wasil
25.01.2002, 21:44 |
Warum ist die deutsche Wirtschaft vom Export abhängig? Thread gesperrt |
Hallo
Vor kurzem in einer Talk Sendung auf die Frage, warum die arbeitslosen Zahlen in Deutschland nicht zurückgegangen seien, hat Herr Schröder, dem Fernsehfräulein in seiner väterlichen, nonchalanten Art erklärt, sie wisse doch, dass Deutschland vom Export abhängig sei und die Vorkommnisse vom September letzten Jahres bla bla bla bla, ( Keinerlei Reaktion von der Talkmasterin. )
Für mich persönlich ist Abhängigkeit, von wem und von was auch immer, eine Sache, die ich zu vermeiden suche wie der Teufel das Weihwasser. Offensichtlich trifft dies für das 80 Millionen Volk Deutschland nicht zu. Die Binnennachfrage wird sträflich vernachlässigt und an die Wand gefahren. In meinen Augen ist das eine Schande und ein krasses Unvermögen der Politik.
Frage an alle: 1. Warum wird der Binnenmarkt nicht stärker gefördert.
2. Wie viel Export braucht ein Volk effektiv, damit Vollbeschäftigung herrscht?
3. Ist in letzter Konsequenz irgendwann die Globale Wirtschaft vom Export mit Ausserirdischen Volkswirtschaften abhängig?
Gruss Wasil
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Turon
26.01.2002, 00:24
@ wasil
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Die Antwort liegt auf der Hand |
Was die meisten bei uns nicht wahr haben wollen, ist die Tatsache, daß die Bundesrepublik zu einer Dienstleistungswüste verkommen ist. Schlimmer noch: sie war es im Prinzip schon immer.
Auf Deine Frage, ob ein Land eine Exportnation sein muß um Wohlstand zu sichern:
ja - in gewissen Sinne ist das so. Aber wiederum nein: wir brauchen keine Außerirdischen um gut zu leben.
In einem geschlossenen Raum wo ein System herrscht, gibt es keine Gewinne real.
Erst dann geht es einigermaßen allen einigermaßen gut.
Die Antwort liegt auf der Hand: Exportländer leben davon, weil sie den Kapazitätenüberschuß verkaufen können. Täten sie dies nicht, hätten sie
immer einen Minus erwirtschaftet.
Bei uns rechnet man natürlich jede Menge hoch. Zu den Exportgütern gehört
nach der Milchmädchenrechnung auch Käse, was wir nach Frankreich verkaufen,
sie schickt uns dagegen Ihres. So kann man natürlich auch sich als Exportweltmeister schimpfen - das wird sogar durch Zahlen belegt.
Aber mit tatsächlichen Gewinn hat das überhaupt nichts zu tun.
Im Gegenteil: der gewinnbringende Export stagniert, bzw. wächst schwächer,
als die Verschuldung der Bundesrepublik - und das ist der Grund, warum die
Bundesrepublik immer mehr Arbeitlose produziert.
Weiter: der Binnemarkt könnte sich durchaus entwickeln - doch Binnenmärkte
haben eines an sich: sie entwickeln sich gut bei sehr niedrigen Steuern.
Gruß
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Euklid
26.01.2002, 09:34
@ Turon
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Re: Die Antwort liegt auf der Hand |
>Was die meisten bei uns nicht wahr haben wollen, ist die Tatsache, daß die Bundesrepublik zu einer Dienstleistungswüste verkommen ist. Schlimmer noch: sie war es im Prinzip schon immer.
>Auf Deine Frage, ob ein Land eine Exportnation sein muß um Wohlstand zu sichern:
>ja - in gewissen Sinne ist das so. Aber wiederum nein: wir brauchen keine Außerirdischen um gut zu leben.
>In einem geschlossenen Raum wo ein System herrscht, gibt es keine Gewinne real.
>Erst dann geht es einigermaßen allen einigermaßen gut.
>Die Antwort liegt auf der Hand: Exportländer leben davon, weil sie den Kapazitätenüberschuß verkaufen können. Täten sie dies nicht, hätten sie
>immer einen Minus erwirtschaftet.
>Bei uns rechnet man natürlich jede Menge hoch. Zu den Exportgütern gehört
>nach der Milchmädchenrechnung auch Käse, was wir nach Frankreich verkaufen,
>sie schickt uns dagegen Ihres. So kann man natürlich auch sich als Exportweltmeister schimpfen - das wird sogar durch Zahlen belegt.
>Aber mit tatsächlichen Gewinn hat das überhaupt nichts zu tun.
>Im Gegenteil: der gewinnbringende Export stagniert, bzw. wächst schwächer,
>als die Verschuldung der Bundesrepublik - und das ist der Grund, warum die
>Bundesrepublik immer mehr Arbeitlose produziert.
>Weiter: der Binnemarkt könnte sich durchaus entwickeln - doch Binnenmärkte
>haben eines an sich: sie entwickeln sich gut bei sehr niedrigen Steuern.
>Gruß
Die niedrigen Steuern haben die Größten der Großen ja bekommen!Die Finanzämter müssen an Großkonzerne mehr auszahlen als sie eingenommen haben.
Das Spielchen geht weiter,denn die Großkonzerne schaffen das Geld in das Ausland und bringen ihre im Ausland billigst gefertigten Waren dann hier auf den Markt zu Marktpreisen wie man das dann unter reinen Marktfetischisten so nennt.Man braucht sich nur mal den Preis einer Tube Zahnpasta z.B. in Ungarn anzuschauen der obwohl noch in Deutschland produziert dort verdammt billig ist obwohl der Transport ja eigentlich zur Verteuerung führen müßte.
Der Mittelstand der Firmen ist meist mehr von der Lohnhöhe abhängig als die Großkonzerne und im übrigen auch der Bereich an dem die meisten Arbeitsplätze hängen sodaß die Förderung der Großkonzerne der größte Fehler war den man mit der Steuerreform überhaupt hat machen können.Murks und Mist einer Regierung.Wieder einmal ein unnötiger Beweis daß Sozialdemokraten nicht mit Geld umgehen können.
Gruß EUKLID
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wasil
26.01.2002, 09:58
@ wasil
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Re: Warum ist die deutsche Wirtschaft vom Export abhängig? |
>Hallo
Schröder erklärt,dass Deutschland vom Export abhängig sei!
Frage:
1.Wie gross muss eine Volkswirtschaft sein, um sozusagen als Selbstversorger existieren zu können?
2. Warum wird der Binnenmarkt nicht stärker gefördert.
3. Wie viel Export braucht ein Volk effektiv, damit Vollbeschäftigung herrscht?
4. Ist in letzter Konsequenz irgendwann die Globale Wirtschaft vom Export mit Ausserirdischen Volkswirtschaften abhängig?
( Auch in Japan ist die Binnennachfrage zusammengebrochen. Japan ist das Paradebeispiel wie man vom Export abhängig sein kann. Trotz Handelsbillanz überschuss geht das Land, welches ich für seine guten Produkte ( Motorräder ) immer bewundert habe vor die Hunde. )
Gruss Wasil
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Wal Buchenberg
26.01.2002, 10:37
@ Euklid
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Re: *Abhängig* vom Export? Lächerlich! |
Hallo,
das Gerede von der"Exportabhängigkeit der deutschen Industrie" ist Dummengerede.
Ein kapitalistisches Unternehmen verkauft seine Produkte auf dem erreichbaren Markt. Je größer der Markt ist, auf dem ein Unternehmen seine Produkte vertreiben kann, um so besser. Wenn Teile des Marktes im Ausland liegen, ist das nur eine Frage für die Logistik.
Wo ist da eine"Abhängigkeit"? Genausogut kann man sagen, die Unternehmen seien vom Markt abhängig oder noch platter: Ein Unternehmen ist davon abhängig, dass es seine Produkte verkauft.
Ebenso wie ein kapitalistisches Unternehmen reich wird, wenn es seine Produkte gut verkauft, so wird ein kapitalistisches Land reich durch den Export.
Die Frage ist dann nur, wer sackt diesen Reichtum ein und was wird mit diesem Reichtum gemacht?.
Gruß Wal Buchenberg
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Holmes
26.01.2002, 11:19
@ Wal Buchenberg
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Re: *Abhängig* vom Export? Lächerlich! |
>Hallo,
>das Gerede von der"Exportabhängigkeit der deutschen Industrie" ist Dummengerede.
>Ein kapitalistisches Unternehmen verkauft seine Produkte auf dem erreichbaren Markt. Je größer der Markt ist, auf dem ein Unternehmen seine Produkte vertreiben kann, um so besser. Wenn Teile des Marktes im Ausland liegen, ist das nur eine Frage für die Logistik.
>Wo ist da eine"Abhängigkeit"? Genausogut kann man sagen, die Unternehmen seien vom Markt abhängig oder noch platter: Ein Unternehmen ist davon abhängig, dass es seine Produkte verkauft.
>Ebenso wie ein kapitalistisches Unternehmen reich wird, wenn es seine Produkte gut verkauft, so wird ein kapitalistisches Land reich durch den Export.
>Die Frage ist dann nur, wer sackt diesen Reichtum ein und was wird mit diesem Reichtum gemacht?.
>Gruß Wal Buchenberg
Lieber Wal,
leider haben wir kaum Bodenschätze. Und unseren Fleischkonsum können wir nur halten, weil wir Nahrungsmittel als Futtermittel importieren. Unterstell mir jetzt bitte nicht, dass ich das für toll und übermässig moralisch halte-es ist schlicht so.
Wir brauchen also hochwertige, begehrte Waren, die wir exportieren können. Im Gegenzug werden uns Rohstoffe geliefert.
Wenn die Staaten der dritten Welt aufhören, für uns Bananen, Soja, Kaffee etc. anzubauen, dann haben wir dies schlicht nicht mehr. Kann man ja auch drauf verzichten.
Nicht verzichten können wir auf Chrom, Molybdän, Zinn, Tantal etc etc-das ganze Periodensystem. Wieso sind die"3-Welt-Länder" so blöde, uns das alles zu geben? Weil sie dafür von uns fertige Waren erhalten, den Überschuss an Waren, den wir produzieren, selbst nicht verkonsumieren und exportieren, um an die Rohstoffe zu gelangen, ohne die wir erst gar nicht produzieren könnten.
Das ganze versteckt hinter"Geld".
Gruss
Holmes
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Holmes
26.01.2002, 11:59
@ wasil
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@ wasil: Japans Export eingebrochen- aktuelle"Zeit"-Ausgabe (owT) |
Japan ist das Paradebeispiel wie man vom Export abhängig sein kann. Trotz Handelsbillanz überschuss geht das Land, welches ich für seine guten Produkte ( Motorräder ) immer bewundert habe vor die Hunde. )
>Gruss Wasil
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Wal Buchenberg
26.01.2002, 17:47
@ Holmes
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Deutschland Exportweltmeister (@Homes: Hab ich viel anderes gesagt?) |
Wenn das deutsche Kapital *Exportweltmeister* ist, heißt das doch, dass deutsche Waren in aller Welt konkurrenzfähig sind. Da sind deutsche Unternehmen nicht"abhängig" von ausländischen Kunden, sondern ausländische Kunden fragen deutsche Produkte nach. Das ist für Deutschland ein Vorteil, kein Nachteil.
Trotzdem ist die Frage nötig: Wer hat was und wieviel von diesem Vorteil?
Gruß Wal
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Turon
27.01.2002, 01:02
@ Euklid
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Präzisierend |
Euklid, noch mal präzisierend:
Für die größten der Großen spielt niedriger Steuersatz kaum eine Rolle.
Denn die größten der Großen sind in aller Regel die Unternehmen, die von der
Differenz zwischen EK an Rohstoffen und VK an Fertigwaren leben.
Doch dieser Bereich lebt vom Auslandsnachfrage am meisten. Volkswagen wird sicher nicht etwa 8000 Autowerkstätte aufbauen, denn dazu haben sie ja bereits
sowohl Subunternehmer, bzw. freie Werkstätte, die billiger die ganze Sache managen können. Als Beispiel.
>Die niedrigen Steuern haben die Größten der Großen ja bekommen!Die Finanzämter müssen an Großkonzerne mehr auszahlen als sie eingenommen haben.
>Das Spielchen geht weiter,denn die Großkonzerne schaffen das Geld in das Ausland und bringen ihre im Ausland billigst gefertigten Waren dann hier auf den Markt zu Marktpreisen wie man das dann unter reinen Marktfetischisten so nennt.
Das ist am Ende der nächste Schritt - deswegen sind Niedrigsteuern der einzige Anreiz für die Großen hier zu bleiben. Der ganze Spaß beginnt aber
bei dem Mittelstand - hier gibt es kaum oder Null Entlastung - und deswegen
schafft dieser Bereich so wenig Stellen. Normalerweise ist aber eben dieser
Bereich in jedem Land bei Arbeitsplatzschaffung die wichtigste Komponente
gewesen.
Man braucht sich nur mal den Preis einer Tube Zahnpasta z.B. in Ungarn anzuschauen der obwohl noch in Deutschland produziert dort verdammt billig ist obwohl der Transport ja eigentlich zur Verteuerung führen müßte.
Nein - so kannst Du das nicht sehen - das wovon Du hier redest unterliegt anderer Kalkulation mit niedrigeren Steuern. Ich kann Dir versichern, daß
der Zahnpastahändler aus Ungarn für Tube Ajona etwa den gleichen Preis
zahlt wie der deutsche Händler. Der Preisunterschied ergibt sich aus Lohnkosten der Angestellten, der Ladenmiete und eigenem Gewinnaufschlag.
Rechne mal: in der Tube Ajona die im EK sagen wir 50Pf kostet wird Lagerung
bezahlt, dann die 13 DM für die Verkäuferin und etwa 50% Aufschlag um 25% real
gesehen an der Tube zu verdienen. Anteilig gerechnet, wird damit die Marge
für andere Produkte wieder ausgeglichen. Da die ungearische Verkäuferin aber Brutto keine 13 DM verlangt, und Ungarn kaum mit 55% Steuern zulangt könnte
der ungarische Händler wohl mehr aufschlagen. Das kann er aber nicht, da andere Zahnpastas ebenfalls im Preis an dem heimischen Markt angepaßt sind. Ferner:
die Tube Zahnpasta ist in Ungarn teurer. Das ergibt sich aber nicht aus dem Ladenpreis. Die ungarische Verkäuferin muß dafür wohl halbe Stunde arbeiten, die deutsche etwa 20 Minuten.
>Der Mittelstand der Firmen ist meist mehr von der Lohnhöhe abhängig als die Großkonzerne und im übrigen auch der Bereich an dem die meisten Arbeitsplätze hängen sodaß die Förderung der Großkonzerne der größte Fehler war den man mit der Steuerreform überhaupt hat machen können.
Das ist korrekt - doch die Regierung bemüht sich eben diese Großkonzerne
hier bei uns zu behalten und das geht nur über Steuergeschenke.
Murks und Mist einer Regierung.Wieder einmal ein unnötiger Beweis daß Sozialdemokraten nicht mit Geld umgehen können.
Nun ob das alleine mit der SPD was zu tun hat, würde ich streng bezweifeln.
Das hat die SPD genauso"gut" gemacht wie die CDU. Da wo Steuern gesenkt werden müßten, haben beide Parteien dies auf die Spitze getrieben. CDU mit Soli/Mwst und SPD mit Ã-kosteuern.
Ferner: bei derartiger Verschuldung und bei derartigen Bedarf sind der Regerung ohnehin Hände gebunden. Sie kann´s nicht anders.
D.h.: Sie könnte schon: aber - die Einschnitte würden derart radikal ausfallen, daß diese Regierung die es macht sofort mit höchsten Unruhen rechnen
müßten. Und dem Verfall in die Bedeutungslosigkeit.
Gruß
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JüKü
27.01.2002, 01:07
@ Turon
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Re: Präzisierend / Hä? |
>Für die größten der Großen spielt niedriger Steuersatz kaum eine Rolle.
>Denn die größten der Großen sind in aller Regel die Unternehmen, die von der
>Differenz zwischen EK an Rohstoffen und VK an Fertigwaren leben.
Wie wäre es mit:"JEDES Unternehmen lebt von der Differenz zwischen Kosten/Aufwand und Erlös, sprich vom Gewinn. So einfach ist das, ob klein oder groß.
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Turon
27.01.2002, 12:01
@ JüKü
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Richtig, doch |
lebt der kleine Bäckerladen nicht davon, daß Chinesen in Peking ebenfalls
Brötchen kaufen, oder?
Das ist der wesentlichste Unterschied überhaupt: er kann seine Brötchen
nicht in Peking verkaufen, der Aufwand würde in keinem Verhältnis zu Kosten/Nutzen stehen. So ist er darauf angewiesen sich im heimischen Markt
zu behaupten und hier lebt er so wie der Markt es erlaubt und muß Steuern
klar einkalkulieren, die in seinem Ort herrschen.
Nur unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist er in der Lage Gewinne zu erwirtschaften und muß seine Brötchen entsprechend teurer verkaufen, als
ein Becker aus Budapest, denn der muß nicht hohe Personalkosten in Kauf nehmen
und auch nicht hohe steuerliche Belastung.
Für Big Player sieht es schon einwenig anders aus.
Ansonsten ist deine Definition natürlich insgesamt gesehen vollkommen
richtig, berücksichtigt aber nicht die Tatsache, daß es Unternehmen gibt
die auch auf anderen Märkten verkaufen - wo andere Rahmenbedingungen
herrschen, was Einfluß auf die jeweilige Preisbildung hat.
Nur so als Beispiel: wenn Du Adobe Web Collection direkt bei Adobe kaufst,
kostet sie etwa 1800€. Die Amerikaner blechen dafür 1000$. Unterm Strich kostet das Paket ca.800€ mehr bei uns - aber das liegt eben nicht nur daran, daß
durch die Übersetzung ins Deutsche 800€ kostet, sondern daran, weil
höhere Steuerlast anfällt.
So hast Du die US Version von Adobe Web Collection für 1000$ die deutsche für
1800$ die polnische für schlappe 700$.
Gruß.
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