Galiani
02.12.2001, 15:19 |
Kapitalismus, die 'vollkommene Gesellschaftsordnung' und die 'Wendehälse' Thread gesperrt |
Hallo
Eine"Gesellschaft" besteht selbstverständlich nicht aus lauter systemtreuen Soldaten, sondern aus Menschen. Da gibt es Leute, die vom Kapitalismus überzeugt sind und solche, denen egalitäre, angeblich"progressive" Ideen besser gefallen. Vor allem aber gibt es viele Schwache und wenige Starke, eine ganz geringe Zahl von Furchtlosen und einen hauptsächlichen Anteil von Ängstlichen; und vielfach zahlt sich das stark und furchtlos sein für die Betreffenden keineswegs aus. Ruhiger, bequemer und ungefährdeter lebt wahrscheinlich allemal der den jeweiligen Verhältnissen Angepaßte. So war es wohl früher im Osten und so ist es zweifellos auch im heutigen, so genannten kapitalistischen Westen. Am häufigsten sind immer die"Wendehälse", die sich frisch-fröhlich jeweils auf die für sie günstigere Seite schlagen. So sind die Menschen...
Das Gesellschaftssystem als solches wird deshalb zweckmäßigerweise auch gar nicht von den wenigen"systemtreuen Soldaten" getragen - das wäre viel zu unsicher -, sondern von den Institutionen der Gesellschaft (vgl. meinen darauf bezüglichen Beitrag [Mein Institutionen-Posting].)
Wir leben somit keineswegs in einer chemisch reinen, eben"systemtreuen" Gesellschaft. Da haben Kritiker im Forum, die die Praxis unseres sog."kapitalistischen Systems" mißtrauisch beäugen, absolut Recht! Was man aber - nach allem, was die Menschheit bisher an Systemen schon durchprobiert hat - behaupten und wohl auch beweisen kann, ist, daß das marktwirtschaftliche, kapitalistische Konzept allen, - keineswegs nur den Reichen - einen unter den bestehenden Verhältnissen maximalen Wohlstand zu bescheren vermag. Das hängt damit zusammen, daß die (in der Theorie!) auf freien Märkten ausgehandelten Preise die Resourcen der Erde am wirkungsvollsten ("gerechtesten") unter den verschiedenen Nachfragern verteilen und die Vergeudung von Resourcen damit (in der Theorie!) vermieden wird. Das hat der Franzose Frédéric Bastiat in seinem Aufsatz"Was man sieht und was man nicht sieht" großartig aufgezeigt [Mein Bastiat-Posting].
Einige Mitglieder in diesem Forum versuchen deshalb, um Zustimmung für unser Anliegen zu werben, daß die in unserer Gesellschaft bestehenden Institutionen, die die Freiheit, das Privateigentum, die Vertragstreue und noch ein paar andere Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung schützen, nicht von voreiligen, unüberlegten, zwar der Allgemeinheit schmeichelnden aber dennoch intellektuell falschen egalitären (d.h. gleichmacherischen) Ideen unterspült und weggewaschen werden.
Solche Ideen und Bestrebungen gibt es tatsächlich. Die genannten Kritiker im Forum weisen darauf mit Recht immer wieder hin. Auf der anderen Seite muß eine kapitalistische Gesellschaftsordnung - Gott sei Dank! - nicht vollkommen sein, um gut zu funktionieren; sie ist es natürlich nicht (deshalb habe ich zweimal in Klammern hinzugefügt:"in der Theorie!"). Schlimm würde es erst, wenn die sichernden Institutionen allmählich verschwinden.
Beste Grüße und einen schönen Sonntag
G.
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apoll
02.12.2001, 19:52
@ Galiani
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Re: Kapitalismus, die 'vollkommene Gesellschaftsordnung' und die 'Wendehälse' |
>Hallo
>Eine"Gesellschaft" besteht selbstverständlich nicht aus lauter systemtreuen Soldaten, sondern aus Menschen. Da gibt es Leute, die vom Kapitalismus überzeugt sind und solche, denen egalitäre, angeblich"progressive" Ideen besser gefallen. Vor allem aber gibt es viele Schwache und wenige Starke, eine ganz geringe Zahl von Furchtlosen und einen hauptsächlichen Anteil von Ängstlichen; und vielfach zahlt sich das stark und furchtlos sein für die Betreffenden keineswegs aus. Ruhiger, bequemer und ungefährdeter lebt wahrscheinlich allemal der den jeweiligen Verhältnissen Angepaßte. So war es wohl früher im Osten und so ist es zweifellos auch im heutigen, so genannten kapitalistischen Westen. Am häufigsten sind immer die"Wendehälse", die sich frisch-fröhlich jeweils auf die für sie günstigere Seite schlagen. So sind die Menschen...
>Das Gesellschaftssystem als solches wird deshalb zweckmäßigerweise auch gar nicht von den wenigen"systemtreuen Soldaten" getragen - das wäre viel zu unsicher -, sondern von den Institutionen der Gesellschaft (vgl. meinen darauf bezüglichen Beitrag [Mein Institutionen-Posting].)
>Wir leben somit keineswegs in einer chemisch reinen, eben"systemtreuen" Gesellschaft. Da haben Kritiker im Forum, die die Praxis unseres sog."kapitalistischen Systems" mißtrauisch beäugen, absolut Recht! Was man aber - nach allem, was die Menschheit bisher an Systemen schon durchprobiert hat - behaupten und wohl auch beweisen kann, ist, daß das marktwirtschaftliche, kapitalistische Konzept allen, - keineswegs nur den Reichen - einen unter den bestehenden Verhältnissen maximalen Wohlstand zu bescheren vermag. Das hängt damit zusammen, daß die (in der Theorie!) auf freien Märkten ausgehandelten Preise die Resourcen der Erde am wirkungsvollsten ("gerechtesten") unter den verschiedenen Nachfragern verteilen und die Vergeudung von Resourcen damit (in der Theorie!) vermieden wird. Das hat der Franzose Frédéric Bastiat in seinem Aufsatz"Was man sieht und was man nicht sieht" großartig aufgezeigt [Mein Bastiat-Posting].
>Einige Mitglieder in diesem Forum versuchen deshalb, um Zustimmung für unser Anliegen zu werben, daß die in unserer Gesellschaft bestehenden Institutionen, die die Freiheit, das Privateigentum, die Vertragstreue und noch ein paar andere Grundlagen unserer Gesellschaftsordnung schützen, nicht von voreiligen, unüberlegten, zwar der Allgemeinheit schmeichelnden aber dennoch intellektuell falschen egalitären (d.h. gleichmacherischen) Ideen unterspült und weggewaschen werden.
>Solche Ideen und Bestrebungen gibt es tatsächlich. Die genannten Kritiker im Forum weisen darauf mit Recht immer wieder hin. Auf der anderen Seite muß eine kapitalistische Gesellschaftsordnung - Gott sei Dank! - nicht vollkommen sein, um gut zu funktionieren; sie ist es natürlich nicht (deshalb habe ich zweimal in Klammern hinzugefügt:"in der Theorie!"). Schlimm würde es erst, wenn die sichernden Institutionen allmählich verschwinden.
>
>Beste Grüße und einen schönen Sonntag
>G.
...G.wo lebst Du?weißt Du wieviele politische Gefangene in der BRDDR einsitzen
weil sie von freier Meinungsäußerung geträumt und diese geäußert haben?
Erkundige Dich,wieviele Zeilen das sogenannte Grundgesetz über Privateigentum
hat,-alles, aber auch alles steht zur Disposition!!!Und über Vertragstreue frage
doch die, für die Verträge nur solange gegolten haben, wie sie dem Vertragspart-
ner nutzten.Ich habe in 10 Jahren keine einzige Verurteilung wegen Scheckbetrugs
erlebt,trotz dutzender Anzeigen, in einem Fall hat ein Kunde gar 21 Ersatz-
schecks platzen lassen und das Gericht sah keinen Betrugsfall darin.Alles ist in
Auflösung,das ist die reale Welt und nicht das Utopia das Du Dir wünscht.
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Galiani
02.12.2001, 20:59
@ apoll
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@apoll: - Re: Kapitalismus und die 'vollkommene Gesellschaftsordnung' |
Hallo apoll
Du fragst:
"...weißt Du wieviele politische Gefangene in der BRDDR einsitzen
weil sie von freier Meinungsäußerung geträumt und diese geäußert haben?
Nein, weiß ich nicht! Ich kann mir so was, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen.
Außerdem sagst Du:
... alles, aber auch alles steht zur Disposition!!! [Auch die Einrichtung des Privateigentums]
Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, daß deutsche Gerichte das Privateigentum nicht schützen sollten.
Bezüglich"Vertragstreue" meinst Du:
... über Vertragstreue frage doch die, für die Verträge nur solange gegolten haben, wie sie dem Vertragspartner nutzten.Ich habe in 10 Jahren keine einzige Verurteilung wegen Scheckbetrugs erlebt,trotz dutzender Anzeigen, in einem Fall hat ein Kunde gar 21 Ersatzschecks platzen lassen und das Gericht sah keinen Betrugsfall darin.
Ich hatte erst ein einziges Mal in meinem Leben Anlaß ein deutsches Gericht (in einer Zivilsache) anzurufen. Ich fiel damit (wegen einer kleinen formalen Unstimmigkeit) zwar auf die Schnauze. Aber das Gericht trat doch unverzüglich in Aktion und tat - im Prinzip - das, was ich wollte. Tatsächlich hatte ich aber schon den Eindruck, daß die deutsche Justiz bürokratischer ist als die in Ã-sterreich. Dennoch habe ich Mühe mit Deiner Behauptung, deutsche Gerichte würden Verträge sozusagen grundsätzlich parteiisch und zu Gunsten des Stärkeren entscheiden. Das kann ich nicht glauben. Als Jurist habe ich mir vielmehr den (möglicherweise illusionären) Glauben bewahrt, daß das Einzige, was noch einigermaßen gut funktioniert, das Justizwesen ist.
Ich hoffe doch, daß ich mich darin nicht täusche.
Gruß
G.
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Euklid
02.12.2001, 21:38
@ Galiani
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Re: @apoll: - Re: Kapitalismus und die 'vollkommene Gesellschaftsordnung' |
>Hallo apoll
>Du fragst:
>"...weißt Du wieviele politische Gefangene in der BRDDR einsitzen
>weil sie von freier Meinungsäußerung geträumt und diese geäußert haben?
>Nein, weiß ich nicht! Ich kann mir so was, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen.
>
>Außerdem sagst Du:
>... alles, aber auch alles steht zur Disposition!!! [Auch die Einrichtung des Privateigentums]
>Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, daß deutsche Gerichte das Privateigentum nicht schützen sollten.
>
>Bezüglich"Vertragstreue" meinst Du:
>... über Vertragstreue frage doch die, für die Verträge nur solange gegolten haben, wie sie dem Vertragspartner nutzten.Ich habe in 10 Jahren keine einzige Verurteilung wegen Scheckbetrugs erlebt,trotz dutzender Anzeigen, in einem Fall hat ein Kunde gar 21 Ersatzschecks platzen lassen und das Gericht sah keinen Betrugsfall darin.
>Ich hatte erst ein einziges Mal in meinem Leben Anlaß ein deutsches Gericht (in einer Zivilsache) anzurufen. Ich fiel damit (wegen einer kleinen formalen Unstimmigkeit) zwar auf die Schnauze. Aber das Gericht trat doch unverzüglich in Aktion und tat - im Prinzip - das, was ich wollte. Tatsächlich hatte ich aber schon den Eindruck, daß die deutsche Justiz bürokratischer ist als die in Ã-sterreich. Dennoch habe ich Mühe mit Deiner Behauptung, deutsche Gerichte würden Verträge sozusagen grundsätzlich parteiisch und zu Gunsten des Stärkeren entscheiden. Das kann ich nicht glauben. Als Jurist habe ich mir vielmehr den (möglicherweise illusionären) Glauben bewahrt, daß das Einzige, was noch einigermaßen gut funktioniert, das Justizwesen ist.
>Ich hoffe doch, daß ich mich darin nicht täusche.
>Gruß
>G.
Daß zumindest das Bundesverfassungsgericht regierungstreu ist hat man bei den Klagen gegen den Euro gesehen.Oder meinst Du die schöne Judikative hat den Willen des Volkes umgesetzt.Mitnichten funktioniert die Juristerei!!!!!!
Es hat die Advokaten ja nicht einmal interessiert.Es war politisch gesteuert wie alles in diesem Absurdistan.Volkes Wille war ein anderer wie aus Umfragen klar belegbar war.Nur wenn das Ergebnis in den Vorumfragen positiv gewesen wäre (pro Euro)hätten wir selbstverständlich abstimmen dürfen.Die Franzosen hatten wenigstens den Schneid eine Abstimmung durchzuführen wenns auch knapp war.
Gruß EUKLID
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Galiani
02.12.2001, 21:48
@ Euklid
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@Euklid - Das Bundesverfassungsgericht und die 'Wendehälse' (mkT) |
Hallo Euklid
Na ja, da ist natürlich schon was dran. Aber oberste Verfassungsgerichte sind immer politische Gerichtshöfe (in Deutschland wahrscheinlich ebenso wie in Ã-sterreich). Dort gehts natürlich ans Eingemachte! Staaten und Regierungen lassen sich nicht gerne von Gerichtsentscheidungen aus den Angeln heben.
Mir gings in meiner Antwort an apoll eher um die ordinäre Wald-und-Wiesen Gerichtsbarkeit. In der Tat hat m.W. aber das Bundesverfassungsgericht sogar in der Euro-Entscheidung der Bundesregierung einige beachtliche Auflagen auferlegt (an die sich heute leider aber kein Sch.... mehr erinnert).
Gruß
G.
>Daß zumindest das Bundesverfassungsgericht regierungstreu ist hat man bei den Klagen gegen den Euro gesehen.Oder meinst Du die schöne Judikative hat den Willen des Volkes umgesetzt.Mitnichten funktioniert die Juristerei!!!!!!
>Es hat die Advokaten ja nicht einmal interessiert.Es war politisch gesteuert wie alles in diesem Absurdistan.Volkes Wille war ein anderer wie aus Umfragen klar belegbar war.Nur wenn das Ergebnis in den Vorumfragen positiv gewesen wäre (pro Euro)hätten wir selbstverständlich abstimmen dürfen.Die Franzosen hatten wenigstens den Schneid eine Abstimmung durchzuführen wenns auch knapp war.
>Gruß EUKLID
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mguder
03.12.2001, 00:27
@ Galiani
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Re: Kapitalismus, die 'vollkommene Gesellschaftsordnung' und die 'Wendehälse' |
>Le précepteur Pangloss était l'oracle de la maison, et le petit Candide écoutait ses leçons avec toute la bonne foi de son âge et de son caractère.
Pangloss enseignait la métaphysico-théologo-cosmolonigologie. Il prouvait admirablement qu'il n'y a point d'effet sans cause, et que, dans ce meilleur des mondes possibles, le château de monseigneur le baron était le plus beau des châteaux et madame la meilleure des baronnes possibles.
« Il est démontré, disait-il, que les choses ne peuvent être autrement: car, tout étant fait pour une fin, tout est nécessairement pour la meilleure fin. Remarquez bien que les nez ont été faits pour porter des lunettes, aussi avons-nous des lunettes. Les jambes sont visiblement instituées pour être chaussées, et nous avons des chausses. Les pierres ont été formées pour être taillées, et pour en faire des châteaux, aussi monseigneur a un très beau château; le plus grand baron de la province doit être le mieux logé; et, les cochons étant faits pour être mangés, nous mangeons du porc toute l'année: par conséquent, ceux qui ont avancé que tout est bien ont dit une sottise; il fallait dire que tout est au mieux. » aus:"Candide ou l'optimisme"
Gruß
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