Morgeninterview
<font size=5>"Ab Mai oder Juni dürften die Kurse wieder steigen"</font>
<font color="#FF0000">14. Feb. 2002 Ed Yardeni gehört längst wieder zu den Optimisten</font>. Nachdem der Chef-Investmentstratege bei Deutsche Banc Alex. Brown die Internet-Rally der 90er richtig vorausgesagt hatte, traten seine düsteren Prognosen zum"Jahr-2000-Problem" nicht ein.
Er war allerdings auch einer der ersten, die schon 1999 vor der verschlechterten Ergebnisqualität in amerikanischen Bilanzen warnten. Seine Aktiengewichtung hat er gerade unter Verweis auf die Bilanzierungskrise von 80 auf 70 Prozent gesenkt. Im Gespräch mit FAZ.NET zeigt sich Yardeni aber für das restliche Jahr zuversichtlich.
Dr. Yardeni, wie lange wird die Bilanzierungskrise noch für Risikoabschläge bei Aktien sorgen?
<font color="#FF0000">Nicht mehr so lange</font>. Es scheint, dass der Markt <font color="#FF0000">Enron zunehmend als Einzelfall ansieht</font>, bei dem die Schwelle zwischen aggressiver und skandalöser Rechnungslegung überschritten wurde. Allerdings dürften bei Vorlage der Erstquartalszahlen auch noch einige Vergangenheitszahlen revidiert werden, was den Markt noch bis ins zweite Quartal hinein nervös machen dürfte. Im Mai oder Juni wird es dann neue Themen geben, die uns besorgt machen oder begeistern werden.
Sie glauben also nicht, dass die Bilanzvorschriften, wie etwa die neuen Goodwill-Regeln und die Pro-Forma-Praxis verändert werden?
Ich glaube, dass der Markt sich selbst diszipliniert und wir keine großen regulierenden Eingriffe brauchen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften selbst werden mit Qualitätsverbesserungen auf die Krise antworten. Schon vergangenes Jahr sind die großen Wirtschaftsprüfer selbst an die Börsenaufsicht SEC herangetreten, die jetzt in allen Bereichen, die fragwürdig erscheinen könnten, viel exaktere Berichterstattungen vorschreibt.
Gibt es eine Verbindung zwischen der derzeitigen Vertrauenskrise und der Konjunktur? Glauben Sie, die Erholung wird dadurch verzögert?
Das glaube ich nicht. Ich sehe es eher so: <font color="#FF0000">Gottseidank haben wir diese Krise über die Ertragsqualität jetzt</font>, wo sich das fundamentale Umfeld wahrscheinlich bessert, und nicht im vergangenen Jahr. Wenn wir damals das Vertrauen verloren hätten, als die Gewinne zurückgingen, hätte das ein noch viel baisseträchtigeres Szenario nach sich gezogen.
Wo sehen Sie den Boden der laufenden Konsolidierung?
Ich denke, wir haben den Boden am 21. September gesehen. Allerdings wäre ich überhaupt nicht überrascht, wenn der Dow Jones Mitte des Jahres immer noch nahe 10.000 Punkten pendelt. <font color="#FF0000">Von dort wird es aber sehr wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte nach oben gehen, weil sich die Gewinne erholen werden, und dann verstärkt die Gewinne für 2003 ins Blickfeld kommen</font>. Auch wenn die Zahlen dieses Jahr"sauberer" sind, werden die Vergleiche zum Vorjahr erfreulich ausfallen.
Sie sehen langfristig in Asien, besonders China und Japan, den Schlüssel für den weltweiten Wohlstand. Japan steckt aber in einer schweren Krise. Eine unmittelbare Bedrohung für die Finanzmärkte?
Das ist wahrscheinlich eine ernstere Herausforderung für die kommenden paar Monate als die Bilanzierungskrise, die wohl schon etwas übertrieben wurde. <font color="#FF0000">Wir haben mit der japanischen Krise zu leben gelernt, so dass sie nicht mehr so sehr als Problem wahrgenommen wird</font>. Aber es ist offensichtlich, dass auch die Liberaldemokraten <font color="#FF0000">die Krise kaum in den Griff bekommen. Und Japan ist deutlich wichtiger für die Weltwirtschaft als Enron oder Argentinien</font>.
<font color="#FF0000">Daher sollte man den Yen weiter genau beobachten. Falls es zu neuen Tiefs kommt, wäre das ein deutlicher Hinweis, dass Japan als letztes Mittel auf eine Abwertung setzt, was für Unruhe in Asien und deflationären Druck bei uns sorgen könnte</font>. Aber ich bin gar nicht so pessimistisch: ich denke, dass der Aktienmarkt schon eine Menge negativer Daten eingepreist hat, und auch von den Erstquartalsergebnissen nichts Gutes erwartet, so dass der Boden für eine Erholung im zweiten Halbjahr geebnet ist.
Hat der Ausgang der deutschen Wahlen Einfluss auf Ihre Strategie?
Ich betrachte Deutschland eher im europäischen Kontext. Und hier ist die entscheidende Frage, ob die europäischen Volkswirtschaften weiter integriert werden oder nicht, wobei hier noch ein weiter Weg zu gehen ist. Da beide Kandidaten eher Integrations-Befürworter sind, wird die Entscheidung kaum größeren Einfluss auf diese Frage haben.
Das Gespräch führte Detlev Landmesser.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
<center>
<HR>
</center> |