Das Geld läuft nach Amerika
ZÜRICH, 24. Oktober. Daß die Börse Erwartungen frühzeitig zu bezahlen pflegt, ist nichts Neues. Aber was sich im Augenblick an den Wertpapiermärkten tut, ist doch ungewöhnlich. Wenige Wochen nach dem Schock vom 11. September, zwischen Hoffen und Bangen über das Gelingen der Gegenangriffe der Amerikaner und dramatischer Gewinneinbrüche bei amerikanischen Konzernen läuft die angestaute Masse kurzfristiger Gelder wieder an die Börse, vorrangig nach Amerika. Die Zuversicht, daß alles gutgehen werde, ist offenbar grenzenlos.
Das Paradebeispiel ist ein Jumbo-Emissionspaket der Finanzierungstochter von Ford, der Ford-Motor-Credit über 9,4 Milliarden Dollar, aufgeteilt in fünf Tranchen mit unterschiedlichen Laufzeiten, wovon eine Tranche auch auf Euro lauten wird. Selbst für einen großen Konzern wie Ford ist eine solche Emissionsmasse von umgerechnet beinahe 20 Milliarden DM ein dicker Brocken. Ford läßt sich nicht lumpen und wird attraktive Kupons bieten, die zwischen 1,7 und 2,8 Prozent über den Zinssätzen amerikanischer Staatspapiere liegen sollen. Moody's und Standard & Poors folgen diesem forschen Emissionsvorhaben etwas unwillig: Ein"BBB" hält die Käufer nicht ab. Daß ein Autoriese wie Ford zahlungsunfähig werden könnte, hält man einfach für undenkbar und greift zu, als seien es Staatsanleihen. Ein anderer bekannter amerikanischer Konzern, die House Finance leiht sich 2 Milliarden Dollar und bietet deutlich mehr als 6 Prozent auf 10 Jahre. Auch hier sind die Details der Emissionsbedingungen noch nicht bekannt.
FAZ
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