Hallo Allerseits,
nach der etwas weiter unten heftig entbrannten Systemdiskussion, will ich doch auch meinen Senf beitragen. Einiges mag auch schon gesagt worden sein. Sei´s drum.
Taktiker schrieb, daß es Kritik am Kapitalismus oftmals fälschlich nur des Neides wegen gäbe. Das glaube ich nicht. Es ist einfach so, daß viele Leute doch noch ein Gespür für „Gerechtigkeit“ haben und diese immer stärker vermissen. Auf diesen Begriff komme ich noch gesondert. Es ist einfach Fakt, daß sich die Reichtumspyramide immer weiter nach oben verlagert und es ist nur eine Frage der Zeit bis 90% des Vermögens in den Händen von 2% der Leute liegen (Wal weiß vielleicht die heutige Relation). Allen sogenannten Liberalen stelle ich jetzt die Frage, ob sie das gutheißen oder wenigstens akzeptieren. Sind sie ehrliche Vertreter ihrer Gattung, dann werden sie das bejahen. Die Geschichte lehrt uns, daß solche „Ungleichgewichte“ immer in Revolutionen Entladung finden, was auch bedeuten kann, daß sogenannte Kommunisten sogar ein Interesse an einer Verschärfung haben, da diese den Umsturz schneller bringen wird. Aber das will ich gar nicht unterstellen. Es ist einfach eine Tatsache und auf die kann man sich wohl - als kleinsten gemeinsamen Nenner - einigen, daß Ungleichgewichte, welcher Art sie auch sein mögen, nicht dauerhaft sind, Entlastung verlangen, das Pendel ins andere Extrem ausschlagen lassen und sich erst dann ein Schwanken um den Gleichgewichtspunkt ergibt. Daß das heutige System sich immer weiter vom Gleichgewicht wegbewegt, dürfte auch keine Widerspruch hervorrufen.
Die Frage ist jetzt nur, wie das bessere System auszusehen hat. Das System soll einen Rahmen (darüber wird zu sprechen sein) setzten, innerhalb dessen sich die Mitglieder frei bewegen können. Es soll frei von Zwang sein, den Nutzen der Gesamtheit versuchen zu mehren ohne die Individualität der Menschen zu unterdrücken. Es sollte auch versuchen, ein Bewußtsein zu schaffen, das vom Materiellen sich löst und in ferner Zukunft die Erlangung eines höheren Bewußtseins seiner Mitglieder zum Ziele hat. Einige werden wieder argumentieren, das sei wieder Manipulation, Gehirnwäsche und widerstrebe der Menschlichen Natur. Dann frage ich Euch, was HEUTE nicht manipuliert ist? Wer sagt denn, daß es so wie es heute ist, für die menschliche Natur sei? Wer von Kindheit an in diesem System groß wird, von „Systemtreuen“ erzogen wird usw., der hat nicht die Möglichkeit, zu fragen, WARUM?
Um jetzt wieder zur aktuellen Lage zu kommen, noch einige Bemerkungen zu den Millardären. Tatsache ist, daß deren Vorfahren oder sogar sie selber große Leistungen vollbracht haben - sei es Elektrotechnik, Chemie, Handel etc. - und daß die meisten JETZT ohne an diese Traditionen anzuknüpfen, ein ruhiges Rentiersleben führen. Ob es besser wäre, den Armen einen Teil des Geldes zu geben oder es den Superreichen zu belassen, kann ich nicht beantworten. Der Tatsache, daß große Ungleichgewichte Entlastung suchen werden, sind sich aber die Reichen auch bewußt. Einige widmen sich karitativen Zwecken und versuchen so, ihr Gewissen zu beruhigen und den Knall weiter herauszuschieben. Ehrliche Motive will ich auch nicht unter den Teppich kehren, doch, wenn man sich überlegt, daß ein Vermögen von x Milliarden DM, $ etc. wieder Milliarden an ZINSEN trägt und daß dafür TÄGLICH tausende oder Millionen arbeiten und Steuern zahlen müssen, dann relativiert sich selbst die Millionenspende an die Arbeiterwohlfahrt.
Und jetzt bin ich beim Thema „Gerechtigkeit“, wo uns Galiani erzählen will, daß das überhaupt nicht quantifizierbar ist. Für einen Logiker stimmt das, denn einen „Gerechtigkeits-Index“ werden wir nie berechnen können. Galiani, es gibt aber noch das Herz, das UNLOGISCH ist und die Emotion, das Gespür. Durch unser Empfinden haben wir sehr wohl einen Sinn dafür, was gerecht und ungerecht ist. Leider geht dieser immer mehr Leute verloren, da dies vom System gewollt ist. DAS SYSTEM ist immer ein Instrument der Herrschenden, ob im Kapitalismus oder im pseudo-Sozialismus. Wenn die Menschen im Westen ihren Sinn für den Ausgleich, für „Gerechtigkeit“ verlieren (so wie es in den USA am weitesten fortgeschritten ist), dann werden sie sich in ihr Schicksal ergeben. Doch das System vergißt, daß sich trotzdem die Ungleichgewichte immer weiter vergrößern und daß dann selbst die einst tumbe Masse wieder rebellisch wird. Sie mögen vergessen haben was Marx einst sagte, doch die Not wird ihr Gerechtigkeits-Bewußtsein wieder wecken. Was glaubt Ihr denn, wozu schon früher und jetzt auch wieder „Brot und Spiele“ veranstaltet wird? Um dieses Erwachen zu unterdrücken und zu verschieben. Die Macher von SAT1, RTL, Springer usw. haben bewußt nicht die Absicht, die Leute zu versklaven, doch wenn sie einfach im System bleiben und es erhalten wollen (das wollen sie, denn es bedeutet Gewinn- und Machtzuwachs), dann müssen sie wie Sklaventreiber agieren, die UNTER halten. Und Tatsache ist auch, daß BILDUNG und WISSEN Feinde der Dummheit und des „sich-ergebens“ und Unterordnens sind. Daher liegt es in IHREM Interesse, daß die Bildung sich verschlechtert und die Leute immer dümmer gehalten werden.
Noch ein paar Worte zur Bildung in der DDR und jetzt in der Bundesrepublik. So wie Taktiker stelle ich nüchtern fest, daß naturwissenschaftliche Bildung früher deutlich besser als heute war. Naturwissenschaft ist ideologiefrei. Ebenfalls bestätige ich es, früher in Deutsch (Literatur) mehr gelernt zu haben als es heutigen Schülern möglich es. Auch wenn so manche Revolutions-Story gelesen wurde (z.B. Ostrowski: Wie der Stahl gehärtet wurde), so haben wir gelesen von Goethe, Schiller, Storm, Lessing, Shakespeare, Sophokles, Frisch uvm. Es war genug, um fast immer mit dem Lernen von Gedichten oder dem Interpretieren eben dieser beschäftigt zu sein. Nicht zu vergessen der hervorragende Musikunterricht, in dem Klassik ausgiebig vermittelt wurde. Wie das heute aussieht, kennt jeder aus dem Fernsehen oder aus eigener Erfahrung. Latein stand auch früher fakultativ zur Verfügung, doch habe ich nie einen Sinn drin gesehen, eine tote Sprache zu lernen. Diese Zeit kann ich sinnvoller verbringen. Galiani, das war eine boshafte Entgleisung. Für Dich scheint Blendwerk hohen Wert zu haben. Zumindest klug schwatzen und Ehrfurcht erzeugen kann man, wenn man in für viele unverständlicher Sprache spricht. Mir nötigt das überhaupt keinen Respekt ab. Im Gegenteil. Und daraus die Unterlegenheit es DDR-Bildungssystemes abzuleiten, ist mehr als jämmerlich. Ganz zu schweigen von der Unerhörtheit, Taktiker das logische Denken an sich absprechen zu wollen. Über „Wort-Durchfall“ sreden wir gar nicht erst, denn offenbar ist dies bei nicht vollem Bewußtsein entglitten. Die Sache mit den Nobelpreisträgern ist ebenso Unfug, wie JeFra belegt hat. Es ist auch immer wieder erheiternd, wie sich, um in der von mir verachteten Klischeesprache zu reden, Wessis erdreisten, besser über den Alltag in der ex-DDR Bescheid zu wissen als Ossis, die das System jahrzehntelang selbst erleben durften. DARAN erkennt man grenzenlose Überheblichkeit. Galiani sagt weiter, daß der „Wohlstand“ zu Ostzeiten gepumpt gewesen sei. Da hat er absolut recht. Der Wohlstand des Westen ist aber, wie JeFra ebenfalls sagt, erstens auch „gepumpt“ und zweitens (wie ich jetzt feststelle) von Ländern der Dritten Welt und auch der ehemaligen „zweiten Welt“ und ihren Bewohnern ENTRISSEN.
Befürworter eines Systems der freien Märkte, wo allein diese alle Interaktionen regeln werden daran nichts Anstößiges finden. Schließlich verkaufen ja die armen Länder ihre Waren zu für uns so günstigen Preisen. Wozu ein schlechtes GEWISSEN haben. Eben weil wir noch ein Gewissen haben! Und das ist es auch, das tief in uns den Widerstand oder zumindest das Mißtrauen gegenüber dem Kapitalismus erhält. Wir sind eben nicht nur ein „Homo oekonomicus“, ein Eigennutz-Maximierer wie die herrschende Lehrmeinung uns einbleuen will, sondern auch „Herdentiere“, die sich für das Befinden ihrer Familie, Nation, Rasse, Kultur etc. einsetzen und noch andere als nur materielle Ziele haben. Und genau diese Menschen sind die Feinde des SYSTEMS und hindern es noch daran, von allen vollkommen besitzzuergreifen und das Wesen des Menschen endgültig zu vernichten.
Märkte regeln NICHT alles und sind „Kollektiventscheidungen“ eben NICHT immer überlegen. Das einzugestehen, wird Liberalen schwerfallen, ist aber eine Tatsache. Was mich auch immer aufregt, ist, daß diese Liberalen das System vehement verteidigen, dann aber Sozialhilfeempfängern Mißbrauch und Ausnutzung des Staates vorwerfen. Dabei ist dieses Handeln (von EINIGEN!) nur folgerichtig. Hier wird doch der am meisten geschätzt, der am gerissensten ist, der am besten andere für sich ausnutzt und den Staat am raffiniertesten betrügt. Und der Sozialhilfeempfänger, der das tut, wird verachtet, während Milliarden-Betrüger ungeschoren davonkommen. Eine Doppelmoral, die mit „Moral“ schon nichts mehr zu tun hat.
Und um zum Schluß zu kommen, noch ein paar kurze Worte über dieses unser System, das von einigen hier für die ultima ratio gehalten wird.
Dieses System ist dafür verantwortlich, daß
- ¾ der Menschheit in Armut leben (eben weil wir cleverer sind und sie seit Jahrhunderten ausbeuten) und einen Lebensstandard haben, der hier vor Jahrhunderten so anzutreffen war;
- die Natur in einem Maße ausgebeutet und verseucht wird wie es nie so der Fall war. Daß Gewinnerzielung rücksichtslos über alles geht;
- sich Vermögen, das von allen erarbeitet wird, bei immer wenigeren akkumuliert;
- Werte, die den Menschen bisher vor der Selbstvernichtung bewahrten, immer weiter erodieren;
- der Mensch zu einem hirnlosen Konsumenten degradiert wird.
Aber immerhin, werden einige sagen, hat es uns „Wohlstand“ gegeben wie es ihn auch noch nie gab. Dabei wissen wir nicht, was „Wohlstand“ an sich ist, wie er definiert wird und wie man in mißt. Meßt ihn in BIP, dann habt ihr recht. Einen vollen Bauch hat auch jeder. Glaubt man daran, hier auf einer Insel zu leben, dann sieht es aus wie das Paradies. Geht man hinaus und blickt über den Tellerrand, dann sieht man leider, daß es eine kleine Welt ist, die für ihren Erhalt die große Welt systematisch zerstört und die Menschen zu Maschinen macht.
Gruß
SB
p.s. Immer wieder werden auch die Vorteile des Kap. gegenüber dem Kommunismus ausgebreitet. „Kommunismus“ als solchen gab es aber nie, so daß man das heutige System damit nicht vergleichen kann. Was es gab, war die Herrschaft einer Kaste von Dachdeckern (Honecker), Maurern (Mielke) oder von Schlächtern (Stalin), die GLAUBTEN, den Kommunismus richtig ausgelegt zu haben. Sie taten es vollkommen falsch und haben so das Dasein des Kapitalismus verlängert. Jetzt läuft die Gnadenfrist ab.
p.p.s. Es geht auch nicht darum, einigen Reichen wie Becker oder dem normalen Unternehmer etc. ihre paar Millionen abzunehmen. Es geht darum, die GRÃ-BSTEN Ungleichgewichte zu beseitigen oder besser gar nicht erst zuzulassen.
Und noch ein Satz ganz zum Schluß.
<font size="5"><font color="FF0000"> Leute, die Menscheit muß überleben und das kann sie mit diesem System niemals!! Das ist der Untergang! </font>
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