Aufruf von ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern zur Politik der rot-grünen
Regierung
Wir haben es satt...
Aus eigener Erfahrung mit der Diktatur in der DDR,
aus guter Erinnerung
an politischen Druck und Widerstehen,
an Volksverdummung und Wahrhaftigkeit,
an hohle Phrasen und aufsässige Verse,
an militaristisches Gehabe und grundsätzliche Gewaltlosigkeit,
an Bevormundung und Solidarität.
Und aus jüngster Erfahrung mit der parlamentarischen Demokratie in der
Bundesrepublik
wenden wir uns nicht an den Bundeskanzler, nicht an Rot-Grün, nicht an die
Oppositionsparteien, sondern an Euch, einfache Bürger wie wir.
"Die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft ist offensichtlich
gestört."
Das war 1989 so. Und das gilt heute wieder.
Wir fühlen uns in wachsendem Maße ohnmächtig gegenüber wirtschaftlichen,
militärischen und politischen Strukturen, die für Machtgewinn und Profit
unsere Interessen in lebenswichtigen Fragen einfach ignorieren. Wir fühlen
uns in unserer Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen unseres Landes
und der Welt mehr und mehr an die uns wohlbekannten Übel der Diktatur
erinnert.
So können wir uns zwar alle vier Jahre bei den Wahlen für eine von vielen
streitenden Parteien entscheiden.
Wir stellen jedoch fest, dass die Programme dieser Parteien mit der Politik,
die sie dann tatsächlich machen, kaum etwas zu tun haben. Die politischen
Losungen in der DDR waren selten lustig, sie werden in ihrer Hohlheit von
den Wahlwerbungen der Parteien heute übertroffen.
Wir haben uns über das Abstimmverhalten der Volkskammerabgeordneten
amüsiert. Angesichts des Abstimmverhaltens der Bundestagsabgeordneten ist
uns das Lachen vergangen.
Wir haben es gelernt, hohle Phrasen und den sinnverkehrenden Gebrauch von
Schlagworten zu erkennen und schadlos an uns abperlen zu lassen:
Früher: Ewige Waffenbrüderschaft; Unverbrüchliche Solidarität;
Friedensdienst (mit der Waffe in der Hand); Erz für den Frieden (gemeint war
das Uran der WISMUT für die russischen Atombomben); Mein Arbeitsplatz - mein
Kampfplatz für den Frieden; Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!
Heute: Kreuzzug gegen das Böse; Ewige Freiheit; Grenzenlose Gerechtigkeit;
Uneingeschränkte Solidarität; Geschlossenheit; Wer nicht für uns ist, ist
für die Terroristen!
Wir haben in der Revolution von 1989 Kopf und Kragen riskiert, um das
verhasste und verachtete System von Bütteln und Spitzeln in der DDR zu
überwinden.
Wir hatten erwartet, dass nach dem Ende des Kalten Krieges auch die
westlichen Geheimdienste abrüsten. Keiner von uns hat jedoch damit
gerechnet, dass nach Beendigung des Kalten Krieges die
Telefonabhöraktivitäten steil ansteigen, dass die von uns abgerissenen
Stasi-Videokameras nur durch neue ersetzt werden.
Wir sind entsetzt darüber, dass heute die Polizei zusammengestrichen und der
Geheimdienst aufgeblasen wird. War denn alles umsonst? Wir wissen, wohin so
was führt. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass ein schrecklicher
Terroranschlag in den USA zum Anlass genommen werden könnte, scheinbar
unumstößliche Maßstäbe von Recht und Gerechtigkeitsgefühl in der ganzen
westlichen Welt ins Rutschen zu bringen.
Wir haben nicht vergessen, wie die Gummiparagraphen des politischen
Strafrechts der DDR uns die Luft abgeschnürt haben. Wir greifen uns jetzt an
den Hals, wenn wir lesen, mit welcher Leichtfertigkeit das
Terrorismus-Bekämpfungsgesetz (der sogenannte Otto-Katalog) des
Innenministers und die entsprechenden Entwürfe in anderen westlichen Staaten
und auf europäischer Ebene Gummistricke drehen, die wir glücklich
losgeworden zu sein gehofft hatten.
Wir sind verblüfft und entsetzt, dass unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit
mit höhnischem Gelächter und dem süffisanten Verweis auf den Rechtsstaat
beantwortet wird. Wir sind entsetzt, wie selbstverständlich von hochrangigen
Politikern gebilligt wird, dass die vermeintlichen Anstifter des
Terroranschlags mit einer grotesk übermächtigen Militärmaschinerie umgelegt
werden. Beweise für ihre Schuld? Haben deutsche Politiker bereits die amerik
anische Begeisterung für die Todesstrafe übernommen?
Wir sind entsetzt, mit welcher Dumpfbackigkeit Gegnern des Kriegseinsatzes
in Afghanistan entgegengehalten wird, dass Krieg gegen Terroristen helfen
kann.
Weshalb traut sich niemand an die Waffenhändler in den USA und in der
Bundesrepublik heran?
Weshalb versuchen die USA mit allen Mitteln, die Errichtung eines
Internationalen Strafgerichtshofs zu verhindern?
Natürlich wollen wir, dass ein unabhängiges Gericht und nicht der
Oberbefehlshaber der stärksten Armee der Welt entscheidet, ob die
vorgelegten Beweise eine Verurteilung der vermeintlichen Hintermänner des
Terroranschlags rechtfertigen.
Wir sind entsetzt darüber, dass ganz nebenbei schon die Diskussion um die
Anwendung der Folter salonfähig wird. Sind die Mächtigen in den westlichen
Staaten nicht auf dem besten Wege, Verhaltensweise, Denkstruktur und
Wertesystem einer Terroristenbande anzunehmen?
Wir haben es einfach satt.
Wir haben es satt, dass unter dem Banner von Freiheit und Demokratie gegen
unsere Interessen regiert wird.
Wir haben es satt, uns für dumm verkaufen zu lassen.
Wir haben es satt, uns das platte Geschwätz auf Parteitagen anzutun.
Wir haben Volksvertreter satt, die unsere Interessen nicht vertreten und das
auch noch als Erfolg feiern.
Wir haben einen Bundeskanzler satt, der um der Macht willen Abgeordnete dazu
bringt, ja zum Krieg zu sagen, wenn sie nein meinen, und nein zu sagen, wenn
sie ja meinen.
Wir machen nicht mit, wenn Kriegseinsätze mit Worthülsen wie"Verantwortung
übernehmen","der neuen Rolle Deutschlands in der Welt", mit
"Politikfähigkeit" und"der Durchsetzung der Rechte der Frauen" verharmlost
werden.
Wir verweigern uns diesem Krieg.
Nur eine Diktatur braucht linientreue Parteisoldaten. Demokratie braucht
mündige Bürger. Lassen wir Medien, Parteien, Kultur und Wissenschaft nicht
von röhrenden Funktionären gleichschalten.
Die erbärmlichen und erschreckenden Umstände der rot-grünen Entscheidung für
den Krieg lassen keinen Raum mehr für parteitaktische Spielchen, für die
Sorge um den eigenen warmen Arsch - machen wir endlich den Mund auf!
Reden wir mit unseren Kindern und mit unseren Eltern über diesen Krieg, über
Gerechtigkeit in Deutschland und der Welt und über die Rechtsstaatlichkeit,
die uns zwischen den Fingern zu zerrinnen droht!
Wir haben 1989 gelernt, dass es Sinn hat, zu widersprechen.
Berlin, den 13. Dezember 2001
Sebastian Pflugbeil, Berlin
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
Zentraler Runder Tisch; Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin
(Ost) a.D.; Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Minister a.D.;
Nationalpreis 2000),
Wolfgang Ullmann, Berlin
(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
Bü90/Grüne, Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.; Mitglied der Volkskammer;
Mitglied des Bundestages a.D.; Mitglied des Europaparlaments a. D.),
Hans-Jochen Tschiche, Groß-Ammensleben
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
Bü90/Grüne; Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.;
Nationalpreis 2000),
Leonore Ansorg, Berlin
(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
Erika Drees, Stendal
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung)
Frank Ebert, Berlin
(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
Almuth Falcke, Erfurt
(Sprecherin bei der Besetzung der ersten Stasizentrale)
Heino Falcke, Erfurt,
(Probst i. R.; Stellvertretender Vorsitzender der Ã-kumenischen Versammlung)
Hans-Jürgen Fischbeck, Mülheim
(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (Ost) a.D.; Mitglied des
Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Bundesverdienstkreuz)
Olaf Freund, Dresden
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Nationalpreis 2000)
Christian Führer, Leipzig
(Pfarrer in der Nicolai-Kirche; Friedensgebete; Montagsdemo;
Theodor-Heuss-Medaille)
Bernd Gehrke, Berlin
(Initiative Vereinigte Linke; Zentraler Runder Tisch)
Hans-Peter Gensichen, Wittenberg
(Kirchliches Forschungsheim)
Friedrich Hellmann; Potsdam
(Bü90/Grüne; Landes- und Bundesvorstand a.D.)
Jan Hermann, Pulsnitz
(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
Martin Hoffmann, Berlin
(Pankower Friedenskreis, Gründungsmitglied; Amnesty International - Sektion
DDR, Gründungsmitglied)
Renate Hürtgen, Berlin
(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
Martin Klähn, Schwerin
(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
Thomas Klein,
(Initiative Vereinigte Linke, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch;
Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.),
Lothar König, Jena
(Pfarrer, Junge Gemeinde Jena-Stadtmitte)
Irena Kukutz, Berlin
(Neues Forum; Frauen für den Frieden; Mitglied des Abgeordnetenhauses von
Berlin a.D.),
Michael Kukutz, Berlin
(Neues Forum; ehem. Bundesgeschäftsführer)
Ekkehard Maaß, Berlin
(Deutsch-Kaukasische Gesellschaft),
Heiko Lietz, Güstrow
(Neues Forum, Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung; Bü90/Grüne; Zentraler
Runder Tisch)
Wolfgang Musigmann, Erfurt
(Offene Arbeit)
Arndt Noack, Benz
(SDP, Gründungsmitglied)
Christine Pflugbeil, Berlin
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Ärzte für den Frieden; Nationalpreis 2000)
Peter Rösch (Blase), Berlin
(Jenaer Friedensgemeinschaft)
Wolfgang Rüddenklau, Berlin
(Umweltbibliothek, Gründungsmitglied)
Sabine Schaaf, Berlin
(Neues Forum, Bundesvorstand)
Walter Schilling, Braunsdorff/Thür.
(Kirche von unten)
Klaus Schlüter, Schwerin
(Grüne Liga, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.)
Walfriede Schmitt, Berlin (Unabhängiger Frauenverband; Zentraler Runder
Tisch)
Reinhard Schult, Fredersdorf
(Neues Forum, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Mitglied des
Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Nationalpreis 2000)
Tom Sello, Berlin
(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
Steffen Steinbacher, Berlin
(Neues Forum, Landesverstand)
Marianne Subklew-Jeutner, Greifswald
(Initiative Frieden und Menschenrechte; Stadtbezirksverordnete Berlin a.D.)
Catrin Ulbricht, Dresden
(Neues Forum, Gründungsmitglied)
Hans-Jochen Vogel, Chemnitz
(Studentenpfarrer i.R.)
Klaus Wolfram, Berlin
(Neues Forum; Zentraler Runder Tisch; Haus der Demokratie und
Menschenrechte)
<center>
<HR>
</center> |
Ich darf mal: Kurzkommentar:
>Aufruf von ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern zur Politik der rot-grünen
>Regierung
>Wir haben es satt...
>Aus eigener Erfahrung mit der Diktatur in der DDR,
>aus guter Erinnerung
>an politischen Druck und Widerstehen,
Welche Erinnerungen werden den hier genau, und aus welcher Zeit
erwähnt? Die aus der DDR Zeiten, oder die aus der Zeit der Bundesrepublik?
Das kann man mittlerweile schon schnell verwechseln.
>an Volksverdummung und Wahrhaftigkeit,
>an hohle Phrasen und aufsässige Verse,
>an militaristisches Gehabe und grundsätzliche Gewaltlosigkeit,
>an Bevormundung und Solidarität.
>Und aus jüngster Erfahrung mit der parlamentarischen Demokratie in der
>Bundesrepublik
Das ist doch in Wahrheit nicht was Neues! Es beginnt doch schon mt der Gründung der Bundesrepupblik ----> Hier nachzulesen, ich bin nicht der Verfasser
Wenn 10 Jahre nach der Fall der SED von Kommunisten gesprochen wird, die das Land zerstören, dann kann man doch auch hier im Falle der BKA klar davon sprechen, daß das BKA von führenden Köpfen der Ex-Faschisten aufgebaut
worden ist. Was das mit Rechtsstaat zu tun hat, das möge mir einer erklären,
denn ich verstehe es dann nicht wirklich!
>wenden wir uns nicht an den Bundeskanzler, nicht an Rot-Grün, nicht an die
>Oppositionsparteien, sondern an Euch, einfache Bürger wie wir.
Gott sei Dank - ich dachte wieder Zeitverschwendung mit sinnlosen Appels.
>"Die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft ist offensichtlich
>gestört."
Gestört?? Sie ist doch gar nicht mehr vorhanden. Faktisch glasklarer Fall,
10 Tausend mal belegbar - wer hier meint hier regiert noch der Volkswille,
der soll weiter träumen. Das Ende aller Märchen lautet bekanntlich - und wenn Sie nicht ins Gras gebissen haben, dann träumen Sie heute noch.
>Das war 1989 so. Und das gilt heute wieder.
>Wir fühlen uns in wachsendem Maße ohnmächtig gegenüber wirtschaftlichen,
>militärischen und politischen Strukturen, die für Machtgewinn und Profit
Wir wäre es mit der Zugabe, daß es offensichtlich belegbar ist, daß sich mehrere Personen seit Jahren der Rechtsbeugung schuldig machen? Dieser Umstand wird von wirklich nahmhaften Juristen in den Büchern niedergeschrieben nur keine Sau nimmt davon mittlerweile Kenntnis. Schuldig an dem wirtschaftlichen Zwang ist Niemand geringer als der über Jahre aufgeblähte, durch Sonderrechte aufgeblähter willkürlicher Staatsapparat, der gerade dabei ist, Stasisitten
bei uns zu legalisieren, in schwerwiegenden Fällen - geschweige denn gegen Richter, nicht zu ermitteln - aber die einfachsten Menschen dieses Landes, die
sehr wohl Steuerzahler sind unter nicht einmal zureichendem Tatverdacht
ganz klare Verfassungsbrüche, Rechtsstaatsverletzungen einfach so dulden, das ist die Sitte dieses Landes mittlerweile geworden.
Fordern Sie absolute Richterkontrolle, Beamtenkontrolle und Polizeikontrolle.
Das ist mindestens genauso sinnvoll, wie alles andere.
>unsere Interessen in lebenswichtigen Fragen einfach ignorieren. Wir fühlen
>uns in unserer Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen unseres Landes
>und der Welt mehr und mehr an die uns wohlbekannten Übel der Diktatur
>erinnert.
Erinnert? jetzt erst? In der PDS sitzen viele Juristen, nicht nur Gysi -
soll doch jährlich 1000 Fälle komplett nochmal aufgerollt werden, ich wette bei 20% mindestens wird man finden: Spuren werden nicht verfolgt, offensichtliche Straftatverfolgungspflicht unterlassen, weil es im Ermessen der Richter zu stehen scheint. Glatter Verstöße gegen Paragraph 152.2 des StPO in verfolgbaren Fällen, wo es um Bandenkriminalität geht, wo Geldwäsche in Größenordnung von 1,5 Milliarden Dollar per Anno geht.
>So können wir uns zwar alle vier Jahre bei den Wahlen für eine von vielen
>streitenden Parteien entscheiden.
Das ist doch Humbuk - Sie wählen vielleicht eine von den Parteien, aber Recht
auf Aufbau der Freiheit, der Rechtsstaatlichkeit, und Pflege der Verfassung
durch Bürgerinitiative in Keim erstickt, verleumdet und verspottet. So kann man
zwar Parteien wählen, nur hinter den Kullissen wird das gleiche Süppchen auf immer höherer Flamme gekocht.
>Wir stellen jedoch fest, dass die Programme dieser Parteien mit der Politik,
>die sie dann tatsächlich machen, kaum etwas zu tun haben. Die politischen
>Losungen in der DDR waren selten lustig, sie werden in ihrer Hohlheit von
>den Wahlwerbungen der Parteien heute übertroffen.
Das ist korrekt, auch Honecker hat immer wieder versprochen also in zwei Jahren geht es dann entgültig aufwärts. 1987 hatte er sogar zum Teil, für einen kurzen Augenblick mal ausnahmsweise Recht gehabt.
Meine Glückwünsche gehen mit Ihnen. Die Entenjagd soll auch hier bald eröffnet werden.
>Wir haben uns über das Abstimmverhalten der Volkskammerabgeordneten
>amüsiert. Angesichts des Abstimmverhaltens der Bundestagsabgeordneten ist
>uns das Lachen vergangen.
Ich lache heutzutage immer ehrlicher, denn von diesen"Politikern"
erwarte ich höchstens:
bei niedrigstem Anzeichen des Erfolges (wenn sich nichts verschlechtert für eine kurze Zeit) schreien sie - seht Ihr? so macht man das! Bei Niederlage des Konzeptes sehe ich nur noch Achselzucken, und zwar so schnell, daß der Gestank von Achselschweiß, mich selbst durchs Fernsehen anwidert.
>Wir haben es gelernt, hohle Phrasen und den sinnverkehrenden Gebrauch von
>Schlagworten zu erkennen und schadlos an uns abperlen zu lassen:
>Früher: Ewige Waffenbrüderschaft; Unverbrüchliche Solidarität;
>Friedensdienst (mit der Waffe in der Hand); Erz für den Frieden (gemeint war
>das Uran der WISMUT für die russischen Atombomben); Mein Arbeitsplatz - mein
>Kampfplatz für den Frieden; Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!
George hat wohl die DDR Geschichte als einziges studiert. Es scheint ihm wohl zu gefallen. Vielleicht sollte ihm einer fragen, ob er auf ostdeutsche Männer stand. (Ein nicht bös gemeinter Scherz in Richtung der Ossis. Immerhin kann es schlecht auf Gegenseitigkeit beruhen, den Europäer lieben den Busch
genauso wenig wie die Dschungel.:)
>Heute: Kreuzzug gegen das Böse; Ewige Freiheit; Grenzenlose Gerechtigkeit;
>Uneingeschränkte Solidarität; Geschlossenheit; Wer nicht für uns ist, ist
>für die Terroristen!
>Wir haben in der Revolution von 1989 Kopf und Kragen riskiert, um das
>verhasste und verachtete System von Bütteln und Spitzeln in der DDR zu
>überwinden.
>Wir hatten erwartet, dass nach dem Ende des Kalten Krieges auch die
>westlichen Geheimdienste abrüsten. Keiner von uns hat jedoch damit
>gerechnet, dass nach Beendigung des Kalten Krieges die
>Telefonabhöraktivitäten steil ansteigen, dass die von uns abgerissenen
>Stasi-Videokameras nur durch neue ersetzt werden.
Bessere, effizientere, keiner hat von Euch auch erwartet, daß die Bundesrepublik jemals fordern wird, Ermittlungen ohne konkreten Anfangsverdacht
zu beginnen - was aber klar und unwiederlegbar bereits längst Praxis ist, während echte Fälle der multijuristiktionalen Verbrechen gar nicht erst konkret verfolgt werden.
>Wir sind entsetzt darüber, dass heute die Polizei zusammengestrichen und der
>Geheimdienst aufgeblasen wird. War denn alles umsonst? Wir wissen, wohin so
>was führt. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass ein schrecklicher
>Terroranschlag in den USA zum Anlass genommen werden könnte, scheinbar
>unumstößliche Maßstäbe von Recht und Gerechtigkeitsgefühl in der ganzen
>westlichen Welt ins Rutschen zu bringen.
Maßstäbe des Rechtsstaatsprinzips, Einschränkung der Grundrechte,
Aushebelung der Verfassung, Verspottung der Volkswille sollen dann auch noch
Erwähnung finden. Übrigens: nicht erst der Terroranschlag auf WTC wurde
dazu genutzt, um obiges auszuhebeln. Dieser Vorgang findet in der Bundesrepublik seit 20 Jahren unaufhörlich statt. Heutzutage liegt es nicht mehr in der Hand des Gesetzesgebers, was legal ist und was nicht, sondern:
der Ermessensspielraum der Richter in diesem Lande ist ungemerkt so groß geworden, daß es nahezu keine Gesetze mehr gibt, die nicht überwunden werden können, nur wenn der Richter es aber will.
>Wir haben nicht vergessen, wie die Gummiparagraphen des politischen
>Strafrechts der DDR uns die Luft abgeschnürt haben. Wir greifen uns jetzt an
>den Hals, wenn wir lesen, mit welcher Leichtfertigkeit das
>Terrorismus-Bekämpfungsgesetz (der sogenannte Otto-Katalog) des
>Innenministers und die entsprechenden Entwürfe in anderen westlichen Staaten
>und auf europäischer Ebene Gummistricke drehen, die wir glücklich
>losgeworden zu sein gehofft hatten.
Es wurde nur legalisiert, was in vielen Fällen früher schon getrieben wurde.
>Wir sind verblüfft und entsetzt, dass unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit
>mit höhnischem Gelächter und dem süffisanten Verweis auf den Rechtsstaat
>beantwortet wird.
Das letzte was unsere Politiker derzeit betreiben ist die Rechtsstaatspflege. Und das gilt mehr denn je in der Geschichte der Bundesrepublik. Das neue Otto Katalog ist die Ohrfeige für alle, die
nur das Wort Freiheit und Rechtstaat verstehen. Doch für die meisten gilt:
wenn Sie nicht gestorben sind, dann träumen Sie noch heute, vom irgendwelchen Sachen, die es mittlerweile nicht mehr gibt.
Ich für meinen Teil, bin über ganz andere Tatsache überrascht, daß diejenigen, die von Freiheit und Rechtstaat den Mund so voll nehmen, als hätten sie niemals
tatsächlich was anderes erfahren, so makaber wenig davon verstehen.
Wir sind entsetzt, wie selbstverständlich von hochrangigen
>Politikern gebilligt wird, dass die vermeintlichen Anstifter des
>Terroranschlags mit einer grotesk übermächtigen Militärmaschinerie umgelegt
>werden. Beweise für ihre Schuld? Haben deutsche Politiker bereits die amerik
>anische Begeisterung für die Todesstrafe übernommen?
Darauf könnt ihr Gift nehmen. Es muß sich nicht um physischen Tod handeln. Die moralische Todesstrafe ist doch längst gegenwertig. Die physische
würde die Angelegenheit vermutlich"günstiger" machen.
>Wir sind entsetzt, mit welcher Dumpfbackigkeit Gegnern des Kriegseinsatzes
>in Afghanistan entgegengehalten wird, dass Krieg gegen Terroristen helfen
>kann.
Auf dem Wege bis dahin, ist noch viel mehr baden gegangen. Mich widert
die Beschlußfreundlichkeit - nach dem Motto - na endlich können wir tun was uns
gefällt, derart an, daß ich neben dem Fernseher nur dann sitze, wenn ein leerer Eimer falls erbrochen wird zu Seite steht. Schade um die Teppiche.
>Weshalb traut sich niemand an die Waffenhändler in den USA und in der
>Bundesrepublik heran? Weshalb versuchen die USA mit allen Mitteln, die Errichtung eines Internationalen Strafgerichtshofs zu verhindern?
Absatzpolitik. Um jeden Preis.
>Natürlich wollen wir, dass ein unabhängiges Gericht und nicht der
>Oberbefehlshaber der stärksten Armee der Welt entscheidet, ob die
>vorgelegten Beweise eine Verurteilung der vermeintlichen Hintermänner des
>Terroranschlags rechtfertigen.
Dann kann man aber keine Elektroschocks im Gerichtssaal verwenden.
So könnte das Gegenargument lauten. Wußtet Ihr schon eigentlich, daß einige diese Politiker tatsächlich selbst Ihre Diplomarbeiten geschrieben haben?
Die einen schreiben, den anderen wird der Dr. gegeben, so lautet jedenfalls
das Gesetz des Raubrechts.:)
>Wir sind entsetzt darüber, dass ganz nebenbei schon die Diskussion um die
>Anwendung der Folter salonfähig wird. Sind die Mächtigen in den westlichen
>Staaten nicht auf dem besten Wege, Verhaltensweise, Denkstruktur und
>Wertesystem einer Terroristenbande anzunehmen?
Natürlich - Folter ist cool, doch schlimm wird es wenn die gefolterten nichts wissen, aber das dauert erst seine Zeit, und am Ende wird Niemand was davon erfahren. Und wer sagt es schon, daß Jemand früher nicht gefoltert werden konnte? In USA durfte er das nicht, bei uns auch nicht - aber dafür gab es bisher andere Länder.
>Wir haben es einfach satt.
>Wir haben es satt, dass unter dem Banner von Freiheit und Demokratie gegen
>unsere Interessen regiert wird.
>Wir haben es satt, uns für dumm verkaufen zu lassen.
>Wir haben es satt, uns das platte Geschwätz auf Parteitagen anzutun.
>Wir haben Volksvertreter satt, die unsere Interessen nicht vertreten und das
>auch noch als Erfolg feiern.
>Wir haben einen Bundeskanzler satt, der um der Macht willen Abgeordnete dazu
>bringt, ja zum Krieg zu sagen, wenn sie nein meinen, und nein zu sagen, wenn
>sie ja meinen.
>Wir machen nicht mit, wenn Kriegseinsätze mit Worthülsen wie"Verantwortung
>übernehmen","der neuen Rolle Deutschlands in der Welt", mit
>"Politikfähigkeit" und"der Durchsetzung der Rechte der Frauen" verharmlost
>werden.
>Wir verweigern uns diesem Krieg.
>Nur eine Diktatur braucht linientreue Parteisoldaten. Demokratie braucht
>mündige Bürger. Lassen wir Medien, Parteien, Kultur und Wissenschaft nicht
>von röhrenden Funktionären gleichschalten.
>Die erbärmlichen und erschreckenden Umstände der rot-grünen Entscheidung für
>den Krieg lassen keinen Raum mehr für parteitaktische Spielchen, für die
>Sorge um den eigenen warmen Arsch - machen wir endlich den Mund auf!
Es wird erhört. Da wo es wie immer, für die Deutschen, schon viel zu spät war. Oder wir brauchen Elektroschocks für die Masse, um sie aus dem süßen
Paranojatraum über Frieden, Rechtsstaat, und unbescholtenen Kapitalismus
zu wecken. Wer braucht denn wirklich ein vermögen, in einer Diktatur?
>Reden wir mit unseren Kindern und mit unseren Eltern über diesen Krieg, über
>Gerechtigkeit in Deutschland und der Welt und über die Rechtsstaatlichkeit,
>die uns zwischen den Fingern zu zerrinnen droht!
Habe ich versucht. Sie haben mir angeboten, sich bessere Schalldämpfer
zuzulegen. Komisch: 1980 wurde in meiner Exheimat, als erstes Grundrecht
eben Meinungsfreiheit verlangt - die erste Forderung an die PZPR war nicht gib Geld, gib Ware, sondern: wir wollen uns frei äußern!
>Wir haben 1989 gelernt, dass es Sinn hat, zu widersprechen.
Ein amerikanischer Dichter sagte mal: wenn man Patriot ist, muß man die Freiheit der Menschen in einer Staat, selbst gegen die geltende Verfassung
verteidigen. Bei uns ist es auch langsam an der Zeit so zu denken.
Die meisten Politiker verdienen mittlerweile so einen"Küßchen", daß ihnen aus lautem"Schock" das Stasischlagstock aus der Hand fällt.
Meine tiefste Sorge besteht darin, daß es hier keiner wahr haben will.
Und in 5 Jahren statt Wasserkanonen und Tränengas, mit"effektvolleren"
Waffen vorgegangen wird. Vielleicht werden es einige dann sogar als
in Ordnung empfinden und schreiend den Sieg des Rechtsstaats über die
Unruhestifter feiern. Sowas soll es geben und auch gegeben haben.
>Berlin, den 13. Dezember 2001
>Sebastian Pflugbeil, Berlin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Zentraler Runder Tisch; Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin
>(Ost) a.D.; Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Minister a.D.;
>Nationalpreis 2000),
>Wolfgang Ullmann, Berlin
>(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Bü90/Grüne, Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.; Mitglied der Volkskammer;
>Mitglied des Bundestages a.D.; Mitglied des Europaparlaments a. D.),
>Hans-Jochen Tschiche, Groß-Ammensleben
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Bü90/Grüne; Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.;
>Nationalpreis 2000),
>Leonore Ansorg, Berlin
>(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
>Erika Drees, Stendal
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung)
>Frank Ebert, Berlin
>(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
>Almuth Falcke, Erfurt
>(Sprecherin bei der Besetzung der ersten Stasizentrale)
>Heino Falcke, Erfurt,
>(Probst i. R.; Stellvertretender Vorsitzender der Ã-kumenischen Versammlung)
>Hans-Jürgen Fischbeck, Mülheim
>(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (Ost) a.D.; Mitglied des
>Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Bundesverdienstkreuz)
>Olaf Freund, Dresden
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Nationalpreis 2000)
>Christian Führer, Leipzig
>(Pfarrer in der Nicolai-Kirche; Friedensgebete; Montagsdemo;
>Theodor-Heuss-Medaille)
>Bernd Gehrke, Berlin
>(Initiative Vereinigte Linke; Zentraler Runder Tisch)
>Hans-Peter Gensichen, Wittenberg
>(Kirchliches Forschungsheim)
>Friedrich Hellmann; Potsdam
>(Bü90/Grüne; Landes- und Bundesvorstand a.D.)
>Jan Hermann, Pulsnitz
>(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
>Martin Hoffmann, Berlin
>(Pankower Friedenskreis, Gründungsmitglied; Amnesty International - Sektion
>DDR, Gründungsmitglied)
>Renate Hürtgen, Berlin
>(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
>Martin Klähn, Schwerin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
>Thomas Klein,
>(Initiative Vereinigte Linke, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch;
>Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.),
>Lothar König, Jena
>(Pfarrer, Junge Gemeinde Jena-Stadtmitte)
>Irena Kukutz, Berlin
>(Neues Forum; Frauen für den Frieden; Mitglied des Abgeordnetenhauses von
>Berlin a.D.),
>Michael Kukutz, Berlin
>(Neues Forum; ehem. Bundesgeschäftsführer)
>Ekkehard Maaß, Berlin
>(Deutsch-Kaukasische Gesellschaft),
>Heiko Lietz, Güstrow
>(Neues Forum, Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung; Bü90/Grüne; Zentraler
>Runder Tisch)
>Wolfgang Musigmann, Erfurt
>(Offene Arbeit)
>Arndt Noack, Benz
>(SDP, Gründungsmitglied)
>Christine Pflugbeil, Berlin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Ärzte für den Frieden; Nationalpreis 2000)
>Peter Rösch (Blase), Berlin
>(Jenaer Friedensgemeinschaft)
>Wolfgang Rüddenklau, Berlin
>(Umweltbibliothek, Gründungsmitglied)
>Sabine Schaaf, Berlin
>(Neues Forum, Bundesvorstand)
>Walter Schilling, Braunsdorff/Thür.
>(Kirche von unten)
>Klaus Schlüter, Schwerin
>(Grüne Liga, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.)
>Walfriede Schmitt, Berlin (Unabhängiger Frauenverband; Zentraler Runder
>Tisch)
>Reinhard Schult, Fredersdorf
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Mitglied des
>Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Nationalpreis 2000)
>Tom Sello, Berlin
>(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
>Steffen Steinbacher, Berlin
>(Neues Forum, Landesverstand)
>Marianne Subklew-Jeutner, Greifswald
>(Initiative Frieden und Menschenrechte; Stadtbezirksverordnete Berlin a.D.)
>Catrin Ulbricht, Dresden
>(Neues Forum, Gründungsmitglied)
>Hans-Jochen Vogel, Chemnitz
>(Studentenpfarrer i.R.)
>Klaus Wolfram, Berlin
>(Neues Forum; Zentraler Runder Tisch; Haus der Demokratie und
>Menschenrechte)
Hiermit setze ich darunter auch meine Unterschrift, insofern meine"Mißtrauensvotumergänzungen" akzeptiert werden. <<Auch wenn ich kein Bürgerrechtler bin, oder darauf einen Wert lege einer zu sein.
Danke und Gruß.
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Die endlich dem"Politiker-Pack", wie DowJames sagte, mal kontra geben. Gestern kam auf Phönix auch ein sehr guter Film über das Italien der 70er und 80er Jahre. Was dort durch Logen, Geheimdienste, Neo-Faschisten etc. angezettelt wurde, stinkt zum Himmel. Viele aufrechte Leute wurden einfach ermordet. Der Witz war auch noch, daß die ganzen Attentate, Bombenanschläge etc. den Kommunisten und Autonomen in die Schuhe geschoben werden sollten. Alles übrigens mit bestem Wissen von CIA und P2. Zum Glück ist es bei uns noch nicht so. Damit das auch nicht passiert, müssen wir wachsam sein und DÜRFEN NICHT SCHWEIGEN.
Ahoi!
J.
Aufruf von ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern zur Politik der rot-grünen
>Regierung
>Wir haben es satt...
>Aus eigener Erfahrung mit der Diktatur in der DDR,
>aus guter Erinnerung
>an politischen Druck und Widerstehen,
>an Volksverdummung und Wahrhaftigkeit,
>an hohle Phrasen und aufsässige Verse,
>an militaristisches Gehabe und grundsätzliche Gewaltlosigkeit,
>an Bevormundung und Solidarität.
>Und aus jüngster Erfahrung mit der parlamentarischen Demokratie in der
>Bundesrepublik
>wenden wir uns nicht an den Bundeskanzler, nicht an Rot-Grün, nicht an die
>Oppositionsparteien, sondern an Euch, einfache Bürger wie wir.
>"Die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft ist offensichtlich
>gestört."
>Das war 1989 so. Und das gilt heute wieder.
>Wir fühlen uns in wachsendem Maße ohnmächtig gegenüber wirtschaftlichen,
>militärischen und politischen Strukturen, die für Machtgewinn und Profit
>unsere Interessen in lebenswichtigen Fragen einfach ignorieren. Wir fühlen
>uns in unserer Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen unseres Landes
>und der Welt mehr und mehr an die uns wohlbekannten Übel der Diktatur
>erinnert.
>So können wir uns zwar alle vier Jahre bei den Wahlen für eine von vielen
>streitenden Parteien entscheiden.
>Wir stellen jedoch fest, dass die Programme dieser Parteien mit der Politik,
>die sie dann tatsächlich machen, kaum etwas zu tun haben. Die politischen
>Losungen in der DDR waren selten lustig, sie werden in ihrer Hohlheit von
>den Wahlwerbungen der Parteien heute übertroffen.
>Wir haben uns über das Abstimmverhalten der Volkskammerabgeordneten
>amüsiert. Angesichts des Abstimmverhaltens der Bundestagsabgeordneten ist
>uns das Lachen vergangen.
>Wir haben es gelernt, hohle Phrasen und den sinnverkehrenden Gebrauch von
>Schlagworten zu erkennen und schadlos an uns abperlen zu lassen:
>Früher: Ewige Waffenbrüderschaft; Unverbrüchliche Solidarität;
>Friedensdienst (mit der Waffe in der Hand); Erz für den Frieden (gemeint war
>das Uran der WISMUT für die russischen Atombomben); Mein Arbeitsplatz - mein
>Kampfplatz für den Frieden; Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!
>Heute: Kreuzzug gegen das Böse; Ewige Freiheit; Grenzenlose Gerechtigkeit;
>Uneingeschränkte Solidarität; Geschlossenheit; Wer nicht für uns ist, ist
>für die Terroristen!
>Wir haben in der Revolution von 1989 Kopf und Kragen riskiert, um das
>verhasste und verachtete System von Bütteln und Spitzeln in der DDR zu
>überwinden.
>Wir hatten erwartet, dass nach dem Ende des Kalten Krieges auch die
>westlichen Geheimdienste abrüsten. Keiner von uns hat jedoch damit
>gerechnet, dass nach Beendigung des Kalten Krieges die
>Telefonabhöraktivitäten steil ansteigen, dass die von uns abgerissenen
>Stasi-Videokameras nur durch neue ersetzt werden.
>Wir sind entsetzt darüber, dass heute die Polizei zusammengestrichen und der
>Geheimdienst aufgeblasen wird. War denn alles umsonst? Wir wissen, wohin so
>was führt. Keiner von uns hat damit gerechnet, dass ein schrecklicher
>Terroranschlag in den USA zum Anlass genommen werden könnte, scheinbar
>unumstößliche Maßstäbe von Recht und Gerechtigkeitsgefühl in der ganzen
>westlichen Welt ins Rutschen zu bringen.
>Wir haben nicht vergessen, wie die Gummiparagraphen des politischen
>Strafrechts der DDR uns die Luft abgeschnürt haben. Wir greifen uns jetzt an
>den Hals, wenn wir lesen, mit welcher Leichtfertigkeit das
>Terrorismus-Bekämpfungsgesetz (der sogenannte Otto-Katalog) des
>Innenministers und die entsprechenden Entwürfe in anderen westlichen Staaten
>und auf europäischer Ebene Gummistricke drehen, die wir glücklich
>losgeworden zu sein gehofft hatten.
>Wir sind verblüfft und entsetzt, dass unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit
>mit höhnischem Gelächter und dem süffisanten Verweis auf den Rechtsstaat
>beantwortet wird. Wir sind entsetzt, wie selbstverständlich von hochrangigen
>Politikern gebilligt wird, dass die vermeintlichen Anstifter des
>Terroranschlags mit einer grotesk übermächtigen Militärmaschinerie umgelegt
>werden. Beweise für ihre Schuld? Haben deutsche Politiker bereits die amerik
>anische Begeisterung für die Todesstrafe übernommen?
>Wir sind entsetzt, mit welcher Dumpfbackigkeit Gegnern des Kriegseinsatzes
>in Afghanistan entgegengehalten wird, dass Krieg gegen Terroristen helfen
>kann.
>Weshalb traut sich niemand an die Waffenhändler in den USA und in der
>Bundesrepublik heran?
>Weshalb versuchen die USA mit allen Mitteln, die Errichtung eines
>Internationalen Strafgerichtshofs zu verhindern?
>Natürlich wollen wir, dass ein unabhängiges Gericht und nicht der
>Oberbefehlshaber der stärksten Armee der Welt entscheidet, ob die
>vorgelegten Beweise eine Verurteilung der vermeintlichen Hintermänner des
>Terroranschlags rechtfertigen.
>Wir sind entsetzt darüber, dass ganz nebenbei schon die Diskussion um die
>Anwendung der Folter salonfähig wird. Sind die Mächtigen in den westlichen
>Staaten nicht auf dem besten Wege, Verhaltensweise, Denkstruktur und
>Wertesystem einer Terroristenbande anzunehmen?
>Wir haben es einfach satt.
>Wir haben es satt, dass unter dem Banner von Freiheit und Demokratie gegen
>unsere Interessen regiert wird.
>Wir haben es satt, uns für dumm verkaufen zu lassen.
>Wir haben es satt, uns das platte Geschwätz auf Parteitagen anzutun.
>Wir haben Volksvertreter satt, die unsere Interessen nicht vertreten und das
>auch noch als Erfolg feiern.
>Wir haben einen Bundeskanzler satt, der um der Macht willen Abgeordnete dazu
>bringt, ja zum Krieg zu sagen, wenn sie nein meinen, und nein zu sagen, wenn
>sie ja meinen.
>Wir machen nicht mit, wenn Kriegseinsätze mit Worthülsen wie"Verantwortung
>übernehmen","der neuen Rolle Deutschlands in der Welt", mit
>"Politikfähigkeit" und"der Durchsetzung der Rechte der Frauen" verharmlost
>werden.
>Wir verweigern uns diesem Krieg.
>Nur eine Diktatur braucht linientreue Parteisoldaten. Demokratie braucht
>mündige Bürger. Lassen wir Medien, Parteien, Kultur und Wissenschaft nicht
>von röhrenden Funktionären gleichschalten.
>Die erbärmlichen und erschreckenden Umstände der rot-grünen Entscheidung für
>den Krieg lassen keinen Raum mehr für parteitaktische Spielchen, für die
>Sorge um den eigenen warmen Arsch - machen wir endlich den Mund auf!
>Reden wir mit unseren Kindern und mit unseren Eltern über diesen Krieg, über
>Gerechtigkeit in Deutschland und der Welt und über die Rechtsstaatlichkeit,
>die uns zwischen den Fingern zu zerrinnen droht!
>Wir haben 1989 gelernt, dass es Sinn hat, zu widersprechen.
>Berlin, den 13. Dezember 2001
>Sebastian Pflugbeil, Berlin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Zentraler Runder Tisch; Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin
>(Ost) a.D.; Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Minister a.D.;
>Nationalpreis 2000),
>Wolfgang Ullmann, Berlin
>(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Bü90/Grüne, Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.; Mitglied der Volkskammer;
>Mitglied des Bundestages a.D.; Mitglied des Europaparlaments a. D.),
>Hans-Jochen Tschiche, Groß-Ammensleben
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Bü90/Grüne; Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.;
>Nationalpreis 2000),
>Leonore Ansorg, Berlin
>(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
>Erika Drees, Stendal
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung)
>Frank Ebert, Berlin
>(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
>Almuth Falcke, Erfurt
>(Sprecherin bei der Besetzung der ersten Stasizentrale)
>Heino Falcke, Erfurt,
>(Probst i. R.; Stellvertretender Vorsitzender der Ã-kumenischen Versammlung)
>Hans-Jürgen Fischbeck, Mülheim
>(Demokratie Jetzt, Gründungsmitglied; Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung;
>Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (Ost) a.D.; Mitglied des
>Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Bundesverdienstkreuz)
>Olaf Freund, Dresden
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Nationalpreis 2000)
>Christian Führer, Leipzig
>(Pfarrer in der Nicolai-Kirche; Friedensgebete; Montagsdemo;
>Theodor-Heuss-Medaille)
>Bernd Gehrke, Berlin
>(Initiative Vereinigte Linke; Zentraler Runder Tisch)
>Hans-Peter Gensichen, Wittenberg
>(Kirchliches Forschungsheim)
>Friedrich Hellmann; Potsdam
>(Bü90/Grüne; Landes- und Bundesvorstand a.D.)
>Jan Hermann, Pulsnitz
>(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
>Martin Hoffmann, Berlin
>(Pankower Friedenskreis, Gründungsmitglied; Amnesty International - Sektion
>DDR, Gründungsmitglied)
>Renate Hürtgen, Berlin
>(Initiative für Unabhängige Gewerkschaften)
>Martin Klähn, Schwerin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied, Nationalpreis 2000),
>Thomas Klein,
>(Initiative Vereinigte Linke, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch;
>Mitglied der Volkskammer; Mitglied des Bundestages a.D.),
>Lothar König, Jena
>(Pfarrer, Junge Gemeinde Jena-Stadtmitte)
>Irena Kukutz, Berlin
>(Neues Forum; Frauen für den Frieden; Mitglied des Abgeordnetenhauses von
>Berlin a.D.),
>Michael Kukutz, Berlin
>(Neues Forum; ehem. Bundesgeschäftsführer)
>Ekkehard Maaß, Berlin
>(Deutsch-Kaukasische Gesellschaft),
>Heiko Lietz, Güstrow
>(Neues Forum, Mitarbeit Ã-kumenische Versammlung; Bü90/Grüne; Zentraler
>Runder Tisch)
>Wolfgang Musigmann, Erfurt
>(Offene Arbeit)
>Arndt Noack, Benz
>(SDP, Gründungsmitglied)
>Christine Pflugbeil, Berlin
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Ärzte für den Frieden; Nationalpreis 2000)
>Peter Rösch (Blase), Berlin
>(Jenaer Friedensgemeinschaft)
>Wolfgang Rüddenklau, Berlin
>(Umweltbibliothek, Gründungsmitglied)
>Sabine Schaaf, Berlin
>(Neues Forum, Bundesvorstand)
>Walter Schilling, Braunsdorff/Thür.
>(Kirche von unten)
>Klaus Schlüter, Schwerin
>(Grüne Liga, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Minister a.D.)
>Walfriede Schmitt, Berlin (Unabhängiger Frauenverband; Zentraler Runder
>Tisch)
>Reinhard Schult, Fredersdorf
>(Neues Forum, Gründungsmitglied; Zentraler Runder Tisch; Mitglied des
>Abgeordnetenhauses von Berlin a.D.; Nationalpreis 2000)
>Tom Sello, Berlin
>(Umweltbibliothek; Matthias-Domaschk-Archiv)
>Steffen Steinbacher, Berlin
>(Neues Forum, Landesverstand)
>Marianne Subklew-Jeutner, Greifswald
>(Initiative Frieden und Menschenrechte; Stadtbezirksverordnete Berlin a.D.)
>Catrin Ulbricht, Dresden
>(Neues Forum, Gründungsmitglied)
>Hans-Jochen Vogel, Chemnitz
>(Studentenpfarrer i.R.)
>Klaus Wolfram, Berlin
>(Neues Forum; Zentraler Runder Tisch; Haus der Demokratie und
>Menschenrechte)
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