Caspar
01.10.2001, 02:52 |
Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? Thread gesperrt |
Ein Gedanke zu politischer Freiheit und dem immer im Namen der Freiheit verteidigten Dantenschutz. Jetzt ist ja viel die Rede von Pässen mit Fingerabdrücken und den unvermeidlichen Riesendateien bei irgendwelchen"Diensten" und der nationalen und internationalen Polizei. Bürgerrechtler und Liberale argumentieren immer, das würde die Freiheit des Einzelnen aushöhlen und gefährden -- Gläserner Bürger. Dafür hat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Bundestag geweint. Stimmt ja irgendwo auch. In Deutschland denkt man dann natürlich an Gestapo-Männer im Ledermantel, die um vier Uhr morgens an die Tür pochen. War auch immer skeptisch bei solchen Vorhaben.
Aber: vergisst man dabei nicht schon fast, dass es eben ein Polizeiapparat ist, der entarten muss und dann gefährlich wird? Die Informationen sind doch eigentlich harmlos, wenn nicht alles voll wäre, von Bestimmungen, die keiner kennt und einhalten kann (Steuer, Meldung, etc.), die einen dann in Konflikt mit Behörden geraten lassen? Sicherheit vor zum Beispiel Terror kann ja auch dem Liberalsten nur Recht sein, und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung haben auch die ganz Konsequenten immer dem angestrebten Minimalstaat auf die Liste der Aufgaben gesetzt.
Datenschutz ist doch eigentlich in dem ganzen Szenario nur ein strategisch bedeutendes Zwischenziel, aber an sich egal -- mir zumindest, weitgehend. Von mir aus können se mir die Hütte mit Kameras vollhängen und und Abschriften von meinen Telefonaten im Time Magazin abdrucken, wenn ich weiss, dass nicht überall juristische Stolperdrähte und Polizei-Maschinerien lauern. Kaum etwas wäre ja langweiliger für die allergrösste Mehrheit (die Kürze"Big Brother"-Episode beweist das).
Vertauschen wir also in der öffentlichen Diskussion nicht das eher uninteressante"Recht auf Privatshäre" beziehungsweise den umfochtenen Datenschutz mit dem wirklich wichtigen Freiheit von Willküreingriff und Recht auf Selbstbestimmung? Warum soll ich es fürchten, dass meine Daten bekannt werden, wenn ich weiss, dass sie nicht staatlich missbraucht werden? Wenns so ist, dann muss die eigentliche wichtige Posistion, nämlich diese letztere verteidigt werden, und wir dürfen uns nicht verzetteln in einer Nebensache. Ausserdem kommt man dann nicht in den eigentümlichen Geruch etwas zu verbergen zu haben. Diebe und Räuber scheuen das Licht, ich nicht! (Tschuldigung, ;-)
Es ist eben wohl eine Erfahrung aus starken Staaten, die sagt, die Behörden sollten nicht alles wissen -- gut. Aber Datenschutz an sich ist langweilig. Die Diskussion um Datenschutz ist doch schon ein klares Rückzugsgefecht. Was meint ihr?
Gruss,
-caspar
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Turon
01.10.2001, 03:38
@ Caspar
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Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? |
Fett sind meine Meinungen.
>Ein Gedanke zu politischer Freiheit und dem immer im Namen der Freiheit verteidigten Dantenschutz. Jetzt ist ja viel die Rede von Pässen mit Fingerabdrücken und den unvermeidlichen Riesendateien bei irgendwelchen"Diensten" und der nationalen und internationalen Polizei. Bürgerrechtler und Liberale argumentieren immer, das würde die Freiheit des Einzelnen aushöhlen und gefährden -- Gläserner Bürger.
Nein, nein - Freiheit der Masse sollte es wortwörtlich heißen. Wenn Du also
ein Tag nach der Wahl zufällig in die rasterfahndung des Interpols fallen wirst, und scherzhafterweise am Telefon sagst:"...ich habe jetzt engültig die Fresse voll, und am liebsten würde ich bei den Eiern da ne Bombe legen...",
so kannst Du davon ausgehen, daß die Jungs prüfen werden, ob Du zufällig nicht bereits zu einer Terrororganisation bereits Kontakte hast.
Falls Du glaubst ich spinne, den letztendlich leben wir in"Demokratie" und"Rechtsstaat" kann ich Dir aus Erfahrung sagen Du täuschst Dich.
Dafür hat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Bundestag geweint. Stimmt ja irgendwo auch. In Deutschland denkt man dann natürlich an Gestapo-Männer im Ledermantel, die um vier Uhr morgens an die Tür pochen. War auch immer skeptisch bei solchen Vorhaben.
>Aber: vergisst man dabei nicht schon fast, dass es eben ein Polizeiapparat ist, der entarten muss und dann gefährlich wird?
Die Verfolgungsbehörden/Polizeiapparat sind schon längst entartet.
Versuche mal in Erfahrung zu bringen, wie lange es dauert, wenn einer Firma
zum Beispiel PC´s beschlagnahmt werden, weil es heißt daruf ist vermutlich
Beweismaterial zu finden. 6 Monate und länger dauert es, bis sie die Rechner wiederbekommt.
Die Informationen sind doch eigentlich harmlos, wenn nicht alles voll wäre, von Bestimmungen, die keiner kennt und einhalten kann (Steuer, Meldung, etc.), die einen dann in Konflikt mit Behörden geraten lassen? Sicherheit vor zum Beispiel Terror kann ja auch dem Liberalsten nur Recht sein, und Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung haben auch die ganz Konsequenten immer dem angestrebten Minimalstaat auf die Liste der Aufgaben gesetzt.
Um Terroristen aufzuspüren gibt es sicherlich bessere Methoden.
>Datenschutz ist doch eigentlich in dem ganzen Szenario nur ein strategisch bedeutendes Zwischenziel, aber an sich egal -- mir zumindest, weitgehend. Von mir aus können se mir die Hütte mit Kameras vollhängen und und Abschriften von meinen Telefonaten im Time Magazin abdrucken,
Naja - im Schlafzimmer hätte ich aber bedenken.
wenn ich weiss, dass nicht überall juristische Stolperdrähte und Polizei-Maschinerien lauern.
Zufallsfunde als Stichwort. Mal angenommen, ich bin ein Straftäter und plane irgendetwas, und kommuniziere mit Dir. Allerdings keineswegs zum Thema.
Reintheoretisch wird man Dich eine Weile auch verfolgen.
Kaum etwas wäre ja langweiliger für die allergrösste Mehrheit (die Kürze"Big Brother"-Episode beweist das).
>Vertauschen wir also in der öffentlichen Diskussion nicht das eher uninteressante"Recht auf Privatshäre" beziehungsweise den umfochtenen Datenschutz mit
Glaubst Du wirklich, daß Du in Deutschland Recht auf Privatsphäre hast?
Oder Datenschutz? Mal so zum Nachdenken. Ich zog um und meldete mich noch nichtmal rechtzeitig um. Lediglich das Telefon wurde auf die neue Adresse
bereits angemeldet. 3 Tage später hatte ich Post von der GEZ - also hat die Telekom die Daten - trotz Datenschutz weitergegeben.
dem wirklich wichtigen Freiheit von Willküreingriff und Recht auf Selbstbestimmung? Warum soll ich es fürchten, dass meine Daten bekannt werden, wenn ich weiss, dass sie nicht staatlich missbraucht werden?
Diese Daten werden staatlich mißbraucht und verwertet. Darauf kannst Du Gift nehmen, und ich kann es auch beweisen.
Wenns so ist, dann muss die eigentliche wichtige Posistion, nämlich diese letztere verteidigt werden, und wir dürfen uns nicht verzetteln in einer Nebensache. Ausserdem kommt man dann nicht in den eigentümlichen Geruch etwas zu verbergen zu haben. Diebe und Räuber scheuen das Licht, ich nicht! (Tschuldigung, ;-)
Ja Caspar, normalerweise ist das so. Aber ich kann Dir versichern, daß Du falsch liegst. Ich kann aber verstehen, daß Du es eventuell nicht abkaufst,
denn so etwas muß man am eigenen Hintern erleben.
>Es ist eben wohl eine Erfahrung aus starken Staaten, die sagt, die Behörden sollten nicht alles wissen -- gut.
Nun Deutschland ist nicht gerade schwach, aber versucht alles zu wissen.
Wenn die Beweislage nicht ausreicht, und Du häufige Kontakte zu einem Straftäter hast, von dessen Treiben Du nichts ahnst, kann Dir sehr leicht passieren, daß Du unter die Räder kommst.
Aber Datenschutz an sich ist langweilig. Die Diskussion um Datenschutz ist doch schon ein klares Rückzugsgefecht. Was meint ihr?
Nein, Datenschutz ist ein moralisches Grundrecht. Wenn wir jetzt dank paar Terroristen, uns Rasterfahndung unterziehen müssen, und Du durch irgendwelche dumme Witze im Internet aufallen wirst, kann es später Konsequenzen haben.
>Gruss,
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Caspar
01.10.2001, 03:56
@ Turon
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Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? |
Turon, bei mir rennst u damit ja offene Türen ein. Trotzdem ist die Argumentation für Datenschutz eine aus der Schwäche heraus, finde ich.
Zu unseren Polizeiapperaten, etc., ich würde auch sagen, dass die entartet sind. Ich will gar nicht schildern, wie ich neulich Mitte in Frankrecih auf einem Rastplatz vom Zoll gefilzt worden bin. Was? Sie waren in der Nähe von Gibraltar? Aha! (gelcih Verdacht, etc.) Haben Sie Drogen dabei? Usw. Das alles mit einer Herablassung -- ich hab mich sehr aufgeregt, muss ich sagen.
Trotzdem hasse ich die Leute oder Polizisten nicht. Ich weiss nur eben, dass das SEHR gefährlich ist, weils immer mehr wird, wenn der Anfang da ist. Und dass sie etwas dummes und kostspieliges tun, wenn sie wahllos Leute nach Drogen flöhen. Aber immernoch -- Datenschutz stehe ich leidenschaftslos gegenüber. Ist nur Nebenschauplatz, meine ich.
Gruss,
-caspar
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rodex
01.10.2001, 09:10
@ Caspar
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Re: Datenschutz und Freiheit, haben wir was vertauscht? |
>Dafür hat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Bundestag geweint.
Die hat vorallem geweint, weil ihre Partei sie als Justizministerin auf widerlichste Weise (durch einen Mitgliederentscheid - keiner ist's gewesen,
die anonyme Basis ist schuld) abgesaegt hat.
>Von mir aus können se mir die Hütte mit Kameras vollhängen und und Abschriften von meinen Telefonaten im Time Magazin abdrucken
Siehste, so unterscheiden sich die Menschen. Fuer mich waere spaetestens da der Punkt (vermutlich viel frueher) in den Untergrund zu gehen, und den Staat zu bekaempfen. Wozu mit das Grundgesetz auch das Recht gaebe.
Rodex
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