Winterliches Hallo, da draussen!
In mir brütet etwas über die Frage Kredit und das sagenhafte <font color="red">"ex nihilo."</font> Klar ist, dass jeder Schuld eine gleich hohe Forderung (sprich, Guthaben) gegenüber steht. Klar ist auch, dass unser heutiges Buba-, Fed-, ESZB- genauso wie jedes andere Geld der Welt ein Kreditgeld --"bar" jeden Einlöserechts. Was mir nicht klar ist, ist das: wer kann überhaupt"ex nihilo" Kredit geben, mal ganz praktisch. Wenn ich einen Vorschuss (Kredit) geben will, dann will der Kunde heute natürlich entweder a) Ware oder b) gesetzliches Zahlungsmittel. Das kann aber nur von der Notenbank kommen. Zudem will wohl kaum ein Lieferant heute im grossen Stil vorfinanzieren, d.h. er will gleich gesetzliches Zahlungsmittel, das sich der Kunde eben vorher bei irgendeiner Bank besorgen muss.
Da wäre also der Wechsel gegen Warenlieferung (1); von dem wird gesagt, dass er reichlich an Bedeutung verloren hat und eher ein Nischendasein fristet (bei der Drebank ca. 0,004% der Bilanz). Den kann natürlich jeder geben, der Waren liefern kann.
Hypothekarkredite (2) können ja aber zum Beipiel nicht"ex nihilo" enstehen, weil die Hypothekenbank hierfür erstmal die Pfandbriefe unters Volk bringen muss, um das gesetzliche Zahlungsmittel zu beschaffen, das dann dem Hypothekenschuldner auf sein Konto überwiesen wird. (Können Hypothekenbanken - anders als der Staat - ihre Forderungen eigentlich direkt bei der Notenbank refinanzieren?)
Dann gibt es noch diverse Wertpapierleihen und Repos (3). Hier kann ja nicht von Kreditvergabe gesprochen werden, wie Du sagt. Es ist wohl eher ein weiterreichen bzw. verschieben auf der Achse der Fristigkeit (Zwei Jahre = 4 mal 6 Monate, u.ä.).
Somary definiert eine Bank als eine Unternehmung, die"berufsmässig" Schulden macht. Nach der Definition findet also bei einer Bank im -- Grossen und Ganzen -- regelmässig keine Kreditvergabe statt. Fragt sich halt: wer dann?
Anleihen können nur mit gesetzlichem Zahlungsmittel gekauft werden --> also nicht"ex nihilo," sondern ex Girokonto oder Sparkonto.
Konsumkredite können ja wohl sicher nicht bei der ZB refinanziert werden, müssen also durch Einlagen von anderen Kunden vorher da sein.
Die Frage ist: wie kann man überhaupt so eine grosse Kreditblase aufbauen, wenn es keine Wechsel mehr gibt? Können Pfandbriefe direkt von der Hypo an die ZB gehen (dann wärs klar)? Staatstitel müssen ja erstmal ein bisschen alleine schwimmen, bevor sie bei der ZB reinkönnen, deshalb können die nur nach und nach --, d.h. nachdem der Staat sein gesetzliches Zahlungsmittel wieder verjubelt und in die Volkswirtschaft eingespeist hat -- neue Staatstitel kaufen. So allein könnte natürlich viel Geld geschaffen werden, nach ein paar Durchläufen. Aber die Papiere die -- in due course -- entstehen, sind ja selbst wieder"monetary base." Findet heute etwa nur noch in geringerem Umfang echte Kreditvergabe ("ex nihilo") statt, und daher der Ärger? Ist das nur eine andere Gedankenschleife, sich der"Krisenschaukel" zu nähern?
Brauche hier mal etwas Erleuchtung.
Gruss ins lichthelle Forum!
-caspar
PS. Hoffe, ich habe nicht zu viele Gedankensprünge reingezimmert...
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>Winterliches Hallo, da draussen!
Herzliches Hallo, caspar!
>In mir brütet etwas über die Frage Kredit und das sagenhafte <font color="red">"ex nihilo."</font> Klar ist, dass jeder Schuld eine gleich hohe Forderung (sprich, Guthaben) gegenüber steht. Klar ist auch, dass unser heutiges Buba-, Fed-, ESZB- genauso wie jedes andere Geld der Welt ein Kreditgeld --"bar" jeden Einlöserechts.
Das Einlöse"recht" besteht nicht mehr in produzierten Waren wie beim Goldstandard (R.Deutsch singt die großartigsten Arien davon), d.h. die ZBs haben keine Warendepots mehr. Auch die GS-Banken hatten natürlich Wechsel"rediskontiert" (lender of last resort), mussten sich aber bei diesen Vorgängen letztlich an die Deckungsgrenzen halten (Gold/ausgegebenen Banknoten).
Das Kreditgeld heißt nicht so, weil es ein Kredit wäre (Verleihen von Banknoten), sondern weil es nur gegen Hereinnahme von ZB-fähigen Pfändern ausgegeben wird, und das sind eben Kredit-, alias Schuldtitel.
Das Pfand (nicht das Geld!) ist also der Kredit (Pfandbriefe, Staatspapiere usw.).
>Was mir nicht klar ist, ist das: wer kann überhaupt"ex nihilo" Kredit geben, mal ganz praktisch. Wenn ich einen Vorschuss (Kredit) geben will, dann will der Kunde heute natürlich entweder a) Ware oder b) gesetzliches Zahlungsmittel.
Der Verkäufer kreditiert dem Kunden (= stundet die Zahlung, d.h. er weiß, dass er das GZ erst später erhalten kann). Das darüber ausgestellte Kreditpapier kann z.B. ein nicht ZB-fähiger Ratenkreditvertrag sein oder ein ZB-fähiger Pfandbrief.
Will der Verkäufer selbst das GZ sofort haben, kann er den Titel (Ratenvertrag, Pfandbrief) am Geldmarkt (bzw. der Börse) offerieren und erhält dann den entsprechenden Barbetrag, der natürlich niedriger liegt als die kreditierte Summe. Dieser Abschlag (Diskont, Disagio) ist der Preis für das Nicht-Wartenkönnen des Gläubigers, den er entrichten muss. Schön klar bei Zerobonds oder Wechseln, die niemals zum face value, sondern je nach kommender Fälligkeit entsprechend abgezinst vermindert in GZ verwandelt werden können. Jeden Tag.
>Das kann aber nur von der Notenbank kommen.
Nein, das kommt zunächst vom Geldmarkt, so man sich - entsprechende Adresse vorausgesetzt - jederzeit Liquidität beschaffen kann, eben zum GM-Zinssatz.
Dieser gibt notabene letztlich dann den"Notenbanksatz" vor, d.h. angenommen, der GM kostet mich 2 % Zinsen und der ZB-Satz liegt bei 5 %, dann wird sich jeder so lange am GM finanzieren und finanzieren können, bis dort die Sätze den ZB-Satz erreicht haben. Haben wir dauerhaft 2 zu 5 %, wäre die ZB völlig"aus dem Markt" und die dort immer neu abzuliefernden Fälligkeiten werden mit Hilfe von GM-Operationen abgedeckt = ZB-Geldsumme schrumpft, weil sie niemand braucht.
Die ZB kann also letztlich (Zinssätze der Pfänder müssen auch berücksichtigt werden, da deren Zinsen immer vom Pfandgeber kassiert werden, also den Banken, auch wenn das Pfand auf dem ZB-Pfandkonto ruht) dem Markt immer nur folgen.
Sie kann aber, wenn 5/5 % erreicht sind, dadurch, dass sie ihren Satz erhöht den Banken des Geschäft erschweren (= Kontraktion, aber stets von den Banken ausgehend!), die dann ihrerseits weniger Kredit ex nihilo geben bzw. dann nur zu Konditionen, die ihnen die alte Spanne wieder herstellt (= steigende Zinssätze).
Also (simpel): GM-Satz 5, ZB-Satz 5, Pfandbriefrendite 5. Dann kann keine Bank Geschäft machen. Also wird sie anfangen, die GM-Sätze und/oder die Pfandbriefzinsen (für neue Briefe) anzuheben. Und wenn sich zu 6/6 in diesem Fall keine Kreditnachfrage des Publikums ergibt = no new credits.
>Zudem will wohl kaum ein Lieferant heute im grossen Stil vorfinanzieren, d.h. er will gleich gesetzliches Zahlungsmittel, das sich der Kunde eben vorher bei irgendeiner Bank besorgen muss.
Ja, wenn er es haben will oder muss, dann muss der Kunde zur Bank, und sich GZ besorgen. Das kriegt er dort aber nur gegen Sicherheiten und dann geht das alte Elend wieder los: Grundstück belasten, Zinsen auf den Kreditbetrag, etc. Wir sprechen vom"großen Stil, also von Krediten, die immer der Kunde nur als besichert kriegen kann - wenn nicht, kein Kredit.
>Da wäre also der Wechsel gegen Warenlieferung (1); von dem wird gesagt, dass er reichlich an Bedeutung verloren hat und eher ein Nischendasein fristet (bei der Drebank ca. 0,004% der Bilanz). Den kann natürlich jeder geben, der Waren liefern kann.
Wechsel entstehen ex nihilo. Das GZ kann man sich nur gegen Diskont (GM) oder dann Rediskont (ZB) beschaffen. Wobei der Diskont ein Zins ist, der Rediskont eine Monopolprämie (abzgl. Diskont, logo).
>Hypothekarkredite (2) können ja aber zum Beipiel nicht"ex nihilo" enstehen, weil die Hypothekenbank hierfür erstmal die Pfandbriefe unters Volk bringen muss, um das gesetzliche Zahlungsmittel zu beschaffen, das dann dem Hypothekenschuldner auf sein Konto überwiesen wird.
Nein, nicht die Hypothkarkredite selbst. Aber ein Haus wird z.B. peu à peu gebaut und je nach Baufortschritt gibt die Bank Kredit (kurzfristig!). Die Endsumme wird dann mit einem Pfandbrief refinanziert, aber erst kommt immer das Spiel am kurzen Ende.
<font color="FF0000">Siehe Finanzierung der UMTS-Gelder!
Telekom, Mobilcom usw. kriegten das Geld zuerst von den Banken auf kurze Frist (1. Kredit ex nihilo, dann 2. als es zur Zahlung an Eichel kam, Refinanzierng GM bzw. Zesion von Guthaben der Banken u.a. bei der ZB an die Staatskasse). Diese Kurzfristkredite wurden dann 3. durch Ausgabe von Anleihen abgelöst (daraufhin bekannte Anleiheproblematik u.a. der Telekom).
Mit dem Erlös dieser Anleihen (ex Publikum) lösten die Bieter dann wiederum die Kurzfristkredite bei den Banken ab.</font>
>(Können Hypothekenbanken - anders als der Staat - ihre Forderungen eigentlich direkt bei der Notenbank refinanzieren?)
Ja. Hinterlegung von Pfandbriefen und"Zuteilung" von Liquidität dann im üblichen Tenderverfahren. Es ist allerdings keine"Refinanzierung", weil sich die ZB selbst auch nicht refinanziert (= durch Anleihen im Publikum). Das Geld, das aus der Forderung später käme (siehe Fälligkeit), kommt - via ZB - schon früher, aber damit ist das später kommen müssende Geld nicht aus der Welt bzw."bezahlt".
>Dann gibt es noch diverse Wertpapierleihen und Repos (3). Hier kann ja nicht von Kreditvergabe gesprochen werden, wie Du sagt. Es ist wohl eher ein weiterreichen bzw. verschieben auf der Achse der Fristigkeit (Zwei Jahre = 4 mal 6 Monate, u.ä.).
Ja.
>Somary definiert eine Bank als eine Unternehmung, die"berufsmässig" Schulden macht. Nach der Definition findet also bei einer Bank im -- Grossen und Ganzen -- regelmässig keine Kreditvergabe statt. Fragt sich halt: wer dann?
Somary hat schon Recht. Nur bezog er sich auf ein System, bei dem auch die GBs noch Depots annahmen (also Gold bzw. goldgedeckte Banknoten), da waren die Banken bei Entgegennahme dieser Depots bzw. Depotscheine in der Tat Netto-Schuldner, weil Gold selbst keine Schuldseite hat und ergo auch keine Forderung sein kann/konnte.
Und zwar waren die Banken letztlich sachenrechtliche Schuldner (= Gold heraus oder die Bank geht kaputt).
Heute aber existieren nur Banknoten als Schuldderivate, siehe oben. Ihre Entgegennahme ist daher keine Verschuldung der Bank wie früher.
Sondern die Bank nimmt die Banknote, die ein Gläubigerpapier ist (eben stammend aus der ZB, die andere Gläubigerpapiere als Pfand dagegen hält und alle Banknoten auch passiv verbucht) als neuer Gläubiger entgegen - die berühmte Gläubigerzession.
Die Bank hat zwar die Verpflichtung (schuldrechtliche) dem Kunden gegenüber, ihm in Höhe der Note Rückzahlung zu leisten, aber sie ist durch die Entgegennahme der Note nicht insgesamt Schuldner geworden ("berufsmäßig"), denn sie hat jetzt die Banknote ihrerseite als Forderung (aktiv zu verbuchen, falls bei ihr bleibend, siehe Position 1 aller GB-Bilanzen:"Bargeld- oder Kassenbestand"), die sie wiederum weiter zedieren kann (Kunde"leiht" sie sich bzw. ihren Gegenwert und ist dann - bezogen auf die Note - selbstverständlich neuer Gläubiger und - bezogen auf die Rückzahlungsverpflichtung - neuer Schuldner, was sofort klar ist, wenn man sich vorstellt, jemand leiht sich 100 Mark in bar und behält sie einfach. Dann hat er die 100 Mark als Forderung und die 100 Mark als Schuld, als passiert gar nichts, wobei die Zinsen, die danach fällig werden, die Musik spielen, sprich: die Zinsen sind das Problem).
Oder die Bank reicht die Banknote an die ZB weiter, wodurch sich die Forderung der Bank gegen die ZB entsprechend erhöht (ebenfalls Position 1 der GB-Bilanzen:"Guthaben bei der Deutschen Bundesbank").
>Anleihen können nur mit gesetzlichem Zahlungsmittel gekauft werden --> also nicht"ex nihilo," sondern ex Girokonto oder Sparkonto.
Ja, der Kauf von Anleihen geht niemals ex nihilo. Aber der Kauf eines solchen Schuldtitels setzt schon dessen Existenz voraus. Und die Entstehung dieses Kredits geht ganz einfach, eben ex nihilo. Siehe UMTS.
Oder banal: Zuerst der Kredit, dann die Bemühung um Refinanzierung desselben.
Das macht das"System" ja so spannend... Hätte die Telekom keine Anleihen platzieren können = Bankrott!
>Konsumkredite können ja wohl sicher nicht bei der ZB refinanziert werden, müssen also durch Einlagen von anderen Kunden vorher da sein.
Nein, mit Kundeneinlagen hat das nichts unbedingt etwas zu tun. Konsumkredite können sehr wohl über den GM refinanziert werden (lfde Konten). So: Bank A gibt Pfänder (z.B. Staatstitel, in denen sie ihr"Kapital" angelegt hat, pari, Zinsatz 6%) an die ZB, um GZ zu kriegen. Die verlangt für die Zug-um-Zug-Hergabe 3 %. Der Bank bleiben also 3 %. Nun hat sie - angenommen - 100 Mios ZB-Geld (= Guthaben bei der ZB). Die kann sie über den GM verhökern (zedieren!!!).
Konsumkunden mit Kreditwünschen über 100 Mios kommen daher. Bank (freu!) kann die 3 % aufpeppen, indem sie den Konsumkunden dann 10 % abknöpft.
Irgendwelcher"Einlagen" anderer Kunden bedarf es zu dieser Operation nicht. Man muss eben nur die ursprünglichen Titel haben, danach läuft alles wie geschmiert.
>Die Frage ist: wie kann man überhaupt so eine grosse Kreditblase aufbauen, wenn es keine Wechsel mehr gibt?
Bei Wechseln ging es eben nie und nimmer!
>Können Pfandbriefe direkt von der Hypo an die ZB gehen (dann wärs klar)?
Auch diese müssen erst durch den KM, bevor die an die ZB wandern können (sog."marktfähige Papiere", siehe EZB-tier-1 und tier-2-Problem).
>Staatstitel müssen ja erstmal ein bisschen alleine schwimmen, bevor sie bei der ZB reinkönnen, deshalb können die nur nach und nach --, d.h. nachdem der Staat sein gesetzliches Zahlungsmittel wieder verjubelt und in die Volkswirtschaft eingespeist hat -- neue Staatstitel kaufen. So allein könnte natürlich viel Geld geschaffen werden, nach ein paar Durchläufen.
Genau dort liegt der Hund begraben. Ohne Staatstitel keine Verbargeldmachung derselben = erheblich kleinere Kreditblase.
>Aber die Papiere die -- in due course -- entstehen, sind ja selbst wieder"monetary base." Findet heute etwa nur noch in geringerem Umfang echte Kreditvergabe ("ex nihilo") statt, und daher der Ärger?
Ja, Punktschuss!"Echte" Kredite, also mit Rückzahlungsverpflichtung in Form von über den Markt realisiertem BIP, haben - verglichen mit gefakten Krediten (= Staatsschulden, die niemals zurückgezahlt werden, Staat operiert nicht als realwirtschaftlcher Teilnehmer der Wirtschaft) - inzwischen nur noch relativ geringes Ausmaß, verglichen zu früher.
Daher werden andere"Kredite" an Wirtschaftsteilnehmer, die (auch!) niemals zurückzahlen werden, nämlich die harm- und ahnungslosen Konsumenten immer wichtiger, siehe USA: Verbraucherkredite (ex Verbraucher-"Vertrauen").
>Ist das nur eine andere Gedankenschleife, sich der"Krisenschaukel" zu nähern?
>Brauche hier mal etwas Erleuchtung.
Klar erkannt, was Sache ist! Ich hoffe, Obiges machte es noch etwas klarer.
Besten Gruß
d.
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