Argentinien vor drastischer Abwertung - Panikkäufe an der Börse
MEXIKO-STADT/BUENOS-AIRES (dpa-AFX) - Der seit zehn Jahren im Verhältnis eins zu eins an den US-Dollar gebundene argentinische Peso steht vor einer drastischen Abwertung. Am ersten Handelstag des neuen Jahres kam es am Mittwoch zu Panikkäufen an der Börse von Buenos Aires, wo Anleger mit dem Kauf von Aktien ihr Vermögen sichern wollten.
Einzelhändler reagierten mit drastischen Preiserhöhungen auf die erwartete Abwertung. Die neue Regierung von Präsident Eduardo Duhalde will am Freitag ihr Wirtschaftprogramm bekannt geben.
RALLY AN BÃ-RSE BUENOS AIRES
Der Merval-Index der Börse von Buenos Aires schoss am Mittwoch um 28,3 Punkte (9,58 Prozent) in die Höhe und endete bei 323,69 Punkten. Vor allem Aktien exportorientierter Unternehmen, die von einer Abwertung profitieren könnten, waren gefragt. Schon vor Weihnachten hatten Börsianer in Argentinien außerdem die Börse genutzt, um die Kapitalausfuhrbeschränkungen zu umgehen.
Seit Anfang Dezember dürfen Argentinier nur noch 250 Pesos beziehungsweise Dollar (277 Euro) wöchentlich von ihren Konten abheben. Diese Beschränkungen bleiben vorerst in Kraft. Auch die Wechselstuben bleiben diese Woche wie schon seit dem 20. Dezember geschlossen.
PESO-BINDUNG AN DEN DOLLAR WIRD BEENDET
Der neue Präsident Duhalde hatte nach seiner Wahl am Dienstag die"Convertibilidad", der gesetzlichen Eins-zu-Eins-Bindung des Peso an den Dollar, für tot erklärt. Nach diesem System eines"Currency Board", das außer in Argentinien heute nur noch in Hongkong existiert, muss jeder umlaufende Peso durch einen Dollar Devisenreserven gedeckt sein. In der Praxis ist dies in Argentinien aber gar nicht mehr der Fall, und schon vor Weihnachten weigerten sich die Wechselstuben, den Dollar zum Preis von einem Peso abzugeben und verlangten beträchtliche Aufschläge.
Das starre Wechselkursregime hatte in den vergangenen drei Jahren die Rezession in Argentinien verschärft. Argentinische Waren sind wegen der Überbewertung international kaum noch konkurrenzfähig. Die Währungen der Handelspartner Brasilien und Europa haben in dem Zeitraum gegen den US-Dollar drastisch an Wert verloren.
DRASTISCHE ABWERTUNG ERWARTET
Schätzungen gehen jetzt von einer Abwertung des Peso um mindestens 35 Prozent aus. Unklar war am Donnerstag, ob die Regierung Duhalde den Wechselkurs völlig freigibt oder lediglich neu fixiert. Es wurde auch diskutiert, den Peso an einen Währungskorb von Dollar, Euro und brasilianischem Real zu binden. In Argentinien wird angesichts der Erfahrung der Hyperinflation der siebziger und achtziger Jahre befürchtet, dass die Lage bei einer völligen Freigabe des Wechselkurses außer Kontrolle geraten könnte.
Den Berichten zufolge erwägt die Regierung außerdem, die auf Dollar lautenden Inlandsschulden zunächst in Peso umzuwandeln, um so die schmerzlichen Folgen einer Abwertung für Bürger und Unternehmen zu mildern. Offenbar ohne den Widerspruch zu erkennen, hatte Duhalde aber gleichzeitig versprochen, dass alle Sparer nmit Dollarkonten ihre Einlagen auch in Dollar wiederbekämen.
Duhalde hatte in seiner Antrittsrede die seit den frühen neunziger Jahren in Argentinien verfolgte liberale Wirtschaftspolitik heftig kritisiert. Er hatte zugleich das von dem Ünbrgangspräsidenten Adolfo Rodrigeuz Saa verfügte Schuldemoratorium bestätigt./bl/DP/rh
- Von Klaus Blume, dpa -
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