Theo Stuss
07.02.2002, 09:25 |
Kritik an der Darstellung des Goldstandards in den GOLDSEITEN Thread gesperrt |
Diesen Text fand ich in den Goldseiten zur Erklärung des Goldstandardes und scheint irgendwie wurmstichig zu sein. Hatte R.Deutsch nicht darauf hingewiesen?
[b]Ein praktisches Beispiel
Die Hauptlieferanten des Goldes, die Goldminen, benötigen zur Förderung des Goldes Maschinen und Arbeiter. Die Maschinen kosten Geld in Form Anschaffungs- und Finanzierungskosten, die Minenarbeiter erhielten Löhne. Da der Goldpreis festgesetzt war, konnten nur die Zinssätze der Kredite verändert werden. In den Goldstandard-Ländern bis 1914 waren übliche Zinsen: 2-3 Prozent für Kapital und 0,25 bis 1,75 % für den Geldmarkt. Die Zinsen erhöhten oder verringerten die Produktionskosten der gesamten Wirtschaft, einschließlich der Goldminen. (Zinsentwicklung 1876-1944 in Dtl.) [b]
Wurde nun aufgrund von Produktivitätssteigerungen der Minen oder durch neue Goldfunde zuviel Gold bei der Notenbank abgegeben, hebt die Notenbank den Zinssatz für Kredite an. Die höheren Zinsen verteuern die Kredite und demzufolge stiegen die Finanzierungskosten (für Maschinen, Anlagen, LKW,...) nicht nur der Minen, sondern auch der gesamten Wirtschaft. Die Herstellungspreise der Produkte steigen, aber auch die Löhne, da die Arbeiter höhere Löhne verlangen, um die Differenz zu den alten Preisen bezahlen zu können.
Da aber der Abgabepreis für Gold festgesetzt ist, lohnt sich bei einigen Minen die Goldförderung nicht mehr. Unrentable Minen werden geschlossen, die geförderte Goldmenge (= Geldmenge) nimmt ab. (Inflation)
Der Umkehrfall (Deflation) setzt ein, wenn die Kosten (z.B. Maschinen, Löhne, Zinsen...) der Goldminen geringer werden, so dass die Firmen wieder anfangen, unrentable Minen in Betrieb zu nehmen. Die Goldmenge steigt.
Das kann doch so nicht stimmen. Wenn bei einer Zentralbank z.B. die Mindestdeckungsgrenze 30% und Höchstgrenze 35% beträgt, werden bei Überdeckung die Zinsen sinken. Gold wird abgehoben und tritt in Konkurrenz zum neugeförderten Gold. Der Goldpreis sinkt durch das Überangebot an Gold, das zur Verteuerung von Waren, Produkten und Löhnen führt, einige Minen werden unrentabel und schließen. Die Fördermenge sinkt wieder und es stellt sich wieder ein Gleichgewicht zwischen der Nachfrage nach dem Warengeld Gold und den übrigen Waren ein. Die Deckungshöchstgrenze wird unterschritten und die Zinsen können langsam wieder steigen.
Man kann das Gold nicht gleichsetzen mit unserem heutigen Geld. Da Gold auch eine Ware ist, auch im Goldstandard, kann eine regelrechte Marktsättigung an Gold entstehen.
Denk' ich mir so. Kommentare und Verbesserungen erbeten.
Theo
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Bodo
07.02.2002, 10:17
@ Theo Stuss
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Re: Kritik an der Darstellung des Goldstandards in den GOLDSEITEN |
Deine These ist richtig. Vor ein paar Tagen hatte Reinhard schon darauf hin gewiesen. Wird beim nächsten Update korrigiert.
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Theo Stuss
07.02.2002, 10:42
@ Bodo
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Re: Kritik an der Darstellung des Goldstandandardes |
Hallo Bodo,
korregieren sollte man auch den Satz, wo behauptet wird, daß bei 100% Deckung kein Kredit möglich sei. R.Deutsch hatte auch darauf hingewiesen. Für Depoteinlagen muß der Sparer bezahlen. Diesen Depotzins (Tresorgebühr) kann die Bank für ihre Kreditgeschäfte nutzen.
Ein Goldbesitzer kann auch sein Gold an die Bank verleihen, diese verleiht es weiter und man teilt das Risiko.
Es ist zwar auch richtig, daß die Deckungsgrenze nicht so entscheidend ist, es wirkt ja die"goldene Bremse", jedoch steigt die Volatitltät der Zinsen, je niedriger die Deckungsgrenze ist.
Dem kann man entgegenwirken durch eine sinnvolle Wahl des Abstandes zwischen Mindestdeckung und Höchstdeckung. Man bekommt einen Regelkreis mit dauerhafter Regelabweichung (Hystere-Effekt), der durch ein Modell eines einfachen P-Reglers dargestellt werden kann. Es gibt in dem"Zinsregler" also nur ein Proportionalglied, daß ähnlich wie ein Thermostat funktioniert.
Zinsschritte würden also nur beim Überschreiten der Deckungsgrenzen wirksam. Um ein für Minenarbeiter humaneres Sytem, das nicht auf periodisches Ã-ffnen und Schließen von Minen hinausläuft, braucht es eine feinere Abstimmung des Regelzyklusses. Es gäbe dann eine feste Deckungsgrenze, bei der ein PID-Regelmechanismus die Deckung auf Sollwert ohne Regelabweichung hält. Schon auf geringe Änderungen der Deckung würde der Zinsmechanismus sofort arbeiten.
Dem Argument, es gäbe im Goldstandard nicht genug Geld, hat schon Dottore abgeholfen, indem er darauf hingewiesen hat, daß Wechsel unter Geschäftsfreunden auf Vertrauensbasis sehr oft an zahlungsstatt angenommen wurden. Die Annahme eines solchen Wechsels ist eine persönliche Entscheidung des unternehmerischen Risikos und unterscheidet sich daher wohltuend von den derzeitigen Zwangwechseln"gesetzliches Zahlungsmittel".
Gruß,
Theo
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