Onkel eines Terror-Piloten als Stasi-IM geführt
Ein Großonkel des mutmaßlichen Terror-Piloten Ziad Jarrah, der am 11. September mit einer Boeing 757 in der Nähe von Pittsburgh abstürzte, war von 1985 bis zum Ende der DDR im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) registriert. Wie DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe berichtet, waren Beamte des Bundeskriminalamtes bei ihren Ermittlungen im Umfeld der Terror-Piloten in der Berliner Birthler-Behörde auf entsprechende Dokumente über Assem Omar Jarrah gestoßen. Sie belegen nach Angaben des Magazins, dass der Verwandte des verdächtigen Ziad Jarrah unter dem Decknamen Karsten Berg (Reg.-Nr. XV/1309/85) als IM geführt worden sei.
Ein weiterer Verwandter, Refet Jarrah, ist nach SPIEGEL-Informationen in einem Datenbestand der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe des MfS als Terrorist mit Geheimdienstanbindung erfasst. Weitere Hinweise fehlten.
Auch das Material über Assem Omar Jarrah, der 1983 als Pharmazie-Student aus dem Libanon nach Greifswald gekommen sei, ist eher spärlich. Dennoch seien die Angaben in den wenigen noch vorhandenen Unterlagen alarmierend. In einem Vermerk heiße es, Jarrah werde dem libyschen Geheimdienst zugeordnet. Und: Auf der Rückseite einer Streiflochkarte der Hauptabteilung XXII (Terrorabwehr) sei handschriftlich vermerkt, Jarrah habe Kontakt zu Personen, die im Operativvorgang"Händler" erfasst seien. Unter diesem Codewort habe das MfS Informationen über die Aktivitäten eines der berüchtigsten palästinensischen Terroristen der siebziger und achtziger Jahre gesammelt: Sabri Chalil al-Banna alias Abu Nidal.
Der operierte damals mit seiner"Fatah-Revolutionärer Rat" von Libyen aus, wo ihm Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi Ausbildungslager, Geld und Waffen zur Verfügung gestellt hatte.
Nach der Wende führte Jarrah nach Informationen des SPIEGEL zwei Handelsfirmen für medizin- und pharmazietechnische Geräte in Neubrandenburg und Greifswald, mit denen er unter anderem im Libyen-Geschäft aktiv gewesen sei. Beide Firmen sind nach Angaben des Magazins mittlerweile im Handelsregister gelöscht. Als der spätere Terror-Pilot Ziad Jarrah 1996 nach Greifswald gekommen sei, sei er in die Nachbarschaft seines Großonkels gezogen. Ob Assem Omar etwas von Ziads Plänen geahnt habe, lasse sich derzeit nicht feststellen: Im Juli 2001, zwei Monate vor den Anschlägen in den USA, habe er sich im Einwohnermeldeamt Greifswald abgemeldet - in den Libanon.
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,165959,00.html
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