Theo Stuss
27.09.2001, 08:13 |
Die Strategie der USA, Eine Analyse Thread gesperrt |
Eine Tatsache ist unumstößlich: in spätestens einem Monat ist es Winter in Afghanistan. Bodentruppen werden dann nicht mehr viel ausrichten können. Die USA müssen deshalb bald handeln - aber sie werden nur begrenzte Schläge führen. So stellen sich zwei Wochen nach den Anschlägen in New York und Washington die militärischen Optionen dar.
Die diplomatischen Anstrengungen, eine breite Front gegen Taliban und Bin Laden aufzustellen, sind bislang erfolgreich. Der Truppenaufmarsch ist weit fortgeschritten.
Militärische Ziele
Aus der Luft können in Afghanistan nur wenige Ziele angegriffen werden. Afghanistan ist eines der ärmsten Länder der Welt, seine Infrastruktur ist schwach und durch die letzten Kriege bereits sehr beschädigt. Neben einigen Flughäfen, Militäreinrichtungen und zwei Kraftwerken gibt es nur wenige »klassische« Ziele. Bin Laden aus der Luft entscheidend zu schwächen ist unmöglich.
Wahrscheinlich sind daher eher gezielte Kommandoangriffe, die aus der Luft vorbereitet, aber von Spezialeinheiten am Boden ausgeführt werden. Dazu könnte gehören, bestimmte Rückzugsplätze Bin Ladens und seiner Verbündeten anzugreifen. Ihn selbst dort zu finden wird schwierig sein. In den Bergen gibt es ausgedehnte Höhlensysteme, die leicht zu verteidigen und als Versteck für schwere Zeiten gut ausgebaut sind. Dort könnte sich Bin Laden verschanzen und lange aushalten.
Die Lage der Taliban ist militärisch schwieriger. Die Nordarmee des ermordeten Schah Massud ist ein gewichtiger Gegner, der das Terrain kennt und nun von Amerikanern und Russen gleichermaßen unterstützt wird. Die Offensive der Nordarmee ist bereits in vollem Gange, die gemeldeten Geländegewinne werden von den Taliban allerdings noch dementiert. Unterstützung aus der Luft könnte die Nordarmee gut gebrauchen, so dass sich hier eine enge militärische Zusammenarbeit ankündigt.
Politische Ziele
Auch wenn US-Außenminister Powell es noch einmal dementiert hat - Ziel der Amerikaner ist offensichtlich, die Taliban-Regierung zu stürzen und eine neue Machtbalance im Land zu erschaffen. Dabei würde die Nordallianz eine wichtige Rolle spielen, aber auch das Volk der Paschtunen im Süden soll daran beteiligt werden - zumindest wollen die USA mit den Paschtunen-Führern zusammenarbeiten, die von den Taliban entmachtet worden waren. Dies wäre sicherlich ein taktischer Gewinn, der islamistische Terrorismus wäre allerdings damit noch lange nicht besiegt.
Die USA haben sich zunächst darauf beschränkt, ihre Aktionen allein gegen Afghanistan zu richten. Dies ist innerhalb der US-Regierung nicht unumstritten, aber politisch klug: nur so kann eine breite Allianz, die auch islamische Staaten einschließt, gebildet werden. Radikale Islamisten gibt es aber auch in vielen anderen Staaten, darunter Pakistan, Saudi-Arabien, Ägypten, Libanon und Syrien. Es ist unmöglich, in all diesen Ländern militärisch aktiv zu werden.
Nahostkonflikt lösen
Langfristig kann es daher nur darum gehen, dem radikalen Islam den politischen Nährboden zu nehmen. Dazu muss zuallererst der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern gelöst werden. Solange Juden eines der zentralen Heiligtümer des Islam kontrollieren, und diese Juden von den USA unterstützt werden, wird es immer radikale Islamisten geben, die in Gewalt und Märtyrertum den einzigen Ausweg sehen.
Quelle: heute.online
Mit Material von Le Monde und New York Times
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rodex
27.09.2001, 10:25
@ Theo Stuss
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Re: Die Strategie der USA, Eine Analyse |
>Auch wenn US-Außenminister Powell es noch einmal dementiert hat - Ziel der
>Amerikaner ist offensichtlich, die Taliban-Regierung zu stürzen und eine neue
>Machtbalance im Land zu erschaffen. Dabei würde die Nordallianz eine wichtige
>Rolle spielen.
Ich bin mir nicht sicher, vielleicht kann das mal jemand recherchieren, aber ich meine aus den Nachrichten der letzten Tage herausgelesen zu haben, dass die Nordallianz ethnisch weitgehend der usbekischen Minderheit in Afghanistan entspricht. Da sollte man ebenfalls aufpassen, da mit der Installierung der Regierung einer Minderheit der Konfliktstoff fuer die Zukunft gesaet wird (siehe auch Irak). Aber vielleicht liegt das im Interesse der USA, damit die Schurken niemals ausgehen.
Rodex
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apoll
27.09.2001, 10:31
@ rodex
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Re: Die Strategie der USA, Eine Analyse |
>>Auch wenn US-Außenminister Powell es noch einmal dementiert hat - Ziel der
>>Amerikaner ist offensichtlich, die Taliban-Regierung zu stürzen und eine neue
>>Machtbalance im Land zu erschaffen. Dabei würde die Nordallianz eine wichtige
>>Rolle spielen.
>Ich bin mir nicht sicher, vielleicht kann das mal jemand recherchieren, aber ich meine aus den Nachrichten der letzten Tage herausgelesen zu haben, dass die Nordallianz ethnisch weitgehend der usbekischen Minderheit in Afghanistan entspricht. Da sollte man ebenfalls aufpassen, da mit der Installierung der Regierung einer Minderheit der Konfliktstoff fuer die Zukunft gesaet wird (siehe auch Irak). Aber vielleicht liegt das im Interesse der USA, damit die Schurken niemals ausgehen.
>Rodex
...natürlich wird das so gelegt,daß man immer, wenn man will,intervenieren kann,
siehe Deutschland 1919(Danzig), Korea,Irak-Kuweit,Serbien-Kosovo,die"Herren"
sorgen für ewigen Konfliktstoff!A.
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