~ Der kanadische Flugzeugbauer Bombardier will den
deutsch-amerikanischen Automobilkonzern
DaimlerChrysler auf Schadensersatz in Höhe von rund
einer Milliarde Euro verklagen. Bombardier begründete dies am
Donnerstag in einer Pflichtveröffentlichung damit, dass die
Verhandlungen mit DaimlerChrysler über den Wert der
Vermögensgegenstände beim Kauf von Adtranz gescheitert seien.
~ Der Darmstädter Spezialchemie- und Pharmakonzern
Merck hat im vierten Quartal 2001 operativ deutlich
weniger verdient als im Vorjahr und lag mit seinen Zahlen unter
den Prognosen der Analysten. Das operative Ergebnis sei im
Vergleich zum Vorjahr um 39,3 Prozent auf 113,3 Millionen Euro
gesunken, teilte das Unternehmen am Donnerstag vor Börsenbeginn
mit. Analysten hatten zwischen 128,4 Millionen Euro und 306
Millionen Euro erwartet. Nach Fremdanteilen verdiente Merck
indes mit 89,5 Millionen Euro 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr.
Ausblickend hieß es, für 2002 sei nunmehr mit einem
prozentual einstelligen Umsatzwachstum auszugehen. Das operative
Ergebnis werde unter dem Niveau von 2001 liegen.
~ Der am Neuen Markt gelistete Bau- und Architektursoftware-Anbieter Nemetschek ist vor allem wegen hoher Abschreibungen 2001 noch tiefer in die Verlustzone gerutscht als erwartet und rechnet auch für 2002 nicht mit Gewinn.
Nach Abschreibungen auf Firmenwerte von 36 Millionen Euro habe der Jahresfehlbetrag 2001 bei 46 Millionen Euro gelegen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Noch im November hatte Nemetschek mit rund 40 Millionen Euro Verlust gerechnet. Auch der Umsatz von 124 (Vorjahr 126,8) Millionen Euro verfehlte die Erwartungen. Vor Steuern, Zinsen und den Sonderabschreibungen habe der Verlust bei vier Millionen Euro gelegen. Nach einer expansiven Akquisitionspolitik hatte der neue Vorstand Gerhardt Merkel die Werte mehrerer Beteiligungen korrigiert. Mit liquiden Mitteln von 17,4 Millionen Euro stehe das Unternehmen auf gesunden Beinen. Ende September 2001 waren es allerdings noch 23 Millionen Euro.
Für das laufende Jahr erwarte Nemetschek ein ausgeglichenes Ergebnis, hieß es weiter. Trotz der schwachen Baukonjunktur gebe es erste Anzeichen dafür, dass sich die Gesamtsituation Ende des Jahres verbessere. Obwohl im Auslandsgeschäft leichte Zuwächse erwartet würden, rechne Nemetschek im Konzern mit einem weiteren Umsatzrückgang auf 120 Millionen Euro.
~ Der Automobilzulieferer Beru hat in den ersten neun Monaten des abgelaufenen Geschäftsjahres Umsatz und Ergebnis gesteigert. Besonders erfolgreich sei das Geschäftsfeld Elektronik und Sensorik gelaufen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Der Umsatz stieg den Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent auf 213,3 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern habe um 31,1 Prozent auf 29,5 Millionen Euro zugelegt. Im besonders erfolgreichen Geschäftsfeld Elektronik und Sensorik sei der Umsatz um 30,9 Prozent auf 34,3 Millionen Euro angewachsen. Hier sei besonders das Geschäft mit elektronischen Reifendruck-Kontrollsystemen erfolgreich gewesen. Den Angaben zufolge stieg das Ergebnis je Aktie um 13,5 Prozent auf 2,44 Euro.
~ Die Dresdner Bank verhandelt nach Angaben
aus Bankenkreisen mit der Hypovereinsbank (HVB)
darüber, gemeinsam den 40-prozentigen Anteil der Münchener
Mediengruppe Kirch am Axel Springer Verlag zu
erwerben."Es gibt Gespräche mit der HypoVereinsbank. Die
Dresdner Bank möchte das Springer-Paket gemeinsam mit der HVB
von Kirch übernehmen", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am
Mittwoch aus den Kreisen. Noch sei allerdings völlig offen, ob
die zum Allianz-Konzern gehörende Dresdner Bank auch zum Zug
kommen werde."Mit einer Entscheidung ist frühestens in den
nächsten Tagen zu rechnen." Die HVB gilt bislang als
aussichtsreichster Interessent für den 40-prozentigen Anteil
Kirchs an Springer.
~ Die Gläubigerbanken von Kirch wollen nach einem
Vorab-Bericht der"Financial Times Deutschland" bis Samstag eine
Entscheidung über die Zukunft der Gruppe erreichen.
~ Die Lufthansa hat nach einem Bericht der
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" vor einer Einstellung des
Flugbetriebs gewarnt, falls keine Ersatzregelung für die in
sieben Wochen auslaufende Staatsgarantie für die Folgen von
Terroranschlägen getroffen wird.
~ Finanzminister Eichel hat Spekulationen zurückgewiesen, er
wolle den der EU versprochenen Defizitabbau über Steuererhöhungen
finanzieren. Damit wies er Anschuldigungen des
Unions-Kanzlerkandidaten Stoiber zurück.
~ Der deutsche Einzelhandel hat 2001 vor allem wegen eines enttäuschenden Weihnachtsgeschäfts überraschend weniger verkauft als im Jahr zuvor. Unter Berücksichtigung der Inflation gingen die Einzelhandelsumsätze im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent zurück - der erste Rückgang seit 1998.
"Das Weihnachtsgeschäft brachte im Jahr 2001 nicht den erhofften Schub", teilte das Statistikamt am Donnerstag in Wiesbaden mit. Die Zurückhaltung der Verbraucher schlug sich deutlich in den Dezember-Umsätzen nieder, die im Vergleich zum November kalender- und saisonbereinigt um real 3,4 Prozent zurückgingen, nachdem sie im November noch um 2,2 Prozent gestiegen waren. Analysten hatten für Dezember mit einem Plus von 1,4 Prozent zum Vorjahresmonat gerechnet. Mitte Januar hatte das Bundesamt für 2001 noch einen realen Umsatzanstieg von 0,5 Prozent prognostiziert.
Analysten befürchten nun, dass der Einzelhandel mit so schwachen Umsätzen nicht zur wirtschaftlichen Erholung beitragen kann."Man muss sich Sorgen machen, dass die Umsätze auch im Januar nicht gestiegen sind - im Gegenteil, viele Branchen haben bereits gesagt, dass es schlechter als im Dezember gelaufen ist", sagte Rainer Guntermann von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Viele Verbraucher hätten sich nach der Euro-Einführung beim Einkaufen etwas vorsichtiger verhalten. Zudem mache sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit bemerkbar."Die Arbeitslosigkeit wird für viele Monate ein Ballast sein - nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Euro-Zone", sagte Guntermann.
Zum Vorjahr betrug das Minus im Dezember sogar 4,1 (November revidiert plus 1,2) Prozent. Nominal - also ohne Abzug der Preissteigerung - nahmen die Umsätze im Dezember den Angaben zufolge zum Vormonat um 3,1 (revidiert plus 2,1) Prozent und zum Vorjahresmonat um 2,9 Prozent ab. Im Gesamtjahr 2001 stiegen die Umsätze dagegen nominal um 1,6 Prozent.
~ Poole (nichtstimmberechtigtes FOMC-Mitglied): Die US-Wirtschaft
scheint ihren Boden gefunden zu haben. Ein starker
Aufschwung sei derzeit aber noch unwahrscheinlich. Es
gebe noch keinen Inflationsdruck, die Geldpolitik aus 2001
sei aber zweifellos sehr expansiv.
~ Präsident Bush will sich -ungeachtet der Vorbehalte der europäischen
Verbündeten- alle Möglichkeiten gegen den Irak offen
halten.
~ Japans Finanzminister Shiokawa wiederholt, dass die Entwicklung
der Wechselkurse alleine dem Markt überlassen bleiben sollte.
Es gebe keine Pläne, die Deflation mit Mitteln der Währungspolitik
zu bekämpfen.
~ LDP-Generalsekretär Aso hält es für „absolut nicht wünschenswert“,
wenn sich der Yen langfristig abschwächen
würde. Eine schwache Währung würde sowohl dem Aktienmarkt
als auch dem Rentenmarkt und den Banken schaden.
~ Yanagisawa (Finanzaufsichtsbehörde FSA) bestätigt, dass es
ab Freitag zu offiziellen Stützungskäufen am Aktienmarkt
kommen wird.
~ Schwedens Premierminister Persson bekräftigt die Beitrittspläne Schwedens.
Der Kompromiss um den „Blauen Brief“ der EU-Kommission
habe sein Vertrauen in die EWU nicht gefährdet.
~ Der Wechselkurs des venezolanischen Bolivar ist überraschend
freigegeben worden. Vor dem Hintergrund politischer
Turbulenzen, massiver Kapitalflucht und sinkender Einnahmen
aus dem Ã-lexport hat Präsident Chavez die Aufgabe des
seit 1996 bestehenden Wechselkursbandes angekündigt. Der
Bolivar schloss um 19% niedriger bei 980,50 VEB je USD.
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Japan vor der Pleite
Aus: Financial Times Deutschland, 14.2.2002.
„Wie kann es sein, dass das reichste Land der Welt am Rande des finanziellen Zusammenbruchs steht? In Japan wanken die Banken. Jede Pleite eines Industrie- oder Handelsunternehmens kann Gläubigerbanken in den Strudel reißen und eine nicht mehr kontrollierbare Kettenreaktion im gesamten Finanzsektor auslösen. Dann wäre die Jagd nach Liquidität eröffnet - und Kredit nicht mehr zu haben.
Eine solche Finanzimplosion des Inselreiches wäre für Außenstehende wenig vergnüglich. Die Welt mag den Zusammenbruch des großen Schuldners Argentinien ertragen. Wenn der größte Gläubiger zusammenbricht, wird das die Zinsen in Amerika und Europa nach oben schießen lassen, die Aktienmärkte in die Knie zwingen und die erhoffte Erholung der Weltkonjunktur zunichte machen.
In der Analyse, wie es zur japanischen Misere kam, sind sich Volkswirte unterschiedlichster Provenienz einig. Die Hyperblase am Aktien- und Immobilienmarkt bis 1989 hat einen Schein von Werthaltigkeit dieser Assets erzeugt und damit eine gigantische Verschuldung von Unternehmen und Banken ermöglicht. Als die Marktwerte auf Normalmaß gestutzt waren, blieben die Schulden übrig. Sie so schnell abzuschreiben, wie ihre Bedienung fragwürdig wurde, hätte Anfang der 90er Jahre die Realwirtschaft Japans ins Mark getroffen. Dem Staat blieb nichts anderes übrig, als Steuer- und vom Bond-Markt geborgte Gelder nachzuschießen. Die Krise Japans wurde so gemildert, aber auch verlängert.
Rentier-Ã-konomie
Zudem blieb Japan dank hoher Leistungsbilanzüberschüsse größter Kapitalexporteur der Welt. Der Kapitalexport droht Japan in den Dauerzustand einer Rentier-Ã-konomie zu versetzen. Was im Inland an Geld entsteht, wird dank der dauerhaft hohen Sparquote der Privathaushalte und der Unlust der Unternehmen, im Inland zu investieren, in ausländische Wertpapiermärkte geschaufelt. Die noch erfolgreichen Industrieunternehmen wie Toyota, Canon oder Sony errichten ihre Werkbänke im Ausland und häufen zudem, ebenso wie die unwilligen Konsumenten, liquide Mittel an. Das Land entindustrialisiert sich.
Diese Entindustrialisierung ist die reale Seite dessen, was ansonsten die Deflation genannt wird. Umgekehrt kann man die Deflation nicht nur mit den Mitteln der Geldpolitik bekämpfen. Die Aufforderung an die Notenbank, ein - positives - Inflationsziel bekannt zu geben und es auch durchzusetzen, ist leicht erhoben. Dennoch gilt auch in Japan, dass eine Zentralbank Inflation und Wachstum zwar bremsen, aber genauso wenig anschieben kann, wie man mit einem Strick einen Wagen anzuschieben vermag.
Auch das zu Nullzinsen angebotene Zentralbankgeld wird verschmäht. Und wer es haben will, legt es im Ausland an, wo es wenigstens Zinsen bringt - und das bei einem als geringer erachteten Risiko.
Unter diesen Umständen ist es keine gute Idee, den Yen abzuwerten. Damit soll - so die modische Theorie - wenigstens die Exportwirtschaft Japans zu alter Größe getrimmt werden. Nur macht diese Kur auch die chronische Krankheit schlimmer, denn ein schwächer werdender Yen regt den Kapitalexport weiter an. Das lohnende Spiel, sich in Yen zu niedrigen Zinsen zu verschulden, um höher verzinsliche Dollar- oder Euro-Werte zu kaufen, würde noch beliebter. Zum Gewinn aus der Zinsdifferenz käme der Währungsgewinn.
Steigender Goldpreis
Der steigende Goldpreis zeigt, dass die Bankenkrise im Volk wahrgenommen wird. Die Regierung Koizumi wird zum 1. April die Einlagensicherung der Banken auf 10 Mio. Yen begrenzen. Offensichtlich glauben nicht alle Japaner, dass es bei diesem Angriff auf ihr Erspartes bleibt. Die Skeptiker warten den Zusammenbruch ihrer Bank gar nicht erst ab und tauschen Guthaben in physisches Gold.
Die Begrenzung der Einlagensicherung ergibt dann Sinn, wenn die Regierung gleichzeitig plant, tatsächlich einige Banken über die Klinge springen zu lassen. Am Ende dieses Fiskaljahres, am 31. März, müssen die Banken ihre Forderungen nach Marktwerten bilanzieren. Da der Tokioter Aktienindex Nikkei inzwischen auf unter 10.000 Yen gefallen ist, werden vermutlich erhebliche Abschreibungen fällig. Das Ende nicht weniger Finanzinstitute wäre damit vorgezeichnet. (...)“
„Enron bot 500.000 Dollar für Einfluss auf Buchhaltungsregeln
Im Zusammenhang mit dem Enron-Skandal haben die Ermittler in den USA neues belastendes Material gegen den bankrotten Energiekonzern entdeckt. Demnach versuchten Enron-Manager im vorigen Jahr, sich mit einer Spende von 500.000 $ Einfluss auf die Reform der internationalen Buchhaltungsregeln zu erkaufen.
Die Ermittler des US-Kongresses entdeckten eine E-Mail vom Februar 2001. Darin fragte Enrons Chefbuchhalter Richard Causey bei den Wirtschaftsprüfern von Andersen an, ob eine Spende dem Unternehmen Einfluss auf Entscheidungen des privat finanzierten International Accounting Standard Board (IASB) ermöglichen würde. Den Untersuchungen zufolge hatte der ehemalige US-Notenbankchef und aktuelle IASB-Vorstand Paul Volcker vorher persönlich in einem Telefonat den damaligen Enron-Chef Kenneth Lay um eine solche Spende gebeten. Enron habe dann den Wunsch um Einflussnahme auf die Mitarbeiter der in London ansässigen Organisation geäußert.
Die Summe sollte den Informationen zufolge in Beträgen von jeweils 100.000 $ über den Zeitraum von fünf Jahren bezahlt werden. Unklar blieb zunächst, ob tatsächlich Geld floss und ob Enron Mitsprache erwarb. (...)
Aus: Financial Times Deutschland, 14.2.2002.
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