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<td><font size=5>Enron-Pleite zieht Kreise bis in US-Regierung</font>
Washington, 11. Jan (Reuters) - Der Zusammenbruch des US-Energie-Konzerns Enron Corp hat am Donnerstag Kreise bis in die US-Regierung von Präsident George W. Bush hinein gezogen. Regierungsangaben zufolge waren zwei Minister und ein Staatssekretär vor dem Kollaps des Unternehmens gewarnt worden. Justizminister John Ashcroft erklärte sich für befangen und zog sich aus den strafrechtlichen Ermittlungen seines Hauses gegen den Konzern zurück. Enron-Chairman Kenneth Lay hatte Ende Oktober nach Angaben der Fed auch dessen Chef Alan Greenspan angerufen. Lay hatte den Wahlkampf Bushs großzügig unterstützt. Unterdessen bestätigten Anwälte von Enron Angaben aus Kreisen, dass sich das Unternehmen bei der Auktion um die Mehrheitsbeteiligung an seinem ruhenden Handelsgeschäft für den Schweizer Bankkonzern UBS Warburg entschieden habe.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, deutete an, Enron habe womöglich im Herbst bei der Regierung Bush wegen finanzieller Rettung vorgefühlt. Lay habe US-Finanzminister Paul O'Neill und Wirtschaftsminister Donald Evans angerufen und sie auf eine von der damaligen Regierung organisierte, aber privat finanzierte Rettung eines Hedge Funds im Jahr 1998 angesprochen, sagte Fleischer. O'Neill und Evans wiesen jedoch Vermutungen zurück, bei dem Gespräch sei es um eine Hilfe für den krisengeschüttelten Konzern gegangen. Evans sagte in einem Fernseh-Interview, Lay habe ihn auf Medienberichte aufmerksam gemacht, denen zufolge die Ratingagentur Moody's Enrons Kreditwürdigkeit überprüfen wolle. Der Enron-Chairman habe aber nicht darum gebeten, bei Moody's zu intervenieren.
Eine Sprecherin des US-Finanzministeriums teilte am Freitag zudem mit, Enron-Präsident Lawrence"Greg" Whalley habe mit dem Staatssekretär im Finanzministerium, Peter Fisher, Ende Oktober und Anfang November 2001"sechs bis acht Mal" telefoniert. Whalley habe Fisher dabei - kurz vor der Entscheidung der Banken über weitere Kredite für Enron - gebeten, die Banken anzurufen, sagte Sprecherin Michele Davis. Fisher habe sich dadurch aufgefordert gefühlt, die Banken um die Verlängerungen der Kredite für Enron zu bitten. Fisher habe solche Anrufe aber nicht getätigt, sagte Davis weiter. Zudem bestätigte ein Sprecher der Fed, dass Lay am 26. Oktober 2001 auch den Fed-Chef Greenspan angerufen habe. Zum Inhalt des Gesprächs machte der Fed-Sprecher jedoch keine Angaben, sagte aber, dass Greenspan in Folge des Telefonats nichts unternommen habe.
Eine Enron-Sprecherin bestätigte unterdessen die Kontakte zu den beiden Ministern, betonte aber, Lay habe nicht um Regierungshilfe gebeten, sondern sich lediglich verpflichtet gefühlt, die Regierungsvertreter über die Situation bei Enron aufzuklären.
Präsident Bush distanzierte sich inzwischen von Lay:"Ich habe nie mit Herrn Lay über die finanziellen Probleme seines Unternehmens gesprochen", sagte Bush. Nach Informationen von Politikwissenschaftlern am Zentrum für öffentliche Integrität sollen führende Enron-Mitarbeiter und Direktoren von 1993 bis November 2001 rund 623.000 Dollar an Bush gespendet haben.
Auch Justizminister Ashcroft stand auf Lays Spendenliste. Nach Angaben seines Ministeriums wurde Ashcroft 1999 vom Enron-Chairman während seiner Kandidatur um einen Sitz im US-Senat unterstützt. Den Politologen zufolge flossen von Enron rund 57.500 Dollar in Ashcrofts Spendenkasse. Knapp die Hälfte sei von Lay persönlich gekommen. Ashcroft zog sich am Donnerstag wegen Befangenheit von der Untersuchung zurück. Die Ermittlungen um die Enron-Pleite würden nun von seinem Stellvertreter Larry Thompson geleitet, teilte das Ministerium mit.
In dem Bieterverfahren um eine 51-prozentige Beteiligung an Enrons Handelsgeschäft entschied sich das Unternehmen nach Angaben seiner Anwälte am Freitag für UBS Warburg und damit gegen den zweiten Bieter, den US-Finanzkonzern Citigroup. Zur Höhe des UBS-Gebots machten die Enron-Anwälte keine Angaben. Einzelheiten zum angenommenen Gebot wolle Enron am Montag bekannt geben. Das Gebot bedarf der Zustimmung des New Yorker Konkursgerichtes. Mit den Handelsaktivitäten hatte Enron 2000 den Großteil seines Umsatzes von 101 Milliarden Dollar erzielt.
Das Unternehmen hatte am 2. Dezember Gläubigerschutz nach dem US-Konkursgesetz beantragt. Rückwirkend musste Enron Bilanzen korrigieren, weil Verluste aus Partnerschaften nicht berücksichtigt worden waren. Milliarden Dollar Anlegergelder gingen verloren, und Tausende verloren ihren Arbeitsplatz. Enron galt vor seinem Zusammenbruch im Herbst 2001 als einer der erfolgreichsten Energie-Handelskonzerne der Welt.
Die Enron-Aktien blieben am Freitag in New York zunächst weiter vom Handel ausgesetzt. Am Donnerstag hatten sie bei 67 Cent geschlossen - 90 Dollar niedriger als noch vor 18 Monaten.
kes/
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