Galiani
22.09.2001, 01:01 |
Was ist „sozial“? Teil 2 von 2: Sind „Hot money“ und Steueroasen „asozial“? Thread gesperrt |
Wie Baldur mitteilt, hält der überzeugte Sozialist H.P. Martin (nicht zu verwechseln mit unserem dottore) in einem Interview „Hot money“ und Steueroasen mit einem „sozialen und zukunftsorientierten Europa“ für unvereinbar.
Wie sehr der semantische Bedeutungsgehalt des Begriffes „sozial“ von der linken Ideologie verbogen und der Leser mit diesem nur scheinbar wertfreien Wort manipuliert werden soll, wurde bereits in Teil 1 dieses Postings („Was ist sozial“) dargelegt.
Aber an dem Satz, daß Hot money und Steueroasen sich mit einem sozialen und zukunftsorientierten Europa nicht vertrügen, stimmt noch viel mehr nicht!
Der Haupteinwand gegen Steueroasen ist der der „unfair tax competition“. Die Übertragung des Begriffes „unfairer Wettbewerb“ vom Markt auf die Staatenwelt und deren relative Steuerraten ist eine weitere ungeheuerliche semantisch-manipulative Irreführung:
Steuern sind wie angedeutet dazu da, die Grundbedürfnisse der Bürger, die nicht am Marktprozeß teilnehmen können sowie die notwendigen Ausgaben des Staates für Sicherheit, Rechtsprechung und Verwaltung zu decken. Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit bei diesen Ausgaben vorausgesetzt, sollten die diesbezüglichen Aufwendungen pro Kopf in allen Industriestaaten ungefähr gleich hoch sein. Sind sie indes im einen Staat doppelt oder gar dreimal so hoch wie in „Steueroasen“, so ist dies ein Zeichen dafür, daß da ein Staat seine Bürger abzockt (und nicht, wie unterstellt wird, daß man etwa in der Steueroase „unfairen Steuer-Wettbewerb“ betreiben würde). Der Ruf nach „Steuerharmonisierung“ soll bloß die störenden Beweise dafür tilgen, daß man in den Hoch-Steuerländern auch viel sparsamer mit den Steuergeldern der Bürger umgehen könnte! Steueroasen gibt es nur, wo es Steuerwüsten gibt.
Aber nicht genug damit, daß Hoch-Steuerländer das von ihren Bürgern erarbeitete Sozialprodukt mit 50 oder noch mehr Prozent besteuern, sie verschulden sich obendrein. Und zwar ausschließlich in „Hot money“. Das Verschwinden des „Hot money“ ist deshalb nicht nur nicht unverträglich mit einem sozialen und zukunftsorientierten Europa, sondern „Hot money“ ist, wie Herr H. P. Martin natürlich ganz genau weiß (und das ist das Perfide an seinen Aussagen), für dessen Fortbestehen unter den jetzigen Verhältnissen sogar absolut unabdingbar.
G.
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Turon
22.09.2001, 01:32
@ Galiani
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Re: Was ist „sozial“? Teil 2 von 2: Sind „Hot money“ und Steueroasen „asozial“? |
>Wie Baldur mitteilt, hält der überzeugte Sozialist H.P. Martin (nicht zu verwechseln mit unserem dottore) in einem Interview „Hot money“ und Steueroasen mit einem „sozialen und zukunftsorientierten Europa“ für unvereinbar.
>Wie sehr der semantische Bedeutungsgehalt des Begriffes „sozial“ von der linken Ideologie verbogen und der Leser mit diesem nur scheinbar wertfreien Wort manipuliert werden soll, wurde bereits in Teil 1 dieses Postings („Was ist sozial“) dargelegt.
In der Passage - daß der Staat seine Bürger abzockt stimme ich Dir vollständig zu. Die aufgabe des Staates sollte sich darauf konzentrieren,
die Besteuerung möglichst niedrig zu halten - das ist eindeutig und unwiederlegbar klar. Die Höhe der Steuern zeigt eindeutig eigenes
Leistungsvermögen des Staates - in unserem Fall ist es seit etwa 20 Jahren
glatte sechs als Schulnote.
>Aber an dem Satz, daß Hot money und Steueroasen sich mit einem sozialen und zukunftsorientierten Europa nicht vertrügen, stimmt noch viel mehr nicht!
Das habe ich schon glaube ich auch ausdrücklich gesagt: Steueroasen
sind keineswegs etwas was man nicht verträgt, anderseits muß auch gesagt werden,
daß etwaige Schieflagen bei der Steuerharmonisierung immer entstehen werden, sie dürfen aber nicht so krass sein wie zwischen der Bundesrepublik und dem Steuersatz der jeweiligen Steueroasen. Die Aussage belastet aber eindeutig die
Hochsteuerländer - weil diese Länder nun mal unter Wettbewerbaspekt ganz klar verlieren.
>Der Haupteinwand gegen Steueroasen ist der der „unfair tax competition“. Die Übertragung des Begriffes „unfairer Wettbewerb“ vom Markt auf die Staatenwelt und deren relative Steuerraten ist eine weitere ungeheuerliche semantisch-manipulative Irreführung:
>Steuern sind wie angedeutet dazu da, die Grundbedürfnisse der Bürger, die nicht am Marktprozeß teilnehmen können sowie die notwendigen Ausgaben des Staates für Sicherheit, Rechtsprechung und Verwaltung zu decken. Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit bei diesen Ausgaben vorausgesetzt, sollten die diesbezüglichen Aufwendungen pro Kopf in allen Industriestaaten ungefähr gleich hoch sein.
Wäre zugegeben immer noch entschuldbar wenn der Spitzensteuersatz gewisse
andere Vorteile wieder ausbügelt, was jedoch auch nicht als Grund angesehen
werden darf, Steuern in die Höhe zu treiben, weil ein Land wie bundesrepublik
es angeblich verkraftet.
Sind sie indes im einen Staat doppelt oder gar dreimal so hoch wie in „Steueroasen“, so ist dies ein Zeichen dafür, daß da ein Staat seine Bürger abzockt (und nicht, wie unterstellt wird, daß man etwa in der Steueroase „unfairen Steuer-Wettbewerb“ betreiben würde).
Rein statistisch gesehen,ist die finanzielle Ausstattung der Bürger
in den Steueroasen deutlich besser, als in Hochsteuerländern, deswegen
verabschiedet sich der eine und der andere aus der Bundesrepublik.
Das diese Leute fliehen, ist im Falle der Bundesrepublik noch
viel deutlicher - überzogene Rechtsprechung, elendlange Prozesse etc.
bis hin zu Ruin einiger Firmen, die davon betroffen sind.
Der Ruf nach „Steuerharmonisierung“ soll bloß die störenden Beweise dafür tilgen, daß man in den Hoch-Steuerländern auch viel sparsamer mit den Steuergeldern der Bürger umgehen könnte! Steueroasen gibt es nur, wo es Steuerwüsten gibt.
>Aber nicht genug damit, daß Hoch-Steuerländer das von ihren Bürgern erarbeitete Sozialprodukt mit 50 oder noch mehr Prozent besteuern, sie verschulden sich obendrein. Und zwar ausschließlich in „Hot money“. Das Verschwinden des „Hot money“ ist deshalb nicht nur nicht unverträglich mit einem sozialen und zukunftsorientierten Europa, sondern „Hot money“ ist, wie Herr H. P. Martin natürlich ganz genau weiß (und das ist das Perfide an seinen Aussagen), für dessen Fortbestehen unter den jetzigen Verhältnissen sogar absolut unabdingbar.
Wenn man annimmt, daß bei schwacher Konjunktur die Zinsredite via Finanzanlage sich besser rentiert als die Produktion, muß man davon ausgehen
daß von kapitalstarken Individuen nun mal immer das Land bevorzugt wird, das
die niedrigste Risikostufe im unternehmerischen Bereich und auch beste Bedingungen für Geldanlagen bietet.
Was daraus folgt ist hoffentlich klar - der Staat muß seine Bürger über alles
schätzen und auch behilflich sein. Anderseits muß der Staat aber dafür sorgen,
daß der Kapitalbesitz schon im Wettbewerb zueinander steht, das heißt nun mal -
Großunternehmen müssen irgendwann entweder in x weitere Unternehmen zerschlagen
werden, oder es müssen Bedingungen dazu erstellt werden, daß sie sich freiwillig selbst"zerschlagen", weil dadurch der Wettbwerbseffekt erst entsteht. Länder leben nun mal nicht von Großunternehmen sondern hauptsächlich
von Mittelstand. Aktuell machen wir nämlich ganz was Anderes - wir vernichten den Mittelstand und bilden mit der Steuerlast diese Oligarchien, die Niemandem im Wirklichkeit was nützen. Mitten im Kapitalismus wechseln wir erneut
in Richtung Sozialismus, der nun mal Wettbewerb immer an jeder Stelle verhindert hat.
Summasummarum mir sind Länder viel lieber, wo man anstatt 50 Multimilliardäre hat 500000 Millionäre hat, die gewillt sind Multimilliardäre zu werden.
>G.
Gruß
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McMike
22.09.2001, 08:49
@ Galiani
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Re: Was ist „sozial“? Teil 2 von 2: Sind „Hot money“ und Steueroasen „asozial“? |
Passen dazu:
http://www.novo-magazin.de/50/novo5028.htm
Steuerpolitik: Rettet die"Schlupflöcher"!
Detmar Doering plädiert für die Abschaffung der Lohn- und Einkommenssteuer. Statt den Steuerdschungel auszubauen und dem Bürger weiter die Taschen zu leeren, schlägt er eine Konsum- oder Kopfsteuer vor.
Egal, welche Regierung was für eine"große" Steuerreform plant, an einer Front herrscht zwischen den Parteien schnell große Einigkeit: Die vielen kleinen"Schlupflöcher" müssen weg, denn sie schaffen nur Ungerechtigkeit. Ob irgendeiner Parteienkoalition dies gegen den Widerstand der Interessengruppen gelingen wird, bleibt gottlob fraglich. Dennoch: der politische Wille ist stets vorhanden.
Die Forderung ist populär, doch ist sie auch richtig? Richtig ist, dass durch die"Schlupflöcher" unser Steuersystem noch unüberschaubarer geworden ist, als es sowieso schon war. Niemand mag dies. Wenn es doch ums eigene Geld geht, will jeder Klarheit. Dennoch macht es Sinn, über die Ursachen für die zunehmende Komplexität des Steuersystems nachzudenken, bevor man über die"Schlupflöcher" schimpft. Wie viele Steuergesetze, zu denen etwa die Rennwettsteuer (die immerhin - wer hätte es gedacht - 1999 ganze 27 Millionen DM einbrachte!) und Ähnliches gehören, wir in Deutschland überhaupt haben, wissen selbst die Experten nicht mehr. Der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhof, der an einer Vereinfachung des Steuerrechts arbeitet, meinte nach einer sorgfältigen Zählung, dass es"wahrscheinlich" 128 seien - aber eben nur"wahrscheinlich", was heißt, dass es"wahrscheinlich" mehr sind. Jedes dieser Steuergesetze ist auch noch in sich unüberschaubar, weil es ständigen Korrekturen unterworfen ist. Bis zu 35 Gesetzesänderungen hat es im letzten Jahrzehnt pro Jahr gegeben. Dazu kamen 600-800 neue oder geänderte Verwaltungsanweisungen sowie 14.000 Finanzgerichts- und 2.500 Bundesfinanzhof-Entscheidungen.
Als Faustregel gilt: Je höher die Steuerquote, desto größer die Tendenz zu Komplexität und zur"Schlupflochsuche". Die Bürger versuchen schlichtweg einer unerträglichen Belastung zu entrinnen, die ihr Hab und Gut bedroht. Daher ist es nur zu verständlich und gerecht, dass sie versuchen, durch"Lobbying" oder Protest Breschen in die Gesetzgebung zu schlagen. Diese werden, um es mit dem 1995 verstorbenen US-Ã-konomen Murray Rothbard zu sagen, zu"Zonen der Freiheit".
Diejenigen, die heute"Schlupflöcher" schließen wollen, gehen von der Annahme aus, das Eigentum des Bürgers gehöre eigentlich dem Kollektiv"Staat". An seinen Zielen wird gemessen, was"Mein und Dein" ist. Selbst die meisten Steuersenkungspläne der letzten Jahre lagen daher mehr im Interesse des Staates als dem des Bürgers. So hörte man oft, höhere Steuern führten ab einem bestimmten Punkt zu weniger Staatseinnahmen, weil sie die Wirtschaft strangulierten. Dies hat Politiker und Bürger zu dem in einer Demokratie recht bequemen Glauben an eine Optimumbesteuerung verführt, die zugleich niedrig und einnahmensichernd sei. Aber warum soll der Bürger an optimalen Einnahmen für den Staat interessiert sein? Etwa um dessen Verschwendungsbereitschaft weiter zu stärken? Steuern sollten möglichst niedrig sein - selbst wenn das"Optimum" für den Staat unterschritten wird.
Denn was ist denn das"Optimum" beim Staat? Es ist im Wesentlichen das, was er selbst dafür hält, bzw. die Interessengruppen, die von ihm arbeitsunabhängige"Renten" erwarten. Nur das wenigste von den rund 24 Milliarden DM, die alleine der Bund an direkten Subventionen ausgibt, lässt sich mit einem"Optimum" erklären. Der Staat greift permanent in die persönliche Freiheitssphäre der Bürger ein, ohne dass dies der Abwehr irgendwelcher schädigenden Aktivitäten dient. Experten haben selbst für das"Niedrigsteuerland" USA errechnet, dass man die Einkommensteuer um rund ein Drittel senken könnte, wenn der Staat nur aufhörte,"consensual crimes" zu verfolgen, d.h."Verbrechen", die im gegenseitigen Einverständnis aller Betroffenen oder als Selbstschädigungen begangen wurden (z.B. Drogen, Prostitution und andere"sittenwidrige" Privatangelegenheiten).
Aber auch für andere, weniger spektakuläre Dinge gibt der Staat Geld aus. Rund 25% des Bundeshaushalts gehen alleine in den Schuldendienst. Bürokratien bieten Dienstleistungen zu teuer an, weil sie keinem Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. Arbeitsplatzsubventionen wie im Bergbau kosten nicht nur direkt Geld. Sie kosten in Wirklichkeit an anderen Stellen mehr Arbeitsplätze als sie schaffen, und somit indirekt - via Arbeitslosenhilfe - mehr Geld, und, und, und...
Es geht bei alledem nicht um notwendige Kernaufgaben des Staates. Der bereits recht gut entwickelte Staatsapparat des Jahres 1961 (unter dem weder soziale Not noch anarchische Rechtlosigkeit herrschten) verbrauchte noch den"geringen" Satz von 34,2% des Bruttoinlandsproduktes für die Staatsausgaben. Der von 1997 betrug bereits 48,8% (was immerhin eine kleine Verbesserung gegenüber den 50,6% des Jahres 1995 bedeutete).
Alles, was der Staat über den Erhalt des inneren und äußeren Friedens und der existenzsichernden Sozialvorsorge tut, ist letztlich ein Luxus, der nur existiert, damit jedermann auf Kosten von jedermann privilegiert wird. Deshalb ist auch die Steuerlast, die ihm abverlangt wird, nicht einmal annähernd"optimal", sondern nur zu hoch. Es macht keinen Sinn, dem Staat"optimal" Geld zuzuführen.
Wahr ist: Das Geld ist am besten in den Taschen des Bürgers aufgehoben. Alles, was ihm dies ohne Gewalt gegen Personen und Eigentum ermöglicht, ist rechtens. Einem Staat, der seine Aufgaben so sehr über das notwendige Maß ausgedehnt hat, schuldet der Bürger eigentlich nichts. Der Bürger darf daher alle Mittel nutzen, sich gegen den kollektiven Zugriff zu wehren. Wenn zum Beispiel Bürgertrotz in die seit dem März 1999 in Portionen über uns gekommene"Ã-ko-Steuer" eine Bresche in Form von Entfernungspauschalen geschlagen hat, dann fand hier aus der Perspektive der staatlichen Zielsetzungen natürlich großer Unsinn statt. Der ökologische Lenkungszweck wird dadurch gefährdet. Und wozu man Menschen Steuervorteile für die Entscheidung gewähren soll, statt der Stadtwohnung lieber ein Haus auf dem Lande zu beziehen, bleibt aus dieser Sicht ebenfalls schleierhaft. Dieses Beispiel zeigt aber genau, worauf es aus Sicht des Bürgers ankommen muss. Ihn interessieren nicht die staatlichen Lenkungszwecke. Und wofür er das durch den Steuervorteil gewonnene Geld ausgibt, ist letztlich unkontrollierbar. Kurz: Es geht ihm nur darum, die Gesamtbelastung irgendwie zu senken.
Die"Schlupflöcher" sind also ein Mittel, um mehr Selbstbestimmung über den eigenen Besitz zu erlangen und den Staat zur Sparsamkeit zu zwingen. (Nebenbei bemerkt: Deshalb brauchen wir keine Steuerharmonisierung in der EU, weil uns dadurch schließlich die Steueroase"Luxemburg" als Druckmittel genommen wird).
Warum sehen die Bürger diese einfache Wahrheit oft nicht und schließen sich der Jagd nach"Schlupflöchern" an? Warum tun sie dies selbst dann mehrheitlich, wenn die negativen Folgen (Arbeitslosigkeit, Schwarzarbeit etc.) so offenkundig sind wie im Falle der Abschaffung der 630-Mark-Jobs? Erwarten sie Linderung von"schlupflochbereinigten" Steuermodellen, die das Löcherstopfen im Tausch gegen niedrigere und einheitlichere Einkommenssteuersätze anbieten? Das wird sich als Illusion erweisen. Die Politiker werden sich kaum Einbussen bei den Staatseinnahmen antun. Man sieht schon jetzt, dass die Senkung der Lohn- und Einkommensteuer und die Schließung der Schlupflöcher (so sie denn stattfindet) nur zu Mehrbelastungen in anderen Steuerbereichen führt. Die moderate Steuersenkung im Bereich der Einkommensteuer, die die Regierung Schröder im Jahr 2000 beschlossen hat, wurde im Wesentlichen durch die nächste Stufe der Ã-ko-Steuer wieder aufgefressen. Wirtschaftsinstitute geben ihr daher die Hauptschuld, dass im Jahre 2000 die Lebenshaltungskosten so sehr stiegen, dass sie die Lohnsteigerungen mühelos wieder verzehrten. Damit wurde das verfügbare Einkommen der Bürger abermals gemindert. Zusätzlich bastelt man an Erbschafts- und Grundsteuer, ob da noch was herauszuschlagen sei. Es ist abzusehen, dass in Zukunft die Steuern und die Abgabenlast als Gesamtaggregat kaum ab-, sondern eher zunehmen werden.
Die vielen verschiedenen Steuerarten schaffen das eigentliche Problem der Unübersichtlichkeit des Steuersystems - nicht die"Schlupflöcher" in den einzelnen Steuern. Die Vielfalt der Steuerarten ermöglichen dem Staat, auf Umwegen das Geld zurückzuholen, das er dem Bürger gerade per Steuersenkung"geschenkt" hat. In Wirklichkeit ist dem Bürger netto nie etwas zurückgegeben wurden. Die Steuereinnahmen des Staates stiegen beharrlich - von 1998 zu 1999 zum Beispiel insgesamt um 6,7%!
Die Steuerlast wird daher unterm Strich weiter steigen. Allen gegenteiligen Versprechungen zum Trotz wird auch die private Vorsorge immer mehr Ziel der Begehrlichkeiten der Politiker. Die Zinsbesteuerung war nur ein erster Schritt. In Verbindung mit dem unübersehbaren Bröckeln der staatlichen Vorsorgesysteme ist dies verhängnisvoll. Die Schwierigkeiten, die Sozialminister Riester bei der Einführung wirklich tragender Elemente eines privaten, kapitaldeckenden Versicherungssystems in der Rentenversicherung hat, bezeugen dies. Dabei hätte man die Probleme mit dem"Eigenbetrag" nicht, würde sich der Staat nicht jetzt schon ganz besonders am Ersparten vergreifen. Die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer hat errechnet, dass ein Sparguthaben von DM 10.000 normalerweise nach 40 Jahren auf DM 102.857 angewachsen wäre; bei 35% Lohnsteuer sind es nur noch DM 66.857, und nach der 35%igen Zinssteuer (Stand 1998) blieben lediglich DM 30.029. Dies ergibt dank zeitlicher Progression bei der Lohnsteuer und der damit verbundenen Mehrfachbesteuerung (etwas, das sowieso abgeschafft gehörte) eine effektive Steuerlast von 70,8% auf alles Ersparte. Geht es nicht nur um Arbeitnehmer, sondern um das Eigenkapital der Unternehmer, so steigt diese Last dank der Gewinnsteuer sogar auf 91,6%!
Unter diesen Umständen kann man für das alte System der"Schlupflöcher" nur noch dankbar sein. Dass der Staat absurderweise nach diesem systematischen Anschlag auf den Sparwillen der Bevölkerung wieder 21,5 Milliarden in wohltätiger Pose an Sparförderung ausgibt, darüber sollten wir uns dann nicht beschweren. Immerhin etwas...
Es gibt nur einen Königsweg, der die"Schlupflöcher" überflüssig machen kann: Die Abschaffung von Lohn- und Einkommensteuer, in denen sich diese Löcher naturgemäß befinden. Ähnliches gilt auch für die Vermögenssteuer. Das klingt utopisch. Es wäre aber schon deshalb sinnvoll, weil insbesondere Einkommen- und Vermögenssteuer nur sehr mühsam und unter permanenter Verletzung der Persönlichkeitssphäre zu erheben sind.
Noch utopischer, aber dafür umso richtiger wäre die Rückkehr zu der Idee, die ursprünglich als die einzig richtige Antwort auf die Frage nach dem für eine freie Gesellschaft angemessenen Steuersystem galt: die"single tax", die"Einmalsteuer", die alleine das staatliche Einnahmenvolumen decken soll. Die physiokratischen Ã-konomen des 18. Jahrhunderts und viele ihrer liberalen Nachfolger dachten da meist an die Grundsteuer.
Näher liegt heute wohl - wenn schon Steuern - eher die Konsumbesteuerung. Gut wäre ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz, der das Wachsen in diesem Falle unnötiger Komplizierung im System verhindert. Spezifische Lenkungsaufgaben (Stichwort: Ã-kosteuern) wären zu vermeiden - schon darum, weil sie als verhaltens- und moralsteuerndes Instrument des Staates einen besonders hohen Bevormundungskoeffizienten aufweisen. Die einheitliche Mehrwertsteuer erlaubt dem Bürger, einen Teil seiner Steuerquote durch sein Konsumverhalten zu bestimmen. Das wäre gerecht. Der nur für wenige Menschen gangbare Weg der politischen Manipulation zur Schaffung von"Schlupflöchern" würde durch einen für jedermann zugänglichen Weg der Steuervermeidung ersetzt.
Die noch bessere, aber zurzeit völlig utopische Lösung wäre natürlich eine Kopfsteuer (poll tax), die nicht an das Einkommen gebunden ist. Sie hätte den zusätzlichen Vorteil, dass Steuererhöhungen politisch geradezu unmöglich würden, weil die Bevölkerungsmehrheit der Schlechterverdienenden durch eine Erhöhung überproportional getroffen würde.
Von solch konsequentem Denken ist die deutsche Politik meilenweit entfernt. Es würde einen wesentlich schlankeren Staat voraussetzen, als er zurzeit im Kalkül der Politiker und der großen Interessengruppen liegt. An diesem schlanken Staat scheint die Politik - wen wundert es? - kein echtes Interesse zu haben, selbst wenn sie sich manchmal in Lippenbekenntnissen dazu ergeht. Zumindest wird stets versucht, die jetzt bereits wegen der allgemeinen Staatsverschuldung notwendigen Privatisierungen und Entbürokratisierungen so zu gestalten, dass sich der Machtverlust der Politik in Grenzen hält. Überall entstehen als Trittbrettfahrer dieses Prozesses neue Regulierungsbehörden. In Kalifornien sind diese gerade dabei, das sinnvolle Projekt der Privatisierung der Elektrizität zu zerstören (was hiesige Medien nicht davon abhält, die Marktwirtschaft dafür verantwortlich zu machen, um nach noch mehr Regulierung zu rufen). Auch das modische Projekt"re-inventing government", der effiziente und schlanke Staatsapparat, war meist (mit einigen lokalen Ausnahmen) nur der Vorwand, neue und besonders unproduktive"Controlling"-Bürokratien zu schaffen.
Dass der Staat in Zukunft wegen der allgemeinen"Globalisierung" und der"IT-Revolution" verschwinden werde, um den Markt als die entfesselte Apokalypse über uns kommen zu lassen, wie die Auguren des Antikapitalismus uns es permanent als Horrorgemälde präsentieren, daran sollte man nicht ernsthaft glauben. Im Gegenteil: Der Staat wird weiterwuchern - und nicht an"zu viel Markt", sondern an seinen eigenen Widersprüchen kranken. Dazu gehört die Unfähigkeit, sparsam und zukunftsorientiert mit dem Geld der Bürger umzugehen.
Dies wird nur solange funktionieren, solange der Bürger nicht durchschaut, was gespielt wird. Täte er es, so wäre es eine Frage der Zeit, wann er durch Steuerverweigerung und Steuerprotest den Herrschenden den Geldhahn zudrehen würde.
Aber so weit, dass der Bürger durch die Not gezwungen ist, sich derart den Realitäten zu stellen, ist es noch (?) nicht. Der Staat hat noch für eine geraume Zeit viele Tricks auf Lager, mit denen er seine Pleite kaschieren und überspielen kann.
So"privatisiert" er gerade im Steuerbereich immer mehr in der Weise, dass ihm die Steuererhebung durch seine Opfer auch noch erleichtert wird. Die Banken werden durch immer weiter greifende Meldepflichten (Quellensteuer, Aktienverkauf etc.) mehr und mehr zu administrativen Handlangern des Staates (mit allen Risiken für die Persönlichkeitssphäre des Bürgers!). Auch Unternehmen klagen immer mehr über"Bürokratieüberwälzung".
Das Fazit: Die Einkommensteuer und der übrige Wust an verschiedensten Steuern bleibt uns wohl noch für längere Zeit erhalten. Daher sind wir weiter gezwungen, uns in hartem Einzelkampf die"Zonen der Freiheit" zu erkämpfen, wo immer wir können. Deshalb gilt auch weiterhin: Rettet die"Schlupflöcher"!
Detmar Doering ist stellvertretender Leiter des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung in Potsdam.
mcmike
<ul> ~ Novo-Magazin</ul>
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McMike
22.09.2001, 08:55
@ McMike
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PS |
Trotzdem darf man nicht vergessen, dass nach dem Wegfall von Bretton Woods alle Dämme der Begrenzung des Schuldenmachens weggefallen sind.
Dies bedingt nun auch diese Ungleichgewichte, die man evtl. als"asozial" bezeichnen kann!
mcmike
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nereus
22.09.2001, 10:53
@ Galiani
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Re: Was ist „sozial“? Teil 2 von 2: - etwas zu Teil 1 und 2 |
Hallo Galiani!
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich Deine Zeilen gelesen.
Du schreibst: Der Begriff"sozial" bedeutet zunächst einmal völlig wertfrei:"... die menschliche Gesellschaft betreffend","... auf die menschliche Gemeinschaft bezogen"; auch:"... die Zugehörigkeit des Menschen zu einer der verschiedenen Gruppen innerhalb der Gemeinschaft betreffend"
(Duden/Bedeutungswörterbuch).
Das ist korrekt. Zunächst einmal steht das so im Duden.
Aber nach Deinen obengenannten Begriffen kommt ein Semikolon und dann stehen dort noch die Begriffe"gemeinnützig" und"wohltätig".
Um ganz sicher zu gehen habe ich natürlich auch noch mal in die Lexika geschaut.
Im alten DDR-Lexikon steht der Begriff"gemeinschaftsverbunden". Na ja, was sollte man da auch erwarten?
Also wurde die jetzt gültige Literatur aus dem Schrank gezogen.
Im Lexikon von 1988 steht wieder hinter dem Semikolon"gemeinnützig" und"wohltätig".
Und in dem von 1997 steht dann noch:"auf die Gesellschaft bezogen" und"menschenfreundlich".
So darf ich aus dieser Kurzrecherche wohl ableiten, daß bei der Bestimmung des Begriffes sozial sowohl die Worte vor als auch nach dem Semikolon Anwendung finden dürfen.
Linke Ideologen basteln indes seit langem an dieser (an sich wertfreien) Bedeutung herum:"Sozial" wird zum Synonym für gemeinschaftlich verbogen; - im betonten Gegensatz zu"gemeinschaftsschädigend","asozial"! Das soll implizite suggerieren, daß die bestehende Ordnung, die sich als Ergebnis von Marktkräften ergeben hat, korrekturbedürftig ist, weil diese bestehende Ordnung"gemeinschaftsschädigend" und"asozial" sei.
Was linke Ideologen daraus machen ist eine Sache. Eine andere ist aber, daß dieser Begriff eben nicht nur wertfrei ist sondern eben auch noch eine zweite Bedeutung hat (siehe oben).
Ist doch logisch das sich jeder bei seiner Argumentation nur das herausgreift was ihm gerade in den Kram passt.
Warum soll der Begriff"sozial" die bestehende Ordnung gefährden? Er definiert nur eine bestimmte Eigenschaft. Und der Begriff"asozial", den Du ja oben erwähntest, ist in der Tat das Gegenüber von"sozial". Er wird umschrieben mit"unfähig in der Gemeinschaft zu leben".
Sie müsse daher durch eine andere, eben eine soziale, will sagen eine"gerechtere" Ordnung ersetzt werden. Und daraus wird der Schluß gezogen, daß es Aufgabe der Politik sei, diesen Systemwechsel herbeizuführen; je nach Geschmacksrichtung in der Art von Stalin, Pol Pot, Honecker, ungarischem Gulasch-Kommunismus oder nach Art des aufgeklärten westlichen sozialistischen oder halb-sozialistischen Systems.
Aufgabe der Politik oder des Staates ist es, eine Gesellschaft möglichst konfliktfrei über die Runden zu bringen und dies durch das Aufstellen eines Regelwerkes und Überwachung desselben in den Griff zu kriegen.
Ich kann dann nicht verstehen warum auf einmal wieder die Kommunistenkeule aus dem Schrank geholt wird und die schrecklichsten Vertreter dieser unsäglichen Zeit als Phantome am Horizont erscheinen müssen.
Also, um es anders auszudrücken, entweder mit Millionen Toten oder nur mit vielen Toten, mit mehr oder weniger Gewalt - oder halt über eine ständig steigende Einkommenssteuer; eine heute sozial weitgehend gebilligte Form von Zwang, die den Regierenden zusätzlich ermöglicht, sich auf Kosten der Bürger mehr und mehr zu bereichern.
Was sollen jetzt die Millionen von Toten? Diese Art der Argumentation macht dem kürzlich verstorbenen Sudel-Ede aus der"Tätäratä" (K. E. Schnitzler) alle Ehre.
Bitte die Kirche im Dorf lassen und nicht allen Leuten, die sich Gedanken über das Steuersystem und dessen Wirkungen machen, totalitäre und faschistoide Züge unterstellen.
.. Wer zugesteht, daß die Marktwirtschaft mehr Wohlstand produziert wie jedes andere bisher ausprobierte System, dürfte deshalb auch keine Zweifel daran haben, daß die Güter der Erde im Marktprozeß auch"gerecht" verteilt werden. Denn der Markt ist jener Ort, an dem Menschen - um das nochmals zu sagen - in freier Entscheidung Werte, die subjektiv geringer eingeschätzt werden, solange gegen subjektiv höherwertige tauschen, bis ein Gleichgewicht erzielt ist; das heißt, kein Tauschpartner am Markt kann idealerweise am Ende etwas durch Fortführung des Tauschhandels dazugewinnen. Dies ist ein Endzustand, den man mit Recht als"gerecht" ansehen kann. Und aus den anderweitig schon dargelegten theoretischen Gründen, kann"der Grad der Gerechtigkeit" dieser Verteilung durch keinen wie immer gearteten korrigierenden Eingriff weiter erhöht werden.
Damit hier kein Mißverständnis aufkommt. Ich bin ein Fan der Marktwirtschaft und seit 8 Wochen selbständig.
Trotzdem fühle ich mich bemüßigt etwas dazu zu sagen.
Du sprichst von freien Entscheidungen und Gleichgewichten.
Dies gilt aber nur wenn jeder Marktteilnehmer mit den gleichen Voraussetzungen am Markt erscheint und sich unter diesen"gleichartigen" Voraussetzungen entsprechend verhalten kann.
Entspricht denn das der Realität?
Ich erscheine am Markt, lieber Galiani, weil ich am Markt erscheinen [b] muß [/i].
Ja, ich habe mir diese Bürde selbst aufgebunden - selbst in Schuld. ;-)
Aber Deine Beschreibung klingt so ein bisserl nach federleichtem Lustwandeln in den weiten Markthallen großer Städte. Das gilt vielleicht für den Sonnabendvormittag auf dem Gemüsemarkt und beim Shopping während des Urlaubes.
Im Alltag muß ich den Kunden um den Bart gehen und sie von den Vorteilen meiner Arbeit überzeugen. Ich bin gezwungen seine Subjektivität nachhaltig zu beeinflussen, damit ich den Auftrag kriege und kein anderer. Falls ich gewinne hat ein anderer das Nachsehen.
Die Kategorien Fairness und Moral spielen hier so gut wie gar keine Rolle, aber diese werden ja landläufig gern mit dem Begriff"gerecht" verknüpft.
Es gibt kein Gleichgewicht und es kann nie eines geben, wie dottore es ja immer wieder eindrucksvoll herleitet.
Natürlich darf man sich bei diesem Spiel, bei dem jeder mitspielen muß, sich auch Gedanken darüber machen warum manche Spieler immer mehr gewinnen und andere immer mehr verlieren.
Das beinhaltet auch Überlegungen einer möglichen Korrektur.
Ich sehe freilich die von Dir vorgetragenen Gefahren. Da erschallt schnell der Ruf nach Revolution und Enteignung.
Dieses gut funktionierende System ist aber dazu verurteilt über einen längeren Zeitraum sogenannte Ungerechtigkeiten hervorzuzaubern.
Mit einer Millionen Startkapital vom lieben Papa geht sich die Sache nun mal etwas unbeschwerter an als mit 100 TDM Schulden an der Backe.
Das heißt nicht, dass ich dem Sohnemann mit vorgehaltener Pistole die Hälfte seines Vermögens (500 TDM) abknöpfen will. Aber können wir in einem solchen Fall von"gerecht" sprechen?
.. Das heißt, die Voraussetzung, von der aus gefordert wird, daß die bestehende Ordnung der Produktion und Verteilung des Wohlstandes durch eine"sozialere" Ordnung zu ersetzen sei, ist logisch brüchig. Die am Markt entstehende Verteilung der Güter ist (unter der Voraussetzung eines
idealen Marktes) optimal. Es ist theoretisch und praktisch unmöglich, den Nutzen für die Gemeinschaft durch irgendwelche korrigierenden Eingriffe in diese Verteilung zu erhöhen.
Warum denn immer gleich die ganze Ordnung vom Tisch fegen? Niemand, der ernsthaft nachdenkt, will sozialistische Verhältnisse.
Aber das stille Erdulden der hiesigen Verhältnisse geht mir gegen den Strich und der ständige Fingerzeig in immer ein und dieselbe Richtung nervt ein wenig.
Ich habe auch den Staat als einen der Hauptschuldigen ausgemacht.
Trotzdem machen es sich viele hier etwas einfach. Der böse, böse Staat ist an allem Schuld.
Ich möchte mal einige Teilnehmer sehen wenn die Schuldenmacherei schlagartig beendet wird und mit einem Schlag Subventionen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Kulturzuschläge (welches Theater oder welche Oper trägt sich denn alleine? ) Familienzuschläge usw. abgeschafft werden und wir die Segnungen des Marktes in ihrer gesamten Herzensgüte genießen dürfen.
Wie sehr der semantische Bedeutungsgehalt des Begriffes"sozial" von der linken Ideologie verbogen und der Leser mit diesem nur scheinbar wertfreien Wort manipuliert werden soll, wurde bereits in Teil 1 dieses Postings ("Was ist sozial") dargelegt.
Ja, und ich habe mir erlaubt auf die durchaus vorhandene zweite Bedeutung dieses Begriffes hinzuweisen.
Steuern sind wie angedeutet dazu da, die Grundbedürfnisse der Bürger, die nicht am Marktprozeß teilnehmen können sowie die notwendigen Ausgaben des Staates für Sicherheit, Rechtsprechung und Verwaltung zu decken. Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit bei diesen Ausgaben vorausgesetzt, sollten die diesbezüglichen Aufwendungen pro Kopf in allen Industriestaaten ungefähr gleich hoch sein.
Aber wie hoch dürfen diese denn dann eigentlich sein?
Eine private Krankenkasse kann einem Ledigen selbstredend billigste Tarife anbieten. Wird die Familie mitversichert ändern sich die Konditionen schlagartig.
In einer gesetzlichen Kasse werden diese"Ungerechtigkeiten" (darf ich das jetzt mal so sagen?) ein wenig geglättet. Das die Gesetzlichen nicht wirtschaftlich und zweckmäßig sind ist ein anderes Thema.
Was darf denn ein Beamter, ein Polizist oder ein Richter Deiner Meinung nach verdienen und wie protzig oder wie ärmlich darf denn ein Verwaltungsgebäude des Staates ausschauen?
Bei welcher Ausgabenhöhe müssen wir die Markierung"Verschwendungsgrenze" ziehen?
Was ist eigentlich sparsam und zweckmäßig?
Ich weiß das unser Chef einem früheren Auftraggeber einen Puff-Besuch mit allem drum und dran bezahlt hat. Sparsam war das nicht aber zweckmäßig.
Es gibt leider ziemlich schmierige Gestalten und die sitzen nicht alle nur in den staatlichen Verwaltungen. Oder hätten wir den Auftrag ablehnen sollen?
Aber nicht genug damit, daß Hoch-Steuerländer das von ihren Bürgern erarbeitete Sozialprodukt mit 50 oder noch mehr Prozent besteuern, sie verschulden sich obendrein.
Vielleicht wäre es mal eine Überlegung wert wie sich Steueroasen überhaupt finanzieren, wer dort wohnt und wie viele hungrige Mäuler dort eigentlich gestopft werden müssen?
Wie kann ich denn eine kleine Inselgruppe mit 2000 Einwohnern mit einem Staat vergleichen der sich um über 80 Millionen kümmern muß?
Mein lieber Schwan!
mfG
nereus
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André
22.09.2001, 13:14
@ Turon
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Re: Was ist „sozial“? - Abstimmung mit den Füssen! |
Jahr für Jahr verlassen 700 - 800.000 Deutsche dieses Land, nicht zuletzt wegen der großen, über dem Durchschnitt liegenden Bevormundung in allen Lebensbereichen (inkl. Steuer!).
Wem das nicht genug sagt,.....
Aber unsere Politiker lässt dies kalt.
MfG
A.
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Euklid
22.09.2001, 13:42
@ nereus
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Re: Was ist „sozial“? Teil 2 von 2: - etwas zu Teil 1 und 2 |
>Hallo Galiani!
>Mit großer Aufmerksamkeit habe ich Deine Zeilen gelesen.
>Du schreibst: Der Begriff"sozial" bedeutet zunächst einmal völlig wertfrei:"... die menschliche Gesellschaft betreffend","... auf die menschliche Gemeinschaft bezogen"; auch:"... die Zugehörigkeit des Menschen zu einer der verschiedenen Gruppen innerhalb der Gemeinschaft betreffend"
>(Duden/Bedeutungswörterbuch).
>Das ist korrekt. Zunächst einmal steht das so im Duden.
>Aber nach Deinen obengenannten Begriffen kommt ein Semikolon und dann stehen dort noch die Begriffe"gemeinnützig" und"wohltätig".
>Um ganz sicher zu gehen habe ich natürlich auch noch mal in die Lexika geschaut.
>Im alten DDR-Lexikon steht der Begriff"gemeinschaftsverbunden". Na ja, was sollte man da auch erwarten?
>Also wurde die jetzt gültige Literatur aus dem Schrank gezogen.
>Im Lexikon von 1988 steht wieder hinter dem Semikolon"gemeinnützig" und"wohltätig".
>Und in dem von 1997 steht dann noch:"auf die Gesellschaft bezogen" und"menschenfreundlich".
>So darf ich aus dieser Kurzrecherche wohl ableiten, daß bei der Bestimmung des Begriffes sozial sowohl die Worte vor als auch nach dem Semikolon Anwendung finden dürfen.
> Linke Ideologen basteln indes seit langem an dieser (an sich wertfreien) Bedeutung herum:"Sozial" wird zum Synonym für gemeinschaftlich verbogen; - im betonten Gegensatz zu"gemeinschaftsschädigend","asozial"! Das soll implizite suggerieren, daß die bestehende Ordnung, die sich als Ergebnis von Marktkräften ergeben hat, korrekturbedürftig ist, weil diese bestehende Ordnung"gemeinschaftsschädigend" und"asozial" sei.
>Was linke Ideologen daraus machen ist eine Sache. Eine andere ist aber, daß dieser Begriff eben nicht nur wertfrei ist sondern eben auch noch eine zweite Bedeutung hat (siehe oben).
>Ist doch logisch das sich jeder bei seiner Argumentation nur das herausgreift was ihm gerade in den Kram passt.
>Warum soll der Begriff"sozial" die bestehende Ordnung gefährden? Er definiert nur eine bestimmte Eigenschaft. Und der Begriff"asozial", den Du ja oben erwähntest, ist in der Tat das Gegenüber von"sozial". Er wird umschrieben mit"unfähig in der Gemeinschaft zu leben".
> Sie müsse daher durch eine andere, eben eine soziale, will sagen eine"gerechtere" Ordnung ersetzt werden. Und daraus wird der Schluß gezogen, daß es Aufgabe der Politik sei, diesen Systemwechsel herbeizuführen; je nach Geschmacksrichtung in der Art von Stalin, Pol Pot, Honecker, ungarischem Gulasch-Kommunismus oder nach Art des aufgeklärten westlichen sozialistischen oder halb-sozialistischen Systems.
>Aufgabe der Politik oder des Staates ist es, eine Gesellschaft möglichst konfliktfrei über die Runden zu bringen und dies durch das Aufstellen eines Regelwerkes und Überwachung desselben in den Griff zu kriegen.
>Ich kann dann nicht verstehen warum auf einmal wieder die Kommunistenkeule aus dem Schrank geholt wird und die schrecklichsten Vertreter dieser unsäglichen Zeit als Phantome am Horizont erscheinen müssen.
> Also, um es anders auszudrücken, entweder mit Millionen Toten oder nur mit vielen Toten, mit mehr oder weniger Gewalt - oder halt über eine ständig steigende Einkommenssteuer; eine heute sozial weitgehend gebilligte Form von Zwang, die den Regierenden zusätzlich ermöglicht, sich auf Kosten der Bürger mehr und mehr zu bereichern.
>Was sollen jetzt die Millionen von Toten? Diese Art der Argumentation macht dem kürzlich verstorbenen Sudel-Ede aus der"Tätäratä" (K. E. Schnitzler) alle Ehre.
>Bitte die Kirche im Dorf lassen und nicht allen Leuten, die sich Gedanken über das Steuersystem und dessen Wirkungen machen, totalitäre und faschistoide Züge unterstellen.
>.. Wer zugesteht, daß die Marktwirtschaft mehr Wohlstand produziert wie jedes andere bisher ausprobierte System, dürfte deshalb auch keine Zweifel daran haben, daß die Güter der Erde im Marktprozeß auch"gerecht" verteilt werden. Denn der Markt ist jener Ort, an dem Menschen - um das nochmals zu sagen - in freier Entscheidung Werte, die subjektiv geringer eingeschätzt werden, solange gegen subjektiv höherwertige tauschen, bis ein Gleichgewicht erzielt ist; das heißt, kein Tauschpartner am Markt kann idealerweise am Ende etwas durch Fortführung des Tauschhandels dazugewinnen. Dies ist ein Endzustand, den man mit Recht als"gerecht" ansehen kann. Und aus den anderweitig schon dargelegten theoretischen Gründen, kann"der Grad der Gerechtigkeit" dieser Verteilung durch keinen wie immer gearteten korrigierenden Eingriff weiter erhöht werden.
>Damit hier kein Mißverständnis aufkommt. Ich bin ein Fan der Marktwirtschaft und seit 8 Wochen selbständig.
>Trotzdem fühle ich mich bemüßigt etwas dazu zu sagen.
>Du sprichst von freien Entscheidungen und Gleichgewichten.
>Dies gilt aber nur wenn jeder Marktteilnehmer mit den gleichen Voraussetzungen am Markt erscheint und sich unter diesen"gleichartigen" Voraussetzungen entsprechend verhalten kann.
>Entspricht denn das der Realität?
>Ich erscheine am Markt, lieber Galiani, weil ich am Markt erscheinen [b] muß [/i].
>Ja, ich habe mir diese Bürde selbst aufgebunden - selbst in Schuld. ;-)
>Aber Deine Beschreibung klingt so ein bisserl nach federleichtem Lustwandeln in den weiten Markthallen großer Städte. Das gilt vielleicht für den Sonnabendvormittag auf dem Gemüsemarkt und beim Shopping während des Urlaubes.
>Im Alltag muß ich den Kunden um den Bart gehen und sie von den Vorteilen meiner Arbeit überzeugen. Ich bin gezwungen seine Subjektivität nachhaltig zu beeinflussen, damit ich den Auftrag kriege und kein anderer. Falls ich gewinne hat ein anderer das Nachsehen.
>Die Kategorien Fairness und Moral spielen hier so gut wie gar keine Rolle, aber diese werden ja landläufig gern mit dem Begriff"gerecht" verknüpft.
>Es gibt kein Gleichgewicht und es kann nie eines geben, wie dottore es ja immer wieder eindrucksvoll herleitet.
>Natürlich darf man sich bei diesem Spiel, bei dem jeder mitspielen muß, sich auch Gedanken darüber machen warum manche Spieler immer mehr gewinnen und andere immer mehr verlieren.
>Das beinhaltet auch Überlegungen einer möglichen Korrektur.
>Ich sehe freilich die von Dir vorgetragenen Gefahren. Da erschallt schnell der Ruf nach Revolution und Enteignung.
>Dieses gut funktionierende System ist aber dazu verurteilt über einen längeren Zeitraum sogenannte Ungerechtigkeiten hervorzuzaubern.
>Mit einer Millionen Startkapital vom lieben Papa geht sich die Sache nun mal etwas unbeschwerter an als mit 100 TDM Schulden an der Backe.
>Das heißt nicht, dass ich dem Sohnemann mit vorgehaltener Pistole die Hälfte seines Vermögens (500 TDM) abknöpfen will. Aber können wir in einem solchen Fall von"gerecht" sprechen?
>.. Das heißt, die Voraussetzung, von der aus gefordert wird, daß die bestehende Ordnung der Produktion und Verteilung des Wohlstandes durch eine"sozialere" Ordnung zu ersetzen sei, ist logisch brüchig. Die am Markt entstehende Verteilung der Güter ist (unter der Voraussetzung eines
>idealen Marktes) optimal. Es ist theoretisch und praktisch unmöglich, den Nutzen für die Gemeinschaft durch irgendwelche korrigierenden Eingriffe in diese Verteilung zu erhöhen.
>Warum denn immer gleich die ganze Ordnung vom Tisch fegen? Niemand, der ernsthaft nachdenkt, will sozialistische Verhältnisse.
>Aber das stille Erdulden der hiesigen Verhältnisse geht mir gegen den Strich und der ständige Fingerzeig in immer ein und dieselbe Richtung nervt ein wenig.
>Ich habe auch den Staat als einen der Hauptschuldigen ausgemacht.
>Trotzdem machen es sich viele hier etwas einfach. Der böse, böse Staat ist an allem Schuld.
>Ich möchte mal einige Teilnehmer sehen wenn die Schuldenmacherei schlagartig beendet wird und mit einem Schlag Subventionen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Kulturzuschläge (welches Theater oder welche Oper trägt sich denn alleine? ) Familienzuschläge usw. abgeschafft werden und wir die Segnungen des Marktes in ihrer gesamten Herzensgüte genießen dürfen.
> Wie sehr der semantische Bedeutungsgehalt des Begriffes"sozial" von der linken Ideologie verbogen und der Leser mit diesem nur scheinbar wertfreien Wort manipuliert werden soll, wurde bereits in Teil 1 dieses Postings ("Was ist sozial") dargelegt.
>Ja, und ich habe mir erlaubt auf die durchaus vorhandene zweite Bedeutung dieses Begriffes hinzuweisen.
> Steuern sind wie angedeutet dazu da, die Grundbedürfnisse der Bürger, die nicht am Marktprozeß teilnehmen können sowie die notwendigen Ausgaben des Staates für Sicherheit, Rechtsprechung und Verwaltung zu decken. Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit bei diesen Ausgaben vorausgesetzt, sollten die diesbezüglichen Aufwendungen pro Kopf in allen Industriestaaten ungefähr gleich hoch sein.
>Aber wie hoch dürfen diese denn dann eigentlich sein?
>Eine private Krankenkasse kann einem Ledigen selbstredend billigste Tarife anbieten. Wird die Familie mitversichert ändern sich die Konditionen schlagartig.
>In einer gesetzlichen Kasse werden diese"Ungerechtigkeiten" (darf ich das jetzt mal so sagen?) ein wenig geglättet. Das die Gesetzlichen nicht wirtschaftlich und zweckmäßig sind ist ein anderes Thema.
>Was darf denn ein Beamter, ein Polizist oder ein Richter Deiner Meinung nach verdienen und wie protzig oder wie ärmlich darf denn ein Verwaltungsgebäude des Staates ausschauen?
>Bei welcher Ausgabenhöhe müssen wir die Markierung"Verschwendungsgrenze" ziehen?
>Was ist eigentlich sparsam und zweckmäßig?
>Ich weiß das unser Chef einem früheren Auftraggeber einen Puff-Besuch mit allem drum und dran bezahlt hat. Sparsam war das nicht aber zweckmäßig.
>Es gibt leider ziemlich schmierige Gestalten und die sitzen nicht alle nur in den staatlichen Verwaltungen. Oder hätten wir den Auftrag ablehnen sollen?
> Aber nicht genug damit, daß Hoch-Steuerländer das von ihren Bürgern erarbeitete Sozialprodukt mit 50 oder noch mehr Prozent besteuern, sie verschulden sich obendrein.
>Vielleicht wäre es mal eine Überlegung wert wie sich Steueroasen überhaupt finanzieren, wer dort wohnt und wie viele hungrige Mäuler dort eigentlich gestopft werden müssen?
>Wie kann ich denn eine kleine Inselgruppe mit 2000 Einwohnern mit einem Staat vergleichen der sich um über 80 Millionen kümmern muß?
>Mein lieber Schwan!
>mfG
>nereus
Dem gibt es nichts hinzuzufügen höchstens eins:Die von Dir angesprochenen Subventionen können meines Erachtens alle gestrichen werden unter der Voraussetzung daß sich das im Geldbeutel bemerkbar macht.Denn dann können wir selbst entscheiden ob wir ins Theater oder sonstwo hingehen.Es können sowieso nur die in rauhen Mengen genießen die das Zeitprivileg noch für sich haben.Denn warum soll ein arbeitender mensch für etwas zahlen daß er nicht benutzen will oder kann.Warum wird hier nicht die feine und alles überragende marktwirtschaft eingesetzt?Hier wird dann mit der keule Kulturbanause gefuchtelt.Also bitte nicht am Hobby unseres Bundeskanzlers sägen der dann den Wiener-Opernball mit Piech nicht mehr geniessen könnte weil der vielleicht die Nase über die Preiserhöhung rümpfen würde.Aber nein da könnte dann ja ähnlich wie bei den Sportveranstaltungen vorgegangen werden.Der Pavarotti tritt mit VW-Logo auf aber das würde dann doch bei Piech den Abend verderben weil das Frotzeln kein Ende nehmen würde und noch lange nicht ausgemacht ist ob ein Pavarotti dies mit sich machen lassen würde.Dies kann man nur den Trotteln beim Sport zumuten (Zuschauer).Auch hier wird inzwischen der Status rausgekehrt mit VIP-Logen bei denen die Darsteller dann ihre spielenden Millionaros zusammenscheißen können und hiermit kundtun über welch eine Macht sie verfügen.
Manchmal geht der Schuß halt nach hinten loß wenn ein Egozentriker wie basler das Spiel beim FC Bayern nicht mitspielt.Aber diser Basler ist mir mit seiner manchmal entwaffnenden Ehrlichkeit immer noch symphatischer als der Götze Beckenbauer mit seiner unwiderstehlich schleimigen manchmal dann aber auch polternden Art.
Gruß EUKLID
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Euklid
22.09.2001, 14:06
@ André
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Re: Was ist „sozial“? - Abstimmung mit den Füssen! |
>Jahr für Jahr verlassen 700 - 800.000 Deutsche dieses Land, nicht zuletzt wegen der großen, über dem Durchschnitt liegenden Bevormundung in allen Lebensbereichen (inkl. Steuer!).
>Wem das nicht genug sagt,.....
>Aber unsere Politiker lässt dies kalt.
>MfG
>A.
Ja das ist richtig und warum steht dies nicht jeden Tag in großen Lettern in der Tagespresse.Aber es geht hier nicht nur um Abzüge und Steuern.
Ein ausgebildeter Diplom-Ingenieur erhält heute ein Anfangsgehalt zwischen 4000 und 6000 DM brutto.Und dafür werden dann mindestens 200 Stunden verlangt im Monat.Bei 4000 DM brutto sind das dann 20 DM brutto je Stunde.Und das sind keine Hirngespinste von mir sondern nackte Tatsachen in der Bau-Industrie.Der Nettostundenlohn eines Ledigen beträgt dann ca 10-15 DM je nach Bruttogehalt.Wer das für ausreichend hält dem wünsche ich ein schönes Wochenende.Die Gehaltserhöhungen bewegen sich bei ca 300 DM bis 500 DM nach 2 bis 3Jahren (brutto wohlgemerkt).Hier wird die Saat gelegt die aufgeht bei denen die hierbleiben!Ob man dann gleich den Kommunismus einführt auf dem Papier ist doch unter diesen Voraussetzungen völlig schnuppe.Dann hat man wenigstens den Vorteil daß der Arbeitsdruck im Kollektiv rapide abnimmt und dann ädaquat zur Bezahlung ist.Und das geht jetzt schon bald 8 Jahre in dieser Weise und immer weiter nach unten.
Oder habe ich hier Unrecht?In anderen Branchen sitzt man noch immer auf dem hohen Roß Z.B Autoindustrie.Hier werden Stundenlöhne für Gesellen abverlangt daß man meint man wollte das ganze Unternehmen kaufen.Diese Industrie kann die Löhne nur noch bezahlen so lange der Export dies hergibt.Aber unser Inlandsmarkt ist tot.Es knallt erst richtig wenn der Export zurüchgeht.
Gruß EUKLID
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Galiani
22.09.2001, 14:33
@ nereus
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Hallo nereus! Dein Posting erfordert eine längere Antwort: |
Einen schönen Samstag-Morgen, nereus!
Also: los geht's
>So darf ich aus dieser Kurzrecherche wohl ableiten, daß bei der Bestimmung des Begriffes sozial sowohl die Worte vor als auch nach dem Semikolon Anwendung finden dürfen... Was linke Ideologen daraus machen ist eine Sache. Eine andere ist aber, daß dieser Begriff eben nicht nur wertfrei ist sondern eben auch noch eine zweite Bedeutung hat (siehe oben).
Natürlich! Auch die von Dir gefundenen weiteren Bedeutungsnuancen sind im Grunde wertfrei; jedenfalls enthalten sie keine Imperative, sondern definieren, wie Du ja selbst sagst, bloß"eine bestimmte Eigenschaft." Richtig! Mir ging es darum, diesen Imperativ, die hinter diesem eigentümlichen Gebrauch des Wortes"sozial" sofort auftauchende Forderung nach Korrektur der"sozialen Zustände" herauszuarbeiten. Dafür schienen mir die von mir ausgewählten Begriffe geeigneter.
>Aufgabe der Politik oder des Staates ist es, eine Gesellschaft möglichst konfliktfrei über die Runden zu bringen
Bin völlig Deiner Ansicht.
>Ich kann dann nicht verstehen warum auf einmal wieder die Kommunistenkeule aus dem Schrank geholt wird und die schrecklichsten Vertreter dieser unsäglichen Zeit als Phantome am Horizont erscheinen müssen.... Bitte die Kirche im Dorf lassen...
Es ist nun einmal so, daß sich die Politik ihre Aufgabe häufig zu leicht macht. Der sog."Klassenkonflikt" wurde bis in die jüngste Vergangenheit hinein (Pol Pot starb erst vor wenigen Jahren) mitunter so brutal zu lösen versucht, daß man wohl sagen darf, daß sich die sozialen Korrigierer durch ihre Methoden ein für allemal und auf ewig diskreditiert haben. Kannst Du mir da zustimmen? Aber natürlich habe ich mit betontem Kontrast gearbeitet. Denn ich bin keineswegs überzeugt davon, daß die"Phantome dieser unsäglichen Zeit" nicht ganz schnell wieder zum Vorschein kommen könnten. Umgekehrt wollte ich natürlich keineswegs"allen Leuten, die sich Gedanken über das Steuersystem und dessen Wirkungen machen, totalitäre und faschistoide Züge unterstellen."
>Ich bin ein Fan der Marktwirtschaft und seit 8 Wochen selbständig.
Ich gratuliere und wünsche Dir von ganzem Herzen viel Glück. Natürlich ist die Marktwirtschaft mitunter auch hart und keineswegs nur das federleichte Lustwandeln in den weiten Markthallen großer Städte, wie Du sehr lustig schreibst. Das weiß ich sehr wohl. Die Konkurrenten sind keineswegs alle dumm und zwischen ihren Angeboten eine Lücke zu finden, deren Füllung der Käufer als wertvoll empfindet, so daß er lieber bei Dir kauft als bei Deinem Konkurrenten ist verdammt anstrengend. Aber hinterher, wenn Du's geschafft hast - und Du wirst es schaffen, wenn Du's nur fest genug willst - dann wird Dir plötzlich klar, daß Du nichts anderes getan hast, als am Markt subjektiv höhere gegen subjektiv geringere Werte zu tauschen. Das war nie eine leichte Aufgabe. Aber wo steht geschrieben, daß ein erfülltes Leben zu leben, einfach sein muß. Aber, erlaube mir bitte einen Rat. Wenn Du schreibst,
>"die Kategorien Fairness und Moral spielen hier so gut wie gar keine Rolle"...,
dann halte ich das für eine höchst gefährliche Position. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, daß sich - bei allem Geld-verdienen-wollen, was natürlich unerhört wichtig ist -"Fairness" und Moral gegenüber dem Kunden auszahlen. Leute, die nie selbst im Marktgeschehen gestanden sind, sondern davon leben, was Du erwirtschaftest, halten das für naiv und dumm.
[Ich füge hier einen paar Zeilen aus der Neuen Zürcher Zeitung vom 18. Mai 2001 über die Eröffnung der 31. St. Galler Managementgespräche ein, die ich mir aufgehoben habe:
"Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Umbruchs der Werte und eines zunehmend zu beobachtenden Verlusts von Moral und Augenmass wirkte der Auftritt von Donald Soderquist, Vorstandsmitglied von Wal-Mart, fast wie von einer anderen Welt. Er erklärte den Aufstieg seines Unternehmens (Umsatz 1979/80: 1,3 Mrd. $; 2000/01: 191,3 Mrd. $) - nach eigenem Bekunden das zweitgrösste der Welt - vor allem mit dessen ethischer Grundlegung. Der Glaube an Gott, die Bibel als Richtschnur und die Orientierung an ewig gültigen Werten wie Liebe, Wahrheit, Ehre, Glaubwürdigkeit und Integrität bringen aus seiner Sicht treue Kunden, engagierte Mitarbeiter und nachhaltigen Erfolg. Die Zuhörer reagierten zum Teil irritiert (naiv, fundamentalistisch)...
Ich selbst habe den Mitarbeitern in meiner ehemaligen Firma stets das 2. Ordensgesetz der Jesuiten als Leitspruch gepredigt. Es lautet:"Das eigene Heil suchen und den anderen helfen!" (in dieser Reihenfolge!)]
>Ich sehe freilich die von Dir vorgetragenen Gefahren. Da erschallt schnell der Ruf nach Revolution und Enteignung.
Du berührst hier den eigentlich wunden Punkt! Wenn Du also ein Arbeits-Leben hinter Dir hast, in dem Du brav Deine Steuern gezahlt hast und Deine Familie vernachlässigen mußtest, Deine Kinder kaum heranwachsen sahst, weil Du ständig auf Reisen warst, Tag und Nacht über nichts anderes nachgedacht hast, als wie Du Deinem Kunden einen größeren Nutzen bieten kannst als Deine Konkurrenz und 60 Stunden pro Woche gearbeitet und so ein bißchen Geld erspart hast, dann kommt irgendwer und behauptet, es sei"ungerecht", daß Du mehr hast als andere, und versucht Dir Dein Erspartes wegzunehmen...
>Ich möchte mal einige Teilnehmer sehen wenn die Schuldenmacherei schlagartig beendet wird und mit einem Schlag Subventionen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Kulturzuschläge (welches Theater oder welche Oper trägt sich denn alleine? ) Familienzuschläge usw. abgeschafft werden...
Vollkommen richtig! Der von mir hochgeschätzte (ehem. US-Präsidentschaftskandidat) Harry Browne hat das einmal als die Geschichte vom"vergessenen Dritten" bezeichnet: Der Staat, der große"Wohltäter" nimmt von Dir und von mir, also von denen, die das Bruttosozialprodukt schaffen, und verstreut es an die angeblich Bedürftigen, an Subventionsempfänger, Nutznießer von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Kulturförderungsprogrammen und sonstige Funktionäre und Trittbrettfahrer. Dabei ist Der Staat der angeblich"um Gerechtigkeit besorgte Gute", der Geldempfänger ist der Arme, Bedürftige, dem geholfen werden muß, und Du und ich, die das ganze finanzieren, wir sind die"vergessenen Dritten". Harry Browne skizziert dann, wie die Sache logischerweise weitergehen muß: Der"vergessene Dritte" wird auswandern, aufhören zu arbeiten und/oder damit beginnen, sich selbst als"Bedürftiger" auszugeben um am warmen Sprühregen der Umverteilung teilzunehmen... Halt genau das, was wir heute in der ganzen EU beobachten!
Aber - und da hat unser dottore recht - diese Denkungsweise ist systemimmanent und ohne größere Umstülpung kaum zu ändern! Vielleicht steht die ja nun gerade bevor! Ich habe genau das, was Du schreibst, mit konservativen Spitzenpolitikern diskutiert. Die Antwort war fast wörtlich die, die Du hier anführst:"Ich möchte mal die Wähler sehen, wenn mit einem Schlag Subventionen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Kulturzuschläge usw. abgeschafft werden... Wie kann ich eine Politik vertreten, die niemand versteht?!" Ende der Durchsage....! Wie soll sich etwas ändern, wenn fast 50% des Sozialproduktes umverteilt wird, davon vielleicht die Hälfte (s.u. Steuerhöhe) möglicherweise an Schmarotzer und Trittbrettfahrer (zumindest auch an diese)!
>Aber wie hoch dürfen [die Steuern] denn dann eigentlich[gerechterweise] sein?
Nicht sehr viel höher als in den sog. Steueroasen; alles andere ist Verschwendung und Abzockerei des Bürgers! (s."Was ist sozial 2. Teil)
>Wie kann ich denn eine kleine Inselgruppe mit 2000 Einwohnern mit einem Staat vergleichen der sich um über 80 Millionen kümmern muß?
Ich sprach vom Pro-Kopf Betrag. Ich habe mich ein wenig mit dem Staatshaushalt von Liechtenstein befaßt: Das Land hat eines der höchsten Pro-Kopf Einkommen der Welt und beneidenswerte industrielle Wachstumsraten. Es erzielt knapp zwei Drittel seiner Einnahmen aus Steuern von Gewerbe und Industrie und hat keine Schulden. Im Wege von jährlichen Abgeltungen an Ã-sterreich und die Schweiz bezahlt das Land für Eisenbahn, Universitäten und Spitäler etwas mehr als die diesbezügliche Pro-Kopf Last in Ã-sterreich oder der Schweiz. Für alles andere - Polizei, Justiz, Straßenbau, sonstige Staatsverwaltung - kommt das Land selbst auf. Dennoch beläuft sich die Rate der Besteuerung auf wahrscheinlich weniger als die Hälfte von der in der EU. Wo dort die andere Hälfte hingeht? Doch sicherlich nicht in die"höhere Komplexität" der Verwaltung von zwei- oder dreihundertmal mehr Bürgern! Dafür braucht man nur ein paar PC's. Einige Berichte über die Verschwendung von Steuergeldern in den Ländern der EU und in der EU-Verwaltung selbst nähren vielmehr den Verdacht, daß man in Steueroasen den Politikern beim Geldausgeben genauer auf die Finger sieht als in größeren Staaten.
Liebe Grüße
G
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Galiani
22.09.2001, 14:48
@ McMike
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Danke McMike für diesen unerhört gescheiten und aufschlußreichen Aufsatz (owT) |
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Cosa
22.09.2001, 14:50
@ Galiani
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Zusatz |
Hallo Galiani!
Eine Zahl bei den Staatseinnahmen Liechtensteins fehlt m.E. noch, 30% der Einnahmen werden von sogenannten Briefkastenfirmen erzielt (CIA factbook 1999). Damit lässt sich dann sicherlich leichter wirtschaften.
Gruss
Cosa
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Galiani
22.09.2001, 15:06
@ Turon
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@turon: So ist es! Danke! (owT) |
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Galiani
22.09.2001, 15:10
@ Euklid
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@Euklid: Wichtig! Und - wie immer - temperamentvoll geschrieben! Danke! (owT) |
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Galiani
22.09.2001, 15:39
@ Cosa
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Ja natürlich! Mußte ja kommen! Aber das ist historisch gewachsen! Außerdem: |
Was hindert die Länder der EU daran, zu versuchen, die Körperschaftssteuer-Erträge bis auf ein Drittel der Staatseinnahmen zu steigern? -- Eben!!!!
Aber ich habe schon bemerkt, Cosa, Du bist eine sehr gründliche Analytikerin! Bei Dir muß man aufpassen!
Schönes Wochenende
G.
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Galiani
22.09.2001, 15:41
@ André
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@André: Woher hast Du diese Zahl? Horrend...! (owT) |
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Turon
22.09.2001, 15:48
@ Euklid
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Die Zahlen |
Auswanderungtendenzen gibt es selbst in Richtung ehemaliges
Ostblock - Tendenz steigend.
Die Zahl der Zuwanderer aus Deutschland nach Polen:
1996 - 128 Bundesdeutsche
1997 - 2875 Bundesdeutsche
1998 - 8352 Bundesdeutsche
1999 - 12522 Bundesdeutsche
2000 - 16255 Bundesdeutsche
Firmen nicht eingerechnet. Nur so als Beispiel.
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Galiani
22.09.2001, 16:32
@ Turon
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@turon: Erstaunlich! Wußte ich nicht. Danke! |
>Auswanderungtendenzen gibt es selbst in Richtung ehemaliges
>Ostblock - Tendenz steigend.
>Die Zahl der Zuwanderer aus Deutschland nach Polen:
>1996 - 128 Bundesdeutsche
>1997 - 2875 Bundesdeutsche
>1998 - 8352 Bundesdeutsche
>1999 - 12522 Bundesdeutsche
>2000 - 16255 Bundesdeutsche
>Firmen nicht eingerechnet. Nur so als Beispiel.
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nereus
22.09.2001, 19:52
@ Galiani
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Re: Hallo Galiani! Dein Posting aber auch.. ;-) |
Einen schönen Samstag-Abend, Galiani!
Du schreibst: Natürlich! Auch die von Dir gefundenen weiteren Bedeutungsnuancen sind im Grunde wertfrei; jedenfalls enthalten sie keine Imperative, sondern definieren, wie Du ja selbst sagst, bloß"eine bestimmte Eigenschaft." Richtig! Mir ging es darum, diesen Imperativ, die hinter diesem
eigentümlichen Gebrauch des Wortes"sozial" sofort auftauchende Forderung nach Korrektur der"sozialen Zustände" herauszuarbeiten. Dafür schienen mir die von mir ausgewählten Begriffe geeigneter.
Was soll ich denn darauf jetzt antworten? Ge.. ickt eingeschädelt Galiani! ;-)
Was meinst Du den eigentlich mit"wertfrei"? Nur weil es kein Imperativ (befehlend/zwingend) ist muß doch ein Begriff nicht wertfrei sein.
Galiani ist gut und nereus ist böse. Einen Imperativ kann ich hier auch nicht finden aber eine Wertung schon. Oder meinst Du mit wertfrei etwas ganz anderes?
Es ist nun einmal so, daß sich die Politik ihre Aufgabe häufig zu leicht macht. Der sog."Klassenkonflikt" wurde bis in die jüngste Vergangenheit hinein (Pol Pot starb erst vor wenigen Jahren) mitunter so brutal zu lösen versucht, daß man wohl sagen darf, daß sich die sozialen Korrigierer durch ihre Methoden ein für allemal und auf ewig diskreditiert haben. Kannst Du mir da zustimmen?
Sehr gefährliche Frage. Ich antworte jetzt mal mit einem entschiedenen JEIN!
Den Heilsversprechen von der besseren Welt und dem Lösen aller Probleme bis ans Ende unserer Tage stehe ich sehr skeptisch gegenüber. In diesem Fall sage ich JA.
Bei Hinterfragung der realen Welt und ihrem Funktionalismus und der Suche nach Lösungen, die eben auch eine Korrektur beinhalten können kann ich ein"ein für allemal und auf ewig" leider nur mit NEIN beantworten.
Die Dimension der Korrektur ist ja ein ganz wesentliches Element. Sie kann von der Abschaffung des Privateigentums bis zu Änderung einiger Steuergesetze reichen. Dies bitte ich zu beachten.
Aber natürlich habe ich mit betontem Kontrast gearbeitet. Denn ich bin keineswegs überzeugt davon, daß die"Phantome dieser unsäglichen Zeit" nicht ganz schnell wieder zum Vorschein kommen könnten.
Da könnte was dran sein. Und die saloppe Art der Problembewältigung unserer Gegenwartspolitiker lässt in dieser Richtung nichts gutes erahnen.
Danke für die guten Wünsche zur Existenzgründung.
.. dann halte ich das für eine höchst gefährliche Position. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, daß sich - bei allem Geld-verdienen-wollen, was natürlich unerhört wichtig ist -"Fairness" und Moral gegenüber dem Kunden auszahlen. Leute, die nie selbst im Marktgeschehen gestanden sind, sondern davon leben, was Du erwirtschaftest, halten das für naiv und dumm.
Auch hier muß die Antwort wieder zwiespältig ausfallen.
Natürlich kann man sich nicht wie die Axt im Walde bewegen oder bräsig auf den Kunden zuwackeln.
Aber vielleicht hilft dieses kleine Beispiel, in meiner Angestelltenpraxis immer wieder erlebt.
Zwei Software-Anbieter haben nacheinander ein Kundengespräch.
Der erste verspricht Himmel und Erde zugleich und sein Produkt ist das beste der Welt.
Aber er weiß genau das er dieses Versprechen nicht halten kann.
Der zweite Anbieter verspricht auch eine Menge, muß bei einigen Anforderungen passen und besitzt dann sogar noch die"Fairness" zu behaupten das ein Kundenwunsch unrealisierbar ist, da nicht umsetzbar.
Er hat genau das dem Kunden versprochen was er auch wirklich bieten konnte.
Die Anbieter sind weg, das Entscheidungsgremium berät und zählt die Häkchen hinter dem Fragenkatalog zusammen. Beim Anbieter 1 sind mehr Haken und die Entscheidung fällt entsprechend aus.
Nun wirst Du sicher einwenden, das klappt vielleicht einmal.
Da muß ich Dir leider antworten, das klappt am laufenden Band.
Auf der Moralschiene kannst Du nur im Kleingeschäft fahren. Bei Großaufträgen wirft man jeglichen Anstand über Bord. Ich kann das auch irgendwo verstehen, aber daher ist meine Erwartungshaltung auch dementsprechend und ich gebe mich keinen Illusionen hin.
Wenn man natürlich später den Fuß in der Tür hat, kann man freilich Kulanz zeigen und sich bei einem Dauerkunden hin und wieder generös zeigen.
.. der Auftritt von Donald Soderquist, Vorstandsmitglied von Wal-Mart, fast wie von einer anderen Welt. Er erklärte den Aufstieg seines Unternehmens (Umsatz 1979/80: 1,3 Mrd. $; 2000/01: 191,3 Mrd. $) - nach eigenem Bekunden das zweitgrösste der Welt - vor allem mit dessen ethischer Grundlegung. Der Glaube an Gott, die Bibel als Richtschnur und die Orientierung an ewig gültigen Werten wie Liebe, Wahrheit, Ehre, Glaubwürdigkeit und Integrität bringen aus seiner Sicht treue Kunden, engagierte Mitarbeiter und nachhaltigen Erfolg. Die Zuhörer reagierten zum Teil irritiert (naiv, fundamentalistisch)...
Lieber Galiani! Du kannst mir glauben, hätte ich im Publikum gesessen wäre ich auch reichlich irritiert gewesen. Ich will auch kurz begründen warum.
Auszug aus einer Pressemeldung:
Wal Mart ist der größte Einzelhandelskonzern der Welt: mit über drei Milliarden Dollar Gewinn und 700.000 Mitarbeitern allein in Amerika... Der Konzern kommt nicht nur aus Amerika, er zeigt sich auch äußerst amerikanisch: im Umgang mit den Kunden, den Mitarbeitern und, was der Konkurrenz Sorge macht, mit dauerhaften Tiefpreisen.
Exotisch für deutsche Verhältnisse: Die Mitarbeiter beginnen ihren Arbeitstag mit einem gemeinsamem Morgenschrei:"Gib mir ein W, gib mir ein A, ein L..." und so weiter. Feste
Serviceregel für das Personal: Nähert sich ein Kunde auf drei Meter, bietet man Hilfe an und weist auf Angebote hin. Dazu hat Wal Mart zusätzliches Personal eingestellt. In manchen Filialen wird der Kunde durch einen"Greeter" begrüßt, in anderen bekommt er seine Einkäufe eingepackt.
..
Wichtiger aber im Konkurrenzkampf des Konzerns: sein finanzieller Hintergrund. Da Wal Mart im Heimatland feste Gewinne einfährt, kann sich das Unternehmen leisten, auf dem neuen europäischen Markt mit Tiefstpreisen der Konkurrenz das Leben schwerzumachen und sogar Verluste in Millionenhöhe hinzunehmen - und das über Jahre.
Du siehst es geht bunt durcheinander. Top-Service mit Kampfpreisen. Die Kundschaft ist begeistert.
Der Morgenschrei hat etwas sektenartiges und die Möglichkeit über Jahre die Ware zu Tiefstpreisen anzubieten deutet eindeutig auf das Konzernmonster hin. Der Laden ist schlichtweg zu groß.
Das bewusste Verlustmachen um die Konkurrenz zu killen, über Jahre hinweg, zeigt die enorme Finanzgewalt und hat monopolartige Züge.
Da kommt die Bibel in der Tat etwas unpassend.
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Du berührst hier den eigentlich wunden Punkt! Wenn Du also ein Arbeits-Leben hinter Dir hast, in dem Du brav Deine Steuern gezahlt hast.. so ein bißchen Geld erspart hast, dann kommt irgendwer und behauptet, es sei"ungerecht", daß Du mehr hast als andere, und versucht Dir Dein Erspartes wegzunehmen...
Ich meinte nicht den Mittelstand sondern die Industriekraken, die Megabanken und Investmenthäuser die mit der Kohle nur so jonglieren. Sie sind zum Teil so mächtig das sie den Staat erpressen können und sie tun das auch ganz unverblümt."Wird keine Beihilfe zum neuen Standort in Deutschland gezahlt verpissen wir uns über den großen Teich".. Sie sind selbst zum Staat im Staat geworden.
Wie soll hier der Staat eigentlich noch regulieren. Er kann es ja nicht mal mehr.
Für die Formel 1 sind die Millionen da, für ein paar zusätzliche Arbeitskräfte nicht.
Die Umverteilung über den Staat"Geldfluß von reich zu arm bzw. stark zu schwach" ist in der Tat problematisch. Aber nur weil sie jetzt nicht funktioniert und sehr oft missbraucht wird, kann man nicht gleich ableiten, dass die ganze Idee auf den Müllhaufen gehört.
Drückebergerei sollte es nicht geben und man sollte auch den Mut zur Verelendung Einzelner haben, die partout nicht wollen.
Das ist ein sehr spezifisches Thema und kann daher leider nicht in zwei Sätzen abgehandelt werden.
Ich will dem Fürstentum hinsichtlich Staatshaushalt durchaus Wirtschaftlichkeit zubilligen und unser Baldur wird sich, sobald er diesen Beitrag entdeckt, umgehend habichtartig auf mich stürzen und mich allumfassend informieren.
Es geht schließlich um seine Wahlheimat. ;-)
Aber unsere liebe und nimmermüde Cosa hat ja einen interessanten Hinweis geliefert.
Und an Deiner Reaktion: Aber ich habe schon bemerkt, Cosa, Du bist eine sehr gründliche Analytikerin! Bei Dir muß man aufpassen! schwant Dir sicherlich, daß eben nicht nur die reine Rechtschaffenheit einige Bürger und Firmen veranlasst in die Steuerparadiese zu entfleuchen.
Laut Jürgen Roth"Die schmutzigen Hände" bevorzugt die weltweite Drogenmafia die Finanzoasen dieser Welt. Warum tut sie dies wohl? Es kann natürlich auch sein das Herr Roth einfach nur schlecht recherchiert hat.
Die russische Zentralbank hat ja auch 50 Milliarden US-$ über die britischen Jersey-Inseln verschoben. Als man von russischer Seite ermitteln wollte wurden Verantwortliche kurzerhand entlassen.
Abschließend noch dies.
Ich teile größtenteils die Kritik am Staatsmonster und seiner zunehmenden Gefräßigkeit.
Hier muß wirklich ganz tief ausgemistet werden.
Aber mir kommt bei der ganzen Kritik ein wenig die andere Gefahrenseite zu kurz.
Die gewaltigen Industrie- und Finanzimperien sind auch ein Problem und müssten zum gleichen Zeitpunkt entrümpelt werden wie der Staat.
Frage mich bitte nicht wie das im Detail geschehen soll.
Bitte den Fokus auf beide Drachenhöhlen richten.
Die Feinde einer freien Wirtschaft haben dort ihr zu Hause.
mfG
nereus
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Galiani
23.09.2001, 01:50
@ nereus
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@nereus: ein langer, langer aber - hoffentlich - für Dich interessanter Text: |
Hallo nereus - noch am Samstag-Abend angefangen, aber jetzt ist's 1:20 Uhr!
Dir zuliebe!
>Was meinst Du denn eigentlich mit"wertfrei"? Nur weil es kein Imperativ (befehlend/zwingend) ist muß doch ein Begriff nicht wertfrei sein.
Da hast Du schon recht! Was ich meinte war nicht"wertfrei", sondern"rein beschreibend" (d.h. Aussagen-logisch) zum Unterschied von"ideologisch" (=normativ logisch)."Schön" ist rein beschreibend,"unmoralisch"
verlangt, daß da gleich einer was tut.
>Den Heilsversprechen von der besseren Welt und dem Lösen aller Probleme bis ans Ende unserer Tage stehe ich sehr skeptisch gegenüber.
Ich auch! Im übrigen stimme ich Dir - mit Vorbehalt - zu!
>Und die saloppe Art der Problembewältigung unserer Gegenwartspolitiker lässt in dieser Richtung nichts gutes erahnen.
Ja, da hast Du vermutlich leider Recht!
>Zwei Software-Anbieter haben nacheinander ein Kundengespräch.... Da muß ich Dir leider antworten, das klappt am laufenden Band.
Stimmt! Habe ich auch schon erlebt. Mußte mir aber in solchen Fällen ehrlicherweise ausnahmslos eingestehen, daß ich einen schlechten Verkaufsjob getan hatte.
Ich will hier nicht Verkaufstrainer spielen, aber die Lösung des Problems liegt meiner Erfahrung nach darin, den Kunden (d.h. die Meinungsführer im Entscheidungsgremium) schon vor der Präsentation emotional für die besonderen Vorteile Deines Produktes einzunehmen. Wenn das gelingt, kannst Du selbst mit dem Kunden den Fragenkatalog ausarbeiten und der wird infolgedessen so sein, daß Dein Produkt gewinnt. Daran ist m.E. nichts Unehrenhaftes, sofern Dein Produkt nicht objektiv betrachtet in allen wichtigen Punkten schlecht ist. Wenn dies der Fall ist, glaubt Dir der Kunde sowieso nichts und Du mußt nochmals über Deine Hausaufgaben und Dein Produkt verbessern.
So hab' ichs jedenfalls (fast) immer gemacht! Auch bei Großaufträgen; ja gerade bei diesen! Der Fall den Du schilderst, ist ein verlorener Verkauf; denn Du kannst Gift drauf nehmen, daß da ein Mitbewerber schon vor Dir dran war und den Fragenkatalog nach seinen Wünschen gestaltet hat.
Erwiesene Tatsache ist: Die Emotion(der Glaube) hat beim Kaufakt einen Anteil von 80%. Sachliche Argumente nur von 20%. Und je größer der Auftrag ist und je weniger der Entscheidende die Entscheidung wirklich technisch überblickt, um so höher ist der Anteil der Emotion am Zustandekommen des Kaufaktes; die Kreuzchen im Fragenkatalog dienen nur zur Absicherung, falls was schiefgeht. Mit der eigentlichen Entscheidung haben sie nicht das geringste zu tun. Die ist schon längst gefallen! Um so wichtiger ist es daher, (frühzeitig! Lange vor der eigentlichen Verkaufspräsentation vor dem Entscheidungsgremium!) den"Käufer" (wer immer das in concreto ist) für Dein Produkt emotional einzunehmen. (Wie man das macht, muß ich Dir als Profi nicht sagen!)
>Wenn man natürlich später den Fuß in der Tür hat, kann man freilich Kulanz zeigen und sich bei einem Dauerkunden hin und wieder generös zeigen.
Richtig! Ich habe stets mit Händen und Füßen darum gekämpft, bei meinen Spezifikationen und Garantien so wenig wie nur irgend möglich, am besten überhaupt nichts!, zu versprechen; (das geht!!!)!. Nicht, weil ich schlechte Qualität liefern wollte; - im Gegenteil ich verlangte von meinen Mitarbeitern stets die höchsten nur möglichen Qualitätsstandards. Nein, sondern, weil das, was der Kunde im Kaufvertrag stehen hat, er dann sowieso erwartet und die von Dir erbrachte Sonderleistung dafür nicht mehr als solche (sondern nur mehr als bloße Vertragserfüllung) schätzt, - und wenn Du Dir die Arme ausreißt, um ihm einen höchstmöglichen Wert zu liefern. Hast Du dagegen keine Details versprochen und lieferst ihm dann trotzdem einen hervorragenden Wert und bist obendrein kulant bei Sonderwünschen, wie Du's ja ausführst, dann bist Du der Held und kannst dann und wann, wenn gar zu hohe Ansprüche gestellt werden, sogar einmal einen Aufpreis durchsetzen.
Ich habe festgestellt, daß dies eines der ganz wenigen wirklichen Erfolgsgeheimnisse im Business ist. Vielleicht hilft es Dir auch. Jedenfalls wünsche ich Dir das. Deshalb teile ich es Dir hier mit.
> Re: Wal-Mart Du siehst es geht bunt durcheinander. Top-Service mit Kampfpreisen. Die Kundschaft ist begeistert.
Denk doch bitte nach: Was das bedeutet ist - maximaler Wert für den Kunden, der bei Wal-Mart einkauft! Laß dich doch nicht irre machen von dem was mißgünstige und unbedarfte Verlierer im Wettbewerb behaupten: daß das unmoralisch sei und abzulehnen oder so.... Wal-Mart macht insgesamt in Deutschland Gewinne (wahrscheinlich, weil auch der Einkauf ebenso durchdacht und organisiert ist). Würde Wal-Mart dumping betreiben, wäre das Kartellamt schon lange eingeschritten. Die Wal-Mart Strategie und Taktik, ist bewußt von A bis Z daraufhin durchdacht, dem Kunden den höchstmöglichen Wert zu geben und dabei doch noch etwas zu verdienen. Daß das alles den alteingesessenen Einzelhandelsketten mißfällt ist ja kein Wunder! Deshalb suggerieren sie, da würde mit unlauteren Mitteln gearbeitet und mit einer"unmoralischen" Strategie...! Alles blasser Kohl!
Die Wal-Mart Strategie und Taktik, ist bewußt von A bis Z daraufhin durchdacht ist, dem Kunden den höchstmöglichen Wert zu geben und dabei doch noch etwas zu verdienen. Wie hieß doch das 2. Ordensgesetz der Jesuiten:
"DAS EIGENE HEIL SUCHEN UND DEN ANDEREN HELFEN!"
>Re: Noch immer Wal-Mart Das bewusste Verlustmachen um die Konkurrenz zu killen, über Jahre hinweg, zeigt die enorme Finanzgewalt und hat monopolartige Züge.
Lieber nereus, anders als in der Biologie ist das Überleben der Art im Wirtschaftsleben keine moralische Kategorie, im Gegenteil: Moralisch ist (oder vielleicht vorsichtiger: wünschenswert ist), wenn im Wettbewerb derjenige überlebt, der dem Kunden den höchsten Wert bietet.
Aber natürlich lauert da gesamtwirtschaftlich auch eine Gefahr: Wenn alle Wettbewerber verschwunden sind, ergeben sich für Wal-Mart Preis-Spielräume. Aber - noch einmal! - das ist doch nichts, was Wal-Mart moralisch zu verantworten hätte (zumindest solange Wal-Mart nicht beginnt, abzusahnen)! Laß Dich von solchen Behauptungen doch nicht verrückt machen! Oder glaubst Du ernsthaft, REWE oder ALDI wären ihrerseits, wenn sie das Wal-Mart Erfolgsgeheimnis besäßen, darauf bedacht, ob ihre Konkurrenten überleben können? Außerdem solltest Du immer bedenken, daß Wal-Mart ja auch einmal klein anfangen mußte, als es noch keineswegs die heutige Macht besaß; das Geheimnis des Wal-Mart Erfolges muß also ein anderes sein als das, was man heute allein dafür verantwortlich macht. Den Konkurrenten von Wal-Mart ist es ja außerdem unbenommen, ihren Kunden einen gleichwertigen oder sogar noch besseren Wert zu bieten! Ich garantiere Dir auch, daß wir heute in 10 oder 15 Jahren entdecken werden, daß tatsächlich irgend ein cleverer Entrepreneur eine Lücke gefunden hat, in der er dem scheinbar allmächtigen Wal-Mart höchst erfolgreich die Stirn bieten, ja ihn ( - auf einem vermutlich kleinen Teilgebiet -) in punkto"Wert für den Kunden" sogar noch überflügeln konnte.
Im übrigen aber muß uns diese Frage hier nicht beschäftigen. Für die Aufrechterhaltung der Konkurrenz ist das Kartellamt da. Das wacht darüber, daß hier kein"unfairer Wettbewerb" betrieben wird. Bis alle Konkurrenten verschwunden sind, dauerts außerdem ja doch noch ein Weilchen.
Und nur zur Erinnerung übrigens: Ich schwätze da nicht einfach drauf los, sondern hoffe, daß Du den einen oder anderen Gedanken für Dein Business nützen kannst.
>Wie soll hier der Staat eigentlich noch regulieren.
Was meinst Du, wie schnell der Wirtschaftsstandort Deutschland wieder gefragt wäre, wenn der Staat die Steuerlast auf die Hälfte senken (und damit einen Haufen an Schmarotzern und Trittbrettfahrern los werden) und ein marktkonformes Arbeitsrecht einführen würde mit Lohn-Symetrie (d.h. daß Löhne nicht nur steigen, sondern - so wie die Erträge von Unternehmen - auch mal fallen können). Der Staat, der alles zu regulieren versucht, ist nach meiner Meinung nicht die Lösung, sondern das Problem!
>daß eben nicht nur die reine Rechtschaffenheit einige Bürger und Firmen veranlasst, in die Steuerparadiese zu entfleuchen.
Ach, nereus! Warum meinst Du, es sei nicht rechtschaffen, sein erspartes und zuvor schon dreimal versteuertes Geld ins Ausland zu bringen? Du heulst da mit der Meute. Aber ein Vorurteil wird dadurch nicht richtiger, daß es von jedem jeden Tag wiederholt wird. Geld bringt man nicht nur ins Ausland, um der Vermögenssteuer zu entgehen (wobei ich Dir schon zugestehe, daß die Staaten dies mittlerweile kriminalisiert haben! Wer ein Kind ermordet, kann mit ein bißchen Glück bald wieder auf freiem Fuß sein. Wer aber Steuern hinterzieht, muß heute mit der vollen Strenge des Gesetzes rechnen! - Ist das"gerecht"?) In den meisten Fällen wird Geld - ob Du das nun glaubst oder nicht - vor allem aus ganz anderen Überlegungen im Ausland deponiert; zum Beispiel, um es sicherzustellen. Es gab in den vergangenen hundert Jahren jede Menge Ereignisse, wo derjenige, der Geld im Ausland hatte, einigermaßen ungeschoren davonkam, und der der diesbezüglich nicht vorgesorgt hatte alles verlor! Drückt sich in diesem Gedanken - oder einer ganzen Reihe ähnlicher, die man ausführen könnte - wirklich ein Mangel an Rechtschaffenheit aus, wenn man den Steuerhinterziehungs-Aspekt einmal ausklammert? Oder ist es nicht vielmehr so etwas wie"Notwehr", eine"Rückversicherung" - nur für den Fall?!
>Die gewaltigen Industrie- und Finanzimperien sind auch ein Problem und müssten zum gleichen Zeitpunkt entrümpelt werden wie der Staat.
Da hast Du wahrscheinlich recht. Wo der Wettbewerb fehlt und sich Monopole bilden, dort wird (Markt-)Macht üblicherweise mißbraucht.
Damit aber Schluß. Ich habe mich, wie Du siehst, wirklich bemüht, Dir ausführlich und so zu antworten, daß Du hoffentlich auch praktisch damit was anfangen kannst.
Nochmals schönes Wochenende
G (PS. Du verkaufst also Software? Poduzierst Du sie auch selber oder bist Du Wiederverkäufer? Welche Applikation?)
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nereus
23.09.2001, 11:54
@ Galiani
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Re: @Galiani: hier die Antwort und besten Dank! |
Hallo Galiani!
Du schreibst: .. Ich will hier nicht Verkaufstrainer spielen, aber die Lösung des Problems liegt meiner Erfahrung nach darin, den Kunden (d.h. die Meinungsführer im Entscheidungsgremium) schon vor der Präsentation emotional für die besonderen Vorteile Deines Produktes einzunehmen...
Für diese Hinweise und Gedankenanstöße danke ich Dir außerordentlich.
Die Mitarbeit bei der Ausarbeitung des Fragenkatalogs oder das"Nichtversprechen" in Verträgen sind
sicher ganz wesentliche Punkte im tagtäglichen Geschäft.
Ich weiß es durchaus zu schätzen wenn mich jemand mal einen kurzen Blick in seine gutbehütete Schatzkiste werfen lässt.
Ich habe in der Vergangenheit zwei Seminare besucht, damals war ich noch Angestellter, wo man die Fertigkeiten des Geschäfts erlernen sollte.
Dort habe ich vergeblich auf solche Tip's gewartet. Und diese Lehrgänge waren nicht billig.
Mir fehlt leider die Verschlagenheit, Bauernschläue oder nenn es wie Du willst, die andere Leute mit der Muttermilch eingesogen haben.
Oftmals habe ich aufgrund dessen in die Röhre geschaut. Den Letzten beißen die Hunde wie man so schön sagt.
Ich werde versuchen Deine Empfehlungen zukünftig umzusetzen. Ob es mir immer gelingen wird, kann ich nicht sagen.
Manchmal muß man für gewisse Dinge geboren sein. Aber Lernfähigkeit spreche ich mir nicht ab.
zu Wal-Mart:
Ich musste auf Dein Posting ja etwas erwidern. Also habe ich im Internet nach irgendeiner Meldung von Wal-Mart gesucht und bin relativ schnell fündig geworden. Daher konnte ich den Wahrheitsgehalt nicht gegenprüfen (was ist schon Wahrheit?) und habe es zur Argumentation verwendet.
Das die, von Dir erwähnte, aufgeschreckte Konkurrenz jetzt mit dem Argument der unlauteren Mittel kommt und nach Moral schreit hat, freilich was.
Oder glaubst Du ernsthaft, REWE oder ALDI wären ihrerseits, wenn sie das Wal-Mart Erfolgsgeheimnis besäßen, darauf bedacht, ob ihre Konkurrenten überleben können?
Nein, das glaube ich ganz gewiß nicht. Stimme Dir hundertprozentig zu.
.. anders als in der Biologie ist das Überleben der Art im Wirtschaftsleben keine moralische Kategorie, im Gegenteil: Moralisch ist (oder vielleicht vorsichtiger: wünschenswert ist), wenn im Wettbewerb derjenige überlebt, der dem Kunden den höchsten Wert bietet..
Auch hier bekommst Du meine Zustimmung.
Aber den gesellschaftlich unfreundlichen Nebeneffekt, bei Schlachtung der Konkurrenz, wieder mal ein paar tausend Arbeitsplätze über die Wupper zu schicken, kann man doch nicht leugnen oder?
Wal-Mart dürfte mit seiner Strategie in seiner Heimat als auch in Übersee zahlreiche Einzelhändler erledigt haben. Oder sind die jetzt alle als Verkäufer und Lagerarbeiter in die Handelskette übernommen worden?
Natürlich kann ich den Gedanken jetzt weiterspinnen.
Der Verbraucher kann sich ja dementsprechend verhalten und lieber bei Tante Emma einkaufen und bei ihr mit Ware eindecken.
Tante Emma hat aber leider beim Preisnachlaß niemals den Spielraum den Wal-Mart hat.
Darauf sollte man zumindest hinweisen dürfen und hat noch nix mit Missgunst zu tun.
Prinzipiell ist das nun mal so in der Wirtschaft und damit muß man klar kommen.
Aber die Bibel bei der Verkündung der Konzernbilanz den staunenden Zuhörern entgegenzuhalten, macht meiner Ansicht auch wenig Sinn und bringt mehr Verwirrung als Verständnis.
Und das Kartellamt hat sich schon des öfteren als zahnloser Tiger entpuppt.
Beispiel: Die Allianz schraubte den Anteil an der Dresdner Bank (1991) auf 23 Prozent hoch, da die DreBa zuvor Pläne für eine eigene Versicherungssparte hegte.
Es waren sogar Fusionsgerüchte im Umlauf. Daraufhin schritt das Kartellamt ein.
Durch direkte und indirekte Beteiligungen hatte die Allianz mit 52 % Stimmenanteil die Aktionärsmehrheit gewonnen, daher die Intervention aus Berlin.
Die Allianz sollte die erworbenen Anteile wieder verkaufen, aber deren Bereitschaft hielt sich stark in Grenzen.
Die Allianz reduzierte daraufhin ihre Anteile an drei Lebensversicherungsbeteiligungen, die selbst wiederum Anteile der DreBa hielten, und im Gegenzug stockte die Münchner Rück ihre Anteile entsprechend auf. Nun sind aber wiederum Münchner Rück und Allianz eng verflochten und dieses gesamte Dickicht aus Überkreuzverbindungen der Assekuranz und den Banken macht unter dem Namen"Deutschland AG" in der Presse Schlagzeilen.
Ich stoße nicht in das Horn, die Unternehmer und Banker sind alle Verbrecher.
Das ist billig und absurd. Doch hin und wieder den aufmerksamen Blick dahin zu richten, wo die Musik wirklich spielt, halte ich für durchaus sinnvoll.
PS. Du verkaufst also Software? Produzierst Du sie auch selber oder bist Du Wiederverkäufer?
Welche Applikation?
Ja. Ich verkaufe Software und mache Projekte. Der Verkauf alleine macht wenig Sinn. Diese Applikation ist schon etwas in die Jahre gekommen aber erfüllt nach wie vor ihren Zweck. Etwas weiterentwickelt wird sie durch uns auch. Die Idee für ein ganz neues Produkt gibt es auch, aber das stehen wir erst gaaaanz am Anfang.
Weiterhin unterstütze ich zwei weitere Produkte der gleichen Sparte.
Die Thematik ist Insthandhaltungsplanung für Produktionsanlagen und in der Gebäudetechnik und daher im erweiterten Sinn auch Facility Management.
Und noch etwas zum Schluß.
Ich fände es bedauerlich wenn sich einige ergraute Eminenzen aus dem Staube machen würden.
Den Eindruck das bestimmte Ansichten hier nicht willkommen wären, teile ich nicht.
Ich schätze die Beiträge der Altherren-Riege sehr, denn aus ihnen spricht viel Lebenserfahrung, ein geschärfter Verstand und eine gewisse Würde.
Aber genau aus diesem Grund, ich meine jetzt die Würde, werde ich niemanden hier zum bleiben auffordern.
Einen Teenager kann man beruhigend auf die Schulter klopfen - der Onkel hat das doch nicht so gemeint.
Bei alten Haudegen, die die Welt bereisten, mit Politikern und Industriebossen plauderten und vielfach im Rampenlicht der Ã-ffentlichkeit standen, sehe ich das aber etwas anders.
Die Weltgewandheit erfordert Format und Format heißt für mich auch, nicht gleich bei der erst besten Gelegenheit das Weite zu suchen. Dumpfe Beschimpfungen sind hier natürlich ausgeschlossen.
Daher wird man meine Stimme in den Klageliedern"Junge, komm doch wieder.." vermissen.
Wenn ich hier jemanden auf die Zehen getreten sein sollte, tut es mir leid.
Einen schönen Sonntag!
mfG
nereus
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Euklid
23.09.2001, 12:23
@ Turon
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Re: Die Zahlen |
>Auswanderungtendenzen gibt es selbst in Richtung ehemaliges
>Ostblock - Tendenz steigend.
>Die Zahl der Zuwanderer aus Deutschland nach Polen:
>1996 - 128 Bundesdeutsche
>1997 - 2875 Bundesdeutsche
>1998 - 8352 Bundesdeutsche
>1999 - 12522 Bundesdeutsche
>2000 - 16255 Bundesdeutsche
>Firmen nicht eingerechnet. Nur so als Beispiel.
Dabei folgendes bedenken:Tatsächlich laufen momentan sehr viele Investitionen von deutschen Firmen in Polen,Tschechien,Ungarn usw.
Das Hauptproblem ist dabei überall der Besitz von Grund und Boden denn kein Unternehmer ist bereit irgend etwas aufzubauen wenn keine Grundstücksrechte gesichert werden können.Überall in den genannten Ländern gibt es x-Sonderbestimmungen für Gründungen von Firmen.Am weitesten und liberalsten scheint es im Moment in Ungarn gehandhabt zu werden.Die Gulaschkommunisten hatten schon immer ihre eigene Art mit Obrigkeiten umzugehen.
Es gibt diverse Lösungen mit Strohmännern die aber mehr oder weniger sicher oder unsicher sind.
Ich habe selbst diese Angelegenheit recherchiert und dabei folgendes festgestellt:
Eine ganze Menge mittelständischer Unternehmen besetzen die Schaltzentrale mit eigenen Leuten (evtl sogar Verwandtschaft) und wenn nur der Name dort gemeldet wird.Damit ist es dann möglich eine weitestgehend risikolose Gründung einer Firma umzusetzen.Das politische Risiko kann sowieso niemals gedeckt werden da auch im Unternehmen in Deutschland ein politisches Risiko besteht.Desweiteren wird dann der Führungskader der Firma der tatsächlich Geschäfte abwickelt vor Ort angemeldet und meistens melden sich diese Leute dann bei uns ganz ab.
Die Löhne werden dort in den Ostblockstaaten in Euro ausbezahlt und damit läßt es sich besser leben als hier in Deutschland.Die Vorteile der noch geringen Sozialversicherungsbeiträge und Steuern können gegenüber Deutschland mit den Horror-Sozialversicherungsbeiträgen und übrigen Lohnnebenkosten voll ausgeschöpft werden.Und wer will den Leuten verbieten im Firmen-Jet am Wochenende ihre Heimat aufzusuchen?Ich selbst war vor 3 Jahren geschäftlich in Prag und habe für 5 DM mehrere Paare Kinderschuhe mitgenommen und hier in unserem Ort verteilt.Da wir mit dem Privat-Jet geflogen sind gabs auch beim Zoll keine Probleme.Das Leuchten in den Augen der Abnehmer war für mich eine Freude.Ich denke nicht daß ich damit unsere tschechischen Nachbarn brüskiert habe und deren Kinder jetzt barfuß laufen müssen!Man sieht ganz klar überall einen sich immer mehr durchsetzenden Aufschwung und das Szenario ist wie bei uns in den 60er bis 70er Jahren.Hohe Inflationsraten und natürlich in etwa mal mehr oder weniger steigende Löhne.Wer dies geschickt ausnutzt kann hier in den nächsten Jahren erhebliche Wertsteigerungen verzeichnen vor allem bei Sachwerten.
Und gerade darum wird sich der Trend aus Deutschland heraus fortsetzen und fatalerweise schätze ich daß am meisten die Mittelschicht Deutschland den Rücken zustreckt.Da viele Superreiche dies schon länger praktiziert haben aber nicht in den Osten sondern nach Monaco,Mallorca,Kanarische Inseln,Marbella je nach Geldbeutel haut jetzt die Mittelschicht in die Pedale und wird in Zukunft massenweise Deutschland verlassen.Man läßt sich nicht gerne zum Alleszahler umfunktionieren wenn man gleichzeitig sieht wie die Großkonzerne mit Erpressung weiterhin Knete vom Staat einfordern und auch bekommen und die mittelständigen Firmen absolut leer ausgehen und am Ende noch die Steuern und dann auch noch die Subventionen der Großkonzerne bezahlen sollen.
Noch nie hat sich die Politik die vorausschauend sein soll so gewaltig geirrt in dem was jetzt kommt.Ich prophezeie massenhafte Auswanderungen aus Deutschland (eine Rückzugswohnung bleibt noch auf Strohmann) und geschäftliche Tätigkeit vom Osten aus.Keiner kann verbieten daß ich von Budapest oder sonstwo auch deutsche Aufträge abwickle.Der Startschuß ist für mich in etwa 12 Monate vor dem Beitritt der Ostländer.
Und dann können unsere Politiker sehen wie sie weiter die Steuern erhöhen wollen mit den Ausgaben die sie gewohnt sind!
In den Zeitungen steht immer das genaue Gegenteil von dem was tatsächlich ist.Scheinbar lesen unsere Politiker zuviel Zeitung.
Vor Wochen hatte ich einen Disput mit einem Grafen von x(irgendwie Wald...)der in einem Artikel sich über die geringe Mobilität der Deutschen lauthals beschwerte worauf ich Ihm zu verstehen gab daß er sich in naher Zukunft genau das Gegenteil von dem wünsche was er jetzt fordert.
Gruß EUKLID
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Galiani
23.09.2001, 16:04
@ nereus
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@nereus: Danke für Deine netten Worte. Hier noch ein offtopic exclusiv für Dich |
>Ich werde versuchen Deine Empfehlungen zukünftig umzusetzen. Ob es mir immer gelingen wird, kann ich nicht sagen. Manchmal muß man für gewisse Dinge geboren sein.
Natürlich kannst Du das! Jeder kann das, wenn er erst einmal den Trick erfaßt hat! Ich erinnere mich da an meinen Klavierlehrer, der zu mir einmal gesagt hat:"Werner, Du wirst nie so Klavierspielen können wie Artur Rubinstein. Aber es gibt überhaupt keinen Grund, warum Du Deine Tonleitern nicht so spielen können solltst wie er!" - Soviel zu Deinem:"...muß man dafür geboren sein..."!
Nur um eines bitte ich Dich ganz eindringlich: Schlag Dir die Idee von der" Bauernschläue..." und"...Verschlagenheit..." aus dem Kopf! Erstens sind diese Vorstellungen negativ und ziehen Dich nach unten! Zweitens: Solange Du denkst, daß Deine Mitbewerber nur durch"Bauernschläue" und"Verschlagenheit" Erfolg haben, verstellt Dir das den Blick darauf, daß sie tatsächlich nur ein paar einfache Tricks anwenden, die jeder leicht lernen kann; - auch Du! Du kannst sofort, und ich meine: sofort!!, genau so erfolgreich sein wie sie, ja - weil Du diese Tricks nun bewußt anwendest, während sie das meist nur gefühlsmäßig und intuitiv tun - noch um vieles erfolgreicher!!!!!! Bitte glaub' mir das! Ich habe keinen Grund Dir hier utopische Märchen zu erzählen!
Die Sache ist wirklich ganz einfach; hier eine Checkliste mit 5 Punkten. Versuch es mal:
1) Versuche schon bevor es zu einer konkreten Verkaufssituation kommt, Deinen Namen und Dein Angebot bei Deinen potenziellen Kunden ein wenig bekanntzumachen: Laß Dir das ein bißchen was kosten! Z. B. Flyers mit einer ganz ungewöhnlichen Papierqualität (schweres Chromlite oder so was ähnliches) und einem ganz ungewöhnlichen Format (Über-Großformate; evtl. Stanzformen; Werbeagenturen raten davon zwar ab, weil die Herstellung der Umschläge kompliziert ist; laß' Dich davon aber nicht abschrecken!) Ungewöhnliche Formate passen nicht in Büro-Papierkörbe, besonders, wenn sie sich zudem nicht leicht knicken lassen. Damit haben sie eine größere Chance beachtet zu werden. Außerdem fallen sie von vornherein mehr auf! Dein Flyer sollte wenn irgend möglich so viele der 5 Sinne ansprechen, wie es geht: d.h. zum Beispiel womöglich Headlines als (tastbarer) Relief-Druck! Die Firma DRAGOCO/Holzminden stellt Geruchssubstanzen zur Beimischung in Druckerfarben her (Drucker mögen das zwar nicht, weil es zusätzliche Arbeit bedeutet, laß' Dich davon aber nicht abschrecken!) Wohlriechende Flyers überraschen, wirken sympathisch und beeinflussen den Leser damit unterschwellig positiv! Leg' ein Tape oder eine CD bei (Mit Videos habe ich schlechte Erfahrungen gemacht; niemand schaut sich die an!) Grundsätzlich bitte niemals vergessen: 80% der Kaufmotivation ist rein emotional bedingt; nur 20% beruht auf sachlich-technischen Gründen! Vielleicht fällt Dir noch mehr ein. Frag einen kreativen Werbefachmann aus Deinem Bekanntenkreis!.... Es gibt unendlich viel Möglichkeiten, Dich von anderen Wettbewerbern positiv und sympathisch abzuheben und weithin zu signalisieren:"Hallo Kunde, hier wird Dir ein ganz besonderer Wert angeboten, den Du soooo nirgendwo anders bekommst!"
2) Suche Dir zuerst (über die Telefonzentrale oder sonstwie, aber noch nicht durch direkten Kontakt) den - oder besser: die - wahrscheinlich geeigneten Ansprechpartner in dem Unternehmen, dem Du Deine Sache verkaufen willst. Checke deren Stellung in der Organisation. Wichtig!: Steig' nicht zu niedrig ein! Später weiter nach oben zu gehen, ist schwierig und gefährlich, weil Du Deine ursprünglichen Gesprächspartner damit vielleicht vergraulst; sie könnten sich übergangen oder unwichtig fühlen und sich für diese Zurücksetzung rächen wollen! Dann hast Du, statt"Inside-Verkäufer" ( - was das ist, dazu komme ich gleich! -) GEGNER! Das ist die erste Falle! Es ist daher immer besser, von"oben" in der"Hierarchie" nach"unten" zu gehen, als umgekehrt! Wenn Du von"oben" nach"unten" hinunter"delegiert" worden bist, kannst Du ohne Gefahr immer wieder einmal,"aus purer Höflichkeit" auch beim Höheren vorbeischauen und ihn über Deine Gespräche mit dem oder den Zuständigen, an die er Dich verwiesen hat,"informieren", d. h. auch ihm Deine Ware verkaufen)! Wichtig: Es ist ein Glücksfall, wenn es Dir gelingt, nicht an einen Einzelnen, sondern an ein Kommittee oder Gremium verwiesen zu werden. Dann hast Du mehrere Ansprechpartner zur Auswahl, um Dir Deinen"Inside-Verkäufer" zu suchen und Du kannst immer wieder einmal Deine Sache dem ganzen Gremium präsentieren und verkaufen und damit zeit-ökonomisch mehrere Personen ansprechen (die Dich dann schon kennen, wenn es gilt Kreuzchen hinter den Fragen im Fragebogen zu machen; und was man kennt, dem vertraut man eher!) Übrigens: Wenn Du einmal von einem prospektiven Kunden zu einem Verkaufsgespräch eingeladen worden bist, ist es ein Leichtes, immer wieder dorthin zu gehen, um"Kontakt zu halten".
3) Melde Dich - ausnahmslos! - mit einem sauber geschriebenen und gut formulierten Brief an (persönliche Anrede!!! Auf eindrucksvollem Briefpapier: so 180 - 200 g/qm; nicht zu lautes, aber womöglich eindrucksvolles Logo; Kohleband oder mind 1200 pts/inch Laserdrucker; ein professioneller Texter lohnt sich ggf.; leg irgend etwas"zum Anschauen" bei; aber nicht den unter Punkt 1 beschriebenen Flyer! Kann jetzt ganz bescheiden sein! Das Wichtige, die Hauptsache, ist hier der Eindruck, den Dein Brief macht!) Geh' in das Unternehmen, dem Du Deine Sache verkaufen willst! (Nota bene: Immer in korrektem Business Anzug d. h. gedeckte Farbe/grau oder blau, NICHT BRAUN; passender nicht zu modischer oder stark auffallender Schlips; weißes oder dezent gestreiftes Hemd! - Das alles mag Dir lächerlich pingelig vorkommen, aber glaub mir, dahinter steckt jahrzehntelange Erfahrung! Ich kann Dir zu jedem Detail einen langen Aufsatz schreiben, warum das so sein MUSS!)
4) Suche einen"Inside-Verkäufer" zu gewinnen! Am besten geht das, wenn Du vor einem Team präsentierst. Dann kommt mit großer Regelmäßigkeit mindestens einer, dem Dein Produkt besonders gefällt, nachher auf Dich zu und will mehr von Dir wissen (Manchmal sind das bloße Wichtigtuer! Das ist die 2. Falle! Dein"Inside-Verkäufer" sollte in seinem Unternehmen möglichst anerkannt sein. Notfalls aber kann auch ein Wichtigtuer zum"Inside-Verkäufer" werden. Vielleicht will er sich gerade als"Entdecker" Deines Produktes im Unternehmen profilieren!) Wenn Du an eine Einzelperson gerätst, mußt Du das Kunststück fertig bringen, diese als"Inside-Verkäufer" zu gewinnen. Wenn das nicht gelingt, brich' den Kontakt höflich ab und gehe zurück zu Punkt 2).
Ein"Inside-Verkäufer" ist Dein Kontaktmann. Im Idealfall ist er es, der die Frageliste zusammenstellt. Zumindest sollte er daran beteiligt sein. Gib ihm jede technische Detailinformation (aber, -siehe mein letztes Posting! - gib sie ihm so, daß daraus keine Spezifikationen und Versprechungen abgeleitet werden können, die später in den Kaufvertrag einfließen könnten. Beschreibe einfach Dein Produkt in technischer Hinsicht und erzähle, was Du Dir bei der Entwicklung gedacht hast). Sei begeistert von Deinem Produkt! Wiederhole Deine Haupt-Argumente insgesamt im Laufe der Zeit mindestens sechsmal; das ist wichtig! Ziel dieser Gespräche ist, daß Dein"Inside-Verkäufer" gegenüber seinen Kollegen einen Wissensvorsprung erhält, durch den er sich auszeichnen kann. Dabei wird er dann mehr und mehr an das Produkt zu glauben beginnen und das ist - wie ich, weil es wichtig ist, immer wieder betone - 80% der Kaufentscheidung (Im übrigen ist das, um einen möglichen Einwand vorwegzunehmen, keine Manipulation, sondern Edukation. Manipulation ist die Beeinflussung zum Schaden, Edukation die zum Nutzen des Beeinflußten; so wie die Schule und die Erziehung!)
Der"Inside-Verkäufer" übernimmt jetzt Deinen Job, nämlich das Verkaufen Deines Produktes im Unternehmen. Im Regelfall überblickt ohnehin niemand restlos die Details der technischen Aufgabenstellung. (Das gilt im übrigen genau so für Deinen Konkurrenten! Es kommt also nur auf den Glauben an das Produkt an! Langsam erkennst Du, wieso ich in meinen Postings im Forum so darauf herumreite, daß man subjektive Werte nicht kardinal messen kann!) Dein"Inside-Verkäufer" aber, der noch am meisten darüber weiß, erhält in seinem Unternehmen auf diese Weise ein Informations-Monopol. Wir waren uns ja einig, daß jedes Monopol Macht verleiht! Wieso solltest Du diese Erkenntnis nicht ausnahmsweise einmal zu Deinen Gunsten einsetzen. Denn im Grunde hast damit plötzlich Du indirekt ein Monopol und damit Macht!
5) Sei vorbereitet! - Nicht bloß gut!, auch nicht hervorragend!, sondern ABSOLUT PERFEKT! Das ist die wahrscheinlich wichtigste von allen 5 Regeln (wobei die andern 4 eigentlich nur Unter-Regeln von dieser einen, letzten Regel sind!)
Kein Verkaufsgespräch, keine Präsentation, kein Besuch bei Deinem prospektiven Kunden, ohne detaillierte Vorbereitung, vor allem nicht, ohne Dir vorher SCHRIFTLICH! das konkrete Ziel des Gespräches klargemacht zu haben!!!!!!!
Denk Dir, wenn Du das Ziel schließlich schriftlich in einem einzigen Satz niedergelegt hast, ein Symbol für diesen"Zielsatz" aus (die Wingding-Symbole sind dafür gut geeignet) und male dieses Symbol unauffällig auf ein Dokument, das Du während Deines ganzen Verkaufsgespräches STÄNDIG vor Augen hast. Das wird Dich daran erinnern, daß Du Dein Konzept verlassen hast und wieder zu dem zurückkehren solltest, was Du eigentlich sagen wolltest!
Trainiere mit Deiner Frau oder Deinen Mitarbeitern oder notfalls auch alleine vor der Videokamera Dein Verkaufsgespräch, sieh Dir das Ergebnis an und wiederhole das Training so lange, bis Du keinen wichtigen Punkt Deines Konzeptes mehr vergißt. Lerne den Text aber nicht auswendig! Das wirkt affektiert! Ein Verkaufsgespräch ist außerdem ein Gespräch und kein Monolog. Nichts ist tödlicher als eine Verkaufspräsentation, in der niemand etwas sagt und niemand Einwände hat! In diesem Fall hast Du Deine Zuhörer gelangweilt; die Hoffnung auf einen Verkaufsabschluß kannst Du in diesem Fall vergessen!
Setze Dich mit Einwänden ernsthaft auseinander. Falls Du sie nicht sofort entkräften kannst, versprich, daß Du das eruieren wirst! Und halte dieses Versprechen dann auch! Dann schau wieder auf das"Ziel-Symbol" auf Deiner Unterlage und komm' wieder zu dem, was Du eigentlich sagen wolltest.
Auch, wenn Du diese 5 Elemente noch so genau beachtest, wirst Du nicht in jedem Fall gewinnen, aber, das verspreche ich Dir, in der großen Mehrzahl aller Fälle, ich schätze so etwa mit einer Häufigkeit von 90%! Mein Ehrenwort!"Verkaufen" ist nicht gleichbedeutend mit"Geschwätz", biependen Hupen und Blitzlichtern (und abends Mädchen ins Bett zu bekommen), auch keine Nebensache, die halt auch dazu gehört ("...worauf es aber wirklich ankommt, ist natürlich die Technik..." oder derartiger Unsinn mehr, der immer wieder insbesondere von technisch ausgebildeten Leuten behauptet wird!) Sondern"Verkaufen" ist ein anspruchsvoller, ein sehr ernsthafter Job, bei dem es darum geht, auf Werte aufmerksam zu machen, von denen der Kunde ohne den"Verkäufer" niemals etwas erfahren, ja nicht einmal wissen würde, daß sie für ihn, den Kunden, von Bedeutung sind.
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nereus
23.09.2001, 17:34
@ Galiani
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Re: @Galiani! Nochmals vielen Dank und das alles auch noch kostenlos ;-) |
Hallo Galiani!
Dieses Board ist viel mehr als nur eine Quasselbude.
Jükü schläft noch - daher kann ich das jetzt ungestraft sagen.
Ob bei Fragen zu Versicherungsangelegenheiten, Tips zu Provisionshöhen, Recherche nach historischen Kursen oder Deinen Verkaufsgeheimnissen.
Ich wurde immer innerhalb kürzester Zeit bestens informiert.
Dafür möchte ich allen Helfern mal danken.
Und Dir, Galiani, insbesondere, denn das bunte Bälle zuwerfen auf den Seminaren hat mich skeptisch gemacht und ich fand es einfach nur lächerlich.
Stundenlang habe ich auf den Griff in die Trickkiste gewartet, oder besser, die Ohren nach wirklich nützlichen Infos gespitzt.
Auf die Idee Prospekte zu verwenden, die in keinen Papierkorb passen - das ist einfach der Hammer, wäre ich wirklich nicht gekommen.
Die perfekte Vorbereitung habe ich schon einmal live bewundern dürfen und es hatte in der Tat einen gewissen Effekt.
Jeder Griff saß, die Rede war bestimmt, aber nicht monoton, nie wurde eine Folie gesucht, es lief wie am Schnürchen. Das war wirklich beeindruckend.
Ja, ich hadere etwas zu oft mit mir und sollte die Dinge manchmal etwas selbstbewußter angehen. Da hast Du schon den Finger in die richtige Wunde gelegt.
mfG
nereus
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