RolandLeuschel
03.08.2000, 21:35 |
Deflation oder Inflation? Thread gesperrt |
Mein Szenario der nächsten Jahre: Da ich weder ein Guru noch ein Idiot bin sondern hoffe irgendwo in der Mitte angesiedelt zu sein, d.h. ein normaldenkender Mensch gehe ich von folgendem Szenario aus. Was haltet ihr davon?
Nach meiner Meinung hatten wir schon die Deflation. Diese ist jedoch durch die Zinssenkungsaktionen der Notenbanken schon im vor allem im Jahr 1998 ausgebremst worden. Genau dies hat meines Erachtens zu den Strohfeuern an den Börsen geführt. Die nächste Finanzkrise wird jedoch schon in kürzester Zeit kommen und auf ein nach der Asienkrise noch nicht restlos erholtes Finanzsystem treffen. Es ist aber wie bei einem Drogenkranken. Die Spritzen (Zinssenkungen) müssen leider in immer kürzeren Intervallen gegeben werden und zwar so lange bis der Patient eventuell nicht mehr reagiert.
Die Reaktion darauf werden zu Kapitalmarktrestriktionen führen. Die G-Nationen haben dies ja übrigens auch schon besprochen. Der Maastricht-Vertrag läßt Abschottungspolitik ausdrücklich zu. Der Qualitätstest des Euro ist auch schon jetzt schiefgelaufen. Die Parität war die Marke bei der Le Bon grüßen läßt. Auch der US-Dollar wird sich der Deflationspolitik nicht entziehen können sodaß letzten Endes eine einzige gemeinsame Aktion von IWF, Weltbank und Notenbanken die Stellschraube Richtung Inflation drehen müssen. Danach wird die Flucht in die Sachwerte einsetzen, da ja nicht alle Leute doof sind. Gold erlebt danach natürlich eine Renaissance. Schubladenpläne soll es in der BIZ und der US-Notenbank FED allerdings schon geben. Kurz bevor die Hyperinflation jedoch Fuß fassen kann wird man sich zu einer Währungsreform weltweit entschließen. Vielleicht auch feste Wechselkurse. Unter Umständen könnte Internetgeld goldgedeckt sein und im Hoheitsgebiet der Staaten weiterhin die Schrottwährung gelten. Dreimal dürft ihr raten welche Währung dann am Ende obsiegen wird?
Wenn uns ein Adolf erspart bleib dann kann mein Szenario von mir aus Wirklichkeit werden so das ich darauf auch noch Viertel Rotwein trinken kann
Lieber dottore bevor sie ins Bergwerk müssen oder auf den Archipel Gulag können sie auch bei mir vorbei kommen selbst wenn die schwärzesten Stunden kommen - im Keller liegt bestimmt noch etwas trinkbares. Darauf Gute Nacht!
RL
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Sascha
03.08.2000, 22:00
@ RolandLeuschel
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Sehr interessant, aber... |
Sehr interessanter Text, aber...
> Nach meiner Meinung hatten wir schon die Deflation. Diese ist jedoch durch die Zinssenkungsaktionen der Notenbanken schon im vor allem im Jahr 1998 ausgebremst worden. Genau dies hat meines Erachtens zu den Strohfeuern an den Börsen geführt.
Nein, wir hatten die Deflation noch nicht! Auch wenn in gewissen Bereichen ein Preisverfall von zweistelligen Prozentsätzen vorhanden war (z.B. Häuser) so hatten wir noch kein"richtige Deflation". Die richtige Deflation wird verheerend und führt zu einer großen Rezession, der DeDe eben. Das die Katastrophe eventuell schon 1998 gekommen wäre kann ich nicht ausschließen. Die Notenbanken haben aber wohl in der Tat 1998 (während der Rußlandkrise) Schlimmeres verhindert.
> Die nächste Finanzkrise wird jedoch schon in kürzester Zeit kommen und auf ein nach der Asienkrise noch nicht restlos erholtes Finanzsystem treffen. Es ist aber wie bei einem Drogenkranken. Die Spritzen (Zinssenkungen) müssen leider in immer kürzeren Intervallen gegeben werden und zwar so lange bis der Patient eventuell nicht mehr reagiert.
Das stimmt!
> Die Reaktion darauf werden zu Kapitalmarktrestriktionen führen.
Möglich!
> Die G-Nationen haben dies ja übrigens auch schon besprochen.
Bitte genaue (!) Quellenangabe!
> Der Maastricht-Vertrag läßt Abschottungspolitik ausdrücklich zu.
Das weiß ich leider nicht ob der Maastrichter Vertrag protektionistische Maßnahmen zuläßt. Wer weiß hier mehr?
> Der Qualitätstest des Euro ist auch schon jetzt schiefgelaufen.
Ja!
> Auch der US-Dollar wird sich der Deflationspolitik nicht entziehen können sodaß letzten Endes eine einzige gemeinsame Aktion von IWF, Weltbank und Notenbanken die Stellschraube Richtung Inflation drehen müssen.
Nein! Es wird keine gemeinsame Aktion geben. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen! Und selbt wenn die Notebanken, IWF & Co so etwas durchziehen würde, so könnte man mit der Druckerpresse (also dem Inflationieren) die Wirtschaft vielleicht noch ein wenig ankurbeln. Danch kommt's aber um so schlimmer.
> Danach wird die Flucht in die Sachwerte einsetzen, da ja nicht alle Leute doof sind.
Bei einer Inflation setzt normalerweise in der Tat die Flucht in Sachwerte ein.
> Gold erlebt danach natürlich eine Renaissance.
Wenn es eintreten würde (was ich mir wie bereits gesagt nicht vorstellen kann) - dann auf jeden Fall!
> Schubladenpläne soll es in der BIZ und der US-Notenbank FED allerdings schon geben.
Woher hast Du diese Informationen?
> Kurz bevor die Hyperinflation jedoch Fuß fassen kann wird man sich zu einer Währungsreform weltweit entschließen.
Währungsreform weltweit. Nie im Leben. Wie sollen sich die verstritten Staatschefs auf der ganzen Welt zu so einer gemeinsamen Aktion entschließen. Sollen bei deiner Inflation dann die Aktienkurse wohl noch weiter steigen? (DAX 100000??). Was passiert bei einer Währungsreform? Sämtliche Sparvermögen weltweit wären dann ja wohl futsch. Dann sind die Staatsschulden weg aber alle Sparguthaben vieler Bürger auch. Meinst du die lassen sich das alles einfach so gefallen und gehen am nächsten Tag wieder fleißig ins Büro und schaffen für DIESEN Staat (der ihnen übrigens ihr ganzes Vermögen genommen hat) als wäre nichts gewesen.
Ich kann mir dieses Szenario nicht so richtig vorstellen. Was denken hierüber andere?
Sascha
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Diplomand
04.08.2000, 09:27
@ RolandLeuschel
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Deflation |
Ich denke auch, dass wir die Deflation noch nicht überwunden haben. Denn berücksichtigen wir, dass die US-Wirtschaft unter einem kreditgetriebenen Feuer steht wie noch niemals in der Geschichte, dann können wir gut die folgende These aufstellen:
Wir haben die Deflation - aber sie ist noch nicht sichtbar.
Die große Frage wird sein, was passiert, wenn das Feuer nachläßt. Ich denke, dann wird es keinen normalen Abschwung bei moderater Inflationsrate geben wie sonst, sondern tatsächlich offen fallende Preise.
Doch hierauf kann natürlich reagiert werden. Die Staatsausgaben in den USA sind noch massiv ausdehnbar und die Notenbank hat mittlerweile auch wieder Pulver angesammelt.
Letztlich wird alles jedoch sicherlich an der Psychologie hängen. Doch hier wird man sagen, ich höre es schon jetzt: Gesunkene Preise sind wundervoll! Und die Leute werden kaufen und das Krisengespenst wird sich fürchten...
Diplomand
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dottore
04.08.2000, 10:13
@ Diplomand
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Re: Deflation |
>Ich denke auch, dass wir die Deflation noch nicht überwunden haben. Denn berücksichtigen wir, dass die US-Wirtschaft unter einem kreditgetriebenen Feuer steht wie noch niemals in der Geschichte, dann können wir gut die folgende These aufstellen:
Nicht nur ein kreditgetriebenes Feuer ist zu sehen, sondern ein gleich großer schuldengetriebener Eisblock. Und den werden USS Economy, USS Dow und USS Jones demnächst rammen!
>Wir haben die Deflation - aber sie ist noch nicht sichtbar.
Wir haben jedenfalls einen weltweiten deflationären"Trend", z.Zt. noch überspielt von der"prädeflationären Inflation". Bitte Suchmaschine einsetzen, viele Beiträge dazu unten.
>Die große Frage wird sein, was passiert, wenn das Feuer nachläßt. Ich denke, dann wird es keinen normalen Abschwung bei moderater Inflationsrate geben wie sonst, sondern tatsächlich offen fallende Preise.
So wird es kommen. Je später, desto heftiger.
>Doch hierauf kann natürlich reagiert werden. Die Staatsausgaben in den USA sind noch massiv ausdehnbar und die Notenbank hat mittlerweile auch wieder Pulver angesammelt.
Auch Japan hat die Staatsausgaben ausgedehnt und zwar massivissimo. Resultat: Keines. So einfach à la Keynes wird es nicht noch mal gehen, nirgendwo.
>Letztlich wird alles jedoch sicherlich an der Psychologie hängen. Doch hier wird man sagen, ich höre es schon jetzt: Gesunkene Preise sind wundervoll! Und die Leute werden kaufen und das Krisengespenst wird sich fürchten...
Wenn die Preise fallen, afllen die Gewinne. Damit die Aktien, über kurz oder lang, damit schwindet der"wealth effect", die Stimmung wird düsterer usw. Und wenn die Preise sinken: warum soll ich nicht warten, bis sie noch weiter gesunken sind?
>Diplomand
Besten Gruß
d.
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Diplomand
04.08.2000, 11:34
@ dottore
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Re: Deflation |
Lieber dottore,
dein Szenario ist von der Logik her nicht zu widerlegen. Aus dieser Sicht gibt es tatsächlich keinen Ausweg, zugegeben. Aber ist es nicht vielfach doch so, dass sich das Schicksal einfach nicht um die Logik kümmert, und doch etwas anderes passiert?
Ich bin in diesem Punkt sehr gespalten. Und der Riss geht mitten durch mich selbst. Einerseits wäre es natürlich schön, noch Jahrzehnte so sorglos weiterzuleben. Anderseits jedoch, wenn man den Sachen offen ins Auge blickt, und dann endlich das eintritt, was man immer gesagt hat...
Und: Schadenfreude ist ja auch eine reine Freude. Zumindestens geht mir das jetzt so, wenn ich an den Neuen Markt schaue. Aber vielleicht ist das ja auch nur mein schlechter Charakter.
Grüße
Diplomand
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