QuertreiBär
08.11.2001, 12:21 |
Was bedeutet"Analyse"? Thread gesperrt |
Kann mir jedem sagen was das Wort"Analyse" im eigentlichen Sinne bedeutet und wo das Wort herkommt, bzw. was es ursprünglich bedeutete?
QuertreiBär
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El Sheik
08.11.2001, 12:38
@ QuertreiBär
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Re: Was bedeutet |
>Kann mir jedem sagen was das Wort"Analyse" im eigentlichen Sinne bedeutet und wo das Wort herkommt, bzw. was es ursprünglich bedeutete?
>QuertreiBär
So viel ich weiß, stammt dies von dem griechischen Wort: to anatoi = schneiden. Daher auch Anatomie = Leichenfledderei.
Der zweite Stamm"lys": Kann ich nicht mit dienen, denn leider gilt:
Sapientia vino obumbratur. (Weisheit wird vom Wein umschattet)
Nüchtern grüssend
El Sheik
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futzi
08.11.2001, 12:39
@ QuertreiBär
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Re: Was bedeutet |
die; -,-n 1. systematische Untersuchung eines Phänomens oder
Gegenstands in allen Einzelheiten und Aspekten 2. (chem.)
Ermittlung aller Bestandteile oder Elemente von Stoffen und
Gemischen 3. (chem.) Ermittlung der mengenmäßigen
Zusammensetzung von Stoffen und Gemischen
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Optimus
08.11.2001, 13:17
@ El Sheik
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Re: Was bedeutet |
>>Kann mir jedem sagen was das Wort"Analyse" im eigentlichen Sinne bedeutet und wo das Wort herkommt, bzw. was es ursprünglich bedeutete?
>>QuertreiBär
>So viel ich weiß, stammt dies von dem griechischen Wort: to anatoi = schneiden. Daher auch Anatomie = Leichenfledderei.
Anatomie = Lehre vom Bau des menschlichen Körpers und seiner Organe!!!!
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Uwe
08.11.2001, 14:18
@ QuertreiBär
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Re: Was bedeutet Analyse? Hier eine Auflösung ;-) |
Analyse = Auflösung, Zergliederung, Untersuchung (griech.)
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Firmian
08.11.2001, 15:27
@ QuertreiBär
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Kluge Ethymologisches Wörterbuch, 22.Auflage |
Kann mir jedem sagen was das Wort"Analyse" im eigentlichen Sinne bedeutet und wo das Wort herkommt, bzw. was es ursprünglich bedeutete?
QuertreiBär
Analyse 'Zergliederung, Untersuchung'.
Aus dem gr.analyein"zergliedern, auflösen", zu gr.lyein"lösen".
Im 16.Jh. zunächst als 'analysis', dem gr. Nomen actionis. Im Griechischen ein Terminus der mathematischen und philosophischen Methodenlehre. In der Neuzeit Ausweitung auf 'wissenschaftkiche Untersuchung'.
hth Firmian
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Galiani
08.11.2001, 17:33
@ QuertreiBär
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Also vielleicht darf ich da auch noch meinen Senf dazugeben: |
Hallo
Die enzyklopädische Aufbereitung des Begriffes der"Analyse" haben Uwe, futzi, El Sheik und Optimus bereits besorgt. Vielleicht darf ich ergänzend noch nachtragen, daß das Wort von griechisch analysis ="Auflösung","Zergliederung" kommt und die Zerlegung eines zusammengesetzten Ganzen in seine Elemente bezeichnet; - im Gegensatz zur"Synthese", der strukturrichtigen Zusammensetzung der Elemente. (Jedes Ganze setzt sich aus seinen Elementen und der Struktur zusammen, in der diese Elemente angeordnet sind.)
Abgesehen von unzähligen analytischen Fachgebieten, die uns heute überall begegnen, - etwa die numerische Analyse, die Funktionen-Analyse, die Spektral-Analyse u.s.w. ad libidum, - zergliedert die logische Analyse, die Dich, wie ich annehme, hier ja vornehmlich interessiert, Begriffe, Sachverhalte oder beliebig verwickelte gedankliche Konstruktionen mit dem Ziel der Erkenntnis, also dem Ziel, sämtliche häufig nur unvollständig oder unklar mitgedachten Elemente, Merkmale, Prämissen oder Konsequenzen sich oder anderen zu Bewußtsein zu bringen, dadurch Bestimmtheit des Begriffes zu erzielen und sich die Eigenart, Stellung und Bedeutung der Elemente in der Gesamt-Struktur einzuprägen (so daß danach die Synthese keine besonderen Schwierigkeiten mehr macht).
(Die Analyse der von dottore geäußerten Thesen über die ökonomische Kapitalbildung hat beispielsweise zu einer Reihe von Erkenntnissen geführt, die ohne diese Analyse nicht ohne weiteres möglich waren: Etwa, daß die Auffassung dottores dem Say'schen Theorem widersprechen und daß"Ersparnisbildung" ="Kapitalbildung" ="Erzeugung von Produktionsgütern" durch Skalenerträge und Produktionsumwege bei wachsender Gesamterzeugung durchaus ohne Verschuldungsvorgänge nicht nur möglich sind, sondern sich zusammen mit der Gesamtproduktion sogar praktisch grenzenlos vermehren können.)
Im allgemeinen Sprachgebrauch besteht also zwischen"Analyse" und dem Vorgang des Lösens von (vor allem Erkenntnis-)Problemen ein sehr enger Zusammenhang. Die Techniken, die man dabei benutzt, um am schnellsten an das gewünschte Ziel zu kommen, hat man mittlerweile unter dem Namen"Heuristik" zu einem eigenen Forschungsgebiet entwickelt. Tatsächlich hat diese Frage, wie man beim"Analysieren" am klügsten vorgehen soll, die Menschen aber schon immer beschäftigt. Gerade als ich, um Dir diese Zeilen zu schreiben, meinen Descartes hervorhole, finde ich darin ein von mir vor langer Zeit dort abgelegtes Zitat des römischen Kaisers Marc Aurel Antonius (121-180) mit folgendem Wortlaut:
<ul>"Mache dir selbst eine Erklärung oder Vorstellung von der Sache, die sich Dir darstellt, so daß du genau siehst, wie ihre Art und ihr Wesen ist, wie sie unverhüllt und in ihrer Ganzheit sich darbietet und bilde dir selbst den richtigen Begriff und dessen Bezeichnung sowie die Begriffsbezeichnungen der Elemente, aus denen sie zusammengesetzt ist und in die sie zerlegt werden kann. Denn nichts vermag so sehr den Geist zu erheben, als wenn man fähig ist, jedes Objekt, das sich im Leben darstellt, methodisch und richtig zu prüfen und die Dinge so zu sehen, daß man gleichzeitig bemerkt, welcher Art von Ganzheit es ist, welchen Nutzen jeder Teil dabei schafft, welchen Wert jeder Teil in Beziehung auf das Ganze hat, welchen in Beziehung auf den Menschen, der ein Bürger der bedeutendsten Stadt ist (G.: nämlich das alte Rom), zu der alle anderen Städte gleichsam wie Familienmitglieder zählen, was jedes Ding ist, woraus es besteht und wie lange es seiner Natur nach währen kann."</ul>
Ein sehr schönes und wichtiges Zitat. Ich tat gut daran, mir das aufzuheben...
Die moderne"Heuristik" aber begann in der Neuzeit mit René Descartes (1596 - 1650), den diese Fragen sein ganzes Leben lang beschäftigt haben. Erst lange nach seinem Tod erschienen (als unvollendetes Fragment) seine wohl um 1625 entstandenen 21"Regeln zur Leitung des Geistes". Weil dem Autor die Beobachtung so vieler Regeln beim Problemelösen aber offenbar selbst zu kompliziert erschien, komprimierte er das Ganze in seinen berühmten"Discours de la méthode" ("Abhandlungen über die Methode seine Vernunft richtig zu leiten und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen"), die 1637 im Druck erschienen. Dieses Büchlein, das kaum 70 Seiten umfaßt, sollte jeder Schüler, jeder Student, jeder, der jemals in seinem Leben ein Sachproblem zu lösen hat, als Pflichtlektüre studieren. (Ich hatte die 4 Regeln des Discours' tatsächlich lange Jahre als Grundprinzipien für die Fehlersuche im technischen Bereich eines High-Tech Unternehmens in Form einer Arbeitsanweisung an meine Mitarbeiter mit großem praktischen Erfolg festgeschrieben.) Zusammengefaßt und leicht adaptiert lauten diese 4 Regeln:
1.) Zweifle an gar allem; insbesondere an dem, was du gewohnt bist, als selbstverständlich anzunehmen. (Diese erste Regel ist in der seltsamen Form"Ich denke, daher bin ich" als einziges Bruchstück des Descartes den meisten Gebildeten bekannt.)
2.) Zerlege das Problem in soviele Teile wie möglich und erforderlich.
3.) Durchlaufe gedanklich die gesamte Problemstruktur von den einfachsten Elementen über die zusammengesetzten Gebilde bis zu den komplexesten Strukturen so oft und so lange bis dir ihre Ordnung völlig geläufig ist und du alles überblickst. Und
4.) Mach dir von allen Details bei dieser Vorgangsweise so vollständige Aufzeichnungen und so allgemeine Übersichten wie möglich und stelle dabei absolut sicher, daß du nichts ausläßt und nichts vergißt.
An modernerer Literatur zu diesem Thema möchte ich etwa das bemerkenswerte Buch von G. Polya erwähnen (Schule des Denkens - Vom Lösen mathematischer Probleme; Bern 1949/3.Aufl. 1980)."Heuristik" wird aber, wie ich gelesen habe, neuerdings auch verschiedentlich an Universitäten gelehrt.
Gruß
G
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Euklid
08.11.2001, 19:51
@ Galiani
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Re: Kompliment zu diesem Text! Erste Sahne |
>Hallo
>Die enzyklopädische Aufbereitung des Begriffes der"Analyse" haben Uwe, futzi, El Sheik und Optimus bereits besorgt. Vielleicht darf ich ergänzend noch nachtragen, daß das Wort von griechisch analysis ="Auflösung","Zergliederung" kommt und die Zerlegung eines zusammengesetzten Ganzen in seine Elemente bezeichnet; - im Gegensatz zur"Synthese", der strukturrichtigen Zusammensetzung der Elemente. (Jedes Ganze setzt sich aus seinen Elementen und der Struktur zusammen, in der diese Elemente angeordnet sind.)
>Abgesehen von unzähligen analytischen Fachgebieten, die uns heute überall begegnen, - etwa die numerische Analyse, die Funktionen-Analyse, die Spektral-Analyse u.s.w. ad libidum, - zergliedert die logische Analyse, die Dich, wie ich annehme, hier ja vornehmlich interessiert, Begriffe, Sachverhalte oder beliebig verwickelte gedankliche Konstruktionen mit dem Ziel der Erkenntnis, also dem Ziel, sämtliche häufig nur unvollständig oder unklar mitgedachten Elemente, Merkmale, Prämissen oder Konsequenzen sich oder anderen zu Bewußtsein zu bringen, dadurch Bestimmtheit des Begriffes zu erzielen und sich die Eigenart, Stellung und Bedeutung der Elemente in der Gesamt-Struktur einzuprägen (so daß danach die Synthese keine besonderen Schwierigkeiten mehr macht).
>(Die Analyse der von dottore geäußerten Thesen über die ökonomische Kapitalbildung hat beispielsweise zu einer Reihe von Erkenntnissen geführt, die ohne diese Analyse nicht ohne weiteres möglich waren: Etwa, daß die Auffassung dottores dem Say'schen Theorem widersprechen und daß"Ersparnisbildung" ="Kapitalbildung" ="Erzeugung von Produktionsgütern" durch Skalenerträge und Produktionsumwege bei wachsender Gesamterzeugung durchaus ohne Verschuldungsvorgänge nicht nur möglich sind, sondern sich zusammen mit der Gesamtproduktion sogar praktisch grenzenlos vermehren können.)
>Im allgemeinen Sprachgebrauch besteht also zwischen"Analyse" und dem Vorgang des Lösens von (vor allem Erkenntnis-)Problemen ein sehr enger Zusammenhang. Die Techniken, die man dabei benutzt, um am schnellsten an das gewünschte Ziel zu kommen, hat man mittlerweile unter dem Namen"Heuristik" zu einem eigenen Forschungsgebiet entwickelt. Tatsächlich hat diese Frage, wie man beim"Analysieren" am klügsten vorgehen soll, die Menschen aber schon immer beschäftigt. Gerade als ich, um Dir diese Zeilen zu schreiben, meinen Descartes hervorhole, finde ich darin ein von mir vor langer Zeit dort abgelegtes Zitat des römischen Kaisers Marc Aurel Antonius (121-180) mit folgendem Wortlaut:
><ul>"Mache dir selbst eine Erklärung oder Vorstellung von der Sache, die sich Dir darstellt, so daß du genau siehst, wie ihre Art und ihr Wesen ist, wie sie unverhüllt und in ihrer Ganzheit sich darbietet und bilde dir selbst den richtigen Begriff und dessen Bezeichnung sowie die Begriffsbezeichnungen der Elemente, aus denen sie zusammengesetzt ist und in die sie zerlegt werden kann. Denn nichts vermag so sehr den Geist zu erheben, als wenn man fähig ist, jedes Objekt, das sich im Leben darstellt, methodisch und richtig zu prüfen und die Dinge so zu sehen, daß man gleichzeitig bemerkt, welcher Art von Ganzheit es ist, welchen Nutzen jeder Teil dabei schafft, welchen Wert jeder Teil in Beziehung auf das Ganze hat, welchen in Beziehung auf den Menschen, der ein Bürger der bedeutendsten Stadt ist (G.: nämlich das alte Rom), zu der alle anderen Städte gleichsam wie Familienmitglieder zählen, was jedes Ding ist, woraus es besteht und wie lange es seiner Natur nach währen kann."</ul>
>Ein sehr schönes und wichtiges Zitat. Ich tat gut daran, mir das aufzuheben...
>Die moderne"Heuristik" aber begann in der Neuzeit mit René Descartes (1596 - 1650), den diese Fragen sein ganzes Leben lang beschäftigt haben. Erst lange nach seinem Tod erschienen (als unvollendetes Fragment) seine wohl um 1625 entstandenen 21"Regeln zur Leitung des Geistes". Weil dem Autor die Beobachtung so vieler Regeln beim Problemelösen aber offenbar selbst zu kompliziert erschien, komprimierte er das Ganze in seinen berühmten"Discours de la méthode" ("Abhandlungen über die Methode seine Vernunft richtig zu leiten und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen"), die 1637 im Druck erschienen. Dieses Büchlein, das kaum 70 Seiten umfaßt, sollte jeder Schüler, jeder Student, jeder, der jemals in seinem Leben ein Sachproblem zu lösen hat, als Pflichtlektüre studieren. (Ich hatte die 4 Regeln des Discours' tatsächlich lange Jahre als Grundprinzipien für die Fehlersuche im technischen Bereich eines High-Tech Unternehmens in Form einer Arbeitsanweisung an meine Mitarbeiter mit großem praktischen Erfolg festgeschrieben.) Zusammengefaßt und leicht adaptiert lauten diese 4 Regeln:
>1.) Zweifle an gar allem; insbesondere an dem, was du gewohnt bist, als selbstverständlich anzunehmen. (Diese erste Regel ist in der seltsamen Form"Ich denke, daher bin ich" als einziges Bruchstück des Descartes den meisten Gebildeten bekannt.)
>2.) Zerlege das Problem in soviele Teile wie möglich und erforderlich.
>3.) Durchlaufe gedanklich die gesamte Problemstruktur von den einfachsten Elementen über die zusammengesetzten Gebilde bis zu den komplexesten Strukturen so oft und so lange bis dir ihre Ordnung völlig geläufig ist und du alles überblickst. Und
>4.) Mach dir von allen Details bei dieser Vorgangsweise so vollständige Aufzeichnungen und so allgemeine Übersichten wie möglich und stelle dabei absolut sicher, daß du nichts ausläßt und nichts vergißt.
>An modernerer Literatur zu diesem Thema möchte ich etwa das bemerkenswerte Buch von G. Polya erwähnen (Schule des Denkens - Vom Lösen mathematischer Probleme; Bern 1949/3.Aufl. 1980)."Heuristik" wird aber, wie ich gelesen habe, neuerdings auch verschiedentlich an Universitäten gelehrt.
>Gruß
>G
5.) Versuche die Aufgabe einzugrenzen indem Du Sonderfälle zu diesem Problem gedanklich bearbeitest.Dadurch kann evtl eine obere und untere Schranke erkannt werden.
Diese heuristische Schulung wird besonders beim Schachspielen geweckt.Als markantes Beispiel gilt die Umwandlung eines durchgebrochenen Bauers den ein Spieler nicht (wie fast immer) in eine Dame verwandelt hat.Durch die Verwandlung in einen Springer konnte er den gegnerischen König und die gegenerische Dame in die Gabel nehmen worauf anschließend die Dame gegessen war.
Übrig blieb bei dieser Konstellation der Springer als Vorteil.Wenn er wie üblich die Dame genommen hätte wäre die Partie remis ausgegangen da die gegnerische Dame ja geblieben wäre.
Gruß EUKLID
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dottore
08.11.2001, 20:27
@ Galiani
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Re: Großartiger Text, verehrter Galiani! Bloß wozu dieser Hieb? |
Dieser nämlich:
>(Die Analyse der von dottore geäußerten Thesen über die ökonomische Kapitalbildung hat beispielsweise zu einer Reihe von Erkenntnissen geführt, die ohne diese Analyse nicht ohne weiteres möglich waren: Etwa, daß die Auffassung dottores dem Say'schen Theorem widersprechen und daß"Ersparnisbildung" ="Kapitalbildung" ="Erzeugung von Produktionsgütern" durch Skalenerträge und Produktionsumwege bei wachsender Gesamterzeugung durchaus ohne Verschuldungsvorgänge nicht nur möglich sind, sondern sich zusammen mit der Gesamtproduktion sogar praktisch grenzenlos vermehren können.)
Ich widerspreche dem Say'schen Theorem vehement, wie bereits gepostet. Denn Say war nicht imstande, in Zeitabläufen zu denken. Für ihn gilt: Alles Angebot schafft sich gleichzeitig seine Nachfrage, was - selbst im Falle von Nichtgewinnabsicht der Anbieter - schon allein deshalb niemals aufgehen kann, weil zwischen Erstellung des Angebots und Ausübung der (in der Tat und unbezweifelbar erscheinenden!) Nachfrage mit Hilfe der Erstellung des Angebots ganz einfach ZEIT VERSTREICHT.
Und dieser Zeitablauf hat einen Namen: ZINS.
Die Ã-konomie hat sich in diesem Punkt seit Jean-Baptiste Say (1767-1832) nicht weiter entwickelt. Ich teile selbstverständlich Say's liberalen Ansatz, aber in keiner Weise seine Erklärung des Ablaufs (!) der Wirtschaft.
Sie selbst, lieber Galiani, erkennen dies, ohne es vermutlich zu merken, denn Sie schreiben:
Etwa, daß <font color="FF0000">"Ersparnisbildung"</font> ="Kapitalbildung" ="Erzeugung von Produktionsgütern" durch Skalenerträge und Produktionsumwege bei wachsender Gesamterzeugung durchaus <font color="FF0000">ohne Verschuldungsvorgänge</font> nicht nur möglich sind...
<font color="FF0000">ERSPARNISBILDUNG o h n e VERSCHULDUNGSVORGÄNGE ist dann wohl was? Eine Existenz von SPARbüchern, aus denen keine Bank verpflichtet, also verSCHULDet wäre? Hortung? Anhäufung von Schornsteinfegerkugeln? Nur mal eben so in den Raum gestellte Fabriken?
WAS ist"Kapitalbildung" - wenn sie nicht durch die Erträge aus diesem Kapital bewertbar wäre? Und wenn es Erträge sind (hoffentlich!), dann die Frage: Wie wird der GEWINN, der diese Erträge begleiten soll, REALISIERT?</font>
Oder wird alles netto-netto durchgereicht? Ohne Rücksicht auf Erträge, die dem Unternehmer zustehen sollten, weil er ein RISIKO eingegangen ist? Was wäre denn dann überhaupt ein"Risiko"?
Ist es ein Risiko, das sich ergibt, weil dummerweise die Nachfrage nicht genau ihr Ziel trifft, nämlich das abzunehmen, was es (seine Quelle = Kosten der Produktion) auf den Weg gebracht hat?
Oder ist es doch MEHR? Nämlich das Risiko, dass sich nicht genügend Abnehmer finden, die außer der ihnen - ex Faktorkostenauszahlung - zur Verfügung stehenden Nachfrage noch ZUSÄTZLICHE Nachfrage, und dies durch ZUSÄTZLICHE VERSCHULDUNG ausüben?
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Gruß, sehr herzlich,
d.
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Galiani
08.11.2001, 20:46
@ Galiani
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Nachtrag |
Hallo
Vielleicht ist im Zusammenhang mit dem Thema"Analyse" das folgende noch interessant:
Zu dem Programm, mit dem seinerzeit die Mitarbeiter meines (mittlerweile verkauften) Unternehmens zu exakter Problemanalyse miotiviert worden sind, gehörte auch ein kleiner Metallaufsteller auf jedem Schreibtisch mit dem nachfolgenden Text:
[img][/img]
Nochmals Grüße
G.
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Galiani
08.11.2001, 20:51
@ dottore
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Tut mir leid, dottore, war nicht als 'Hieb' gemeint! |
Say wird in der Tat, wie wir beide wissen, mancherorts zurückhaltend kommentiert. Aber, wie auch immer! Es tut mir leid! Ich hätte ein anderes Beispiel wählen sollen.
Liebe Grüße und bitte entschuldigen Sie meine Ungeschicklichkeit.
G.
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QuertreiBär
08.11.2001, 21:23
@ Optimus
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@ die Anwortenden: Merci |
Vielen Dank für die ausführlichen und inspirierenden Antworten, insbesondere an Galiani.
Eure Postings haben mir bei einer akuten Fragestellung sehr geholfen.
Beste Grüße
QuertreiBär
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dottore
08.11.2001, 22:43
@ Galiani
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Re: Schon okay, es geht ums THEOREM! Und DAS ist das mainstream-Zentrum! |
>Say wird in der Tat, wie wir beide wissen, mancherorts zurückhaltend kommentiert.
Hi Galiani,
was heißt"zurückhaltend"?
Entweder das Theorem stimmt oder es stimmt nicht.
Immerhin gab's für das Theorem Nobelpreise, zuletzt: 1983: Gerard Debreu. Zu ihm die EB:
"For having incorporated new analytic methods into economic theory and for his rigorous reformulation of the theory of general equilibrium."
Das"economic equliibrium" ist aber nichts als die bekannte Gleichung
<font color="FF0000">1 = 1</font>
Und ich meine: SIE STIMMT NICHT!
Für den Beweis des Gegenteils darf ich mir erlauben, spasseshalber (aber Ernst gemeint) ein Tausendstel der Summe auszusetzen, die M. Debreu für seine"Theorie" (ex Say, naturellement) kassieren durfte.
Ans Werk!
Und beste Grüße
d.
Und gern auch das sei konzediert:
"Ich hätte ein anderes Beispiel wählen sollen."
Wählen Sie!
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Galiani
08.11.2001, 23:09
@ dottore
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@dottore:Ich hätte ein anderes Beispiel wählen sollen,aber m.E. stimmt Say! Gruß (owT) |
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Sascha
09.11.2001, 02:33
@ Galiani
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Reingestellt für Euklid |
[img][/img]
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Galiani
09.11.2001, 14:48
@ Sascha
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@Euklid: Bei SOLCHEN Problemen geht es obendrein noch um KREATIVITÄT! |
Hallo Euklid
Hallo Sascha
Danke für diese Checkliste. Da es dabei aber nicht (nur) um Erkenntnis-Probleme, sondern vor allem um Probleme anderer Art geht, nämlich um das Problem, einen Plan zu erstellen oder irgendetwas anderes"fertigzustellen", braucht es hier MEHR als nur"logisches Analysieren" also"Zergliedern" und zu versuchen, die Teile geistig wieder richtig zusammenzusetzen.
Nämlich KREATIVITÄT! (Es ist ein ernstes Manko bei Descartes, daß er diesen Aspekt völlig übersehen hat!)
In praxi ist der Nutzen solcher Checklists nach meinen Erfahrungen eher gering. (Ich bin seit ich mich vor 30 Jahren mit diesem Thema zu beschäftigen begann, wahrscheinlich über ein Dutzend solcher Checklists gestolpert; - von Schulen, von staatlichen/öffentlichen Instituten, die private Unternehmen unterstützen sollen, und - vor allem - von Beratern!) Der Grund für den mageren Nutzen ist wohl derselbe, der Descartes davon abhielt, seine"Regeln zur Leitung des Geistes" zu publizieren: Zu komplex! Zu wenig flexibel auf unterschiedliche Probleme adaptierbar! Zu viel! (Während man die 4 Regeln des"Discours" bequem auch bei über mehrere Tage sich erstreckenden"Problemlösungs-Sessionen", die ich erlebt habe, im Kopf behalten und sich danach richten kann!)
Gruß
G
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