RolandLeuschel
06.08.2000, 11:01 |
Eine versuchte Vorausschau Thread gesperrt |
Euro und 2003
Zur Zerstörung der Grundlagen einer Gesellschaft gibt es keine subtilere, keine sicherere Möglichkeit als die Währung zu zerstören.
Dabei werden alle versteckten Kräfte ökonomischer Gesetzmäßigkeiten in zerstörerischer Absicht eingeschaltet und diesen Prozeß durchschaut nicht einer unter Millionen. (Zitat von John Maynard Keynes, 1920)
Das was jetzt kommt sollte man teilweise ernst nehmen es darf jedoch zwischendurch auch gelacht werden, schließlich hält lachen die Seele gesund.
Ab jetzt bin ich der EZB-Präsident, zumindest stellen sie sich das vor. Es ist das Jahr 2003, die Wirtschaft ist mal wieder aus dem Tritt geraten, die Bürger wollen nicht recht Steuern zahlen, die Verschuldung steigt immer mehr. Das muß jetzt endlich gelöst werden.
Erste Maßnahme zur Veröffentlichung über Presse und Medien: Es sind die internationalen Spekulanten, welche unsere gemeinsame Hartwährung mit Weichmachern behandeln. Als Konsequenz daraus werden wir jetzt nicht mehr die Geldmengenziele und tatsächlichen Geldmengen angeben. Dies nützt doch nur den Spekulanten. Ihr braven Bürger braucht keine Angst zu haben. Nur Spekulanten haben Hintergedanken - das treiben wir denen aus. Hier klingt es fast schon wie bei GröFAZ. Und nun beim Hinterstübchen der EZB, bei der Versammlung aller Notenbankpräsidenten:"Unsere Völker haben wir beruhight" - Jetzt können wir langsam mit dem Drucken von Scheinen beginnen. Dadurch gewinnen wir Zeit. Das geht ja sowieso erst langsam mit einem Versatz von ein bis zwei Jahren in die Inflationsrate.
Auch diese Rate muß ja in zwei Jahren nicht unbedingt veröffentlicht werden. Zumindest kann man diese leicht zu unseren Gunsten verändern.
Jetzt wieder zu der Realität: Die Deflation käme nur dann, wenn es diese Hochleistungskriminellen nicht gäbe. Da eine langsam beginnende Inflation das Überleben dieser Banditen noch mindestens zehn bis zwanzig Jahre ermöglicht und außerdem während des Ablaufes erheblich einfacher auszuhalten ist als eine Deflation werden sie die Einstellschraube Richtung Inflation stellen. Wenn ich meinen Bauch befrage dann meine ich fast, daß ein Teil davon schon in der Krise 1997 gebastelt wurde. Wir wären sonst wahrscheinlich schon viel weiter unten.
Dottores Artikel über Japan ist völlig richtig, jedoch glaube ich, das gerade deswegen in den USA und Europa versucht wird, nicht in diese Liquiditätsfalle zu geraten. Wenn das auch nur mit einem passiert dann ist das Spiel sofort aus.
RL
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black elk
06.08.2000, 11:20
@ RolandLeuschel
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Re: Eine versuchte Vorausschau |
Hi RL,
dein Beitrag geht auch in die Richtung, die ich favorisiere. Die Politiker wollten den Euro und sie werden ihn nicht wieder hergeben, bis zum bitteren Ende und zur totalen Selbstterstörung. Wo Idealismus (besser Fanatismus) im Spiel ist, habe Argumente keine Chance. Deshalb glaube ich an künfigen Protektionismus. Wenn etwas aus dem Ruder läuft sind immer die anderen Schuld, nicht man selbst. Also wir am Euro und der Finanzpolitik rumgedoktort werden bis zum es geht nicht mehr. Oder glaubt jemand wirklich, die Politiker geben den Euro freiwillig wieder her? Das würde ja an Selbstaufgabe und Verleugnung grenzen, nein das geht nicht.
Deshalbt halte ich ein Szenario wie in Malysia (Mahatir) für denkbar. Nein kein Faschismus, aber eine Art autoritäres Europa mit Parallelen zu Staaten der dritten Welt. Dort gehört den Politikern, der Wirtschaft, der Justiz und dem Militär das Land. Das Volk hungert. Bei uns nicht möglich, na da bin ich mir nicht so sicher. Was würden unsere Politiker denn wohl tun, wenn der Euro weiter abstürzt? Sie würden die Gunst der Stunde nutzen und ihre langgehegten Pläne verwirklichen, also Kapitalverkehrskontrollen, Devisenbeschränkungen, die Börse würde erstmal dichtgemacht werden (s. Malaysia). Alles natürlich nur zur Rettung Europas und des Euros. Wie du schon sagst, Schuld sind natürlich die Spekulanten und Kriminellen. Deshalb ist auch jedes Mittel recht um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen. Und ich bin sicher, die Mehrheit wird der Politik glauben und diese Pläne unterstützen! Schließlich hat nicht jeder Aktien (oder hat bis dahin vorsorglich verkauft). Aber jeder hat den Euro und will eine sichere Rente. Also kein Problem für Joschka, den bösen Kappitalisten endgültig das Handwerk zu legen und seine Ideologie durchzusetzten.
Vielleicht wird der Euro ja der Auslöser für das Desaster und die gravierenden Veränderungen bringen uns ein autoritäres Europa. Eine Krise, da bin ich mir sicher, würden unsere Herren Politker (die jetzt an der Macht sind)gnadenlos ausnutzen um ihre Vorstellungen zu zementieren. Vielleicht ist das ja auch so gewollt?
black elk
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Sascha
06.08.2000, 11:30
@ RolandLeuschel
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Ich kann nicht ganz übereinstimmen! |
> Zur Zerstörung der Grundlagen einer Gesellschaft gibt es keine > subtilere, keine sicherere Möglichkeit als die Währung zu zerstören.
In der Tat!
> Ab jetzt bin ich der EZB-Präsident, zumindest stellen sie sich das vor. > Es ist das Jahr 2003, die Wirtschaft ist mal wieder aus dem Tritt geraten, > die Bürger wollen nicht recht Steuern zahlen, die Verschuldung steigt immer > mehr. Das muß jetzt endlich gelöst werden.
Das Problem kann man nicht lösen nur etwas aufschieben und das ist schon geschehen. (mehr als 100 Zinssenkungen weltweit als Reaktion auf die Einbrüche an den Aktienmärkten von Ende 1997 und Sommer 1998)
> Erste Maßnahme zur Veröffentlichung über Presse und Medien: Es sind die > internationalen Spekulanten, welche unsere gemeinsame Hartwährung mit > Weichmachern behandeln.
Vorher waren es jahrelang die fehlenden Reformen, die Bürokratie & Co und nun sollen es auf einmal NUR die Spekulanten sein. Ein etwas denkender Mensch merkt doch die Lüge. Und gerade hier im Forum gibt es viele Menschen, die die Aussagen von Politikern und die Echtheit von Wirtschaftsdaten sehr kritisch betrachten.
> Als Konsequenz daraus werden wir jetzt nicht mehr die Geldmengenziele und > tatsächlichen Geldmengen angeben. Dies nützt doch nur den Spekulanten. Ihr > braven Bürger braucht keine Angst zu haben. Nur Spekulanten haben > Hintergedanken - das treiben wir denen aus. Hier klingt es fast schon wie bei > GröFAZ.
Hier liegt meiner Meinung nach dein Denkfehler. In dem Moment, in dem die EZB oder die Politiker ankündigen die Geldmengenzahlen wegen der SPEKULANTEN nicht mehr zu veröffentlichen kapitulieren (!!!) sie doch. Es steht dann sozusagen 1:0 für die Spekulanten und dann werden die erst richtig damit beginnen"gegen die Währung zu schießen". Die Folgen davon sind natürlich katastrophal. Sicher ist die Situation nicht DIREKT mit der in Asien vor der Asienkrise vergleichbar, aber dort begann die Sache auch mit der Spekulation gegen den thailändischen Baht.
> Und nun beim Hinterstübchen der EZB, bei der Versammlung aller > Notenbankpräsidenten:"Unsere Völker haben wir beruhight" - Jetzt können wir > langsam mit dem Drucken von Scheinen beginnen. Dadurch gewinnen wir Zeit. Das > geht ja sowieso erst langsam mit einem Versatz von ein bis zwei Jahren in die > Inflationsrate.
Meinst Du wirklich, daß ALLE Notenbankpräsidenten, die Aufsichtführenden Personen in den Druckereien ALLE käuflich sind oder da mitmachen. Außerdem merke ich die Inflation spätestens dann wenn im Laden nebenan die Preise ungewöhnlich schnell steigen.
> Auch diese Rate muß ja in zwei Jahren nicht unbedingt veröffentlicht > werden. Zumindest kann man diese leicht zu unseren Gunsten verändern.
Du meinst wahrscheinlich, daß der Staat damit leicht und locker seine dicken Staatsschulden abbauen kann. So einfach funktioniert das aber nicht. Der Staat hat sich das Geld von ausländischen Investoren, deutschen Bürgern usw. geliehen (z.B. Anleihen, Bundesschatzbriefe). Jedem Gläubiger steht immer ein Schuldner gegenüber, oder? Wenn der Staat also der große Gewinner ist (durch deine Inflation) gibt es auch Verlierer (das können Leute mit Geld, Banken usw. sein, die ein gewisses Machtpotential bzw. Einfluß haben) - und die lassen sich das nicht so einfach gefallen.
Ich sage nicht, daß man durch etwas drucken und das Senken von Zinsen, die Katastrophe nicht tatsächlich etwas aufschieben kann, allerdings: Irgendwann ist der Zins bei 0 - spätestens dann ist das Ende erreicht. Dann fällt man allerdings tiefer, man vorher höher gestiegen ist (mehr inflationierte)
Sascha
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Sascha
06.08.2000, 11:35
@ Sascha
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Hallo dottore und alle anderen! - Eine Frage! |
Hallo
Roland Leuschel's Ansatz, das ganze Problem durch Gelddrucken zu lösen ist interessant. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß es funktioniert. Nun würden mich weitere Meinungen dazu interessieren, d.h. was spricht dafür das es funktioniert und was spricht dagegen.
Tschau
Sascha
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Bart
06.08.2000, 13:18
@ RolandLeuschel
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Re: Eine versuchte Vorausschau |
Jetzt muss ich doch mal was dazu schreiben. Sie machen ihrem"Vorbild" dass sie im Namen tragen nicht gerade Ehre. Es erscheint mir auch dass da hin und wieder einiges durcheinander gebracht wird - in diesen fantasiereichen Beiträgen. Aber was solls. Übrigens gibt es für einen Monetaristen keine Liquiditätsfalle. Keynes wird auch sehr häufig missverstanden - leider.
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RolandLeuschel
06.08.2000, 13:24
@ Sascha
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Re: Hallo dottore und alle anderen! - Eine Frage! |
Du mußt hier etwas falsch verstanden haben. Ich habe nicht geschrieben das das Problem mit dem Gelddrucken gelöst wird. Es kann überhaupt nicht gelöst werden, es kann höchstens noch etwas vertagt werden. Es gibt keinen einzigen Staat der seine Schulden zurückbezahlt hat, wenn sie eine gewisse Größenordnung angenommen haben.
Aber: Die Inflation ist gemütlicher als eine Deflation. Das heißt: Warmlaufen einer gemäßigten Inflation mit am Schluß hyperinflationären Zuständen jedoch bevor dies richtig einsetzt wird Währungsreform gemacht und das heißt auf deutsch: Währungsreform = Staatsbankrott (siehe Krisenschaukel)
RL
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Bart
06.08.2000, 14:09
@ RolandLeuschel
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Re: Hallo dottore und alle anderen! - Eine Frage! |
Aber man sollte bitte bei dieser Argumentation nicht den armen Keynes mit reinziehen. Der kann sich nicht mehr wehren. Ist nicht böse gemeint, aber es hat für mich eben den Anschein, als hätte Keynes mit den beschriebenen Maßnahmen irgend etwas zu tun - gehabt. Das wäre aber völlig aus dem Zusammenahng gegriffen und meiner Meinung nach vom Grundsatz her falsch.
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