dottore
13.11.2001, 19:45 |
Napoleon, der große"Feldherr" - mit BESTER GRAFIK ALLER ZEITEN - hier: Thread gesperrt |
Ich bitte ausdrücklich die Grafik zu studieren, die weiter unten erscheint, Danke!)
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Hi,
mein Napoleon-Posting ("Massenschlächter") war auf Widerstand gestoßen. Dafür kamen Eulogen auf den"großen Feldherrn". Wozu vermutlich die Glorifizierungen von Austerlitz und Jena & Auerstädt beigetragen haben mögen.
Tatsächlich hat Napoleon alles vergeigt, was es nur zu vergeigen gab: Ägypten, Trafalger, Besetzung Englands, Leipzig und schließlich Waterloo.
Das ungeheuerlichste Ding aber, was er sich militärisch geleistet hat, war der Feldzug gegen Russland. Abgesehen davon, dass es bereits genügend Warnungen in solchen Angelegenheiten gegeben hatte (Schweden bei Poltawa), ging er in einer derart kindisch amateurhaften Art und Weise vor, dass es schier unglaublich ist.
Gegen das, was Napoleon 1812/13 veranstaltete, war selbst ein Mann wie Hitler eine strategische Extra-Klasse.
Zur Sache:
Napoleon überschritt die polnisch-russische Grenze mit 422.000 Mann, was knapp 40 Divisionen entspricht. Es war das bis dahin mit Abstand größte Heer, das jemals aufgeboten wurde. Wenig später trennten sich auf seinen Befahl zunächst 6000 Mann (wir werden sie wiedersehen) und 22.000 Mann"Reserve".
Der Feldzug umfasste dann noch 400.000 Mann, von denen sich wenig später weitere 33.000 Mann als im Feldzugsgebiet verbleibende"Reserve" abteilten, der wir beim Rückzug ebenfalls begegnen werden.
Von diesen Trupppen brachte er - sage und schreibe - ganze 100.000 Mann bis nach Moskau.
Das ist für einen Feldherrn, der von Sieg zu Sieg eilte und seinen Generälen auf dem Vormarsch Marschallstäbe und Titel en masse vergab, geradezu sagenhaft!
Die 100.000 Mann mussten dann Moskau aus den bekannten Gründen (Stadt eingeäschert, der Winter, der Winter...) fluchtartig verlassen. Die Zahl der Truppen verminderte sich bis kurz vor dem Übergang über die Beresina auf sage und schreibe 20.000 Mann.
<font color="FF0000">In so kurzer Zeit (kaum vier Wochen) hat noch niemals ein Feldherr der Geschichte nur durch Truppenbewegung so viele Soldaten verloren!</font>
Vor der Beresina stieß dann die zweite Reserve wieder zur Hauptarmee, die dann mit rund 50.000 Mann den Übergang veranstaltete und sich dabei erneut in etwa halbierte, auf etwa 28.000 Mann, wenig später auf 12.000, dann auf 8000.
<font color="FF0000">Und schließlich auf 4.000!</font>.
Der"Feldherr Napoleon" hat es also fertig gebracht, innerhalb eines einzigen Feldzuges die Zahl seiner, ihm anvertrauten Trupppen (und dies, ohne dass es zu grandiosen Schlachten gekommen wäre)
<font color="FF0000">um 99 Prozent zu vermindern!</font>
Diese Menschenvernichtung in so kurzer Zeit ist in der Weltgeschichte einmalig. So etwas haben weder die Römer gegen Hannibal erlebt, noch die Mongolen veranstalten können, noch irgendwelche Genozid-Verbrecher, weder Hitler noch Pol Pot!
Kurz vor der Rückkehr nach Polen stießen die 6.000 Man der ersten"Reserve" Napoleons wieder zu den in völliger Auflösung befindlichen Resttruppen, so dass schließlich 10.000 Mann (von ursprünglich weit über 400.000!) lebend zurückgekehrt sind.
Der Verlauf dieser ungeheuerlichen Menschenvernichtung, noch dazu in derart kurzer Zeit wurde von Charles Joseph Minard (1810-1870) in einer Grafik festgehalten, die seit jeher als die "the best statistical graphic ever drawn" gilt (vgl. E.R. Tufte:"The Visual Display of Qunatitative Information", Cheshire, Conn., 1983, hier aus 12. Aufl. 1992, 41):
[img][/img]
Ich darf die hier versammelten Napoleon-Kenner und Napoleon-Freaks um Kommentar bitten.
Gruß
d.
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Henning
13.11.2001, 19:53
@ dottore
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Re: Napoleon, der große |
Ein guter Freund von mir - ein Napolean"Fan" und militaerhistorisch sehr
bewandert meint zu diesem"Feldherren" immer das eigentlich jeder Feldherr
der damaligen Epoche in der heutigen Zeit ein Deletant waere, weil sie meistens
nur die Truppen richtig einsetzen konnten bei denen sie selbst gedient hatten.
Bei Napo war das die Artillerie - und somit konnte dieser die meisten die"nur"
Reiterei Erfahrung hatten (wie z.B. Bluecher) locker in die Tasche stecken.
CU
Henning
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PuppetMaster
13.11.2001, 20:00
@ dottore
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Re: Napoleon, der große |
[img][/img]
>Ich darf die hier versammelten Napoleon-Kenner und Napoleon-Freaks um Kommentar bitten.
>Gruß
>d.
kann dazu nur als gestaltungs-interessierter was sagen: 1a informationsdesign (für damals)!
hier noch eine beschreibung:
(http://www.edwardtufte.com/942535717/tufte/posters?usca_p=t)
Probably the best statistical graphic ever drawn, this map by Charles Joseph Minard portrays the losses suffered by Napoleon's army in the Russian campaign of 1812. Beginning at the Polish-Russian border, the thick band shows the size of the army at each position. The path of Napoleon's retreat from Moscow in the bitterly cold winter is depicted by the dark lower band, which is tied to temperature and time scales. Exquisitely printed in two colors on fine paper, 22" x 15".
<ul> ~ Edward Tufte, Meister (site kaputt mit netscape?)</ul>
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PuppetMaster
13.11.2001, 20:03
@ PuppetMaster
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Re: Napoleon, der große |
>[img][/img]
>>Ich darf die hier versammelten Napoleon-Kenner und Napoleon-Freaks um Kommentar bitten.
>>Gruß
>>d.
>kann dazu nur als gestaltungs-interessierter was sagen: 1a informationsdesign (für damals)!
>hier noch eine beschreibung:
>(http://www.edwardtufte.com/942535717/tufte/posters?usca_p=t)
>Probably the best statistical graphic ever drawn, this map by Charles Joseph Minard portrays the losses suffered by Napoleon's army in the Russian campaign of 1812. Beginning at the Polish-Russian border, the thick band shows the size of the army at each position. The path of Napoleon's retreat from Moscow in the bitterly cold winter is depicted by the dark lower band, which is tied to temperature and time scales. Exquisitely printed in two colors on fine paper, 22" x 15".
habe grad noch den text oben gelesen, war ja alles schon drin:)
gruss
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Theo Stuss
13.11.2001, 20:08
@ dottore
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Metternich soll angeblich gegenüber Napoleon dazu einen Kommentar gegeben haben |
Das muß wohl etwas nach der Völkerschlacht von Leipzig gewesen sein, als Napoleon gezwungen war mit Metternich zu verhandeln. Napoleon war um keine Antwort verlegen. Er entgegnete, die Franzosen könnten zufrieden sein, alles in allem bedeutete der Rußlandfeldzug für Frankreich keine 30.000 Gefallenen. Der Rest waren Schweizer, Deutsche und Polen.
Metternich soll ob der makaberen Reponse trocken geantwortet haben:
"Majestät vergessen, daß Sie mit einem Deutschen sprechen"
Ich weiß aber nicht mehr, woher ich das habe.
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Ecki1
13.11.2001, 20:20
@ dottore
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Re: Frage zu Staatsfinanzen? |
Hallo dottore
Grossartige Darstellung des Russlandfeldzugs. Aber jetzt hätte ich zur Finanzierung von Napoleons Kriegen noch eine Frage. Wie effizient arbeitete damals die französische Steuerverwaltung und wie gut lief das Emissionsgeschäft in"sicheren" Staatsanleihen? War Napoleons Frankreich nach Waterloo illiquid oder schon vorher?
Danke & Gruss: Ecki
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mguder
13.11.2001, 20:23
@ dottore
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Überraschungseffekt ;) |
Immer das gleiche Lied bei den 'großen Feldherren':"..wir wurden im November in Rußland vom Winter überrascht."
Ein Korse hat wahrscheinlich keine Vorstellung, was russischer Winter bedeutet.Zudem haben sich die Soldaten nicht sehr freundlich zur Zivilbevölkerung verhalten, was auch nicht hilfreich war(gleicher Fehler bei Hitler in noch größerem Maße).
Die Frage bleibt: warum hat Napoleon Rußland angegriffen? War die Seeblockade gegen England wirklich so wichtig oder war es reiner Übermut?
Gruß
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XERXES
13.11.2001, 20:30
@ dottore
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Re: Napoleon, der große |
>Diese Menschenvernichtung in so kurzer Zeit ist in der Weltgeschichte einmalig. So etwas haben weder die Römer gegen Hannibal erlebt, noch die Mongolen veranstalten können, noch irgendwelche Genozid-Verbrecher, weder Hitler noch Pol Pot!
Doch: die A-Bomben auf Hiroshima und Nagasaki
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Henning
13.11.2001, 20:46
@ XERXES
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Re: Napoleon, der große |
>>Diese Menschenvernichtung in so kurzer Zeit ist in der Weltgeschichte einmalig. So etwas haben weder die Römer gegen Hannibal erlebt, noch die Mongolen veranstalten können, noch irgendwelche Genozid-Verbrecher, weder Hitler noch Pol Pot!
>Doch: die A-Bomben auf Hiroshima und Nagasaki
Buergerkrieg in Ruanda - 500.000 in 14 Tagen (wenn mich mein Gedaechniss nicht
im Stich laesst:-))
CU
Henning
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monopoly
13.11.2001, 21:12
@ dottore
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Re: Napoleon- Anekdote |
Kennen sie auch die Anekdote über Napoleon:
Als die Truppen Frankreichs auf dem Rueckzug den (Dnjepr?) ueberquerten, warteten die Russischen Truppen, bis der letzte franzoesische Soldat das Eis betreten hat um dann das Feuer zu eroeffnen.
Napoleon hatte dabei seine gesamte Nachhut verloren.
Habe ich mal bei Alexander Kluge in seinen Nachtsendungen bei Vox gehört bzw. wurde gestern schon von XERXES verbessert.
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Dionysos
13.11.2001, 21:24
@ dottore
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Re: Napoleon, der große |
Hallo,
keine Frage, Napoleon war genau so ein Schlächter, wie es die
Generäle, die ihm gegenüberstanden auch waren. Leider ist im
Lexikon der Völkermorde zu Napoleon kein Zahlenmaterial
vorhanden.
Es waren immer die Bauern, die ihren Kopf hinhalten mußten, für
die Macht- und Finanzinteressen anderer. Nach der französischen
Revolution wurde das Militärwesen mit der allgemeinen Wehrpflicht,
Kasernen und Reservisten formiert, wie wir es heute noch kennen.
Allerdings ist jetzt Frankreich einer der Vorreiter in der Abschaffung
der allgemeinen Wehrpflicht in Europa.
Man sollte nie einen Menschen in Uniform verehren.
MfG
Dionysos
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dottore
13.11.2001, 22:16
@ Ecki1
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Re: Frage zu Staatsfinanzen? Suche noch, habe die Frage nicht vergessen |
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