R.Deutsch
06.01.2002, 11:42 |
Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen Thread gesperrt |
Thesen zu Arbeit und Reichtum
These 1:
Eigentum bedeutet Ausschluß.
Alles was man so braucht (Lebensmittel, Wohnung, Bücher etc.), muß man in unserer Gesellschaft kaufen. Es ist schon immer das
Eigentum von jemand anderem. So ist man in dieser Gesellschaft recht grundsätzlich von dem ausgeschlossen, was man eben
braucht.
Wenn die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs durch das Eigentum ausgeschlossen sind, dann geht es eben in dieser Gesellschaft nicht
darum, die Leute mit dem Zeug zu versorgen, das sie so brauchen. Sie sind ja gerade getrennt davon. Sondern dann geht es jedem
darum, aus dieser Trennung einen Vorteil für sich herauszuschlagen. Der Bedarf der anderen ist dabei der Hebel.
Daß die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs ausgeschlossen sind,unterstellt ein Gewaltverhältnis.
Daß Eigentum auf Gewalt beruht, heißt, daß es der Staat ist, der die Konkurrenzgesellschaft überhaupt einrichtet. Wenn man an all die
Gegenstände, die man zum Leben braucht erst dadurch kommen muß, daß man sie kauft, dann sind alle Güter zwar vorhanden, aber
jeder, der sie braucht, ist erst einmal ganz grundsätzlich daran gehindert, sie zu benutzen. Privateigentum ist die Trennung vom
Lebensnotwendigen; die Verfügung, um die es in diesem Laden geht. buchstabiert sich nicht als Gebrauch, sondern als Ausschluß: Das
ist ein Gewaltverhältnis.
Diese Gewalt ist damit nichts Historisches, sondern Privateigentum besteht in nichts anderem als der Trennung; Gewalt ist dieser Sorte
Reichtum immanent, tagtäglich hergestellt und aufrechterhalten durch die staatliche Garantie des Privateigentums.
These 2:
Eigentum ist als Geld Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum.
Es wird in unserer Gesellschaft für den Verkauf produziert. Das was produziert wird, zielt darauf ab, anderen Leuten Geld aus der
Tasche zu ziehen. Und es ist anders auch nichts wert - der Produzent braucht die hergestellten Sachen ja nicht selber-, als daß es zu
Geld wird. Dann bemißt sich das Eigentum, das produziert wird, auch in nichts anderem als Geld.
Umgekehrt kommt man nur an Sachen ran, wenn man sie kauft. Geld ist das Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum. Wenn
man für alles Geld braucht, dann macht Geld alles verfügbar. Es entscheidet sich überhaupt jeglicher Nutzen am Geld, liegt in ihm.
Dann muß man aber auch schauen, daß man über Geld verfügt. Um den in Geld verkörperten Reichtum und nur darum geht es in
dieser Gesellschaft. Der gesellschaftliche Aufwand dafür kennt kein Ende. Denn vom Geld kann es nie genug geben. Es selbst kennt
keine Grenze, es gibt immer ein Mehr.
These 3:
Eigentum ist Kommandogewalt über fremde Arbeit.
Ohne Geld kein Nutzen. Jeder muß deshalb schauen, wie er an Geld kommt. Wer nicht über so viel Geld verfügt, wie er zum
Lebensunterhalt braucht, dem bleibt nur eines übrig, um Geld zu erwerben: Er muß für jemand anderen arbeiten. Er ist Arbeitnehmer.
Der Arbeitnehmer muß jemanden finden, der über so viel Geld verfügt, daß er es nicht verbraucht, sondern sein Geld einsetzen kann,
daraus mehr zu machen: einen Arbeitgeber. Der stellt ihn vor Maschinen und zahlt dem Arbeitnehmer einen Lohn. Daß der Arbeitgeber
den Arbeitnehmer nur anstellt, wenn und solange sich dessen Arbeit für ihn lohnt, heißt für den Arbeitnehmer, daß er - und damit sein
Lebensunterhalt - davon abhängt, daß er mit seiner Arbeit fremden Reichtum schafft. Und wegen der Not zur Bestreitung seines
Lebensunterhaltes hat er keine Wahl, ob er arbeitet oder nicht. Dagegen ist es auf der Seite des Arbeitgebers so, rentiert sich die Arbeit
der Arbeitnehmer für ihn nicht, so stellt er auch keine ein oder entläßt welche. Und daß sich die Arbeit für den Arbeitgeber lohnen muß,
heißt eben auch, daß sich sowohl der Lohn als auch die Arbeitsbedingungen in der Fabrik allein nach diesem Kriterium richten -
ansonsten kommt ja das Arbeitsverhältnis überhaupt nicht zustande. Das bedeutet auch, daß der Arbeitnehmer seine verfügbare Zeit
und seine Gesundheit dem unterordnen muß bzw. sie der Vermehrung von fremden Eigentum opfern muß.
An der Größe des Eigentums scheiden sich also zwei unterschiedliche gesellschaftliche Charaktere: Die einen arbeiten und produzieren
damit fremdes Eigentum und sind von diesem Dienst am fremden Eigentum abhängig, die anderen haben Eigentum, von dem die
ersteren abhängig sind, und lassen sie arbeiten, um ihr Eigentum zu vermehren.
Die Eigentumsvermehrung der Arbeitgeber kommt nur durch die Arbeit der Arbeitnehmer zustande. Der Arbeitgeber muß sein Geld in
zwei »Produktionsfaktoren« investieren. Auf der einen Seite muß er Produktionsmittel (Maschinen, Gebäude, Materialien etc) kaufen.
Dabei vermindert sich sein Eigentum nicht. Es wechselt bloß die Gestalt. Die Abnutzungskosten tauchen im Produktpreis wieder auf.
Es findet keine Eigentumsvermehrung statt.
Auf der anderen Seite gibt er seinen Arbeitnehmern Lohn, das Geld ist damit weg. Dafür hat er das Recht erworben, sie für eine
bestimmte Zeit arbeiten zu lassen. Arbeitsbedingungen, die Art der Arbeit, Zeitraum und vor allem das Ergebnis der Arbeit - die
Arbeitsprodukte, sind Sache des Arbeitgebers. Dieses neugeschaffene Eigentum hat sich nur durch die Verausgabung von Arbeit
vermehrt. Die Arbeit ist damit die Quelle jeglichen Eigentums.
Den Arbeitnehmer geht das neugeschaffene Eigentum nichts an. Es gehört ja seinem Arbeitgeber, der ihn angestellt hat und ihm einen
Lohn für seine Arbeit zahlt. Somit ist der Lohn für den Arbeitnehmer der Ausschluß von dem von ihm geschaffenen Eigentum. Er ist
und bleibt damit vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen, also eigentumslos.
Indem der Arbeitnehmer also gegen Lohn vom Arbeitgeber zur Vermehrung seines Eigentums angestellt wird, ist die
Produktionssphäre der Ort, an dem die Eigentumslosigkeit der Arbeiter nicht nur zur Mehrung fremden Eigentums benutzt, sondern
eben dadurch die Klassenunterscheidung immerzu betätigt und erneuert wird.
These 4:
Die Armut der Eigentumslosen ist nützlich und notwendig
Die Rente bekommt man so mit 65. D.h. man muß fast sein ganzes Leben in die Fabrik rennen, um sich die paar Kröten zu verdienen,
mit denen man dann so sein Leben einrichten darf, und ist dennoch auf die Rente angewiesen. Die eigene Abhängigkeit - da ja mittellos
- zwingt einen dazu, eben genau dies zu tun und damit fremdes Eigentum zu vermehren. Damit ist die eigene Mittellosigkeit nützlich
und notwendig dafür, daß Unternehmen Gewinne machen bzw. dafür daß ein ordentliches Wirtschaftswachstum stattfindet.
Der Arbeitnehmer kommt genauso mittellos aus dem Betrieb raus wie er reingeht, da der von ihm produzierte Reichtum ja jemand
anderem gehört, er also davon ausgeschlossen ist.
These 5:
Der Lohn ist nicht das Entgelt für erbrachte Leistung, sondern Mittel zur Leistungserpressung.
Im Arbeitsvertrag stellt der Arbeiter seine Arbeitsfähigkeit für einen bestimmten Zeitraum gegen Lohn zur Verfügung. Bedingungen,
Einsatzfeld, Art und Ertrag der Arbeit sind Sache des Arbeitgebers. Indem eben der Arbeitgeber die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters
kauft, hat er einerseits Eigentum - Geld in Form des Lohns - in fremden Händen gestiftet, andererseits sich die Quelle der
Eigentumserzeugung - die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters - angeeignet. Die Benutzung dieser Quelle - das Arbeiten-Lassen des Arbeiters
- vermehrt sein Eigentum, und die erbrachte Leistung des Arbeiters ist eben nichts anderes als die Eigentumsvermehrung des
Arbeitgebers. Und der Lohn ist dann eben das Entgelt für die Ableistung von Arbeit. So enthält auch die Form der Bezahlung des
Arbeiters die Durchsetzung des Anspruchs auf Erfüllung von Leistungsanforderungen:
Gezahlt wird der Lohn als Akkord- oder Stundenlohn: Die Lohnhöhe ist an die Stückzahl bzw. die Zeit der Arbeitsverausgabung
gebunden. Das bedeutet, daß der Arbeiter durch die Art der Lohnzahlung dazu gezwungen ist, die Leistungsanforderungen des
Unternehmens zu erfüllen. Nur dann kommt er auf die volle Lohnhöhe. Er muß sich also für die eigene Be- und Vernutzung
interessieren, von der er nur den Schaden hat.
These 6:
Arbeitsleistung im Kapitalismus ist der Vergleich zweier Geldsummen: Lohn und Gewinn.
Die Arbeit als Quelle des Reichtums ist den Kriterien des privaten Geschäftserfolgs unterworfen: Die Arbeit hat nur dann etwas
geleistet, wenn sie Quelle von Gewinn ist. Ansonsten ist ihr Resultat wertlos. Die Arbeitsleistung als Verhältnis von Aufwand und
Ertrag wird dadurch nach einem Maßstab gemessen, der gar nicht aus der Arbeit selbst stammt.
Als Arbeitsaufwand zählt nicht die aufgewendete Arbeit, also Zeit und Mühe eines Menschen, sondern die fürs Arbeiten-Lassen
aufgewandte Lohnsumme. Eine Lohnsenkung z.B. reduziert die Kosten für den Unternehmer und steigert damit die Arbeitsleistung
seines Betriebs.
Der Arbeitsertrag bemißt sich nicht an den mittels der Produkte befriedigten Bedürfnissen, sondern am Gewinn. Wegen der Aussicht
auf Gewinn werden die Leute ja nur eingestellt.
Die Arbeiter müssen das Messen ihrer Arbeit an diesem Maßstab ausbaden: Denn wenn der Lohn als Aufwand zählt, dann ist das
Lebensmittel, auf den der Arbeiter verwiesen ist - der Lohn - die zu minimierende Größe. Und wenn der Ertrag die
Reichtumsvermehrung ist, dann ist das Ranklotzen des Arbeiters dafür die zu maximierende Größe. Auch wenn das Ranklotzen des
Arbeiters den Ertrag gar nicht garantieren kann. Das produzierte Zeug muß ja auf dem Markt noch gegen die Konkurrenten
losgeschlagen werden. Und deswegen muß die Arbeitsleistung des Arbeiters und damit er selbst auch noch für den Erfolg in der
Konkurrenz geradestehen, obwohl doch am Markt in Form der produzierten Waren die Arbeit - sachlich gesehen - längst vorbei ist.
These 7:
Der Zwang zur Konkurrenz ist kein Sachzwang des „Produzierens“, sondern ein Sachzwang relativ zum
Unternehmerinteresse.
Die Unternehmen kalkulierenin ihrer Aufwands-/Ertragsrechnung mit einem Gewinn, den sie erst am Markt erzielen können. Bezüglich
des Marktes sagen alle, daß es dort wegen der Konkurrenz hart zugeht: Die Unternehmenspolitik sei vollständig von den Sachzwängen
der Konkurrenz bestimmt. Ob die Unternehmer entlassen, das Weihnachtsgeld streichen oder den arbeitsfreien Sonntag bekämpfen,
alles tun sie nur wegen der Konkurrenz. Auch die Unternehmer seien Opfer der Konkurrenz und der wegen der Konkurrenz nötige
Aufwand ihr Schaden.
Diese Ideologie trennt das Ziel der Unternehmer, die Vermehrung ihres Eigentums, von seinen Umständen: dieses Ziel geht eben nur am
Markt, wo der Unternehmer auf lauter Gleichgesinnte trifft. Somit ist der Unternehmer kein Opfer, sondern Agent der Konkurrenz,
der, wenn er sich deren Zwängen stellt, diese mit verschärft, weil er in ihr gegen Seinesgleichen Erfolg haben will.
Die Ideologie, die den Unternehmer lauter Sachzwängen ausgeliefert sieht, tut so, als ob das Geschäftemachen kein Interesse, sondern
natürliche Folge des Produzierens wäre. Die Akzeptanz dieser Ideologie deutet darauf hin, daß in dieser Gesellschaft der
Unternehmerstandpunkt nicht nur der alleingültige ist, an dem sich alles zu relativieren hat, sondern als alternativlose Bedingung für jede
Lebensregung eingesehen ist.
These 8:
Gewinnemachen heißt Preissenkung.
Die Unternehmen beziehen sich in ihren Kalkulationen auf den Marktpreis. Ihr Gewinn besteht in der Differenz zwischen Marktpreis
und Kostpreis eines Produkts multipliziert mit der Zahl der verkauften Güter. Weil die zahlungsfähige Nachfrage beschränkt ist, stehen
Gleichgesinnte dabei mit ihnen in Konkurrenz um Marktanteile. Um gegen die anderen ihre Produkte loszuschlagen, müssen sie billiger
anbieten. Das rentiert sich aber nur, wenn sie den Kostpreis senken.
Der Zwang der Konkurrenz besteht hier im Preiskampf: Wenn einer den Preis senkt, müssen die anderen um ihres Geschäftzserfolges
willen nachziehen.
These 9:
Preissenkung heißt Lohnsenkung.
Das Mittel, um den Kostpreis zu senken, ist Rationalisierung. Steigt durch neue Produktionsmittel der Wirkungsgrad der eingesetzten
Arbeit, sinkt der Lohnanteil am Herstellungspreis der Ware. Effektivierung der eingesetzten Arbeit erspart einen Teil der bisher
bezahlten Arbeit, senkt also die betrieblichen Lohnkosten.
Die ökonomische Logik der betrieblichen Rechnung kennt nur Kosten: Rationalisierung findet dann statt, wenn die Anschaffung einer
leistungsfähigeren Maschine bezogen auf das Produkt mehr an Lohn einspart als sie kostet.
Eine Maschine ist nicht dann produktivitätssteigernd, wenn für die Herstellung von Gütern weniger Mühe nötig ist, sondern wenn
bezahlte Arbeit eingespart wird.
These 10:
Die Produktivitätssteigerung der Arbeit ist der Schaden der Arbeiter.
Durch die Steigerung des Wirkungsgrades der Arbeit wird der Arbeiter von einem immer größeren Teil des geschaffenen Reichtums
ausgeschlossen, da der Lohn einen kleineren Teil des Produktenwerts beträgt.
Es kommen neue Anforderungen auf die Arbeit zu, da die Arbeitsplätze durch die Rationalisierungen immer teurer werden:
Die neuen Maschinen sollen möglichst schnell abgeschrieben sein und der Konkurrenzvorteil ausgenutzt werden: Das bedeutet,
daß sich die Arbeitszeiten den erhöhten Maschinenlaufzeiten anzupassen haben (Nachtschicht, Wochenende etc.) sowie sich
das Arbeitstempo und -umfang erhöht.
In einer dauerrationalisierten Fabrik hat sich Inhalt und Art der Arbeit ständig den jeweiligen Maschinen anpassen. Bei der Arbeit
kommt es auf die Fertigkeiten des Arbeiters immer weniger an, sondern nur darauf, daß er Leistung bringt. Fertigkeiten sind
dann auch nichts mehr wert. Für den Arbeiter besteht der Job im Aushalten der Maschine.
Arbeitslosigkeit: Bei den erfolgreichen Unternehmen werden Arbeiter durch die teuren Maschinen »ersetzt«. In der Folge
werden bei nicht erfolgreichen Unternehmern Arbeiter mangels Aufträgen entlassen. Arbeitslos zu sein heißt, von keinem
Unternehmen gebraucht zu werden, aber trotzdem auf Lohnarbeit verwiesen zu sein.
Die hohe Arbeitslosigkeit übt Druck auf die Noch-Arbeitenden aus, sich alle Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und
Lohnsenkungen gefallen zu lassen. Damit vollendet sich die Bestimmung der Arbeiterschaft, Manövriermasse des Kapitals zu
sein.
These 11:
„Arbeit ist ein hohes Gut„ - ein notwendig falscher Standpunkt
1.Wer über genügend Eigentum verfügt, kann es als Kapital einsetzen: Er kann es durch die Anwendung fremder Arbeit
vermehren. Die angewandte Arbeit ist die Quelle des Überschusses und damit Quelle des Kapitals. Gleichzeitig ist die Steigerung
der Produktivkraft der Arbeit der Hebel für das Kapital, sich gegen konkurrierendes Kapital durchzusetzen: Vermehrter
Kapitaleinsatz spart an Kosten für Arbeit (Lohn). Das Kapital macht immer mehr Arbeiter überflüssig. Mit den Arbeitslosen, die
nach wie vor auf Lohnarbeit angewiesen sind und gegen die Arbeitenden um deren Arbeitsplätze konkurrieren, vollendet sich
einerseits die Abhängigkeit der Arbeiter vom Kapital, andererseits die Freiheit des Kapitals, den Preis der Arbeit und die
Arbeitsbedingungen zu diktieren. So und nicht anders sind Kapital und Arbeit zwei Seiten einer Medaille.
2.In dieser Konkurrenzsituation, in der ein Teil der Arbeiterschaft schauen muß, wie er an Arbeit kommt, der andere, wie er die
Arbeit behält, wird Arbeit zu einem „hohen Gut„. Das Bemühen um einen Arbeitsplatz enthält zwei Fehlurteile: a) Zunächst wird
Arbeit als das Mittel zum Lebensunterhalt angesehen. Man betrachtet damit seine Abhängigkeit von Lohnarbeit vom Standpunkt
des eigenen Interesses. Dabei liegt der Nutzen der Arbeit doch beim Unternehmer und beinhaltet den Schaden des Arbeiters. b)
Wird einem dieses „Mittel„ durch (drohende) Arbeitslosigkeit bestritten, dann tut man alles, um an Arbeit zu kommen, da man ja
Arbeit zur Bestreitung des Lebensunterhaltes braucht. Man ist bereit „für jeden Preis„ zu arbeiten. Um an ein Einkommen zu
kommen, macht man sich für den Arbeitsplatz stark und sieht dann von der Lohnhöhe ab, um überhaupt arbeiten zu können.
Man relativiert also dasjenige, wofür man arbeitet, an dem, wovon es abhängt. Dann ist aber auch nicht mehr der Lohn das Ziel,
sondern die Arbeit. Man macht sich so für seine Abhängigkeit stark.
Die vorgefundenen Bedingungen nötigen die Leute dazu, sie als Mittel zu nehmen, da sie mit ihnen (es gibt keine anderen!) in
Hinblick auf ihre Interessen kalkulieren müssen. Der falsche Standpunkt wird also mit den eingerichteten Verhältnissen
„kostenlos mitgeliefert„ und ist in diesen notwendig.
3.„Arbeit soll doch sinnvoll sein!„ Die Leute, die diesen Maßstab an die Arbeit anlegen, wollen in ihr nicht bloß eine
Einkommensquelle sehen. Man setzt die Arbeit nicht ins Verhältnis zu diesem Zweck und schaut, ob die Arbeit dafür taugt oder
„sinnvoll“ ist. Stattdessen soll einem die Arbeit „Sinn geben“, getrennt von jedem Nutzen. Die einzige Bestimmung, die dann
noch bleibt, ist das Verhältnis, das die eigene Person zur Arbeit einnehmen können wollen soll: Man soll sich zu ihr stellen
können als einem frei gewählten Wert, als einer Aufgabe, die einem „etwas gibt“. Damit ist das weite Feld der
Selbstinterpretation betreten: Zu welchem guten Ende ist die Arbeit gut, dem man sich gerne widmet?
Dieser Selbstinterpretation merkt man den negativen Ausgangspunkt an: Offensichtlich taugt die Arbeit gar nicht zu dem
Zweck, der mit ihr erreicht werden soll. Trotzdem will man ihr etwas abgewinnen und hält daran fest, daß sie für einen da sei,
wenn sie einem schon so viele Opfer abverlangt. Diese Selbstinterpretation - egal ob jemand Sinn in seiner Arbeit sieht oder den
Mangel an Sinn an ihr kritisiert - ist in beiden Fällen eine trostlose Anpassungsleistung des Individuums an die Zwänge und
Abhängigkeiten, in die es gestellt ist. Daß diese Anpassungleistung Grund für das sein soll, woran man sich anpaßt, ist verrückt.
These 12:
Konkurrenzerfolg heißt Sparen an der Quelle des Reichtums
Die Unternehmer führen einen Kampf um Marktanteile, um ihre Gewinne zu steigern. Diesen Kampf führen sie als Preiskampf. Dazu
senken sie die Herstellungskosten ihrer Produkte durch Produktivitätssteigerungen. Indem sie die Arbeit produktiver machen, sinkt der
Lohnanteil pro Ware.
Wegen des Preiskampfes auf dem Markt verhalten sich Unternehmer glatt so, als käme ihr Gewinn aus der Lohnersparnis bei der
Herstellung einer bestimmten Produktenmasse her. Um aus ihrer Belegschaft einen höheren Gewinn zu schlagen, reduzieren sie diese.
Um ihr Eigentum durch die Aneignung von möglichst viel Arbeit zu vermehren, reduzieren sie die zur Herstellung von Waren nötige
Arbeit. D.h., dadurch daß die Unternehmer auf Teufel komm raus rationalisieren, senken sie allgemein die Produktenpreise und damit
das, was sie mit ihren Produkten an Geld erlösen können. Dazu müssen sie immer mehr Eigentum investieren. In ihrer Konkurrenz um
die zahlungsfähige Nachfrage zur Realisierung ihrer Überschüsse senken sie den Überschuß im Verhältnis zum Vorschuß ab, und
damit ihre Rendite.
Für diesen Widerspruch werden die Arbeiter haftbar gemacht, indem sie für die Unternehmensrendite durch Arbeitszeitverlängerung,
Lohnsenkung, intensivere und produktivere Arbeit einstehen sollen.
These 13:
Kredit ist das Konkurrenzmittel der Unternehmer. Kreditwürdigkeit wird zum Zweck des Geschäfts.
In ihrer Konkurrenz nehmen die Unternehmer Maß an den Preisen der Mitkonkurrenten, denen sie standhalten bzw. die sie unterbieten
wollen. Der zur Kostensenkung erforderliche Rationalisierungsaufwand ergibt sich hieraus und nicht aus den Finanzmitteln, über die
ein Unternehmen aus den gelaufenen Geschäften verfügt. Damit sie ihre Konkurrenz erfolgreich abwickeln können, müssen die
Unternehmen die Schranke ihres Eigentums überwinden. Sie müssen sich Geld leihen.
Wenn die Mittel zur Rationalisierung durch Kredit bereitgestellt werden, dann zwingt die Konkurrenz alle dazu, mit Kredit zu
wirtschaften. Jeder muß bei Strafe des Untergangs Geldgeber finden, die nur dann Geld verleihen, wenn es sich für sie rentiert.
Unternehmen müssen sich als kreditwürdig erweisen, d.h. den Geldgebern hinreichend Gewähr dafür bieten, daß deren Geld bei ihnen
gut angelegt ist.
Um an Kredit als Mittel seiner Konkurrenz zu kommen, muß ein Unternehmen sich zum Mittel des Kredits machen.
These 14:
Der Kredit ist die Verpfändung des noch zu erwirtschaftenden Gewinns.
Kreditgeber verfolgen mit dem Geldverleih ein eigenes Geschäftsinteresse: Als Preis dafür, daß sie das Geld einem Unternehmen für
bestimmte Zeit überlassen, verlangen die Banken Zins. Ihr Eigentum, die ausschließende Verfügung über das Geld ist der einzige und
hinreichende Grund dafür, daß die Geldverleiher einen Tribut für die Überlassung des Geldes verlangen können.
Indem der Kreditgeber ein Anrecht hat, die verliehene Geldsumme plus einen festgelegten Aufschlag zurückzubekommen, behandelt er
das Geschäft des Unternehmers -, das der mit dem Kredit erst noch bewerkstelligen muß, - als bereits erfolgreich gelaufen. Mehr
noch: Jeder Kreditgeber behandelt seinen verbrieften Anspruch auf künftige Verwertung als verfügbares Vermögen: Banken führen
vergebene Kredite in ihren Büchern als “Aktiva”, auf die sie neue Kredite vergeben können; Unternehmer behandeln
Zahlungsversprechen ihrer Käufer (Wechsel) wie Geld, das sie ihrerseits in Zahlung geben usw. usf.
Zahlungsversprechen, also noch zu zahlendes Geld, Schulden, also weggegebenes Geld, werden behandelt wie verfügbares Geld:
Damit hat sich das Eigentum verdoppelt. Freilich nur solange, wie die Kredite tatsächlich bedient werden, d.h. wie die Unternehmer in
ausreichendem Maß Gewinne machen. An denen sind Kreditgeber und Kreditnehmer gleichermaßen interessiert. Sie streiten sich in
Form des Zinssatzes um den Anteil am zukünftigen Gewinn.
Eigentum ist Anspruch auf die Früchte zukünftiger Ausbeutung. Die einen haben dadurch, daß sie ihr Geld verleihen, einen Anspruch
auf Zins; die anderen treten mit dem geliehenen Geld in die nächste Runde des Konkurrenzkampfes ein.
These 15:
Dadurch, dass der Kredit die Unternehmer auf ihr eigenes Interesse verpflichtet, setzt er den Zwang zur Rentabilität auf
höchstem Niveau durch.
Mit dem Kredit werden die Zahlungsversprechen als verfügbares Vermögen behandelt. Damit ist die Geldvermehrung praktisch
vorweggenommen. Dass sie zustandekommt, ist als selbstverständliche Leistung der Arbeit unterstellt, die dann beweisen muss, dass
der Anspruch des Eigentums, mehr zu werden, gilt.
Der Kredit löst das Interesse, aus Geld mehr Geld zu machen, von allen äußeren Schranken. Geld, das noch nicht durch Verkauf am
Markt erzielt oder in Form von Maschinen festgelegt ist, wird zur weiteren Vermehrung verfügbar. Alle Geschäftsmöglichkeiten
werden als Geldanlage beurteilt und haben sich dem Vergleich zu stellen, wie viel Rendite der Geldeinsatz abzuwerfen verspricht und
wie hoch das „Geschäftsrisiko“ ist. Damit sind die Unternehmen gezwungen, nicht bloß Überschuss zu produzieren, sondern dem
branchenübergreifenden Zwang zur Rentabilität auf höchstem Niveau standzuhalten.
Der wird als Anspruch andie Arbeit herangetragen. Dem Genüge zu tun, steht wirklich nicht in ihrer Macht. So wird an ihr in jeder
Hinsicht gespart, wird sie stetig verdichtet und für ihren erschöpfenden Gebrauch gesorgt, damit sie diesen Anspruch erfüllt. Und wo
sie dem nicht gerecht wird, wird sie gänzlich überflüssig gemacht.
These 16:
In der Krise wird der Anspruch auf Reichtum mit dem tatsächlichen Reichtun konfrontiert.
Mit dem Kredit, der die Geldvermehrung von allen äußeren Schranken befreit, werden die Unternehmen zu Höchstleistungen bei ihren
Rationalisierungsbestrebungen gebracht. Dabei orientieren sie sich allein an ihren Schulden, in denen ihr künftiger Geschäftserfolg
ihnen als Anspruch gegenübetritt. Das erlaubt ihnen, die Schranken zu ignorieren, die der Markt, wo sie den wirklichen Reichtum nur
auf sich ziehen können, ihnen setzt.
Dies führt periodisch dazu, dass allgemein die Absatzmöglichkeiten und damit die Schuldenbedienung ins Stocken geraten. Wenn der
Unternehmer die Produkte nicht mehr losschlagen kann, deren Erlös dem Kreditgeber gehört, braucht er zuerst einmal mehr geliehenes
Geld, um seine Schulden zu bedienen.
Die Kreditvergabe wird immer riskanter, wenn flächendeckend Unternehmen nicht mehr in ausreichendem Maß Gewinne machen, um
ihre Kredite zu rechtfertigen. Die Banken müssen sich entscheiden, ob sie durch Entzug des Kredits ihr bisher verliehenes Geld in den
Sand setzen oder noch mehr Geld verleihen, von dem immer unsicherer ist, ob es wieder zurückkommt. Weil sie auf der Gleichung
von verliehenem Geld und echtem Reichtum beharren, verschärfen sie die Kriterien für Kreditwürdigkeit.
Wenn das Vertrauen in die Qualität der Schuldner wegfälllt, wird der wirkliche Geschäftsgang mit den Ansprüchen der Kreditgeber
konfrontiert. Diese fordern ihr Geld zurück und Unternehmen gehen pleite. Der Kreditentzug an einer Stelle zieht Zahlungsunfähigkeit
an anderer Stelle nach sich: Aktien verfallen, Wechsel sind nicht gedeckt, die Bank nimmt Vermögensbereinigungen vor, was wieder
Konsequenzen bei anderen Banken und Unternehmen hat...Die Krise weitet sich aus. Forderungen werden gestrichen und Reichtum
vernichtet, bis es auf einem niedrigeren Stand wieder von vorne losgeht.
Auch das „Gesundschrumpfen“ geschieht auf Kosten der Arbeit, deren letzter Nutzen in ihrer Stillegung besteht. Nach jeder Krise
wächst das Arbeitlosenheer stufenweise an. Das Höchstmaß an Produktivität der Arbeit ist die Basis, auf der die Ausbeutung weiter
geht.
These 17:
Klarstellungen zur Ideologie von der GLOBALISIERUNG
Wie man von gebildeten Menschen erfahren kann, leben wir in einer Zeit, in der der Weltmarkt die Staaten und Unternehmen dem
internationalen Vergleich unterwirft. Unter dem Schlagwort"Globalisierung" ist diese Ansicht Allgemeingut geworden.
a) Globalisierung:"Wir sind verglichen!" - die Konstruktion eines falschen Zwangs
Wer von"Globalisierung" redet, tut so, als gäbe es den Zwang, sich international zu vergleichen,"einfach so". Die
"Globalisierungs"-Ideologen behaupten die Absurdität eines Vergleichs ohne Interesse an ihm. Wenn alle Staaten sich diesem Vergleich
ausgesetzt sehen, stellt sich die Frage, wie der Zwang der Konkurrenz anders in die Welt kommen soll als dadurch, daß die Staaten den
Weltmarkt benützen wollen und sich deswegen und dafür dem Vergleich auf dem internationalen Markt unterziehen. Den Zwang der
Konkurrenz gibt es nur relativ zum Interesse, in der Konkurrenz zu bestehen.
Mit dem Schlagwort"Globalisierung" wird unterschlagen, daß Staaten den Vergleich auf dem Weltmarkt nur eingehen, weil sie ihn für
sich benützen wollen. Das Interesse am Weltmarkt erscheint so als durch ihn erst hervorgebrachte Notwendigkeit, sich auf ihm zu
bewähren. So wird der Staat zum Opfer erklärt, das durch den Vergleich in Bedrängnis geraten sei.
b) Globalisierung ist das Bekenntnis zum Weltmarkt.
Aus der Diagnose dieses ungemütlichen Zwangs lässt niemand den Ratschlag folgen, ihn doch dann am besten wieder aus der Welt zu
schaffen."Hinter den Weltmarkt" will kein Staat zurück. Ihm"kann man sich nicht mehr entziehen", heißt es, womit bekundet wird,
dass die im gleichen Atemzug als äußeren Zwang hingestellte Weltmarktkonkurrenz vom Staat als das Lebensmittel der Nation gesehen
wird, hinter das er nicht zurück will. Vorbehaltsloser kann das Bekenntnis zum Weltmarkt gar nicht ausfallen, als dass man ihn zum
Schicksal erklärt, das eine"globalisierte Welt" nun einmal über einen verhängt hätte.
c) Globalisierung ist der Anspruch, sich auf Kosten anderer am Weltmarkt zu bereichern
Wenn Politiker von"Globalisierung" reden, wollen sie nicht dem Weltmarktgeschehen tatenlos zusehen, sondern sich"den neuen
Herausforderungen stellen"; so begründen moderne Staatsführer ihr verantwortliches Handeln. Mit dieser Ohnmachtserklärung erteilen
sie sich den aggressiven Auftrag, den Vergleich am Weltmarkt für sich zu entscheiden, d.h. aus der Konkurrenz gegen alle anderen als
Sieger hervorzugehen. Dafür reicht seine Macht allemal.
d) Globalisierung ist ein Bekenntnis zum Klassenkampf von oben
Dementsprechend setzt der Staat seine hoheitliche Gewalt ein. Sein"Standort" soll ein unschlagbares Angebot an die Geschäftsleute der
Welt sein. Er kommt zielstrebig zu dem Befund, dass die Löhne dafür zu hoch sind. Denjenigen, die davon leben müssen, wird die
Auskunft erteilt:"Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt.", um ein Sparprogramm durchzuziehen, das den Lebensstandard der
lohnabhängigen Bevölkerung in allen Bereichen senkt.
So zeigt sich, dass der Reichtum, um den es den Staaten am Weltmarkt geht, auf der Armut der Massen beruht.
These 18:
Der Staat bezieht die materiellen Mittel seiner Macht aus der erfolgreichen kapitalistischen Ausbeutung der Arbeit.
Im Innern: In seinem Herrschaftsbereich verpflichtet er alle auf den privaten Gelderwerb als einziges Mittel des Zurechtkommens.
Damit legt er alle Bürger auf ihren jeweils klassenspezifischen Dienst am Eigentum fest. So sorgt er im Inneren für die Akkumulation,
aus deren Überschüssen er sich dann seinerseits bedient.
Im Äußeren: Im Namen des Wirtschaftswachstums setzt sich der Staat mit den ausländischen Mächten ins Verhältnis, um seinen
Unternehmern den Zugriff auf fremde Reichtumsquellen zu ermöglichen.
Damit hat sich die Arbeit dem internationalen Vergleich von Lohn und Leistung zu stellen, und das nicht nur bezüglich
weltmarkttauglicher Warenpreise. Die jeweils in einer Nation erreichten Ausbeutungsstan
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Euklid
06.01.2002, 12:08
@ R.Deutsch
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
Etwas viel für einen Sonntag.Aber beim Anlesen stellt man unmittelbar fest daß es sich um kommunistische Thesen handelt.
Jetzt wäre es aber sinnvoll die kapitalistischen Thesen dagegenzustellen.
Was will der Kapitalismus eigentlich erreichen?Welche Ziele hat er für die Gesellschaft.
Es ist vieles falsch was hier steht aber halt nicht alles wie so oft im Leben.
Die Auswirkungen der Globalisierung werden immer deutlicher sichtbar.
Und warum gibt es gegen die Globalisierung solch mächtige Demonstrationen daß die Lenker der Welt bald am besten in ein geheimes sowjetisches Bleibergwerk ziehen müssen um diese durchzusetzen und in Ruhe zu besprechen.
An diesem Punkt wird Schluß sein mit lustig weil hier sich die Geister scheiden.
Globalisierung ist für mich die neue Kriegsform mit wirtschaftlichen Mitteln ohne Panzer.Wer sich hier einen Markt aufbauen will und zu wessen Lasten dies geschehen soll ist sonnenklar.Es konkurrieren nicht mehr die Firmen sondern nur noch die Arbeitskräfte weltweit.
Und genau dieser Punkt wird der Todesstoß des Kapitalismus weil die Gier jetzt gegen alle Menschen der Welt geht und nur noch sehr wenige davon profitieren.
Gruß EUKLID
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Ecki1
06.01.2002, 13:13
@ Euklid
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
Hallo Euklid!
Etwas viel für einen Sonntag.Aber beim Anlesen stellt man unmittelbar fest daß es sich um kommunistische Thesen handelt.
Ja, das habe ich auch so empfunden.
Jetzt wäre es aber sinnvoll die kapitalistischen Thesen dagegenzustellen.
Da die verschiedensten Ã-konomen darüber nachgedacht haben, gibt es im Gegensatz zu den Marx`schen Thesen, die aus der Feder eines einzigen Verfassers stammen, kein einheitliches Thesenwerk. Zentrale Bestandteile des Kapitalismus wurden aber hier schon mehrmals im Forum erarbeitet und sind in dottore`s Sammlung nachzulesen. Die wichtigsten Grundlagen sind: Recht auf Privateigentum, Privateigentum als Besicherungsgrundlage für Kredite, Inumlaufbringung von anonymisierten Kreditforderungen als Geld. Freie Märkte erzielen einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preis. Hohe erzielbare Preismargen erhöhen dabei den Anreiz, knappe Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Wettbewerb führt zu Qualitätsverbesserung der angebotenen Güter und Dienstleistungen, da die Konsumenten Auswahlmöglichkeiten erhalten. Primäre Antriebskraft des Wirtschaftens im Kapitalismus ist der Erfüllungsdruck, der auf den Schuldnern lastet. Angefangen bei der Urschuld (Existenzsicherungsschuld) traten im Lauf der Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus die verschiedensten Kontraktschulden hinzu.
Was will der Kapitalismus eigentlich erreichen?Welche Ziele hat er für die Gesellschaft.
Der Kapitalismus hat a priori keine Ziele, sondern ist als Ergebnis eines Selbstorganisationsprozesses zu verstehen. Er entsteht automatisch in arbeitsteiligen Gesellschaften mit Privateigentum. Die Eigentümer beginnen mit der Nutzung ihres Eigentums, um Güter herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten, und um andere Güter oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die ihre Existenz sichern.
Die Auswirkungen der Globalisierung werden immer deutlicher sichtbar.
Und warum gibt es gegen die Globalisierung solch mächtige Demonstrationen daß die Lenker der Welt bald am besten in ein geheimes sowjetisches Bleibergwerk ziehen müssen um diese durchzusetzen und in Ruhe zu besprechen.
Hast Du die Diskussionen um die Problematik der Staatsverschuldung mitverfolgt? Dann wirst Du feststellen, dass nicht die Zunahme des globalen Wettbewerbs das zentrale Problem darstellt, sondern vielmehr die globale Staatsüberschuldung. Man könnte im Prinzip die Mängel der internationalen Wirtschaft und des internationalen Handels an der Staatsschulden-Globalisierung festmachen, da fast alle Staaten überschuldet sind. Immer mehr Banken, Versicherungen, Industrielle und Unternehmer haben bei den üppigen Emissionen immer neuer öffentlicher Schuldverschreibungen weltweit (Globalisierung) die Möglichkeit erhalten, statt risikobehafteter Investitionen in die reale Produktion von Gütern und Dienstleistungen lieber"risikolose" Einnahmen aus Staatspapieren zu kassieren. So gingen die Netto-Realinvestitionen zurück mit den bekannten Folgen für die Arbeitsmärkte.
An diesem Punkt wird Schluß sein mit lustig weil hier sich die Geister scheiden.
Ja, es wird Schluss mit lustig sein. Aber nicht, weil sich die Geister scheiden, sondern weil das globale staatliche Schuldenmachen zu einer ebenso globalen Liquiditätskrise führen wird und die Arbeitsmärkte noch mehr unter Druck geraten.
Globalisierung ist für mich die neue Kriegsform mit wirtschaftlichen Mitteln ohne Panzer.Wer sich hier einen Markt aufbauen will und zu wessen Lasten dies geschehen soll ist sonnenklar.Es konkurrieren nicht mehr die Firmen sondern nur noch die Arbeitskräfte weltweit.
Diese Konkurrenz ist per se nichts Schlechtes, da an allen Orten nur mit Wasser gekocht wird und Qualität ihren Preis hat. Noch in den Siebziger Jahren galt Japan als Schwellen- und Billiglohnland. Bereits in den Achtzigern war das Lohnniveau allgemein gestiegen.
Und genau dieser Punkt wird der Todesstoß des Kapitalismus weil die Gier jetzt gegen alle Menschen der Welt geht und nur noch sehr wenige davon profitieren.
Halt. Wer profitiert? Doch wohl am meisten die Bezüger der risikolosen Staatspapier-Renditen. Damit (und nur damit) muss Schluss sein. Gewinne aus realer Produktion und Dienstleistung sind ein notwendiger Leistungs-Anreiz und somit erhaltungswürdig. Der Wettbewerb muss aber weiterhin funktionieren und darf nicht durch komplizierte Normenwerke oder Kartelle ausgehebelt werden.
Gruss: Ecki
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R.Deutsch
06.01.2002, 15:05
@ Ecki1
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Re: Auf ein Neues |
Ich fürchte, wenn es zum Kollaps kommt, wird man es dem"Kapitalismus" in die Schuhe schieben und der"Kommunismus" wird neu entdeckt. Da nützen einfache und klare Argumente, wie sie Ecki 1 oder dottore hier vortragen nichts, besonders die jungen Leute werden Argumenten, wie sie in diesen Thesen vorgetragen werden, wieder auf den Leim gehen. Das Mittelalter holt uns jetzt auf vielen Gebieten wieder ein und die Aufklärung muss immer wieder neu beginnen.
Viele der Argumente sind erkennbar falsch und schon oft widerlegt (nach meiner Überzeugung) werden aber einfach immer wieder"neu entdeckt" und neu vorgetragen. Also bleibt nichts anderes übrig, als sich immer wieder neu liebevoll damit auseinander zusetzen.
Schönen Sonntag noch
R
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Standing Bear
06.01.2002, 15:51
@ R.Deutsch
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Re: Auf ein Neues |
>Ich fürchte, wenn es zum Kollaps kommt, wird man es dem"Kapitalismus" in die Schuhe schieben und der"Kommunismus" wird neu entdeckt. Da nützen einfache und klare Argumente, wie sie Ecki 1 oder dottore hier vortragen nichts, besonders die jungen Leute werden Argumenten, wie sie in diesen Thesen vorgetragen werden, wieder auf den Leim gehen. Das Mittelalter holt uns jetzt auf vielen Gebieten wieder ein und die Aufklärung muss immer wieder neu beginnen.
>Viele der Argumente sind erkennbar falsch und schon oft widerlegt (nach meiner Überzeugung) werden aber einfach immer wieder"neu entdeckt" und neu vorgetragen. Also bleibt nichts anderes übrig, als sich immer wieder neu liebevoll damit auseinander zusetzen.
>Schönen Sonntag noch
>R
Hallo Reinhard,
diese Befürchtung habe ich auch. Wenn Du abwertend von"Kommunismus" sprichst, meinst Du aber dessen Auswüchse in der Sowjetunion und deren Setellitenstaaten. Dort haben sich - wie im Westen - korrupte"Eliten" bereichert und ihre Völker geschädigt. Richtigen Kommunismus gab es ja nie. Davon abgesehen will ich diesen auch nicht, da ich nicht glaube, daß die Menschheit jemals reif dafür ist. Es bleibt nichts weiter übrig als doch wieder eine Synthese zu suchen. Der Kapitalismus, so wie ihn Dottore neulich beschrieben hat, kommt dieser Variante schon sehr nahe. Was unbedingt verhindert werden muß, ist die Anballung von riesigen Kapitalien und von Monopolen. Konzerne i.h.S. darf es nicht geben, da die der Anfang vom Untergang sind. Schuldenwirtschaft auch nicht, dank gedecktem Geld. Die Wirtschaft insgesamt muß eben wieder mehr mittelständisch und lokal werden.
Ahoi!
J.
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chiquito
06.01.2002, 16:08
@ R.Deutsch
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
Lieber R.Deutsch,
ja, auch mich hat Ihr Beitrag an die Theorien jenes Menschen erinnert, der vor rund 150 Jahren vor der preußischen Polizei schließlich nach Londen floh und sich dort jahrzehntelang in der Bibliothek des Britsh Museum den Hintern wund rieb.
Leider scheint aber jede Erinnerung an diesen Karl Marx sofort die heftigsten Ablehnungen hervorzurufen, die dann in dem Verlangen gipfeln, dass die Kritiker des Kapitalismus nach Kuba oder gar nach Nordkorea gehen sollten (bis vor wenigen Jahren hieß es:"Geht doch nach drüben" - gemeint war die DDR).
Um nur die Verhältnisse klarzustellen: Bereits vor 150 Jahren waren die kapitalistischen Länder wie England, Deutschland oder die Vereinigten Staaten reicher als jemals, auch in den letzten Jahrzehnten, Kuba oder Nordkorea.
Wer den Kapitalismus kritisiert, ist nicht verantwortlich zu machen für das, was in Nordkorea der Fall ist oder in Kuba - wobei Kuba wegen der amerikanischen Sanktionspolitk noch ein ganz besonderer Fall ist.
Allerdings erinnern mich die Thesen der Münchner Studenten doch etwas zu sehr an den noch recht jungen Marx, der im Überschwang den berühmten Satz geprägt hat:"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern"
Vielleicht kommt es heute doch auch etwas darauf an, wie man die Weltgesellschaft interpretiert und versteht. Dabei ist es für mich selbstverständlich, auch auf Marx und seine theoretischen Ansätze zu rekurrieren.
Dabei scheint mir allerdings wichtig zu sein, dass man sich darüber im Klaren ist, dass die sogenannte Marxsche Theorie nur ein Torso ist - was eigentlich für Marx als auch gerade empirisch(!) orientierten Wissenschaftler spricht.
Dazu folgende Ausschweifung (die ich so ähnlich schon einmal gepostet habe):
Marx hat nachdem 1873 eine schwere Krise ausbrach (die mit einigem Ab und Auf und Ab bis in die Mitte der 90er Jahre gehen sollte), gewissermaßen die Feder, mit der er am Band III des"Kapital" arbeitete, fallen lassen, weil er die"detaillierte Beobachtung" für notwendig hielt, die"für den Erforscher der kapitalistischen Produktion und für den professionellen Theoretiker [...] von höchster Wichtigkeit ist" [MEW 34, 372].
Mit anderen Worten, als Marx - während die Krise noch lange nicht vorbei war - dann starb, gab es nur fragmentarische Ansätze zu einem dritten Band des"Kapital". Engels hat allerdings, nachdem er vom Cheftheoretiker der damaligen Sozialdemokratie, Karl Kautsky, immer wieder unter Druck gesetzt worden war, etwas übers Knie gebrochen, indem er nach vielen Jahren aus vielen Manuskripten von Marx (von denen die meisten keineswegs druckreif waren, weil sie eher den Charakter von Exzerpten und Selbstverständigungs-Texten hatten) etwas zusammengestellt (und auch verändert und"ergänzt"), was dann als"Dritter Band des Kapital von Karl Marx" der Welt vorgestellt wurde.
Mit anderen Worten: Die Sozialdemokratie konnte sich jetzt selber (und den Arbeitern) vormachen, dass sie im Besitz der"ganzen""Wahrheit", nämlich der"wissenschaftlichen Weltanschauung" von Marx sei.
In Wirklichkeit sind die theoretischen Ansätze von Marx ein Torso geblieben, mit dem es allerdings lohnen könnte, sich auseinanderzusetzen.
Leider scheint es aber wenige zu geben, die sich wirklich wissenschaftlich mit ihm auseinanderzusetzen bereit sind; es scheint vielmehr so, dass es auf der einen Seite einige"Marxisten" gibt, auf der anderen Seite"Anti-Marxisten", für die jeder Hinweis auf Marx schon ein rotes Tuch zu sein scheint.
Eigentlich schade!
Soweit meine Ausschweifung. - Wenn Ihre Thesen an Marx erinnern, dann finde ich das nur interessant. Wir sind schließlich nicht dafür verantwortlich, was im 19. Jahrhundert die Sozialdemokratie mit Marx gemacht hat (die drei Bände im Bücherschrank waren die"Bibel" - also Religionsersatz) oder dafür, was später Lenin oder gar Stalin mit"dem Marxismus" veranstaltet haben - und natürlich auch nicht, was ein Kim Il Sung in Nordkorea verbrochen hat.
Was die ernsthafte und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem marx´schen Torso leisten kann, zeigt Kondratieff (der ja wieder und wieder zu Ehren kommt) - oder auch Leontieff, der nach seiner Flucht aus der SU in die USA schließlich sogar einen Nobel-Preis bekam.
Viele Grüße
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Euklid
06.01.2002, 16:18
@ R.Deutsch
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Re: Auf ein Neues |
>Ich fürchte, wenn es zum Kollaps kommt, wird man es dem"Kapitalismus" in die Schuhe schieben und der"Kommunismus" wird neu entdeckt. Da nützen einfache und klare Argumente, wie sie Ecki 1 oder dottore hier vortragen nichts, besonders die jungen Leute werden Argumenten, wie sie in diesen Thesen vorgetragen werden, wieder auf den Leim gehen. Das Mittelalter holt uns jetzt auf vielen Gebieten wieder ein und die Aufklärung muss immer wieder neu beginnen.
>Viele der Argumente sind erkennbar falsch und schon oft widerlegt (nach meiner Überzeugung) werden aber einfach immer wieder"neu entdeckt" und neu vorgetragen. Also bleibt nichts anderes übrig, als sich immer wieder neu liebevoll damit auseinander zusetzen.
>Schönen Sonntag noch
>R
Ja wem anderes willst Du denn das Scheitern des Kapitalismus in die Schuhe schieben wenn wir erwiesenermaßen den Kapitalismus haben und er scheitert.?
Ja wir beide wissen sehr wohl daß es nicht die Schuld des Kapitalismus ist weil wir im Moment ja außerhalb der Spurweite mit der Eisenbahn fahren.
Aber genauso richtig ist daß nur der welcher über Geld verfügt die Staatsanleihen aufsaugen kann und sie zu seinem Nutzen mehren kann.
Es ist nur die Frage ob er diese Staatsanleihen rechtzeitig losbringt um sie in Realwerte zu tauschen weil sie nach deiner Theorie ja wertloses fiat money sind.
Und genau deswegen wird die Stunde eintreten in der der hochgelobte Kapitalismus zusammenbricht wie ein Kartenhaus.Daß es gar kein Kapitalismus war ist dann niemandem mehr beizubringen.Das jetzige System segelt eben unter der Flagge des Kapitalismus aber in Wirklichkeit müßte ja die Flagge schon längst ausgewechselt sein.
Und die Entscheidung welches System nach dem Zusammenbruch von der Bevölkerung unterstützt wird hängt maßgeblich davon ab wie weit man die Umverteilung von der Mitte sowohl nach oben (Subventionen) als auch nach unten (Sozialleistungen) noch treibt.Plündert man den Mittelstand noch weiter aus werden die Kommunisten an die Macht kommen.
Gruß EUKLID
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Ricoletto
06.01.2002, 16:20
@ Standing Bear
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"Wer trägt dafür Sorge", dass es so sein und vor allem bleiben würde... |
...?
Ich glaube, der Mensch ist von seiner CPU und seiner"Ur-software" einfach so ausgestattet, entweder zu herrschen oder sich beherrschen zu lassen und zwischen diesen beiden"Schichten" ist gerade noch Platz für die paar Leute, die mit der regierenden Kaste gerade so viel zu tun haben wollen, dass es zu ihrem Vorteil gereicht und sich im wesentlichen (bis auf ein paar"moralische Anflüge") einen Dreck darum scheren, ob es denen, die sich ausbeuten lassen, besser gehen könnte. Irgendwann"spinnt die CPU oder das Programm läuft nicht mehr", will heissen --- jetzt kommt ne neue Qualität, jetzt lassen sich die Ausgebeuteten dank eines charismatischen Anführers das ganze einfach nicht mehr gefallen... und dann... Machtspiele und Intrigen um den (An)Führer herum, entweder er und seine Freunde setzen sich durch oder eine umstürzlerische Clique (vielleicht sogar der eigenen Fraktion)....
Die Machtbesessenheit einiger Menschen würde es einfach nicht zulassen, dass es so etwas wie"Gleichheit, Freiheit (wer definiert mir das bitte mal!!!?), Brüderlichkeit" gibt.
So weit erst einmal vom eingeschneiten
Rico
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Galiani
06.01.2002, 16:54
@ Euklid
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Soll ich? Es reizt mich! Insbes. nach Lektüre von Caspars Empfehlung: M. Bunge! (owT) |
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Zardoz
06.01.2002, 16:58
@ R.Deutsch
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Der Kapitalismus wird überleben. |
Hallo Herr Deutsch,
Sie schreiben:
>Ich fürchte, wenn es zum Kollaps kommt, wird man es dem"Kapitalismus" in die Schuhe schieben und der"Kommunismus" wird neu entdeckt.
Dazu zitiere ich einmal aus einem Beitrag weiter oben von Ecki1:
> Der Kapitalismus hat a priori keine Ziele, sondern ist als Ergebnis eines Selbstorganisationsprozesses zu verstehen. Er entsteht automatisch in arbeitsteiligen Gesellschaften mit Privateigentum.
Entfernen wir die Einschränkung"Privat", lässt sich auch der Kommunismus als spezielle Form des Kapitalismus definieren: Der Staatsmonopolkapitalismus. Früher viel diskutiert unter der Abkürzung StaMoKap.
Meiner Überzeugung nach wird der Kapitalismus das Wirtschaftssystem der Menschen bleiben, solange sie sich nicht grundlegend ändern. Alles andere sind für mich unterschiedliche Formen der gesellschaftlichen Ordnung, d. h. i. W. der Eigentumsorganisation.
> Das Mittelalter holt uns jetzt auf vielen Gebieten wieder ein und die Aufklärung muss immer wieder neu beginnen.
Das Mittelalter soll doch wohl eher durch negative Umwelteinflüsse zu einem"dunklen" Zeitalter geworden sein als durch gesellschaftliche Vorgänge.
>Viele der Argumente sind erkennbar falsch und schon oft widerlegt (nach meiner Überzeugung) werden aber einfach immer wieder"neu entdeckt" und neu vorgetragen. Also bleibt nichts anderes übrig, als sich immer wieder neu liebevoll damit auseinander zusetzen.
Was wir hier ja alle gerne tun... ;-)
>Schönen Sonntag noch
>R
Ebenso,
Zardoz
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Galiani
06.01.2002, 16:59
@ Ecki1
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Ah ja! Eckil und R.Deutsch haben den Job ja schon besser getan als ich es könnt! (owT) |
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Euklid
06.01.2002, 17:22
@ Galiani
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Re: Soll ich? Es reizt mich! Insbes. nach Lektüre von Caspars Empfehlung: M. Bunge! (owT) |
Ich wäre sehr an deiner Meinung interessiert.Bitte aber auch noch das ergänzende Posting berücksichtigen aber natürlich soll dies keine Bedingung sein,aber vielleicht hilft es meine Gedanken etwas besser zu präzisieren.In einem Staat der die Rahmenbedingungen so vorgibt daß mehr als 50% meiner Leistung abgesaugt wird kann ich leider nicht mehr mit der Konkurrenz aus Hinterindien mithalten weil schon bei 24H Arbeit und dem indischen Lohn keine Existenz mehr möglich ist.Die Randbedingungen sind es die das reale Geschehen abbilden.Ein 24h Job ala Hinterindien mit dem hinterindischen Lohn ermöglicht hier noch nicht einmal die Grundbedürfnisse wie Wohnung,Heizung,Strom und Wasser.Vom Essen oder Kleidung wollen wir gar nicht mehr reden weil dieser Wettbewerb nicht funktioniert.Es nützt niemandem wenn man mir sagt für den Lohn oder das Entgelt das ich hier erziele kann ich mir in Hinterindien 10 Säcke voll Reis kaufen weil ich erstens nicht dran komme und zweitens nichts gewonnen wäre wenn ich denen das Futter abkaufe.Bitte erklären wie völlig verschiedene Randbedingungen in globalen Märkten funktionieren sollen.
Meine Arbeit (selbständig) muß ich mir jeden Tag neu auf unserem Markt einkaufen.Dabei ist folgende Eigendynamik zu verzeichnen.Der Staat sorgt dafür daß er seine Steuern rigoros durchsetzt.(Gesetze).Aber der gleiche Staat sorgt nicht dafür daß ein bestehendes Gesetz (HOAI) Honorarordnung für Architekten und Ingenieure angewandt wird.Hier gilt der freie Markt und der Leistungsabnehmer (Großfirmen) will einen immer größeren Nachlaß haben sonst gibt es keinen Auftrag.Vor dieser Situation (die sich immer mehr verschärft) kann ich nicht den Kopf in den Sand stecken und muß Abgebote machen um den Auftrag zu erhalten.Mittlerweile sind Abgeboote bis 50% alltäglich.Und wie fängt man sowas als Unternehmer ab?Aus 10 Stunden sind 16 Stunden geworden und leider reichen die immer noch nicht.Daß was an Subventionen an die Großfirmen von Staatsseite geht wird noch zusätzlich angereichert durch Diktate der Großfirmen an ihre Zulieferer oder Dienstleister.Der Staat läßt den Mittelstand völlig außen vor.
Gruß EUKLID
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R.Deutsch
06.01.2002, 17:25
@ chiquito
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Re:Können wir wirklich auf dem Gebiet der Wirtschaft von Marx noch etwas lernen? |
Lieber Chiquito,
versuchen Sie doch bitte einmal die drei bedeutendsten gedanklichen Beiträge von Karl Marx zur Wirtschafttheorie aufzuzeigen, die für uns heute noch von Nutzen sind. Die Arbeitswertlehre hat sich als Trugschluss erwiesen, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel hat sich als untauglich erwiesen, die Entfremdung der Arbeit ist eine schlichte Folge der Arbeitsteilung. Mit welchem Mechanismus will Marx Produktion und Konsumption aufeinander abstimmen? Von den philosophischen Gedanken einmal abgesehen, können wir wirklich von Marx noch etwas lernen, was das Funktionieren der Wirtschaft betrifft?
Gruß
RD
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Euklid
06.01.2002, 17:39
@ Ecki1
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
>Hallo Euklid!
>Etwas viel für einen Sonntag.Aber beim Anlesen stellt man unmittelbar fest daß es sich um kommunistische Thesen handelt.
>Ja, das habe ich auch so empfunden.
>Jetzt wäre es aber sinnvoll die kapitalistischen Thesen dagegenzustellen.
>Da die verschiedensten Ã-konomen darüber nachgedacht haben, gibt es im Gegensatz zu den Marx`schen Thesen, die aus der Feder eines einzigen Verfassers stammen, kein einheitliches Thesenwerk. Zentrale Bestandteile des Kapitalismus wurden aber hier schon mehrmals im Forum erarbeitet und sind in dottore`s Sammlung nachzulesen. Die wichtigsten Grundlagen sind: Recht auf Privateigentum, Privateigentum als Besicherungsgrundlage für Kredite, Inumlaufbringung von anonymisierten Kreditforderungen als Geld. Freie Märkte erzielen einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preis. Hohe erzielbare Preismargen erhöhen dabei den Anreiz, knappe Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Wettbewerb führt zu Qualitätsverbesserung der angebotenen Güter und Dienstleistungen, da die Konsumenten Auswahlmöglichkeiten erhalten. Primäre Antriebskraft des Wirtschaftens im Kapitalismus ist der Erfüllungsdruck, der auf den Schuldnern lastet. Angefangen bei der Urschuld (Existenzsicherungsschuld) traten im Lauf der Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus die verschiedensten Kontraktschulden hinzu.
>Was will der Kapitalismus eigentlich erreichen?Welche Ziele hat er für die Gesellschaft.
>Der Kapitalismus hat a priori keine Ziele, sondern ist als Ergebnis eines Selbstorganisationsprozesses zu verstehen. Er entsteht automatisch in arbeitsteiligen Gesellschaften mit Privateigentum. Die Eigentümer beginnen mit der Nutzung ihres Eigentums, um Güter herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten, und um andere Güter oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die ihre Existenz sichern.
>
>Die Auswirkungen der Globalisierung werden immer deutlicher sichtbar.
>Und warum gibt es gegen die Globalisierung solch mächtige Demonstrationen daß die Lenker der Welt bald am besten in ein geheimes sowjetisches Bleibergwerk ziehen müssen um diese durchzusetzen und in Ruhe zu besprechen.
>Hast Du die Diskussionen um die Problematik der Staatsverschuldung mitverfolgt? Dann wirst Du feststellen, dass nicht die Zunahme des globalen Wettbewerbs das zentrale Problem darstellt, sondern vielmehr die globale Staatsüberschuldung. Man könnte im Prinzip die Mängel der internationalen Wirtschaft und des internationalen Handels an der Staatsschulden-Globalisierung festmachen, da fast alle Staaten überschuldet sind. Immer mehr Banken, Versicherungen, Industrielle und Unternehmer haben bei den üppigen Emissionen immer neuer öffentlicher Schuldverschreibungen weltweit (Globalisierung) die Möglichkeit erhalten, statt risikobehafteter Investitionen in die reale Produktion von Gütern und Dienstleistungen lieber"risikolose" Einnahmen aus Staatspapieren zu kassieren. So gingen die Netto-Realinvestitionen zurück mit den bekannten Folgen für die Arbeitsmärkte.
>An diesem Punkt wird Schluß sein mit lustig weil hier sich die Geister scheiden.
>Ja, es wird Schluss mit lustig sein. Aber nicht, weil sich die Geister scheiden, sondern weil das globale staatliche Schuldenmachen zu einer ebenso globalen Liquiditätskrise führen wird und die Arbeitsmärkte noch mehr unter Druck geraten.
>Globalisierung ist für mich die neue Kriegsform mit wirtschaftlichen Mitteln ohne Panzer.Wer sich hier einen Markt aufbauen will und zu wessen Lasten dies geschehen soll ist sonnenklar.Es konkurrieren nicht mehr die Firmen sondern nur noch die Arbeitskräfte weltweit.
>Diese Konkurrenz ist per se nichts Schlechtes, da an allen Orten nur mit Wasser gekocht wird und Qualität ihren Preis hat. Noch in den Siebziger Jahren galt Japan als Schwellen- und Billiglohnland. Bereits in den Achtzigern war das Lohnniveau allgemein gestiegen.
>Und genau dieser Punkt wird der Todesstoß des Kapitalismus weil die Gier jetzt gegen alle Menschen der Welt geht und nur noch sehr wenige davon profitieren.
>Halt. Wer profitiert? Doch wohl am meisten die Bezüger der risikolosen Staatspapier-Renditen. Damit (und nur damit) muss Schluss sein. Gewinne aus realer Produktion und Dienstleistung sind ein notwendiger Leistungs-Anreiz und somit erhaltungswürdig. Der Wettbewerb muss aber weiterhin funktionieren und darf nicht durch komplizierte Normenwerke oder Kartelle ausgehebelt werden.
>Gruss: Ecki
Ja völlig deiner Meinung daß der Bezieher der risikolosen Staatspapier-Renditen hier profitiert.Aber leider ist dieses Problem meiner Meinung nach nicht mehr in den Griff zu kriegen.Und hier schließt sich nahtlos an daß man nicht gleichzeitig globalisieren kann wenn man seinen arbeitenden Bürgern den Mahlstein mit über 50% Abgaben um den Hals hängt.Um alleine die Abgaben an unseren Staat zu erarbeiten könnte ich 10-20 Inder in Indien bezahlen.Und wie soll ich da noch konkurrieren?Erst wenn ich das Produkt von 20 Indern abgearbeitet habe kommt meine Existenzgrundlage dran.Eine Lösung wäre nach Indien auszuwandern aber wollen die mich?Der ganze Globalisierungswahn ist unausgegoren und bringt im Endeffekt den Zusammenbruch unseres eigenen Staates.Denn wenn ich mit 20 Indern in Konkurrenz stehen muß um nur die Abgaben für unseren Staat zu leisten dann funktioniert das Ganze nicht mehr.Je größer der Wettbewerb desto weniger bleibt übrig für den Staat weil er irgendwann nichts mehr von mir bekommen kann.
Gruß EUKLID
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R.Deutsch
06.01.2002, 17:39
@ Galiani
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Re: Vielleicht kann uns Dottore..... |
ja in seiner trocken nüchternen Art einmal erklären, wie Kommunismus funktioniert und warum es die Hoffnung der Menschheit ist. Vielleicht als Real Enzyklopädie (27) Sozialismus-Kommunismus etc.-Klärungsversuch
Gruß
R
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Ecki1
06.01.2002, 18:17
@ Euklid
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
>>Hallo Euklid!
>>Etwas viel für einen Sonntag.Aber beim Anlesen stellt man unmittelbar fest daß es sich um kommunistische Thesen handelt.
>>Ja, das habe ich auch so empfunden.
>>Jetzt wäre es aber sinnvoll die kapitalistischen Thesen dagegenzustellen.
>>Da die verschiedensten Ã-konomen darüber nachgedacht haben, gibt es im Gegensatz zu den Marx`schen Thesen, die aus der Feder eines einzigen Verfassers stammen, kein einheitliches Thesenwerk. Zentrale Bestandteile des Kapitalismus wurden aber hier schon mehrmals im Forum erarbeitet und sind in dottore`s Sammlung nachzulesen. Die wichtigsten Grundlagen sind: Recht auf Privateigentum, Privateigentum als Besicherungsgrundlage für Kredite, Inumlaufbringung von anonymisierten Kreditforderungen als Geld. Freie Märkte erzielen einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preis. Hohe erzielbare Preismargen erhöhen dabei den Anreiz, knappe Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Wettbewerb führt zu Qualitätsverbesserung der angebotenen Güter und Dienstleistungen, da die Konsumenten Auswahlmöglichkeiten erhalten. Primäre Antriebskraft des Wirtschaftens im Kapitalismus ist der Erfüllungsdruck, der auf den Schuldnern lastet. Angefangen bei der Urschuld (Existenzsicherungsschuld) traten im Lauf der Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus die verschiedensten Kontraktschulden hinzu.
>>Was will der Kapitalismus eigentlich erreichen?Welche Ziele hat er für die Gesellschaft.
>>Der Kapitalismus hat a priori keine Ziele, sondern ist als Ergebnis eines Selbstorganisationsprozesses zu verstehen. Er entsteht automatisch in arbeitsteiligen Gesellschaften mit Privateigentum. Die Eigentümer beginnen mit der Nutzung ihres Eigentums, um Güter herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten, und um andere Güter oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die ihre Existenz sichern.
>>
>>Die Auswirkungen der Globalisierung werden immer deutlicher sichtbar.
>>Und warum gibt es gegen die Globalisierung solch mächtige Demonstrationen daß die Lenker der Welt bald am besten in ein geheimes sowjetisches Bleibergwerk ziehen müssen um diese durchzusetzen und in Ruhe zu besprechen.
>>Hast Du die Diskussionen um die Problematik der Staatsverschuldung mitverfolgt? Dann wirst Du feststellen, dass nicht die Zunahme des globalen Wettbewerbs das zentrale Problem darstellt, sondern vielmehr die globale Staatsüberschuldung. Man könnte im Prinzip die Mängel der internationalen Wirtschaft und des internationalen Handels an der Staatsschulden-Globalisierung festmachen, da fast alle Staaten überschuldet sind. Immer mehr Banken, Versicherungen, Industrielle und Unternehmer haben bei den üppigen Emissionen immer neuer öffentlicher Schuldverschreibungen weltweit (Globalisierung) die Möglichkeit erhalten, statt risikobehafteter Investitionen in die reale Produktion von Gütern und Dienstleistungen lieber"risikolose" Einnahmen aus Staatspapieren zu kassieren. So gingen die Netto-Realinvestitionen zurück mit den bekannten Folgen für die Arbeitsmärkte.
>>An diesem Punkt wird Schluß sein mit lustig weil hier sich die Geister scheiden.
>>Ja, es wird Schluss mit lustig sein. Aber nicht, weil sich die Geister scheiden, sondern weil das globale staatliche Schuldenmachen zu einer ebenso globalen Liquiditätskrise führen wird und die Arbeitsmärkte noch mehr unter Druck geraten.
>>Globalisierung ist für mich die neue Kriegsform mit wirtschaftlichen Mitteln ohne Panzer.Wer sich hier einen Markt aufbauen will und zu wessen Lasten dies geschehen soll ist sonnenklar.Es konkurrieren nicht mehr die Firmen sondern nur noch die Arbeitskräfte weltweit.
>>Diese Konkurrenz ist per se nichts Schlechtes, da an allen Orten nur mit Wasser gekocht wird und Qualität ihren Preis hat. Noch in den Siebziger Jahren galt Japan als Schwellen- und Billiglohnland. Bereits in den Achtzigern war das Lohnniveau allgemein gestiegen.
>>Und genau dieser Punkt wird der Todesstoß des Kapitalismus weil die Gier jetzt gegen alle Menschen der Welt geht und nur noch sehr wenige davon profitieren.
>>Halt. Wer profitiert? Doch wohl am meisten die Bezüger der risikolosen Staatspapier-Renditen. Damit (und nur damit) muss Schluss sein. Gewinne aus realer Produktion und Dienstleistung sind ein notwendiger Leistungs-Anreiz und somit erhaltungswürdig. Der Wettbewerb muss aber weiterhin funktionieren und darf nicht durch komplizierte Normenwerke oder Kartelle ausgehebelt werden.
>>Gruss: Ecki
>Ja völlig deiner Meinung daß der Bezieher der risikolosen Staatspapier-Renditen hier profitiert.Aber leider ist dieses Problem meiner Meinung nach nicht mehr in den Griff zu kriegen.Und hier schließt sich nahtlos an daß man nicht gleichzeitig globalisieren kann wenn man seinen arbeitenden Bürgern den Mahlstein mit über 50% Abgaben um den Hals hängt.Um alleine die Abgaben an unseren Staat zu erarbeiten könnte ich 10-20 Inder in Indien bezahlen.Und wie soll ich da noch konkurrieren?Erst wenn ich das Produkt von 20 Indern abgearbeitet habe kommt meine Existenzgrundlage dran.Eine Lösung wäre nach Indien auszuwandern aber wollen die mich?Der ganze Globalisierungswahn ist unausgegoren und bringt im Endeffekt den Zusammenbruch unseres eigenen Staates.Denn wenn ich mit 20 Indern in Konkurrenz stehen muß um nur die Abgaben für unseren Staat zu leisten dann funktioniert das Ganze nicht mehr.Je größer der Wettbewerb desto weniger bleibt übrig für den Staat weil er irgendwann nichts mehr von mir bekommen kann.
>Gruß EUKLID
Hallo Euklid
Jetzt nähern wir uns einem ganz interessanten Punkt!
Du schreibst:
Und hier schließt sich nahtlos an daß man nicht gleichzeitig globalisieren kann wenn man seinen arbeitenden Bürgern den Mahlstein mit über 50% Abgaben um den Hals hängt.
Leider musste man trotzdem globalisieren, um überhaupt weiter exportieren zu können. Sonst wäre die Wirtschaft schon früher eingeknickt, mit der Wirtschaft auch die Steuereinnahmen und der sichere Beamtensessel oder Abgeordnetensitz. Schon vor der Globalisierung waren die Staatsschulden in D viel zu hoch, ein Erbe der Regierungen Brandt, Schmidt und Kohl. Im Prinzip diente die Globalisierungswelle einer Prolongation der Staatsschulden und man fürchtete die Rezession, eine normalerweise gesunde Korrektur vorangegangener Boomphasen, wie der Teufel das Weihwasser.
Um alleine die Abgaben an unseren Staat zu erarbeiten könnte ich 10-20 Inder in Indien bezahlen.Und wie soll ich da noch konkurrieren?Erst wenn ich das Produkt von 20 Indern abgearbeitet habe kommt meine Existenzgrundlage dran.Eine Lösung wäre nach Indien auszuwandern aber wollen die mich?
Eine ganz und gar traurige Entwicklung, die sich schlimmstenfalls in einem Steueraufstand entladen wird, wie 1776 anlässlich der Boston Tea Party:"No taxation without representation", Stichwort für D vielleicht"mehr direkte Demokratie".
Bis dahin wird die Schattenwirtschaft die stärkste Wachstumsbranche sein und eine Antiglobalisierung würde durch Preissteigerungen bei stagnierenden Löhnen alles nur noch schlimmer machen.
Gruss: Ecki
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Euklid
06.01.2002, 19:24
@ Ecki1
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Re: Um mal einigen hier den Sonntag zu versauen |
>>>Hallo Euklid!
>>>Etwas viel für einen Sonntag.Aber beim Anlesen stellt man unmittelbar fest daß es sich um kommunistische Thesen handelt.
>>>Ja, das habe ich auch so empfunden.
>>>Jetzt wäre es aber sinnvoll die kapitalistischen Thesen dagegenzustellen.
>>>Da die verschiedensten Ã-konomen darüber nachgedacht haben, gibt es im Gegensatz zu den Marx`schen Thesen, die aus der Feder eines einzigen Verfassers stammen, kein einheitliches Thesenwerk. Zentrale Bestandteile des Kapitalismus wurden aber hier schon mehrmals im Forum erarbeitet und sind in dottore`s Sammlung nachzulesen. Die wichtigsten Grundlagen sind: Recht auf Privateigentum, Privateigentum als Besicherungsgrundlage für Kredite, Inumlaufbringung von anonymisierten Kreditforderungen als Geld. Freie Märkte erzielen einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage über den Preis. Hohe erzielbare Preismargen erhöhen dabei den Anreiz, knappe Güter und Dienstleistungen zu produzieren. Wettbewerb führt zu Qualitätsverbesserung der angebotenen Güter und Dienstleistungen, da die Konsumenten Auswahlmöglichkeiten erhalten. Primäre Antriebskraft des Wirtschaftens im Kapitalismus ist der Erfüllungsdruck, der auf den Schuldnern lastet. Angefangen bei der Urschuld (Existenzsicherungsschuld) traten im Lauf der Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus die verschiedensten Kontraktschulden hinzu.
>>>Was will der Kapitalismus eigentlich erreichen?Welche Ziele hat er für die Gesellschaft.
>>>Der Kapitalismus hat a priori keine Ziele, sondern ist als Ergebnis eines Selbstorganisationsprozesses zu verstehen. Er entsteht automatisch in arbeitsteiligen Gesellschaften mit Privateigentum. Die Eigentümer beginnen mit der Nutzung ihres Eigentums, um Güter herzustellen oder Dienstleistungen anzubieten, und um andere Güter oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, die ihre Existenz sichern.
>>>
>>>Die Auswirkungen der Globalisierung werden immer deutlicher sichtbar.
>>>Und warum gibt es gegen die Globalisierung solch mächtige Demonstrationen daß die Lenker der Welt bald am besten in ein geheimes sowjetisches Bleibergwerk ziehen müssen um diese durchzusetzen und in Ruhe zu besprechen.
>>>Hast Du die Diskussionen um die Problematik der Staatsverschuldung mitverfolgt? Dann wirst Du feststellen, dass nicht die Zunahme des globalen Wettbewerbs das zentrale Problem darstellt, sondern vielmehr die globale Staatsüberschuldung. Man könnte im Prinzip die Mängel der internationalen Wirtschaft und des internationalen Handels an der Staatsschulden-Globalisierung festmachen, da fast alle Staaten überschuldet sind. Immer mehr Banken, Versicherungen, Industrielle und Unternehmer haben bei den üppigen Emissionen immer neuer öffentlicher Schuldverschreibungen weltweit (Globalisierung) die Möglichkeit erhalten, statt risikobehafteter Investitionen in die reale Produktion von Gütern und Dienstleistungen lieber"risikolose" Einnahmen aus Staatspapieren zu kassieren. So gingen die Netto-Realinvestitionen zurück mit den bekannten Folgen für die Arbeitsmärkte.
>>>An diesem Punkt wird Schluß sein mit lustig weil hier sich die Geister scheiden.
>>>Ja, es wird Schluss mit lustig sein. Aber nicht, weil sich die Geister scheiden, sondern weil das globale staatliche Schuldenmachen zu einer ebenso globalen Liquiditätskrise führen wird und die Arbeitsmärkte noch mehr unter Druck geraten.
>>>Globalisierung ist für mich die neue Kriegsform mit wirtschaftlichen Mitteln ohne Panzer.Wer sich hier einen Markt aufbauen will und zu wessen Lasten dies geschehen soll ist sonnenklar.Es konkurrieren nicht mehr die Firmen sondern nur noch die Arbeitskräfte weltweit.
>>>Diese Konkurrenz ist per se nichts Schlechtes, da an allen Orten nur mit Wasser gekocht wird und Qualität ihren Preis hat. Noch in den Siebziger Jahren galt Japan als Schwellen- und Billiglohnland. Bereits in den Achtzigern war das Lohnniveau allgemein gestiegen.
>>>Und genau dieser Punkt wird der Todesstoß des Kapitalismus weil die Gier jetzt gegen alle Menschen der Welt geht und nur noch sehr wenige davon profitieren.
>>>Halt. Wer profitiert? Doch wohl am meisten die Bezüger der risikolosen Staatspapier-Renditen. Damit (und nur damit) muss Schluss sein. Gewinne aus realer Produktion und Dienstleistung sind ein notwendiger Leistungs-Anreiz und somit erhaltungswürdig. Der Wettbewerb muss aber weiterhin funktionieren und darf nicht durch komplizierte Normenwerke oder Kartelle ausgehebelt werden.
>>>Gruss: Ecki
>>Ja völlig deiner Meinung daß der Bezieher der risikolosen Staatspapier-Renditen hier profitiert.Aber leider ist dieses Problem meiner Meinung nach nicht mehr in den Griff zu kriegen.Und hier schließt sich nahtlos an daß man nicht gleichzeitig globalisieren kann wenn man seinen arbeitenden Bürgern den Mahlstein mit über 50% Abgaben um den Hals hängt.Um alleine die Abgaben an unseren Staat zu erarbeiten könnte ich 10-20 Inder in Indien bezahlen.Und wie soll ich da noch konkurrieren?Erst wenn ich das Produkt von 20 Indern abgearbeitet habe kommt meine Existenzgrundlage dran.Eine Lösung wäre nach Indien auszuwandern aber wollen die mich?Der ganze Globalisierungswahn ist unausgegoren und bringt im Endeffekt den Zusammenbruch unseres eigenen Staates.Denn wenn ich mit 20 Indern in Konkurrenz stehen muß um nur die Abgaben für unseren Staat zu leisten dann funktioniert das Ganze nicht mehr.Je größer der Wettbewerb desto weniger bleibt übrig für den Staat weil er irgendwann nichts mehr von mir bekommen kann.
>>Gruß EUKLID
>Hallo Euklid
>Jetzt nähern wir uns einem ganz interessanten Punkt!
>Du schreibst:
>Und hier schließt sich nahtlos an daß man nicht gleichzeitig globalisieren kann wenn man seinen arbeitenden Bürgern den Mahlstein mit über 50% Abgaben um den Hals hängt.
>Leider musste man trotzdem globalisieren, um überhaupt weiter exportieren zu können. Sonst wäre die Wirtschaft schon früher eingeknickt, mit der Wirtschaft auch die Steuereinnahmen und der sichere Beamtensessel oder Abgeordnetensitz. Schon vor der Globalisierung waren die Staatsschulden in D viel zu hoch, ein Erbe der Regierungen Brandt, Schmidt und Kohl. Im Prinzip diente die Globalisierungswelle einer Prolongation der Staatsschulden und man fürchtete die Rezession, eine normalerweise gesunde Korrektur vorangegangener Boomphasen, wie der Teufel das Weihwasser.
>Um alleine die Abgaben an unseren Staat zu erarbeiten könnte ich 10-20 Inder in Indien bezahlen.Und wie soll ich da noch konkurrieren?Erst wenn ich das Produkt von 20 Indern abgearbeitet habe kommt meine Existenzgrundlage dran.Eine Lösung wäre nach Indien auszuwandern aber wollen die mich?
>Eine ganz und gar traurige Entwicklung, die sich schlimmstenfalls in einem Steueraufstand entladen wird, wie 1776 anlässlich der Boston Tea Party:"No taxation without representation", Stichwort für D vielleicht"mehr direkte Demokratie".
>Bis dahin wird die Schattenwirtschaft die stärkste Wachstumsbranche sein und eine Antiglobalisierung würde durch Preissteigerungen bei stagnierenden Löhnen alles nur noch schlimmer machen.
>Gruss: Ecki
Ich bin völlig deiner Meinung daß wir uns jetzt des Pudels Kern nähern!
Aber leider werde ich das nicht mitspielen wollen mit der Schwarzarbeit.Denn auch die Kontrollen gegen Schwarzarbeit werden erhöht und das endet böse.Mittlerweile werden auch die Bußgelder rigide erhöht.Aber was tun wenn dir der freie Markt unter ordnungsgemäßem Wirtschaften nicht mehr die Existenz absichert obwohl man jeden Tag arbeitet?
Und genau darauf habe ich keine Antwort und so lange mir die nicht vorliegt muß ich ein Globalisierungsgegner sein weil eben die Randbedingungen nicht dafür passen.Oder werden jetzt tatsächlich wie früher wieder Exporthindernisse aufgebaut und unser Staat kassiert via Einfuhrzöllen die Sahne ab um sein Weiterleben etwas zu strecken.Hat der Schuldenhannes vielleicht deswegen in 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt?Ich denke es wird kurzfristig sehr ungemütlich in diesem Land.Wie mit dem Strohhalm greift unsere jetzige Regierung plötzlich die Kombi-Lohn-Idee auf als das Wundermittel.Viel zu spät sage ich denn nun brauche ich kein Personal mehr egal zu welchem Preis.Bei anderen Kollegen sieht die Lage völlig ähnlich aus.Wieder eine versteckte Subvention an Großbetriebe die jetzt die Leute mit besseren Einkommen gegen Leute mit geringeren Löhnen eintauschen können und werden.Alle Arbeitsplätze die in Zukunft angeboten werden (freiwerdende durch Verrentung) können damit als billige Arbeitsplätze getauscht werden.Der Prozeß ist am Laufen und den Staatskonkurs in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.
Gruß Euklid Meine Befürchtung ist daß wir noch alle als Verbrecher abgestempelt werden nur wenn wir vielleicht tatsächlich einmal vergessen haben 27,51 DM in der Kapitalertragsteuerspalte einzutragen.
Nur in Deutschland werden Gesetze stringend angewendet und vor der so berühmten Gründlicheit muß man sich in Acht nehmen.
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dottore
06.01.2002, 19:30
@ R.Deutsch
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Re: Schon jetzt in die PDS eintreten - oder noch auf was links davon warten? |
Na gut Reinhard,
in gebotener Kürze haben sich Ecki und Euklid ja schon geäußert und dem, was vor allem Ecki schreibt ist wenig hinzuzufügen.
Da das Ganze aber vermutlich ein Übung für oder gegen Neomarxisten o.ä. sein soll, kann es auch gern etwas ausführlicher geschehen.
>These 1:
>Eigentum bedeutet Ausschluß.
Dieser Satz macht keinen Sinn; denn im Umkehrschluss würde er bedeuten: Alles, wovon ich nicht ausgeschlossen bin, kann kein Eigentum sein. Damit würden Straßen, Plätze, Flüsse, Rathäuser usw. kein Eigentum sein, was aber falsch ist. Sie gehören irgendeiner öffentlichen Hand.
"Ausschluss" würde auch voraussetzen, dass jeder buchstäblich ausgeschlossen ist. Damit wäre aber jede Nutzung von Eigentum unmöglich, z.B. Vermietung, Verpachtung. Demnach würde jeder, der ein Mietshaus zum Eigentum hat, jeden, der es benutzen möchte (gegen Miete) ausschließen, was aber nicht der Fall ist.
Eigentum, das sein Betreten, seine Nutzung, seine Inbesitznahme (!) durch andere ausschließt, kann keinerlei soziale (jemand anderen"ausschließen") oder wirtschaftliche Bedeutung haben. Es ist so irrelevant wie das Privat-WC der Königin von England, von dessen Benutzung der Rest der Welt auch ausgeschlossen ist.
Außerdem wird nicht zwischen Eigentum und Besitz unterschieden. Obwohl meine Wohnung nicht mein Eigentum ist, kann ich den Eigentümer meiner Wohnung vom Betreten meiner Wohnung, die ich selbst nur besitze, jederzeit ausschließen.
Wenn ich mir bei Herrn Sixt ein Auto leihe, das zweifelsfrei Herrn Sixt bzw. seiner AG als Eigentum gehört, hat Herr Sixt keinerlei Handhabe, mir den Besitz des Wagen streitig zu machen. Es muss also heißen:
Besitz bedeutet Ausschluss.
Das Recht zum"Ausschluss" hat immer nur der Besitzer (der mit dem Eigentümer identisch sein kann), was sich u.a. schon daraus ergibt, dass nicht zwei Leute gleichzeitig das selbe Auto fahren oder auf dem selben Platz im Kino sitzen können.
Der erste Satz ist also schon komplett daneben.
>Alles was man so braucht (Lebensmittel, Wohnung, Bücher etc.), muß man in unserer Gesellschaft kaufen.
Wieder ins Gegenteil gewendet: Alles, was man so braucht, sollte man eben so erhalten können, ohne es kaufen zu müssen. Der"Brauchende" hat also einen Anspruch auf freie Lieferung, ohne es kaufen, d.h. bezahlen, d.h. gegen eigene erbrachte Leistung eintauschen zu müssen.
Damit entfällt automatisch die Produktion von Lebensmitteln, Wohnungen, Büchern etc., die über den Eigenbedarf hinausgeht. Denn weshalb sollte der Produzent etwas produzieren, das er nicht verkaufen kann, sondern kostenlos abgeben muss und zwar aus dem Grund, weil der andere es"braucht".
Dann muss sich der andere Lebensmittel, Wohnung, Bücher usw. selbst produzieren, was er gewiss tun wird, weil er diese Dinge ja"braucht".
>Es ist schon immer das
>Eigentum von jemand anderem.
Wieder Eigentum mit Besitz verwechselt. Außerdem"von jemand anderem": Warum stellt, was er braucht, nicht jener her, der nicht"jemand anderer" ist?
>So ist man in dieser Gesellschaft recht grundsätzlich von dem ausgeschlossen, was man eben
>braucht.
Hier wird mit einem"Grundbedürfnis" gearbeitet ("was man eben braucht"), auf dessen Erfüllung jedermann einen Anspruch hat (="nicht ausgeschlossen sein"). Aufgrund der Tatsache seiner Existenz hat der Mensch also einen Anspruch darauf, das, was er braucht, von anderen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dies werden die anderen aber nicht leisten.
Womit das, was jemand"braucht", aber nicht hat, überhaupt nicht in Erscheinung treten. Der Produzierende produziert für sich allein, wohnt in seinem Haus, in dem nur Platz für ihn selbst ist, liest die Bücher, die er sich selbst geschrieben hat - und fertig.
Der"Brauchende", der das selbe haben möchte, kann es nur durch Gewalt in seinen Besitz bringen.
>Wenn die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs durch das Eigentum ausgeschlossen sind, dann geht es eben in dieser Gesellschaft nicht
>darum, die Leute mit dem Zeug zu versorgen, das sie so brauchen.
Sehr gut! Es gibt ein perfektes historisches System, wo die Leute mit allem versorgt wurden, was sie brauchten (Subsistenzmittel), ohne dass sie Eigentum an irgendetwas hatten, ihnen gehörte noch nicht mal das Gewand, das sie trugen: Das Inka-Reich. Dazu ausführlich Garcillasso de la Vega,"Royal Commentaries of the Yncas", London 1871.
Ähnlich der Vollkommunismus der deutschen Gemeinde"Amana" in Iowa bis zur Weltwirtschaftskrise. Dort gab es auch keinerlei Eigentum, selbst Löffel, Gabeln, Kämme, Schuhe, Strümpfe - alles gehörte allen.
>Sie sind ja gerade getrennt davon. Sondern dann geht es jedem
>darum, aus dieser Trennung einen Vorteil für sich herauszuschlagen. Der Bedarf der anderen ist dabei der Hebel.
Da es normalerweise selbst in unserem heutigen System nichts für nichts gibt, muss der mit dem Bedarf irgendetwas haben, was der andere, der das hat, was der Erste haben will, selbst nicht hat. Denn hätte er es, würde er es dem Zweiten nicht anbieten können. Der Zweite kann also mit genau dem gleichen"Hebel" arbeiten. Denn der Erste ist von dem, was der Zweite hat, genau so"getrennt" wie der Zweite von dem, was der Erste hat.
>Daß die Leute von den Mitteln ihres Bedarfs ausgeschlossen sind,unterstellt ein Gewaltverhältnis.
Falsch formuliert. Wenn überhaupt, dann"Mittel zur Befriedigung ihres Bedarfs", alles andere macht keinen Sinn.
Das"Gewaltverhältnis" besteht darin, dass derjenige, der etwas braucht, es sich nehmen darf, da es ihm der andere mit"Gewalt" vorenthält. Daraus ergibt sich, dass jemand, der z.B. sein Auto abschließt, Gewalt ausübt, während jemand, der mit dem Auto davon fährt, mit diesem Tun die Ausübung von Gewalt beendet.
>Daß Eigentum auf Gewalt beruht, heißt, daß es der Staat ist, der die Konkurrenzgesellschaft überhaupt einrichtet.
Konkurrenz besteht allenthalben in der Natur, vgl. zuletzt die Arbeiten von Franz M. Wuketits. Sie hat überhaupt nichts mit dem Staat zu tun, der bestenfalls dafür sorgen kann, dass es in der Konkurrenzgesellschaft nicht dazu kommt, dass jeder jeden beraubt, weil es immer einen gibt, der etwas hat, was ein anderer gerade"braucht".
>Wenn man an all die
>Gegenstände, die man zum Leben braucht erst dadurch kommen muß, daß man sie kauft, dann sind alle Güter zwar vorhanden, aber
>jeder, der sie braucht, ist erst einmal ganz grundsätzlich daran gehindert, sie zu benutzen.
Güter, die nicht zum Verkauf bestimmt sind, werden gar nicht erst hergestellt. Davon, dass alle Güter vorhanden sind, kann also keine Rede sein. Sie werden erst produziert, wenn der Produzent eine Chance sieht, sie auch zu vermarkten, d.h. einem anderen zu geben oder zur Nutzung zu überlassen, der ihm im Gegenzug etwas geben oder überlassen muss, was der Erstere eben nicht hat.
Da sich das Argument leicht umdrehen lässt (der Käufer hat etwas, das der Verkäufer nicht hat), ist es wertlos.
>Privateigentum ist die Trennung vom
>Lebensnotwendigen; die Verfügung, um die es in diesem Laden geht. buchstabiert sich nicht als Gebrauch, sondern als Ausschluß: Das
>ist ein Gewaltverhältnis.
Zum"Ausschluss" siehe oben. Er läuft darauf hinaus, dass die"Schuldfrage" umgedreht wird: Nicht derjenige übt Gewalt aus, der sich etwas, das ihm nicht gehört aneignet. Sondern derjenige, der das, was er hat oder produziert hat, dem anderen nicht von sich aus und freiwillig zur Verfügung stellt.
Es ist der alte Proudhon'sche Satz:"Eigentum ist Diebstahl" in neuem Gewande. Die Frage, wem denn Eigentum entwendet wurde, ist damit nicht beantwortet, also: Wer ist der Bestohlene?
>Diese Gewalt ist damit nichts Historisches, sondern Privateigentum besteht in nichts anderem als der Trennung; Gewalt ist dieser Sorte
>Reichtum immanent, tagtäglich hergestellt und aufrechterhalten durch die staatliche Garantie des Privateigentums.
Gewalt ist ebenso historisch wie die Entstehung des Privateigentums. Abgesehen davon: Würde das Privateigentum abgeschafft, wäre damit das Eigentum nicht abgeschafft, sondern es würde nur einen Eigentümerwechsel geben, von privaten Eigentümern hin zu einem Eigentümer namens"Gemeinschaft" oder, wie erst jüngst im Schwange"Volk" oder"Staat".
Dann haben alle, die etwas"brauchen" es nicht mehr mit einer Vielzahl von Eigentümern zu tun (die in Konkurrenz untereinander stehen und ergo unter dem Zwang die bestmögliche, d.h. die andere Marktseite möglichst optimal befriedigende Verwendung ihres Eigentums zu finden), sondern nur noch mit einem Herren, der dann im Range eines Gottkönigs (Pharao, Generalsekretär) steht und eine straffe Zentralverwaltungswirtschaft aufziehen muss.
In dieser Richtung lassen sich natürlich Gesellschaften konstruieren wie sie in der Geschichte oft genug so konstruiert wurden. Nur sollte man das dann offen fordern und und sich nicht hinter der Maske des"da sind welche 'ausgeschlossen' - wie ungerecht!" verstecken.
Kurz eine Liste von Zwangsverwaltungswirtschaften, die es in der Geschichte gegeben hat (außer Pharao-Ägypten, Inka-Reich und andere mesoamerikanische Staaten, wie die der Maja, Atzteken, Olmeken, Zapoteken etc.):
- Sumer, ca. -2100. Dazu die EB:"Die Wirtschaft war dem Staat unterstellt. Der größte Teil der urbaren Scholle war Krongut; die Arbeiter erhielten Zuteilungen von Getreide aus den königlichen Kornkammern..."
- Ägypten unter den Ptolemäern (-323 bis -30)Grund und Boden gehörte dem Staat, er besaß die Bergwerke, die Herstellung von Ã-l, Salz, Papyros, Textilien, selbst die Kleinhändler waren staatliche Agenten. Banken waren Staatsmonopol, jede Urkunde wurde besteuert.
- Rom unter Diokletian. Bekannt sein Preisedikt von 301. Und:"In jeder größern Stadt wurde der Staat zum mächtigsten Unternehmer, der die privaten Geschäftsleute um Kopfeslänge überragte und sie durch hohe Steuern auspresste." (zit. Durant, Lehren der Geschichte, 67).
- China mit mehreren Versuchen. Kaiser Wu Ti (-140 bis -87). Am Ende forderten sogar die Armen, der Erfinder der neuen Ordnung solle lebendig verbrannt werden. China unter Wang An-shi (1065 bis 1085). Sein Motto."Der Staat sollte handel, Industrie und landwirtschaft gesamthaft in die Hand nehmen, um den arbeitenden Klassen zu Hilfe zu kommen und sie vor Ausbeutung durch die Reichen zu schützen" (ibid. 69).
- Jesuitenstaat in Paraguay (1620 bis 1750). Von den Eingeborenen begrüßt und mehrmals tapfer verteidigt.
- Deutsche Versuche: Müntzer, Hans Hut, die Wiedertäufer in Münster.
- Die "Leveller" (Gleichmacher) in der Revolution Cromwells, die aber nicht zum Zuge kamen.
- Ansonsten alles Einschlägige nach 1917.
Es sieht inzwischen so aus, als werde das Pendel, das mächtig in Richtung"Kapitalismus" (der natürlich nur ein coupiertes System der freien Wirtschaft noch gewesen war) jetzt schneller wieder in Richtung Sozialismus ausschlagen als wir alle ahnen.
>These 2:
>Eigentum ist als Geld Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum.
Geld ist heute kein Eigentum mehr (anders: Goldwährung), sondern eine Forderung bzw. basiert auf Forderungsketten.
>Es wird in unserer Gesellschaft für den Verkauf produziert. Das was produziert wird, zielt darauf ab, anderen Leuten Geld aus der
>Tasche zu ziehen.
Das ist alles (auch im Folgenden) sehr trivial. Natürlich wird für den Verkauf produziert, für was denn sonst?
>Und es ist anders auch nichts wert - der Produzent braucht die hergestellten Sachen ja nicht selber-, als daß es zu
>Geld wird. Dann bemißt sich das Eigentum, das produziert wird, auch in nichts anderem als Geld.
>Umgekehrt kommt man nur an Sachen ran, wenn man sie kauft. Geld ist das Zugriffsmittel auf den gesellschaftlichen Reichtum. Wenn
>man für alles Geld braucht, dann macht Geld alles verfügbar. Es entscheidet sich überhaupt jeglicher Nutzen am Geld, liegt in ihm.
>Dann muß man aber auch schauen, daß man über Geld verfügt. Um den in Geld verkörperten Reichtum und nur darum geht es in
>dieser Gesellschaft. Der gesellschaftliche Aufwand dafür kennt kein Ende. Denn vom Geld kann es nie genug geben. Es selbst kennt
>keine Grenze, es gibt immer ein Mehr.
Was will uns der Thesenschreiber damit sagen? Dass Geld"abgeschafft" werden soll? Dann siehe oben: Zentralverwaltungswirtschaft, worin Geld bekanntlich bestenfalls die Funktion einer universell einsetzbaren Lebensmittelkarte hat, allerdings mit beschränkter Warenbezugsmöglichkeit, sowohl quantitativ als auch qualitativ.
>These 3:
>Eigentum ist Kommandogewalt über fremde Arbeit.
Nicht Eigentum als solches. Wem kann ich mit Hilfe meiner ETW Kommandos geben? Es muss sich schon um wirtschaftlich eingesetztes, also riskiertes Eigentum handeln.
>Ohne Geld kein Nutzen. Jeder muß deshalb schauen, wie er an Geld kommt. Wer nicht über so viel Geld verfügt, wie er zum
>Lebensunterhalt braucht, dem bleibt nur eines übrig, um Geld zu erwerben: Er muß für jemand anderen arbeiten. Er ist Arbeitnehmer.
Trivial.
>Der Arbeitnehmer muß jemanden finden, der über so viel Geld verfügt, daß er es nicht verbraucht, sondern sein Geld einsetzen kann,
>daraus mehr zu machen: einen Arbeitgeber.
Dass Arbeitgeber im Keller einen geldvollen Tresor haben, ist bekanntlich ein Märchen. Der Autor sollte sich mal das Phänomen "Passivseiten" reinziehen.
>Der stellt ihn vor Maschinen und zahlt dem Arbeitnehmer einen Lohn. Daß der Arbeitgeber
>den Arbeitnehmer nur anstellt, wenn und solange sich dessen Arbeit für ihn lohnt, heißt für den Arbeitnehmer, daß er - und damit sein
>Lebensunterhalt - davon abhängt, daß er mit seiner Arbeit fremden Reichtum schafft.
Dieses Argument von der Schaffung fremden Reichtums widerlegen Millionen von Existenzen, die - wiewohl sie"Geld eingesetzt" und"Löhne bezahlt" haben - jedes Jahr in Konkurs gehen. So einfach läuft es also nicht.
>Und wegen der Not zur Bestreitung seines
>Lebensunterhaltes hat er keine Wahl, ob er arbeitet oder nicht. Dagegen ist es auf der Seite des Arbeitgebers so, rentiert sich die Arbeit
>der Arbeitnehmer für ihn nicht, so stellt er auch keine ein oder entläßt welche. Und daß sich die Arbeit für den Arbeitgeber lohnen muß,
>heißt eben auch, daß sich sowohl der Lohn als auch die Arbeitsbedingungen in der Fabrik allein nach diesem Kriterium richten -
>ansonsten kommt ja das Arbeitsverhältnis überhaupt nicht zustande. Das bedeutet auch, daß der Arbeitnehmer seine verfügbare Zeit
>und seine Gesundheit dem unterordnen muß bzw. sie der Vermehrung von fremden Eigentum opfern muß.
Auch hier ist an die zahllosen gescheiterten Unternehmerexistenzen zu erinnern und auch daran, dass es jedermann unbenommen ist, sich für 10 € einen Gewerbeschein zu besorgen und selbst Unternehmer zu werden und Leute als Arbeitgeber einzustellen. In Euroland werden jedes Jahr ca. 3 Millionen neue Betriebe gegründet.
>An der Größe des Eigentums scheiden sich also zwei unterschiedliche gesellschaftliche Charaktere: Die einen arbeiten und produzieren
>damit fremdes Eigentum und sind von diesem Dienst am fremden Eigentum abhängig, die anderen haben Eigentum, von dem die
>ersteren abhängig sind, und lassen sie arbeiten, um ihr Eigentum zu vermehren.
>Die Eigentumsvermehrung der Arbeitgeber kommt nur durch die Arbeit der Arbeitnehmer zustande. Der Arbeitgeber muß sein Geld in
>zwei »Produktionsfaktoren« investieren. Auf der einen Seite muß er Produktionsmittel (Maschinen, Gebäude, Materialien etc) kaufen.
>Dabei vermindert sich sein Eigentum nicht. Es wechselt bloß die Gestalt. Die Abnutzungskosten tauchen im Produktpreis wieder auf.
>Es findet keine Eigentumsvermehrung statt.
Das Argument stimmt überhaupt nicht. Selbst wenn man diese"Eigentumsvermehrung" in ihrem vorgeblichen Charakter unkommentiert lässt, muss doch festgehalten werden, dass die betriebliche Wertschöpfung (offenbar"Eigentumsvermehrung") in erheblich größerem Umfang durch Einsatz von Maschinen usw. erfolgt als durch den Einsatz von Arbeitskräften.
Wenn die Abnutzungskosten (gemeint offenbar Abschreibungen) im Produktpreis auftauchen, wird damit der Wert (Wiederbeschaffungswert) der Anlagen nicht gemindert. Maschinen, die über die Dauer der Abschreibungsperiode genutzt werden, stellen immer noch Produkte her und zwar zumeist zum gleichen Preis wie die Maschinen, deren Abschreibungen noch in die Kalkulation der Preise eingegangen sind. Also steigern diese Maschinen Betriebsergebnis und damit"Eigentum".
>Auf der anderen Seite gibt er seinen Arbeitnehmern Lohn, das Geld ist damit weg. Dafür hat er das Recht erworben, sie für eine
>bestimmte Zeit arbeiten zu lassen. Arbeitsbedingungen, die Art der Arbeit, Zeitraum und vor allem das Ergebnis der Arbeit - die
>Arbeitsprodukte, sind Sache des Arbeitgebers. Dieses neugeschaffene Eigentum hat sich nur durch die Verausgabung von Arbeit
>vermehrt. Die Arbeit ist damit die Quelle jeglichen Eigentums.
>Den Arbeitnehmer geht das neugeschaffene Eigentum nichts an. Es gehört ja seinem Arbeitgeber, der ihn angestellt hat und ihm einen
>Lohn für seine Arbeit zahlt. Somit ist der Lohn für den Arbeitnehmer der Ausschluß von dem von ihm geschaffenen Eigentum. Er ist
>und bleibt damit vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen, also eigentumslos.
Dabei wird allerlei übersehen, u.a. die Möglichkeit der Abeitnehmer, Lohnteile zum Erwerb von Eigentum zu verwenden (z.B. Belegschaftsaktien oder sonstige Anlagen in Eigentum - oder wie konnte es dazu kommen, dass sich Arbeiter Autos oder ein Eigenheim hatten leisten und bezahlen können?).
Die Lohnhöhe entspricht nicht der Höhe der Lebenserhaltungsmittel, von der dieses Modell ausgeht.
>Indem der Arbeitnehmer also gegen Lohn vom Arbeitgeber zur Vermehrung seines Eigentums angestellt wird, ist die
>Produktionssphäre der Ort, an dem die Eigentumslosigkeit der Arbeiter nicht nur zur Mehrung fremden Eigentums benutzt, sondern
>eben dadurch die Klassenunterscheidung immerzu betätigt und erneuert wird.
Aus der Zeit der Klassenunterschiede (Kapitaleigentümer - Nichtkapitaleigentümer) sind wir schon ein Stück weiter gegangen. Heute geht's längst nicht mehr um Klassenunterscheidung, sondern um eine sich vergrößernde Schere zwischen Forderungs- und Nichtforderungsinhabern (ausführliche Postings dazu).
>These 4:
>Die Armut der Eigentumslosen ist nützlich und notwendig
>Die Rente bekommt man so mit 65. D.h. man muß fast sein ganzes Leben in die Fabrik rennen, um sich die paar Kröten zu verdienen,
>mit denen man dann so sein Leben einrichten darf, und ist dennoch auf die Rente angewiesen. Die eigene Abhängigkeit - da ja mittellos
>- zwingt einen dazu, eben genau dies zu tun und damit fremdes Eigentum zu vermehren.
Das Modell des"mittellosen" Proletariers (alias"Paupers") ist nun wirklich nicht das heutige Problem, jedenfalls nicht in den Industrienationen. Es darf auch auf die sich auf ca. 3 Billionen € belaufenden Ansprüche der deutschen Arbeitnehmer aus Lebensversicherungen, Sparplänen, Wertpapieren usw. verwiesen werden. Von ihrer Rente allein lebt kaum noch ein Zehntel der Bevölkerung (Volksfürsorge-Zahlen).
>Damit ist die eigene Mittellosigkeit nützlich
>und notwendig dafür, daß Unternehmen Gewinne machen bzw. dafür daß ein ordentliches Wirtschaftswachstum stattfindet.
Das kann eigentlich nicht Statt finden, wenn die Arbeitnehmer immer nur so viel verdienen, dass sie davon gerade leben können. Wachstum heißt ja nicht Produktion, sondern ab- und umgesetztes BIP. Dieses wird nicht nur von den"Eigentümern" verbraucht bzw. aufgetürmt (was sollten Fabriken, die täglich 1 Million Autos produzieren, wenn es nicht Konsumenten gibt, die als Arbeitnehmer fungieren und so das Geld zum Kauf der Autos verdienen?).
>Der Arbeitnehmer kommt genauso mittellos aus dem Betrieb raus wie er reingeht, da der von ihm produzierte Reichtum ja jemand
>anderem gehört, er also davon ausgeschlossen ist.
Das ist blanker Unsinn. 40 Jahre arbeiten und nach 40 Jahren genauso mittellos sein wie am Anfang?
>These 5:
>Der Lohn ist nicht das Entgelt für erbrachte Leistung, sondern Mittel zur Leistungserpressung.
>Im Arbeitsvertrag stellt der Arbeiter seine Arbeitsfähigkeit für einen bestimmten Zeitraum gegen Lohn zur Verfügung. Bedingungen,
>Einsatzfeld, Art und Ertrag der Arbeit sind Sache des Arbeitgebers. Indem eben der Arbeitgeber die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters
>kauft, hat er einerseits Eigentum - Geld in Form des Lohns - in fremden Händen gestiftet, andererseits sich die Quelle der
>Eigentumserzeugung - die Arbeitsfähigkeit des Arbeiters - angeeignet. Die Benutzung dieser Quelle - das Arbeiten-Lassen des Arbeiters
>- vermehrt sein Eigentum, und die erbrachte Leistung des Arbeiters ist eben nichts anderes als die Eigentumsvermehrung des
>Arbeitgebers. Und der Lohn ist dann eben das Entgelt für die Ableistung von Arbeit. So enthält auch die Form der Bezahlung des
>Arbeiters die Durchsetzung des Anspruchs auf Erfüllung von Leistungsanforderungen:
>Gezahlt wird der Lohn als Akkord- oder Stundenlohn: Die Lohnhöhe ist an die Stückzahl bzw. die Zeit der Arbeitsverausgabung
>gebunden. Das bedeutet, daß der Arbeiter durch die Art der Lohnzahlung dazu gezwungen ist, die Leistungsanforderungen des
>Unternehmens zu erfüllen. Nur dann kommt er auf die volle Lohnhöhe. Er muß sich also für die eigene Be- und Vernutzung
>interessieren, von der er nur den Schaden hat.
Als"Schaden" wird offenbar verstanden, dass nur die Arbeitgeber ("Eigentümer") ihr Geld (Eigentum) vermehren. Da das Eigentum der Abeitgeber letztlich ihr Kapital ist und sich nur dieses vermehrt, vermehrt sich auch die Produktion, die mit Hilfe des Kapitals erstellt wird, entsprechend.
Da die Arbeiter aber trotz eines langen Arbeitlebens"mittellos" bleiben (also nur so viel Geld haben, um gerade überleben zu können) - was geschieht dann mit der mit Hilfe des Eigentums (Kapital) ständig gestiegenen Produktion? Die muss dann offenbar ohne Absatz bleiben.
>These 6:
>Arbeitsleistung im Kapitalismus ist der Vergleich zweier Geldsummen: Lohn und Gewinn.
>Die Arbeit als Quelle des Reichtums ist den Kriterien des privaten Geschäftserfolgs unterworfen: Die Arbeit hat nur dann etwas
>geleistet, wenn sie Quelle von Gewinn ist. Ansonsten ist ihr Resultat wertlos. Die Arbeitsleistung als Verhältnis von Aufwand und
>Ertrag wird dadurch nach einem Maßstab gemessen, der gar nicht aus der Arbeit selbst stammt.
>Als Arbeitsaufwand zählt nicht die aufgewendete Arbeit, also Zeit und Mühe eines Menschen, sondern die fürs Arbeiten-Lassen
>aufgewandte Lohnsumme. Eine Lohnsenkung z.B. reduziert die Kosten für den Unternehmer und steigert damit die Arbeitsleistung
>seines Betriebs.
Eine Lohnsenkung senkt logischerweise auch die Einkünfte des Arbeitnehmers und damit dessen Möglichkeit, etwas aus der Produktion kaufen zu können. Wie sollte dann der Gewinn des Unternehmers steigen können?
>Der Arbeitsertrag bemißt sich nicht an den mittels der Produkte befriedigten Bedürfnissen, sondern am Gewinn. Wegen der Aussicht
>auf Gewinn werden die Leute ja nur eingestellt.
>Die Arbeiter müssen das Messen ihrer Arbeit an diesem Maßstab ausbaden: Denn wenn der Lohn als Aufwand zählt, dann ist das
>Lebensmittel, auf den der Arbeiter verwiesen ist - der Lohn - die zu minimierende Größe. Und wenn der Ertrag die
>Reichtumsvermehrung ist, dann ist das Ranklotzen des Arbeiters dafür die zu maximierende Größe. Auch wenn das Ranklotzen des
>Arbeiters den Ertrag gar nicht garantieren kann. Das produzierte Zeug muß ja auf dem Markt noch gegen die Konkurrenten
>losgeschlagen werden.
Nicht nur gegen die Konkurrenten, sondern in erster Linie gegen das Einkommen, das aus Faktorkosten (Löhnen) sich auf dem Markt befindet.
Die Arbeiter könnten der Einfachheit halber doch gleich mit Null entlohnt und zur Deckung ihres Lebensunterhalts auf eine kleine Eigenwirtschaft (Gemüsebett, Hühner, Schweine hinterm Haus usw.) verwiesen werden. Der Absatz der Arbeitgeber wird dann ebenfalls auf null fallen.
Und ihr"Reichtum" gleich mit.
>Und deswegen muß die Arbeitsleistung des Arbeiters und damit er selbst auch noch für den Erfolg in der
>Konkurrenz geradestehen, obwohl doch am Markt in Form der produzierten Waren die Arbeit - sachlich gesehen - längst vorbei ist.
>These 7:
>Der Zwang zur Konkurrenz ist kein Sachzwang des „Produzierens“, sondern ein Sachzwang relativ zum
>Unternehmerinteresse.
>Die Unternehmen kalkulierenin ihrer Aufwands-/Ertragsrechnung mit einem Gewinn, den sie erst am Markt erzielen können. Bezüglich
>des Marktes sagen alle, daß es dort wegen der Konkurrenz hart zugeht: Die Unternehmenspolitik sei vollständig von den Sachzwängen
>der Konkurrenz bestimmt. Ob die Unternehmer entlassen, das Weihnachtsgeld streichen oder den arbeitsfreien Sonntag bekämpfen,
>alles tun sie nur wegen der Konkurrenz. Auch die Unternehmer seien Opfer der Konkurrenz und der wegen der Konkurrenz nötige
>Aufwand ihr Schaden.
>Diese Ideologie trennt das Ziel der Unternehmer, die Vermehrung ihres Eigentums, von seinen Umständen: dieses Ziel geht eben nur am
>Markt, wo der Unternehmer auf lauter Gleichgesinnte trifft. Somit ist der Unternehmer kein Opfer, sondern Agent der Konkurrenz,
>der, wenn er sich deren Zwängen stellt, diese mit verschärft, weil er in ihr gegen Seinesgleichen Erfolg haben will.
>Die Ideologie, die den Unternehmer lauter Sachzwängen ausgeliefert sieht, tut so, als ob das Geschäftemachen kein Interesse, sondern
>natürliche Folge des Produzierens wäre. Die Akzeptanz dieser Ideologie deutet darauf hin, daß in dieser Gesellschaft der
>Unternehmerstandpunkt nicht nur der alleingültige ist, an dem sich alles zu relativieren hat, sondern als alternativlose Bedingung für jede
>Lebensregung eingesehen ist.
Ganz einfach: Alle Unternehmer abschaffen, womit deren Standpunkt leich mit erledigt wäre. Dann werden alle Fabriken geschlossen, alle Lohnzahlungen entfallen per se, auch die Arbeiter müssen nicht mehr"ranklotzen". Es wird nichts mehr produziert, woraufhin auch nichts mehr konsumiert werden kann, was den Zwang wegen des Konsums ("brauchen", siehe oben) seine Arbeitkraft anbieten zu müssen ebenfalls zum Erlöschen bringt.
Das Abschaffen der Unternehmer ist auch ganz einfach: In allen Handelsregistern werden sämtliche Fimen vom Amts wegen gelöscht. Dann ist neue Lage und nachdem sich jeder reihum bei jedem bedient hat, wird es schon irgendwie weitergehen.
Also Reinhard, meinen restlichen Sonntag hast Du schon mal gründlich versaut. Nicht wegen des Textes, sondern weil mir schwant, dass solche Nummern alsbald en gros aufgetischt und sicherlich gewaltigen Zuspruch finden werden.
Vielleicht wäre es doch klüger, schnell noch in die PDS einzutreten? Oder gibt's schon links davon was Interessanteres?
Mit nichts lassen sich Massen leichter bewegen als mit anklagenden Hinweisen auf"Reichtum", der obendrein auch noch mit Hilfe fieser Tricks (Arbeiter ausbeuten und so) zusammen gerafft wurde.
Gruß
d.
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<HR>
</center> |
dottore
06.01.2002, 21:40
@ R.Deutsch
|
Re: Jawoll, Band III lesen. Die"Circulation" ist ein Hochgenuss (owT) |
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André
06.01.2002, 22:07
@ R.Deutsch
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Re: Bist Du vom Edelmetall- zum Schrottsammler mutiert? Oder willst par |
<center>[img][/img] </center>
[b]force in die Liste?Wäre schade um die Server-Bits & Bytes.,-)
Schau Dir lieber obige Grafik an!
MfG
A.
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chiquito
06.01.2002, 22:55
@ R.Deutsch
|
Re:Können wir wirklich auf dem Gebiet der Wirtschaft von Marx noch etwas lernen? |
>Lieber Chiquito,
>versuchen Sie doch bitte einmal die drei bedeutendsten gedanklichen Beiträge von Karl Marx zur Wirtschafttheorie aufzuzeigen, die für uns heute noch von Nutzen sind. Die Arbeitswertlehre hat sich als Trugschluss erwiesen, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel hat sich als untauglich erwiesen, die Entfremdung der Arbeit ist eine schlichte Folge der Arbeitsteilung. Mit welchem Mechanismus will Marx Produktion und Konsumption aufeinander abstimmen? Von den philosophischen Gedanken einmal abgesehen, können wir wirklich von Marx noch etwas lernen, was das Funktionieren der Wirtschaft betrifft?
Lieber Reinhard Deutsch,
hier ein paar Bemerkungen:
- zur Arbeitswertlehre: Man könnte sie im Kern so zusammenfassen:
"Die Eigentumsvermehrung der Arbeitgeber kommt nur durch die Arbeit der Arbeitnehmer zustande. Der Arbeitgeber muß sein Geld in
zwei »Produktionsfaktoren« investieren. Auf der einen Seite muß er Produktionsmittel (Maschinen, Gebäude, Materialien etc) kaufen.
Die Eigentumsvermehrung der Arbeitgeber kommt nur durch die Arbeit der Arbeitnehmer zustande. Der Arbeitgeber muß sein Geld in
zwei »Produktionsfaktoren« investieren. Auf der einen Seite muß er Produktionsmittel (Maschinen, Gebäude, Materialien etc) kaufen.
Dabei vermindert sich sein Eigentum nicht. Es wechselt bloß die Gestalt. Die Abnutzungskosten tauchen im Produktpreis wieder auf.
Es findet keine Eigentumsvermehrung statt.
Auf der anderen Seite gibt er seinen Arbeitnehmern Lohn, das Geld ist damit weg. Dafür hat er das Recht erworben, sie für eine
bestimmte Zeit arbeiten zu lassen. Arbeitsbedingungen, die Art der Arbeit, Zeitraum und vor allem das Ergebnis der Arbeit - die
Arbeitsprodukte, sind Sache des Arbeitgebers. Dieses neugeschaffene Eigentum hat sich nur durch die Verausgabung von Arbeit
vermehrt. Die Arbeit ist damit die Quelle jeglichen Eigentums.
Den Arbeitnehmer geht das neugeschaffene Eigentum nichts an. Es gehört ja seinem Arbeitgeber, der ihn angestellt hat und ihm einen
Lohn für seine Arbeit zahlt. Somit ist der Lohn für den Arbeitnehmer der Ausschluß von dem von ihm geschaffenen Eigentum. Er ist
und bleibt damit vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen, also eigentumslos.
Indem der Arbeitnehmer also gegen Lohn vom Arbeitgeber zur Vermehrung seines Eigentums angestellt wird, ist die
Produktionssphäre der Ort, an dem die Eigentumslosigkeit der Arbeiter nicht nur zur Mehrung fremden Eigentums benutzt, sondern
eben dadurch die Klassenunterscheidung immerzu betätigt und erneuert wird."
Das Zitat stammt von RD, könnte aber glatt von Marx sein. Deshalb halte ich Ihre Darlegung aber noch lange nicht für falsch; ich finde sie eher ziemlich überzeugend: Was durch die Arbeit geschaffen wird, hat Wert, der sich aufteilt in Mehrwert und Arbeitslohn. Was Ihre Ablehnung der Arbeitswerttheorie angeht: Vielleicht hat das etwas zu tun mit der Diskussion, die seit über hundert Jahren um die Beziehung von"Wert" und"Preis" geführt wird.
- zur Entfremdung:
Wenn man über"Entfremdung bei Marx" diskutiert, so würde ich die Diskussion gerne auf der Argumentationsebene des"reifen" und nicht des jungen Marx führen. Der"junge" Marx hat ja auf der innerphilosophischen Ebene diskutiert. Erst als er mit der Prognose einer unmittelbar bevorstehenden, erfolgreichen Revolution (Anfang 1848,"Kommunistisches Manifest") Schiffbruch erlitten hatte, hat er sich ernsthaft ans Studium der Ã-konomie gemacht. Dabei hat er dann in der Auseinandersetzung mit Adam Smith (nach dem es ja die Arbeit - und die Arbeitsteilung - ist, die den Wohlstand der Nationen schafft) entdeckt, dass die Vermehrung des Werts (Wie kann man aus der Zirkulation mehr Wert herausziehen, als man hineinsteckt?) nur dann logisch erklärbar ist, wenn man zwischen dem Eigentum des Unternehmers an den Produktionsmitteln und dem Eigentum des Arbeiters an seiner Arbeitskraft unterscheidet. (Das haben Sie ja - mit Ihren Worten - auch so dargestellt.) Auf dieser theoretischen Ebene ist aber"Entfremdung" nichts anderes, als:
" Die angewandte Arbeit ist die Quelle des Überschusses und damit Quelle des Kapitals. Gleichzeitig ist die Steigerung
der Produktivkraft der Arbeit der Hebel für das Kapital, sich gegen konkurrierendes Kapital durchzusetzen: Vermehrter
Kapitaleinsatz spart an Kosten für Arbeit (Lohn). Das Kapital macht immer mehr Arbeiter überflüssig. Mit den Arbeitslosen, die
nach wie vor auf Lohnarbeit angewiesen sind und gegen die Arbeitenden um deren Arbeitsplätze konkurrieren, vollendet sich
einerseits die Abhängigkeit der Arbeiter vom Kapital, andererseits die Freiheit des Kapitals, den Preis der Arbeit und die
Arbeitsbedingungen zu diktieren." (Zitat RD)
Das genau scheint mir"Entfremdung" zu sein, wenn man sie auf der Ebene betrachtet, die Marx mit der"Kritik der Politischen Ã-konomie" erreicht hat. Das Produkt der Arbeit richtet sich gegen den Arbeitenden, weil das Kapitalverhältnis die Arbeitsprodukte benutzt, um den arbeitenden Menschen immer mehr Arbeit auszupressen.
Was die"Vergesellschaftung der Produktionsmittel" angeht oder die Abstimmung von Produktion und Konsumption: Die sogenannte Zentralverwaltungswirtschaft, in der alles dem Staat gehörte, bedeutete ja wohl gerade nicht, dass die Produktionsmittel vergesellschaftet waren. Die"Gesellschaft" hatte nichts zu sagen. Das Sagen hatte die zentrale Planungskommission, ein riesiger Menschen-Apparat, der in einem Hochhaus in Moskau residierte und im Auftrag Lenins - oder Stalins - noch dem letzten Dorf in Sibirien irgendwelche Vorgaben machen wollte. Das Scheitern versteht sich - meine ich - von selbst.
Wen man mich fragt, was"Vergesellschaftung der Produktion" heißen könnte, so denke ich erst einmal daran, dass - gerade auch hier im Board - immer wieder die Rede ist von einem"Zusammenbruch des Kapitalismus".
Dazu möchte ich erst einmal bemerken, dass für mich die Vorstellung von einem"Zusammenbruch des Kapitalismus" nichts Erfreuliches ist. So etwas hat es ja wohl schon einmal gegeben, in den dreißiger Jahren des vorhergehenden Jahrhunderts: Auf der einen Seite Berge von unverkäuflichen Waren in den Lagerhäusern der Fabriken und der Exporthäfen, auf der anderen Seite Kilometer(!) lange Schlangen von Arbeitssuchenden in New York und anderswo, endlose Schlangen vor den Suppenküchen mildtätiger Organisationen - in den USA, in Deutschland und in der weiten Welt.
Dann ist dieser"Zusammenbruch" unbestreitbar verbunden mit dem Aufschwung des Nationalsozialismus in Deutschland. Folge: Zweiter Weltkrieg. Folge: Die Sowjetunion kann ihren Machtbereich bis ins Zentrum Mitteleuropas ausdehnen.
Also ist es wohl angebracht, mal zu überlegen, was vernünftigerweise geschehen könnte oder sollte, wenn es wirklich wieder zu einem"Zusammenbruch" kommen sollte.
Man könnte sich ja vorstellen, dass die Leute, die in den Unternehmen arbeiten, sich nicht einfach auf die Straße setzen lassen, sondern in den Unternehmen bleiben und einfach ihre Arbeit fortsetzen."Einfach" wäre das aber nicht, weil das zum einen die Übernahme der Produktionsmittel duch die arbeitenden Menschen bedeutete, etwas, was wohl mit den vorherrschenden Vorstellungen von Eigentum unvereinbar wäre. Zum anderen hätte eine solche Krise wohl etwas zu tun mit dem Zusammenbruch des fiat-money-Systems, was bedeuten würde, dass die Gesellschaft der Arbeitenden sich ziemlich schnell auf ein anderes Geldsystem umstellen müsste.
Auf jeden Fall aber hieße das, dass die gesellschaftliche Planung der Produktion nicht zentral, sondern dezentral erfolgen würde, nämlich in den vorhandenen Produktionsstätten. Da aber die Produzenten auch Konsumenten sind, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass auch der Konsum hier zu seinem Recht kommen könnte.
Das mal als Antwort auf Ihre Frage.
Grüße
chiquito
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chiquito
06.01.2002, 23:09
@ dottore
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Re: Jawoll, Band III lesen. Die |
Die"Cirkulation des Kapitals" kenne ich nur als Band II, nicht als Band III des"Kapital".
Frage: Was hat die Zirkulation des Kapitals zu tun mit dem Aufschwung des Kapitalismus, der mit dem Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts begann oder mit dem Aufschwung, den das Automobil brachte?
Belohnung für eine richtige Antwort: Ich werde nicht mehr denken, dass Sie arrogant sind.
Trotzdem: Grüße
chiquito
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Galiani
06.01.2002, 23:32
@ R.Deutsch
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@R.Deutsch Re: Vielleicht kann uns Dottore..... |
Hallo Reinhard
Übrigens: In der Abkühlperiode und beim Schifahren am Arlberg sind mir doch Zweifel gekommen, ob meine Gleichsetzung von"Gewinnmaximierung" mit Ihrer"Steuerung der Produktion über Kapitalrendite" wirklich stichhaltig ist. Ich glaube nicht, daß man diese Meinung aufrecht erhalten kann. Werde darauf nochmals zurückkommen.
Liebe Grüße
G.
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dottore
07.01.2002, 00:31
@ chiquito
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Re: Sorry, war Band II, Korrektur und Würdigung durch Erich Schneider hier: |
>Die"Cirkulation des Kapitals" kenne ich nur als Band II, nicht als Band III des"Kapital".
>Frage: Was hat die Zirkulation des Kapitals zu tun mit dem Aufschwung des Kapitalismus, der mit dem Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts begann oder mit dem Aufschwung, den das Automobil brachte?
>Belohnung für eine richtige Antwort: Ich werde nicht mehr denken, dass Sie arrogant sind.
>Trotzdem: Grüße
>chiquito
Völlig richtig, war ein Schreibfehler. Sorry. Es geht um:
"Das Kapital. Kritik der politischen Ã-konomie. Zweiter Band. II. Buch: Der Cirkulationsprozess des Kapitals", hg. von Friedrich Engels, Hamburg 1885.
Darin die wichtigsten Passagen S. 318 ff., vor allem 323 (zit. nach EA).
Der erste Ã-konom, der Marx' bahnbrechende Erkenntnis zur Kreislauftheorie gewürdigt hat, war der Kieler Ordinarius Erich Schneider, in: Einführung in die Wirtschaftstheorie, IV, 1, Tübingen 1962, S. 22 bis 44."Karl Marx hat dabei neue wesentliche Erkentnnisse gewonnen." (22)
Das ist immerhin ein Wort eines"bürgerlichen Ã-konomen", dem ich mich gern anschließen möchte.
Zum Eisenbahnbau ist mir leider nichts gegenwärtig und das Automobil wurde erst ca. 10 Jahre nach Marx' Tod erfunden.
Das mit der Arroganz habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden.
Gruß
d.
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chiquito
07.01.2002, 10:13
@ dottore
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Re: Sorry, war Band II, Korrektur und Würdigung durch Erich Schneider hier: |
>>Die"Cirkulation des Kapitals" kenne ich nur als Band II, nicht als Band III des"Kapital".
>>Frage: Was hat die Zirkulation des Kapitals zu tun mit dem Aufschwung des Kapitalismus, der mit dem Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts begann oder mit dem Aufschwung, den das Automobil brachte?
>>Belohnung für eine richtige Antwort: Ich werde nicht mehr denken, dass Sie arrogant sind.
>>Trotzdem: Grüße
>>chiquito
>Völlig richtig, war ein Schreibfehler. Sorry. Es geht um:
>"Das Kapital. Kritik der politischen Ã-konomie. Zweiter Band. II. Buch: Der Cirkulationsprozess des Kapitals", hg. von Friedrich Engels, Hamburg 1885.
>Darin die wichtigsten Passagen S. 318 ff., vor allem 323 (zit. nach EA).
>Der erste Ã-konom, der Marx' bahnbrechende Erkenntnis zur Kreislauftheorie gewürdigt hat, war der Kieler Ordinarius Erich Schneider, in: Einführung in die Wirtschaftstheorie, IV, 1, Tübingen 1962, S. 22 bis 44."Karl Marx hat dabei neue wesentliche Erkentnnisse gewonnen." (22)
>Das ist immerhin ein Wort eines"bürgerlichen Ã-konomen", dem ich mich gern anschließen möchte.
>Zum Eisenbahnbau ist mir leider nichts gegenwärtig und das Automobil wurde erst ca. 10 Jahre nach Marx' Tod erfunden.
>Das mit der Arroganz habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden.
>Gruß
>d.
Lieber dottore,
das mit der"Arroganz" nehme ich hiermit vollkommen zurück, war ein Mißverständnis von mir.
Zu dem was Sie als"bahnbrechende Erkenntnisse" bezeichnet haben, gehört meiner Einschätzung nach die Einsicht, dass die Zirkulation - wie auch die Produktion - Zeit braucht, dass aber nur in der Produktionszeit Wert entsteht, während in der Zirkulation die Wertgröße erhalten bleibt und nur ihre Form wechselt (W-G).
Konkret heißt das: Vor dem Bau der Eisenbahn mußte ein rheinischer Unternehmer, der eine Dampfmaschine gebaut hatte und sie nach Königsberg verkaufte, etwa zwei Monate warten, bis er von seinem Kunden bezahlt worden war (Zahlung bei Lieferung - Wehler berichtet in seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte, Bd. III von einem Beispiel, wo die Dampfmaschine mit Pferdegespannen nach Ostpreußen unterwegs war). Das heißt, die Maschine war schneller produziert als verkauft; der Unternehmer mußte, wenn er in der Zwischenzeit eine weitere Maschine bauen lassen wollte, neues Kapital vorschießen. Nach dem Bau der Eisenbahn kommt der Unternehmer beim Verkauf der Ware dagegen viel schneller zu seinem Geld; sein Kapital hat sich zunächst zwar nicht vergrößert, wirkt aber jetzt wie eine viel größere Summe.
Ähnlich wirkt später die Erfindung des Automobils, besonders der Einsatz von Lastkraftwagen beispielsweise in den USA. Auch die Erfindung des Telegraphen, des Telefons, später des Internets wirkt in die gleiche Richtung, indem beispielsweise auch die Zeit der Zirkulation des Zahlungsmittels vom Kunden zum Verkäufer abgekürzt wird. - Natürlich war Marx dann schon lange tot, aber seine Theorien können vielleicht auch nach seinem Tod noch fruchtbar angewendet werden:
Der zweite Band des"Kapital" von diesem Burschen Marx war beispielsweise Hauptgegenstand der Studien des Russen Leontieff, der ja in die USA emigrierte und dort später den Nobelpreis bekam.
Viele Grüße - und nochmals: Entschuldigung für meine unsinnige Bemerkung
chiquito
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