Geschrieben von orwell am 26. November 2001 08:50:48:
Weil Mami und Papi immer so viel über Politik sprechen und das oft
gaaanz schwer zu begreifen ist, soll die heutige Geschichte einmal ganz
besonders für die Kleinen gemacht sein.
Der Papi von uns allen, der nette Mann, der manchmal eine Brille auf der
Nase oder in der Hand hat und damit rumwedelt, das ist der
Bundeskanzler. So nennen ihn aber nur die Erwachsenen. Kinder dürfen
Bubukanzler sagen wie zu einem ganz doll lieben Stofftier. Der
Bubukanzler hat ganz viele Freunde. Die aller-, aller-, allerbesten Freunde
heißen Partei. Das ist so was Ähnliches wie eine Bande oder ein
Geheimclub. Damit alle merken, wie dolle Freunde die Partei und der
Bubukanzler sind, heißen sie auch Parteifreunde. Die machen auch
Parteitage. Da trifft man sich in Hallen, also so ganz, ganz großen
Restaurants. Kennt ihr doch, wenn Oma den 70. Geburtstag hat. Da
passen ja auch nicht alle zu Hause rein. Auf so einem Parteitag hält der
Bubukanzler dann eine Rede. Da sagt der Bubukanzler dann Sachen, die
er schon ganz oft gesagt hat, aber weil die Partei ihn so lieb hat, hört sie
ganz doll zu. Kennt ihr ja auch von Omas 70.
„Die heutige Geschichte ist ganz besonders für die
Kleinen gemacht.“
Es gibt allerdings auch Freunde vom Bubukanzler, die sind nicht in
seiner Partei. Noch nicht. Zum Beispiel der Joschka. Joschka heißt
wirklich Joschka. Alle nennen ihn so, auch die Erwachsenen, weil er so
ein knuddeliges Knautschtier ist. Früher hat der Joschka ganz viel auf der
Straße gespielt und war manchmal auch ein bisschen ungezogen. Aber
seit er der Freund vom Bubukanzler ist, macht er fast noch mehr
Hausaufgaben, als vom Lehrer, Herrn Bush, aufgegeben. Freiwillig. Nur
abschreiben lässt er niemanden. Der Joschka hat auch ganz viele
Freunde, und die heißen auch Partei. Mit ihnen hat er sich jetzt gerade
am Wochenende getroffen. Wir wissen nicht, was da passiert ist, aber wir
können es uns denken. Erst mal hat der Joschka wahrscheinlich nicht so
schöne Sachen an, wie er es hat, wenn der Herr Bush ihn an die Tafel
holt. Ist ja Wochenende, und er will mit den anderen auch ein bisschen
spielen. Manche von den anderen, die zwar noch nicht bei Herrn Bush in
der Schule sind, aber schon mal vom Hof aus durchs Fenster gucken
dürfen, wenn Joschka seine Hausaufgaben zeigt, haben auch schöne
Sachen an. Aber die meisten anderen haben Klamotten zum Rumtoben
an und dürfen sich ruhig dreckig machen. Ein bisschen tobt der Joschka
mit, aber wenn die anderen zu schlimme Wörter zu ihm sagen, dann wird
er auch schon mal böse. Ein bisschen. Das meint er ja nicht so, aber
manche kriegen immer noch Angst. Dann wissen alle, dass der Joschka
vielleicht bald nicht mehr mit ihnen spielen will, und dann sind sie gleich
gaaanz lieb, weil der Joschka nämlich nicht nur den Schlüsssel zum
Schrank mit den Spielsachen hat, sondern auch als Einziger so groß ist,
dass er ans Schloss kommt.
Neulich musste der Bubukanzler übrigens einem Freund sagen, dass er
sagen soll, er will nicht mehr mitspielen. Erst mal. Der hat nämlich in
einem Flugzeug, das auch dem Bubukanzler gehört, ganz teure Sachen
zum Essen bestellt und dann ganz schlimme Wörter zur Bedienung
gesagt, weil die das nicht schnell genug gebracht haben. So was geht
natürlich nicht. Macht der Bubukanzler zu Hause ja auch nicht. Aber das
erzähle ich euch ein anderes Mal.
<center>
<HR>
</center> |