EZB: Glänzende Finanzierungsbedingungen für eine neue Investitionskonjunktur
<font size=5>Zinssätze im Euro-Raum liegen auf einem absoluten Rekordtief</font>
Zuversicht der Euro-Wächter: Die niedrigen Langfristzinsen von nominal 5 Prozent und real sogar etwa 2,5 Prozent werden am Ende"maßgeblich" zu stärkeren Wachstumsraten in Europa beitragen.
HANDELSBLATT, 16.11.2001
fk FRANKFURT/M. Die Euro-Bank (EZB) macht Unternehmern und Verbrauchern Mut: Wenn es allein nach den Finanzierungsbedingungen geht, gibt es zur Zeit keinen Grund zur Zurückhaltung. <font color="#FF0000">Nach Angaben im EZB-Novemberbericht liegen die Zinsen im Euro-Raum momentan nominal wie real auf einem so tiefen Niveau wie kaum jemals zuvor in den letzten Jahrzehnten</font>.
Die kurzfristigen Nominalzinssätze - gemessen an den Dreimonatssätzen im Interbankenhandel - haben von 1981 bis 1998 im heutigen Euro-Raum im Durchschnitt rund 9 % betragen - seit dem Start der Währungsunion liegt der Durchschnittssatz nur noch bei 3,9 %. Bei den langfristigen Zinssätzen sieht es ähnlich aus: die Renditen zehnjähriger Anleihen der Euro-Länder lagen in der Zeitspanne 1981/98 im Schnitt bei 7,9 %, der seither erreichte Durchschnitt beträgt noch 5,1 %.
Noch viel beeindruckender sind die aktuellen realen Zinsen, das heißt die Sätze nach Abzug der Preissteigerungsraten: sie bewegen sich im Euro-Raum im kurzfristigen Bereich nur noch zwischen 1,1 % und 1,8 % - nach 4,6 % in der Zeit von 1981 bis 1998. Die langfristigen Realzinsen liegen im Euro-Währungsgebiet momentan gerade noch zwischen 2,3 % und 3,0 %; für den Durchschnitt der Jahre 1991 bis 1998 stehen noch 5,2 % in der Statistik. Ein bisschen besser als der gesamte Euro-Raum hat im Rückblick auf 1991/98 Deutschland abgeschnitten: Wegen des geringen Wechselkursrisikos der D-Mark lagen hier die kurzfristigen Realzinsen im Jahresschnitt bei 3,5 %, die langfristigen im Schnitt bei 4,5 %.
<font color="#FF0000">Nach Angaben der EZB drücken sich im niedrigen Niveau der langfristigen Nominalzinsen in erster Linie die Fortschritte bei der Verringerung der Inflation aus</font>. Honoriert würden damit insbesondere die EZB-Geldpolitik und die Fortgänge bei der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Die Entscheidungsträger hätten in beiden Bereichen die Aufgabe, die Inflationserwartungen und -risiken und damit die Zinssätze auch künftig möglichst niedrig zu halten.
Ausdrückliche Zuversicht der Euro-Wächter:"Solch niedrige Langfristzinsen dürften maßgeblich zum Wirtschaftswachstum im Eurogebiet beitragen, da Investitionsentscheidungen des privaten Sektors zu einem großen Teil von der Höhe der langfristigen Zinssätze abhängen." Allerdings räumt die EZB ein, dass ihre Argumentation jedenfalls zur Zeit wohl keine Durchschlagskraft besitzt. Wörtlich heißt es im EZB-Bericht: <font color="#FF0000">"Das gegenwärtig von großer Unsicherheit geprägte Umfeld wird voraussichtlich zu Verschiebungen von Investitionen führen und in gewissem Maße auch das Wachstum des Verbrauchs im Eurogebiet beeinträchtigen."</font>
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