Gastkommentar
<font size=5>Für den"Ernstfall" investieren ist unsinnig</font>
Von Chet Currier, Bloomberg
13. Feb. 2002 Wann haben Sie das letzte Mal jemanden über Daytrading-Strategien oder den nächsten heißen dot.com-Titel plaudern gehört? Jetzt konzentriert sich das Getuschel wohl eher auf die Frage, <font color="#FF0000">was man als Katastrophen-Rückversicherung im Keller bunkern sollte - Gold- oder Silbermünzen? Oder vielleicht ein Sechs-Monats-Vorrat an Tiefkühlkost</font>?
Diese Art zu denken war typisch für die Fünfzigerjahre, als die Angst vor einem Atomkrieg - so hieß damals das Schreckgespenst - eine <font color="#FF0000">intensive Nachfrage nach Atombunkern auslöste</font>. In den 70ern flackerten solche Gedanken noch einmal auf, was diesmal auf die damals herrschende Inflation, die Energiekrise und den als Watergate bekannten Politskandal zurückzuführen war.
Weitreichende Disaster
In den Achtziger- und Neunzigerjahren war angesichts der weitaus gesünderen Konjunkturlage und überschäumender Aktienkurse so gut wie nichts von alledem zu hören. Jetzt, zwei Jahre nach den Spitzenständen der Marktindizes, <font color="#FF0000">lassen Internet-Diskussionsgruppen das Thema sich"auf den Ernstfall vorbereiten" wieder aufleben</font>.
Ich bin nun wahrlich der Letzte, der abstreiten würde, dass jeder Vermögensplan eine gute defensive Komponente beinhalten sollte. Und wenn jemand beruhigter mit einem kleinen Vorrat für den Notfall unter seinem Kissen schläft - wer bin ich schon, dass ich mich darüber beschweren könnte?
Riskante Zuflucht
<font color="#FF0000">Die"Paranoia"-Portfolios, die ich allerdings bisher gesehen habe, basieren eher auf Gefühlen und Aberglaube als einer vorsichtigen Denkweise </font>- und genau das stört mich. Ein unbedachtes Vordringen in dieses weit entfernte Reich kann einen genauso vielen Gefahren aussetzen wie es davor schützen soll. <font color="#FF0000">"Katastrophen-Investitionen"</font> sind ein gefundenes Fressen für Betrüger und die Medien."Ich habe einen kleinen Bestand an überbewerteten Münzen, für die ich nicht annähernd so viel bekommen würde, wie ich vor 30 Jahren dafür bezahlt habe", so einer, der in den siebziger Jahren vorgesorgt hat.
Während diese Verluste noch überschaubar waren, erinnern sie mich doch daran, dass man mit dieser Investitionsart sehr vorsichtig sein muss. Ein solcher Verlust kann erheblich größer ausfallen, wenn das von Ihnen gewählte"Anlagemedium" an Wert verliert. <font color="#FF0000">Der Goldpreis ist heute kaum mehr als ein Drittel dessen wert, was er zu Spitzenzeiten vor 22 Jahren auf die"Waage" brachte</font>. Ein von mir willkürlich gewählter Edelmetall-Investmentfonds, der Van Eck International Investors Gold Fund, hat in den vergangenen zehn Jahren einen durchschnittlichen Jahresverlust von 4,5 Prozent erlitten - und das sogar noch nach einem 37-Prozent-Anstieg in den letzten zwölf Monaten (31. Januar).
Gold als Krisenwährung
Ich würde sowieso keinem Fonds oder irgendeiner anderen Papieranlage einen Erfolg in dieser Sache zutrauen. Wie könnten wir auch, angesichts der Fülle von Eventualitäten, für die entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen wären?"Gold wird nie an Akzeptanz verlieren", hieß es in den Krisen-Diskussionen oft.
Wie wäre es mit einem bis zum Rand mit Lebensmitteln gefüllten Gefrierschrank? Dann würde nur zu hoffen bleiben, dass die Stromversorgung nicht zusammenbricht bzw Sie für den benötigten Zeitraum genügend Kraftstoff zum Betrieb Ihres tragbaren Generators haben.
"Saatgut!" lautete ein weiterer Vorschlag in den Internet-Diskussionen."Keine gute Idee", so die Antwort hierzu. Mit Einsetzen der Katastrophe - selbst wenn dabei die Gartenerde nicht radioaktiv verseucht sein sollte - würde die Zeit nicht reichen, um auf die Ernte warten zu können.
Schließlich tat ein Diskussionsteilnehmer das ganze Thema als"reine Zeitverschwendung" ab. Dem muss ich leider zustimmen. <font color="#FF0000">Der Zusammenbruch der Zivilisation gehört eben wohl zu den Risiken, gegen die man sich nicht sinnvoll absichern kann</font>.
Quelle: http://www.faz.net[/b]
http://www.faz.net/IN/INtemplates/f...default.asp?tpl=investor/content
.asp&doc={56B583D2-56F5-482B-97A3-CBC37AF099CE}&rub={384ECFC4-B18B-4DCC-B5
D4-35B337CF509E}
Eigener Kommentar: Sie hauen wieder drauf auf's Gold....
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Angenommen, du rechnest mit dem Eintritt des"Ernstfalles". Dann müßte man erst einmal definieren, was dies für einer sein soll.
Wenn die Weltwirtschaft kollabiert (z. B. Japan und USA werden zahlungsunfähig, 1 € = 5 Billionen US-$ usw.), dann ist Gold sicher geeignet, das Vermögen über die Krise hinweg zu retten. Die Krise kann aber sehr lange dauern und es könnte sein, daß der Besitz von Gold mit Gefängnis nicht unter 10 Jahren bestraft wird. Während der Krise könnte Gold seine Tauschfunktion verlieren. Die Tauschfunktion von Zigaretten könnte besser sein - zeigt die Vergangenheit. Ein Weltwirtschafts-Kollaps könnte auch nur der Auftakt zu einem Weltkrieg sein - zeigt auch die Vergangenheit. Was machst du mit deinen Münzen, wenn du an der Front kämpfen mußt?
Die Szenarien entwickeln sich schnell und unvorhersehbar und die knappen Mittel reichen nicht, um sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Man muß sich also effizient vorbereiten.
Das heißt für mich: Gold physisch gehört dazu - ebenso wie Minenaktien, ein paar AAA-Anleihen und Pfandbriefe, Bargeld ist sehr wichtig (zeigt gerade Argentinien), ja, sogar ein paar Ã-l- und Versorger-Aktien. Einen kleinen Notvorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser für vielleicht 30 Tage sollte man auch haben. Wichtig: den gesunden und kritischen Menschenverstand nicht verlieren, mißtrauisch bleiben gegenüber allen einfachen Parolen, innerlich vorbereitet sein auf das Unerwartete und dann elastisch und konsequent reagieren - alles das auch in der Gewißheit, daß wir sowieso alle sterben müssen.
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"Wann haben Sie das letzte Mal jemanden über Daytrading-Strategien oder den nächsten heißen dot.com-Titel plaudern gehört?"
Wenn ich in ein Mainstream-Board wie wallstreet-online sehe, habe ich schon den Eindruck, dass sich die Teilnehmer primär mit den Stars der letzten Blase beschäftigen. Das war in den 80ern NACH der Gold-Hausse auch nicht anders, als viele noch Goldminen nachhingen. Auch im"Börsen-Fernsehen" nimmt die Berichterstattung über Nokia, Infineon und Konsorten wohl ca. 90 % der Zeit ein, während Gold vielleicht 2 % der Zeit beansprucht. Hier eine Antizyklik contra Gold und pro dot.com konstruieren zu wollen ist lächerlich. Im übrigen: Die Leute plaudern heute auch nicht mehr viel über Tulpenzwiebeln und ich bezweifle dennoch, dass diese vor einer Renaissance stehen.
"Jetzt konzentriert sich das Getuschel wohl eher auf die Frage, was man als Katastrophen-Rückversicherung im Keller bunkern sollte - Gold- oder Silbermünzen? Oder vielleicht ein Sechs-Monats-Vorrat an Tiefkühlkost?"
s.o., es ist nach wie vor eine verschwindende Minderheit, die in diesem engen Markt"herumtuschelt".
"Diese Art zu denken war typisch für die Fünfzigerjahre, als die Angst vor einem Atomkrieg - so hieß damals das Schreckgespenst - eine intensive Nachfrage nach Atombunkern auslöste."
Na, da haben wir es doch, wer so denkt ist von Gestern, um nicht zu sagen von Vorgestern, ein unbelehrbarer Sektierer, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat. Nebenbei: Auch Leute, die in Argentinien USD unter der Matratze hatten, waren von Gestern.
"Die"Paranoia"-Portfolios, die ich allerdings bisher gesehen habe, basieren eher auf Gefühlen und Aberglaube als einer vorsichtigen Denkweise - und genau das stört mich."
Na, das ist doch mal ein deutliches Wort: Wer Gold und Silber kauft ist paranoid, läßt sich von Gefühlen und Aberglauben leiten - einfach nur krank, die Ärmsten. Gute Argumente brauche ich für diese Leute daher sicher nicht, sie verdienen vielmehr unser Mitleid. Dagegen weht auf der anderen Seite mit einer"vorsichtigen Denkweise" geradezu der Geist der Aufklärung.
""Katastrophen-Investitionen" sind ein gefundenes Fressen für Betrüger und die Medien."
Genau, böse Betrüger sind unterwegs, also schön bei der Hausbank sparen, da weiß man wenigstens, wen man unterstützt.
""Ich habe einen kleinen Bestand an überbewerteten Münzen, für die ich nicht annähernd so viel bekommen würde, wie ich vor 30 Jahren dafür bezahlt habe", so einer, der in den siebziger Jahren vorgesorgt hat."
So ist es, diese Art von"Vorsorge" ist doch nun wirklich eine Riesendummheit, verehrtes Publikum. Spricht diese Aussage nun eigentlich gegen Münzen, gegen überbewertete Münzen oder gegen dumme Käufer. Sind Münzen zur Zeit eigentlich überbewertet?
"Während diese Verluste noch überschaubar waren, erinnern sie mich doch daran, dass man mit dieser Investitionsart sehr vorsichtig sein muss. Ein solcher Verlust kann erheblich größer ausfallen, wenn das von Ihnen gewählte"Anlagemedium" an Wert verliert."
Hä? Ok, das haben wir gelernt, es handelt sich nicht um ein Anlagemedium, sondern um ein"Anlagemedium". Ach ja, der Verlust kann erheblich größer ausfallen, wenn es an Wert verliert. Das kann einem - Gott sei's gedankt - mit Aktien nicht passieren.
"Der Goldpreis ist heute kaum mehr als ein Drittel dessen wert, was er zu Spitzenzeiten vor 22 Jahren auf die"Waage" brachte."
Wieviel von Ihrem Spitzenwert bringen denn eigentlich die oben erwähnten dot.coms auf die Waage? Naja, Gold ist also billig und deshalb bloß nicht kaufen. Hä? Richtig, erfolgreiche Investoren kaufen teuer und verkaufen billig, oder so ähnlich.
"Ein von mir willkürlich gewählter Edelmetall-Investmentfonds, der Van Eck International Investors Gold Fund, hat in den vergangenen zehn Jahren einen durchschnittlichen Jahresverlust von 4,5 Prozent erlitten - und das sogar noch nach einem 37-Prozent-Anstieg in den letzten zwölf Monaten (31. Januar)."
Richtig, das wichtige Wort ist WILLKÜRLICH und bezieht sich nicht nur auf die Wahl des Fonds, sondern auch auf die Wahl des Zeitraums. Durch geschickte Auswahl kann ich jede, aber auch wirkich jede Argumentation untermauern. Man kann nur von Glück sagen, dass Technologie-Aktienfonds deutlich besser performt haben. Mir ist nur nicht ganz klar geworden, was uns der kenntnisreiche Autor hier genau sagen will. Was 10 Jahre schlecht war, muß auch weiter schlecht sein? Was 10 Jahre gut war, muß weiter gut sein (vgl. Japan in den 80ern, NASDAQ in den 90ern)? Interessanter ist doch die Frage, ob man mit diesem intellektuellen Dünnpfiff bei der FAZ wirklich Geld verdienen kann. Sollten dort nicht"kluge Köpfe" dahinterstecken?
"Schließlich tat ein Diskussionsteilnehmer das ganze Thema als"reine Zeitverschwendung" ab. Dem muss ich leider zustimmen."
Das Bedauern des Autors ist deutlich zu spüren.
"Der Zusammenbruch der Zivilisation gehört eben wohl zu den Risiken, gegen die man sich nicht sinnvoll absichern kann."
Vielleicht kauft man Gold und Silber nicht ausschließlich für kommende Katastrophen. Es sind doch, wie wir lernen durften, ganz profane Rohstoffe, die jüngst eine hübsche Performance und eine beeindruckende relative Stärke gezeigt haben. Mir scheint, einige Autoren sehen in Gold immer noch etwas anderes als den profanen Rohstoff, oder warum die ganze Aufregung?
Schönen Tag Euch allen.
JLL
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