YIHI
02.12.2001, 15:43 |
Geldfluss im Stau Thread gesperrt |
Geldfluss im Stau
Weil die Grossbanken die Kredite massiv verteuert haben, flaut die Konjunktur schon wieder ab.
Während die Nationalbank die geldpolitischen Schleusen öffnet, um die darnieder liegende Konjunktur anzukurbeln, machen die Grossbanken die Schotten dicht. Seit ein paar Monaten sinken die Kreditvolumen rasant.
WERNER VONTOBEL
Die Nationalbank tut, was sie kann. Die Geldmarktzinsen sind seit einem Jahr von 3,5 auf zwei Prozent gesunken, und die Notenbankgeldmenge hat innert Jahresfirst um sechs Prozent zugenommen. Die Nationalbank will so verhindern, dass die seit dem zweiten Quartal leicht sinkenden Investitionen zusammenbrechen, wie dies zu Beginn der Neunzigerjahre geschehen ist. Zudem setzt jedes Prozent weniger Hypozins - sofern die Einsparung an die Mieter weitergegeben wird - vier bis fünf Milliarden Franken einheimische Kaufkraft frei und kurbelt so den Konsum an.
Doch die Bemühungen der Nationalbank werden von den Banken neutralisiert. Vor allem bei den Unternehmenskrediten tut sich gar nichts mehr. Sie sind im dritten Quartal um 4 Prozent gesunken, zuvor haben sie fast ein Jahr lang stagniert. Wie alarmierend diese Zahlen sind, zeigt nicht nur der Blick zurück in die Neunziger, sondern auch ein Vergleich mit Euroland, wo die Unternehmenskredite immer noch um acht bis zehn Prozent zunehmen.
Die Kreditverknappung ist fast ausschliesslich das Werk der Grossbanken, die ihre Kredite seit April um neun Prozent zurückgefahren haben. Doch wie schon Anfang der Neunzigerjahre geben die Banken den Vorwurf zurück an die Schuldner. «Von einer bewussten Zurückhaltung kann keine Rede sein», sagt Georg Söntgerath, Pressesprecher der CS-Gruppe, «vielmehr ist einfach die Nachfrage nach Krediten zurückgegangen.»
Die Zinsmarge der Banken ist innert Jahresfrist um ein Viertel gestiegen
Daran sind die Banken nicht unschuldig. Gemäss Angaben der Nationalbank haben sie die Preise für Kredite (Zinsertrag plus Kommissionen) im letzten Jahr von 20,4 auf 25,4 Milliarden Franken erhöht. Die Zinsmarge ist also innert Jahresfrist um rund ein Viertel gestiegen! Vor allem die kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) sind davon betroffen. Sie erhalten von den Banken für ihre liquiden Mittel 0,25 Prozent Zins (die höheren Festgeldzinsen gibts erst ab 100'000 Franken für mindestens drei Monate), müssen aber für ihre Schulden fünf bis acht Prozent Zins bezahlen.
Zinssenkungen gab es kaum. Die ZKB hat die Zinsen für Blankokredite in diesem Jahr gerade mal um einen Viertel auf 6,25 Prozent gesenkt. «Freiwillig geht keine Bank runter», sagt der Schwyzer KMU-Treuhänder Paul Kaiser, «und wenn man höflich anfragt, riskiert man, dass die Zinsen mit dem Hinweis auf ein angeblich schlechteres Rating noch heraufgesetzt werden.» Kaisers Kollege Hermann Wichert: «Meine Kunden arbeiten fast nur noch mit Regionalbanken zusammen. Die sind in den vergangenen Jahren für die KMU wieder zu zuverlässigen Geschäftspartnern geworden.»
Doch Wichert teilt die Einschätzung, wonach KMU-Kunden nur in sehr seltenen Ausnahmefällen - wenn sich auch die Grossbanken um ein lukratives Geschäft bemühen - vom sinkenden Zinstrend profitieren können. Dass dies mit der hohen Marktkonzentration (drei Banken kontrollieren 80 Prozent des KMU-Markts) zusammenhängt, zeigt ein Vergleich mit den USA. Dort hat ein scharfer Wettbewerb dafür gesorgt, dass die Banken seit Jahresbeginn die Prime Rate noch schneller gesenkt haben als die Notenbank die offizielle Fund Rate, nämlich um 4,5 Prozentpunkte. Zweitens ist dort der Risikozuschlag mit 1,6 Prozentpunkten für die riskanteste gegenüber der tiefsten von vier Risikoklassen nur etwa halb so hoch wie in der Schweiz, und vor allem ist auch die Zinsmarge der Banken bei den Unternehmenskrediten mit rund einem Prozent gegenüber 6-Monats-Geldmarkt-Zinsen um mindestens einen bis zwei Prozentpunkte tiefer als in der Schweiz.
Da erstaunt es, dass die KMU überhaupt noch Bankenkredite nachfragen. Paul Kaiser wundert sich nicht: «Viele Unternehmer wollen vor allem ihre Schulden zurückzahlen und von den Banken unabhängig werden.» Kein Wunder, kommt in der Schweiz kein dauerhafter Wirtschaftsaufschwung in Gang.
Das Volumen der Unternehmenskredite sinkt seit Monaten. Dadurch werden alle Bemühungen der Nationalbank zur Ankurbelung der Wirtschaft von den Banken neutralisiert.
Ohne Kredit kein Wachstum
Wachstum pro Jahr in %
Unternehmens- Bruttoinland-
Periode kredite real produkt real
1984-1990 8,1 3,5
1990-1998 -2,5 0,5
1998-Mitte 2001 6,4 2,4
ab Mitte 2001 -4,0 -
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JÜKÜ
02.12.2001, 16:02
@ YIHI
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Re: Geldfluss im Stau / Passend zu meinem Friedman-Posting |
>Geldfluss im Stau
>Weil die Grossbanken die Kredite massiv verteuert haben, flaut die Konjunktur schon wieder ab.
>Während die Nationalbank die geldpolitischen Schleusen öffnet, um die darnieder liegende Konjunktur anzukurbeln, machen die Grossbanken die Schotten dicht. Seit ein paar Monaten sinken die Kreditvolumen rasant.
[b]Ich schrieb vorhin: "Wenn - in einer Wirtschaftsflaute oder -krise - niemand Kredit haben will, aus Angst, ihn nicht zurück zahlen zu können..."
Ähnliches gilt natürlich für den Kreditgeber, denn er hat in einer Krise Angst, sein Geld zurück zu bekommen. Und so schließt sich der Kreis... Nachdem die Stimmung umgekippt ist, wir Kredit - von beiden Seiten - als etwas Gefährliches angesehen.
S. dazu auch meinen Artikel vom Herbst 1999.
Auzug daraus:
[i]Sie [die steigenden Aktien] sind auch der Hauptgrund für das historisch hohe"consumer confidence", das Verbrauchervertrauen. Dies wiederum lässt die zuversichtlichen, sorglosen Verbraucher nicht ans Sparen denken, sondern sie geben mehr aus als sie einnehmen. Sie machen sogar Schulden in der sicheren Annahme, alles wird nur noch besser und das Zurückzahlen ist kein Problem. Für alles werden immer mehr Kredite aufgenommen, für Autos, Häuser, usw.; die Hauskredite haben auch noch nie so eine hohe Quote im Vergleich zum Kaufpreis gehabt. Es werden sogar - und das ist die Krönung des Ganzen - Kredite aufgenommen, um damit Aktien zu kaufen, und zwar mehr als je zuvor. Die Zuflüsse in Aktienfonds steigen seit Jahren an. Das einzige mit Aktien verbundene Risiko wird noch darin gesehen, keine oder nicht genug zu haben. Die allgemeine Zuversicht ist ansteckend. Jeder wird immer zuversichtlicher, jeder macht Kredite, auch der Staat (wenn auch die USA angeblich in vielen Jahren schuldenfrei sein will).
Und wehe, einer warnt in dieser euphorischen Stimmung vor den gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Fehlentwicklungen oder gar den Übertreibungen an der Aktienbörse!
"Das kann man nicht mit früher vergleichen!","Heute ist alles anders!","Das Internet ist die Zukunft!", usw. [/i]
Und ein weiterer Auszug:
[i]Der Beginn jeder Baisse geht einher mit einem hoch verschuldeten privaten Sektor, zeigt die Geschichte. Schulden sind ein Zeichen von Zuversicht und Vertrauen (das die Japaner nach 9 Jahren Depression nicht mehr haben, die Sparquote dort beträgt nie zuvor gesehene 20 % - in den zuversichtlichen USA waren es kürzlich ebenfalls nie gesehene minus 0,2 % - bevor die Statistiken"korrigiert" wurden). Zuversicht und Vertrauen, die Schulden zurückzahlen zu können - und bei den Gläubigern das Vertrauen, ihr Geld zurückzubekommen. Niedrige Zinsen (der Preis für Geld) sind ebenfalls ein Zeichen für Vertrauen. Übermäßige Verschuldung ist daher ein Zeichen von übermäßigem Vertrauen und im späten Stadium von Euphorie. Es ist im Nachhinein so einfach, diese Übertreibungen als irrational zu analysieren, aber wenn alle drin stecken, ist es unmöglich. Bereits im November 1996 wurde der Fall erwähnt (Wall Street Journal), dass eine Bank einem Hauskäufer den Kaufpreis zu 100 % finanziert hat, einem Käufer, der kein geregeltes Einkommen hatte, gerade geschieden war und dessen voriges Haus zwangsversteigert worden war. Man hat es als in dieser Phase als"etwas zu großes Vertrauen der Bank" bezeichnet, aber in späteren Phasen wird es rückblickend sicher anders genannt. Vielleicht"irrational exuberance". [/i]
Und der wichtigste Teil:
[i]Wenn die Euphorie in Pessimismus umschlägt, wird die Verschuldung, die bis dahin mit Optimismus und Zuversicht gerechtfertigt wurde, als gefährlich angesehen. Gläubiger versuchen dann, ihre Gelder einzutreiben, denn die Zuversicht einer späteren Rückzahlung ist plötzlich weg. Zinsen für nicht einwandfreie Schuldner schießen in die Höhe (Beispiel Asienkrise, Russlandkrise).
So war es, und so wird es sein.
Mit dem Ende der Euphorie beginnt die Rückforderung (und Liquidation!) von Schulden, die Geldmenge sinkt, Deflation beginnt. Bankrotte verstärken diese Entwicklung. Aus allgemeiner Sorge wird mehr gespart und weniger konsumiert. Die Preise fallen und schon deswegen wird Konsum aufgeschoben. Eine Spirale nach unten beginnt und beschleunigt sich. Am Ende dieses Prozesses liegt die Wirtschaft regelrecht am Boden. Von Schulden will niemand etwas wissen, und es gibt auch fast keine mehr. Entweder sind sie zurückgezahlt worden oder wurden uneinbringbar.
Erst dann kann ein Aufschwung beginnen - ohne die Last der Schulden. [/i]
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Oldy
02.12.2001, 19:00
@ JÜKÜ
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Re: Geldfluss im Stau / Friedman schnallt es nicht |
>>Geldfluss im Stau
>>Weil die Grossbanken die Kredite massiv verteuert haben, flaut die Konjunktur schon wieder ab.
Schaut Euch meinen Briefwechsel mit ihm an. Friedman versteht es nicht, daß niemand sich Geld ausleiht, wenn es keine gewinnbringenden Anlagen mehr gibt. Es muß ein Zinsgefälle geben, sonst steht die Wirtschaft. Das ist der eigentliuche Sinn des Freigeldes. Ein Zinsgefälle herzustellen auch wenn der erzielbare Gewinn auf dem Markt unter 3% fällt.:
http://www.sunshinecable.com/~eisehan/newpage1.htm#17)%20Letters%20to%20Milton%20Friedman
Freigeld ist NICHT zinsfreies Geld, wie manche behaupten. Es ermöglicht nur der Konkurrenz auf dem Markt die Zinsleiter samt dem Zinsgefälle nach unten zu verschieben. Nicht das Freigeld senkt die Zinsen. Das tut der freie Markt von selber, wenn man die Riegelfunktion unseres Geldes beseitigt, die schon Pierre Proudhon erkannt hatte, als er das Geld als Riegel vor dem Markt bezeichnete.
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apoll
02.12.2001, 19:37
@ Oldy
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Re: Geldfluss im Stau / Friedman schnallt es nicht |
>>>Geldfluss im Stau
>>>Weil die Grossbanken die Kredite massiv verteuert haben, flaut die Konjunktur schon wieder ab.
>Schaut Euch meinen Briefwechsel mit ihm an. Friedman versteht es nicht, daß niemand sich Geld ausleiht, wenn es keine gewinnbringenden Anlagen mehr gibt. Es muß ein Zinsgefälle geben, sonst steht die Wirtschaft. Das ist der eigentliuche Sinn des Freigeldes. Ein Zinsgefälle herzustellen auch wenn der erzielbare Gewinn auf dem Markt unter 3% fällt.:
>http://www.sunshinecable.com/~eisehan/newpage1.htm#17)%20Letters%20to%20Milton%20Friedman
>Freigeld ist NICHT zinsfreies Geld, wie manche behaupten. Es ermöglicht nur der Konkurrenz auf dem Markt die Zinsleiter samt dem Zinsgefälle nach unten zu verschieben. Nicht das Freigeld senkt die Zinsen. Das tut der freie Markt von selber, wenn man die Riegelfunktion unseres Geldes beseitigt, die schon Pierre Proudhon erkannt hatte, als er das Geld als Riegel vor dem Markt bezeichnete.
...Oldy viele stimmen Dir zu,aber das heutige ausbeuterische Zinseszinssystem
hat bald seinen Zweck erfüllt(Weltdiktatur,Weltregierung)und wird freiwillig
nicht aufgeben.Deshalb steht heute die Menschheit vor ihrer größten Katastrophe
seit dem Untergang von Atlantis.
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Oldy
02.12.2001, 21:58
@ apoll
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Re: Geldfluss im Stau / Friedman schnallt es nicht |
>
>...Oldy viele stimmen Dir zu, aber das heutige ausbeuterische Zinseszinssystem
>hat bald seinen Zweck erfüllt(Weltdiktatur,Weltregierung)und wird freiwillig
>nicht aufgeben.Deshalb steht heute die Menschheit vor ihrer größten Katastrophe
>seit dem Untergang von Atlantis.
Danke für die Zustimmung, apoll,
Auch ich weiß, daß die Brüder nicht freiwillig aufgeben werden, aber Gott Mammon hat tönerne Füße und ich werde mein Bestes tun, sie anzupinkeln und vielleicht kann ich wenigstens Shangri-La etwas heraushalten.
Außerdem habe ich das Gefühl, daß der Zeitplan für die Weltdiktatur etwas durcheinander gekommen ist, selbst wenn sie nach dem WTC auch noch das weiße Haus in die Luft jagen. Die sind so in Zugzwang gekommen, daß sie nicht mehr Zeit haben die Menschen durch eine längere Deflationsperiode wie in früheren Zeiten für einen Krieg weichzuklopfen. Deshalb werden sie vielleicht für sie fatale Fehler machen.
Ich träume öfters von einer parkähnlichen Erde, wo Menschen keine Straßen mehr benützen und in eigenartigen durchsichtigen Flugscheiben fliegen. Das gibt mir Hoffnung, daß es doch am Ende noch gut ausgehen kann.
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