ins Deutsche übersetzt:
<h2>US-Spuren diesseits und jenseits Kamboschas</h2>
von Rick Mercier
Dies kam gerade über den Ticker:"Der Präsident und sein Staatssekretär geben Diktator Grünes Licht zum Völkermord. USA versorgen Tyrannen mit Waffen; diplomatischer Vorwand zur Durchführung des Blutbads benötigt."
IN WIRKLICKEIT ist DIES eine alte Geschichte, eine in der die USA Indonesiens Suharto in der Invasion Ost-Timors unterstüzten und seinem Militär die Mittel zusicherten zur Ermordung von 200 000 Menschen - mehr als einem Viertel der Bevölkerung der ehemaligen portugiesischen Kolonie.
Es ist eine Geschichte, die es verdient ist, wieder aufgerollt zu werden, weil erst kürzlich die Rolle der US-Regierung in diesem furchtbaren Abschnitt der Geschichte Ost-Timors aufgedeckt wurde, aber auch weil sie als Warnung für unsere jetzige krisengeschüttelte Zeit gilt.
Dem von der George Washington Universität verwalteten Archiv der Nationalen Sicherheit wurde ein deklassifiziertes Dokument übergeben, das beweist, daß der damalige Präsident Gerald Ford und sein Staatssekretär Henry Kissinger Suharto Grünes Licht gaben, in Ost-Timor einzumarschieren, was der Diktator dann auch sofort nach Abreise seiner wichtigen Gäste tat.
Das Dokument ist eine wörtliches Abschrift einer Konversation, die Suharto am 6.12.1975 mit Henry Kissinger führte. Hierbei brachte der indonesische Despot das Thema Ost-Timor zur Sprache und bat die US-Regierung um Verständnis für die Notwendigkeit kurzfristiger und drastischer Maßnahmen.
Fort zeigte Verständnis für sein Anliegen und sicherte ihm zu, sich in diese Angelegenheit nicht einzumischen.
Der umsichtige Kissinger bemerkte:"Sie verstehen, daß der Gebrauch von US-Waffen Probleme bereiten könnte." Er fügte hinzu:"Es ist wichtig, daß - was immer Sie vorhaben - schnell durchgezogen wird. Wir können die Reaktion Amerikas auf diese Operation nur dann beeinflussen, wenn Sie nach unserer Ankunft [in Washington] beginnt. So ist das Risiko geringer, daß das Thema von den Medien falsch aufgegriffen wird."
Anschließend stellte der Staatssekretär sicher, daß Suharto den zeitlichen Rahmen genau verstand:"Der Präsident wird am Montag um 14:00 indonesischer Zeit zurückgekehrt sein. Wir verstehen Ihr Problem und die Notwendigkeit, schnell zu agieren, aber ich sage nur, daß es besser wäre, wenn Sie bis zu unserer Rückkehr warten würden."
Während die Medien Ost-Timor in den 70er und 80er Jahren geflissentlich ignorierten (könnte bitte irgend ein Rechter von Ihnen erklären, warum unsere angeblich so links orientierten Medien diesem Morden fast keine Aufmerksamkeit widmeten?), versorgte Washington das indonesische Militär mit fast allen Waffen, die für die Durchführung ihrer barbarischen Mission im Lande benötigt wurden. Mit US-Waffen töteten indonesische Truppen zehntausende von Ost-Timoresen in den ersten Monaten nach der Invasion. In den späten 70ern und frühen 80ern verwendete Indonesien US-Militärflugzeuge sowie Napalm, um Ost-Timors landwirtschaftliche Basis zu zerstören und Zivilisten in Lager zu zwängen, wo Tausende an Hunger und Krankheit umkamen.
Unterdessen unterrichteten US-Spezialkräfte und andere Militäreinheiten ihre indonesischen Kollegen in allem Operationen - von Nahkampf bis hin zur psychologischen Kriegsführung. Die Paramilitärs, die das Chaos verursachten, nachdem 1999 die Ost-Timoresen sich mit überwältigender Mehrheit für ihre Unabhängigkeit aussprachen, arbeiteten Berichten zufolge eng mit indonesischen Geheimdiensteinheiten zusammen, die von US Green Berets unterwiesen worden waren.
Hätten Ford und Kissinger damals Suharto von seinem Plan, Ost-Timor zu besetzen, abgehalten und hätten die USA Indonesien nicht mit Waffen versorgt und Ruhe in den Medien zugesichert, hätten sie den Ost-Timoresen diesen sich über ein Viertel-Jahrhundert erstreckenden Alptraum erspart.
Deswegen sollte die US-Regierung sich bei der Bevölkerung Ost-Timors für ihre Komplizenschaft im indonesischen Staatsterrorismus entschuldigen. Und sobald Ost-Timor im Mai die Staatshoheit erhält, sollte Washington den Einwohnern helfen, ein friedliches und wohlhabendes Land zu errichten.
Die aktuellen Ereignisse machen es notwendig, daß die Amerikaner sich der Rolle ihrer Regierung bewußt werden, als Ost-Timor in ein weiteres"Killing Fields" in Südostasien verwandelt wurde. Die Gewalt in Ost-Timor erinnert uns daran, daß während des Kalten Krieges Washington nicht nur bereit war wegzusehen, wenn befreundete Regime weitflächige Menschenrechtsverletzungen begingen, sondern daß sie in einigen Fällen des Staatsterrorismus sogar selber verwickelt waren.
Heute, wo Patriotismus gepredigt und die Bush-Administration eine Comic-ähnliche Weltsicht angenommen hat, ist es nicht schwer sich vorzustellen, daß Washington wieder einige seiner"Anti-Terror"-Verbündeten (wie z.B. Russland, China und - wieder mal - Indonesion) sowohl geistig wie materiell dabei unterstüzt, ihren eigenen Terror zu entfachen.
Die Amerikaner müssen sicherzustellen, daß der neue Krieg nicht als Vorwand für neue Ost-Timors mißbraucht wird.
Quelle
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