S i l b e r - R u n d b r i e f - Nr. 8 vom 17. Dezember 2001
Die Weltkonjunktur und der Silberpreis
Hohe Silberleihzinsen und Backwardation
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
Eines wissen wir ganz sicher: Kein Mensch kann den Zeitpunkt des Silberpreisanstieges zuverlässig voraussehen. Woran sollen wir uns dann aber orientieren? Nun - ich werde nicht müde zu betonen, dass es ganz entscheidend auf die Fundamentals und deren Entwicklung ankommt. Welchen Einfluß hat die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung auf den Silberpreis?
Die Weltkonjunktur und der Silberpreis
Das zurückgehende Wirtschaftswachstum in der westlichen Welt führte zu einem starken Rückgang der Preise für industrielle Rohstoffe. Auch Silber konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Hauptursache des Preisrückgangs im November dieses Jahres waren Shortpositionen von Fonds, die Silber in Verkennung der fundamentalen Situation dieses Metalls in gleicher Weise, wie die Basis-Metalle, auf Termin verkauften.
Die fundamentale Situation für Silber wird durch die schwache Konjunktur im Westen aus folgenden Gründen jedoch nicht beeinflusst:
Da die Minen- und die Hütten die Produktion von Basismetallen wie Kupfer, Blei und Zink wegen geringerer Nachfrage und des damit verbundenen Preisverfalls drastisch zurückfahren, geht automatisch auch die Koppelproduktion von Silber zurück.
Auf der Verbrauchsseite wird bei der Fotografie und bei der Elektronik mit einem leichten Rückgang in Höhe von zirka 2% gerechnet. Dies würde zu einem Minderverbrauch von rund 8 Mio. oz. im Jahr 2001 führen. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass die Rezession sich nicht auf die beiden Schwellenländer China und Indien erstreckt. In China rechnet man mit einem Anstieg der Industrieproduktion von über 8% in den Jahren 2001 und 2002. In Indien soll nach den Schätzungen der OECD das Wachstum bei zirka 6% p.a. für 2001 und 2002 liegen. Nach neuesten Zahlen aus Indien, dem zweitgrößten Verbrauchsland nach den USA wird der indische Silberverbrauch im Jahr 2001 von 3500 Tonnen im Vorjahr auf 3800 Tonnen steigen, dies entspricht 8,5%. Die Steigerung des indischen Verbrauchs um 9,6 Mio. oz. gleicht den oben aufgeführten industriellen Minderverbrauch mehr als aus.
Aus den obengenannten Gründen gehen wir davon aus, dass das Defizit des Jahres 2001 sich in etwa wieder in Höhe des Vorjahres-Defizits von 150 Mio oz bewegen dürfte. Der Silberpreis hatte um USD 4,10 einen Boden gefunden. Seit Anfang Dezember steigt der Silberpreis wieder an.
Wir sind der Überzeugung, dass der Kauf von Silber zum Preisniveau unter 5 USD/Unze in jedem Falle eine überaus erfolgversprechende Investition ist, zumal die Aktienmärkte zur Zeit keine lukrative Alternative sind.
Hohe Silberleihzinsen und Backwardation
An den Börsen wird vor der Preisexplosion nicht geklingelt. Dennoch gibt es einige wichtige Signale, die man beobachten sollte. Derzeit ist ein starker Anstieg der Silberleihzinsen zu beobachten (per 14.12.01 für Ausleihungen auf 1 Monat: 10% p.a. ). Das deutet darauf hin, dass die Ware knapp ist.
Daneben gibt es eine weitere interessante Erscheinung, nämlich eine"Backwardation". Darunter versteht man, dass der Kassa-Preis über dem Termin-Preis in einigen Monaten liegt.
Eine solche Situation hat es seit 1998 nicht mehr gegeben. Damals wurde bekannt, dass der Multimilliardär Warren Buffett (ausführlich siehe http://www.weigl-fdl.de/warren_buffett.html ) große Mengen Silber gekauft hatte. Durch die kurzfristigen Lieferengpässe explodierten die Leihzinsen, es entstand Backwardation und der Silberpreis schoss in die Höhe.
Mr. Buffett und Mr. Munger, der Vizepräsident von Berkshire Hathaway, ließen damals in einer Pressemitteilung verlauten, „dass das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nur durch einen höheren Preis hergestellt werden könnte.“
Seither wurden über 500 Millionen Feinunzen Silber (Defizit 1998 bis 2000 in Höhe von 411,6 Mio. zuzüglich dem Defizit von 2001, siehe http://www.weigl-fdl.de/angebotsdefizit.html ) verbraucht. Das Defizit wurde bisher durch Lagerabbau kompensiert.
Ein amerikanischer Analyst erwartet eine Verdreifachung des Silberpreises vom Dezember dieses Jahres bis Dezember 2002. Die hohen Leihzinsen und die Backwardation könnten Signale dafür sein, dass bei den derzeitigen Preisen die Enthortung der Silberbestände eine Ende findet. Also vielleicht doch „Jingle Bells“ zum Silberanstieg?
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 2002.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Weigl
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