dottore
23.12.2001, 15:45 |
Macht Glauben reich - oder umgekehrt? Thread gesperrt |
Hi,
aus der FAZ ein Hinweis auf einen Text von Bob Barro (wichtiger US-Makro-Mainstreamer), den ich unter dem Link leider nicht gefunden habe:
www.wcfia.harvard.edu/religion
der aber zu diesem Resultat kommen soll:
"Je höher der Grad von Urbanität, Bildung und Wohlstand - um so frömmer sind die Menschen."
Das ist so ein Mix aus LeGoff und Max Weber offenbar. Ich kann ihn aber nicht näher checken, vielleicht kommt von Euch jemand rein und kann ihn präsentieren. Es gibt auch eine Menge anderer guter Beiträge dort (was für die Feiertage).
Meine persönliche Erfahrung ist eher umgekehrt, aber das resultiert nur aus Beobachtungen im Alltag.
Immerhin hat mich Norman Rentrop, den ich jüngst wieder im Web entdeckte, stutzig gemacht (der Mann mit der"Geschäftsidee", jetzt großer Wirtschaftsverlag und Bibel-Verbreiter). Bei seinem Vater selig hatte ich vor 42 Jahren Buchhaltung I und II.
Die meisten werden eh im Alter fromm und menschenfreundlich, erinnern wir uns bloß an Jakob Fugger oder Cornelius Vanderbilt.
Die Frommen werden auch zumeist sehr alt (Durchschnittsalter der Kardinäle!) und dann weiß keiner so recht, wann er mit dem Frommsein spätestens anfangen soll. Die Sorgen der Reichen hören nimmer auf.
Oder bleibt's beim"Not lehrt beten"?
Ratlos
d.
<center>
<HR>
</center> |
JüKü
23.12.2001, 16:11
@ dottore
|
Re: Macht Glauben reich - oder umgekehrt? |
>Hi,
>aus der FAZ ein Hinweis auf einen Text von Bob Barro (wichtiger US-Makro-Mainstreamer), den ich unter dem Link leider nicht gefunden habe:
>www.wcfia.harvard.edu/religion
Vielleicht ist es einer von denen: http://www.wcfia.harvard.edu/programs/prpes/publications-results.asp?results=recent
<center>
<HR>
</center> |
Caspar
23.12.2001, 16:24
@ dottore
|
Re: Macht Glauben reich - oder umgekehrt? |
Habs gefunden:
http://www.wcfia.harvard.edu/programs/prpes/people-barro.asp
"Some of Robert's results relate to the secularization hypothesis, whereby religiosity was thought to decline as societies became richer and better educated. One preliminary finding shows that that holding fixed per capita income and other indicators of development, an increase in educational attainment accompanies higher church attendance and a greater incidence of religious beliefs (such as beliefs in god, heaven, or an after-life). This finding contradicts the secularization view. However, other measures of economic development—such as urbanization and increased life expectancy—do seem to go along with less religiosity."
Interessante Frage. Ich würde keinen direkten Zusammenhang zwischen Religiosität und Urbanisierungsgrad vermuten. Eher einen mit dem Verschuldungsgrad und damit einher gehenden Vermögensgewinnen (auf der anderen Seite). Gibt es nicht die Beobachtung, dass in Zeiten grosser Inflation besonders viele erotische Darstellungen zu finden sind und Jugendkult herrscht (bin mir nicht sicher, wo ich das her habe).
Ich denke, dass besonders absurde Erfahrungen eher die Religiosität vermindert, weil die Leute eben an Gott verzweifeln."Wie soll es einen Gott geben und zugleich passiert sowas?" Das kann auf der persönlichen Ebene sein ("Wie kann Gott es zulassen, dass ein 10-jähriges Mädchen Knochenkrebs bekommt?"), oder auf der Ebene einer"gesellschaftlichen" Erfahrung ("Wir verausgaben uns und können trotzdem alle kaum Familien ernähren, und andere tun Nichts und leben in allem Überfluss!"). Und ein hoher Verschuldungsgrad führt eben auch zu vielen absurden Erfahrungen.
Aber dann kann man sich auch gerade das Gegenteil vorstellen, Flucht in den Glauben.
Ich weiss es auch nicht. Kein bisschen.
Weihnachtsgruss!
-caspar
<center>
<HR>
</center> |
André
23.12.2001, 21:38
@ dottore
|
Re: Macht Glauben reich - oder umgekehrt? Daraus ensteht nichts Gutes, lieber d. |
Diese Frage kann man so nicht angehen,
Was ist denn Glaube?
Dieses Wortes Bedeutungsspektrum ist nicht weniger breit als dasjenige für Liebe!!!
Die Pervertierungen und Bedeutungsverschiebungen sind dermaßen vielfältig, daß man sich ohne Nutzung des Kompasses zwangsläufig im Dschungel verläuft!
MfG
A.
<center>
<HR>
</center> |
André
24.12.2001, 12:28
@ André
|
Re: Nachtrag zu Weihnachten |
Man wird bescheiden...
Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Dass er einst krieget, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt.
Eugen Roth
Übrigens: Das Thema Reichtum und Religion macht viel Sinn,
aber darüber wurde ja schon viel geschrieben.
MfG
A.
<center>
<HR>
</center> |