Taktiker
04.03.2002, 01:57 |
Verschwörungstheorien... Thread gesperrt |
Mal grundsätzlich zu Kommunikationstopologien:
In einem sogenannten Zwangssystem entwickeln sich Kritik und Widerspruch wohl zwangsweise in netzartiger Form, während man in einer freiheitlichen Ordnung von Sterntopologien sprechen kann.
Im Zwangssystem wird die Kritik bzw. der Gegenentwurf nur im näheren Umkreis weitergereicht, d.h. der Multiplikationseffekt ist sehr klein. Andererseits kann man davon ausgehen, dass sich dadurch eine enorme Gleichrichtung der alternativen Ideen ergibt. Sieht man von minimalen Modifikationen bei der reinen Weitergabe der Kritik ab, entsteht ein sehr kohärenter Gegenentwurf. Dieser verbreitet sich zwar sehr zögerlich, ist in seiner Gefährlichkeit aber sehr hoch, da er sehr homogen ist.
In einem freien System kann jeder sich auf den Marktplatz stellen und laut reden, im TV Reden halten, Bücher schreiben, Zeitungen herausgeben und Leserbriefe schreiben, eine Partei gründen und Vesammlungen abhalten etc etc. Dadurch entstehen Knotenpunkte der Meinungsbildung (Sterntopologie) mit einem höheren Multiplikationseffekt als in einem Zwangssystem. Da ein übergeordnetes Netz fehlt, weichen etwaige Gegenentwürfe (Kritik o.ä.) in ihrer Form sehr stark voneinander ab. Während B den A in Punkt 1 kritisiert, in Punkt 2 lobt, könnte C den A in Punkt 1 loben, in 2 kritisieren.
Es entstehen sehr unterschiedliche Entwürfe, die in ihrer Gesamtheit so ungefährlich sind wie 10 untereinander zerstrittene Gegenkandidaten bei einer Wahl dem bösen Desperado zwangsläufig unterliegen müssen. Kritik, oder im Falle 9-11 mögliche Versionen über die Hintergründe des Anschlags, werden durch den Vielklang in ihrer Gesamtheit so diffus, dass sie allesamt in die Schublade"Exotik, Paranoia und andere Verwirrungungen" gesteckt werden... und völlig unbeachtet bleiben.
Interessant da auch die Diskussionen um"Verschwörungstheorien" in Mainstreammedien wie heute im ZDF oder Spiegel, Zeit & anderswo. Immer wird pauschal über"die Theorien" gesprochen, nie über eine konkrete, denn mit welcher sollte man denn anfangen? Insofern ist die Hoffnung auf eine ernsthafte Behandlung des 9-11 Themas völlig illusionär.
Genauso illusionär wie die Hoffnung, dass eine in einem freiheitlichen System ausgesprochene Systemkritik jemals ernsthaft gefährlich werden könnte. Damit aber offenbart das freiheitliche System, dass es noch unterdrückerischer bzw. reformresistenter ist als das Zwangssystem. Während in letzterem der Wächter jeden um Hilfe schreienden Gefangenen sofort exekutiert, separariert das freiheitliche System seine Gefangenen ("Individualität" ist Trumpf) und gibt jedem Gefangenen das verbriefte Recht, so laut wie möglich um Hilfe zu rufen. Was dann nach außen dringt, ist lediglich ein unverständliches Blöken mit größtmöglichem Schalldruck.
In der Internnetz-Welt gut vergleichbar mit Server- und Peer2Peer-Systemen bei Musiktauschdiensten:
Das Internet ist bzgl. seines dezentralen Peer2Peer-Charakters potenziell sehr wohl ein hochgefährliches Instrument. Solange einzelne Server 1:N die Massen bedienen, ist es beherrschbar. Napster war nur scheinbar ein Peer2Peer System. Ohne den zentralen Server ging es nicht. Wird aber im sternförmigen System ein einzelner Knoten gefährlich, wird er gezielt ausgeschaltet. Bzw. der Autor eines Buches, eine Zeitung, etc. diskreditiert, verfolgt, ausgeschaltet.
Ein reines Peer2Peer System für den Musiktausch wie z.B. Kaazaa wird jedoch zu einem ernsten Problem. In solchen Fällen ist der unterentwickelte"Ordnungsapparat" eines libertären Systems wirklich gefordert und zeigt dann meistens besonders amok-artige Reaktionen. Die Macht stützt sich ursprünglich weniger auf Zensur, als vielmehr auf einen überschaubaren Vielklang.
Andere Analogie: Teslas Resonanzfrequenzen. Mit einer solchen kann man ein Gebäude mit minimaler Energie zum Einsturz bringen. Man muß mit einem Taktgeber nur die Resonanzfrequenz treffen und dann ein Aufschaukeln der Amplitude abwarten. Einklang ist die Waffe. Zeit ist nachrangiger Faktor.
Traurige Konsequenz: Erst durch das Ausschalten kritischer Knotenpunkte (Napster) wächst ein echtes Netzwerk (kaazaa) heran, was dann den Durchbruch bringt. Oder anders: Ein freiheitliches System muß sich zwangsläufig in ein Zwangssystem verwandeln. Erst wenn einzelne Knotenpunkte der 9-11-Kritik gewaltsam ausgetreten werden, bildet sich ein echtes Netzwerk mit einer kohärenten Version, die dann Aussicht auf breite Überzeugungswirkung hat.
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Wal Buchenberg
04.03.2002, 08:49
@ Taktiker
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Re: Zutreffende Kritik ist ein Resonanzverstärker... |
Hallo Taktiker,
was du in deinem Beitrag über Verschwörungstheorien in freien und unfreien Systemen überlegst, sind interessante Gedanken, aber historisch traten Verschwörungstheorien desto häufiger und intensiver auf, je stärker der Zugang zu Informationen versperrt war. Beispiele: die Römischen Kaiser, vermeintliche oder wirkliche Verschwörungen im zaristischen Russland und unter Stalin usw.
Außerdem wiederspricht deine Resonanztheorie deiner Verschwörungstheorie:
Zutreffende Kritik ist ein Resonanzverstärker und bringt die geistigen Gebäude zum Einsturz, aber sie muss die kritisierten Verhältnisse nicht nur anklagen, sondern in ihrer Ursachen und Folgen verstehen und erklären können..
Was an Verschwörungsthesen zum 11. September kam, stand erstens in Konkurrenz zur offiziellen US-Verschwörungstheorie: BinLaden ist an allem schuld!
Zeitens haben sich die Alternativthesen zur offiziellen Theorie selbst überlagert und ausgelöscht, weil sie nur mögliche Hintergründe vorbrachten.
Möglich ist aber Vieles, und je mehr Möglichkeiten vorgebracht werden, desto weniger wird damit erklärt.
Für alle offensichtlich ist jedoch, dass die US-Regierung kein Interesse hat an der Aufklärung des Hergangs und der Vorgeschichte des 11.September. Das weiß jeder, und das lässt sich im Moment nicht durch wilde Spekulationen ändern.
Ich denke, der zentrale Punkt ist derzeit die Frage der US-Kriegspolitik. Für die ist der"Krieg gegen den Terror" nur Vorwand. Aber das lässt sich nur konkret nachweisen, nicht durch Verschwörungsspekulationen.
Gruß Wal
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nereus
04.03.2002, 09:55
@ Taktiker
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Re: Verschwörungstheorien... - alle Theorie ist grau.. die praktischen Dinge |
sind irgendwie aussagekräftiger.
Daher stelle ich diesen lesenswerten Beitrag von Alexandra Baader aus einem anderen Forum hier rein
Frau Baader ist der politische Kopf von Ceiberweiber auf deren Seite man sehr schöne Analysen über die WTC-Ereignisse lesen kann.
fettgeschriebene Hervorhebungen sind von mir
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Alexandra
lieber marco, dein posting erinnert mich an die vermutungen, die es früher bei den österreichischen grünen gab, sie seien von der spö fremdbestimmt. die eigentlichen grünen wurden bei uns ja von leuten übernommen, die kurz vorher noch verächtlich auf so"bürgerliches" zeugs wie umweltschutz runterschauten, aber besonders linke und alternative hinausintrigierten, als es um mandate ging.
ich kann dir nur das Buch"das waren die grünen" von jutta ditfurth empfehlen, wo sie nicht nur die entwicklung schildert, sondern auch, wie sie als parteisprecherin abgeschossen wurde, nachdem sie sich nicht von der cia anwerben liess. sie deutet an, dass andere da weit weniger skrupel hatten.
ich habe mal mit ihr über fremdeinflüsse geredet, vor ziemlich genau 13 jahren, als sie bei einer veranstaltung in österreich war. sie meinte, dann ist es bei euch also auch so, wobei ich noch nicht wusste, worauf sie sich bezieht. damals jedoch war ich selbst einschüchterungen ausgesetzt und bekam mit, wie vorbereitungen für einen eventuell notwendigen reitunfall für mich getroffen wurden. ich stand wohl der entsprechenden weiblichen betreuung des damals formalen parteichefs im wege. Während ich eingeschüchtert wurde, erzählte man ihm völlige lügen über mich, so dass er mir auswich und der weg frei war. und warum dieser aufwand? die österr. grünen waren wichtig bei der verschleierung der bezüge der skandale lucona und noricum - angeblich versicherungsbetrug bzw. solitärer waffendeal korrupter manager mit dem iran. als es im parlament untersuchungsausschüsse zu den beiden skandalen gab, war george herbert walker bush, dessen rolle nicht enthüllt werden sollte, präsident der usa. als das schiff lucona sank, war er chef der cia und seine firma zapata hatte einen strohmann, der den lucona-deal abwickelte. noricum fand während des iran-irak-krieges statt, als bush als vizepräsident der usa, was er mit cia-hilfe geworden war, im weissen haus für covert operations zuständig war.
Marco
Hallo Alex, ich weiss so ad hoc kaum etwas zu Deinen Zeilen zu entgegnen. Inwiefern hast Du das publik gemacht? Momentan kann ich nur sagen, dass ich mir wohl einmal Jutta Ditfurths Buch zu lesen...
Alexandra
lieber marco, so einfach ist es nicht, derlei zu thematisieren. medien berichten nur über bestimmte dinge, die bestimmte leute tun, was in österreich z.b. auf die fpö zutrifft. wenn andere ähnliches oder schlimmeres tun, wird es ignoriert. besonders deutlich werden die hintergründe, wenn us-kriege bejubelt und von propaganda und desinformation begleitet werden. das bedeutet nicht, dass alles, was verschwiegen wird, ähnliche hintergründe hat.
wenn jedoch nach dem gleichen muster wie bei us-kriegen innenpolitisches tabuisiert wird, stellt sich die frage nach dem einfluss der usa auf die medienberichterstattung und nach den verbindungen jener, die dabei politisch protegiert werden, zu den usa. was in den österr. grünen passiert, wird jedenfalls umfassend tabuisiert, weswegen es auch fast nicht möglich ist, etwas zu unternehmen...
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mfG
nereus
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dira
04.03.2002, 09:59
@ nereus
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habe das von Jutta - allerdings noch nicht gelesen. Kommt als nächstes dran!:-) (owT) |
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mguder
04.03.2002, 16:27
@ Taktiker
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Re: Verschwörungstheorien... |
>In einem sogenannten Zwangssystem entwickeln sich Kritik und Widerspruch wohl zwangsweise in netzartiger Form, während man in einer freiheitlichen Ordnung von Sterntopologien sprechen kann.
>Im Zwangssystem wird die Kritik bzw. der Gegenentwurf nur im näheren Umkreis weitergereicht, d.h. der Multiplikationseffekt ist sehr klein. Andererseits kann man davon ausgehen, dass sich dadurch eine enorme Gleichrichtung der alternativen Ideen ergibt. Sieht man von minimalen Modifikationen bei der reinen Weitergabe der Kritik ab, entsteht ein sehr kohärenter Gegenentwurf. Dieser verbreitet sich zwar sehr zögerlich, ist in seiner Gefährlichkeit aber sehr hoch, da er sehr homogen ist.
>In einem freien System kann jeder sich auf den Marktplatz stellen und laut reden, im TV Reden halten, Bücher schreiben, Zeitungen herausgeben und Leserbriefe schreiben, eine Partei gründen und Vesammlungen abhalten etc etc. Dadurch entstehen Knotenpunkte der Meinungsbildung (Sterntopologie) mit einem höheren Multiplikationseffekt als in einem Zwangssystem. Da ein übergeordnetes Netz fehlt, weichen etwaige Gegenentwürfe (Kritik o.ä.) in ihrer Form sehr stark voneinander ab. Während B den A in Punkt 1 kritisiert, in Punkt 2 lobt, könnte C den A in Punkt 1 loben, in 2 kritisieren.
>Es entstehen sehr unterschiedliche Entwürfe, die in ihrer Gesamtheit so ungefährlich sind wie 10 untereinander zerstrittene Gegenkandidaten bei einer Wahl dem bösen Desperado zwangsläufig unterliegen müssen. Kritik, oder im Falle 9-11 mögliche Versionen über die Hintergründe des Anschlags, werden durch den Vielklang in ihrer Gesamtheit so diffus, dass sie allesamt in die Schublade"Exotik, Paranoia und andere Verwirrungungen" gesteckt werden... und völlig unbeachtet bleiben.
>Interessant da auch die Diskussionen um"Verschwörungstheorien" in Mainstreammedien wie heute im ZDF oder Spiegel, Zeit & anderswo. Immer wird pauschal über"die Theorien" gesprochen, nie über eine konkrete, denn mit welcher sollte man denn anfangen? Insofern ist die Hoffnung auf eine ernsthafte Behandlung des 9-11 Themas völlig illusionär.
>Genauso illusionär wie die Hoffnung, dass eine in einem freiheitlichen System ausgesprochene Systemkritik jemals ernsthaft gefährlich werden könnte. Damit aber offenbart das freiheitliche System, dass es noch unterdrückerischer bzw. reformresistenter ist als das Zwangssystem. Während in letzterem der Wächter jeden um Hilfe schreienden Gefangenen sofort exekutiert, separariert das freiheitliche System seine Gefangenen ("Individualität" ist Trumpf) und gibt jedem Gefangenen das verbriefte Recht, so laut wie möglich um Hilfe zu rufen. Was dann nach außen dringt, ist lediglich ein unverständliches Blöken mit größtmöglichem Schalldruck.
>In der Internnetz-Welt gut vergleichbar mit Server- und Peer2Peer-Systemen bei Musiktauschdiensten:
>Das Internet ist bzgl. seines dezentralen Peer2Peer-Charakters potenziell sehr wohl ein hochgefährliches Instrument. Solange einzelne Server 1:N die Massen bedienen, ist es beherrschbar. Napster war nur scheinbar ein Peer2Peer System. Ohne den zentralen Server ging es nicht. Wird aber im sternförmigen System ein einzelner Knoten gefährlich, wird er gezielt ausgeschaltet. Bzw. der Autor eines Buches, eine Zeitung, etc. diskreditiert, verfolgt, ausgeschaltet.
>Ein reines Peer2Peer System für den Musiktausch wie z.B. Kaazaa wird jedoch zu einem ernsten Problem. In solchen Fällen ist der unterentwickelte"Ordnungsapparat" eines libertären Systems wirklich gefordert und zeigt dann meistens besonders amok-artige Reaktionen. Die Macht stützt sich ursprünglich weniger auf Zensur, als vielmehr auf einen überschaubaren Vielklang.
>Andere Analogie: Teslas Resonanzfrequenzen. Mit einer solchen kann man ein Gebäude mit minimaler Energie zum Einsturz bringen. Man muß mit einem Taktgeber nur die Resonanzfrequenz treffen und dann ein Aufschaukeln der Amplitude abwarten. Einklang ist die Waffe. Zeit ist nachrangiger Faktor.
>Traurige Konsequenz: Erst durch das Ausschalten kritischer Knotenpunkte (Napster) wächst ein echtes Netzwerk (kaazaa) heran, was dann den Durchbruch bringt. Oder anders: Ein freiheitliches System muß sich zwangsläufig in ein Zwangssystem verwandeln. Erst wenn einzelne Knotenpunkte der 9-11-Kritik gewaltsam ausgetreten werden, bildet sich ein echtes Netzwerk mit einer kohärenten Version, die dann Aussicht auf breite Überzeugungswirkung hat.
Hallo Taktiker,
sehr intelligenter Beitrag zum Thema. Vor ein paar Tagen habe ich schon einmal die Frage gestellt, was denn konkret unter einer"Verschwörungstheorie" zu verstehen sei, und die Antworten dazu waren mehr als dürftig, eben weil der Begriff geziehlt zur Diffamierung von Systemkritikern gebraucht wird und somit so schwammig wie möglich gehalten wird.
In meinen Wörterbuch steht ganz eindeutig, was eine Verschwörung ist: die Gründung eines Geheimbundes. Diese Definition ist aber offenbar kaum jemandem geläufig. Ein geheimes Kartell zur Preisabsprache Beispielsweise, kann man ohne Problem als Verschwörung bezeichnen. Verschwörungen sind also durchaus nichts ungewöhnliches und sind nicht notwendigerweise paranoide Phantasien.
Die Theorie eines Weltweiten Terrorgeheimbundes mit Namen"Al Kaida" ist zum Beispiel ein klassisches Beispiel für eine Verschwörungstheorie. Diese wird aber vom Großteil der Medien als Tatsache geschluckt.
Theorien über Geheime Aktionen von Geheimdiensten sind übrigens nicht ohne Weiteres als Verschwörungstheorie zu bezeichnen, da der Bund (i.e. die Organisation) nicht geheim sondern sogar sehr bekannt ist.
Fazit: Begriffe sollten klar definiert werden, bevor man sie benutzt, es sei denn, man möchte manipulieren, nicht informieren.
Besten Gruß
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