Popeye
23.02.2002, 10:56 |
Hallo, @dottore, doch noch mal eine Frage.... Thread gesperrt |
Annahmen:
Schuldgeldsystem
Alle Gewinnmargen der Unternehmer sind (durch Wettbewerb) egalisiert.
Offene Volkswirtschaft
Ein genialer Unternehmer-Biologe klont die eierlegende Woll-milch-sau und realisiert damit vorübergehende Gewinnmargen, die deutlich über den egalisierten Gewinnmargen der anderen Unternehmer liegt.
Frage: würde im Modell des Debitismus dieser vorübergehende"Übergewinn" auch durch Kredit finanziert werden müssen?
Danke & Gruß
Popeye
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dottore
23.02.2002, 11:38
@ Popeye
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Re: Hallo, @dottore, doch noch mal eine Frage.... |
>Annahmen:
>Schuldgeldsystem
>Alle Gewinnmargen der Unternehmer sind (durch Wettbewerb) egalisiert.
>Offene Volkswirtschaft
>Ein genialer Unternehmer-Biologe klont die eierlegende Woll-milch-sau und realisiert damit vorübergehende Gewinnmargen, die deutlich über den egalisierten Gewinnmargen der anderen Unternehmer liegt.
Er kalkuliert den Gewinn zunächst, sagen wir als 100. Das Realisieren des Gewinns ist jetzt das Problem.
Als Nachfrage nach den Produkten seiner Wollmilchsau sind nur die Kosten 1000 (= Auszahlung des Unternehmers) vorhanden, die beim Klonen der Wollmilchsau entstanden sind (= Einzahlungen 1000 bei der Klon-Truppe plus Klon-Material usw.). Woher also die 100?
>Frage: würde im Modell des Debitismus dieser vorübergehende"Übergewinn" auch durch Kredit finanziert werden müssen?
Ja, sonst könnten die Käufer der Wollmilchsau-Produkte die Produkte nur mit ihren Einzahlungen, die der Unternehmer als Auszahlungen hatte (1000) kaufen und die 100 Gewinn, der der Unternehmer erträumt, kann der nicht realisieren. Dazu muss sich jemand (einer oder viele) in Höhe von 100 verschulden.
Es sei denn, die 100 werden als Nachfrage von den übrigen Unternehmen abgezweigt, so dass deren Umsätze (und Gewinne) sich um z.B. jeweils 0,01 senken (es sind ja viele andere da, so dass sie es verschmerzen würden). Üblicherweise sinken ja zunächst die realisierten Gewinnmargen bei der Konkurrenz, wenn ein neuer Konkurrent erscheint.
Oder der Produzent der neuen Produkte lässt sich zusätzlich erstellte Waren der anderen diese Waren als seinen Gewinn aushändigen (wäre dann Warentausch: Wollmilchsauprodukt gegen andere Produkte). Damit wäre das"Monetäre" ausgeblendet.
Oder er tauscht Wollmilchsau-Produkte (in denen jeweils der Gewinn einkalkuliert ist, anteilig) in Höhe von 100 (sein Gewinn) z.B. in ein Grundstück oder andere bereits existente Sachen oder Waren. Auch dann ist das Monetäre ausgeblendet und keinerlei Neuverschuldung findet Statt.
Besteht er auf Zahlung in"Moneten", müssen diese - vorausgesetzt alles andere bleibt bei allen anderen Unternehmen monetär gleich - in Form von zusätzlichem monetärem Kredit erscheinen.
Anschreiben lassen könnte der Unternehmer auch. Dann verkauft er die Summa 1100, die er erwartet zum Teil auf Kredit. Er ist dann Verkäufer und zugleich Kreditgeber. Gibt er nur die 100 als Kredit (die 1000 sind ja monetär vorhanden und kehren zu ihm zurück), dann kann er den Kredit unverzinslich geben (siehe Autoverkäufe heute zu 0 % Finanzierung) oder verzinslich, so dass die Käufer irgendwann an ihn mehr als die 100 bezahlen müssen (Regelfall). Wieder monetäres Phänomen.
Schönen Gruß
d.
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Popeye
23.02.2002, 13:07
@ dottore
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Re: Hallo, @dottore, doch noch mal eine Frage.... |
>>Annahmen:
>>Schuldgeldsystem
>>Alle Gewinnmargen der Unternehmer sind (durch Wettbewerb) egalisiert.
>>Offene Volkswirtschaft
>>Ein genialer Unternehmer-Biologe klont die eierlegende Woll-milch-sau und realisiert damit vorübergehende Gewinnmargen, die deutlich über den egalisierten Gewinnmargen der anderen Unternehmer liegt.
>Er kalkuliert den Gewinn zunächst, sagen wir als 100. Das Realisieren des Gewinns ist jetzt das Problem.
>Als Nachfrage nach den Produkten seiner Wollmilchsau sind nur die Kosten 1000 (= Auszahlung des Unternehmers) vorhanden, die beim Klonen der Wollmilchsau entstanden sind (= Einzahlungen 1000 bei der Klon-Truppe plus Klon-Material usw.). Woher also die 100?
>>Frage: würde im Modell des Debitismus dieser vorübergehende"Übergewinn" auch durch Kredit finanziert werden müssen?
>Ja, sonst könnten die Käufer der Wollmilchsau-Produkte die Produkte nur mit ihren Einzahlungen, die der Unternehmer als Auszahlungen hatte (1000) kaufen und die 100 Gewinn, der der Unternehmer erträumt, kann der nicht realisieren. Dazu muss sich jemand (einer oder viele) in Höhe von 100 verschulden.
>Es sei denn, die 100 werden als Nachfrage von den übrigen Unternehmen abgezweigt, so dass deren Umsätze (und Gewinne) sich um z.B. jeweils 0,01 senken (es sind ja viele andere da, so dass sie es verschmerzen würden). Üblicherweise sinken ja zunächst die realisierten Gewinnmargen bei der Konkurrenz, wenn ein neuer Konkurrent erscheint.
>Oder der Produzent der neuen Produkte lässt sich zusätzlich erstellte Waren der anderen diese Waren als seinen Gewinn aushändigen (wäre dann Warentausch: Wollmilchsauprodukt gegen andere Produkte). Damit wäre das"Monetäre" ausgeblendet.
>Oder er tauscht Wollmilchsau-Produkte (in denen jeweils der Gewinn einkalkuliert ist, anteilig) in Höhe von 100 (sein Gewinn) z.B. in ein Grundstück oder andere bereits existente Sachen oder Waren. Auch dann ist das Monetäre ausgeblendet und keinerlei Neuverschuldung findet Statt.
>Besteht er auf Zahlung in"Moneten", müssen diese - vorausgesetzt alles andere bleibt bei allen anderen Unternehmen monetär gleich - in Form von zusätzlichem monetärem Kredit erscheinen.
>Anschreiben lassen könnte der Unternehmer auch. Dann verkauft er die Summa 1100, die er erwartet zum Teil auf Kredit. Er ist dann Verkäufer und zugleich Kreditgeber. Gibt er nur die 100 als Kredit (die 1000 sind ja monetär vorhanden und kehren zu ihm zurück), dann kann er den Kredit unverzinslich geben (siehe Autoverkäufe heute zu 0 % Finanzierung) oder verzinslich, so dass die Käufer irgendwann an ihn mehr als die 100 bezahlen müssen (Regelfall). Wieder monetäres Phänomen.
>Schönen Gruß
>d.
Hallo, dottore, dann beginne ich zu verstehen! Danke!
Als Dank noch einen link zu dem Thema"Origin of Interest".
Grüße
Popeye
<ul> ~ http://ccdev.lets.net/materials/reconstructing.html</ul>
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Popeye
23.02.2002, 13:31
@ Popeye
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Re: Hallo, @dottore, eine letzte Frage (hoffentlich!) |
>>>Annahmen:
>>>Schuldgeldsystem
>>>Alle Gewinnmargen der Unternehmer sind (durch Wettbewerb) egalisiert.
>>>Offene Volkswirtschaft
>>>Ein genialer Unternehmer-Biologe klont die eierlegende Woll-milch-sau und realisiert damit vorübergehende Gewinnmargen, die deutlich über den egalisierten Gewinnmargen der anderen Unternehmer liegt.
>>Er kalkuliert den Gewinn zunächst, sagen wir als 100. Das Realisieren des Gewinns ist jetzt das Problem.
>>Als Nachfrage nach den Produkten seiner Wollmilchsau sind nur die Kosten 1000 (= Auszahlung des Unternehmers) vorhanden, die beim Klonen der Wollmilchsau entstanden sind (= Einzahlungen 1000 bei der Klon-Truppe plus Klon-Material usw.). Woher also die 100?
>>>Frage: würde im Modell des Debitismus dieser vorübergehende"Übergewinn" auch durch Kredit finanziert werden müssen?
>>Ja, sonst könnten die Käufer der Wollmilchsau-Produkte die Produkte nur mit ihren Einzahlungen, die der Unternehmer als Auszahlungen hatte (1000) kaufen und die 100 Gewinn, der der Unternehmer erträumt, kann der nicht realisieren. Dazu muss sich jemand (einer oder viele) in Höhe von 100 verschulden.
>>Es sei denn, die 100 werden als Nachfrage von den übrigen Unternehmen abgezweigt, so dass deren Umsätze (und Gewinne) sich um z.B. jeweils 0,01 senken (es sind ja viele andere da, so dass sie es verschmerzen würden). Üblicherweise sinken ja zunächst die realisierten Gewinnmargen bei der Konkurrenz, wenn ein neuer Konkurrent erscheint.
>>Oder der Produzent der neuen Produkte lässt sich zusätzlich erstellte Waren der anderen diese Waren als seinen Gewinn aushändigen (wäre dann Warentausch: Wollmilchsauprodukt gegen andere Produkte). Damit wäre das"Monetäre" ausgeblendet.
>>Oder er tauscht Wollmilchsau-Produkte (in denen jeweils der Gewinn einkalkuliert ist, anteilig) in Höhe von 100 (sein Gewinn) z.B. in ein Grundstück oder andere bereits existente Sachen oder Waren. Auch dann ist das Monetäre ausgeblendet und keinerlei Neuverschuldung findet Statt.
>>Besteht er auf Zahlung in"Moneten", müssen diese - vorausgesetzt alles andere bleibt bei allen anderen Unternehmen monetär gleich - in Form von zusätzlichem monetärem Kredit erscheinen.
>>Anschreiben lassen könnte der Unternehmer auch. Dann verkauft er die Summa 1100, die er erwartet zum Teil auf Kredit. Er ist dann Verkäufer und zugleich Kreditgeber. Gibt er nur die 100 als Kredit (die 1000 sind ja monetär vorhanden und kehren zu ihm zurück), dann kann er den Kredit unverzinslich geben (siehe Autoverkäufe heute zu 0 % Finanzierung) oder verzinslich, so dass die Käufer irgendwann an ihn mehr als die 100 bezahlen müssen (Regelfall). Wieder monetäres Phänomen.
>>Schönen Gruß
>>d. >
>Hallo, dottore, dann beginne ich zu verstehen! Danke!
>Als Dank noch einen link zu dem Thema"Origin of Interest".
>Grüße
>Popeye
bitte, zum letzten Mal:
Im Beispiel bleibend, ist folgender Satz richtig?
Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
Danke & Grüsse
Popeye
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R.Deutsch
23.02.2002, 14:55
@ Popeye
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Re: Scheinproblem? |
Popeye schreibt:
Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
Gruß
R.Deutsch
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JüKü
23.02.2002, 14:58
@ R.Deutsch
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Re: Scheinproblem? |
>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>Gruß
>R.Deutsch
Sicher, aber dann macht der Anbieter keinen Gewinn oder gar Verlust und kann evtl. Zinsen und Tilgung nicht zahlen.
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Popeye
23.02.2002, 15:11
@ R.Deutsch
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@R.Deutsch & @JÜKÜ Re: Scheinproblem? |
>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>Gruß
>R.Deutsch
Bitte,bitte jetzt keine zusätzlichen Annahmen in das Modell tragen. Die Finanzierungsquelle der zusätzlichen Verschuldung soll jetzt noch keine Rolle spielen, sonst schillert es in meinem alten Kopf wieder. Ich muß dies Modell Schritt für Schritt in meinem demenzgeschwächten Kopf aufbauen! Danke, für Eure Rücksicht!
Grüße
Popeye
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R.Deutsch
23.02.2002, 15:55
@ JüKü
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Re: Scheinproblem? |
>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>>Gruß
>>R.Deutsch
>Sicher, aber dann macht der Anbieter keinen Gewinn oder gar Verlust und kann evtl. Zinsen und Tilgung nicht zahlen.
Wieso kein Gewinn? Kosten fallen doch auch! Tschuldigung Popeye
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JüKü
23.02.2002, 16:00
@ R.Deutsch
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Re: Scheinproblem? |
>>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>>>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>>>Gruß
>>>R.Deutsch
>>Sicher, aber dann macht der Anbieter keinen Gewinn oder gar Verlust und kann evtl. Zinsen und Tilgung nicht zahlen.
>Wieso kein Gewinn? Kosten fallen doch auch! Tschuldigung Popeye
Nee, nee, das mag zwar für die nächste Runde gelten, aber in der vorigen sind die Kosten ja noch in alter Höhe angefallen. Du schriebst ja "es können ja die Preise sinken" und nicht "die Preise könnten ja gesunken sein" - was auch für diesen Erklärungszweck nichts bringen würde.
Sorry Popeye ;-)
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Popeye
23.02.2002, 16:13
@ JüKü
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Re: Scheinproblem? Nicht nett ;-) |
>>>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>>>>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>>>>Gruß
>>>>R.Deutsch
>>>Sicher, aber dann macht der Anbieter keinen Gewinn oder gar Verlust und kann evtl. Zinsen und Tilgung nicht zahlen.
>>Wieso kein Gewinn? Kosten fallen doch auch! Tschuldigung Popeye
>Nee, nee, das mag zwar für die nächste Runde gelten, aber in der vorigen sind die Kosten ja noch in alter Höhe angefallen. Du schriebst ja "es können ja die Preise sinken" und nicht "die Preise könnten ja gesunken sein" - was auch für diesen Erklärungszweck nichts bringen würde.
>Sorry Popeye ;-)
Nein, das ist nicht nett von Euch beiden, Ihr wollt mich nur wieder verwirren.
Denn, wenn die Gewinnmargen alle egalisiert sind, bevor bevor unser Unternehmer-Biologe auftaucht, dann können die Preise nicht weiter sinken ohne, dass die Grenzanbieter ausscheiden, und dann haben wir wieder einen Rattenschwanz von anderen realen und monetären Problemen in der Realität und in meinem Kopf. Also bitte unterhaltet Euch über etwas anders bis dottore sich zu meiner Frage geäußert hat. ;-)
Grüße Popeye
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dottore
23.02.2002, 16:28
@ Popeye
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Re: Es ist das alte, unlösbare Problem, das in dem Link... |
... der einen vorzüglichen Artikel enthält, einen der besten zum Thema Zinsentstehung überhaupt, dargestellt wird:
- In räumlich und zeitlich zirkulären Gesellschaften ("Inseln") sind zinsbewehrte Kontrakte nicht vonnöten. Die zahllosen kleinen"Stadtstaaten" im frühen Vorderen Orient. Das ist ja die auch Grundlage des LETS-Systems. Ich verlange von meinem Nachbarn auch keinen Zins dafür, dass ich ihm eine Woche lang mein Auto leihe. Ab einem Jahr sähe es schon anders aus, vermutlich.
- Da wir aber inzwischen"globalisiert" sind und überdies"linear" denken und obendrein auch noch"individualistisch" und nicht mehr in"sozialer", also"gruppierter" Form, lässt sich diese weltweite"Verfremdung" nicht anderes"abwickeln" als durch Zinssysteme.
Je mehr Menschen existieren, desto"unbekannter" werden sie sich untereinander. Einem Alessandro in Mexiko, den ich kenne, werde ich sogar 10.000 $ zinsfrei leihen, einem mir völlig unbekannten Jorge aber nicht.
Daher auch die Sehnsucht nach einer"Weltgemeinschaft" und die Vorstellung, man könne die Folgen der Globalisierung (die ja letztlich nichts anderes heißt, als jemand zu kreditieren, der räumlich und demnach auch zeitlich ganz weit weg ist, weshalb sich Zinsphänomene automatisch einstellen) durch ein System der"clean slates" erledigen ("novae tabulae", siehe Catilina, Klartext: Schuldenstreichung, definitiv und ein für alle Mal, bis durch zum letzten Sparer).
Das kann man selbstverständlich machen. Aber es geht nur ein Mal! Denn danach zerfällt die"Weltgemeinschaft" in just wieder jene kleinen lokalen Einheiten, wie in dem Link-Beitrag anhand der frühen Kulturen dargestellt. Daher auch das berühmte Phänomen der (erlaubten) Zinsnahme,"Fremden" gegenüber (Moses usw.).
Soziale Stabilisierung plus Globalisierung kann es aber nicht geben. Soziale Stabilisierung heißt dann totale Re-Lokalisierung aller wirtschaftlichen Aktivitäten, einschließlich des jeweils als"Geld" umlaufenden Zeugs.
Die einzelnen"Inseln" können auch in keiner Weise mehr in Beziehung zueinander mehr treten, da dies wieder Distanzüberbrückungsprobleme schafft, damit Distanzkosten (Zinsen) und damit wieder den Wunsch, diese zu"sparen", indem man"größere Wirtschaftsräume" schafft.
Ich will dazu ein wichtigstes Beispiel nehmen. Noch in der Neuzeit gab es solche lokalen Ã-konomien in Massen, also z.B. Städte (noch dazu als"freie" Städte). Sie hatten ihr eigenes Geld (gemünzt) und das Geld anderer Städte wurde zwar angenommen, aber zu einem Disagio (zum Nominal = Zins). Ich habe viele solcher"Wechselbücher" gesammelt und eins davon hatte ich auch in Friedrichroda ausgestellt, wo das Lübecker Geld selbst in Hamburg schon nur mit einem (Zins)abschlag genommen wurde.
Auch das älteste gedruckte Buch zum Thema"Wirtschaft" (Chiarini 1483) enthält als erstes einen"Wechselkurs" zwischen Florenz und Siena (5 Prozent!), der den Wegekosten entsprochen hatte (Distanzüberbrückungskosten), und entsprechend eben der"Zins" dafür war, dass Waren aus Siena in Florenz und umgekehrt solche aus Florenz in Siena nicht gleichzeitig erscheinen konnten.
Gruß
d.
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dottore
23.02.2002, 16:40
@ Popeye
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Re: Hallo, @dottore, eine letzte Frage (hoffentlich!) |
>bitte, zum letzten Mal:
>Im Beispiel bleibend, ist folgender Satz richtig?
>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
Die kalkulierten Zinsen (müssen ja in jedem Fall in die Kalkulation eingehen) und Gewinne (auf die verzichtet werden kann, da kein Gewinnzahlungszwang!).
Dann auch nur zur Räumung dieses entsprechend vorfinanzierten Angebots, das seinerseits für sich allein betrachtet werden muss (also nicht per Räumung unter Zuhilfenahme aus anderen Produktionen, d.h. deren Vorfinanzierung).
Und natürlich ohne Räumung via Tausch, d.h. Gegenleistung in Form von bereits bis zum Räumungszeitpunkt existenten Waren (Sachen) oder geleisteten Diensten. Der Gewinn vor allem kann"ertauscht" werden, der Zins muss, sofern monetär und nicht in Form von Waren- oder Dienst-Leistungsbeschleunigung erbracht, dann monetär abgewickelt werden.
Gruß
d.
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dottore
23.02.2002, 16:44
@ R.Deutsch
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Re: Scheinproblem? |
>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
Nein, das schon gar nicht.
Vorfinanzierung = 1000. Zins = 100, Gewinn = 100. Erwarteter Umsatz bei Markträumung = 1200. Kommen nur 1100 (wg. Preissenkung) ist zunächst der Gewinn weg. Kommen nur 1000 (noch mehr Preissenkung), kommt die Bank, die vorfinanziert hatte.
Gruß
d.
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dottore
23.02.2002, 16:47
@ R.Deutsch
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Re: Scheinproblem? |
>>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>>>Es können genauso gut die Preise sinken - dann braucht es keine Zusatzverschuldung.
>>>Gruß
>>>R.Deutsch
>>Sicher, aber dann macht der Anbieter keinen Gewinn oder gar Verlust und kann evtl. Zinsen und Tilgung nicht zahlen.
>Wieso kein Gewinn? Kosten fallen doch auch! Tschuldigung Popeye
Nein. Kosten sind doch schon entstanden und ausgezahlt. Kosten können nicht nachträglich sinken. Später entstehende, dann zu zahlende Kosten können das. Die berühmte Produktivitätssteigerung.
Gruß
d.
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JüKü
23.02.2002, 16:47
@ dottore
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Re: Hallo, @dottore, eine letzte Frage (hoffentlich!) / nicht verstanden..... |
>
>>bitte, zum letzten Mal:
>>Im Beispiel bleibend, ist folgender Satz richtig?
>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
Wäre hier auch ein"Ja" richtig gewesen?
>Die kalkulierten Zinsen (müssen ja in jedem Fall in die Kalkulation eingehen) und Gewinne (auf die verzichtet werden kann, da kein Gewinnzahlungszwang!).
>Dann auch nur zur Räumung dieses entsprechend vorfinanzierten Angebots, das seinerseits für sich allein betrachtet werden muss (also nicht per Räumung unter Zuhilfenahme aus anderen Produktionen, d.h. deren Vorfinanzierung).
>Und natürlich ohne Räumung via Tausch, d.h. Gegenleistung in Form von bereits bis zum Räumungszeitpunkt existenten Waren (Sachen) oder geleisteten Diensten. Der Gewinn vor allem kann"ertauscht" werden, der Zins muss, sofern monetär und nicht in Form von Waren- oder Dienst-Leistungsbeschleunigung erbracht, dann monetär abgewickelt werden.
>Gruß
>d.
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dottore
23.02.2002, 16:53
@ JüKü
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Re: Hallo, @dottore, eine letzte Frage (hoffentlich!) / nicht verstanden..... |
>>
>>>bitte, zum letzten Mal:
>>>Im Beispiel bleibend, ist folgender Satz richtig?
>>>Wenn die Summe aus Zinsen und Gewinn der laufenden Periode höher ist als die der Vorperiode ist eine höhere Verschuldung (zur Räumung des Angebotes) erforderlich.
>Wäre hier auch ein"Ja" richtig gewesen?
Natürlich! Ich muss nur immer darauf bestehen, zwischen kalkulierten<(b> und [b]realisierten Preisen zu unterscheiden. Den Unterschied macht just die höhere Verschuldung aus.
Da wir uns in der Praxis angewöhnt haben, die Angebotspreise als die"wirklichen" Preise zu betrachten, egal ob der Markt geräumt wurde oder nicht (so werden auch Preisstatistiken gemacht), muss ich darauf immer wieder hinweisen, weil es, glaube ich, das Verständnis erleichtert.
Gruß
d.
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JüKü
23.02.2002, 16:55
@ dottore
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Re: Hallo, @dottore, eine letzte Frage (hoffentlich!)/jetzt bestens klar, danke! (owT) |
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Popeye
23.02.2002, 17:41
@ dottore
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POPEYE FREUT SICH! DANKE AN ALLE |
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die meine schwachsinnigen Fragen ertragen/beantwortet haben.
Eine kleine Belohnung für den unermüdlichen dottore (Bücherfreund?)
http://www.muellerscience.com/WIRTSCHAFT/Geschichte/Lit.oekonomischeSchriften(2440v-1850).htm
Grüße
Popeye
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dottore
23.02.2002, 18:14
@ Popeye
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Re: Dank an Popeye für die schöne Liste und der Meister Müller... |
... muss schnell ergänzen (siehe Katalog Kress Library und Katalog Goldsmith).
Vor allem fehlen wichtige frühe kaufmännische Rechenbücher (beim Widman muss es heißen Behende, der Bamberger Druck liegt nur in dem einen Ex. in Zwickau vor, Ratsbibliothek - ein Zauberstück! Drucker: Pfister, Gutenberg-Schüler), u.a.:
1478 - Treviso-Arithmetik
1484 - Borghi-Arithmetik, sehr viele Auflagen
1488 - Sacrobosco-Algorismus
1491 - Algorismus novus (Ende:... vel Mercatorum regula)
1492 - Pellos-Arithmetik
1492 - Peurbach-Arithmetik
1500 - Licht (mit Abacus-Beispielen)
Und dann vor allem die beiden 1514 bei Ã-glin, Augsburg erschienenen RB von Köbel (Rechnen auf der Linie) und Böschenstein (Rechnen mit Ziffern), jeweils für Kaufleute gedacht.
Und natürlich fehlen die drei sächsischen Münzschriften (erste"Wirtschaftstheorie" in deutscher Sprache). Davon habe ich eine. Freu!
Hatte auch die anderen selbst mal gehabt (wenigstens in der Hand -:)). Den Chiarini hatte ich dafür falsch datiert, war 1481. Sorry.
Aber die Zusammenstellng der frühen Bücher (Antike) ist große Klasse und dafür herzlichen Dank. So was habe ich immer gesucht.
Gruß
d.
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Popeye
23.02.2002, 18:44
@ dottore
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Re: Dank an Popeye für die schöne Liste und der Meister Müller... |
Nider, Johannes, ca. 1380-1438. De contractibus mercatorum. [Cologne, Ulrich Zell, ca. 1468.] [29]. ; 22 cm
Freut mich, dass es was nützliches war. Obiger Titel fehlt auch - 8 Auflagen vor 1500.
Gruß Popeye
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