dira
28.02.2002, 12:50 |
Tux wird im Bundestag zum Hinterbänkler Thread gesperrt |
Nach fast einjähriger Vorbereitungszeit und einer bis zuletzt von heftigem Lobbying begleiteten Debatte hat die für Informations- und Kommunikationstechnologie zuständige Kommission (Iuk-Kommission) am heutigen Donnerstag über ihre Empfehlung zur zukünftigen IT-Landschaft des Bundestags entschieden. Auf die 150 Server wird demnach von 2003 an eine weitgehend auf Linux basierende Lösung einziehen, während die 5000 Arbeitsrechner zunächst unter Windows XP laufen sollen."Damit haben wir den Einstieg in die Migration hin zu Open Source geschafft", erklärte Steffi Lemke, für die Bündnisgrünen in der IuK-Kommission, gegenüber heise online. Einer weiteren Hinwendung zu Open Source stehe damit nur noch wenig im Wege.
CDU und FDP hatten in der Sitzung am frühen Morgen noch versucht, mit einem Geschäftsordnungsantrag den Beschluss zu vertagen."Wir haben vor einer Woche erst ein 500 Seiten starkes Gutachten auf den Tisch bekommen", erläuterte Hans-Joachim Otto, medienpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, die Bedenken gegenüber heise online. Da sei es"mutig" gewesen, schon jetzt eine abschließende Entscheidung zu treffen. Steffi Lemke dagegen betrachtet nach dem einjährigen Vorlauf und einer klaren Vorlage der Bundestagsverwaltung den Abwägungsprozess als"sehr gut vorbereitet". Der Antrag von CDU und FDP sei daher mit Stimmen von Rot-Grün zurückgewiesen worden.
Die jetzt gewählte Variante ist eine Mischlösung, die in der beim Berliner Beratungshaus Infora in Auftrag gegebenen Studie den zweiten Platz belegte. Dabei werden nicht nur die E-Mail- und Groupware-Server unter Linux laufen, sondern auch die Datei- und Druckserver sowie die Anwendungen für die Benutzeranmeldung, Datenbanken und -Datensicherung auf Open Source umgestellt. Microsofts Verzeichnisdienst Active Directory, für den sich CDU und FDP stark gemacht hatten und den Microsoft in letzter Minute noch intensiv beworben hatte, kommt in dieser Lösung nicht zum Einsatz. Stattdessen setzt der Bundestag auf den Open-Source-Software-OpenLDAP. Bereits im Vorfeld der Entscheidung hatte der IuK-Vorsitzende Küster darauf verwiesen, dass gerade der Verzeichnisdienst von strategischer Bedeutung und wichtig für die Freiheit bei zukünftigen Software-Anschaffungen sei.
Noch nicht entschieden ist die Frage, ob Abgeordnetenbüros auf ihren vorgesehenen XP-Clients auch im offenen Quellcode verfügbare Office-Pakete wie OpenOffice einsetzen dürfen."Es gab zahlreiche Anforderungen für diese Variante von den Mitarbeitern", berichtet Lemke. Noch gebe es aber"vieles zu kalkulieren", bevor eine Entscheidung erfolgen könnte. Ein Vertreter des Bundesrechnungshofs, der sich bereits lange vor der Bundestagsentscheidung für den Einsatz von Open Source in der Bundestagsverwaltung stark machte, empfahl der IuK-Kommission in einer aktuellen Stellungnahme allerdings,"neben dem Betriebssystem der Server auch bei der weiteren Informationstechnik des Deutschen Bundestags (Arbeitsoberfläche, Bürokommunikation, Fachanwendungen) auf Offenheit zu achten." Die Abkehr vom Betriebssystem des bisher marktbeherrschenden Anbieters, so die Kassenprüfer weiter, verspreche nach derzeitigem Kenntnisstand"zumindest längerfristig Kostenvorteile und ein Mehr an Sicherheit".
Den endgültigen Beschluss über die im Bundestag laufenden Betriebssysteme wird der Ältestenrat des Bundestags treffen, aller Voraussicht nach in seiner Sitzung am 14. März. Dass das Gremium von der Vorlage der ihm zuarbeitenden IuK-Kommission noch abweicht, ist kaum zu erwarten. Die Debatte um die Entscheidung war in letzter Zeit sehr hitzig geführt worden, wobei beide Seiten gern auf"offene Briefe" zurückgegriffen hatten. Microsoft hatte über seine Lobbying-Agentur Hunzinger den Abgeordneten aber auch Windows-Produkte bei gelegentlichen Mittag- und Abendessen sowie mit Hinweisen auf drohende Cyberterror-Anschläge schmackhaft zu machen versucht. In einer Petition hatten sich dagegen Abgeordnete aller Fraktionen für den Einsatz von Linux stark gemacht und zur Initiative Bundestux zusammengeschlossen. Sie bezeichneten die"Einführung eines Freien Betriebssystems im Deutschen Bundestag aus ordnungs-, wettbewerbs- und standortpolitischen sowie demokratischen Gründen" als ein"notwendiges Signal für Deutschland". (Stefan Krempl) / (odi/c't)
Quelle
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dira
28.02.2002, 12:52
@ dira
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Microsoft: Windows ist sicherer und besser als Linux |
Obwohl die heiß umkämpfte Entscheidung über die neue IT-Landschaft des Bundestags bereits weit gehend gefallen ist, versucht Microsoft in letzter Minute noch einmal die Parlamentarier für Windows-Produkte einzunehmen. In einem am gestrigen Mittwoch an Mitglieder der Kommission des Bundestags für Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) versandten Brief, der heise online vorliegt, rührt Kurt Sibold noch einmal kräftig die Werbetrommel. Dem Chef von Microsoft Deutschland zufolge sind Microsoft-Systeme demnach sicherer als Open-Source-Alternativen, leichter administrierbar und keineswegs für die Verwaltung unerschwinglich.
"Die aktuellen Microsoft-Betriebssysteme", schreibt Sibold,"bieten eine Reihe von Sicherheits-Funktionen, die weit über das hinausgehen was derzeitige Open Source-Systeme zur Verfügung stellen." Als Beispiele nennt der Microsoft-Manager unter anderem das"durchgehende zentralisierte Sicherheitsmanagement", das"Unterbinden der Ausführung von Schadprogrammen" wie Viren auf den Arbeitsplätzen sowie die Unterstützung des Einsatzes von SmartCards und kompletten Verschlüsselungslösungen ohne Zusatzaufwand.
Bei einer Umstellung auf Linux handeln sich die Abgeordneten dem Schreiben zufolge ferner zahlreiche Unwägbarkeiten ein."Wie sich der Markt der Open Source-Systeme weiterentwickelt ist nicht absehbar", warnt Sibold. Das beträfe auch die Kostenseite. So sei es durchaus möglich, dass neben StarOffice weitere Open-Source-Software mit kostenpflichtigen Lizenzmodellen versehen würden. Ähnlich wie im Unix-Markt könnten zudem herstellerabhängige Linux-Derivate entstehen und die vom Deutschen Bundestag gewählte Linux-Distribution zu diesen gehören.
Besonders schmackhaft versucht Microsoft der IuK-Kommission den Einsatz des Verzeichnisdienstes Active Directory zu machen, über dessen Verwendung die Abgeordneten noch streiten. Das Serverprogramm basiert laut Sibold auf offenen Standards wie Kerberos und LDAP und sei daher grundsätzlich kompatibel mit Alternativen wie OpenLDAP aus der Linux-Welt. Der Microsoft-Chef bietet sogar an,"für den Fall der Einführung von Active Directory in der Bundestagsverwaltung eine spätere Ablösung durch einen anderen LDAP-Verzeichnisdienst zu unterstützen".
Im Bundestag wird dem Beeinflussungsversuch in der letzten Minute allerdings kaum noch Bedeutung zugemessen."Wir haben gelernt, mit solchen Lobbyingmaßnahmen umzugehen", erklärte Steffi Lemke, Mitglied der IuK-Kommmission des Ältestenrats für die Bündnisgrünen, gegenüber heise online. Stärker pikiert hat die Abgeordnete, dass Microsoft"kurz vor der wichtigen Entscheidung" vergangenen Mittwoch noch zu einem parlamentarischen Abend mit Gala-Dinner geladen hatte.
Für den Beauftragten für Neue Medien der SPD-Fraktion, Jörg Tauss, ist der Brief erneut ein Baustein in der von ihm bereits in einem offenen Brief kritisierten"massiven Einflussnahme" Microsofts auf den parlamentarischen Prozess. Mit seinen teilweise irreführenden Argumenten habe Sibold einen letzten"Sirenengesang" angestimmt. Besser wäre es allerdings, so der Netzpolitiker, wenn Microsoft endlich mehr Offenheit im Sicherheitsbereich an den Tag legen und auf Berichte über Softwarefehler rascher reagieren würde. (Stefan Krempl) / (anw/c't)
Quelle
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black elk
28.02.2002, 13:07
@ dira
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CDU und FDP haben sich überlebt |
Die Opportunisten der 3% Partei FDP sind die schlimmsten. Nicht die geringste soziale Komponente im Wahlprogramm. Nur Abzocke pur durch Freiberufler wie Ärzte, Rechtsanwälte, Immobilienmakler und sonstige Kleinunternehmer. Hauptsache es geht mir selbst gut..
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Diogenes
28.02.2002, 14:16
@ dira
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Eine MS-Spezialversion würde dem CIA und der NSA sicher gut gefallen |
Nehmt Linux. Quellcode genau durchsehen und selber kompilieren.
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PuppetMaster
28.02.2002, 14:49
@ Diogenes
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Re: Eine MS-Spezialversion würde dem CIA und der NSA sicher gut gefallen |
>Nehmt Linux. Quellcode genau durchsehen und selber kompilieren.
guter witz - oder?
manche"verletzlichkeiten" sind nicht so offensichtlich,
z.b. ein fehler im compiler kann stapel zum überlaufen bringen usw.
selbst die c standard library scheint nicht 100% sicher zu sein.
das hilft dir kein quellcode, da muss ein debugger ran.
ein lebensjob, der mit jeder neuen release von vorne beginnt:)
die total-cost-of-ownership explodieren so zudem förmlich.
gruss
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Diogenes
28.02.2002, 16:57
@ PuppetMaster
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Re: Eine MS-Spezialversion würde dem CIA und der NSA sicher gut gefallen |
>>Nehmt Linux. Quellcode genau durchsehen und selber kompilieren.
>guter witz - oder?
Nein ganz und gar nicht.
>manche"verletzlichkeiten" sind nicht so offensichtlich,
Wem sagst du das? ;-)
>z.b. ein fehler im compiler kann stapel zum überlaufen bringen usw.
>selbst die c standard library scheint nicht 100% sicher zu sein.
Also ich programmiere gelegentlich noch selber (meist C, C++, manchmal x86-Assembler). Eine Stapelüberlauf ergibt eine Fehlermeldung bzw. einen Programmabsturtz, das merkt man.
Die C-Standardlibary hat mir bis heute noch keine Probleme gemacht, Wundert mich auch nicht, weil ganze Heerschaaren von Programmierern damit seit zig Jahren arbeiten. In den Windows-Libarys habe ich hingegen schon einige Bugs erlebt.
Der Teufel steckt in den Netzwerkfuntionen bzw. den verwendeten Protokollen, hier liegt der Schlüssel für die Sicherheit. Wer auf Hintertüren checken will, braucht den Quellcode - den es von MS nicht gibt.
>das hilft dir kein quellcode, da muss ein debugger ran.
Ohne Quellcode kann man nicht debuggen. Es sei denn man geht mit einen Disassembler ran und schupft dann Hexcodes und Register - viel Vergnügen.
>ein lebensjob, der mit jeder neuen release von vorne beginnt:)
>die total-cost-of-ownership explodieren so zudem förmlich.
Ja, aber das ergeht MS nicht anderst, daher die Legionen von Patches.
Man braucht nicht ständig eine neue Version, nur eine die funktioniert (getestet/nachgebessert wird, bis sie funktioniert).
>gruss
Gruß
Diogenes
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