Die innere Uhr besitzt eigene"Sehzellen" im Auge
Amerikanische Forscher haben in den Augen von Säugetieren bisher völlig unbekannte Sehzellen entdeckt. Die Zellen sind nicht an der bewussten Wahrnehmung von Gegenständen beteiligt, sondern stellen die innere Uhr auf den Tag-Nacht-Rhythmus ein.
Die Forscher um David Berson von der amerikanischen Brown-Universität in Providence konnten vom Ort der inneren Uhr im Hypothalamus des Gehirns direkte Nervenverbindungen bis in die Netzhaut des Auges zurückverfolgen. Dort stießen sie auf Zellen, die ihre Aktivität offenbar mit der Morgen- und Abenddämmerung verändern. Die neu entdeckten Sehzellen erinnern in ihrer Form an das verzweigte Dach eines alten Baumes. Sie nehmen Licht zudem mit einem anderen Mechanismus wahr als die seit fast 150 Jahren bekannten Zapfen- und Stäbchenzellen, die das Schwarzweiß- und Farbsehen ermöglichen. Das berichten Berson und seine Kollegen im Fachblatt"Science" (Bd. 295).
"Mit dem neuen Fund ist nun der Wirkmechanismus der inneren Uhr von den äußeren Lichteinflüssen bis hin zu den Körperrhythmen im Großen und Ganzen aufgeklärt", erklärt Erik Maronde, Pharmakologe und Hirnforscher an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Die Existenz der neuen Sehzellen wurde vor etwa zwanzig Jahren postuliert, erklärt Maronde. Damals hatte man einer Gruppe von Blinden, deren Zapfen- und Stäbchenzellen nicht mehr funktionierten, aus kosmetischen Gründen die Augen amputiert. Die Patienten verloren anschließend jedoch den normalen Wach-Schlaf-Rhythmus, der sich zuvor noch an Tag und Nacht orientiert hatte."Daher schloss man auf die Existenz weiterer Sehzellen, was jedoch viele Kollegen bis heute für groben Unfug hielten."
Das neue Wissen wird auch praktische Folgen haben, erklärt Maronde. So wird man Blinden wahrscheinlich keine Augen mehr amputieren. Außerdem könnten vielleicht Augentropfen gegen den Jetlag entwickelt werden, die auf die neu entdeckten Sehzellen einwirken, um die innere Uhr nach langen Flügen neu zu justieren.
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