Andere Zeiten, anderes Geld(aus"die Welt")
Aus dem Reichstag
Ein Abend im Dezember, Diskussion im Kassenraum der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Berlin mit dem Bundesfinanzminister. Dieser wird gefragt, ob er die gemischten Gefühle verstehe, welche die Deutschen angesichts des Abschieds von der D-Mark bewegen. Eichel reagiert mit jener Emotionalität, die Spötter mit der Gefühlswelt einer Büroklammer vergleichen.
Nach der Reichsgründung sei aus den vielen deutschen Währungen ohne große Aufregung eine einzige, die Mark geworden, und so werde es auch mit dem Euro gehen. Nun gibt es für den Euro gute Vernunftargumente, aber mit der Reichsgründung hat das nicht viel zu tun. Jene Politische Union, welche der Euro schaffen soll, war 1875, als die Mark Taler und Gulden ablöste, fest etabliert. Die EU dagegen ist heute von der Politischen Union weiter entfernt als am 9. November 1989.
Die Mark war den Deutschen seit dem Hohen Mittelalter als Verrechnungseinheit in Silber geläufig. Die Taler des 18. Jahrhunderts zeigten, als Kriege und Münzverschlechterungen überwunden waren, immer den Silberwert:"XIIII eine feine Mark". Nach dem Wiener Kongress gab es in Deutschland zwar noch viele Münzbilder, aber nur noch zwei Hauptmünzen, Taler und Gulden, und wiederum war auf den Großmünzen das Umrechnungsverhältnis geprägt. Der Staat musste um das Vertrauen werben, welches das Publikum nur zögernd gab: weshalb Banknoten - schriftliche Zahlungsversprechen eines Mannes mit diskontfähiger Unterschrift - bis heute Banknoten heißen und nicht Staatsnoten.
Es dauerte 20 Jahre, bis man nicht mehr von Taler und Groschen sprach, sondern von Mark und Pfennig - dieser wiederum gehörte zu den ältesten deutschen Münzen.
Wie gewonnen, so zerronnen. Das galt für das Reich wie für die Mark. Denn der Staat arbeitete daran, das knapp gewonnene Vertrauen wieder zu verspielen. Die Banque de France ging voran, indem sie in Erwartung des Großen Krieges langsam das gemünzte Gold durch Papier ersetzte, und die Reichsbank folgte - behutsamer - nach. Das Goldmachen war auf dem Papierwege erfunden, und das Vertrauen zur Währung wurde wieder ein knappes Gut. Die Bundesbank hat es erworben. Die EZB ist gewarnt. Michael Stürmer
Gruß Rebell
<center>
<HR>
</center> |