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Eine Partnerbank der Credit Suisse Group ist in Argentinien in einen Skandal verwickelt. Involviert ist auch Konzernchef Mühlemann.
Von Stefan Eiselin und Rita Flubacher
Eine Finanzaffäre in Buenos Aires sorgt derzeit am Zürcher Paradeplatz für grosse Nervosität. Am 23. Januar wurde Carlos Rohm, der zusammen mit seinem Bruder José zu Argentiniens einflussreichsten Bankiers gehört, verhaftet. Die beiden leiten den Banco General de Negocios (BGN), eine kleine, aber äusserst wichtige Bank. An diesem Institut ist die Credit Suisse Group über ihre Tochter Credit Suisse First Boston seit Jahren mit 23 Prozent beteiligt.
Persönlich im Verwaltungsrat
Das Engagement ist den Verantwortlichen in Zürich offenbar so wichtig, dass Konzernchef Lukas Mühlemann dort höchstpersönlich im Verwaltungsrat sitzt. Sein Unternehmen nimmt im BGN-Aufsichtsgremium aber auch noch über David Mulford, Chef des internationalen Geschäfts der Credit Suisse First Boston, Einfluss auf die Geschicke der Bank.
Die engen Beziehungen sind für Mühlemann und seine Bank nun zu einer schweren Hypothek geworden. Denn über den BGN und dessen Tochtergesellschaft in Uruguay sollen die Rohms in den letzten Monaten über hundert Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness geholfen haben, mehr als 70 Millionen Dollar illegal aus dem Bankensystem des krisengeschüttelten Landes abzuziehen. Damit hätten sie gegen die Vorschrift zur Blockierung aller Konten verstossen, die Ex-Präsident Fernando de la Rúa im letzten Dezember zum Schutze der argentinischen Wirtschaft verhängt hatte. Diesen Vorwurf erhebt die argentinische Bundesrichterin MarÃa Servini de CubrÃa, welche die Rohms zur Verhaftung ausgeschrieben hat.
Am gleichen Tag, als Carlos Rohm in Buenos Aires festgenommen wurde, reiste sein ebenfalls gesuchter Bruder José auf Umwegen in die Schweiz. Obwohl Argentinien Bern sofort ein Auslieferungsgesuch übermittelte, konnte er am 24. Januar, unbehelligt von der hiesigen Polizei, in Zürich an einer Verwaltungsratssitzung des BGN teilnehmen, an der auch Mühlemann anwesend war. Adrienne Lotz, Sprecherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, begründet das Nichteingreifen damit, dass dem Begehren ein Fiskaldelikt zu Grunde gelegen habe, welches in der Schweiz nicht strafbar sei. José Rohm reiste anschliessend in die Vereinigten Staaten weiter, wo er sich seither aufhält.
"Überrascht und bestürzt"
Obwohl die Kontenblockade in Argentinien inzwischen wieder aufgehoben worden ist, hält Richterin Servini de CubrÃa an den Haftbefehlen für die Rohm-Brüder fest. Denn für sie ist die Hilfe zur Kapitalflucht nur der Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Sie will die beiden Bankiers noch wegen weiterer Vorkommnisse zur Verantwortung ziehen. Die Credit Suisse ihrerseits wollte die Ereignisse in Argentinien gestern nicht weiter kommentieren."Wir sind überrascht und bestürzt", sagt Sprecherin Karin Rhomberg. Man werde bei der Aufklärung mitarbeiten.
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