgefunden hat.  
 
 Diese Verzoegerung laesst sich durchaus erklaeren. Ein wichtiger  
Grund besteht darin, dass das Geld im Laufe des 20. Jahrhunderts seine  
eigene Wertsubstanz verloren hat. Bis zum 1. Weltkrieg waren alle  
Waehrungen durch Gold gedeckt, das als eigentliches Weltgeld fungierte.  
Durch diese Bindung an die objektive Wertmasse des Goldes war eine Art  
"automatische Bremse" gegen eine schrankenlose Ausdehnung der Geldmenge  
in das Finanzsystem eingebaut. Jede ueber realistische Perspektiven des  
realen Wachstums hinausschiessende Spekulationsblase wurde auf diese  
Weise relativ bald zum Platzen gebracht. Die Kriegsoekonomien der ersten  
Jahrhunderthaelfte zwangen jedoch die Staaten, ihre Waehrungen vom Gold  
zu entkoppeln, um die immensen Kosten der industriellen Kriegfuehrung  
finanzieren zu koennen. Als das staatliche"deficit spending" auch in  
Friedenszeiten die Konjunktur ankurbeln musste, wurde bald deutlich, dass  
es kein Zurueck zum Gold geben konnte. Keynes, der diese Entwicklung  
theoretisch legitimierte, nannte es ein"barbarisches Metall". Solange  
der Dollar als neues Weltgeld noch goldkonvertibel war, blieb das globale  
Finanzsystem trotzdem wenigstens indirekt durch das Gold verankert.  
Seitdem aber 1973 diese letzte Bremse ausgebaut wurde, konnte sich nicht  
nur die Staatsverschuldung, sondern auch die Spekulation in einer frueher  
nicht fuer moeglich gehaltenen Dimension von der Realoekonomie entkoppeln.  
 
 Damit ist aber die grundsaetzliche Logik des Systems keineswegs  
ausgehebelt, die das Wachstum des Geldkapitals an die Substanz der  
(kapitalproduktiven)"Arbeit" bindet. Der Absturz der scheinbar  
verselbstaendigten Akkumulation von Geldkapital findet dann eben aus  
einer groesseren (inzwischen geradezu stratosphaerischen) Hoehe mit umso  
schlimmeren Folgen statt. Das Karussell der Boersen kann sich nur  
weiterdrehen, solange immer neue Liquiditaet nachfliesst. Sobald der  
Strom zusaetzlicher Liquiditaet versiegt, kommt der grosse Krach und die  
irreale Wertschoepfung verdampft. Die Liquiditaet kann aber niemals  
unbegrenzt sein; es sei denn, der Staat wuerde Geld drucken und es seinen  
Buergern schenken.  
 
 Woher stammt die riesige Liquiditaet, die gegenwaertig die  
Aktienmaerkte fuettert? Im wesentlichen handelt es sich um den  
historischen Ueberhang der Geldvermoegen aus der Zeit des  
"Wirtschaftswunders" nach dem 2. Weltkrieg in den westlichen Laendern.  
Gemessen an der staatlichen und privaten Verschuldung muesste dieses  
Geldkapital gesellschaftlich laengst entwertet sein, aber scheinbar  
handelt es sich um die positive Groesse von realen Guthaben. Es sind die  
von der Hausse geblendeten Generationen der 30-50jaehrigen, die als"neue  
Erben" diese Gelder heute aus den konservativen Anlageformen ihrer Eltern  
und Grosseltern (Sparguthaben, Staatsanleihen etc.) in die Risiko-Maerkte  
der Aktienspekulation umschichten. In Deutschland zahlten kleine Anleger  
allein im ersten Halbjahr 1997 mehr als 15 Milliarden DM in Aktienfonds  
ein; nach Schaetzungen koennen insgesamt etwa 2000 Milliarden DM  
Geldvermoegen eingesetzt werden. Auch in den USA flossen den Aktienfonds  
in den ersten sieben Monaten 1997 fast 140 Milliarden Dollar zu. Das sind  
die wichtigsten Treibsaetze der globalen Spekulationsblase von der  
Wallstreet bis zu den dubiosen hinterwaeldlerischen Wettbueros. Unbewusst  
schieben die"neuen Erben" auf diese Weise das Geldkapital der privaten  
Vermoegen genau in den Ofen, wo es am schnellsten verbrannt werden kann.  
Denn die Entwertung von Staatsanleihen und Sparguthaben waere ein  
gefaehrliches Politikum, die Entwertung von spekulativen Aktienwerten  
dagegen geht"wie von selbst" und niemand kann dabei den Staat anklagen.  
 
 In den vergangenen 15 Jahren versuchten die Staaten, mit einer  
neoliberalen Politik auf die heraufdaemmernde Systemkrise zu antworten.  
Gerade durch diese Politik einer Kombination von drastischen staatlichen  
Sparmassnahmen, Zinssenkungen und Deregulierung der Finanzmaerkte haben  
sie jedoch mitgeholfen, die gegenwaertige paradoxe und irregulaere  
Situation herbeizufuehren. Waehrend durch die permanenten Einsparungen  
die stagnative und deflationaere Tendenz der Realoekonomie ueberall  
verstaerkt wurde, oeffnete gleichzeitig die Deregulierung alle Schleusen  
fuer die Spekulation, die durch das historisch niedrige Zinsniveau in den  
westlichen Industrielaendern einen zusaetzlichen Hebel bekam. Weil die  
Inflation nur in Preisen der Realoekonomie berechnet wird, scheint sie  
ploetzlich verschwunden zu sein. In Wirklichkeit"parkt" das  
inflationaere Potential in den gigantisch aufgeblaehten Finanzmaerkten,  
wo es nicht als reale Nachfrage erscheint.  
 
 Die Staaten koennen jedoch nicht ewig auf dem gegenwaertigen  
niedrigen Zinsniveau sitzenbleiben. In dem Masse, wie sie selber dringend  
zusaetzliches"Fresh Money" benoetigen, muessen sie die Zinsen anheben.  
Damit treten sie notgedrungen in Konkurrenz zu den Aktienmaerkten, der  
Hebel fuer die Vervielfachung der Spekulation durch billiges Geld  
zerbricht und die riesige Masse fauler Kredite kann nicht laenger  
versteckt werden. Es ist auch schon absehbar, wo das unvermeidliche  
Desaster seinen Ausgangspunkt nehmen wird, naemlich aller  
Wahrscheinlichkeit nach in den entzauberten Oekonomien Ostasiens. Wenn  
von dort aus das allgemeine Zinsniveau nach oben gedrueckt wird, koennte  
das globale Kartenhaus zusammenbrechen.  
 
-----------  
Literaturhinweis:  
Robert Kurz: Die Himmelfahrt des Geldes - Strukturelle Schranken der  
Kapitalverwertung, Kasinokapitalismus und globale Finanzkrise, in KRISIS  
16/17, Horlemann Verlag  
 
 
 
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www.krisis.org  
 
Gruß Rebell 
 
<center> 
 
<HR> 
 
</center>  | 
    
               
             Duffy 
         21.09.2001, 19:08                        
  @ Rebell
         | 
     Ähnliches schreibt ja auch Günter Hannich, www.geldcrash.de,o.t.   | 
    
    
     >Dieser Artikel erschien bereits im September 1997 in der Brasilianischen  
>Zeitung FOLHA, wohlgemerkt bevor an den asiatischen Boersen ein Crash dem  
>naechsten folgte, bevor Waehrungen einbrachen und Banken zusammenbrachen.  
>Und bevor hard Business-Maenner weinen lernten. So zeigte der  
>Koelner-Stadt-Anzeiger vom 30.12.97 ein Foto mit folgenden Zeilen:"Ein  
>Boersenmakler in Tokio wischt sich die Augen: Wie der Nikkei-Index  
>geraten auch die uebrigen Wirtschaftsdaten in den Abwaertssog."  
>(Vorbemerkung: H.Weinhausen)  
>-----------------  
>Robert Kurz  
>Die Mysterien des Finanzkapitals  
>Wann platzt die Blase des irregulaeren Geldes?  > Seit nahezu fuenfzehn Jahren boomt nun schon der globale  
>Kasino-Kapitalismus. Das Verhaeltnis von realer Produktion und  
>Finanzoekonomie hat sich verkehrt. Nicht mehr das Wachstum der Maerkte  
>fuer Konsum- und Investitionsgueter bestimmt das Wachstum der  
>Finanzmaerkte, sondern genau umgekehrt: Die scheinbar verselbstaendigte  
>Wucherung des spekulativen Geldkapitals diktiert die Konjunktur von  
>Industrie und Dienstleistungen. Waehrend die Weltwirtschaft pro Jahr  
>durchschnittlich um zwei bis drei Prozent waechst, steigen die Kurse der  
>Aktien um das Zehn- bis Zwanzigfache, und zwar in permanenter Progression.  > Zwar hat es Wellen der Spekulation schon frueher gegeben, aber noch  
>niemals in einem derartigen Ausmass und ueber einen derart langen  
>Zeitraum hinweg. Stets platzte die spekulativ aufgeblaehte Blase des  
>realoekonomisch nicht gedeckten Geldkapitals nach wenigen Jahren mit  
>einem grossen Finanzkrach; die groteske"Tulpenspekulation" in Holland  
>von 1634-1637 endete ebenso mit einem Desaster wie die Aktien-Hausse der  
>industriellen"Gruenderzeit" von 1870-1873 und der spekulative Boom der  
>"roaring twenties" von 1924-1929, dessen"schwarzer Freitag" mit einem  
>Kurssturz an der Wallstreet bekanntlich die bis dahin groesste  
>Weltwirtschaftskrise ausloeste. Aber diesmal scheint der grosse  
>Finanzkrach auszubleiben. Der Boersencrash von 1987 konnte die weltweite  
>Hausse ebensowenig bremsen wie die Kontraktion des japanischen  
>Aktienmarkts um fast 50 Prozent Anfang der 90er Jahre und mehrere  
>"Mini-Crashs" seither. Das Wachstum des Geldes hat das industrielle  
>Wachstum mehrfach ueberrundet, ohne dass die Strafe der Inflation auf dem  
>Fusse folgte. Diese historisch einmalige Konstellation ist in keinem  
>Lehrbuch zu finden. Eine"ewige" Hausse ohne inflationaere Tendenz bei  
>dauerhaft niedrigen Zinsen verhoehnt jede oekonomische Logik, scheint  
>aber trotzdem Realitaet geworden zu sein.  > Die Vorsichtigen unter den Analytikern wollen den neuen  
>verheissungsvollen Mysterien des Finanzkapitals nicht so recht trauen.  
>Sogar A. Kostolany, der ebenso beruehmte wie erfahrene"Altmeister" der  
>Spekulation, hat inzwischen kalte Fuesse bekommen. Aber inmitten einer  
>Stampede des Optimismus werden die Vorsichtigen nicht mehr ernst  
>genommen. Die abnorm lange Dauer der Hausse spuelt alle theoretischen  
>Bedenken hinweg. Nicht nur an den zentralen Boersenplaetzen in den USA  
>und Westeuropa jagt ein"Allzeithoch" das andere. Seit Mitte der 90er  
>Jahre verdoppelten sich die Aktien-Indizes von New York und Frankfurt;  
>der Dow Jones explodierte von 4000 auf knapp 8000 Punkte, der Dax von  
>2000 auf ueber 4000 Punkte. Entsprechend sprunghaft stieg das nominale  
>Geldvermoegen der Besitzer von Aktien. Ein Gemuetsmensch und Entertainer  
>der grossen Boersen-Party wie der aus Deutschland stammende New Yorker  
>Fonds-Manager Heiko Thieme rechnet die wundersame Geldvermehrung schon  
>mal fuer die naechsten 100 Jahre hoch: Im gesegneten Jahr 2097 sieht er  
>den Dow Jones bei 750.000 und den Dax bei 400.000 Punkten.  > Die Kokain-Euphoriker des abgehobenen Finanzkapitalismus verlieren  
>alle Massstaebe: Aus dem unerschoepflich sprudelnden Fuellhorn der  
>utopischen Geldmaschine, so jubeln sie, liessen sich in Zukunft alle  
>Probleme loesen. Die Renten zum Beispiel, die in den Industrielaendern  
>wegen der Alterspyramide unbezahlbar zu werden drohen, muessten nicht  
>mehr muehsam aus den vom Lohn abgezogenen Versicherungsbeitraegen eines  
>"Generationenvertrags" gespeist werden, sondern wuerden sich locker aus  
>den Kursgewinnen finanzieren lassen - natuerlich nur zugunsten  
>derjenigen, die fuer ihre private Altersvorsorge Geld in Aktien anlegen  
>koennen. Aber der Aktionaer wird sowieso der einzig wahre Mensch des 21.  
>Jahrhunderts sein, waehrend der Rest der Menschheit sich in einen blossen  
>statistischen Schatten verwandelt. Soweit die anheimelnde Science fiction  
>der neuen Finanz-Gurus, von denen viele zwar schon einen Namen in der  
>Welt des Kommerz haben, aber noch nicht ganz trocken hinter den Ohren sind.  > Die frohe Botschaft von der Erloesung durch das kapitalistische  
>Spielkasino hat sich schneller ueber die Erde verbreitet als die Lehre  
>Christi. Auch an der Peripherie des Weltmarkts, mitten in den Ozeanen der  
>Armut, blueht das Wetten mit Wertpapieren. Trotz des Mexiko-Crashs ist  
>wieder"Fresh Money" an die Boersen Lateinamerikas geflossen. Selbst  
>dort, wo realoekonomisch kein Gras mehr waechst, finden sich  
>finanzkapitalistische"Emerging Markets", die aus der ganzen Welt mit  
>nach Anlage suchendem Geldkapital bedient werden. Laengst sind sogar die  
>alten Schulden der Dritten Welt in Gestalt der"Brady-Bonds" zu einem  
>frivolen Gegenstand der internationalen Zocker-Gemeinschaft geworden. Am  
>Ende der Welt, in Ulan Bator, handelt die mongolische Boerse mit  
>surrealen Privatisierungs-Zertifikaten einer darniederliegenden  
>Wirtschaft. In der Ukraine, in Bulgarien oder Rumaenien werden dubiose  
>Papiere nicht selten in ebenso dubiosen Hinterzimmer-Banken mit Erfolg  
>plaziert. Auch die offiziellen Boersen Osteuropas boomen ganz unabhaengig  
>von der industriellen Ertragskraft mit undurchsichtigen Fonds und  
>windigen Privatisierungs-Kupons. Hatte die Warschauer Boerse schon 1994  
>einen Weltrekord mit der Steigerung ihres Aktien-Index um mehr als 1300  
>Prozent hingelegt, so brachte es der Moskauer MT-Index im Sommer 1997  
>trotz anhaltender Talfahrt des Sozialprodukts immerhin noch auf eine  
>Steigerung um 180 Prozent.  > Nichts ist unmoeglich: Sogar im Hunger- und Buergerkriegs-Kontinent  
>Afrika entsteht eine neue Boerse nach der anderen. In einer Reportage  
>ueber den Wertpapiermarkt in Sambia, dessen"liberales Regelwerk lockt",  
>schrieb die deutsche Wirtschaftszeitung"Handelsblatt" im August 1997:  
>"Der unscheinbare Eingang zur sambischen Boerse, der Lusaka Stock  
>Exchange (LuSE), liegt bezeichnenderweise zwischen einem Schlips- und  
>Kurzwarenhaendler. Hinter einer Tuer und einem Stufenaufgang tritt der  
>Besucher in ein Zimmer mit ein paar Schreibtischen, einem Kopiergeraet  
>und einigen Computern. Wer nach dem Boersenparkett fragt, wird verwundert  
>angeschaut. Schliesslich steht der Besucher mittendrin. Trotz der  
>beschraenkten Raeumlichkeiten besteht kein Grund zum Hochmut. 1996 stieg  
>der Umsatz der LuSE um fast das Zehnfache. Seit Jahresbeginn hat sich die  
>Marktkapitalisierung mehr als verdoppelt".  > Ob Nordkap oder Aequator: Das Risikospiel um Geld ist zum allgemeinen  
>Faszinosum geworden, wenn auch mit hoechst unterschiedlichen Volumina.  
>Und ausser den grossen, international operierenden Fonds mischen ueberall  
>die demoralisierten Reste der Mittelklasse mit, kurz bevor sie als ultima  
>ratio Kaffee und Wuerstchen auf der Strasse verkaufen. Solange noch ein  
>paar Extra-Dollars uebrig sind, werden sie mit der Mentalitaet von  
>Drogensuechtigen in den Rachen des pulsierenden Kasino-Kapitalismus  
>geworfen. Schon im spaeten 19. Jahrhundert schrieb der"Eisenbahnkoenig"  
>Bethel Henry Strousberg, der wenig spaeter selber bankrott ging, in  
>seinen Memoiren ueber den spekulativen Wahn nach 1870:"Meine Dienstboten  
>selbst, die sich mit den Jahren einige hundert Taler erspart hatten,  
>waren trotz meiner Warnungen nicht zu halten, und merkwuerdigerweise  
>beteiligten sich die armen Leute fast immer an den allerfaulsten  
>Unternehmungen". Heute ist diese naerrische Haltung global geworden. Die  
>Hoffnung auf Glueck im Spiel hat sich zum uebergreifenden Zeitgeist  
>entwickelt. Auch die sozial Ausgegrenzten sind davon infiziert. Wer nicht  
>an der Boerse spekulieren kann, beteiligt sich an Gewinnspielen aller  
>Art. Nicht nur in Sao Paulo kann man erleben, wie Putzfrauen und  
>Tageloehner an Bushaltestellen ihr sauer verdientes Geld in  
>"Huetchenspielen" verwetten. Auf der ganzen Welt steigt das Lotto-Fieber  
>in demselben Masse, wie die Solidaritaet verfaellt.  > Die Redensart vom"Fieber" an der Boerse und in den Koepfen der von  
>Spielleidenschaft besessenen Massen verraet unfreiwillig, dass der  
>soziale und oekonomische Koerper der Gesellschaft an einer schweren  
>Krankheit leidet. Jeder, dem die Faehigkeit zu logischem Denken nicht  
>voellig abhanden gekommen ist, kann sehen, dass der neue  
>Finanzkapitalismus keinen Boden unter den Fuessen hat. Auf die Dauer ist  
>es unmoeglich, dass nur die"Arbeit" als sozialer Faktor fuer sich allein  
>in der Krise ist, waehrend das Geldkapital munter weiter akkumuliert.  
>Denn was das Kapital akkumulieren kann, ist letzten Endes nichts anderes  
>als in Geld verwandelte"Arbeit". Eine ueberdimensionierte Hausse der  
>Aktienmaerkte ist nur dann substantiell gerechtfertigt, wenn sie einen  
>grossen historischen Boom der realen Oekonomie vorwegnimmt. Als sich die  
>Aktienkurse in Deutschland Anfang der 50er Jahre in kurzer Zeit  
>verzehnfachten, wurde diese damalige Expansion durch das wenig spaeter  
>folgende"Wirtschaftswunder" gedeckt. Auch die grossen historischen  
>Spekulationswellen waren nicht ganz ohne reale Grundlage; zu den  
>Finanzkraechen kam es erst, als die Hausse der Aktien der realen  
>Expansion irreal weit vorauseilte.  > Heute aber ist von einer grossen historischen Expansion der realen  
>Oekonomie weit und breit nichts zu sehen. Die Weltwirtschaft duempelt auf  
>einem niedrigen Niveau des Wachstums unter drei Prozent, waehrend der  
>Sockel der strukturellen Massenarbeitslosigkeit weiter ansteigt.  
>Besonders die grossen Industrielaender, mittlerweile auch Japan, bewegen  
>sich langfristig eher in der Naehe der Stagnation. Die industrielle  
>Globalisierung und die allgemeine Flucht in den Export legen durch  
>transnationale Akquisitionen auf die Dauer mehr Kapazitaeten still als  
>sie neue aufbauen. Es ist gerade die mangelnde Rentabilitaet  
>zusaetzlicher Realinvestitionen, die immer groessere Massen von  
>Geldkapital in das Spielkasino der Finanzmaerkte stroemen laesst. Der  
>Kapitalismus hat kein"unbekanntes Terrain" betreten, wie verunsicherte  
>Oekonomen vermuten, sondern er ist gewissermassen im obersten Stockwerk  
>seines babylonischen Turmes aus dem Fenster gesprungen. Die grosse Frage  
>ist, warum der Aufprall auf dem harten Boden der Tatsachen bis jetzt  
>nicht stattgefunden hat.  > Diese Verzoegerung laesst sich durchaus erklaeren. Ein wichtiger  
>Grund besteht darin, dass das Geld im Laufe des 20. Jahrhunderts seine  
>eigene Wertsubstanz verloren hat. Bis zum 1. Weltkrieg waren alle  
>Waehrungen durch Gold gedeckt, das als eigentliches Weltgeld fungierte.  
>Durch diese Bindung an die objektive Wertmasse des Goldes war eine Art  
>"automatische Bremse" gegen eine schrankenlose Ausdehnung der Geldmenge  
>in das Finanzsystem eingebaut. Jede ueber realistische Perspektiven des  
>realen Wachstums hinausschiessende Spekulationsblase wurde auf diese  
>Weise relativ bald zum Platzen gebracht. Die Kriegsoekonomien der ersten  
>Jahrhunderthaelfte zwangen jedoch die Staaten, ihre Waehrungen vom Gold  
>zu entkoppeln, um die immensen Kosten der industriellen Kriegfuehrung  
>finanzieren zu koennen. Als das staatliche"deficit spending" auch in  
>Friedenszeiten die Konjunktur ankurbeln musste, wurde bald deutlich, dass  
>es kein Zurueck zum Gold geben konnte. Keynes, der diese Entwicklung  
>theoretisch legitimierte, nannte es ein"barbarisches Metall". Solange  
>der Dollar als neues Weltgeld noch goldkonvertibel war, blieb das globale  
>Finanzsystem trotzdem wenigstens indirekt durch das Gold verankert.  
>Seitdem aber 1973 diese letzte Bremse ausgebaut wurde, konnte sich nicht  
>nur die Staatsverschuldung, sondern auch die Spekulation in einer frueher  
>nicht fuer moeglich gehaltenen Dimension von der Realoekonomie entkoppeln.  > Damit ist aber die grundsaetzliche Logik des Systems keineswegs  
>ausgehebelt, die das Wachstum des Geldkapitals an die Substanz der  
>(kapitalproduktiven)"Arbeit" bindet. Der Absturz der scheinbar  
>verselbstaendigten Akkumulation von Geldkapital findet dann eben aus  
>einer groesseren (inzwischen geradezu stratosphaerischen) Hoehe mit umso  
>schlimmeren Folgen statt. Das Karussell der Boersen kann sich nur  
>weiterdrehen, solange immer neue Liquiditaet nachfliesst. Sobald der  
>Strom zusaetzlicher Liquiditaet versiegt, kommt der grosse Krach und die  
>irreale Wertschoepfung verdampft. Die Liquiditaet kann aber niemals  
>unbegrenzt sein; es sei denn, der Staat wuerde Geld drucken und es seinen  
>Buergern schenken.  > Woher stammt die riesige Liquiditaet, die gegenwaertig die  
>Aktienmaerkte fuettert? Im wesentlichen handelt es sich um den  
>historischen Ueberhang der Geldvermoegen aus der Zeit des  
>"Wirtschaftswunders" nach dem 2. Weltkrieg in den westlichen Laendern.  
>Gemessen an der staatlichen und privaten Verschuldung muesste dieses  
>Geldkapital gesellschaftlich laengst entwertet sein, aber scheinbar  
>handelt es sich um die positive Groesse von realen Guthaben. Es sind die  
>von der Hausse geblendeten Generationen der 30-50jaehrigen, die als"neue  
>Erben" diese Gelder heute aus den konservativen Anlageformen ihrer Eltern  
>und Grosseltern (Sparguthaben, Staatsanleihen etc.) in die Risiko-Maerkte  
>der Aktienspekulation umschichten. In Deutschland zahlten kleine Anleger  
>allein im ersten Halbjahr 1997 mehr als 15 Milliarden DM in Aktienfonds  
>ein; nach Schaetzungen koennen insgesamt etwa 2000 Milliarden DM  
>Geldvermoegen eingesetzt werden. Auch in den USA flossen den Aktienfonds  
>in den ersten sieben Monaten 1997 fast 140 Milliarden Dollar zu. Das sind  
>die wichtigsten Treibsaetze der globalen Spekulationsblase von der  
>Wallstreet bis zu den dubiosen hinterwaeldlerischen Wettbueros. Unbewusst  
>schieben die"neuen Erben" auf diese Weise das Geldkapital der privaten  
>Vermoegen genau in den Ofen, wo es am schnellsten verbrannt werden kann.  
>Denn die Entwertung von Staatsanleihen und Sparguthaben waere ein  
>gefaehrliches Politikum, die Entwertung von spekulativen Aktienwerten  
>dagegen geht"wie von selbst" und niemand kann dabei den Staat anklagen.  > In den vergangenen 15 Jahren versuchten die Staaten, mit einer  
>neoliberalen Politik auf die heraufdaemmernde Systemkrise zu antworten.  
>Gerade durch diese Politik einer Kombination von drastischen staatlichen  
>Sparmassnahmen, Zinssenkungen und Deregulierung der Finanzmaerkte haben  
>sie jedoch mitgeholfen, die gegenwaertige paradoxe und irregulaere  
>Situation herbeizufuehren. Waehrend durch die permanenten Einsparungen  
>die stagnative und deflationaere Tendenz der Realoekonomie ueberall  
>verstaerkt wurde, oeffnete gleichzeitig die Deregulierung alle Schleusen  
>fuer die Spekulation, die durch das historisch niedrige Zinsniveau in den  
>westlichen Industrielaendern einen zusaetzlichen Hebel bekam. Weil die  
>Inflation nur in Preisen der Realoekonomie berechnet wird, scheint sie  
>ploetzlich verschwunden zu sein. In Wirklichkeit"parkt" das  
>inflationaere Potential in den gigantisch aufgeblaehten Finanzmaerkten,  
>wo es nicht als reale Nachfrage erscheint.  > Die Staaten koennen jedoch nicht ewig auf dem gegenwaertigen  
>niedrigen Zinsniveau sitzenbleiben. In dem Masse, wie sie selber dringend  
>zusaetzliches"Fresh Money" benoetigen, muessen sie die Zinsen anheben.  
>Damit treten sie notgedrungen in Konkurrenz zu den Aktienmaerkten, der  
>Hebel fuer die Vervielfachung der Spekulation durch billiges Geld  
>zerbricht und die riesige Masse fauler Kredite kann nicht laenger  
>versteckt werden. Es ist auch schon absehbar, wo das unvermeidliche  
>Desaster seinen Ausgangspunkt nehmen wird, naemlich aller  
>Wahrscheinlichkeit nach in den entzauberten Oekonomien Ostasiens. Wenn  
>von dort aus das allgemeine Zinsniveau nach oben gedrueckt wird, koennte  
>das globale Kartenhaus zusammenbrechen.  
>-----------  
>Literaturhinweis:  
>Robert Kurz: Die Himmelfahrt des Geldes - Strukturelle Schranken der  
>Kapitalverwertung, Kasinokapitalismus und globale Finanzkrise, in KRISIS  
>16/17, Horlemann Verlag  
>-------------------------------------------------------------------------------- 
>www.krisis.org  
>Gruß Rebell 
 
 
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             Rebell 
         21.09.2001, 19:28                        
  @ Duffy
         | 
     Danke für den Tip,gute Seite   | 
    
    
     >>Dieser Artikel erschien bereits im September 1997 in der Brasilianischen  
>>Zeitung FOLHA, wohlgemerkt bevor an den asiatischen Boersen ein Crash dem  
>>naechsten folgte, bevor Waehrungen einbrachen und Banken zusammenbrachen.  
>>Und bevor hard Business-Maenner weinen lernten. So zeigte der  
>>Koelner-Stadt-Anzeiger vom 30.12.97 ein Foto mit folgenden Zeilen:"Ein  
>>Boersenmakler in Tokio wischt sich die Augen: Wie der Nikkei-Index  
>>geraten auch die uebrigen Wirtschaftsdaten in den Abwaertssog."  
>>(Vorbemerkung: H.Weinhausen)  
>>-----------------  
>>Robert Kurz  
>>Die Mysterien des Finanzkapitals  
>>Wann platzt die Blase des irregulaeren Geldes?  
>> Seit nahezu fuenfzehn Jahren boomt nun schon der globale  
>>Kasino-Kapitalismus. Das Verhaeltnis von realer Produktion und  
>>Finanzoekonomie hat sich verkehrt. Nicht mehr das Wachstum der Maerkte  
>>fuer Konsum- und Investitionsgueter bestimmt das Wachstum der  
>>Finanzmaerkte, sondern genau umgekehrt: Die scheinbar verselbstaendigte  
>>Wucherung des spekulativen Geldkapitals diktiert die Konjunktur von  
>>Industrie und Dienstleistungen. Waehrend die Weltwirtschaft pro Jahr  
>>durchschnittlich um zwei bis drei Prozent waechst, steigen die Kurse der  
>>Aktien um das Zehn- bis Zwanzigfache, und zwar in permanenter Progression.  
>> Zwar hat es Wellen der Spekulation schon frueher gegeben, aber noch  
>>niemals in einem derartigen Ausmass und ueber einen derart langen  
>>Zeitraum hinweg. Stets platzte die spekulativ aufgeblaehte Blase des  
>>realoekonomisch nicht gedeckten Geldkapitals nach wenigen Jahren mit  
>>einem grossen Finanzkrach; die groteske"Tulpenspekulation" in Holland  
>>von 1634-1637 endete ebenso mit einem Desaster wie die Aktien-Hausse der  
>>industriellen"Gruenderzeit" von 1870-1873 und der spekulative Boom der  
>>"roaring twenties" von 1924-1929, dessen"schwarzer Freitag" mit einem  
>>Kurssturz an der Wallstreet bekanntlich die bis dahin groesste  
>>Weltwirtschaftskrise ausloeste. Aber diesmal scheint der grosse  
>>Finanzkrach auszubleiben. Der Boersencrash von 1987 konnte die weltweite  
>>Hausse ebensowenig bremsen wie die Kontraktion des japanischen  
>>Aktienmarkts um fast 50 Prozent Anfang der 90er Jahre und mehrere  
>>"Mini-Crashs" seither. Das Wachstum des Geldes hat das industrielle  
>>Wachstum mehrfach ueberrundet, ohne dass die Strafe der Inflation auf dem  
>>Fusse folgte. Diese historisch einmalige Konstellation ist in keinem  
>>Lehrbuch zu finden. Eine"ewige" Hausse ohne inflationaere Tendenz bei  
>>dauerhaft niedrigen Zinsen verhoehnt jede oekonomische Logik, scheint  
>>aber trotzdem Realitaet geworden zu sein.  
>> Die Vorsichtigen unter den Analytikern wollen den neuen  
>>verheissungsvollen Mysterien des Finanzkapitals nicht so recht trauen.  
>>Sogar A. Kostolany, der ebenso beruehmte wie erfahrene"Altmeister" der  
>>Spekulation, hat inzwischen kalte Fuesse bekommen. Aber inmitten einer  
>>Stampede des Optimismus werden die Vorsichtigen nicht mehr ernst  
>>genommen. Die abnorm lange Dauer der Hausse spuelt alle theoretischen  
>>Bedenken hinweg. Nicht nur an den zentralen Boersenplaetzen in den USA  
>>und Westeuropa jagt ein"Allzeithoch" das andere. Seit Mitte der 90er  
>>Jahre verdoppelten sich die Aktien-Indizes von New York und Frankfurt;  
>>der Dow Jones explodierte von 4000 auf knapp 8000 Punkte, der Dax von  
>>2000 auf ueber 4000 Punkte. Entsprechend sprunghaft stieg das nominale  
>>Geldvermoegen der Besitzer von Aktien. Ein Gemuetsmensch und Entertainer  
>>der grossen Boersen-Party wie der aus Deutschland stammende New Yorker  
>>Fonds-Manager Heiko Thieme rechnet die wundersame Geldvermehrung schon  
>>mal fuer die naechsten 100 Jahre hoch: Im gesegneten Jahr 2097 sieht er  
>>den Dow Jones bei 750.000 und den Dax bei 400.000 Punkten.  
>> Die Kokain-Euphoriker des abgehobenen Finanzkapitalismus verlieren  
>>alle Massstaebe: Aus dem unerschoepflich sprudelnden Fuellhorn der  
>>utopischen Geldmaschine, so jubeln sie, liessen sich in Zukunft alle  
>>Probleme loesen. Die Renten zum Beispiel, die in den Industrielaendern  
>>wegen der Alterspyramide unbezahlbar zu werden drohen, muessten nicht  
>>mehr muehsam aus den vom Lohn abgezogenen Versicherungsbeitraegen eines  
>>"Generationenvertrags" gespeist werden, sondern wuerden sich locker aus  
>>den Kursgewinnen finanzieren lassen - natuerlich nur zugunsten  
>>derjenigen, die fuer ihre private Altersvorsorge Geld in Aktien anlegen  
>>koennen. Aber der Aktionaer wird sowieso der einzig wahre Mensch des 21.  
>>Jahrhunderts sein, waehrend der Rest der Menschheit sich in einen blossen  
>>statistischen Schatten verwandelt. Soweit die anheimelnde Science fiction  
>>der neuen Finanz-Gurus, von denen viele zwar schon einen Namen in der  
>>Welt des Kommerz haben, aber noch nicht ganz trocken hinter den Ohren sind.  
>> Die frohe Botschaft von der Erloesung durch das kapitalistische  
>>Spielkasino hat sich schneller ueber die Erde verbreitet als die Lehre  
>>Christi. Auch an der Peripherie des Weltmarkts, mitten in den Ozeanen der  
>>Armut, blueht das Wetten mit Wertpapieren. Trotz des Mexiko-Crashs ist  
>>wieder"Fresh Money" an die Boersen Lateinamerikas geflossen. Selbst  
>>dort, wo realoekonomisch kein Gras mehr waechst, finden sich  
>>finanzkapitalistische"Emerging Markets", die aus der ganzen Welt mit  
>>nach Anlage suchendem Geldkapital bedient werden. Laengst sind sogar die  
>>alten Schulden der Dritten Welt in Gestalt der"Brady-Bonds" zu einem  
>>frivolen Gegenstand der internationalen Zocker-Gemeinschaft geworden. Am  
>>Ende der Welt, in Ulan Bator, handelt die mongolische Boerse mit  
>>surrealen Privatisierungs-Zertifikaten einer darniederliegenden  
>>Wirtschaft. In der Ukraine, in Bulgarien oder Rumaenien werden dubiose  
>>Papiere nicht selten in ebenso dubiosen Hinterzimmer-Banken mit Erfolg  
>>plaziert. Auch die offiziellen Boersen Osteuropas boomen ganz unabhaengig  
>>von der industriellen Ertragskraft mit undurchsichtigen Fonds und  
>>windigen Privatisierungs-Kupons. Hatte die Warschauer Boerse schon 1994  
>>einen Weltrekord mit der Steigerung ihres Aktien-Index um mehr als 1300  
>>Prozent hingelegt, so brachte es der Moskauer MT-Index im Sommer 1997  
>>trotz anhaltender Talfahrt des Sozialprodukts immerhin noch auf eine  
>>Steigerung um 180 Prozent.  
>> Nichts ist unmoeglich: Sogar im Hunger- und Buergerkriegs-Kontinent  
>>Afrika entsteht eine neue Boerse nach der anderen. In einer Reportage  
>>ueber den Wertpapiermarkt in Sambia, dessen"liberales Regelwerk lockt",  
>>schrieb die deutsche Wirtschaftszeitung"Handelsblatt" im August 1997:  
>>"Der unscheinbare Eingang zur sambischen Boerse, der Lusaka Stock  
>>Exchange (LuSE), liegt bezeichnenderweise zwischen einem Schlips- und  
>>Kurzwarenhaendler. Hinter einer Tuer und einem Stufenaufgang tritt der  
>>Besucher in ein Zimmer mit ein paar Schreibtischen, einem Kopiergeraet  
>>und einigen Computern. Wer nach dem Boersenparkett fragt, wird verwundert  
>>angeschaut. Schliesslich steht der Besucher mittendrin. Trotz der  
>>beschraenkten Raeumlichkeiten besteht kein Grund zum Hochmut. 1996 stieg  
>>der Umsatz der LuSE um fast das Zehnfache. Seit Jahresbeginn hat sich die  
>>Marktkapitalisierung mehr als verdoppelt".  
>> Ob Nordkap oder Aequator: Das Risikospiel um Geld ist zum allgemeinen  
>>Faszinosum geworden, wenn auch mit hoechst unterschiedlichen Volumina.  
>>Und ausser den grossen, international operierenden Fonds mischen ueberall  
>>die demoralisierten Reste der Mittelklasse mit, kurz bevor sie als ultima  
>>ratio Kaffee und Wuerstchen auf der Strasse verkaufen. Solange noch ein  
>>paar Extra-Dollars uebrig sind, werden sie mit der Mentalitaet von  
>>Drogensuechtigen in den Rachen des pulsierenden Kasino-Kapitalismus  
>>geworfen. Schon im spaeten 19. Jahrhundert schrieb der"Eisenbahnkoenig"  
>>Bethel Henry Strousberg, der wenig spaeter selber bankrott ging, in  
>>seinen Memoiren ueber den spekulativen Wahn nach 1870:"Meine Dienstboten  
>>selbst, die sich mit den Jahren einige hundert Taler erspart hatten,  
>>waren trotz meiner Warnungen nicht zu halten, und merkwuerdigerweise  
>>beteiligten sich die armen Leute fast immer an den allerfaulsten  
>>Unternehmungen". Heute ist diese naerrische Haltung global geworden. Die  
>>Hoffnung auf Glueck im Spiel hat sich zum uebergreifenden Zeitgeist  
>>entwickelt. Auch die sozial Ausgegrenzten sind davon infiziert. Wer nicht  
>>an der Boerse spekulieren kann, beteiligt sich an Gewinnspielen aller  
>>Art. Nicht nur in Sao Paulo kann man erleben, wie Putzfrauen und  
>>Tageloehner an Bushaltestellen ihr sauer verdientes Geld in  
>>"Huetchenspielen" verwetten. Auf der ganzen Welt steigt das Lotto-Fieber  
>>in demselben Masse, wie die Solidaritaet verfaellt.  
>> Die Redensart vom"Fieber" an der Boerse und in den Koepfen der von  
>>Spielleidenschaft besessenen Massen verraet unfreiwillig, dass der  
>>soziale und oekonomische Koerper der Gesellschaft an einer schweren  
>>Krankheit leidet. Jeder, dem die Faehigkeit zu logischem Denken nicht  
>>voellig abhanden gekommen ist, kann sehen, dass der neue  
>>Finanzkapitalismus keinen Boden unter den Fuessen hat. Auf die Dauer ist  
>>es unmoeglich, dass nur die"Arbeit" als sozialer Faktor fuer sich allein  
>>in der Krise ist, waehrend das Geldkapital munter weiter akkumuliert.  
>>Denn was das Kapital akkumulieren kann, ist letzten Endes nichts anderes  
>>als in Geld verwandelte"Arbeit". Eine ueberdimensionierte Hausse der  
>>Aktienmaerkte ist nur dann substantiell gerechtfertigt, wenn sie einen  
>>grossen historischen Boom der realen Oekonomie vorwegnimmt. Als sich die  
>>Aktienkurse in Deutschland Anfang der 50er Jahre in kurzer Zeit  
>>verzehnfachten, wurde diese damalige Expansion durch das wenig spaeter  
>>folgende"Wirtschaftswunder" gedeckt. Auch die grossen historischen  
>>Spekulationswellen waren nicht ganz ohne reale Grundlage; zu den  
>>Finanzkraechen kam es erst, als die Hausse der Aktien der realen  
>>Expansion irreal weit vorauseilte.  
>> Heute aber ist von einer grossen historischen Expansion der realen  
>>Oekonomie weit und breit nichts zu sehen. Die Weltwirtschaft duempelt auf  
>>einem niedrigen Niveau des Wachstums unter drei Prozent, waehrend der  
>>Sockel der strukturellen Massenarbeitslosigkeit weiter ansteigt.  
>>Besonders die grossen Industrielaender, mittlerweile auch Japan, bewegen  
>>sich langfristig eher in der Naehe der Stagnation. Die industrielle  
>>Globalisierung und die allgemeine Flucht in den Export legen durch  
>>transnationale Akquisitionen auf die Dauer mehr Kapazitaeten still als  
>>sie neue aufbauen. Es ist gerade die mangelnde Rentabilitaet  
>>zusaetzlicher Realinvestitionen, die immer groessere Massen von  
>>Geldkapital in das Spielkasino der Finanzmaerkte stroemen laesst. Der  
>>Kapitalismus hat kein"unbekanntes Terrain" betreten, wie verunsicherte  
>>Oekonomen vermuten, sondern er ist gewissermassen im obersten Stockwerk  
>>seines babylonischen Turmes aus dem Fenster gesprungen. Die grosse Frage  
>>ist, warum der Aufprall auf dem harten Boden der Tatsachen bis jetzt  
>>nicht stattgefunden hat.  
>> Diese Verzoegerung laesst sich durchaus erklaeren. Ein wichtiger  
>>Grund besteht darin, dass das Geld im Laufe des 20. Jahrhunderts seine  
>>eigene Wertsubstanz verloren hat. Bis zum 1. Weltkrieg waren alle  
>>Waehrungen durch Gold gedeckt, das als eigentliches Weltgeld fungierte.  
>>Durch diese Bindung an die objektive Wertmasse des Goldes war eine Art  
>>"automatische Bremse" gegen eine schrankenlose Ausdehnung der Geldmenge  
>>in das Finanzsystem eingebaut. Jede ueber realistische Perspektiven des  
>>realen Wachstums hinausschiessende Spekulationsblase wurde auf diese  
>>Weise relativ bald zum Platzen gebracht. Die Kriegsoekonomien der ersten  
>>Jahrhunderthaelfte zwangen jedoch die Staaten, ihre Waehrungen vom Gold  
>>zu entkoppeln, um die immensen Kosten der industriellen Kriegfuehrung  
>>finanzieren zu koennen. Als das staatliche"deficit spending" auch in  
>>Friedenszeiten die Konjunktur ankurbeln musste, wurde bald deutlich, dass  
>>es kein Zurueck zum Gold geben konnte. Keynes, der diese Entwicklung  
>>theoretisch legitimierte, nannte es ein"barbarisches Metall". Solange  
>>der Dollar als neues Weltgeld noch goldkonvertibel war, blieb das globale  
>>Finanzsystem trotzdem wenigstens indirekt durch das Gold verankert.  
>>Seitdem aber 1973 diese letzte Bremse ausgebaut wurde, konnte sich nicht  
>>nur die Staatsverschuldung, sondern auch die Spekulation in einer frueher  
>>nicht fuer moeglich gehaltenen Dimension von der Realoekonomie entkoppeln.  
>> Damit ist aber die grundsaetzliche Logik des Systems keineswegs  
>>ausgehebelt, die das Wachstum des Geldkapitals an die Substanz der  
>>(kapitalproduktiven)"Arbeit" bindet. Der Absturz der scheinbar  
>>verselbstaendigten Akkumulation von Geldkapital findet dann eben aus  
>>einer groesseren (inzwischen geradezu stratosphaerischen) Hoehe mit umso  
>>schlimmeren Folgen statt. Das Karussell der Boersen kann sich nur  
>>weiterdrehen, solange immer neue Liquiditaet nachfliesst. Sobald der  
>>Strom zusaetzlicher Liquiditaet versiegt, kommt der grosse Krach und die  
>>irreale Wertschoepfung verdampft. Die Liquiditaet kann aber niemals  
>>unbegrenzt sein; es sei denn, der Staat wuerde Geld drucken und es seinen  
>>Buergern schenken.  
>> Woher stammt die riesige Liquiditaet, die gegenwaertig die  
>>Aktienmaerkte fuettert? Im wesentlichen handelt es sich um den  
>>historischen Ueberhang der Geldvermoegen aus der Zeit des  
>>"Wirtschaftswunders" nach dem 2. Weltkrieg in den westlichen Laendern.  
>>Gemessen an der staatlichen und privaten Verschuldung muesste dieses  
>>Geldkapital gesellschaftlich laengst entwertet sein, aber scheinbar  
>>handelt es sich um die positive Groesse von realen Guthaben. Es sind die  
>>von der Hausse geblendeten Generationen der 30-50jaehrigen, die als"neue  
>>Erben" diese Gelder heute aus den konservativen Anlageformen ihrer Eltern  
>>und Grosseltern (Sparguthaben, Staatsanleihen etc.) in die Risiko-Maerkte  
>>der Aktienspekulation umschichten. In Deutschland zahlten kleine Anleger  
>>allein im ersten Halbjahr 1997 mehr als 15 Milliarden DM in Aktienfonds  
>>ein; nach Schaetzungen koennen insgesamt etwa 2000 Milliarden DM  
>>Geldvermoegen eingesetzt werden. Auch in den USA flossen den Aktienfonds  
>>in den ersten sieben Monaten 1997 fast 140 Milliarden Dollar zu. Das sind  
>>die wichtigsten Treibsaetze der globalen Spekulationsblase von der  
>>Wallstreet bis zu den dubiosen hinterwaeldlerischen Wettbueros. Unbewusst  
>>schieben die"neuen Erben" auf diese Weise das Geldkapital der privaten  
>>Vermoegen genau in den Ofen, wo es am schnellsten verbrannt werden kann.  
>>Denn die Entwertung von Staatsanleihen und Sparguthaben waere ein  
>>gefaehrliches Politikum, die Entwertung von spekulativen Aktienwerten  
>>dagegen geht"wie von selbst" und niemand kann dabei den Staat anklagen.  
>> In den vergangenen 15 Jahren versuchten die Staaten, mit einer  
>>neoliberalen Politik auf die heraufdaemmernde Systemkrise zu antworten.  
>>Gerade durch diese Politik einer Kombination von drastischen staatlichen  
>>Sparmassnahmen, Zinssenkungen und Deregulierung der Finanzmaerkte haben  
>>sie jedoch mitgeholfen, die gegenwaertige paradoxe und irregulaere  
>>Situation herbeizufuehren. Waehrend durch die permanenten Einsparungen  
>>die stagnative und deflationaere Tendenz der Realoekonomie ueberall  
>>verstaerkt wurde, oeffnete gleichzeitig die Deregulierung alle Schleusen  
>>fuer die Spekulation, die durch das historisch niedrige Zinsniveau in den  
>>westlichen Industrielaendern einen zusaetzlichen Hebel bekam. Weil die  
>>Inflation nur in Preisen der Realoekonomie berechnet wird, scheint sie  
>>ploetzlich verschwunden zu sein. In Wirklichkeit"parkt" das  
>>inflationaere Potential in den gigantisch aufgeblaehten Finanzmaerkten,  
>>wo es nicht als reale Nachfrage erscheint.  
>> Die Staaten koennen jedoch nicht ewig auf dem gegenwaertigen  
>>niedrigen Zinsniveau sitzenbleiben. In dem Masse, wie sie selber dringend  
>>zusaetzliches"Fresh Money" benoetigen, muessen sie die Zinsen anheben.  
>>Damit treten sie notgedrungen in Konkurrenz zu den Aktienmaerkten, der  
>>Hebel fuer die Vervielfachung der Spekulation durch billiges Geld  
>>zerbricht und die riesige Masse fauler Kredite kann nicht laenger  
>>versteckt werden. Es ist auch schon absehbar, wo das unvermeidliche  
>>Desaster seinen Ausgangspunkt nehmen wird, naemlich aller  
>>Wahrscheinlichkeit nach in den entzauberten Oekonomien Ostasiens. Wenn  
>>von dort aus das allgemeine Zinsniveau nach oben gedrueckt wird, koennte  
>>das globale Kartenhaus zusammenbrechen.  
>>-----------  
>>Literaturhinweis:  
>>Robert Kurz: Die Himmelfahrt des Geldes - Strukturelle Schranken der  
>>Kapitalverwertung, Kasinokapitalismus und globale Finanzkrise, in KRISIS  
>>16/17, Horlemann Verlag  
>>-------------------------------------------------------------------------------- 
>>www.krisis.org  
>>Gruß Rebell 
 
 
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             dottore 
         21.09.2001, 21:53                        
  @ Duffy
         | 
     Re: Ähnliches schreibt ja auch Günter Hannich, www.geldcrash.de,o.t.   | 
    
    
     Ach Duffy, ach rebell! 
 
Hannich wird ja in Friedrichsroda auftreten. Dann dürft Ihr auch diesen Heilslehrer (Gesell & so) endlich berühren. 
 
Ich werde nur einige Fragen stellen, z.B.: 
 
1. Josephspfennig. Warum hat sich jemand, der mehr Geld als die Welt insgesamt wert ist, diese nicht endlich gekauft, sondern sein Geld immer weiter"stehen lassen"? Wozu? Kontenauszugsbetrachtungs-Geilheit? 
 
2. Seine"Explosion des Systems" sieht er als gegeben an, und die Staatsverschuldung ist ihm dabei nur eine Folge, bloß nicht die Ursache des Desasters. Wie kann er es belegen? Wie wär's, wenn's umgekehrt wäre? 
 
3. Deflation = Krieg. Und heute? Führen die Japaner Krieg?  
 
4. Die Brakteaten als"Wundermittel". Nicht ein einziger Brakteat ist jemals umgelaufen! Nicht <u<einer[/u] wurde je mit Abnutzungsspuren gefunden!  
 
Falls Ihr nicht wisst, was Brakteaten sind: 0,5 g schwer (Brief: 20 g), bis zu 5 cm großer Silber-Hauch (größer als ein Heiermann), dünn wie Mohnblättchen. 
 
Wer sie auch nur von einer Hand in die andere wechselt, zerbricht sie. Kennt Herr Hannich überhaupt das Brakteatensystem, das nichts anderes war, als eine permanente Staatsentschuldung? Siehe Wiechmann von Magdeburg und unendliche (offenbar sinnlose) Postings hier.  
 
5. Er spricht (seine Quelle: Ruhland) von einer"Deflation" 1912. Herr Hannich, was sagen Sie zu den Fakten? Die da lauten (Quelle: Bundesbank):  
 
Preisindex des Sozialprodukts: 
 
1909 = 93,9 
 
1910 = 97,3 
 
1911 = 97,0 
 
1912 = 99,4 
 
1913 = 100,0 
 
In vier Jahren also INFLATION von 6,5 Prozent. Ich wusste gar nicht, dass man so was als DEFLATION bezeichnen kann.  
 
Großhandelspreise: 
 
91 - 93 - 94 - 102 - 100 - 105. 
 
Verbraucherpreise: 
 
90 - 92 - 95 - 100 - 100 - 100. 
 
"Klassische" Deflation sozusagen! 
 
JüKü kann selbstverständlich einladen, wen er will. Aber er muss sich dann auch auf eine Grillparty gefasst machen, dummerweise schon ab 8:30 Uhr. 
 
Und solche Trittbrettfahrer auf einem Omnibus (="für alle"), auf dem steht:"Verdummungsstour" werden wir garantiert als solche enttarnen. Zumal jemand damit seinen Profit mit"Vermögenssicherung" zu machen versucht. 
 
Hoffentlich kriege ich ein Vorab-Manuskript.  
 
Gruß 
 
d.  
 
 
 
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             Duffy 
         22.09.2001, 10:52                        
  @ dottore
         | 
     Re: Ähnliches schreibt ja auch Günter Hannich, www.geldcrash.de,o.t.   | 
    
    
     >Ach Duffy, ach rebell! 
>Hannich wird ja in Friedrichsroda auftreten. Dann dürft Ihr auch diesen Heilslehrer (Gesell & so) endlich berühren. 
>Ich werde nur einige Fragen stellen, z.B.: 
>1. Josephspfennig. Warum hat sich jemand, der mehr Geld als die Welt insgesamt wert ist, diese nicht endlich gekauft, sondern sein Geld immer weiter"stehen lassen"? Wozu? Kontenauszugsbetrachtungs-Geilheit? 
>2. Seine"Explosion des Systems" sieht er als gegeben an, und die Staatsverschuldung ist ihm dabei nur eine Folge, bloß nicht die Ursache des Desasters. Wie kann er es belegen? Wie wär's, wenn's umgekehrt wäre? 
>3. Deflation = Krieg. Und heute? Führen die Japaner Krieg?  
>4. Die Brakteaten als"Wundermittel". Nicht ein einziger Brakteat ist jemals umgelaufen! Nicht <u<einer[/u] wurde je mit Abnutzungsspuren gefunden!  
>Falls Ihr nicht wisst, was Brakteaten sind: 0,5 g schwer (Brief: 20 g), bis zu 5 cm großer Silber-Hauch (größer als ein Heiermann), dünn wie Mohnblättchen. 
>Wer sie auch nur von einer Hand in die andere wechselt, zerbricht sie. Kennt Herr Hannich überhaupt das Brakteatensystem, das nichts anderes war, als eine permanente Staatsentschuldung? Siehe Wiechmann von Magdeburg und unendliche (offenbar sinnlose) Postings hier.  
>5. Er spricht (seine Quelle: Ruhland) von einer"Deflation" 1912. Herr Hannich, was sagen Sie zu den Fakten? Die da lauten (Quelle: Bundesbank):  
>Preisindex des Sozialprodukts: 
>1909 = 93,9 
>1910 = 97,3 
>1911 = 97,0 
>1912 = 99,4 
>1913 = 100,0 
>In vier Jahren also INFLATION von 6,5 Prozent. Ich wusste gar nicht, dass man so was als DEFLATION bezeichnen kann.  
>Großhandelspreise: 
>91 - 93 - 94 - 102 - 100 - 105. 
>Verbraucherpreise: 
>90 - 92 - 95 - 100 - 100 - 100. 
>"Klassische" Deflation sozusagen! 
>JüKü kann selbstverständlich einladen, wen er will. Aber er muss sich dann auch auf eine Grillparty gefasst machen, dummerweise schon ab 8:30 Uhr. 
>Und solche Trittbrettfahrer auf einem Omnibus (="für alle"), auf dem steht:"Verdummungsstour" werden wir garantiert als solche enttarnen. Zumal jemand damit seinen Profit mit"Vermögenssicherung" zu machen versucht. 
>Hoffentlich kriege ich ein Vorab-Manuskript.  
>Gruß 
>d.  
 
Hi dottore! 
 
Es ist immer gut, wenn verschiedene Meinungen ausgetauscht/diskutiert sind, du hast schon Recht, mit diesen Brakteaten ist kein ersatz für jetzt, auch mit den anderen Vorschlägen, wära(? hieß glaub ich so) ist evtl. auch nur ein ansatz!? 
 
Hm von diesem Treffen wußt ich noch gar nix, ist das der Pfeil oben auf der ecke? schau mal dort nach, aber stimmt in seinem forum (wesentlich schlechter besucht als eures,hi,hi) hat er gepostet, daß er 1 woche weg ist... 
 
Vielleicht kann ich auch kommen, aber ist schwierig im Moment, aber ihr werdet ja berichten, hoffe ich... 
 
So bis dahin 
 
Alles Gute für Dich! 
 
Ciao 
Duffy 
 
p.s. aber über eines sind sich wohl alle einig, das das Finanz/Wirtschaftssystem, so wie jetzt,"verkehrt" ist!oder? 
 
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